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Aufregungen im Fürstentum

Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können
von
Koautor: Kupferschweif

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Kapitel 28

Als Inu Yasha mit seiner Nichte die Ebene erreichte, auf der der Bannkreis verlief, blieb er stehen und sah sich um. Fumiko war nirgends zu sehen.

„Was ist los?“ fragte Sora leicht beunruhigt und ließ ihren Blick ebenfalls schweifen.

„Nichts, nur … ich bin mir nicht sicher, ob ich wieder durch den Bannkreis zurückkomme.“

„Von dieser Seite aus kommt jeder durch den Bannkreis.“

„Ach, wirklich? Woher weißt du das?“

„Fumiko hat es mir erklärt. Der Bannkreis hindert Fremde nur daran, das nähere Gebiet um das Schloss zu betreten“, erklärte das Mädchen und hob die Nase in den Wind.

„Das ist schon sehr praktisch“, gab der Halbdämon zu und folgte dem Blick der Kleinen, die etwas gesehen zu haben schien. „Was siehst du da?“

„Ich … lass mich runter, ich will nachsehen.“ Sora sprang ihrem Onkel aus den Armen und lief über die Wiese auf den Bannkreis zu.

Inu Yasha sah sich aufmerksam um und spannte alle Sinne an, während er ihr folgte.

Sie hob etwas aus dem Gras auf und drehte sich zu ihm um. „Sieh mal.“

Er verengte etwas die Augen. Sie hatte einen Stein aufgehoben, der im letzten Licht des Tages bunt funkelte. Den hatte er doch schon mal gesehen? „Gehört der nicht der Fürstin des Nordens?“ fragte er und legte unwillkürlich die Hand an Tessaigas Griff.

„Das … das ist der Stein, an den der Bannkreis gebunden ist. Mit dem kann man den Bannkreis öffnen, stärken oder zerstören. Aber warum liegt der hier?“

„Fumiko hat uns vorhin den Bannkreis geöffnet, da hatte sie den Stein in der Hand. Wo ist sie nur hin?“

„Sie wollte bestimmt nicht länger bei Akumaru bleiben und ist geflüchtet.“

„Sora-chan, ich bin mir nicht sicher, ob Fumiko wirklich so nett ist oder ob sie nicht doch irgendwie in der ganzen Sache mit drin steckt. Sie könnte genauso gut doch für Akumaru arbeiten oder doch für jemand ganz anderen, der etwas gegen uns hat oder … keine Ahnung.“

„Das glaub ich nicht. Sie ist wirklich nett zu mir gewesen und hat sich um mich gekümmert. Sie wusste nicht, dass Akumaru und Ichiromaru die ganze Zeit über nur gelogen haben. Sie wollte mich deshalb auch vor Mama beschützen, als die gekommen ist, um mich zu holen.“

Der jüngere Prinz des Westens seufzte stumm und hob seine Nichte hoch. „Willst du den etwa mitnehmen?“

„Könnte das negative Auswirkungen auf uns haben?“

„Ich … bin mir nicht sicher … Wobei der Norden bald vermutlich … nimm ihn mit, zur Not können wir ihn ja wieder zurückbringen.“ Er sollte seiner achtjährigen Nichte wohl besser nicht erzählen, dass der Norden wohl bald mindestens ohne Fürst sein würde. Vielleicht würde er aber auch bald zum Westen gehören. „Na komm, gehen wir nach Hause.“ Inu Yasha machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn und wurde tatsächlich nicht von dem Bannkreis abgehalten.

Sora hob verwundert den Kopf. „Ist das Jaken auf Vaters Reitdrachen?“ fragte sie und deutete in den Himmel.

„Ja … dann kommt das Heer wohl endlich … Verdammt, die kommen doch gar nicht durch den Bannkreis … Wieso musste Fumiko ausgerechnet jetzt flüchten? Oder ist der Bannkreis noch offen?“ Inu Yasha hatte mehr zu sich gesprochen und war daher etwas überrascht, als Sesshoumarus Tochter ihm antwortete.

