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Tempted to touch

von

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***Tempted to touch VIII***
 


 

Davon rang mit sich. Was sollte er nur tun? Wie konnte er Yume helfen?

Er wollte ihn nicht verlieren. Nicht, weil er ein Drachenkind war, das war ihm überhaupt nicht wichtig. Sondern weil er sich bei dem Kleinen entschuldigen wollte, für alles Unrecht, was er ihm angetan hatte. Er brauchte Yume!

Er brauchte ihn mehr, als irgendetwas anderes auf der Welt, wollte wieder das scheue Lächeln sehen, die strahlenden Augen und die Wärme des Kleinen spüren.

Die Wärme des einzigen Wesens, für das er je Gefühle entwickelt hatte!

»Ja.. du kannst gehen…«, erlaubte Davon nach einer halben Ewigkeit, sank vor dem Bett auf die Knie und tat etwas, wofür er die Menschen immer verspottet und verhöhnt hatte.

Er betete.

Wenn es das einzige war, womit er Yume retten konnte, wollte er es tun.

Seine Hilflosigkeit machte ihn zu allem bereit. Leise murmelte er gegen die viel zu kühle Hand des Jungen. Sanft drückte Davon sie an seine Wange und schloss die Augen, seufzte tief.
 

»Yume«, kam es hoffnungslos über seine Lippen. Lano und alles andere um sich herum hatte er vollkommen ausgeblendet. Genauso wenig nahm er wahr, wie der Magier schließlich verschwand.

»Herr?«

Es war Lano, doch Davon reagierte nicht, war zu sehr in seinen Selbstvorwürfen und seiner Hilflosigkeit gefangen. Erneut sprach der Junge ihn an und legte ihm ein wenig ängstlich eine Hand auf die Schulter.

»Bitte.. wir.. wir können ihm doch noch helfen…«, flehte der kleine Dämon. »Wir dürfen noch nicht aufgeben…«, redete er einfach weiter, während er versuchte die Tränen zu verdrängen, die ihm in die Augen traten.
 

»Er mag euch doch so sehr…«

Die letzten Worte waren nur ein Stammeln, bevor Lano heiße Perlen über die blassen Wangen rannen und er neben Davon auf den Boden sank. Nun überkam auch ihn die Hoffnungslosigkeit, obwohl der Kleine so hartnäckig dagegen angekämpft hatte.

Seine Worte blieben jedoch nicht ohne Wirkung.

Langsam hob Davon den Kopf und sah erneut in das wächserne Gesicht seines Kleinen. Die schmale Brust hob und senkte sich nur unmerklich, aber Lano hatte Recht. Noch war Leben in Yume und Davon schickte den Magier zu Teufel. Wenn er dem Jungen nicht mit Magie helfen konnte, würde er es eben auf eine andere Weise tun… nämlich auf die Normale!

Und selbst wenn die Chancen gering waren… Aufgeben kam für ihn überhaupt nicht in Frage!

Mit neuer Entschlossenheit erfüllt, erhob sich Davon.
 

»Komm hoch, Lano…«, befahl er dem dunkelhaarigen Dämonenjungen.

»Wir geben nicht auf und werden Yume wieder gesund pflegen!«

Fest packte er den Kleinen, der gerade auf die Beine gekommen war an den Schultern und sah ihm tief in die Augen. »Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast.«

Kurz herrschte Schweigen. Dann erschien auf dem leicht verheulten Gesicht des Kleinen ein Lächeln.

»Gern geschehen..«, nuschelte er zurück und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes über die Augen, bevor er seinen Herrn mit immer noch geröteten Wangen erneut ansah. »Was soll ich machen?«

Davon merkte, dass Lano versuchte sich seine Hilflosigkeit nicht anmerken zu lassen und tätschelte kurz sanft dessen Kopf.

» Ich muss noch den Rest der schlimmen Wunden auf Yumes Rücken säubern. Und dann brauchen wir eine Salbe..«

Davon verstummte. Wo sollte er nur so etwas herbekommen? Der nächste Quacksalber befand sich wahrscheinlich in den äußeren Siedlungen seiner Festung. Zumal Dämonen normale Medizin nicht benötigten, weil viele Verletzungen bei ihnen heilten ziemlich schnell und krank wurden sie auch nicht.
 

Die meisten aus der gehobenen Schicht, wie Adlige, Kriegsherren oder bedeutende Persönlichkeiten besaßen einen Magier zu ihren Diensten. Aber wie er hier sah, konnte selbst solch ein Wesen nicht immer die Hilfe leisten, die gerade von Nöten war.

»Ähm…«, räusperte sich Lano und riss Davon damit aus seinen Gedanken.

Dieser ließ die Schultern des Kleinen wieder los und sah wie der Junge sich unauffällig über die Stellen strich. Durch seine innere Anspannung hatte er wohl etwas zu fest zugedrückt. Davon seufzte.

Dann wandte sich der Kleine wieder ihm zu.

»Ich… also, ich habe damals beobachtet wie Yume diesen Kräuterbrei für euch gemacht hat… ich könnte es versuchen..?«
 

Sowie Davon das hörte, erhellte sich seine finstere Miene sichtlich und er hätte Lano dafür küssen können. Der Kleine hatte ihm jetzt schon so viel geholfen! Er hätte nie gedacht, dass er einen jüngeren Dämon je für etwas bewundern könnte, doch momentan tat er das.

»Ehrlich? Bist du dir sicher?«, fragte er jedoch lieber noch einmal und nickte, als Lano bestätigte. Neue Hoffnung durchströmte ihn. »Sehr gut.. dann kümmere dich darum.. aber bitte.. lass dir nicht zu viel Zeit…«

Erstaunt über sich selbst, sah er dem Kleinen hinterher. Er hatte einen Sklaven um etwas gebeten. Für einen Moment stand er einfach nur da und konnte es nicht fassen. Doch dann riss er sich los, verscheuchte jegliche Gedanken darüber.

Jetzt gab es wichtigere Dinge.
 

Er atmete mehrmals tief ein und aus und versuchte sich zu konzentrieren.

Auf der Bettkante sitzend, fuhr er fort vorsichtig die teils verkrusteten, teils neu aufgerissenen Striemen zu säubern. Verschorfte Stellen, die augenscheinlich nicht entzündet waren, ließ er in Ruhe. Von den anderen riss er die Krusten ab und obwohl er nicht unbedingt zart besaitet war und auf dem Schlachtfeld schon so einiges gesehen hatte, wurde ihm schlecht als er von einem Striemen den Schorf entfernte und ihm ein Blut-Eiter-Gemisch entgegen lief.

