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Confession of guilt

~*~Wer im Glashaus sitz...~*~
von

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First and last confession

In den Augen von anderen war sie ein Nichts. Ein Niemand. Sie wurde einfach aufgegeben. Verlassen. Und warum?
 

Weil sie den hohen Ansprüchen nicht genügte.

Weil sie nicht gut genug war.

Weil sie schwach war.
 

Ja, schwach. Das passte. Aber wer wäre das nicht?

Wer wäre das nicht, nachdem die Eltern einen einfach im Stich gelassen hatten.

Wenn man deswegen mit Sechzehn alleine wohnen musste.

Sich das Geld selbst verdienen muss.

Nicht nur für den Unterhalt und das Essen.

Sondern auch für die teuren Studiengebühren.
 

Optimistisch denken?

Denken, dass man wenigstens ein Dach über dem Kopf hat.?

Dass man wenigstens etwas zu essen hat?

Dass die Eltern, auch wenn sie einen nicht finanziell unterstützen und raus geworfen haben, wenigstens am leben sind?

Dass man selbst das Glück hat, wenigsten zur Schule gehen zu dürfen?
 

Nein, optimistisch denken konnte sie nicht mehr.
 

Sie war nicht gerade das dümmste Mädchen. Ihre Eltern schickten sie auf eine der hoch angesehensten Schulen, die es gab. Doch so gut war sie nun auch wieder nicht.

Dennoch kämpfte sie sich durch, versuchte immer ihren Zensurenspiegel oben zu halten.

Es gelang ihr auch. Dachte sie.
 

Welche Eltern würden denn nicht Stolz auf ihr Kind sein, wenn es nur Zweien - und zwar ausschließlich - mit nach Hause brachte?

Wenn es dadurch sogar zu einer der besten der Klasse gehört, und von den Lehrern gelobt wurde.

Ihren Eltern war es nicht genug.

Deswegen hatte sie jedes Mal Angst.

Angst, wenn sie eine Arbeit oder einen Test schrieben.

Und dann noch mehr Angst, wenn sie ihn zurück bekam.

Angst, von ihren Eltern bestraft zu werden, wenn sie keine Eins schrieb.

Wenn es wenigsten schlechte Noten gewesen wären, wofür sie von ihren Eltern beschimpft wurde.

Wenn es überhaupt einen Grund geben würde.
 

Ja, wenn.

Das 'Wenn' würde ihr nun auch nicht mehr helfen.

Sie schaffte es nicht.

Sie schaffte es nicht, über ihre Zweien hinweg zu kommen.

Sie konnte nicht mehr.

Doch sie wollte nicht aufgegeben. Nicht jetzt, wo eine wichtige Klausur an stand.

Sie übte täglich. Stündlich. Jede freie Minute.

Zwar hatte sie Angst, aber sie wollte nicht mehr daran denken.

Sie gab ihr bestes, bei der Klausur, die ihre weitere schulische Zukunft entscheidet.

Und es wurde belohnt. Sie schaffte es, über die Zwei hinaus. Es war zwar nur eine Eins minus, doch dennoch war sie von Glück erfüllt. Doch dieses Glück hielt nicht lange an.
 

Bist du etwa nur zu so etwas im Stande? Eine Eins, mit einem Minus? Und auf so was bist du stolz? Das Minus bedeutet, dass du knapp an einer Zwei vorbei geschlittert bist. Das bedeutet wiederum, dass du nicht gut genug bist. Das ist einfach nur beschämend. Dafür solltest du dich schämen. Schande über dich. Wie konnten wir nur so etwas wie dich unser Kind nennen?
 

Diese Worte waren es, die ihr den Rest gaben.

Sie wollte alles geben, stark sein. Damit sie einen vernünftigen Arbeitsplatz bekommen konnte.

War es nicht das, was ihre Eltern von ihr verlangten? Dass sie später genug verdienen würde?

Genug, um ihren Eltern etwas abzugeben.

Richtig, langsam wusste sie wieder, warum sie das alles machte. Ihre Eltern.

Sie zwangen sie zu Höchstleistungen, nur damit sie ihnen die Zukunft sichert.

Angeben konnten damit, was für eine schlaue Tochter sie hätten.

Ja, alles nur, damit sie selbst sich in das Rampenlicht der Öffentlichkeit schieben konnten.

Egoisten.

Sie waren alles Egoisten.

Sogar ihre Klassenkameraden.

Ständig wurde ihr von ihnen das selbe gesagt, was sie von ihren Eltern gesagt bekam.

Das sie eine Versagerin war.

Nicht gut genug, für diese Schule.
 

Nun saß sie in ihrer kleinen Wohnung und schlürft ihren Kaffee.

Versucht zu vergessen, was sie alles für Beleidigungen hören musste.

Manchmal wünschte sie sich jemanden, der ihr gesagt hätte, wie schlau sie doch sei.

Unabhängig von ihren Noten.

