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Wenn die Sonne untergeht...

von

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Leere und was danach kommt

7. Kapitel Leere und was danach kommt
 

Tot, er war also wirklich Tot. Ich lächelte leicht traurig, während mir schon wieder die Tränen in die Augen traten. ich wusste nicht wie lande ich schon hier stand, den Mond betrachtete, der Wind mein Haar zerzauste und ich meine Hände an den Armen rieb, weil mir kalt war. Kathi hatte mich schon öfter gefragt, ob ich mich nicht an das Feuer zu ihr setzten wolle, aber ich konnte nicht. Lieber würde ich in dieser Kälte erfrieren, als dass ich noch einmal einen Fuß in diese Höhle setzten würde. Aber es war ja sowieso egal. Es würde mir nichts ausmachen wenn ich jetzt sterben würde, es wäre mir egal, denn ich wollte nicht mehr leben. Das einzige das ich fühlte war dieser Schmerz, der mich immer fast zum zerreißen brachte, wenn ich an Niclas dachte. Sonst war da nichts, nur eine große dunkle Leere. Sie verschlang mich immer mehr und mein Wille zu leben wurde immer schwächer um so größer sie wurde und sie war sehr groß, groß und schwarz. Es machte mir nichts aus, denn mir war im Moment alles egal. Was war schon das leben wenn es nichts lebenswertes gab? Warum sollte ich mich weiter durch das Leben quälen ohne ihn? ich hatte ja keinen Grund dazu mehr! Aber da war noch Kathi, was würde sie wohl dazu sagen wenn ich beschlösse zu sterben? ich wollte nicht schon wieder jemanden im Stich lassen, vor allem nicht hier. Nicht an diesem Ort, der mir das genommen hatte, was mir am meisten bedeutete. Er hatte mir zwar auch etwas gegeben, doch das war für mich nicht so viel wert wie das andere. Ich ließ seinen Dolch wie so oft schon durch meine Finger gleiten und fuhr die Schriftzeichen nach. Es war Niclas' Dolch gewesen, das einzige das ich von ihm hatte außer meiner Erinnerung. Die Scheide des Dolchs lag neben mir und die Linien leuchteten schwach. Wieder stahl sich ein leichtes verzogenes Lächeln auf meine Lippen. Meine Erinnerung, sie beinhaltete wirklich sehr viel. Unsere gemeinsamen Momente! Toll! doch was wusste ich den bitte schon über ihn? In den letzten neun Jahren hatte ich kaum etwas erfahren! O.k., ich wusste, dass er ohne Eltern aufgewachsen war, weil sie schon früh gestorben waren und dass er schon immer ein Vampir gewesen war! Aber das war auch alles was ich über seine Vergangenheit wusste! Seine Freunde kannte ich kaum und die hätten mir sowieso nichts gesagt. Seine Ausbildung als Soldat wäre bald fertig geworden. doch das Zaubern und die stärkeren Sachen lernte man erst kurz, sehr kurz vor dem Ende.