Tief holte Davon Luft und schaffte es nur durch eine winzige Pause, den Würgereiz zu unterdrücken. Er schluckte, zwang sich aber dann weiter zu machen.

Die ganze Zeit hatte er mit sich zu kämpfen, hätte niemals gedacht, dass in das Versorgen solch einer Wunde je so nahe gehen würde. Die Übelkeit hielt die ganze Zeit über an und seine Hände zitterten jedes Mal stärker, wenn er wieder eine Verkrustung von Yumes Rücken abriss und Blut über die leichenblasse Haut des Kleinen lief.

Davon war nur froh, dass Yume in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen war und keine Schmerzen unter dieser Prozedur erleiden musste.
 

Schließlich hatte er alle Stellen gründlich gesäubert, tupfte mit einem neuen sauberen Leinentuch das Blut von den offenen Wunden, bis Lano wenig später wie auf Kommando in den immer noch abgedunkelten Raum trat.

»Und? Hast du es hinbekommen?«, fragte Davon mit gedämpfter Stimme hoffnungsvoll und streckte schon die Hand nach dem Tontopf aus.

Lano nickte und trat neben ihn.

»Ich hoffe es hilft…«

»Ich auch…«, gab Davon zurück und nahm den Topf entgegen.

Bevor er jedoch in die grüne Paste griff, wusch er sich noch einmal die Hände. Anschließend trug er den Brei mit zwei Fingern vorsichtig und der Länge nach auf die Striemen auf. Er konnte sich noch genau daran erinnern wie Yume das bei ihm getan hatte und seufzte unmerklich.
 

Plötzlich wurde es hell im Raum.

Davon sah auf und bemerkte, das Lano die schweren Vorhänge zurück zog und ein zwei Fenster öffnete, um frische Luft herein zu lassen. Dann verschwand der Kleine wieder. Davon wusste zwar nicht wohin, doch er kümmerte sich erst einmal weiter um Yumes Rücken.

Alle Striemen versorgt, legte er ein feuchtes Tuch über die behandelten Verletzungen und wickelte dem Jungen anschließend einen langen Streifen Leinen um die schmale Brust, damit das ganze auch an Ort und Stelle blieb.

Gerade stopfte er das Ende fest, da ging erneut die Tür auf. Diesmal hatte Lano ein Tablett in den Händen auf dem etwas Dampfendes stand.

»Er muss unbedingt etwas Essen…«, erklärte der Junge und schaute zurückhaltend zu Boden. Davon nickte. Lano hatte vollkommen Recht. In der letzten Zeit hatte er Yume nicht gut behandelt und das in jeder Hinsicht. Und wie er ja bemerkt hatte, hatte sein Kleiner von dem wenigen, was er ihm gestattet hatte kaum etwas zu sich genommen.

Es schmerzte ihn erneut unerträglich, wenn er daran dachte.
 

»Stell das hier ab…«, wies Davon auf den Nachttisch und stellte die Schüssel mit dem schmutzigen Wasser auf den Boden. »Ich versuche ihm etwas einzuflößen…«

Bevor er das aber tat, kostete Davon selbst von der Suppe und wartete eine Weile. Auf Lanos verständnislosen Blick hin erklärte er.

»Jemand hat versucht Yume umzubringen, oder hat es zumindest so gedreht, dass ich gezwungen war so zu handeln, wie ich es getan habe… zumindest wollte jemand ihm schaden und ich werde nicht zulassen, das jetzt noch etwas passiert!«

Der Plan von wem auch immer war nicht aufgegangen und so vermutete er stark, dass derjenige, der hinter all dem steckte möglicherweise zu härteren Maßnahmen griff. Und Davon wollte kein Risiko mehr eingehen.

Er würde in Zukunft mit Adleraugen über den Jungen, über _seinen_ Jungen wachen!!
 

Der schwarzhaarige Junge lächelte ihn nun glücklich an.

»Darf.. darf ich hier bleiben?«, fragte er zurückhaltend und Davon gestattete es ihm mit einem Nicken. Schließlich war es Lano zu verdanken, dass Yume jetzt noch lebte und er schuldete dem Jungen sehr viel.

»Ich würde mich freuen, wenn du in meiner Abwesenheit über Yume wachst. Und wenn er wieder aufwacht, dann wäre es schön, wenn er einen Freund hat…« Er hatte es extra so formuliert, dass Lano selbst entscheiden konnte. Er würde dem Jungen in Zukunft mehr Vertrauen schenken und ihn zu nichts mehr zwingen. Das nahm er sich vor.

»Oh, Herr… das, das wäre mir eine Ehre…«, strahlte der Kleine und Davon wusste, dass er das Richtige getan hatte.
 


 

Doch nun wandte er sich erst einmal wieder Yume zu. Vorsichtig drehte er ihn auf den Rücken, zog ihn hoch und lehnte den Kleinen so gut es ging an seine Brust, sodass der geschundene Rücken nur ganz wenig Berührungskontakt mit ihm hatte.

»Kannst du die Schüssel bitte halten, Lano?«, fragte er mit einem hilfesuchenden Blick, denn es wäre sehr umständlich, wenn er sich jedes Mal zum Nachttisch umdrehen müsste, um einen Löffel Suppe zu nehmen.

»Natürlich.« Sofort war der Junge neben ihm, nahm die Schüssel und hielt sie, während er vor dem blassen Yume stand. Langsam tauchte Davon den Löffel ein, pustete erst ein bisschen und führte ihn dann zu den Lippen des Kleinen. Yumes Kopf lag ebenfalls an seiner Brust und er flößte ihm nun umsichtig Löffel um Löffel ein.

Es war eine sehr langwierige Prozedur. Die Schüssel war noch nicht einmal halb leer, doch die Suppe war bereits kalt und Davon legte den Löffel schließlich bei Seite.

»Es reicht erst mal.. ich denke wir sollten ihm alle paar Stunden eine kleine Menge einflößen…«, gab er seine Meinung kund und Lano nickte zustimmend, während Davon Yume so sanft es ihm möglich war wieder auf den Bauch drehte und ihn mit besorgtem Gesichtsausdruck zudeckte.
 

»Kannst du noch eine Wärmflasche besorgen?«, wandte er sich noch einmal um, denn Yumes Hände waren immer noch einkalt hatte er bemerkt, als er sie vorsichtig ergriffen hatte. Lano nickte.

»Ja.. ich werde sofort welche holen gehen.« Damit verschwand der Junge leise aus dem Raum.

