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Gegen Jede Regel

Eine Atemu x Yugi FF von Viky und TeufelchenYugi
von

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Leben hinter einer Maske

*Atemus Sicht*
 

Nun sitze ich hier, platziert direkt neben meiner Mutter und gegenüber von mir, ist ein junger Mann, von welchen ich einfach nicht meine Augen nehmen kann.

Ich esse zwar zur Zeit, vernehme auch die Stimmen meiner Eltern, auch die Yugis und doch wollen diese ganzen Sätze, oder eher deren Bedeutung, nicht in meinen Kopf. Sie prallen gänzlich ab.

Ich muss ihn die ganze Zeit ansehen.

Diese Augen… verdammt.

Noch nie habe ich solche Augen erblickt. Augen, welche mir gefallen, ein Blick, den ich einfach nur als göttlich niedlich erachte.

Und da. Schon wieder, dieser leicht scheue Blick, nur kurz, aber er schaut mich an.

Gott, ist der niedlich.

Auch das was er verbirgt. Sein Verhalten, so gut gespielt, doch für mich so einfach zu durchschauen.

Er scheint überfordert, völlig überfordert.

Als dann plötzlich das Dessert serviert wird, und ich beim besten Willen nicht sagen kann, was ich eben überhaupt gegessen habe, da ich einfach nur mein Gegenüber betrachtet habe, beginnt Yugis Mutter auf einmal mit dem wesentlichen Thema. Nämlich dem Thema, weswegen wir eigentlich heute hier zusammensitzen.

„Leara, so erzähl doch mal. Mich würde sehr interessieren, wie deine schulischen Leistungen sind, oder deine Vorstellungen über die Zukunft, gerade an der Seite meines Sohnes.“
 

Somit aber sehe ich nun doch zu meiner Schwester, welche ihr schönstes Lächeln aufsetzt. Kurz ihren Mund säubert und ihre Serviette zur Seite legt.

„Meine schulischen Leistungen sind hervorragend, Frau Muto, besonders aber hebe ich mich in Mathematik von den Anderen ab… das muss wohl in der Familie liegen. Wir Atems hatten schon immer ein Händchen für die Mathematik.“

Ein kurzes Schmunzeln geht durch die Runde.

Ich aber schmunzle über ihre lang einstudierten Sätzen.

Sie ist einfach ein perfektes Vorzeigekind.

Ich war es auch, ich hätte niemals meine Eltern enttäuschen wollen, bis…

Kurz senke ich den Kopf und lausche weiter der Stimme meiner Schwester.

„Wie sich die Zukunft mit ihrem Sohn gestalten wird, das müssten wir besprechen, aber ich denke, dass ich eine wirklich gute Ehefrau sein werde. Ich bin sehr anpassbar und hoffe, dass ich mich sehr schnell in die Aufgaben einfügen und diese auch erfüllen kann… nur...“ Auf einmal erscheint ein kleines Grinsen auf ihren Lippen.

Ich bemerke noch, wie meine Mutter kurz den Atem anhält, da sie ihre Tochter ja gut kennt. Oftmals ist sie doch ein wenig zu frech.

„Ich will Kinder.“

Ok, und damit sehe ich nun doch zur Wand hinter mir.

Ich glaube der Satz war noch nicht mal gelogen.

Himmel, meine Schwester ist aber auch direkt.

Ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen:

Meine Schwester wird nun bitter enttäuscht, er wäre zeugungsunfähig und hach… ich darf ihn heiraten… ok, träum weiter Atemu.

Wieder Blicke ich zu ihm. Er spielt seine Rolle gut, und doch nicht gut genug für mich.

Dass er jetzt nicht schreiend aus dem Haus läuft, ist alles.

„Aber Kindchen, du bist doch erst achtzehn Jahre alt“, versucht meine Mutter das Ganze wieder zu lockern, aber ich betrachte mir diesen Yugi weiterhin.

Meine Augen schleichen sich über seine weiße Haut.

Ob sie so zart und weich ist, wie sie ausschaut?

Ob seine schlanken zarten Finger auch so zärtlich sind, wie ich es mir gerade vorstelle?

Arg… Atemu… hör auf!

„Mutter… ich meinte doch nicht jetzt… sondern erst in ein paar Jahren. Ich denke, dass ich an diese Ehe auch Ansprüche stellen darf, zumal ich auch mit dieser Ehe auf einen Sitz in der Firma meines Vaters verzichten muss!“
 

Ja… und ich bin verpflichtet sie zu übernehmen… hätte ich die Wahl, würde ich abdanken… doch das kann ich meinen Eltern nicht antun, zu sehr sind sie von mir enttäuscht.

„Du denkst weit voran, Leara, das gefällt mir und natürlich würden auch wir uns über einen Enkel erfreuen… in ein paar Jahren!“, antwortet auf einmal Herr Muto, welcher zufrieden vor sich herlächelt.

Aber ich glaube, das dem Jüngsten der Mutos scheint es nicht ganz so zu gefallen.

Er ist so ruhig, und doch scheint er innerlich so voller Leben zu sein.

Ich schätze seine Eltern so ein, dass sie ihn einfach mehr oder weniger überrumpelt haben.

Meine Mutter ist da Gott sei Dank anders, aber dies liegt mehr an ihrer Ader alles Kontrollieren zu wollen.
 

„Möchten sie auch noch erfahren, welche außerschulischen Erfahrungen ich noch gesammelt habe?“, lächelt meine Schwester liebreizend vor sich her, woraufhin beide der Mutos nicken.

Und schon beginnt meine Schwester von ihren Hobbys zu sprechen, ihren Erfahrungen an der Börse, welche sie mit mir und meinen Vater schon sammeln durfte, gar über ihre Abendkurse, welche sie, ich betone, extra belegt hatte, wegen der Zukunft mit Yugis Bank.

Innerlich Rolle ich mit den Augen, doch äußerlich lasse ich mir nichts anmerken.

Doch irgendwann höre ich wieder mal nicht zu, viel mehr interessiert mich dieser junge Mann gegenüber.
 

Diese kleine Ponysträhne, welche ihm so süß vor der Nase hängt.

Gar seine Atembewegungen seiner Brust sind interessanter für mich als das Gespräch meiner Schwester mit Yugis Eltern.

Sein Brustkorb hebt und senkt sich, etwas zu stark, als das er normal atmen würde.

Ich glaube er ist nervös.

Ich sollte ihn nicht so anschauen, ich sollte es nicht, aber ich kann auch einfach nicht wegsehen. Er scheint mich magisch anzuziehen.

Kurz wende ich wieder meinen Kopf meiner Schwester zu, damit es nicht ganz so auffällig wird, und doch will ich ihn gleich wieder ansehen.

Ich kann mich kaum satt sehen, an diesem leicht kindlichen Gesicht und diesen großen, schönen Augen.
 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht die geringste Ahnung, wie ich die ganzen Gänge herunter bekommen habe oder besser gesagt, bin ich nicht einmal sicher, ob ich sie wirklich gegessen habe, da ich mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen war. Und ein paar rubinroter Augen waren nicht unschuldig daran.

Bilde ich mir das nur ein oder starr er mich die ganze Zeit über an?

Wenn ja, warum tat er das? Wollte er ein Auge auf seinen künftigen Schwager haben? Wollte er mir mit diesen Blicken sagen, dass ich auf alle Fälle gut zu seiner Schwester zu sein habe und lieb zu ihr sein sollte?

Immer wieder erwische ich mich, wie ich aufblicke und mein Blick dem seinen kreuze.

Und jedes Mal aufs Neue beginnt mein Herz wild zu klopfen und ich merke, wie mein Atem noch ein bisschen schneller wird, so dass ich es für ratsam empfinde meinen Blick abzuwenden.

Ich bin wirklich unsagbar dankbar, dass in diesem Moment der Nachtisch aufgetragen wird und ich mich mit etwas anderem beschäftigen kann, was süßer ist, als dieser junge Mann vor mir.

Moment.... Bitte was hab ich da grade gedacht?

Warum zum Teufel ist es plötzlich so heiß hier drinnen? Der Schweiß läuft meine Brust herunter und meine Hose klebt an meinen Beinen. Grade als ich überlege zu fragen, ob vielleicht die Klimaanlage etwas höher gedreht werden könnte, ergreift meine Mutter das Wort und beginnt Leara die üblich „wichtigen“ Fragen zu stellen.

Allerdings kann ich nicht leugnen, dass auch meine Aufmerksamkeit dadurch geweckt wird, schließlich habe ich so die Möglichkeit etwas über meine Künftige zu erfahren.