„Nein, er ist zu. Aber schwächer, weil das Herzstück sich außerhalb befindet.“

„Wo … woher weißt du das denn jetzt schon wieder?“

„Ich kann es fühlen. Du etwa nicht?“

„Nein.“

„Dann liegt das wohl daran, dass ich mit den Daiyoukai, die den Bann erschaffen haben, blutsverwandt bin“, meinte das Mädchen.

„Oder daran, dass ich grundsätzlich Probleme damit habe, Magie wahrzunehmen, weil ich zur Hälfte ein Mensch bin“, erwiderte ihr Onkel, darum bemüht, sie seine Verbitterung darüber nicht hören oder spüren zu lassen.

„Ich hab dich trotzdem lieber als Ichiromaru. Und du bist bestimmt auch stärker als er“, versuchte Sora ihn aufzumuntern.

Tatsächlich lächelte Inu Yasha wieder. „Was machen wir jetzt nur? Dem Heer sagen, dass es umdrehen soll, können wir nicht, das wäre gegen Vaters Befehl. Die hier einfach stehen lassen und gehen können wir auch nicht. Aber hier mit ihnen auf irgendetwas warten wäre gegen den Befehl deines Vaters, der mich sowieso schon hasst … Ich würde sagen, das ist eine Zwickmühle.“

„Oder ich öffne den Bannkreis.“

„Sora, du wirst bestimmt mal eine sehr fähige Kämpferin und sehr begabt in dieser Magie, aber jetzt?“

„Der Bannkreis wird schwächer, je weiter das Herzstück entfernt wird. Fumiko hat mich schon daran üben lassen, mit Magie umzugehen. Und wenn ich einmal drin bin, kann ich auch die anderen, die den Bannkreis gestärkt haben, um Unterstützung bitten. Sozusagen. Eigentlich lass ich sie nur wissen, was ich machen will und fungiere dann als … Leiter oder so. Die anderen machen den Rest. Das kann sogar ich als Kind.“

Der jüngere Westprinz zog etwas die Augenbrauen zusammen. „Ein Versuch kann ja nicht schaden, oder? Kann dir dabei etwas passieren?“

„Nein, eigentlich nicht.“

Inu Yasha sah zum Himmel, wo der Diener seines Bruder immer näher kam, folglich auch die Armee seines Vaters. „Wirklich nicht? Wenn dir etwas passiert, bringen deine Eltern mich um. Wirklich.“

„Onkel, mir kann dabei wirklich nichts passieren, ich verspreche es.“

„Gut, dann versuche es.“

Die kleine Prinzessin sprang wieder auf den Boden, setzte sich im Schneidersitz ins Gras, dem Bannkreis zugewandt, den Stein in den kleinen Händen und die hölzerne Schwertscheide im Arm.

„Soll ich die Schwertscheide halten?“ bot ihr Lieblingsonkel an.

„Nein, darin ist auch die Magie meiner Mutter, daran kann ich sie erkennen.“

Inu Yasha verschränkte die Arme ineinander und beobachtete seine Nichte. Sie schien sehr konzentriert zu sein, aber ansonsten konnte er nicht sehen oder spüren, dass sie etwas tat, geschweige denn was.

Sora blendete ihre gesamte Umgebung aus, konzentrierte sich nur auf den Stein in ihren Händen, den Bannkreis, der damit verbunden war und die Magie, die ihm innewohnte. Wie sie auf ihre eigene Magie zugreifen konnte, wusste sie schon längst, das hatte ihre Mutter ihr vor einiger Zeit beigebracht. Jetzt musste sie es nur noch irgendwie schaffen, diese Energie auf den Stein zu übertragen. Fumiko hatte es ihr erklärt und es sie schon ausprobieren lassen, aber da hatte es nicht so recht geklappt.