Davon blieb noch auf der Bettkante sitzen. Sein Blick ruhte traurig auf Yume. Sanft strich er dem Kleinen über die blasse Wange und seufzte, bevor er seine Hand wieder zurück zog. Er wusste nicht, wie oft er nun schon gedacht hatte, wie leid es ihm tat, das die Situation so eskaliert war. Wenn der Kleine es schaffte, ob er dann überhaupt noch in seiner Nähe sein wollte, ihn wenigstens ein bisschen an sich heran ließ? Die Ungewissheit darüber wog schwer in ihm, doch Davon gestattete sich nicht weiter darüber nachzudenken. Erst einmal musste Yume wieder gesund werden. Sollte er ihm dann deutlich machen, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, würde er das schweren Herzens akzeptieren. Immerhin war es das mindeste, was er nach allem was passiert war, tun konnte.

Abermals seufzte Davon, bevor er sich vom Bett erhob und unschlüssig im Raum stand. Es gab so viele Dinge, die noch erledigt werden mussten, aber zuerst wollte er Yumes Verschwinden aufklären und die Sache von damals mit dem Drachen. Er wartete noch, bis Lano zurück war, bevor er den Raum mit den Worten »Bleib bitte bei ihm, ja?« verließ.
 

Er besaß noch ein zweites Geschäftszimmer in das er sich nun begab. Yume brauchte einfach nur Ruhe, da konnte er sein Verhör schlecht dort abhalten. Außerdem musste er sich erst überlegen, wie er das am besten anstellte. Er hatte zwar viele Untergebene, aber wenige, denen er wirklich vorbehaltlos vertraute. Nachdenklich tigerte er durch den Raum, versuchte sich einen Plan zurecht zu legen. Es dauerte einige Zeit, doch schließlich hatte er eine zufrieden stellende Lösung gefunden. Ob sie funktionieren würde, wusste er allerdings nicht.

Mit einem grimmigen Lächeln verließ er das Zimmer wieder und begab sich zu den Drachenhöhlen. Auf dem Plateau davor befand sich niemand, was ihm diesmal auch ganz recht war. Prüfend glitt sein Blick über die Schlossmauern. Dort waren Wachleute postiert, aber seiner Meinung nach, waren es auch weniger, als es hätten sein sollen. Das ärgerte ihn, denn er hatte seit dem Zwischenfalls mit Yume genaue Anweisungen gegeben.

Momentan lag sein Hauptaugenmerk jedoch auf etwas anderem. Darum würde er sich später kümmern.
 

Festen Schrittes betrat er die Drachenhöhlen. Das tat er selten, denn normalerweise folgte Yves seinem Ruf. Diesmal wusste er allerdings nicht, wie das Tier reagieren würde, denn seitdem er Davon bedroht hatte, hatte er keinen Kontakt mehr zu Yves gesucht. Eine seltsame Spannung, die er schon ewig nicht mehr gespürt hatte, breitete sich in ihm aus und erfüllte ihn, je näher er dem Drachennest kam. Schließlich stand er davor und da es Dämonen möglich war in der größten Dunkelheit auch noch gut zu sehen, erkannte er das riesige Nest sehr deutlich.

»Yves…«, rief er leise und ehrerbietig. Drachen waren sehr stolze Tiere und auch wenn Yves ihm gehörte, hieß das noch lange nicht, dass er mit ihm umgehen konnte, wie er wollte. Davon brachte ihm Respekt entgegen, jetzt, nach der Sache mit Yume vielleicht noch mehr als vorher.
 

Ein lautes Rascheln ertönte und ein Geräusch, dass sich eher wie ein unerfreutes Grollen anhörte. Dann erschien der riesige Kopf über der Nestkante und Yves schnaubte, schien zu überlegen, ob er von seinem Herrn überhaupt etwas hören wollte oder nicht. Davon blieb geduldig stehen und deutete eine leichte Verbeugung an. Er gestand sich ein, dass er sogar ein bisschen aufgeregt war, denn das, was er vorhatte, wäre ihm früher nie in den Sinn gekommen. Doch es war seine einzige Chance die Wahrheit über das Geschehene heraus zu finden.

»Yves… ich weiß, ich habe einen Fehler begangen, doch ich bin dabei ihn wieder gutzumachen«, begann er ruhig zu sprechen. Der Drache schnaubte abermals, schien erneut zu überlegen, beugte den großen, stachelbesetzten Kopf dann jedoch zu seinem Herrn hinunter und beschnupperte diesen. Davon vermutete, dass Yves damit prüfen wollte, ob er es ernst meinte. Das nächste Schnauben von Yves schleuderte ihn ein Stück zurück, sodass er zu Boden ging und Davon wollte schon ärgerlich reagieren, hielt sich jedoch im Zaum. Langsam richtete er sich auf, klopfte sich den Schmutz von den Sachen und trat wieder vor den Drachen, der jetzt anscheinend gewillt war ihm zuzuhören.
 

Eine Weile sah er Schweigend in die großen gelben Augen, die ihn ebenfalls scharf musterten.

»Du weißt, es geht um Yume…«, begann er langsam das Gespräch und es schien, als würden Yves Züge etwas weicher werden, als er den Namen des Kleinen hörte. Davon sprach jedoch unbeirrt weiter.

»Ich glaube du wusstest die ganze Zeit, dass er nicht von allein weggelaufen ist… deswegen hast du ihn auch vor einer großen Ungerechtigkeit bewahrt und dafür bin ich dir sehr dankbar…«

Yves gab ein tiefes Grollen von sich, das wahrscheinlich eine Zustimmung sein sollte. Es erstaunte den Dämonen, dass Yves ihn so genau zu verstehen schien. Ob zwischen Yume und Yves auch so eine tiefe Verbindung bestand? Wahrscheinlich schon, mutmaßte Davon und war sehr froh darüber.
 

»Jetzt habe ich einen Bitte an dich.« Ernst sah er seinem Drachen in die Augen, um ihm zu zeigen, wie wichtig ihm die Angelegenheit war. »Ich will den Verräter finden, der Yume dieser Gefahr ausgesetzt hat und der mich zu diesem Handeln gezwungen hat«, erklärte er. »Meinen Leuten vertraue ich nicht…« Kurz verfiel er ins Schweigen, seufzte und sah seinen Drachen dann wieder bittend an. »Aber du kannst die Wahrheit hinter einer Lüge erkennen und deswegen bitte ich dich inständig um deine Hilfe.« Nachdem er geendet hatte, blieb es eine schier unendlich lange Zeit still. Sie sahen sich einfach nur in die Augen. Die Spannung in Davons Inneren nahm ein kaum fassbares Ausmaß an und er war sich unsicher, was nun passieren würde. Würde Yves ihm helfen?