Ich hätte eine Margierin werden können, der Lehrer, den ich damals hatte ,sagte ich hätte Talent dazu. Ich wollte aber nicht, weil ich dachte man lernt da sowieso nur Kampfzauber und kämpfen wollte ich nicht. Ich wollte niemals jemanden verletzen und doch hatte ich nun jemanden sehr verletzt, nämlich mich selber durch meine Unfähigkeit mich zu verteidigen. Ich lachte leise auf und Tränen liefen mir über die Wangen. Vielleicht hätte ich ihn retten können, wenn er mich nur nicht beschützt hätte. Es hätte mir nichts ausgemacht zu sterben, wenn ich gewusst hätte, dass er dann leben würde, dass sie beide leben würden, Niclas und Kathi. Aber nein! Er musste mich ja beschützen und hat mich einfach alleine hier auf dieser Welt zurückgelassen! Oh nein! Jetzt verfiel ich auch noch in Selbstmitleid. ich denke nicht das es ihm nun viel besser gegangen wäre an meiner Stelle. Ich hasste! Warum mussten immer alle versuchen mich zu retten? Erst meine Mutter und dann er! Ich hatte es doch gar nicht verdient zu leben. Ich konnte wirklich gar nichts richtig machen, außer andere Leute in Schwierigkeiten zu bringen, die sie umbrachten. Und dann war da noch dieser Dolch, ich wusste nicht woher Niclas ihn hatte, aber er war irgendwie geheimnisvoll. Ich wusste wirklich gar nichts! Ich musste wohl sehr dumm sein! So dumm das es den meisten erst gar nicht mehr auffiel. Das Blut, das an dem Dolch klebte hatte ich mit Gras abgewischt, welches dann sofort verdorrt ist. Das löste also das Blut eines Werwolfs aus. Na ja der würde uns Erstmal in ruhe lassen, denn Niclas hatte ihn schwer verwundet. Aber es wäre eh egal wenn er zurückkommen würde. Vielleicht stürbe ich dann, aber das wäre sowieso Glück für die anderen, dann brächte ich sie zumindest nicht mehr in Schwierigkeiten, in denen sie umkämen. Kathi würde wahrscheinlich auch bald sterben, schließlich hatte ich sie gerne und alle starben, die ich mochte. Ein Fluch, vielleicht war es ein Fluch! Wäre gut möglich. Wahrscheinlich bin ich von jemanden verflucht worden, den ich auch in so eine Situation gebracht hatte. Höchst wahrscheinlich! Aber ich meine wer würde mir das schon glauben, wenn ich es nicht einmal selber glaubte? Niemand war wohl die passende Antwort dazu! Musste anscheinend an etwas anderem liegen als an einem Fluch! Unfähigkeit. Na ja doch auf das bin ich ja schon länger gekommen. Aber was bringt es mir eigentlich zu leben. Ich hatte nie einen besonderen Grund dazu. Ich wollte seid dem Tod meiner Mutter nur noch auf dieser Welt verweilen, weil sie ihr Leben für mich gegeben hatte. Soll ich mich jetzt noch weiter quälen, nur weil Niclas sein Leben für mich gegeben hatte. Aber mein Gott, sie sind tot! Ja ,tot ,beide tot... Ich weinte wieder leise vor mich hin. Was sollte ich jetzt machen? Gar nichts?! Mir würde es nichts ausmachen wenn ich stürbe. Kathi. Da war noch Kathi, ein schwaches, ängstliches, achtjähriges Menschenmädchen. Was würde sie dazu sagen, wenn ich ihr erzählte: Also ich hab' beschlossen, dass wir jetzt warten bis der Werwolf zurückkommt um uns zu fressen! Wahrscheinlich würde sie anfangen zu heulen. Na und schließlich war sie ja auch Schuld! Wäre sie nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert! Dann wäre ich mit Niclas nach Hause geflogen, den Werwolf hätte ich niemals getroffen und Kathi auch nicht. Das machte mich traurig. Wie konnte ich nur so über sie denken! Ich meine sie bedeutet mir ziemlich viel, sonst hätte ich sie einfach ihm Stich gelassen. ...ja, das wäre jemandem wie mir wohl zuzutrauen! Aber irgendwie hatte sie auch Mitschuld! Nein!!! Schließlich konnte sie ja nichts dafür, dass sie zu dieser Höhle gelaufen war und mich getroffen hatte. Sonst hätte ich sie niemals kennengelernt. Irgendwie kam mir das alles wie ein böser Alptraum vor. Vielleicht war es das und Niclas würde mich wieder anlächeln, wenn ich nur die Augen aufschlüge. Wenn ich es nur könnte. Gefangen. Gefangen in meinem eigenen Alptraum, der Wirklichkeit war. Ich konnte es einfach nicht glauben, ich wollte es nicht glauben, dass er wirklich tot war. Das ging einfach nicht! Er gehörte zu dieser Welt wie diese Welt zu ihm gehörte.