Gespannt schaue ich sie an, während sie in einem merkwürdigen Ton zu sprechen beginnt.

Nicht das ich an ihren Aussagen zweifle aber irgendwie kommt mir das alles so einstudiert vor. Als hätte man ihr immer wieder eingetrichtert, wie sie auf welche Frage zu antworten hat. Immer mehr kommt es mir vor als würde eine Aufziehpuppe neben mir sitzen, die ein aufgenommenes Tonband abspielt.

Bis zu dem Punkt, an dem sie stockt und somit ihre Eltern wohl etwas aus der Fassung bringt.

Innerlich muss ich schmunzeln, da sie scheinbar doch einen eigenen Willen und eine eigene Ansicht besitzt, doch es vergeht mir auch gleich, als ich ihre nächste Aussage höre.

Nun ist eindeutig der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir eindeutig wünsche in einer anderen Familie, zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort geboren worden zu sein.

Wir sind noch nicht einmal verheiratet, kennen uns noch nicht einmal und sehen uns heute zum allerersten Mal, da redet sie schon von Kindern?

Himmel in was bin ich hier nur hereingeraten? Was mich aber grade doch sehr beschäftigt ist die Tatsache, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob ich überhaupt Kinder haben möchte. Es fällt mir immer schwerer, mich in einer Ehe mit Leara vorzustellen. Und ich glaube, dass man mir das mittlerweile ganz gut an meinen Gesicht ablesen kann, denn meine Mutter wirft mir einen ernsten Blick zu, welcher mir ziemlich deutlich sagt, dass ich es gar nicht wagen soll, sie zu blamieren. Meinen Blick von ihr abwendend schaue ich herunter auf meinen Nachtisch und stochere in ihm herum als wäre es das Widerlichste auf der Welt.

Aber ehrlich gesagt, erscheint mir im Moment so ziemlich alles trist und unerträglich.

Mit einem Mal komme ich mir wieder beobachtet vor und hebe meinen Blick, nur um fest zu stellen, dass es Atemu ist, welcher mich doch tatsächlich mitleidig und auch verständnisvoll ansieht. Und.. Bilde ich mir das nur ein oder blitzte da ein Hoffnungsschimmer auf in seinen Augen?

Wenn das stimmt, was für Hoffnungen macht er sich denn etwa? Es drängt sich mir ein Gedanke in den Kopf, der mich im ersten Moment erröten und im nächsten vor mich selber erschrecken ließ.

Oh mein Gott, was hatte ich denn da für unanständige Gedanken?

Was noch viel erschreckender ist, ist, dass ich in dieses Unanständige mit einem Mann tat. Der auch noch mein künftiger Schwager sein sollte.

Mit einem Mal höre ich die Stimme meines Vaters und fühlte mich ertappt. Ich springe auf und das so heftig, dass mein Stuhl nach hinten kippt.

„Es tut mir Leid ich.. ich ..ich mach es nie wieder.“ schreie ich fast und dann wird es totenstill. Nur langsam realisiere ich, was ich grade getan habe und mein Gesicht nimmt nun mit Sicherheit die Farbe einer überreifen Tomate an. Ich kann genau fühlen, wie meine Ohren glühen, und spüre die Blicke aller Anwesenden auf mir ruhen. Ich weiß schon jetzt das es Daheim riesen Ärger geben wird, auch wenn sie sich jetzt nichts anmerken lassen, so werde ich von meinen Eltern mit Sicherheit eine ordentliche Standpauke zu hören bekommen.

„Yugi Schatz? Was tust du nie wieder?“ fragt meine Mutter mit beherrscht ruhiger Stimme, ehe ich meinen Vater weitersprechen hörte.

„Das wüsste ich auch gerne, mein Sohn. Herr Atem hat dich lediglich nach deinen schulischen Leistungen und deinen Interessen erkundigt. Was gibt es da zu verbergen? Mir scheint du bist nicht bei der Sache, mein Sohn. Wo bist du mit deinen Gedanken?“

-Glaubt mir, das wollt ihr gar nicht wissen.- Schießt es mir durch den Kopf und ich möchte grade versuchen mich zu rechtfertigen, als Frau Atem das Wort ergreift.

„Aber, aber. Der gute Junge ist wahrscheinlich nur zu aufgeregt. Die Freude über die Verlobung vernebelt scheinbar seinen Kopf. Wir wissen doch alle wie es ist verliebt zu sein, nicht wahr?“

„Du hast recht, meine Liebe. Vielleicht möchte sich unser künftiger Schwiegersohn ein wenig abkühlen. Es ist ja auch sehr warm. Atemu! Sei so gut und zeige Yugi, wo er sich frisch machen kann.“

Herzstillstand. Mein Atem stockt und ich habe das Gefühl jeden Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren.

-Mein Gott Yugi, reiß dich zusammen! Er wird dein Schwager werden.- Rufe ich mich zur Vernunft, ehe ich das Wort an die Anwesenden richte.

„Vielen Dank und Verzeihung.“ Anschließend drehe ich mich um und bücke mich um den Stuhl aufzuheben, wobei ich merke, dass die Hose auch an meinem Hintern zu kleben scheint, denn sie spannt und rutscht immer ein Stück mit meiner Bewegung mit.

Das ist wirklich nicht mein Tag.

Nein, absolut nicht und ich bin doch wirklich dankbar, wenn ich mich für ein paar Minuten in einem Badezimmer einsperren kann, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit daraus zu flüchten.
 


 


 


 

*Atemus Sicht*
 

Zunehmend beobachte ich wie mein zukünftiger Schwager nervöser wird.

Gar sein Dessert wird gerade zerstochert, doch dann, irgendwie und ich wüsste zu gerne warum, scheint er auf einmal ganz wo anders.

Zu süß, dieser leichte nachdenkliche Blick.

Ich will ihn gerade schon unter dem Tisch leicht anstupsen, da meine Eltern ihn etwas gefragt haben und er gar nicht darauf regiert hat, doch auf einen Schlag, springt dieser junge Mann auf und verwuschelt sich komplett.

Ich lege die Hand zu meinen Lippen, um mein Schmunzeln darüber zu verdecken, dennoch bin ich überaus amüsiert darüber- gar das Gesicht regt zum Lachen an. Es gleicht der Farbe einer Tomate.

An was er wohl gedacht hatte? Mir scheint nichts Anständiges.

Kurz rolle ich mit den Augen, diese Höfflichkeitsfloskel beider Eltern Parteien geht mir mittlerweile tierisch auf die Nerven- Herr Gott, wir wollen eine „Familie“ werden, wäre es dann nicht mal angebracht etwas „normaler“ miteinander zu sprechen?!

Als meine Mutter dann aber wieder das Wort erhebt und mich anspricht, stehe ich auf und nicke.

Doch mit diesem Aufstand, beginnt mein Herz zu rasen.

Rasch wende ich mich von dem Tisch ab und gehe langsam auf die Tür zu.

Über Yugis Entschuldigung aber muss ich lächeln- der Kerl hat einfach etwas an sich… ich weiß nicht was, aber er gefällt mir- mehr als es gut für mich ist.

„So. Kommen Sie, Herr Muto… ich denke Sie brauchen wirklich etwas frische Luft“, spreche ich ihn mit einem lieben Lächeln an.

Die anderen im Raum nicken darauf hin.

Man sieht es ihm einfach an, dieser Druck, der gerade auf ihn lastet.

Ich kann ihn einfach zu gut verstehen… mir erging es damals genauso.

Aber auf der anderen Seite bekommt er ein wirklich nettes Mädchen… sogar mein liebstes Mädchen, meine Schwester.

Ich hatte damals leider weniger Glück, aber sich das selber aussuchen. Im Hause Atem – niemals!

Mir scheint aber, dass es bei den Mutos genauso abläuft.

Matt lächele ich über meine Gedanken, dass man doch nicht so ganz alleine mit einem Schicksal auf der Welt ist.
 

Yugi erhebt sich und kommt eher langsam auf mich zu, so als hätte er das Gefühl, von allen angestarrt zu werden, was ja auch der Fall ist.

Als er an mir vorbeigeht, schließe ich die Tür.

Er tut mir ja schon Leid, wie hilflos er ist, wie überfordert er vor sich hinschaute.

Aber ich kann da nichts machen und genau das ist das Schlimme.

Mit klopfendem Herzen öffne ich langsam meinen Mund.

„Herr Muto, geben Sie mir ihr Jackett… es ist viel zu heiß dafür… dann zeige ich Ihnen, wo das Bad ist“ Ich lege bereits meine Hände an seinem Kragen an, um diese viel zu warme Jacke ausziehen zu können.