Diese Frage geisterte ununterbrochen in seinem Kopf umher und allmählich wurde er ungeduldig.
 

Zu seinem Erstaunen senkte der Drache dann aber den Kopf ganz nah vor ihm. Davon war so überrascht, dass er instinktiv seine Hand ausstreckte und sie vorsichtig auf die Stirn des Tieres legte. Sowie seine Fingerspitzen die großen, harten Schuppen berührten, überkam ihn eine unglaubliche Hitze und er glaubte innerlich zu verbrennen. Davon wollte seine Hand zurückziehen, doch es ging nicht, sie schien wie festgeklebt und die Hitze in ihm steigerte sich immer weiter. Wollte Yves ihn umbringen?, ging es ihm noch durch den Kopf, bevor ein gequältes Stöhnen über seine Lippen kam und ihm kraftlos die Beine wegknickten. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr, er zitterte am gesamten Körper und in seinem Kopf herrschte ein Druck, dass Davon glaubte er würde gleich auseinander springen. Panisch schnappte er nach Luft, sein Herz schlug heftig gegen seine Brust und er sah schon schwarze Punkte vor seinem inneren Auge tanzen, als Yves ihn plötzlich freigab. So schnell wie sie gekommen war, verschwand die Hitze aus seinem Körper und Davon ging ungebremst zu Boden. Auf einmal war ihm schrecklich kalt. Der Boden erschien ihm wie aus Eis und er krümmte sich zusammen. Was war nur hier los? Was passierte mit ihm?
 

Weiter kam er mit seinen Gedanken aber nicht, denn da spürte er den warmen Drachenatem auf sich. Leicht drehte er den Kopf, um Yves anzusehen, blieb jedoch liegen, weil seine Arme und Beine ihm überhaupt noch nicht gehorchten, völlig kraftlos waren, als hätte ihm jemand all seine Energie genommen.

Ruhig ruhten die gelben Augen des Drachens auf ihm. Ob Yves ihn nun für die Ungerechtigkeiten, die er dem Kleinen angetan hatte, bestrafen wollte? Erschöpft schloss Davon die Augen. Er würde es hinnehmen, das wusste er. Schließlich hatte er es verdient.

Doch es passierte nichts weiter. Stattdessen merkte er, wie die Kraft langsam wieder in seine Gliedmaßen zurück kehrte und wenig später richtete er sich leise ächzend auf. Die ganze Zeit über hatte Yves ihn genau beobachtet. Den Blick hatte Davon deutlich auf sich gefühlt. Unschlüssig stand er vor seinem Drachen, der ihm jedoch nur noch einen kurzen Blick gönnte, ehe er sich wieder in sein Nest zurückzog.
 

Was war das denn jetzt gewesen? Unmerklich schüttelte der Dämon den Kopf. Er verstand überhaupt nichts mehr, aber es war offensichtlich, dass die Angelegenheit für Yves erledigt war. Niedergeschlagen trat er den Rückweg an und verließ die Höhlen. Enttäuschung machte sich in ihm breit, weil er nichts erreicht hatte. Davon hatte keine Ahnung, was er sich erhofft hatte, doch garantiert nicht, dass er sich müde und abgeschlagen fühlte. Seine Beine erschienen ihm schwer wie Blei und jede kleine Bewegung schmerzte dumpf. Er fragte sich, was Yves mit ihm gemacht hatte, während er die Halle betrat und in sein Arbeitszimmer ging. Dort ließ er sich erschöpft auf einen Stuhl fallen, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Im Kopf ließ er das Geschehene noch einmal Revue passieren, doch auch danach hatte Davon keine Ahnung, was Yves mit ihm angestellt hatte.
 

Also ließ er es erst einmal auf sich beruhen. Es brachte auch nichts sich unnütz den Kopf darüber zu zerbrechen, dachte der Dunkelhaarige und fuhr sich mit einer Hand matt durch die Haare. Ein leises Seufzen stahl sich über seine Lippen und ein flüchtiger Blick auf eine der geschnitzten Wanduhren verriet ihm, dass er fast zwei Stunden weg gewesen war. Zwei Stunden… dann war es an der Zeit nach Yume zu sehen. So sehr sein Körper sich auch dagegen wehrte, Davon zwang sich mit eisernem Willen aufzustehen, ächzte kurz und riss sich dann wieder zusammen. Er durfte sich nicht erlauben Schwäche vor seinen Leuten zu zeigen, sonst kam nachher noch einer von denen auf die glorreiche Idee ihn um seinen Posten herauszufordern.
 

Vor seinen Gemächern nickte er kurz den Wachen zu, die davor postiert waren und niemand anderen als ihn oder Lano hindurch ließen. Lautlos öffnete er die hohe Tür und trat langsam ein. Hinter sich schloss er die Tür genauso geräuschlos wieder und strebte zum Bett. Als er nah genug war, konnte er erkennen, dass der kleine schwarzhaarige Dämon neben Yume saß und dessen Hand in seiner hielt, während er ihm mit gedämpfter Stimme irgendetwas erzählte. Je näher Davon kam, desto deutlicher wurden die Worte und er erkannte, dass es sich um ein altes Märchen aus der Dämonenwelt handelte. Auf Grund Davons Umsichtigkeit, hatte Lano ihn noch nicht wahrgenommen. Eine ganze Weile blieb er seitlich hinter dem Jungen stehen und lauschte der Geschichte. Der Junge war ein richtiges kleines Juwel. Es war so niedlich, wie er neben Yume saß und ihm einfach irgendetwas erzählte. Warum hatte er nicht eher erkannt, dass der Junge so einfühlsam war?

Sanft legte er Lano eine Hand auf die Schulter und wollte etwas Nettes sagen, doch die Worte blieben ihm regelrecht im Halse stecken, denn plötzlich überkam ihn wieder eine unglaubliche Wärme. Es war keine unangenehme Hitze, sondern eher Wohlfühltemperatur. Gleichzeitig dazu flimmerte es auf einmal um den schwarzhaarigen Jungen und Davon war vollkommen perplex.

Schnell zog er seine Hand zurück und alles war wieder normal und so wie vorher.

Was zum Teufel…?

Das alles entzog sich seinem Verständnis.
 

Lano indessen hatte sich ein bisschen erschrocken bei der unerwarteten Berührung und war zusammen gezuckt. Der Kopf des Jungen war herumgeschnellt und er hatte Davon mit etwas verängstigten Augen angesehen, bevor er ihn erkannte und sich schnell wieder beruhigte. Doch er merkte auch, dass mit seinem Herrn etwas nicht stimmte.