„ Was machen wir jetzt?", unterbrach Kathi meine Gedanken. Ja, das war eine gute Frage. Was sollten wir jetzt machen? Hier. In dieser verfluchten Gegend.

„ Ich weiß es nicht!", antwortete ich zögernd.

„ Niclas hätte eine Möglichkeit gewusst, da bin ich mir sicher.", murmelte sie leise vor sich hin. Ja, Niclas hätte eine Möglichkeit gewusst, bestimmt, aber Niclas war... er war...

„ Er ist tot!!! Und ich bin nicht Niclas!!", schrie ich, obwohl mir nicht bewußt war, dass ich schrie. Das kleine Menschenmädchen schreckte zusammen und Tränen stiegen ihr in die Augen. Mein Herz tat auf einmal weh, aber nicht nur weil ich seinen Namen ausgesprochen hatte, sondern auch weil ich ihr schmerzverzerrtes Gesicht sah. Ich wollte es nicht glauben, aber ich musste. Es würde nie wieder so werden wie früher, nie, nie wieder. Denn er war tot. Auch wenn ich es nicht akzeptieren wollte, konnte ich es nicht ändern. Er war wirklich tot, dass wurde mir durch Kathis Gesichtsausdruck klar. Er war tot und ich hatte gesehen wie sein Körper zu Staub zerfiel und der Wind ihn mitnahm, weit, weit fort von mir. Die Wahrheit änderte sich auch nicht nur weil ich ein achtjähriges Mädchen anschrie. Es half nichts überhaupt nichts.

„ Es tut mir Leid, Kathi! Wirklich...", sagte ich ,nahm sie in den Arm und trocknete ihre Tränen mit meinen Händen, so wie er es früher bei mir getan hatte. Er hatte dabei immer gelächelt, also versuchte ich es ebenfalls. Ich brachte nur ein verzerrtes, schwaches Lächeln zustande. Doch in diesem Moment reichte das vollkommen um ihre Tränen versiegen zu lassen.

„ Wir verlassen jetzt erst mal diesen Wald, über das weitere denken wir danach nach. OK?", fragte ich freundlich. Sie nickte leicht und nun lächelte sie mir auch leicht zu. Ich stand langsam auf und wandte mich zur höhle um, wie ich sie haßte. Am liebsten wäre ich wieder auf den Boden gesunken und hätte weiter getrauert. Aber Trauern konnte ich später, jetzt musste ich erst mal stark sein und Kathi aus diesem Wald hinaus bringen. Ja sie musste in Sicherheit gebracht werden. Sie sollte leben, das war das einzige was jetzt zählte. Ich schritt hinein und packte die paar Bündel mit Beeren und den Wasserschlauch zusammen, den ich ihr mitgebracht hatte, auch wenn ich nicht wusste für was ein Vampir so etwas benötigte, dass er es in seiner Küche aufbewahrte. Dann lehnte ich mich an die Wand und dachte nach:„ Wie sollen wir hier raus kommen? nachts ist es zu gefährlich und tagsüber bin ich nicht wach. na ja dann darf ich eben nicht einschlafen! das sagt sich so einfach, aber..." Etwas anderes konnte ich sowieso nicht tun und es würde auch bald Tag werden, also musste ich gar nicht so lange warten.

Müde, ja ich war müde als ich aus dem Eingang trat und mich der Sonne gegenüber sah. Sie strahlte hell im Himmel und ich zog mir meine Kapuze über den kopf und zog den Mantel eng zusammen damit möglichst wenig Haut Sonnenstrahlen abbekam, aber allzuviel half das nicht. Doch da musste ich nun durch, sonst würden wir hier noch eine Nacht lang bleiben müssen. die Bündel die ich vor ein Paar Stunden gepackt hatte warf ich mir über die Schulter. Wir mussten schnell vorankommen und diesen Wald möglichst früh verlassen.

„ Aus welcher Richtung bist du gekommen?", fragte ich.