Er sagt nichts, ich habe einfach nur das Gefühl, das er gleich wegläuft und das schreiend.

Also streife ich einfach das Jackett ab und lege es über meinen Arm.

„Na kommen Sie…“, ich schreite voran, ehe ich mich dabei doch etwas seitlich zu ihm wende.

„Oder fühlen Sie sich wohler, wenn ich Yugi zu Ihnen sage…?“, versuche ich es erneut.
 


 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Ich weiß nicht, ob man sich vorstellen kann, wie befreiend es ist, als sich die Türe hinter mir schließt und ich endlich von den begaffenden Blicken der Anderen befreit werde.

Fieberhaft überlege ich, welche Möglichkeiten es gibt die verhindern würden, dass ich in diese Hölle zurückkehren muss, doch mir fällt nichts ein, was wirklich ratsam wäre.

Während mein Kopf angestrengt zu rattern beginnt und das so laut, dass ich sicher bin, dass man es auf der anderen Seite der Erdkugel noch hört, spüre ich, wie mir vorsichtig mein Jackett ausgezogen wird, was mich schließlich wieder in die Realität befördert.

Ich drehe mich nach hinten und als ich in rote Augen blicke, beginnt mein Herz wild zu schlagen und mir fällt wieder ein, dass mein künftiger Schwager mich zur Toilette geleiten sollte.

Der Gedanke die nächsten Minuten mit ihm allein zu sein, sorgt dafür, dass sich ein merkwürdiges Kribbeln in meinem Bauch breitmacht. Als er mich dann auch noch anspricht, habe ich das Gefühl gleich umzukippen, doch eine kleine Sache in seinem Satz stört mich gewaltig und sorgt dafür, dass ich mich nicht doch noch in die Waagerechte begebe.

Warum zum Teufel müssen wir uns alle siezen? Was soll das? Ich meine, wie soll das denn aussehen, wenn ich in die Familie eingeheiratet habe? Wenn man schon zu so etwas mehr oder weniger gezwungen wird, ist es dann nicht möglich das baldige Familienmitglied auch, wie einen solchen zu empfinden? Ein bisschen persönlicher und nicht so, als wäre er jemand mit dem man sich gar nicht abgeben will, es aber muss, um ja dem Ansehen der Familie nicht zu schaden? Seufzend folge ich dem jungen Mann vor mir, als er mich plötzlich fragt, ob es mir gefallen würde, wenn er mich bei meinem Vornamen nennen würde.

Hoffnungsvoll blicke ich auf.

Stören ihn diese Höflichkeitsfloskel etwa genauso wie mich? Ich schätze ihn schon irgendwie so ein, denn immerhin war er ja auch der Einzige, der sich nicht an diese nicht vorhandene Kleiderordnung gehalten hat und etwas trägt, was den Temperaturen etwas mehr entgegen kommt. Ehrlich gesagt... hätte ich mich hier viel wohler gefühlt, wenn bei der Ankunft alle etwas weniger steif gekleidet gewesen wären, aber ich war ja nicht wirklich besser.

Ich tat ja auch, was man von mir erwartete und ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest die anderen männlichen Wesen im Salon nicht weniger schwitzen als ich. Allerdings waren sie geübt genug, dass es ihnen nicht wirklich etwas ausmachte. Wie sagte mein Vater doch immer so schön, nur mit Schweiß, Strenge und Köpfchen würde man es in dieser Welt zu etwas bringen.

Innerlich schüttele ich über diese Aussage von ihm den Kopf, ehe ich mich auf die Frage Atemus konzentrierte, denn noch immer bin ich ihm ja eine Antwort schuldig.

„Wenn es Sie nicht stört, dann würde ich mich sehr darüber freuen, wenn Sie mich bei meinem Vornamen nennen würden. Das würde alles etwas auflockern und es hört sich schöner an, wenn sie Yugi sagen.“ Mit einen Lächeln laufe ich nun weiter neben ihm her und finde, dass ich mit diesen Worten, welche ich gut gewählt habe, meinen Eltern sicher keine Schande gemacht habe.

Es ist fast unheimlich, wie sehr ich mich über dieses Angebot von ihm freue.

Allerdings werde ich ihn erst bei seinem Vornamen nennen, wenn er es mir anbietet, so wie meine Eltern es mir immer wieder eingetrichtert haben.

Wenn ein Älterer fragt, ob er mich bei Vornamen nennen soll, so heißt es noch lange nicht, dass er selber auch mit seinem Vornamen angesprochen werden will. Ich weiß nicht aber.. bei Atemu würde es mich irgendwie sehr wundern, wenn er es mir nicht anbietet. Ehrlich gesagt würde ich es mir sehr wünschen, ihn Atemu nennen zu dürfen, denn ich finde den Namen wirklich schön. Er passt zu ihm. Etwas edel und ausdrucksstark, genau wie seine Erscheinung und diese Augen...

Und schon wieder drohe ich, in ihnen zu versinken. Um das zu verhindern, wende ich den Blick ab und grade noch rechtzeitig, da sich grade eine Tür öffnet, gegen welche ich wohl sonst gelaufen wäre.

Eine Frau mittleren Alters im Dienstmädchenkleidung erschrickt, als sie mich so knapp hinter der Tür sieht und mit einer tiefen Verbeugung entschuldigt sie sich, ehe sie sich erkundigt ob mit mir alles in Ordnung sei.

Sie sieht so panisch aus, dass ich mich ernsthaft frage, ob ich denn so gefährlich wirke, dass sie glaubt, ich würde sie nun ohrfeigen oder schlimmeres.

„Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Nichts passiert. Selbst wenn, wäre es meine Schuld, ich war mit den Gedanken ganz woanders, also machen sie sich keinen Kopf.“, winke ich ab und schenke ihr eines meiner aufmunternden Lächeln, bevor ich ihr noch einen schönen Tag wünsche und an ihr vorbei laufe.

Das hätte peinlich werden können. Ich sollte meine Gedanken mehr zusammenhalten.
 


 


 

*Atemus Sicht*
 

Als er mir antwortet lächel ich ihn lieb an. Doch mir scheint es, als weiche er immer wieder meinen Blick aus.

Aber auf der anderen Seite: Vielleicht bemerkt er es ja, meine Blicke. Himmel Atemu, reiß dich zusammen!

Er ist zwar niedlich und auch irgendwie total mein Geschmack, und auch, dass er mich auf eine merkwürdige Art und Weise, welche zu gleich auch so herrlich schön ist, nervös macht, sollte ich das nicht zulassen.

Er ist der Verlobte meiner Schwester.

Gekonnt schaue ich stur geradeaus, setzte einen Fuß vor den Anderen und wünsche mir, dass mein Herz einfach aufhört zu Klopfen, oder einfach, dass es langsamer schlagen soll.

Gibt es dazu nicht einfach einen Knopfdruck?

Einen, den man drücken kann, wenn man etwa nicht will... etwa nicht sollte!

Doch über seine so wirklich höflichen Worte, welche so scheu in mein Ohr klingen und diesen Jungen Mann immer lieblicher und lieblicher erscheinen lässt, muss ich doch leicht vor mich her schmunzeln, da er mich immer noch siezt.

Er hat Anstand, seine Eltern werden ihm, ebenso wie die meinen mir, auch mir die Sitten beigebracht haben, welche nun mal in unseren Kreisen erforderlich sind. Als ich gerade wieder zu ihm hinsehe, möchte ich ihm auch meinen Vornamen anbieten, doch schon reißt eine Bedienstete die Tür auf, und wäre fast schon in Yugis Gesicht gelandet. Sajiana verbeugt sich gleich tief und entschuldigt sich dafür.

Sie hat oft solche Angst, denn meine Mutter duldet keine Fehler, auch wenn es nicht wirklich ihrer war.

Schon wieder möchte ich meinen Mund öffnen, und Sajiana sagen, dass es nicht so schlimm war, da meine Mutter nicht in der Nähe ist, doch Yugi scheint schneller.

Er regt sich nicht darüber auf, genauso wie ich.

Andere Gäste hätten sie nun wahrhaftig beschimpft, oder mit meiner Mutter über das Hauspersonal gesprochen. Ich kann nur lächeln. Er ist gar nicht so, wie viele Andere hier in diesem Haus... er ist anders, ganz anders.

„So Yugi... hier ist auch gleich das Bad.“ Ich schreite zur Tür gegenüber und öffne sie, während ich Yugi einen aufmunternden Blick schenke.

Er wirkt immer noch total überfordert, sonst wäre er ja eben auch nicht fast gegen eine Tür gelaufen.