Also gut, wie war das? Sie fing mit dem Trick an, den sie schon beherrschte: ihre Magie so um sich sammeln, dass sie sie komplett umgab und einschloss, nicht mal ihren Geruch durchließ. Dann stellte sie sich ganz fest vor, wie dieser Schutzschild über ihre Hände zu dem Stein wanderte und diesen umschloss, anschließend hineinsickerte und sich mit den Energien ihrer Verwandten verband.

Überrascht stellte sie fest, dass ihre eigene Magie förmlich in den Stein hineingezogen wurde. Das war beim letzten Mal überhaupt nicht passiert. Nicht ansatzweise.

Aber jetzt stand sie vor einem neuen Problem. Ihrem Onkel gegenüber hatte sie es möglichst einfach und unkompliziert dargestellt. Sie würde die anderen, sprich ihre Mutter und Fumiko, wissen lassen, dass sie den Bannkreis brechen wollte und die beiden dann die Arbeit machen lassen. Das Problem war nur, dass sie nicht wusste, wie sie es Hana wissen lassen sollte, was sie vorhatte.

Innerlich seufzend konzentrierte sie sich auf die Energien, die Magie, die sie jetzt voll und ganz zu umwabern schien und versuchte sie zuzuordnen.

Sie bekam nicht mit, dass der persönliche Diener ihres Vaters inzwischen gelandet war und auf sie zulaufen wollte, aber von Inu Yasha zurückgehalten wurde.

„Reiß sie nicht aus ihrer Konzentration“, sagte der Weißhaarige, ehe er sich umwandte und dem sich nähernden Heer mit einem Handzeichen bedeutete, sich zurückzuhalten und am Waldrand stehen zu bleiben. Auf den Gesichtern, die er erkennen konnte, zeichnete sich Erleichterung ab. Auch die Soldaten freute es, dass die kleine Prinzessin wieder da und in Sicherheit war. Hauptsächlich weil Sesshoumaru jetzt wohl hoffentlich weniger verbissen üben und seine Übungspartner weniger oft an der Schlossmauer landen würden. Aber auch, weil sie Sora gern hatten.

Die hatte inzwischen Mühe, die einzelnen Kräfte um sich herum auseinander zu halten. Dadurch, dass diejenigen, die ihre Magie hinzugefügt hatten, alle miteinander und mit ihr verwandt waren, waren die Energien sich ziemlich ähnlich.

Sie musste unbedingt ihre Mutter finden.

Vorsichtig, um das Herzstück des Bannkreises nicht zu verlieren, lenkte sie ihre Konzentration auf die Schwertscheide in ihren Armen, auf die Magie darin. Sie stammte von zwei verschiedenen … Lebewesen? Die eine Kraft war wohl die des Baumes, aus dessen Holz die Schwertscheide gefertigt worden war. Ihr Großvater hatte einmal erwähnt, dass er recht gut mit diesem … Magnolienbaum befreundet war, doch ihr fiel der Name nicht ein. Egal.

Die andere Magie stammte von ihrer Mutter.

Erleichtert richtete die Achtjährige ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Energien des Steins und fand die ihrer Mutter. Jetzt musste sie es nur noch schaffen, die irgendwie dazu zu bringen, ihr zu helfen.

Und darauf achten, dass die anderen sich nicht dagegenstellten. Wer waren die anderen überhaupt?

Eine von ihnen war nicht mit zwei anderen verwandt, aber mit der ihrer Mutter und einer anderen. Das war ihre Ur-Großmutter, die Mutter von Akumaru, die den Bannkreis vor fast 1000 Jahren erschaffen hatte.

Dann war die Energie neben der ihrer Mutter deren Bruder Ichiromaru und die beiden anderen waren Fumiko und deren Schwester, ihre Großmutter. Akumaru hatte seine Energie also nicht hinzugefügt. Oder hielt sie seine Kraft gerade für die seiner Mutter? Nein. Dazu war die Magie zu verschieden von der von Hana und Ichiromaru … Würde der sich einmischen? Und wie verhielten sich die beiden Verstorbenen?

Sora schob die Gedanken beiseite und fokussierte sich wieder auf die Energie ihrer Mutter.