„ Ähh ,also ich weiß nicht."

Toll! OK, ganz ruhig bleiben. Ich und er sind immer aus dem Westen gekommen, der Werwolf aus dem Süden. Dann sollten wir wohl am ehesten nach Osten wandern.

„ na dann los!", rief ich. Oh dass tat so weh und es wurde nicht viel besser durch den Schatten der Bäume. Diese blöde Sonne!

Der Wald wurde immer dichter und Kathi jammerte die ganze Zeit, dass ihre Füße weh tun würden. Mein Rücken fühlte sich an als würde er in flammen stehen und mein kopf als würde er in den nächsten paar Sekunden explodieren. wir mussten einfach schneller vorankommen, denn die Sonne sank immer mehr und außerdem zerschnitten diese dummen zweige ständig meine Hände. Das wäre nicht so schlimm gewesen wenn ich ein Mensch wäre, aber ich fühlte mich bei jedem Blutstropfen leerer, was meinen Hunger vergrößerte. Wie gern wäre ich stehen geblieben und hätte eine Pause gemacht. Doch das konnten wir uns nicht leisten. bald würde es zu regnen anfangen, denn die Wolken nahmen die Farbe von grau an und der Nebel verdichtete sich. ich fasste nach Kathis Hand, schließlich wollte ich sie nicht verlieren und Menschen sahen einfach viel schlechter. ich hoffte, dass der Wald bald aufhörte, als ich wieder zum Himmel schaute und die Sonne schon fast hinter den bäumen verschwunden war. es tat weh, aber es musste jetzt sein. Plötzlich stolperte ich, ich wollte mich noch mit der Hand an einem Baum abfangen, doch meine Finger bekamen keinen zu fassen. Also fiel ich und zog Kathi mit mir zu Boden, da ich ihre Hand festhielt.

ich landete hart und schürfte mir den Arm ein wenig auf. Kathi schrie auf als sie ebenfalls auf dem Boden aufschlug, ich hoffte es war nicht so laut, dass der Werwolf es gehört hatte oder irgendein anderes gefährliches Wesen. ich hatte die Augen bei dem fall zusammen gekniffen, damit ihnen nichts passierte. Langsam öffnete ich sie wieder und sah, dass wir ohne es zu ahnen aus dem Wald heraus gestolpert waren. ich lächelte und rappelte mich wieder hoch. ich konnte es nicht genau erkennen, aber ich glaubte das der Nebel sich hier ein bisschen lichtete und außerdem sah man den Schimmer eines aufgehenden Mondes. „ ist es vorbei?", fragte Kathi.

„ Noch nicht, aber bald!", antwortete ich ihr mit einem liebevollem lächeln.

Das kleine Menschenmädchen packte meine Hand fester und zog mich mit sich geradeaus durch das nasse Gras. ich ließ mich von ihr ziehen, denn falls wir uns wieder dem Wald näherten, konnte ich ihr das ja sagen schließlich sah ich es und das auch immer besser, da sich der Nebel immer mehr lichtete. Das Licht der Sterne und des Mondes drang immer mehr durch und irgend wie war ich mir sicher, dass zumindest Kathi das hier überleben würde.