Der Arme...

Yugi kommt dann langsam auf mich zu, als er an mir vorbei geht, und sich zu mir wendet, lächle ich ihn an und doch -und ich verfluche es innerlich- hört mein Herz nicht auf zu schlagen, nein, mir scheint es, wenn ich in seine großen Augen sehen kann, so direkt, von Angesicht zu Angesicht, schlägt es noch schneller.

Kaum merklich schlucke ich und lächle gekünstelt weiter.

„Yugi, sie dürfen mich auch bei meinem Vornamen nennen, schließlich werden wir doch zur einer Familie"

Als ich das sage, wird mein Mund so trocken, gar das Wort Familie kräuselt meinen ganzen Speichel zusammen. Ich kann ihn einfach nur künstlich anlächeln, ehe ich einfach rasch die Tür vor seiner Nase schließe. Familie... tolle Familie. Kurz seufze ich tief auf, ehe ich mich nach Sajiana umwende.

„Würden sie Bitte", frage ich sie und halte Ihr Yugis Jackett hin.

Unsicher lächelt sie und nickt dabei, ehe sie mir auch schon dieses Jackett abnimmt.

„Herr Atem" Leicht verzweifelt schaut sie mich an, ich kann sie nur matt anlächeln, da ich schon weiß, was kommt.

„Kann das unter uns bleiben... das was eben geschehn ist?"

„Natürlich", lächele ich sie schwach an. Meine Mutter ist einfach zu streng, wie ich finde.

„Danke, Herr Atem" Kurz macht sie ein Knick ehe sie herumwirbelt und mit schnellen Schritten davon läuft.

Doch dabei fällt etwas aus Yugis Tasche.

Fragend sehe ich auf den Boden, ehe ich mich bücke und dieses kleine etwas, als eine Katze identifizieren kann.

Ach Gott ist die niedlich.

Der Schlüsselanhänger scheint mir selbst gemacht zu sein.

Ob er Katzen mag?

Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein Glücksbringer für den heutigen Tag... vielleicht hatte er sich gewünscht, das vielleicht heute alles anders ablaufen würde... so wie ich damals.

Kurz seufze ich auf und schaue aus dem großen Fenster, welches einen schönen Ausblick auf das Meer hergibt.

Zugleich aber warte ich auf Yugi.
 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Keine zehn Schritte weiter bleibt Atemu dann schon stehen und öffnete eine der edlen, wahrscheinlich handgefertigten Türen.

Als er mir mit seiner schönen Stimme erklärt, dass wir das Badezimmer erreicht haben, nicke ich ihm dankend zu, ehe ich mit einem lieben Lächeln und klopfendem Herzen langsam auf ihn zu komme.

In dem Moment in dem ich an ihm vorbei gehe, steigt mir ein Duft wie vom Sommer, Sonne und ein bisschen wie Schokolade in die Nase. Dieser Mann ist wirklich unglaublich anziehend und ich habe plötzlich den Wunsch mich in seine Arme zu legen, die Augen zu schließen und einfach nur diesen Geruch wahr zu nehmen und alles was ab heute auf mich zu kommt zu vergessen.

„Yugi, sie dürfen mich auch bei meinem Vornamen nennen, schließlich werden wir doch zur einer Familie." Erneut reißt mich seine Stimme aus meinen Gedanken und zaubert mit diesem Satz ein bitteres Lächeln auf meine Lippen. Ich versuche die Bitterkeit zu verbannen, was mir aber, glaube ich, nicht wirklich gut gelingt.

Ich seufze tief auf, nachdem Atemu von draußen die Türe geschlossen hat und lehne mich erst einmal gegen die Tür.

Familie..... Für mich war das, was hier passierte alles andere als familiär. So fremd hatte ich mich noch nie irgendwo gefühlt. Sie gaben sich alle nett. Nur wer sagt mir, dass dies nicht alles nur gespielt war? Wer sagt mir, dass sie sich nachher hinter meinen Rücken nicht einen Spaß daraus machten, über mich zu tratschen oder aber zu erzählen wie Leid es ihnen täte, dass sie ihre Tochter mit mir verheiraten müssten.

Ach, im Grunde konnte es mir doch egal sein. Ich konnte auf diese Hochzeit getrost verzichten. Ich hatte Atemu eh viel Lieber als Leara. Er gefällt mir viel besser. Wie es sich wohl anfühlen mochte in seinen Armen zu liegen? Und wie sich seine schönen Lippen wohl anfühlen würden...?

„Oh mein Gott!“ Stocke ich und gehe schnellen Schrittes auf das Waschbecken zu, bei welchen ich das kalte Wasser aufdrehe und es mir mit beiden Händen ins Gesicht spritze.

Was dachte ich denn da?

Was in aller Welt dachte ich da?

Atemu war ein Mann.

Ich ebenso.

Das war falsch!

Das war verdammt noch mal nicht richtig.

Aber ich kann mir so viel Wasser ins Gesicht spritzen wie ich will. Ich kann einfach nicht verhindern, dass meine Gedanken um Atemu immer wieder in diese Richtung gehen. Kann es denn wirklich sein, dass ich mich zum ersten mal verliebt habe? In einen Mann, welcher eigentlich auch noch mein künftiger Schwager sein sollte?

Oder aber bildete ich es mir einfach nur ein? Ich meine, immerhin ist Atemu der einzige, der mir ehrlich und ohne gespielte Höflichkeit gegenüber trat. Der einzige, welcher mir das Gefühl gibt, dass ich hier willkommen bin. Aber erklärte das auch die Tatsache, dass ich ihn einfach nur süß und in gewisserweise auch sexy finde? Kann ein Mann einen anderen Mann sexy finden, ohne dass er homosexuell war?

Na Wunderbar. Als wäre dieser Tag nicht schon nervenzehrend genug, so wirft mich diese Sache nun auch noch völlig aus der Bahn. Ich bin wirklich nicht gläubig, doch in diesem Moment bete ich zu Gott, er solle mir doch bitte helfen. Mir auf irgendeiner Weise zeigen, was ich tun sollte.

Ich konnte nicht mehr. Ich war einfach fertig mit der Welt und hätte mich am liebsten im Waschbecken ertränkt, hätte mich der Gedanke an die Schlagzeilen nicht so sehr beschämt, dass ich davon absehe.

Vor meinem inneren Auge sehe ich mich auf der Tageszeitung und auf dem Titelblatt -Dramatisch. „Einziger Sohn des Inhabers der größten Bankenkette der Welt ertränkt sich in einen Waschbecken.“ Steht vor meinem geistigen Auge in großen Lettern dort.

Anstatt mich also zu ertränken, drehe ich den Wasserhahn erneut auf und spritze mir ein letztes mal kaltes Wasser in mein Gesicht, bevor ich mich erhebe und eines der Gästehandtücher nehme um mich abzutrocknen. Mein Spiegelbild vor mir verrät mir allerdings, dass ich mit dem Wasser etwas zu großzügig gewesen war, denn auch mein Hemd ist nun bis zum Bauch durchnässt und klebt leicht durchschimmernd an meinem Körper.

„Na ganz toll!“ murre ich vor mich hin, ehe ich die ersten drei Knöpfe öffne und mir meinen Oberkörper und das Hemd so gut es geht trocken rubbele.

Auch mein Pony ist ziemlich durchnässt, allerdings kann ich diese nur notdürftig trocknen, da ich nicht will, dass es ein Eigenleben entwickelt. Nach gut fünf Minuten sehe ich mich noch einmal im Spiegel an und seufze. Das würde von meinen Eltern eine feine Standpauke Daheim geben. Um das ganze etwas ab zu mildern zupfe ich das nasse Hemd etwas zurecht, lasse die Knöpfe aber offen, damit es hoffentlich schneller trocknet.

Zu dem klebt es so nicht ganz so stark an meiner Brust und lässt Haut und Brustwarzen sehr viel weniger durchschimmern. Wenn man nicht genau hinauf starrte, dann sah man es nicht einmal wirklich.

Mich meinem Schicksal ergebend, seufze ich erneut und richte noch einmal meinen Pony, bevor ich das Handtuch aufhänge, um anschließend das Badezimmer zu verlassen. Als ich die Türe schließe. sehe ich zu Atemu hinüber, welcher mit dem Rücken zu mir am Fenster steht und hinaus sieht.

Langsam und mit klopfendem Herzen gehe ich zu ihm. Er hat wirklich etwas anziehendes und seine Erscheinung ist einfach unbeschreiblich.

Als ich allerdings bei ihm ankomme, sehe ich ihn von der Seite an.