Mama, dachte sie flehend, bitte hilf mir und öffne den Bannkreis!

Einige Momente geschah nichts, doch dann war dem Mädchen plötzlich so, als würden sich warme Arme um sie legen und als ob der süße Duft ihrer Mutter sie umwehen würde, die Energie von Hana schien anzuschwellen, genau wie die Energie, die entweder Fumiko oder ihrer Schwester gehörte.

Im ersten Moment war sich Sora sicher, dass das Fumikos sein musste, aber dann stiegen auch noch die der anderen Schwester und die ihrer Urgroßmutter.

Die kleine Hundedämonin hätte fast vor Freude gelacht. Es klappte! Ihre Mutter und die anderen halfen ihr! Doch die Freude blieb ihr fast im Hals stecken, als auch Ichiromarus Kraft anschwoll.

Würde er sich dagegenstellen? Das wäre alles andere als gut! Da Hana und ihr Bruder beide im Schloss und einander damit am nächsten waren, würde ein Querschießen des Nordprinzen ein Kräftemessen der Geschwister bedeuten, während die anderen … hm … Fumiko war wohl zu weit weg, um es alleine zu schaffen, den Bannkreis zu öffnen … Und die anderen beiden? Was steuerte sie? Oder wer?

Sora kam es wie eine Ewigkeit vor, in der sie nicht sagen konnte, was genau vor sich ging.

Inu Yasha beobachtete seine Nichte mit wachsender Anspannung. Warum dauerte das so lange? Und warum starrte sie so angestrengt den Bannkreis an, ohne zu zucken, ohne zu blinzeln?

Dann endlich schien sich ihre Starre zu lösen. Ihre Augen fielen kurz zu und dann sah sie ihn an. Ihr Blick war … merkwürdig. Als würde nicht Sora ihn ansehen, sondern … jemand anderes.

„Schnell … wir können ihn nicht lange aufhalten“, sagte sie und der Halbdämon zuckte leicht zurück. Das war weniger Sora als … Hana. Das war selbst für sein Verständnis unheimlich.

Schnell riss er sich wieder zusammen und winkte das Heer durch.

Die Soldaten setzten sich in Bewegung und gingen zügig durch die magische Barriere. Nur Jaken blieb mit dem zweiköpfigen Reitdrachen zurück und sah verwirrt von Sora zu Inu Yasha.

Die kleine Prinzessin sackte ein wenig in sich zusammen und atmete tief durch. Dann blinzelte sie ein paar Mal und sah sich verwundert um. Mittlerweile war es stockdunkel, nur der abnehmende Mond spendete noch ein wenig Licht.

„Alles in Ordnung mit dir?“ fragte Inu Yasha besorgt.

„Ja … hat es geklappt?“

„Ja, hat es. Das war echt super, deine Eltern werden verdammt stolz auf dich sein.“

Sora lächelte kurz, dann entdeckte sie Jaken. „Solltest du nicht das Heer zum Schloss begleiten?“

Der kleine Krötendämon wurde kreidebleich und bekam Schweißausbrüche, schnell warf er sich flach auf den Boden. „Sora-hime, ich …“

„Schon gut, Jaken, die werden den Weg schon finden. Viel wichtiger wird auch für meinen Bruder sein, dass seine Tochter wieder heil im Schloss ankommt. Komm Sora, den Rest des Weges fliegen wir mit … dem Drachen“, unterbrach Inu Yasha ihn.

Die beiden anderen sprangen gleichzeitig auf und gingen wie angeordnet zu dem namenlosen Flugtier.

Während Jaken damit beschäftigt war, den Weg zum Schloss des Westens anzusteuern, saßen die beiden Hoheiten gleichermaßen erschöpft hinter ihm und betrachteten die Landschaft, die unter ihnen vorbeizog.
 