Bald hatten wir den dichten Nebel hinter uns gelassen und mir wurde immer deutlicher, dass wir beide müde und erschöpft waren. Ich sah es schließlich auch ein als wir endlich einen matschigen Weg erreichten und so breitete ich meinen Umhang in dem nassen Gras am Wegesrand aus und setzte mich mit Kathi. Die Zeit verging, während wir dort saßen und den Mond betrachteten. Das kleine Mädchen fing noch an ein paar Beeren zu essen, doch schon nach wenigen Minuten schlief sie ein. Sie hatte sich gegen meine Schulter gelehnt und deshalb hob ich sie fest, als ich aufstand und ihr den Beutel mit den Beeren aus dem Schoß nahm. Ich legte sie auf den Mantel der zumindest teilweise trocken war und wollte den Beutel zurück zu den anderen Sahen legen, als mir auffiel, dass meine Haut immer heller wurde. Ich fluchte leise vor mich hin, denn wenn die Haut nicht mehr schneeweiß war, sondern noch weißer, war dass ein deutliches Zeichen dafür, dass ich unbedingt etwas zu Essen brauchte. Wenn wir nicht innerhalb von zwei bis drei Tagen ein Dorf oder etwas ähnliches erreichen würden, dann müsste ich sie eine Zeitlang allein in der Wildnis zurück lassen oder sie würde unweigerlich sterben. Denn bevor ein Vampir verhungerte übernahm sein Instinkt seinen Körper und er bekam die Kontrolle erst dann wieder zurück wenn sein Hunger gestillt war. Oh wie ich es hasste!!! Wie viele Menschen hatte ich allein dadurch schon getötet. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen, aber ich war nun schon seit neun Jahren ein Vampir und ein Wesen wie ich brauchte viel Blut um zu überleben, Menschenblut. ich sah zu Kathi hinüber und ich konnte mein verlangen förmlich spüren, bevor ich mich zwang wieder weg zu blicken. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich begann daran zu zweifeln, ob ich überhaupt noch drei tage Zeit hatte.

„ Ironie des Schicksals. Ein Segen und zugleich ein Fluch!", dachte traurig.

Ich weckte sie zu Beginn der Dämmerung und sie blinzelte mich mit verschlafenen Augen an.

„ Was? jetzt schon? die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen!", protestierte Kathi.

„ glaubst du ich will den ganzen Tag mit der Sonne im Rücken laufen?!", meinte ich dazu.

„ Ach so. Ja, du bist ja ein Vampir! Stimmt!", rief sie leise.

„Konnte man so etwas wirklich vergessen?", fragte ich mich , während ich das kleine Menschenmädchen überrascht ansah. Kathi fing langsam an aufzustehen, im Schneckentempo könnte man sagen, wenn nicht sogar noch langsamer. Ich blickte sie streng an und es hatte auch den gewünschten Effekt. Als das Kind mir nämlich in die Augen sah, konnte man sich plötzlich beeilen. Zwar mit einem sauren Gesichtsausdruck, aber das war mir gerade so etwas von egal. Ich wollte heute möglichst schnell vorankommen und auch in den nächsten tagen. Sobald wir ein Dorf erreicht hatten, konnten wir von mir aus im Schneckentempo laufen, aber nicht jetzt, was sehr vorteilhaft für sie wäre.

Die sonne war noch nicht aufgegangen als wir schon an einer Wegkreuzung ankamen. ich hoffte, das hier vor ein paar Tagen ein Mensch vorbei gekommen war, aber das war nicht der fall, sonst hätte ich ihn oder sie gerochen.

„ Was machen wir jetzt?", wollte Kathi wissen. Ich schwieg und dachte nach. Dann sagte ich: "Warte kurz!"

Ich ging in die hocke und sah mir die Steine an, die dort lagen. Als ich noch klein und ein Mensch war, ungefähr fünf oder sechs, hatte mich meine Mutter einmal zu ihren Eltern mitgenommen. zu einem kleinen Dorf in der Nähe von meiner Heimatstadt, in dem sie auch meinen Vater kennengelernt hatte, zumindest hatte sie mir das erzählt. zu dieser Zeit herrschte schon Krieg, aber nur an den grenzen des reiches, der uns nicht betraf, da wir weit, weit weg davon lebten. Erst ein paar Jahre danach ist das ganze Land vom Krieg überzogen worden. Damals hatte sie mir erklärt, als wir ebenfalls an eine Wegkreuzung gekommen waren, dass wenn ich den Weg nicht kannte und es keinen Wegweiser gab, ich mir die Steine anschauen müsste. Denn zu dieser zeit sind Schalen aus Holz in den Boden eingegraben worden und je nach Dorf oder Stadt wurden Steine dort hineingelegt. Keine normalen natürlich, aber runde Kugeln in verschiedenen Farben. Sie hatte gesagt, dass eine rote Kugel für eine Stadt stand und eine Blaue für ein Dorf. Es gab noch viel mehr Variationen, die für alles Mögliche standen, doch diese waren nun unwichtig. Als ich noch ein Mensch war dachte ich, ich würde das sowieso nie brauchen, doch nun war ich ihr dankbar dafür, wenn ich nur eine finden würde, dann wären die Chancen um vieles gestiegen ein Dorf in ein paar tagen zu erreichen. Ich tastete den Boden ab und wühlte die Erde ein wenig auf, in der Hoffnung auf ein eingegrabenes Stück Holz zu stoßen. Sie war feucht und es lagen dort viele Steine, doch kein einziger war rund oder hatte eine eigenartige Farbe. Die Sonne war zwar noch nicht aufgegangen, aber ich hätte es trotzdem sehen müssen, schließlich war ich ja ein Vampir, selbst wenn das Gras so hoch wie hier und so dunkel war.