Seine wunderschönen Augen scheinen traurig und bedrückt ins Leere zu schauen und er bemerkt mich scheinbar nicht einmal. In mir kommt der Wunsch auf, ihn in die Arme zu nehmen und einfach nur fest zu halten.

„Atemu? Ist alles in Ordnung?“ spreche ich ihn schließlich an und lege meine Hand auf seine, welche auf dem Fensterbrett ruht.
 


 


 


 


 


 

*Atemus Sicht*
 

Der kleine Schlüsselanhänger wird leicht in meinen Fingern hin und her gedreht, während ich auf die Wellen des Meeres starre, doch viel mehr sind meine Gedanken ganz wo anders.

Irgendwie habe ich ein Gefühl in mir, was ich noch nie hatte- zumindest nicht gegenüber von meiner Schwester.

Neid, purer Neid, welcher sich in meinen Körper schleicht, aus allen kleinen Ecken hervor kriecht.

Sie, die sonst so mehr oder weniger kleine, unbedeutsame Frau in diesem Haus, welche mein Vater so verschmäht, weil meine Mutter, und oh Himmel, wie konnte sie es wagen, ein zweites Kind bekam und dann war es auch noch ein Mädchen.

Gerade sie… die Frau, die mein Vater und er würde es niemals in Learas Gegenwart erwähnen, leicht verabscheut, bekommt einen Mann. Einen wirklich netten Mann, wie ich meine.

Sicherlich wurde dieser Zug nur aus Grund Prinzipien und Vorteilen gemacht, und zugleich hat mein Vater damit auch noch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Ein verdammt gutes Bündnis und zu gleich wäre Leara aus dem Haus.

Und sie… Leara und deswegen bin ich neidisch auf sie, freut sich auch noch.

Die Welt ist so ungerecht… sie kann Leben, sich freuen und wurde durch mich immer vor allem beschützt und ich…

Ein kleines Seufzen entgleitet meiner Kehle, ehe ich kurz auf den kleinen Schlüsselanhänger schaue, doch genau in diesem Augenblick schrecke ich auf, da jemand neben mir steht.

„Ach Himmel… erschreck mich doch nicht so“ Meine ich erschrocken und zugleich beginnt mein Herz zu rasen.

Im gleichen Augenblick aber, schaue ich auf seine kleinen, nassen Ponysträhnen, weiter hinunter auf sein leicht geöffnetes Hemd, welcher auch leicht durchnässt ist und dieses kleine, fast schon nach Unschuld aussehende Wesen, total ordinär erscheinen lässt.

Kurz schlucke ich meine total unpassenden Gedanken hinunter, welche mir diese Haut in den Kopf treibt und schaue wieder in seine schönen Augen.
 

„Es wäre ratsam, wenn ich dir ein Hemd leihen würde… ich denke nicht, dass deine Eltern das dulden würden“, sage ich, meine es aber total erst, aber auch als Selbstschutz, denn wenn der hier so rum läuft, bekomme ich die Krise.

An diesem viel zu heißen Tag kann ich wirklich nicht noch mehr Hitze gebrauchen… und schon gar nicht mit ihm als Auslöser!

„Meine Schwester würde sich bestimmt freuen“, rutscht es mir etwas verärgert aus dem Mund, ehe ich doch total tief aufseufzte und die Schultern hängen lasse.

„Komm mit!“, fordere ich ihn auf und drehe mich herum, doch dann bemerke ich, dass ich immer noch seinen Schlüsselanhänger in meiner Hand halte.

Ich glaube, dass das hier der schlimmste Tag meines Lebens ist… na ja… fast.
 


 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Ihn erschrecken hatte ich eigentlich nicht wollen, aber wie hätte ich ihn den sonst auf mich aufmerksam machen sollen, denn er war ja fast schon weggetreten, so tief war er in Gedanken versunken.

Ich hätte auch zu gerne gewusst, was in seinem Kopf vor ging und vor allem, warum er so traurig aussah, doch es stand mir nicht zu, ihn danach zu löchern es mir zu sagen. Wenn man davon absieht, dass ich so ein Mensch eh nicht bin. Ich zwinge niemanden mit mir zu reden, sollte man aber das Bedürfnis haben mit jemanden über seine Sorgen zu reden, so höre ich gerne zu und bin da, wenn man mich braucht.

Doch was ist denn das?

Kaum hat er mich erblickt, wandelt sich sein Blick von traurig zu einem erstaunten, welcher mit etwas Verlegenheit gepaart ist? Seine Augen wandern von meinem Gesicht herab zu meinem Hals und dann zu meiner Brust. Bilde ich mir das nur ein oder starrt er mich grade an? Und warum zum Geier fühle ich mich plötzlich so nackt? Auf der anderen Seite gefällt es mir aber auch, dass er mich so intensiv betrachtet und ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit habe.

Und mit einem mal macht er auf dem Ansatz kehrt, während er leicht verärgert das ausspricht was ich mir auch schon dachte. Meine Eltern wären sicherlich nicht erfreut über meinen Aufzug. Als er mir anbietet, dass ich eines seiner Hemden bekommen kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich das annehmen soll. Er scheint verärgert zu sein und ich weiß grade nicht, ob es deswegen ist, dass ich ihm so viele Umstände bereite.

War etwa seine Freundlichkeit doch nur gespielt?

Meint er es gar nicht ernst?

Irgendwie verschwindet dieser Gedanke gleich wieder aus meinen Kopf.

Atemu ist nicht wie der Haufen, der sich im Salon befindet. Er ist wirklich nicht so, drängt es sich mir in den Kopf. Und es stimmt ja. Er ist das krasse Gegenteil zu den Anderen, aber irgendwie auch zu mir. Während ich immer tue, was meine Eltern sagen, um sie nicht zu enttäuschen und unsere Familienehre nicht zu beschmutzen, scheint er seinen eigenen Kopf zu haben und sich nur bis zu einem gewissen Maße etwas sagen zu lassen. Seine Eltern sind wie es mir scheint mit seinem Aufzug nicht besonders glücklich, wenn ich bedenke, wie sie ihn immer wieder angesehen haben. Doch es scheint ihm egal zu sein. Er hatte wohl keine Lust wie alle anderen bei dieser Hitze in einem Anzug zu schwitzen und ich bewundere ihn dafür, dass er es schafft seinen eigenen Kopf durchzusetzen.

Ich frage mich, wie er mich wohl sieht? Bestimmt als das verwöhnte Mama Kind, welches immer tut, was ihm gesagt wird und bis an sein Lebensende die Marionette von irgendjemanden sein wird, da er nicht gelernt hat sich durchzusetzen oder für seine eigenen Interessen einzutreten.

Tief seufzend stelle ich fest, dass er mit diesen Gedanken wahrscheinlich gar nicht so unrecht hätte.

Mit hängendem Kopf, weil ich mich plötzlich unheimlich schäme, wegen meines Aufzugs, wegen meiner Eltern und dafür, dass ich ein Weichei bin. Ich folge ihm, als er losläuft und mich durch die Gänge des großen Hauses führt.

Mit einem mal allerdings, ist meine betrübte Stimmung wie weggeblasen, als mein Blick auf etwas fällt, was in dieser Position meinen Kopfes unweigerlich gesehen werden muss.

Schwer schlucke ich, während ich meinen Blick einfach nicht von Atemus Hintern wenden kann. Denn dieser ist der schönste, den ich je gesehen habe. Eigentlich ist er der erste, der mir so ins Auge fällt, denn bisher hatte ich nie das Bedürfnis gehabt jemanden auf den Hintern zu starren.

Diese Erkenntnis ist es auch, die mich zur Vernunft bringt und mit heißen Wangen hebe ich meinen Kopf und versuche neben meinen künftigen Schwager zu treten, um der Versuchung zu widerstehen erneut seinem wohlgeformten Po zu begaffen.

Ich sollte lieber das tun, was in meinen Augen längst fällig ist und mit diesen unanständigen Gedanken ihm gegenüber aufhören.

„Es tut mir Leid, dass ich dir so viele Umstände mache, Atemu. Ich glaube, dass ich in deinen Augen als Verlobter deiner Schwester versagt habe. Ich bin ein Tollpatsch.“ Innerlich wünsche ich es mir sogar, dass er mir in einem gewissen Teilen zustimmt. Doch das wichtigste ist erst einmal, dass ich mich entschuldige, denn er scheint mir wirklich verärgert. Und der Gedanke, dass er wegen mir sauer ist, gefällt mir gar nicht.
 


 


 

*Atemus Sicht*
 

Nachdenklich setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis Yugi sich meinen Schritten schließlich anpasst.