Als der Reitdrache lautlos auf dem stillen Schlosshof landete, war die kleine Prinzessin schon längst eingeschlafen. Inu Yasha nahm sie vorsichtig hoch und sah kurz zu den Schlosswachen, die die Neuankömmlinge schon beinahe besorgt betrachteten. Als Sora sich im Schlaf bewegte, glaubte ihr Onkel kurz so etwas wie Erleichterung über die Gesichter der Samurai huschen zu sehen, ehe die sich wieder auf ihre Aufgabe konzentrierten.

„Jaken, kümmere dich um den Drachen“, wies der Halbdämon den Krötendämon leise an.

„Natürlich, Inu Yasha-sama.“ Jaken sah dem Bruder seines Herrn noch kurz nach, als dieser das schlafende Kind ins Schloss brachte. Sein Herr würde sicher sehr erleichtert darüber sein, dass seine Tochter wieder da war und würde jetzt wohl hoffentlich weniger hart sein. Auch wenn er ein Youkai war, so war es doch nicht besonders gesundheitsfördernd, wenn er ständig gegen eine naheliegende Wand getreten wurde. Oder als Fußabtreter benutzt wurde. Und die ständige Anspannung, weil eine solche Strafe jederzeit kommen konnte, war auch nicht besonders toll … „Na komm“, sagte er zu dem zweiköpfigen Ungetüm neben sich und zog kurz an den Zügeln, um es in den Stall zu bringen.
 

Inu Yasha war mit seiner Nichte gerade auf dem Weg in ihr Zimmer, um sie hinzulegen, als ihm die Fürstin mit dem neugeborenen Prinz entgegenkam.

„Ihr seid zurück.“

„Nur Sora und ich, verehrte Fürstin“, erwiderte der Halbdämon und neigte etwas den Kopf.

„So? Wo sind die anderen?“

„Noch … im Schloss des Nordens, schätze ich.“

„Und warum bist du nicht dort?“

„Sesshoumaru übergab mit Sora und wies mich an, sie sicher nach Hause zu bringen und auf sie aufzupassen.“

„Das heißt, du weißt auch nicht, was da vor sich geht“, stellte die Daiyoukai fest.

„Bedauerlicherweise nicht“, sagte Inu Yasha.

Die beiden sahen gleichermaßen irritiert auf, als eine Dienerin sich vor ihnen flach auf den Boden warf. „Verzeiht, verehrte Fürstin, Inu Yasha-sama, Sora-hime.“

„Sprich“, befahl die Fürstin frostig.

„Soeben ist … Fumiko-sama, die Fürstin des Nordens, eingetroffen und bittet höflichst, Euch zu sprechen, Herrin.“

„So? Bitte sie in Inu Yashas Arbeitszimmer, ich bin gleich bei ihr.“

„Sehr wohl.“ Die Dienerin verschwand nach einer tiefen Verneigung, auch wenn sie nur zu gern erfahren hätte, warum die Nordfürstin hier unangekündigt mitten in der Nacht aufgetaucht war und trotz dieser Frechheit auch noch empfangen wurde, während der Fürst, sein älterer Sohn und seine Schwiegertochter offenbar im Schloss des Nordens waren. Was war denn hier überhaupt los?

„Ich werde Ayaka zu Sora schicken, sie wird dann auch eine Wiege und Yoshihiro mitbringen“, sagte die Fürstin und musterte Inu Yasha kühl.

„Natürlich, verehrte Fürstin“, erwiderte dieser, überrascht, dass er Sora nicht sofort wecken sollte, um den kleinen Prinzen direkt mitzunehmen. Aber dann fiel ihm ein, dass die Gefährtin seines Vaters weder ihm noch Sora das Baby vielleicht auch schlicht und einfach nicht in die Arme geben wollte. Er sah ihr einen Moment nach, als sie davonschritt, ehe er für sich beschloss, dass seine letztere Überlegung wohl eher zutreffend war.

In Soras Zimmer legte er das Mädchen vorsichtig auf ihr Lager, ehe er sich dann in den Schaukelstuhl in der Ecke fallen ließ und tief durchatmete. Mittlerweile musste er darum kämpfen, nicht einzuschlafen.