»Ist irgendetwas passiert? Kann ich euch helfen?«, fragte er offen und sah zurückhaltend zu dem größeren Dämon auf. Doch Davon schüttelte nur mechanisch den Kopf, blieb stumm und legte nur noch einmal seine Hand auf Lanos Schulter. Sowie ein Kontakt zu dem Jungen hergestellt war, sah er wieder diese grüne Aura um den Kleinen und verspürte die angenehme Wärme. In seinen Gedanken arbeitete es und er kam in kurzer Zeit zu nur einem Schluss. Das musste Yves gewesen sein! Aber was brachte es ihm ein, wenn er die Aura eines Dämon sah und dessen Charakter, so nahm er jedenfalls an, spürte.

Lange brauchte er nicht, um auf die Lösung zu kommen.
 

Hatte Yves ihm also doch geholfen!

Davon war noch ganz aus dem Häuschen. Er ließ Lano los und trat auf Yume zu. Langsam streckte er eine Hand aus und war gespannt, was er bei Yume sehen würde. Zärtlich strich er dem Kleinen mit seinen Fingerspitzen über die blasse Wange. Sofort erstrahlte ein helles, fast schon gleißendes Licht um den geschwächten Körper herum und Davon schloss für einen Augenblick die Augen, weil es so blendete. Wie bei Lano verspürte er eine angenehme Wärme in seinem Inneren, die sofort auch sein Herz erfüllte. Wie hatte er nur je annehmen können, Yume hätte ihn hintergangen. Dieses Geschöpf war so rein und strahlte so viel Wärme aus, dass es Davon fast schon wieder tief in seinem Herzen schmerzte dem Jungen je misstraut zu haben.
 

Seufzend zog Davon seine Hand schließlich zurück und das Licht verschwand, genauso wie die Wärme und es fühlte sich an, als wäre sein Innerstes auf einmal völlig leer. Im Rücken spürte er Lanos neugierigen Blick und er drehte sich um. Sanft wuschelte er dem Jungen durch die dunklen Haare und lächelte leicht.

»Danke, dass du dich so um ihn kümmerst…«, meinte er ehrlich und durch die Berührung, war es ihm sogar möglich die Freude des Kleinen zu spüren, die er über das Lob seines Herrn empfand.

»Würdest du noch etwas zu Essen und zu Trinken für Yume holen?«, fragte er dann und Lano sprang sofort auf.

»Mach ruhig langsam…«, bremste er den Kleinen etwas und blieb solange neben Yume sitzen, bis der Schwarzhaarige mit einem Tablett wieder kam. Sie machten alles wie vorhin. Lano hielt die Schüssel mit der Suppe, die extra für Yume gekocht worden war und Davon flößte sie ihm ein, nachdem er vorgekostet hatte. Anschließend flößten sie ihm noch ein bisschen Saft ein und betteten den Jungen wieder in die weichen Kissen.
 

»Lano?«

Pflichtbewusst drehte der Kleine sich zu ihm um. Er hatte gerade das Tablett wegbringen wollen. »Ja, Herr?«

»Du hast heute schon genug getan. Ruh dich ein bisschen aus, wenn du das Geschirr weggebracht hast, hm? Ich brauche dich morgen früh wieder, ist das in Ordnung für dich?«

»Ja, natürlich, Herr… vielen Dank…« Der Junge verbeugte sich mit dem Tablett in den Händen und verließ dann leise den Raum.

Als er mit Yume allein war, bemerkte Davon, dass Lano alles aufgeräumt hatte. Die Schüssel mit dem schmutzigen Wasser und die blutverschmierten Tücher, mit denen er die Wunden des Silberhaarigen gereinigt hatte waren verschwunden. Es war alles ordentlich gemacht worden und das zeigte ihm, wie umsichtig der kleine Dämon eigentlich war. Lano hatte einen ausnahmslos guten Charakter, dazu hätte er seine neue Fähigkeit gar nicht gebraucht, um das zu sehen.
 

Seine neue Fähigkeit… Damit hatte Yves ihm ganz neue Möglichkeiten eröffnet, die seinen Plan noch einfacher gestalteten. Davon wusste nun, dass er die Personen berühren musste, um etwas über deren Charakter und Einstellung herauszufinden. Er wusste auch, dass eine weiße und eine grüne Aura gute Eigenschaften bedeuteten, genauso wie angenehme Wärme für einen guten Charakter sprach. Aber was war das Gegenteil? Gab es Zwischenstufen, oder nur gut oder böse? Der Dämon bezweifelte jedoch nicht, dass er das bald herausfinden würde.

Gleich morgen früh würde er mit der Überprüfung seiner Untergebenen anfangen und mit ein wenig Glück, fand er den Verräter in seinen Reihen, davon war er fest überzeugt.
 

Nun verbannte er aber erst mal alle Gedanken an den morgigen Tag und widmete seine ganze Aufmerksam dem hellhaarigen Jungen, der in seinem großen Bett unglaublich verloren aussah. Die schlimmen Wunden hatten sie zwar gereinigt und versorgt, aber am nächsten Tag mussten sie Yume richtig waschen. Die silbrigen Haare waren ganz stumpf und voller Schmutz, auch wenn Lano anscheinend den gröbsten Dreck schon entfernt hatte.

Vorsichtig nahm davon eine von Yumes kühlen Händen in seine.

Dass der Kleine schon wieder so kalt war, beunruhigte ihn. Instinktiv schaute er nach den Wärmflaschen, die Lano vor ein paar Stunden gebracht hatte. Sie waren jeweils in ein Handtuch gewickelt, um direkten Hautkontakt zu vermeiden und Yume nicht auch noch Verbrennungen zuzufügen. Davon wickelte eine aus und stellte fest, dass sie nur noch lauwarm waren. Wie viele der Junge gebracht hatte, wusste er nicht, deswegen suchte er um Yume herum einfach alles ab, bis er insgesamt vier Stück gefunden hatte. Damit ging er ins Bad, ließ das lauwarme Wasser rauslaufen und füllte sie anschließend wieder mit Heißem auf.
 

Zurück an Yumes Bettstatt, wickelte er sie, wie Lano es getan hatte, wieder in die Handtücher und platzierte sie um den Kleinen herum. Inzwischen war es dunkel geworden und Davon trat vom Bett zurück und zog die Vorhänge zu. Auch die Fenster schloss er vorsichtshalber. In den Nächten wurde es immer ziemlich kühl und das bekam Yume bestimmt nicht gut.