Kurz schiele ich zu ihm hinunter, ehe ich doch rasch wieder geradeaus schaue und auf die Treppe zuschreite.

Doch dann muss ich stehen bleiben, diese Worte, welche mich schwach lächeln lassen.

Mich zu ihm gewendet, lege ich eine Hand auf seine Schulter und schüttle kurz mit den Kopf.

„Du machst mir keine Umstände“, entflieht es mir eigentlich sehr warm aus meiner Kehle, aber nur aus dem Grund, weil ich seine Entschuldigung einfach als total süß ansehe.

„Und nein, ich denke sogar, dass du ein hervorragender Ehemann für meine Schwester sein wirst.“, sage ich ihm, aber es ist mein voller Ernst.

Ich kenne ihn nicht und doch weiß ich, dass er sie gut behandeln wird.

Meine Schwester wird einfach in guten Händen sein.

Meine Hand streift von seiner Schulter hinunter, bis hin zu seiner Hand, welche ich in meine lege, nur um ihm, in seine geöffnete Hand, seinen Schlüsselanhänger zu legen.

Ich schließe die Hand, und halte sie einen Moment lang fest.

Er hat wunderschöne Hände, so zart, so fein.

Am liebsten will ich diese Hand nicht mehr loslassen, doch ich tue es.

„Ein schöner Glücksbringer…“ Ich sehe erneut zu ihm hinauf, kurz lächle ich dabei.

„Aber Glück gibt es so selten.“
 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Oh Gott, dieses Lächeln.

Ich könnte auf der Stelle sterben.

Nie zuvor habe ich ein so ein wunderschönes Lächeln gesehen und in mir kommt wieder die Frage auf, wie diese wunderschönen Lippen sich wohl anfühlen würden und als Atemu dann plötzlich meine Hand in seine nimmt, glaube ich zu spüren wie für den Bruchteil von Sekunden mein Herz aussetzt, ehe es mit dreifacher Geschwindigkeit zu schlagen beginnt.

Seine Hand fühlt sich so toll an.

Warm ist sie und sie weckt in mir das Gefühl von Geborgenheit und macht mich irgendwie richtig glücklich. Dass er mir etwas in die Hand legt und diese schließt merke ich erst, als er sie umfasst und mir in die Augen schaut.

Grade als ich drohe, mich, wie schon so oft an diesem Tag, in seinen Seelenspiegeln zu verlieren, lässt er meine Hand los und ich schaue betrübt auf meine herab, hätte ich diese Verbindung doch noch gern etwas länger aufrecht erhalten.

Nun jedoch öffne ich meine Hand und erblicke einen Schlüsselanhänger, welcher genauso aussieht wie meiner, den ich heute geschenkt bekommen habe.

Ich nehme und schaue ihn mir an, nur um festzustellen, dass es ja wirklich mein Schlüsselanhänger ist.

Auf die folgenden Worte Atemus muss ich Schmunzeln, ehe ich das Wort ergreife.

„Diese kleine Glückskatze ist das einzige Geburtstagsgeschenk, welches ich heute bekommen habe. Sie ist von Yuko, dem Dienstmädchen, dass mir seit Jahren zugeteilt ist. Seit ich klein bin, habe ich mir ein solches Kätzchen gewünscht, aber.... meine Eltern meinten, ein Haustier wäre verschwendete Energie. Du glaubst gar nicht, wie viel mir dieses Kätzchen bedeutet. Es ist nur ein Anhänger, aber das Kleine gehört mir.“ Mein Blick haftet auf dem selbst gemachten Kätzchen, was mich an den Moment erinnert, in welchen ich es aus dem Kästchen, in welches es eingepackt war, befreite. Zu diesem Zeitpunkt war meine Welt noch in Ordnung. Tief seufze ich auf, bevor ich das Kätzchen wieder in meine Hand schließe.

„Naja... wenn man es genau nehmen will, haben mir meine Eltern auch ein Geschenk gemacht.“ Traurig senke ich den Blick, ehe ich zu einem der Fenster neben mir gehe und sehnsüchtig hinaus schaue.

Auf dem Fensterbrett sitzen zwei Tauben, welche davon flattern, als sie mich erblicken.

„Ich wünschte.... dass auch ich meine Flügel ausbreiten und dorthin fliegen will, wo ich hin möchte. Ungebunden und frei sein, nur das tun, was mir gefällt und sich von niemanden etwas vorschreiben lassen.“ Es sind meine Gedanken, welche ich ohne es groß zu merken ausspreche und mit meinem Blick den beiden Tauben so lange folge, bis sie nicht mehr zu sehen sind.

Ich weiß gar nicht, wie lange ich in den blauen, wolkenlosen Himmel gestarrt habe, bevor ich mich zu dem Rotäugigen umdrehe und ihn mit einem erkämpften Lächeln ansehe, denn im Moment ist mir eher zum Heulen zumute.

„Bitte entschuldige.... wir sollten uns vielleicht beeilen, sonst bekommst du vielleicht noch meinetwegen Ärger, weil wir uns solang rumgetrieben haben. Ich möchte nicht, dass du Probleme bekommst. Du bist mir sehr sympathisch und der einzige Grund, warum ich mich hier nicht ganz fremd fühle.“

Geschockt sehe ich ihn an kaum das ich geendet habe.

„Oh Gott! Ich.. ich meine natürlich... deine Familie ist sehr nett, also... ich..... sie... !“ Wie komme ich da jetzt wieder raus. Das grade eben kam einer Beleidigung seiner Familie gleich. Was soll ich nur tun, dass er es nicht falsch versteht? Während ich schwitzend und panisch überlege, wie ich das wieder grade bügeln kann, streiche ich mir meinen feuchten Pony aus dem Gesicht, da dieser immer wieder an meiner Stirn klebt.
 


 


 


 


 


 


 

*Atemus Sicht*
 

Auch wenn ich ihn nicht ansehe, so höre ich seine, fast schon sehr sehnsüchtige und zu gleich traurige Stimme, welche irgendwie nach Freiheit und Luft schreit.

Es ist mir merkwürdig, warum er mir solche Dinge offenbart, aber auf der anderen Seite, ist es auch schön... es ist, als würde er mir vertrauen, doch als er mir erzählt, das die kleine Katze sein Geburtstagsgeschenk sei, muss ich meinen Blick zu Boden richten.

Er hat Geburtstag- heute?

Oh Himmel, wie peinlich ist das denn jetzt- ich wusste das doch gar nicht.

Und nun, sein Tag, sein Ehrentag scheint für ihn aber heute einer der schlimmsten zu werden.

Immer mehr tut er mir Leid, mit jedem Schritt, den ich auf mein Zimmer zugehe, will ich ihn einfach an mich drücken… ihm sagen, dass alles besser wird, ihn schützen, ihn einfach auffangen.

Doch ich tue nichts dergleichen. Wie gerne ich es auch wollte, ich darf es nicht, ich muss es mir selbst verbieten, gar diesem Brennen in meinem Herzen widerstehen- es soll aufhören- auf der Stelle.

Und dann auch noch, dieses Kompliment, an mich.

Verschämt schaue ich zu Boden, dass er damit gerade meine ganze Familie beleidigt ist mir eigentlich total egal und zu gleich, höre ich auch schon seine Entschuldigung.

Dieses Stottern, dem Versuch, sich aus dieser peinlichen Situation zu schlagen.

Vor meiner Zimmertür halte ich an, sehe direkt in seine Augen und muss einfach lächeln.

„Ein Stück Ehrlichkeit“, entflieht es aus meinen Lippen und schon öffne ich die Tür, zu meinem Zimmer.

„Und mach dir keine Sorgen, wegen meiner oder deiner Eltern, meinst du nicht die hätten uns nicht so oder so, aufeinander gehetzt… ich meine, du wirst bald die Leitung eurer Bank übernehmen und ich unsere Börse…“, zielstrebig gehe ich in einen kleinen angrenzenden Raum. Meinem begehbaren Kleiderschrank.

Irgendwo muss ich noch Hemden haben, welche mir etwas zu klein sind… das weiß ich.

„Es wäre vom Vorteil, wenn wir uns schon vorher kennen und uns sogar verstehen!“
 

Kurz greife ich nach einem Hemd, ehe ich mich zu ihm umwende.

Er schaut einfach zu putzig aus.

So überfordert, zugleich auch total schüchtern und dann noch diese nassen Haare und dieses ordinär gewordene Hemd.

„Hier bitte“, etwas zögernd halte ich ihm das Hemd hin, aber ich habe auch Angst, dass wir uns erneut berühren.