ich ließ meinen Blick entmutigt noch einmal darüber schweifen und beschloss dann es in der anderen Richtung des Weges zu versuchen. Ich war mir so sicher gewesen, dass ich etwas finden würde und so suchte ich nur noch mit der halben Motivation.

Plötzlich schnitt ich mich am Finger und ich fing an leise zu fluchen, während ich nach dem Übeltäter Ausschau hielt. Ich fand in schließlich und sah in mit einem Lächeln an. Es bestand eine kleine Chance eine Kugel zu finden, aber diese kleine Chance war größer als bisher, denn der kleine Stein, an dem ich mich geschnitten hatte und an dem nun ein paar Blutstropfen von mir herunter tropften, war an zwei Seiten Messerscharf. Doch es kam auf die Dritte an und diese war rund und glatt. Also bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie von einer dieser kugeln abgesplittert war. Außerdem war sie relativ dunkel und ich hatte das Gefühl, dass hin und wieder ein Stich blau aufblitzte. das gab mir neue Hoffnung und so streifte ich das Blut an meinem Finger am Umhang ab und begann weiter zu suchen in der Nähe von dem abgesplitterten Stück Stein.

„ Volltreffer!!!", dachte ich als ich eine dreckverschmierte Kugel aus dem nassem Gras herausnahm. Sie war fast schwarz und hatte einen leichten blauen Schimmer, der an ihr immer weiter wanderte , zumindest schien es so. sie sah wirklich wunderschön aus. einzigartig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es auf dieser Welt noch eine von dieser Art geben konnte. ich hätte sie gerne mitgenommen, wirklich, aber sie gehörte an diesen Ort, um denen den Weg zu weisen, die sich noch an sie erinnerten. und deshalb legte ich sie wieder in das Gras zurück und neben ihr den Splitter der zu ihr gehörte, bevor ich aufstand. Ich hatte meine Hände noch im Gras abgewischt und Drehte mich nun zu Kathi um.

„ Kommst du?", fragte ich sie.

„ Ist das auch der richtige Weg?", erwiderte sie meine frage.

„ Ja."

Ich drehte mich um und begann den Weg entlang zu gehen. nach einer kurzen Überlegungspause eilte sie an meine Seite und die Sonne ging hinter uns auf.

