Zum Inhalt der Seite

The World

...denn in dir kannst du nicht mehr leben!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Your Toxic

1. Kapitel

Your Toxic

(Beethovens Mondlichtsonate)
 

Mit zittrigen Händen wischte ich einen kleinen Spiegel sauber, ehe ich das Tuch achtlos auf den unordentlichen Boden fallen ließ. Es war mir alles egal in diesem Moment und ich wäre jetzt wohl über Leichen gegangen um meine Ruhe zu haben, was mich jedoch nur in meinem tiefsten Unterbewusstsein störte. Doch ich hatte mit der Zeit gelernt, es einfach zu ignorieren, was mein Verstand mir sagen wollte.
 

Schließlich öffnete ich den Beutel, schüttete etwas von dem violetten Pulver auf die gereinigte Oberfläche und begann es hektisch mit einer kleinen Klinge zu bearbeiten, es immer feiner und feiner zu hacken, bis ich nicht länger warten konnte. Mein Herz raste wie verrückt, ich konnte meinen Körper nicht vor den Schauern retten, die ihn überrollten, aber ich würde ihn gleich davon erlösen, nicht mal eine Minute mehr.
 

Meine Atmung ging nur stoßweise, ehe ich alle Luft aus meinen Lungen stieß, mir ein kleines Röhrchen an die Nase hielt und den fliederfarbenen Stoff dadurch in mich sog.

Und in diesen Momenten hielt die Welt an, für eine kleine Ewigkeit, aber vor allem nur für mich.
 

Sofort fraß sich die Droge durch meine Schleimhäute in meine Blutbahn, ein großer Vorteil dem Koks und Pepp gegenüber, ich mochte es nicht, wenn mir etwas aus der Nase durch den Rachen lief. Und sofort spürte ich diese unnatürliche, aber mehr als nur angenehme Wärme und ein, nur in diesem Zusammenhang bekanntes, Gefühl des Wohlbehagens schoss durch meine Nervenbahnen, ließ mich entspannt gegen die Lehne meines Stuhles sinken und meine Augen schließen.
 

Ich war rund um zufrieden mit mir, liebte meine Welt, diese leise Melodie, die sich aus der Nachbarswohnung durch das offene Fenster wie jeden Tag in meine Wohnung stahl. Sanft wiegte ich mich in den zaghaften Klavierklängen, stellte mir vor, wie zwei Schwäne auf einem schwarzglitzernden See im Vollmondlicht tanzten, diese Eleganz und Kraft, die Reinheit und Unschuld dieser wundervollen Geschöpfe faszinierte mich aufs Neue. Ich sah das glänzende Gefieder, wenn der helle Schein darauf fiel, wie das Wasser spritzte und die Tropfen das Licht brachen, alles in eine traurige und doch mehr als nur anmutige Stimmung versetzten, ehe die Vögel ihre gewaltigen Körper mit einer atemberaubenden Leichtigkeit aus dem dunklen Wasser hoben und sich empor schwangen, um in die Richtung des Mondes zu fliegen, langsam zu Schemen zu werden und mit jedem weiteren Flügelschlag mehr verblassten.
 

Nach Stunden, so schien es mir, schlug ich die Augen wieder auf, starrte gegen meine schmutzige Decke, suchte meine Nerven nach meinem Körper ab, bis ich ihn wieder fand, allmählich wieder Kontrolle darüber gewann und mich zu regen begann. Meine Hand glitt über mein leicht geschwitztes Gesicht, schob das wirre Haar aus meiner Stirn und fiel dann einfach wieder von mir. Ich hatte einige Mühen, sie wieder dazu zu zwingen, sich zu rühren, doch dann tat sie es wieder, wurde in ihren Bewegungen wieder sicherer und ich nickte zufrieden, hievte mich langsam hoch, krallte mich an den Tisch, ehe ich mich davon abstieß und auf wackeligen Beinen zur Couch schwankte, mich darauf niederließ und mich zusammen rollte, leise vor mich herschnurrte.
 

Es würde nicht mehr lange dauern und dann würde dieses wundervolle Gefühl von mir abfallen und die Zeit setzte sich fort, erbarmungslos, entließe mich wieder in diese kalte, düstere und vor allem ablehnende Welt, der ich doch so gerne den Rücken kehren würde. Doch scheinbar blieb es mir verwährt, war ich doch zu feige, als dass ich mir das Leben nehmen könnte.

Ich spürte, wie die beruhigenden Wellen immer schwächer wurden und nach und nach ganz verebbten, bis die gewohnte Leere und damit auch die Kälte wieder Einzug erhielten und mich Zentimeter um Zentimeter füllten, oder eben nicht.
 

Es ging bereits wieder im Sekundentakt bergab mit mir, ich roch die Fäule, die sich durch die Wände fraß, spürte das Zittern, dass seit einer gewissen Zeit die überhand hatte und auch das Bedürfnis mich zu übergeben wurde stärker. War es vorhin doch noch vor Entzugserscheinungen gewesen, so war es jetzt das Realisieren, was mir Übelkeit verursachte. Ich schloss mit einem qualvollen Seufzen die Augen, gab mich der Dunkelheit hin und dem leichten Schwindelgefühl, welches sich immer weiter ausbreitete, bis ich nicht mehr an mich halten konnte, mich zur Seite kippen ließ und mich in einem Eimer erbrach. Das war nicht das erste Mal.
 

Und es wird auch nicht das letzte Mal sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück