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Ageha

~ ein Tatsurou One Shot ~
von

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Als er meine Hand hielt war es als ob Himmel und Hölle die Erde berührten. Ich fiel und schwebte zur selben Zeit. Das ist ein Gefühl, das schwer zu fassen ist. Man fühlt sich leer und gleichzeitig so voller Dinge, dass man nicht begreifen kann was passiert.

Er lächelte nur wissend und ein klein wenig triumphierend. Ich frage mich warum ich mich in ihn verliebt hatte. Er war launisch und neigte manchmal zur Unfreundlichkeit. Er war so drin in seiner Arbeit, dass er mehr als häufig sein Umfeld vergisst. Er war Musiker durch und durch.

Als ich ihn fragte, ob es normal sei so launisch zu sein sagte er nur trocken: „Ich bin wie ich bin. Tatsurou eben.“ und kritzelte weiter in sein Notizbuch irgendwelche Sachen rein.

Damals hätte ich ihn treten können für diese Aussage. Heute weiß ich dass er einfach nur von mir verstanden werden wolltet… so wie er ist.
 

Wie viele Geschichten, und Geschichten gibt es derer eine Menge, beginnt diese in einer Zeit wo man entwöhnt wird Kind zu sein und der Versuch erwachsen zu werden kläglich scheitert. Tatsurou sagte mir, dass es die beste Zeit seines Lebens war. Ich fand es eher störend nirgendwo hin zugehören. Man war nichts halbes und nichts ganzes. Er fand das geil. Die Nerven derer, die uns vor schrieben was wir tun sollten, aus zu reizen. Das mochte er. Er war so ganz anders als ich.

Vielleicht war es genau das was uns verband. Das ständige aneinander geraten, weil er das tat was er wollte und ich versuchte mich so gut es ging anzupassen. Nur er kannte die Seite an mir die nicht immer zu allem ja und Amen sagte. Weil er jene dunklen Gedanken in mir weckte.

Ich hasste ihn.

Weil er so war wie ich sein wollte, aber nicht den Mut besaß über meinen eigenen Schatten zu springen.

„Sei mal locker.“

„Kann ich nicht sein.“

„Und wieso nicht?“

„Wieso bist du nur immer so?“

Darauf antwortete er meistens nicht sondern sah mich nur an, sprang von meinem Tisch und ging. Dass ihn das verletzte hatte ich nie bemerkt.

Drei Jahre Oberschule verbrachten wir so. Er kam, setzte sich in der Mittagspause auf meinen Tisch und redete. Über die Dinge die ihn interessierten. Warum er gerade mit mir darüber sprach war eine nicht zu beantwortende Frage.

Und ohne es zu merken wurde es seltsam normal, dass er da war.

„Sei mal locker.“

„Wie oft willst du mir das noch sagen?“

„So lange es mir Spaß macht.“

Drei Jahr Oberschule und ich hatte nichts daraus gelernt. Ich wurde nicht zum locker sein geboren. Also tat ich genau das, was jemand tut der ernst und vernünftig sein will. Ich studierte. BWL. Weiß der Geier wie ich darauf kam. Es langweilte mich, aber ich malte mir die besten Zukunftschancen aus.

Tatsurou wurde Sänger.

„Passt zu dir.“ Sagte ich ihm nach der Abschlussfeier.

„Danke.“ antwortete er und grinste.

Das waren die letzten Worte die wir für eine lange Zeit mit einander reden sollten. Ich weiß nicht mal mehr warum. Einmal sah ich ihn, wie er mir vom Cover einer Musikzeitschrift entgegen sah.

'Wow.' dachte ich nur. Ich war so beeindruckt von ihm, dass ich es zwei Tage lang nicht schaffte in den Spiegel zu sehen ohne mich zu hassen. Ich hasste mein Leben. Ich hasste meine Arbeit. Alles kam mir leer und unbedeutend vor.

Ich lies mich krankschreiben und irrte durch Tokyos Straßen wie ein Geist auf der Suche nach etwas was mich glücklich machen würde.

Als ich hörte wie jemand meinen Namen rief.

„Tatsurou...?“

Lederjacke, Sonnenbrille, groß und ein wenig schlaksig gebaut. Die langen Haare waren, wenn man ihn aus Jugendzeit kennt, doch recht ungewohnt, doch nichts desto trotz war er es.

So standen wir da. Schwiegen einen Moment als hätte dieser Moment uns fest gefroren während die Welt um uns herum nur noch ein Rauschen und Lärmen war.

„Wie... geht es dir?“

„Sei mal locker.“

Ich starrte ihn an. Er nahm seine Sonnenbrille ab und grinste mich an, auf eine Weise wie nur er mich angrinsen konnte. Wie sehr ich ihn vermisst hatte war mir bis zu diesem Zeitpunkt nie aufgefallen.

Und nur dieser eine Satz war genug gewesen um mir alles was ich für mich selbst verbockt hatte vor Augen zu führen. Das ich weinte, hatte ich gar nicht bemerkt.

„Was....? Hey, nicht doch...“

Er machte ein paar Schritte auf mich zu, aber anstatt ein Taschentuch zu zu nehmen, wischte er mir die Tränen sachte mit seinem Daumen vom Gesicht.