In solchen Situationen bedauerte er es mal wieder besonders, dass er kein vollwertiger Youkai war. Sein Vater, sein Bruder und seine Schwägerin wären garantiert nicht so ausgelaugt und müssten erst recht nicht dagegen ankämpfen, dass ihnen die Augen zufielen.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete und die junge Heilerin mit Yoshihiro im Arm und gefolgt von zwei Dienern hereinkam. Einer der Diener stellte eine Wiege neben Inu Yasha ab, verneigte sich höflich und verließ den Raum nach einem flüchtigen Blick auf Sora wieder. Der andere Diener stellte Ayakas Tasche neben der Tür ab und ging dann ebenfalls wieder.

„Inu Yasha-sama“, sagte die Dämonin und neigte höflich den Kopf, ehe sie das Baby in die weiche Wiege legte.

„Die Fürstin hat mir schon gesagt, dass du kommen würdest“, erwiderte der Halbdämon nur.

Sie nickte leicht und sah zu Sora, unschlüssig, ob sie die Kleine wecken sollte. „Hat Sora-hime über irgendwelche Schmerzen oder andere Beschwerden geklagt?“ fragte sie dann.

„Nein. Aber sie hat vorhin einen starken Bannkreis … gelöst oder lösen lassen, was sie wohl sehr ermüdet hat.“

„Sie … sie hat einen Bannkreis gelöst?!“

„Ja … irgendwie. Sie hat mir erklärt, dass sie es eigentlich ihre Mutter machen lässt, aber … es war wohl doch ziemlich anstrengend für ihn. Kennst du dich mit so was aus? Kann ihr dabei etwas passiert sein?“

Die Heilerin schüttelte leicht den Kopf. „Bis jetzt habe ich noch nicht gehört, dass sich jemand mit Magie verletzt hat, wenn nicht ein … Angriff auf ihn zurückgeworfen wurde.“

„Weck sie trotzdem auf und untersuche sie gründlich. Nicht dass sie doch etwas hat, was der Norden übersehen hat“, meinte Inu Yasha.

Die Braunhaarige nickte etwas. „Natürlich, Inu Yasha-sama.“
 

Unterdessen nahmen die beiden Fürstinnen im Arbeitszimmer des jüngeren Prinzen Platz. In den Arbeitszimmern des Fürsten und des Erbprinzen lagen einfach sehr viele, teilweise vertrauliche, Papiere rum, die schlecht so kurzfristig weggeräumt werden konnten und es sollte Fumiko außerdem auch zeigen, dass das bisher freundschaftliche Verhältnis der beiden Frauen durch die aktuelle Situation belastet worden war und sie dezent darauf hinweisen, dass unangekündigte Besuche unangebracht waren.

„Verzeih mir bitte, dass ich einfach so hier auftauche“, sagte die Nordfürstin.

„Schon gut. Was führt dich her? Und woher weißt du, dass ich hier bin?“

„Ich war zuerst bei deinem Schloss“, gab Fumiko zu. „Ich bin aus dem Norden geflüchtet.“

„Warum?“

„Mein Herr und Fürst hat bereits ein Mal versucht, mich zu töten. Und nach dem, was heute passiert ist, zweifle ich nicht daran, dass er es wieder und wieder versuchen wird, bis ich tatsächlich tot bin.“

„Erbittest du Asyl?“ fragte die Fürstin des Westens.

„Bis ich zu meiner Familie oder in den Norden zurückkehren kann.“

„In den Norden? Erwartest du wirklich, dass der Norden morgen noch existiert?“

„Ich wage es zu hoffen, dass der ehrenwerte Inu no Taishou Gnade walten lässt und meinen Sohn verschont.“

„Ich erinnere dich ja nur ungern daran, werte Freundin, aber Ichiromaru hat seinen Vater bei allen Intrigen gegen den Westen unterstützt, inklusive der Entführung von Sora und der Verbreitung dieser absolut hanebüchenen Gerüchte. Weshalb sollte mein Herr und Fürst Gnade vor Recht ergehen lassen?“

„Mein Sohn hat getan, was sein Vater ihm befohlen hat, wie jeder gute Sohn, der zudem noch so jung ist. Aber er hat seinem Vater den Rücken gekehrt. Er hat das nördliche Heer zurückgehalten, damit es Hana nicht angreift und er hat zwei Mal dabei geholfen, den Bannkreis, der um den Norden liegt, zu öffnen. Einmal für den Taishou und seine Söhne und einmal, als Sora es so wollte“, verteidigte die Fürstin des Nordens ihren Einzigen.