Danach stand er unschlüssig vor dem Bett. Er haderte mit sich, ob er sich zu Yume legen oder lieber neben dem Bett auf einer Decke schlafen sollte. Letztendlich entschied er sich jedoch für ersteres. Dann konnte er dem Kleinen mit seinem Körper vielleicht noch ein wenig Wärme spenden.
 

***
 

Die ganze Nacht hatte Davon fast kein Auge zugetan. Zuerst war es ihm unglaublich schwer gefallen neben Yume überhaupt einzuschlafen und als er endlich ins Land der Träume geglitten war, hatten ihn immer wieder grausame Bilder heimgesucht, die ihn aufschrecken ließen. Erst in den frühen Morgenstunden hatte er ein wenig Ruhe gefunden. Nun war es aber Zeit für ihn zum Aufstehen. Seufzend setzte sich Davon auf und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Er war noch hundemüde und ein herzhaftes Gähnen, das ihm entkam, bestätigte das überdeutlich.

Am liebsten hätte er sich wieder in die Federn sinken lassen, doch das ging nicht.

Er hatte viel vor an diesem Tag.

Noch einmal gähnte er hinter vorgehaltener Hand und erhob sich mit einem Laut der Unzufriedenheit auf den Lippen. Prüfend warf er einen Blick auf Yume. Es ging dem Kleinen anscheinend immer noch nicht besser. Aber was erwartete er auch nach einer Nacht schon? Unmerklich schüttelte er den Kopf und ging erst einmal ins Bad sich frisch machen. Als er wieder kam, trat gerade Lano mit dem Frühstück ein und Davon lächelte ihn freundlich an.
 

»Guten Morgen«, grüßte er den Jungen und ging zum Bett. Gemeinsam und in stillem Einvernehmen, flößten sie Yume etwas zu Essen ein. Lano hatte der Köchin extra Anweisungen gegeben, damit Yume nicht immer das selbe bekam. Heute früh war es süßer Kartoffelbrei, der etwas flüssiger gemacht worden war, damit sie es dem Kleinen besser einflößen konnten. Zusätzlich hatte Lano auch noch warme Milch mit Honig mitgebracht.

Davon war überrascht, wie viele Gedanken sich der Schwarzhaarige um Yume machte und fand das einfach nur wunderbar.

Nachdem Davon auch etwas von dem Mitgebrachten gegessen hatte – für ihn hatte Lano extra warme Brötchen und kräftigen Belag mitgebracht, sowie eine Tasse Tee – räumte er alles wieder aufs Talett.

»Herr… bitte lasst das, ich mache das…«, wandte der Kleine daraufhin ein und Davon winkte ab.

»Keine Sorge. Ich nehm das Tablett gleich mit runter, bleib du nur bei Yume und kümmere dich ein wenig um ihn, bis ich wieder zurück bin, hm?« Verdutzt schaute Lano ihn an, brachte jedoch keine Widerworte, sondern setzte sich zu Yume ans Bett und Davon verließ mit dem Tablett das Zimmer.
 

Er war so froh, dass er jemanden wie Lano hatte, der in seiner Abwesenheit bei seinem Kleinen blieb. Davon hätte sonst wahrscheinlich nur im äußersten Notfall sein Zimmer verlassen. Und auch jetzt fiel es ihm schwer Yume allein zu lassen. Er wollte möglichst jede Minute, jede Sekunde bei dem Kleinen sein. Die Sehnsucht in seinem Herzen war so groß, sie zog ihn praktisch immer wieder zu Yume zurück und je weiter er sich von ihm entfernte, desto größer wurde sie. Davon seufzte leise, während er über den großen Hof ging.

Jetzt würde er erst einmal den Verräter finden und dann… dann würde er sich nur noch um seinen Jungen kümmern, das schwor er sich.
 

Das erste, was er ansteuerte, waren die Pferdeställe. Er hatte beschlossen alles selber in die Hand zu nehmen und da brauchte er auch niemanden, der ihn ankündigte. Am besten war es, wenn er die ganze Sache so unauffällig wie möglich gestaltete und einfach einen normalen Rundgang machte. In letzter Zeit hatte er das nicht mehr so oft getan, also war es eine ganz plausible Angelegenheit.

Mit festem Schritt betrat er den ersten Stall, trat auf den Mittelgang und als die Stallburschen, die gerade teilweise die Ställe ausmisteten oder sie neu einstreuten, ihn erblickten, stellten sie sich sofort vor die Boxen, senkten ergeben die Köpfe und grüßten ihn voller Ehrerbietung. Mit ernster Miene grüßte Davon zurück, ging langsam an ihnen vorbei und schaute sich jede Box einzeln an, während er dabei jeden der Jungen für einen kurzen Augenblick flüchtig berührte.
 

Wie er sich das schon gedacht hatte, waren die jungen Dämonen seiner Person alle treu ergeben. Sie besaßen wie Lano eine grüne Aura und einen guten Charakter. Mit einem Nicken bedeutete Davon ihnen mit ihrer Arbeit fortzufahren und ging weiter. Auf diese Weise überprüfte er die anderen beiden Ställe ebenfalls. Anschließend lief er die gesamten Wachposten ab, begab sich sogar auf den Wehrgang und fand dort zwei Soldaten, die er nicht eindeutig einordnen konnte. Sie besaßen eine orangefarbene Aura und er konnte nur sehr wenig Wärme bei ihnen spüren. Vorsichtshalber bestellte er sie unter einem Vorwand am Abend in sein Arbeitszimmer und ging dann weiter. Es fehlten nur noch wenige Leute, vor allem jedoch diejenigen, die zu dem Kreis seiner engeren Vertrauten zählten. Bisher war Davon aber beruhigt. Bis auf die Ausnahme von zwei seiner Soldaten, hatte er niemanden gefunden, der ihm gegenüber nicht absolut loyal eingestellt war.
 

Nach einem kurzen Abstecher in die Küche, bei dem er gleich auch noch das Personal dort überprüft hatte, kehrte Davon gegen Mittag mit einem gut gefüllten Tablett in seine Gemächer zurück. Lano hatte die Vorhänge aufgezogen und ein Fenster geöffnet und saß wie schon gestern an Yumes Seite, hielt dessen Hand und erzählte ihm leise irgendetwas. Als er ihn kommen hörte, verstummte er, aber das machte Davon nichts aus.

»Oh… Ihr habt schon Mittag mitgebracht…«, bemerkte Lano kleinlaut und Davon konnte sehen, dass er sich nicht gerade wohl fühlte, weil er ihm seine Aufgabe weggenommen hatte.