ich lächelte leicht, doch das verging mir schnell wieder, nachdem wir ein bisschen gelaufen waren und mir die Sonne in den Rücken stach. ich zog den Umhang enger zusammen um möglichst viel von meiner haut zu verbergen, denn sie reagierte höchst unangenehm auf das Sonnenlicht, zwar sah man nichts äußerlich, aber es tat höllisch weh. Ein ekelhaftes Brennen auf der haut gegen das ich gar nichts, aber auch gar nichts machen konnte und das regte mich auf. meine Kapuze zog ich auch weiter herunter, damit ich keine Sonnenstrahlen ins Gesicht bekam, was mich sicher noch mehr erfreut hätte. Nach einer Weile kamen dann noch Zweifel darüber, ob dieses Dorf überhaupt noch existierte hinzu, denn schließlich war die Kugel schon weiß Gott wie alt, es hatte sich bloss niemand mehr darum gekümmert, was vor zehn Jahren noch nicht der Fall gewesen war, und das schlug dann endgültig auf meine Nerven. „Wie lange wohl noch? Wir sollten das Dorf in den nächsten paar Tagen erreichen, wenn es es noch gibt. sonst können wir nur noch darauf hoffen, das wir einen unschuldigen Wanderer finden. Der hatte dann halt Pech, da könnte man dann nun Mal nichts mehr machen, vielleicht würde er ja sterben wollen, so wie der Soldat damals!" ,dachte ich und verzog mein Gesicht traurig an den Gedanken an den Soldaten." Warum wollte er sterben? Wusste er das ich ihn so wieso umgebracht hätte, egal was passiert wäre oder hätte er seine Verwundung eh nicht überlebt? Was war wohl der Grund? Vielleicht hatte er auch alles verloren und fand keinen anderen Ausweg mehr?"

Egal wie oft ich auch darüber nachgrübelte, ich fand einfach keine Lösung. warum sollte auch jemand sterben wollen? OK, ich hatte sterben wollen, bevor ich Kathi kennengelernt hatte, aber ich hatte mich trotzdem dazu entschieden weiter zu leben. Weil ich nicht den Mut dazu hatte? Vielleicht. Aber das war jetzt nicht wichtig, diese uralte Frage nach dem Warum. Ich musste jetzt eine andere Lösung finden und bei dieser Lösung brauchte es leider sehr viel Glück. hatte ich Glück? Konnte man von mir sagen, dass ich Glück hatte? Ich war etwas das ich nicht sein wollte und alle, die mir etwas bedeuteten, waren tot. Bis auf Kathi. Sie war die einzige, die lebte und vielleicht war das der Grund, dass ich sie um jeden Preis beschützen wollte. Dieser Preis hatte Niclas das Leben gekostet, aber sie war nicht Schuld daran. Wenn jemand etwas dafür konnte, dann ich und dieses Monster von einem Werwolf. Man hätte sie damals alle vernichten sollen und sich nicht auf einem Waffenstillstand mit ihnen einlassen. Krieg, nun führten mich meine Gedanken also wieder zu dem Thema Krieg zurück. Warum führte man Krieg? Wieder so eine frage, für die es keine Antwort gab. Vor vielen Jahren hatte es Krieg zwischen den Werwölfen und Vampiren gegeben. Vor Jahrhunderten, aber für einen Vampir war das eine kurze Zeitspanne. Wir lebten wirklich unglaublich lange. Zu dieser Zeit war ein Streit ausgebrochen, weil die Menschen auch Mal wieder untereinander kämpften und dabei dem Reich der Vampire immer näher kamen. Eher gesagt dem Herz des Reiches, Philidor. Vor Jahrtausenden hatte man einen Vertrag geschlossen, dass man sich den Menschen nicht offenbart, so dass ihre Geschichten auf ein Mal Wirklichkeit würden und dass die eine Seite der anderen immer helfen würde, wenn das auf dem Spiel stand. Doch der Kaiser der Werwölfe hatte sein Wort gebrochen, den Vertrag, der über tausende von Jahren existiert hatte, hatte er einfach zunichte gemacht. So stand die Königen allein da, von den Menschen bedroht und von dem verbündeten Kaiserreich verraten. damals hatten wir nur Glück, dass eines der Menschenländer schnell siegte und es nicht so weit kam, sonst hätten wir an zwei Seiten kämpfen müssen. Naja dann gab es noch die Verräter, denen der Krieg erklärt wurde, denn als Verbündete konnte man ihnen nicht mehr vertrauen. Nach endlosen Schlachten, in denen beide Reiche viele Männer verloren, einigte man sich auf einen Waffenstillstand, der bis zum nächsten Verrat bestand haben sollte, aber danach würde es nur noch einen Sieger geben. Wenn ich nun hingehen würde und sie benachrichtigen würde, dass Niclas von einem Werwolf umgebracht worden ist, könnte ich damit einen Krieg auslösen, da sich die Werwölfe nicht an den Vertrag halten. Aber wahrscheinlich würde nichts passieren, denn was war schon ein Leben im Gegensatz zu tausenden. Aber so weit ich wusste war Reya Merit Arian keine schlechte Königin, denn sie würde trauern, da war ich mir sicher. Im Gegensatz zu anderen Königen war es ihr nicht egal, wenn Leute aus ihrem Volk starben, zumindest nach meiner Meinung.