Ihr Gegenüber lehnte sich etwas zurück. „Sora wollte den Bannkreis öffnen?“ hakte sie mit leichtem Unglauben nach. „Könntest du das genauer erklären?“
 

Nachdem Ayaka sie gründlich untersucht hatte – wobei Inu Yasha vor der Tür gewartet hatte – war Sora wieder hellwach. Nachdem ihr Onkel sich wieder in den Schaukelstuhl gesetzt hatte, war sie ihm auf den Schoß geklettert, um einen guten Blick auf das neueste Familienmitglied zu haben.

„Der ist ja winzig“, meinte sie überrascht und legte den Kopf etwas schief.

„Du warst mal genauso klein und süß. Aber du hast von Anfang an die meiste Zeit geschrien. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mal so friedlich in der Wiege gelegen hast“, erwiderte der Halbdämon.

In dem Moment öffnete Yoshihiro plötzlich die Augen, woraufhin die anderen beiden unwillkürlich die Luft anhielten. Aber der Kleine schrie nicht. Er musterte seine Schwester und seinen Onkel nur stumm.

„Die Vaterschaft kann Sesshoumaru definitiv nicht leugnen“, murmelte Inu Yasha.

„Das ist unheimlich“, meinte seine Nichte und starrte wie gebannt in die Augen, die genauso aussahen wie die ihres Vaters. Von der Farbe bis zum Ausdruck. „Meinst du, sie kommen bald zurück?“

„Ganz bestimmt. Die schaffen das schon.“
 

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Das nächste Kapitel ist auch schon fast fertig. Da schauen wir dann auch mal wieder in den Norden. ^^

Bis denne

Hani & Kupfer



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Weissquell
2013-01-28T15:38:23+00:00 28.01.2013 16:38
Ich werd das Gefühl immer noch nicht los, dass Fumiko hier doch mehr verbirgt als sie zeigt. Die Frage ist, obh man ihr wirklich trauen kann.

Eins steht wohl fest, wenn das Prinzesschen durch diese Bannkreis-Action irgendwelchen Schaden davonträgt, kann Inu sich schon mal frisch machen.

Mal schauen ob der Taishou und sein Sohn heute in 'Gnade-Laune' sind. :-)
Von:  Hotepneith
2013-01-15T15:22:03+00:00 15.01.2013 16:22
Fumiko entpuppt isch als echter Joker im Spiel um die Macht. Ihre Flcht dürfte für sie ganz vernünftig erscheinen - wobei ihr Sohn ja noch mittendrin in der Patsche steckt. Vielleicht hilft ihm seine Schwester - falls die noch am Leben ist. Aber ich hoffe doch mal, dass das Lösen des Bannkreises sie geschwächt und abgelenkt hat, aber nicht umgebracht hat.
Ich bin neugierig, wie der doch hoffentlich baldige Ex-Fürst die Lösung des Bannkreises überstanden hat. Irgendwie steckte da ja auch seine Macht mit drin.Schon dumm, wenn man die Frauen der Familie plus den eigenen Sohn so unterschätzt...
Die Idee mit dem vielfachen Macht-Bannkreis hat mir übrigens als Prinzip eines Autors sehr gefallen. Nicht einer, der diese Stärke aufbringt, aber alle zusammen. Das macht die Herstellung erklärbar und logisch - und umgekehrt müssen dann auch alle zusammenhelfen um ihn wieder zu lösen. Nachvollziehbar und (als Autor) reizvoll.

bye
hotep


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