»Mach dir keinen Kopf. Ich war sowieso in der Küche…«, meinte der Dämon beruhigend und stellte seine Last auf dem Nachttisch ab. Wie schon zuvor zog er Yume sanft an seine Brust und fütterte ihn mit Lano zusammen. Sie waren inzwischen ein eingespieltes Team und verstanden sich mittlerer weile auch ohne Worte, was diese Sache anging.
 

»Ähm… ich weiß ja nicht, was ihr heute noch vorhabt, aber…« Lano verstummte kurz, leckte sich unsicher über die Lippen und zwang sich dann weiter zu sprechen. Davon hatte den Kopf gehoben und sah den Jungen fragend an.

»Wir… wir müssten Yume ordentlich waschen…«, sagte er leise. »Ich habe ihn schon mit einem feuchten Tuch abgerieben, aber ich dachte mir, wenn wir das nächste Mal die Wunden auf seinem Rücken versorgen, dann könnten wir ihn, na ja.. abduschen? « Lano machte den Vorschlag ganz vorsichtig, als würde Davon etwas dagegen haben. Aber das Gegenteil war der Fall. »Ja… daran hatte ich gestern Abend auch schon gedacht«, stimmte er zu. »Aber ich wollte ihn gestern erst mal in Ruhe lassen. Lass es uns heute Abend gemeinsam machen«, schlug er vor und erntete dafür ein Lächeln von dem Jungen.

»In Ordnung…«, nickte Lano, räumte dann das Geschirr weg und runzelte die Stirn.

»Ihr müsst noch einmal weg?«

Davon seufzte. »Ja, leider. Ich war mit meiner Arbeit noch nicht fertig.«

Liebend gerne wäre er jetzt an Yumes Seite geblieben, aber das ging nicht.

»Gut. Ich bringe nur das Tablett weg und dann komme ich sofort wieder«, versprach Lano und war schon auf dem Weg zur Tür. »Lass dir ruhig ein bisschen Zeit und iss selbst etwas. Ich bleibe solange hier.«

Das brachte ihm ein dankbares Lächeln von dem Jungen ein und Davon musste sich eingestehen, dass es gar nicht so schwer war, nett zu sein.
 

Die ganze Zeit über, die Lano weg war, saß Davon am Bett. Er hatte Yumes Hand in seine genommen und hielt sie sanft umschlossen. Die zierlichen Finger waren immer noch kühl, aber nicht mehr so kalt wie am Vortag. Trotzdem beunruhigte es ihn. Es war doch nicht normal, dass der Kleine so kühl war. Aber mehr, als die Wärmflaschen immer wieder neu zu füllen und den Jungen in warme Decken zu hüllen, fiel dem Dämon auch nicht ein. Vorsichtig legte er sich Yumes Hand an seine Wange und schloss seufzend die Augen.

»Bitte, Kleiner… komm zu mir zurück…«, flüsterte er und die Worte kamen aus tiefstem Herzen. Noch nie hatte Davon einen Wunsch so tief in sich verspürt. Er wusste, er würde alles dafür geben, nur damit der Junge bei ihm blieb. Dann hörte er Lano das Zimmer erneut betreten und ein bedauernder Blick streifte Yumes blasses eingefallenes Gesicht, bevor er die schmale Hand mit einem sanften Streicheln zurück aufs Bett legte und sich erhob.

»Bis nachher… ich versuche auch mich zu beeilen…«, sagte er an Lano gerichtet und wuschelte dem Kleinen sanft durch die Haare. Von dieser Geste war nicht nur der kleine Dämon überrascht, der mit großen verwunderten Augen zu ihm aufsah, sondern auch Davon selbst. Aber er ließ es einfach im Raum stehen. Es lag sicher daran, dass er sich bereits so sehr an Lanos Anwesenheit und seine Hilfe gewöhnt hatte, dass er irgendwie glaubte ihm seinen Dank zeigen zu müssen. Er schenkte dem Kleinen noch ein Lächeln, bevor er endgültig verschwand.
 

In seinem Arbeitszimmer wartete er dann auf die Ankunft der herbeorderten Personen. Davon hatte einen der Wachleute beauftragt Vince, seinen Drachenmeister, Heron, seinen Truppenführer und noch einige Männer herzubringen, die von höherem Rang waren und am Vormittag nicht zu finden gewesen waren. Ungeduldig schritt er vor dem Schreibtisch auf und ab. Es war keine Nervosität, die sich in ihm ausbreitete, sondern die Ungewissheit, was er bei diesen Männern herausfinden würde, machte ihm eindeutig zu schaffen. Nachdem kaum ein Untergebener der normalen Schicht irgendwie auffällig gewesen war, war Davon sich fast schon sicher, dass er zumindest einen der Verräter jetzt enttarnen würde und das schmeckte ihm überhaupt nicht.

Allerdings hätte er schon eher darauf kommen müssen. Kein normaler Dienstbote oder Sklave könnte Pläne von den dagewesenen Ausmaßen erarbeiten, geschweige denn sie erfolgreich durchführen.

Weder die Sache mit dem Drachen, der Yume und ihn angegriffen hatte, wo kein Soldat anwesend gewesen war, um ihnen zu helfen, noch Yumes Verschwinden. Wobei er bei letzterem nicht sagen konnte, was dort überhaupt vorgefallen war. Das galt es nun auch noch herauszufinden. Fakt war jedoch, dass Yume niemals von sich aus weggelaufen war. Der Kleine konnte nicht mal reiten und hatte Angst vor Pferden, das musste also jemand ganz geschickt eingefädelt haben. Außerdem sprachen die schlimmen Wunden auf dem Rücken des Jungen ihre eigene Sprache. Davon machte sich immer noch schwere Vorwürfe, dass er diese Dinge nicht vorher überprüft hatte. Durch sein blindes Handeln, hätte er beinahe einen schwerwiegenden Fehler begangen, der auch so kaum noch wieder gut zu machen war.
 

Ein lautes Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und Selbstvorwürfen und Davon hielt in seinen Schritten inne. Bevor er »Herein« rief, holte er noch einmal tief Atem, um sich für das Kommende zu wappnen. Dann traten fünf seiner Männer ein und ihnen war anzusehen, dass sie nicht verstanden, was das Ganze sollte. Vor allem Vince schaute besonders finster und schien sich überhaupt nicht in seiner Haut wohl zu fühlen, bemerkte Davon bei eingehendender Betrachtung. Jeden einzelnen fixierte er stumm, ging langsam an ihnen vorbei und spürte deutlich die fragenden Blicke auf sich. Niemand sagte etwas und die Spannung ließ die Luft im Raum knistern.

»Ihr wisst nicht, warum ich euch herbeordert habe…«, ergriff Davon schließlich das Wort. »Aber es gibt einige Dinge, die ich geklärt haben möchte, bevor ich eure Dienste weiter in Anspruch nehme.«

Heron schnaubte.