„Ich hasse dich.“

„Tust du das?“

„Weil du so bist wie ich sein will... wieso bist du nur immer so.“

„Das hast du mich schon einmal gefragt.“

„Du erinnerst dich aber genau.“

„Ich hab ein gutes Gedächtnis.“ Er lächelte. „Komm. Ich wollte gerade mit Freunden etwas trinken gehen. Ich nehm dich mich.“

„Aber...“

Er legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen und schwang seinen Kopf leicht hin und her.

„Los komm schon.“

Er nahm meine Hand und zog sich ohne meine kleinen weiteren Protest zu bemerken hinter sich her.
 

An diesem Abend traf ich drei recht seltsame junge Männer. Der eine eher schweigsam, die anderen beiden laut und fröhlich lachend.

„Diese junge Dame hier muss aufgeheitert werden.“

Das waren Tatsurous Worte gewesen. Und obgleich ich die Herren nicht kannte, zeigte es dennoch seine Wirkung. Ich betrank mich. War ausgelassen und fröhlich Ich vergaß den Stress und die Trauer. Vergaß die Leere der letzten zwei Tage.

Auf dem nach Hause weg sprachen wir kaum ein Wort miteinander. Es war diese Art von Stille die man genießt. In der man keine unnötigen Floskeln mit einander wechseln muss. Einfach Schweigen.

„Hier ist es.“ sagte ich nur knapp.

„Un.“ meinte er nur.

„danke, dass du mich bis nach hause begleitet hast.“

„Wir hätten auch ein Taxi nehmen können.“

„Ich mag bahn fahren., das war schon ok so.“

Stille.

„Warum haben wir uns aus den Augen verloren?“

Wie so vieles im Leben, dass ich nicht verstand, was diese Frage wieder einer meiner Glanzleistungen.

„Ich weiß es nicht...“

Ich nickte. Er trat auf mich zu, beugte sich zu mir herunter und flüsterte mir ins Ohr.

„... aber versprich, dass es nicht noch einmal geschieht.“

Ich sah ihn nur an. Sein Gesicht war meinem so nah, ich hätte mich nicht mal großartig bewegen müssen um ihn zu küssen.

„Wir haben uns Jahrelang nicht gesehen... findest du nicht, dass das gerade ein wenig schnell geht?“

„Nein, denn wie ich merke bist du immer noch genau dieselbe wie noch vor ein paar Jahren. Vernünftig und ernst.“

Ich glaube er merkte, wie sehr mich dies vor allem an diesem Tag verletzte. Er streckte die Arme aus und umarmte mich. Egal wie kühl es vorher gewesen sein muss, alles um mich herum wurde warm und hell. Er roch so gut.

„Sogar jetzt bist du steif.“ sagte er mit einem Lachen.

„Ja kein Wunder!“

Er löste die Umarmung und ich fühlte das starke Verlangen sie wieder zu festigen.

„Du bist wie ein Schmetterling, der noch nicht geschlüpft ist.“

Fragen schaute ich zu ihm hoch.

„Ich werde dir alles geben was ich habe, damit du dich verpuppen kannst und zu dem Schmetterling wirst, den ich immer in dir gesehen habe.“

„Seltsam, die Seite an dir kenne ich noch gar nicht...“

„Das wiederum war auch nicht sehr nett.“

Ich streckte ihm die Zunge raus. „Ich bin nun mal nicht immer nett.“

Er lachte nur, zog mich zu sich und küsste mich. Kurz nur, aber lange genug um mich für immer an ihn zu binden.

Und egal wie launisch er war und wie unfreundlich er sein konnte, ich wusste immer ganz genau, dass er auf mich achten würde und dass er in mir etwas sah, das selbst mir viel zu lange verborgen blieb.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  motti
2009-02-12T21:39:37+00:00 12.02.2009 22:39
cool die art von geschichte kannte ich hier so noch nicht und sie gefällt mir =)

btw das war das erste mal, dass ich eine mucc fanfic gelesen hab
Von:  Aka_Tonbo
2009-01-01T21:45:10+00:00 01.01.2009 22:45
da bin ich wieder ^^

ich mag diesen song -ageha-
ich mag die bedeutung und das spektrum der fantasie, dass man sich dazu bilden kann.

auch wenn diese geschichte auf nichts trauriges abgezielt hat, hat sie mich trotzdem etwas melancholisch gestimmt.
es ist diese art von sehnsucht die angesprochen wird. dieses gefühl das man in sich trägt und welches man nicht so einfach zuordnen kann.
wenn sich jemand an einen erinnert, eine person die man nie vollständig aus seine kopf streichen konnte, weil da etwas war das es nicht zulassen wollte, wenn diese person einen nach langer zeit wieder findet und einen sofort das gefühl zu geben vermag nicht irgendwer zu sein, das finde ich beneidenswert.
hier ist es tatsuro, doch auch wenn es jemand anders gewesen wäre, würde es nichts an der botschaft ändern.
diese ehrliche zuneigung ist eine so einfache und dennoch so gewaltige sache, dass es mich wahrlich wieder bewegt hat.
es ist schnörkellos und trotzdem ist wieder alles gesagt und auch so ergibt sich am ende eine schöne, in sich abgeschlossene erzählung.

ich würde mich wirklich freuen, in zukunft noch etwas mehr von dir lesen zu dürfen ^_^



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