Mir fiel auf das wir schon ganz schön lange gelaufen waren, denn nach dem Stand der Sonne zu urteilen, so weit ich sie aus den Augenwinkeln sah, würde es bald Mittag werden.

ich schaute Kathi anerkennend an, schließlich hatte sie kein einziges Mal gemeckert, dass sie müde war und ihr die Beine weh taten, was sie sonst immer tat, seit wir aus dem Wald draußen waren. Weil sie jetzt so tapfer gewesen war und mich nicht genervt hatte, beschloss ich, dass wir bei der nächsten Baumgruppe eine Pause machen würden. Mein Gefühl sagte mir, dass wir Zeit dazu hatten.

Es dauerte eine Weile bis wir eine erreichten, aber sie lag an einer kleinen sauberen Quelle, in der wir unsere Wasserschläuche wieder auffüllen konnten, oder zumindest die für Kathi. Es Überraschte mich, dass die Pause relativ kurz war und Kathi mich drängte weiter zu gehen. darauf hatte ich mich gar nicht eingestellt und außerdem war ich es diesmal, die müde war. Ich hatte in letzter Zeit ziemlich wenig geschlafen, eher gesagt gar nicht!

„ Ich hoffe das sieht man mir nicht an!", dachte ich. Normalerweise schlief ich immer tagsüber, aber das konnte ich ja nun nicht mehr, da wir um diese Zeit liefen. Und nachts konnte ich eigentlich auch nicht schlafen, denn irgend jemand musste ja aufpassen. Das Menschenmädchen brauchte ihren Schlaf, sonst würde sie mir irgendwann umkippen und dann würden wir nur noch langsamer vorwärts kommen, was ich im Moment gar nicht brauchen konnte. Also musste wohl ich dran glauben und ohne Schlaf auskommen. Tja Pech für die älteren!

Wir gingen den Weg entlang, der irgend wie viele Kurven hatte, aber das hatten die meisten Straßen oder ähnliches hier in der Gegend. Deshalb sollte mich das nicht weiter kümmern. Es war anstrengend den ganzen Tag zu laufen und erst wenn es dunkel wurde sich ausruhen zu können und dann ab Einbruch der Dämmerung wieder los zu wandern. Das war nun der dritte Tag, seit wir aus dem Wald draußen waren. Schon der Gedanke daran machte mir Angst! Wir hatten nicht mehr viel Zeit! Ich hatte nicht mehr viel Zeit!! Das konnte ich spüren! Mein Magen verkrampfte sich schon, wenn ich Kathi nur ansah. Aber nicht weil mir bei ihrem Anblick schlecht wurde, sondern wegen dem Hunger. Durst sollte man es wohl eher nennen, der Durst nach Menschenblut. In diesen Augenblicken war sie nur ein Menschen für mich , irgendein Mensch! Beute! Es wurde immer schlimmer! Wenn wir heute oder morgenfrüh nicht noch ein Dorf oder irgendeine menschliche Siedlung erreichen würden, müsste ich sie alleine lassen, sonst wäre es um sie geschehen. Aber ich müsste sie so oder so zurück lassen, denn ich wollte das Mädchen nicht unbedingt zuschauen lassen, wie ich einem ihrer Artgenossen das Blut aussaugte.



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