»Was soll das heißen?«, regte er sich auf und gewahrte kaum noch Anstandsformen, was Davon sichtlich missfiel. Seine Miene verdunkelte sich und seine Kiefer mahlten hart aufeinander. Dicht trat er vor seinen Truppenführer und funkelte ihn aus kalten Augen an.

»Das soll heißen, dass ich mir eurer Loyalität nicht mehr sicher bin…«, antwortete er leise und gerade diese leisen Worte verliehen seiner Aussage mehr Nachdruck, als es ein Brüllen je gekonnt hätte.

Dies ließ dann auch Heron den Kopf senken und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen kneifen.
 

Kalt musterte er Vince und die anderen drei Männer im Raum nacheinander. Die Unsicherheit lag wie eine Bleidecke auf den anderen und Davon sah ihnen allen das Unbehagen an, welches sie nun in seiner Gegenwart verspürten.

Aber auch Davon fühlte sich nicht sonderlich wohl.

In seinem Inneren tobte ein Orkan an Gefühlen und seine harte Miene war nur eine Maske.

Eisiges Schweigen herrschte zwischen ihm und seinen Männern und nun zögerte er nicht mehr länger.

Als erstes streckte er seine Hand nach Heron aus.
 

Tbc…

Soo… zehn Seiten sind erreicht… und ich weiß, es ist wieder mal ein gemeines Ende *seufz*

Das bietet sich aber auch gerade immer so schön an. Ich weiß auch nicht. Es ist ja nicht so, dass ich unbedingt darauf hinarbeite. Aber na ja.. dann freut ihr euch wenigstens doppelt so doll auf den nächsten Teil.

Und wieder einmal vielen Dank an meine lieben Leser…

*diesmal Blümchen überreich*

Ihr seid so toll und ich hoffe, dass es euch auch weiterhin so gut gefällt.

Prüfung hab ich übrigens geschafft.. *froi*
 

© by desertdevil



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  me-luna
2010-03-12T20:21:37+00:00 12.03.2010 21:21
p.s. was hast du eigentlich für lano vorgesehen?
der kleine tut mir auch so leid und ich will gar nicht wissen (doch, eigentlich schon ^^) wie lange er schon vor yumes zeit als ersatz-bettgespiele für davon herhalten musste.
würde mich irgendwie sehr interesieren, wie er zu so einem niedrigen stand bei dem dämonenfürsten gekommen ist und wie er seine erste zeit bei dem mann, ähm dämon erlebt hat.
vielleicht gibts ja noch ein kapitel aus seiner sicht, denn yume ist ja noch eine weile krank. *armer kleiner*
lg
p.s. bin immer noch böse auf davon .^^
Von:  me-luna
2010-03-11T20:23:15+00:00 11.03.2010 21:23
oh, jetzt wirds ziemlich spannend bin mal sehr gespannt, wie die ganze sache ausgehen wird.
und ich leide immer noch so mit yume mit.
der arme kleine.
wieder sehr sehr gut geschrieben.
lg
Von:  ApfelringDeluxe
2010-03-10T16:44:17+00:00 10.03.2010 17:44
so, nun verspätet das Review... gestern war ich einfach zu fertig um noch irgendwas zu schreiben -.-
find das Kap einfach unglaublich fluffig, richtig zucker für meine gestresste Seele. Das ist so süß, Davon ist soooooooo liebevoll, da schmilzt mir richtig mein Herz *yaoi-fähnchen schwenk*
Aber ich vermisse Yume, mein kleines Super-Uke! Lano ist zwar auch süß, aber eben nicht Yume... Bekommt er überhaupt auch noch einen Partner? Er hätte es so verdient! Und wo ist Yumes Drache? Und werden im nächsten Kap schon die Bösewicht entlarft oder bleibt es weiter so dramatisch?
Ich will schnellstmöglich Nachaschub!!!! *hibbel*
Yaoimäßige Yaoigrüße
Von:  ReinaDoreen
2010-03-09T20:42:12+00:00 09.03.2010 21:42
Ich hoffe mal, das die Anstrengungen, die Davon jetzt unternimmt um Yume zu retten Erfolg haben.
Schade, das Davon so lange gebraucht hat um zu begreifen, das Yume nie und nimmer weglaufen wollte.
Und auch seine Einstellung hat sich geändert. Nicht nur zu Yume, sondern auch Lano wird nun von ihm nicht mehr so schlecht behandelt.
Ich bin gespannt, wie Yume reagiert, wenn er gesund wird. Wird er noch bei Davon bleiben wollen?
Reni
Von:  wieprei
2010-03-09T20:40:43+00:00 09.03.2010 21:40
Hallo,

das Kapitel ist ja mal wieder sehr spannend. Ich möchte ja mal wissen,
warum sie es so auf den Kleinen abgesehen haben. Ich bin gespannt wie es weitergeht.

LG Ines
Von:  yokiko86
2010-03-09T18:45:33+00:00 09.03.2010 19:45
hallo,

du weißt gar nicht wie ich mich auf heute gefreut habe. Das erste was ich gemacht hab als ich nach Hause gekommen bin, war zu sehen ob ein neues Kapitel on ist. Leider war es nicht so, ich war so entäuscht. Aber hier ist es jetzt.
Tja es sind die kleinen Dinge im Leben die einen eine Freude bereiten.
Jetzt zur Geschichte, mir hat das Kapitel sehr gefallen, besonders die Szene mit dem Drachen und Davon. Mir hat es auch gefallen zu lesen, wie Liebevoll Davon sich um Yume gekümmert hat. In Lano hab ich mich richtig gehend verliebt,
ich finde ihn so lieb und süß wie er sich um seinen Herren und Yume kümmert.
Ohne ihn hätte Davon bestimmt aufgegeben.

Ich möchte so gerne wissen wie die Geschichte weitergeht, wie lange Yume noch krank ist, wie Davon dann mit ihm umgeht, oder was Davon mit den Verrätern macht. Eine bitte hab ich aber, kannst du dafür sorgen das Lano auch so richtig glücklich wird, mir hat er nämlich sehr Leid getan als Davon ihn mit Gewald genommen hat.

das wars von mir bye und alles gute yokiko
ich hoffe bis sehr bald^^
Von:  evejean
2010-03-09T18:12:51+00:00 09.03.2010 19:12
ein paar primeln da lass.
tolles kapitel wie immer, du machst einen echt süchtig auf mehr und vorallem das ende, da kann man ja kaum das nä kapitel erwarten.

lg eve


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