Ich hätte es lieber irgendwo hinlegen sollen.
 


 


 


 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Ein Stück Ehrlichkeit...

Ja, im Grunde ist es das, was ich mir von beiden Familien wünsche, aber bis auf Atemu verstellen sich alle und würden mit ihrem Schauspiel garantiert einen Oscar bekommen, wenn jemand der Jury mal ein Video davon schicken würde. Warum nur habe ich das Gefühl das dieser junge Mann mich versteht.

Dass er weiß, wie ich mich grade fühle und was ich so genau über die beiden Familien denke?

Als ich ihm in sein Zimmer folge, schaue ich mich um und stelle fest, dass sich dieses hier und mein Zimmer daheim nicht groß unterscheiden. Hierbei rede ich nicht vom Einrichtungsgeschmack, nein, ich meine, dass es steril wirkt.

Alles sauber, kein einziges Staubkorn und keine Spinnwebe in irgendeiner Ecke.

Keine Bilder, Fotos oder sonstige persönliche Dinge an den Wänden oder auf einigen Einrichtungsgegenständen.

Das einzige was etwas Farbe in das Zimmer bringt ist ein großer Strauß Rosen auf dem Schreibtisch und das hellblau bezogene Bett.

Es ist furchtbar. Meine Eltern haben mir stets verboten mein Zimmer mit privaten Gegenständen zu schmücken. Sie meinten immer, dass wenn ein Besucher es sieht, er die Möglichkeit hat, meinen Charakter dadurch zu analysieren und ich somit ein leichtes Opfer wäre. Ich dürfte auch mit niemanden außerhalb der Familie über private Angelegenheiten reden. Nur wie soll man mit seinen Eltern über Sorgen, Probleme oder aber Ängste reden, wenn diese nie da sind? Mir blieb nie etwas anderes übrig als heimlich ein Tagebuch zu führen, in das ich all meine Gedanken aufschreiben konnte. Sicherlich half es mir in Zeiten, wo ich mich einsam fühlte etwas, aber doch wünsche ich mir all die Jahre nichts mehr, als einen Freund. Eine Person zu der ich gehen kann, wann immer ich jemanden zu reden brauche, jemanden der mir zuhört, der mich vielleicht in den Arm nimmt und mir zeigt, dass ich nicht nur ein Objekt bin, das einst die Firma übernehmen soll, sondern auch ein Mensch, der sich nach Geborgenheit und Zuneigung sehnt.

In dem Moment, in dem Atemu mir ein Hemd reicht, habe ich stark mit den Tränen zu kämpfen.

Immer wieder blinzle ich und versuche einfach sie zu ignorieren.

Ich kann doch nicht vor Atemu los heulen, wie ein kleines Kind und das mit meinen achtzehn Jahren.

Das wäre doch peinlich, oder?

Ich meine... ich habe es die ganze Zeit doch ausgehalten, warum wird es mir grade jetzt so schmerzlich bewusst, wie einsam ich die ganzen Jahre doch wirklich war?

Mit zitternder Hand greife ich nach dem Hemd, welches ich schließlich an mich nehme.

„Danke....!“, bringe ich knapp mit zitternder Stimme heraus und kämpfe mir ein Lächeln ab.
 


 


 

*Atemus Sich*
 

Seine Augen… diese wunderschönen Augen, so verzweifelt. Diese violetten Farben, verschimmern in einem Fluss von Tränen. Welche er so krampfhaft versucht bei sich zu behalten.

Traurigkeit zeigt er mir, zugleich auch sein verzweifeltes Herz, welches am liebsten aufschreien würde, nur um Luft zu bekommen- nur um von hier fliehen zu können.

Etwas überfordert mit der ganzen Situation, sehe ich ihn verzweifelnd an.

Was kann ich schon tun?

So gerne ich ihm auch helfen würde, ich kann es nicht und das aller schlimmste ist, dass ich genau weiß, wie er sich fühlt. Saß ich doch damals in derselben Situation wie er.

Er hat mein volles Mitgefühl, doch nicht ein Wort entrinnt aus meiner Kehle.

Ich finde und habe einfach keine tröstenden Worte für ihn.

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so hilflos gefühlt und doch zu gleich den Drang verspürt jemanden schützen und helfen zu wollen.

Mein Herz schlägt kräftig gegen meinen Brustkorb, als er die Hand zu mir ausstreckt und mir das traurigste „Danke“ zu haucht, was je meine Gehöhr erhört hat.

Er zieht zaghaft an dem Hemd, doch ich lasse es einfach nicht los.

Ich will nichts sagen, ich kann auch nicht sagen doch…

„Yugi… komm her“, sage ich ihm und ziehe leicht dabei an dem Hemd, somit kommt er einen kleinen Schritt auf mich zu.

Meine andere Hand aber ergreift nun seine andere- er hat Angst, ich spüre es bis in mein Herz.

Wieder ein Schritt und schon drücke ich ihn, obwohl ich eben einfach keine Nähe mehr zu ihm wollte, zart an mich.

Ich kann ihm nicht sagen, dass alles gut wird, ich kann ihm nur zeigen, dass er nicht alleine ist und dass er traurig sein darf.
 


 


 


 


 


 

*Yugis Sicht*
 

Ehe ich es wirklich realisiere und weiß, wie mir geschieht, finde ich mich in den Armen des jungen Mannes wieder, welcher mein Herz am ersten Tag so aufgewühlt hat, dass ich glaube, dass ich noch nie so glücklich und auch so traurig zugleich gewesen war.

Kaum haben sich diese starken Arme um mich geschlossen, verliere ich den Kampf gegen meine Tränen endgültig und presse mein Gesicht an die Brust Atemus und beginne furchtbar zu schluchzen.

Es ist, als wenn dieses Wesen auf einen Schlag alles in mir hervor ruft, was ich gelernt habe hinter einer Mauer aus Eis einzufrieren und somit stets einen kühlen Kopf zu bewahren. Seit ich ihn aber getroffen habe, scheine ich mich selbst nicht mehr zu kennen. Meine Gefühle, mein Körper und meine Tränen, die ich stets gut zu beherrschen wusste, gehorchen mir nicht mehr, und wenn ich ehrlich bin, hat es etwas unheimlich befreiendes, dass man das, wogegen man jahrelang ankämpfte, endlich freilassen kann. Auch wenn es zugleich schmerzhaft ist, da ich weiß, dass dieser Ausbruch meiner Gefühle mir nur für einen Moment Linderung verschaffen wird.

Ab diesem Tag werde ich wohl noch viel mehr verzichten, ertragen und leiden, denn dass ich Leara nicht heiraten möchte, kann ich spätestens jetzt mit Gewissheit sagen.

Warum?

Der Grund ist der junge Mann, in dessen Armen ich grade liege und weine, wie ich es wohl noch nie getan habe. Mit jeder Minute, in der ich diese Wärme und den Halt seiner warmen Umarmung spüre, fühle ich mich mehr und mehr zu ihm hingezogen und in mir steigt der Wunsch auf, dass er mich nie wieder loslassen möge.

Schluchzend beginne ich zu sprechen oder... ist es eher mein Herz, was dort spricht?

„Ate... Atemu... ich glaube... ich...“ Ich stoppe. Was zum Teufel denke ich, was ich da tue?

Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Voller Verzweiflung krallen sich meine Hände in den Stoff seines Hemdes, während ich erneut in tiefes Schluchzen versinke.

Das ist doch lachhaft.

Wir kennen uns ein paar Stunden, reicht sotwas wirklich aus, um sich in einen Menschen zu verlieben?

Auch wenn man bedenkt, dass dieser Mensch der Erste ist, bei dem man sich in seinem Leben wohl und geborgen fühlt, ist es dann nicht immer noch lächerlich dann schon von Verliebtheit zu reden?

Aber es ist doch nicht gelogen, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle, wie noch nie zu einem anderen Menschen. Nicht einmal meine Eltern haben je dazubeigetragen, dass ich mich so wohl fühlen dürfte.

Mit verschwommen Blick schaue ich blinzelnd zu Atemu hinauf und in seine Augen.

Seine wunderbaren Seelenspiegel, welche voller Verständnis und Mitgefühl zu mir herabschauen. Diese wunderschön geschwungenen Lippen, die leicht geöffnet sind.

Seine gesamte Erscheinung, nein, sein gesamtes Wesen hat mich und mein Herz in Besitz genommen, und egal, ob es albern klingt, egal ob Atemu ein Mann ist, ich habe mich in ihn verliebt und diese Erkenntnis lässt mein Herz vor Freude hüpfen und es im gleichen Moment so unendlich schwer werden.

Ich weiß, dass meine Eltern die Liebe zu einem Mann niemals dulden werden, selbst wenn der, den ich liebte, dasselbe für mich fühlen würde.
 


 


 

*Atemus Sicht*
 

Ihn an mich gedrückt, beginnt er auch schon heftigst an zu weinen.

Es ist so verständlich.

Ohne wirklich darüber nachzudenken, handelt mein Körper von ganz alleine.

Weil ich ihm Trost schenken will.

Meine Hände drücken ihn an mich, gar meine Finger streicheln leicht über seinen zierlichen Rücken.

Lange ist es her, dass ich jemanden so nah an mich herangelassen habe. Lange ist es her, dass ich einen fremden Geruch um mich herum hatte. Mein Kopf neigt sich zu seinem Haar, ein herrlicher Duft von Vanille und Früchten umgibt mich.

Doch genießen kann ich es nicht, wegen dieser Tränen, wegen diesem zitterndem Körper, welchen ich gerade halte… und… weil ich es nicht darf.

Ich sage wieder einmal nichts… es ist auch besser so.

Als er zu mir aufschaut, tut mir dieses Bild einfach nur weh, es sticht so zu. Diese klaren Augen, so traurig.

Matt lächle ich und streiche ihm die Tränen fort.

Sie stehen ihm einfach nicht… es passt nicht zu ihm, sie gehören dort einfach nicht hin.

Auch wenn ich es nicht will, löse ich mich von ihm, gehe einen minimalen Schritt zurück.

„Ich weiß, wie du dich fühlst“, spreche ich, meine Stimme klingt auf einmal so furchtbar leise.

„Doch du musst jetzt einfach stark sein…“, kurz streichle ich ihm wieder mit einem matten Lächeln auf dem Lippen eine kleine Träne hinfort.

„Spiele dein Spiel einfach weiter… diese Ehe wird ein Spiel. Doch das, was hier drin ist“, ich tippe kurz auf die linke Seite seiner Brust und muss nun doch ehrlich lächeln.

„Das ist kein Spiel… das können sie dir nicht nehmen- das kann dir niemand nehmen!“

Mit diesen Sätzen bücke ich mich und hebe das heruntergefallene Hemd auf, ehe ich es ihm erneut hinhalte.

„Du solltest dich nun umziehen gehen…“, meine ich wahrheitsgemäß, da wir nun doch schon sehr lange fort sind.

„… das Spiel muss weiter gehen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Haine_Togu
2008-12-23T20:09:45+00:00 23.12.2008 21:09
Hi^^
Wow, dass war wirklich wieder ein tolles Kap, immer wieder herrlich!
Ich fand ja eure beiden Sichtweisen total super, da hat man genau mit vollziehen können, wie die beiden auf die Kleinigkeiten reagiert haben und auch wie sie sich in bestimmten Situationen gefühlt haben. Das war echt toll...w^^
Oh man, und diese Eltern! *groll*
Ich kann sie nicht ab, weder Yu´s noch Ati´s! Ich hoffe ja noch darauf,dass irgendwas passiert, dass denen ihre blöde Ehre und alles auf den Kopf stellt. Der arme Yu-chan hat noch nicht mal ein ordentliches Geschenk bekommen, und nicht mal sein Zimmer darf er einrichten wie er mag, hallo? Die spinnen aber sowas von!!! *pfff*j

Ok, auf jeden Fall freu ich mich rieeeeeeeeeeeeeeesig auf das nächste Kap, und danke schön für die Ens!^^

Wünsch euch schöne Weihnachten!^^
*grüßle*

eure Haine-chan <3
Von:  Serenatus
2008-12-23T15:09:30+00:00 23.12.2008 16:09
Wahhh mach weiter biiiite macht weiter es war sooooooooooooooo geil ^^
Von:  Dark_Angel_Yami
2008-12-23T10:01:14+00:00 23.12.2008 11:01
Wow, ich hätte da mal einen super Vorschlag, den Eltern so richtig eins reinzuwürgen. Ich würde an Yugis Stelle während der Trauung NEIN sagen. Und zu allem Überfluss noch zu Ati rennen und ihn abknutschen. Am besten so, dass ALLE es sehen können. Boar, das wird für die Eltern ein Schlag sein, und genau das geschieht ihnen dann zurecht. Die haben es einfach nicht besser verdient. Yugi und Ati gehören zusammen und sonst niemand.

So das Kapitel ist echt toll. Auch wenn ich mich gerade wieder mal über diese sch*** Elten aufregen kann. Wo leben die eigentlich? In einer ganz anderen Galaxy? Naja, auf jeden Fall sehr weit von der Realität entfernt. Und Ati Schwester gehört ja leider auch schon mit dazu. Fand es aber toll, dass Ati Yugi dann doch noch in den Arm genommen hat, um ihn wenigstens ein bisschen zu trösten. Schade nur, dass sie jetzt wieder zurück zu den andern müssen.

Bin auf jeden Fall schon gespannt auf die Fortsetzung.
Macht weiter so.
Von:  Goku17
2008-12-22T22:47:24+00:00 22.12.2008 23:47
könnten die jetzt nich einfach nach Europa abhauen oder sowas? XD
Biiiiiiiiiii~tte ><
Mir gehen diese schleimigen Eltern und diese Gehabe auf den Keks =3=
*ati und yu drücks*
Ihr armen
Aber Ati's sis is auch arm dran .___."
*sie auch drücks*
Von:  Yami_Kitten
2008-12-22T21:22:09+00:00 22.12.2008 22:22
Yugi und ati in den arm enhm*
*die zwei drücke+
so was gemeines..
*schnief*
+drück*
*sie nichtm ehr rausrück*

tolles kappi *kekse gebs*
*lächel*
schnell weiter schreiben ja??
dad kätzchen ^^
Von:  _Yami-chan_
2008-12-22T20:38:39+00:00 22.12.2008 21:38
Man was für ein Kappi *seuftz* Also wenn ich solche Eltern hätte würde ich mir den goldenen Schuss geben, glaube ich. Yugi hat ja das Glück das er Atemu hat. Ich hoffe nur das die beiden sich bald ihre Gefühle gestehen. Möglichst noch vor Yugis Hochzeit mit Leara. So hieß die doch oder? O.O
Mit Charas die ich nicht mag befasse ich mich nämlich gar nicht erst. Und die mag ich definitiv nicht. Die will Kinder mit Yugi, ich glaub es hackt!
Yugi gehört definitif zu Atemu. Für mich jedenfalls. *sich nicht mit den Autoren anlegen will* Ich weiß ja nicht wie ihr da so denkt. Naja ist ja erst das zweite Kapitel und es wird bestimmt noch viel passieren. Ich bleib euch jedenfalls weiter treu und freu mich schon wahnsinnig auf das nächste Kapitel *gerne ne ENS hätte wenns weitergeht* Bis dann.^^

lG crazykid
Von:  Aoichan
2008-12-22T20:28:49+00:00 22.12.2008 21:28
Also mir gefällt deine Fanfic sehr gut, auch wenn se an manchen Stelle echt zum heulen ist.
Ich freue mich auf das nächste Kappi^^

Vieleicht sagst du mir dann kurz bescheid.

lg

bye tarasun
Von:  chrono87
2008-12-22T20:05:31+00:00 22.12.2008 21:05
ach verdammt, wieso müssen familien nur so kompliziert sein und immer auf ihre Ehre pochen? Yugi und Atemu können einem echt leid tun.
Was ich gut finde ist, dass Yugi sich Atemu anvertraut auch wenn dieser noch immer in seinem selbst auferlegten Gefängnis steckt. Nur hoffe ich, dass er es auch mehr oder weniger ablegt und das sich beide sagen, was sie eigentlich fühlen, wobei ich mir vorstellen kann, dass es dadurch auch nicht viel leichter wird, vor allem bei solchen eltern.

ein traumhaft schönes, aber auch trauriges kapitel, aber echt gelungen. da freut man sich ja jetzt schion auf die fortsetzung. ^^
Von:  Elora_
2008-12-22T19:24:07+00:00 22.12.2008 20:24
sodele ich bin die erste *G*
euch ist mal wieder ein super kapitel gelungen. was ich gut finde ist wie ihr geschrieben habt, dass jeder versucht seine haltung aufrecht zu halten. doch zum schluss beginnt das anerzogene verhalten zu bröckeln und die wahren gefühle kommen zum vorschein. finde ich klasse. wenn ati jetzt noch aus sich rauskommt wäre das klasse.

öhm ich hätt auch gern ne ens wenn es weitergeht *Ganzliebschau*


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