Doch wer hätte ihr das sagen können?

Freunde vielleicht?

Wenn ihr jemand ins Gesicht gesagt hätte, dass sie doch mit Freunden über ihr Problem reden könnte.

Dann hätte sie diese Person sicher ausgelacht. Sie hatte keine. Klar, sie hatte mal welche. Sogar viele. Doch einer nach dem anderen hatte sie im Stich gelassen. Wieso? Eine überflüssige Frage. Ihre Eltern hatten ihre „Freunde“ bestochen. Mit Geld, verstand sich. Und die, die wirklich bei ihr blieben, erhielten Drohungen, dass sie sich von ihrer Tochter fernhalten sollten. Warum das alles?
 

Du musst eine Einser-Schülerin werden. Freunde behindern dich nur auf dem Weg dorthin.
 

Das war es, was ihre Mutter ihr damals mit acht Jahren gesagt hatte.
 

Während sie ihre Tasse zur Seite stellte, warf sie einen Blick auf die Uhr.

Langsam war es Zeit, zur Uni zu gehen.
 

Sie zog sich ihre Jacke an und nahm ihre Unterlagen.

Nachdem sie ihre Tür sorgfältig abgeschlossen hatte, machte sie sich auf den Weg.

Alleine.

Ja, das hatte sie früher nie gemusst. Früher hatte ihr Vater sie immer gefahren.

Als Begründung hatte er immer angegeben, dass sie so nicht auf die Gedanken käme, sich mit Freunden auf dem Schulweg zu treffen.

Oder schlimmeres.

Wie die Schule schwänzen.

Als ob sie als Neunjährige an so etwas überhaupt gedacht hätte.

Sie hatte damals so viel Angst davor.

Davor, was ihre Eltern, sollte sie so etwas wirklich gemacht haben, mit ihr anstellen würden.

Allein bei der Vorstellung bekam sie Angst.

In den Ganzen Jahren, die sie bei ihren Eltern gewohnt hatte, hatte sie in ständiger Furcht gelebt.

Sie konnte sich nicht an sie gewöhnen.
 

Als Einzelkind war es auch nicht gerade einfach.

Ihre Großeltern hatte sie nie kennen gelernt.

Geschweige denn andere Verwandte.

Die Eltern hatten zu ihr gemeint, dass die Verwandten es nicht wert waren.

Nicht wert waren, in ihren Kreisen zu verkehren.

Sie glaubte ihnen.

Sie war sich zwar nicht sicher, ob sie es wirklich nicht wert waren, aber sicher, dass ihre Eltern das dachten.

Manchmal überlegte sie auch, ob nicht ihre Verwandten den Kontakt abgebrochen hatten, weil sie zu viel Angst vor ihnen hatten.

Wer wusste das schon? Sie jedenfalls nicht.
 

Sie kam am Bäcker vorbei. Als sie den Laden betrat, lächelte er schon freundlich. Sie lächelte zurück. Es war nur eine normales Lächeln des Bäckers, aus Höflichkeit dem Gast gegenüber. Aber es störte sie nicht. Freute sie sich doch sogar darüber.

Wenn sie in ihrer alten Stadt zum Bäcker ging, hätte sie so etwas in der Art nie verlangen können.

Er war nie besonders höflich zu ihr.

Was nicht zuletzt an ihren Eltern lag.

Nicht nur sie litt. Auch die Nachbarn zählten dazu. Ihre Eltern schätzten kaum jemanden aus dem Umfeld.

Sie wären ja angeblich die einzigen, die vernünftig waren.

Sie stolzierten durch die Gegend und waren weder freundlich zu den Nachbarn, noch zu dem Bäcker. Man könnte es auch anders ausdrücken:

Sie waren verhasst in der Gegend.

Verhasst war sogar noch nett ausgedrückt.
 

Dennoch versuchte sie es bei ihnen auszuhalten. Sie erhielt ihr Abschlusszeugnis. Mit einem Durchschnitt von 1,5. Das war ihren Eltern natürlich nicht genug. Doch es reichte, um zu studieren.

Das wollte sie auch um jeden Preis.

Mathematiklehrerin.

Das hatte sie sich immer gewünscht. Ihre Eltern aber nicht.

Ärztin.

Das wäre der Beruf gewesen, den sie für richtig gehalten hatten.
 

Sie verließ den Bäckerladen und ging weiter. Vor einem Geschäft mit Süßwaren blieb sie stehen. Kurzerhand betrat sie ihn.

Wenn sie so im Nachhinein nachdachte, war es das erste mal gewesen Das erste mal, dass sie sich mit ihren Eltern gestritten hatte.
 

Es war ungefähr zu der Zeit, als sie mitten im Umzugsstress standen. Ihre Eltern wollten in einen anderen Ort ziehen. In der nähe wäre eine Uni gewesen, die berühmt war. Berühmt, um dort Medizin zu studieren. Ja, an dem Tag war sie auch in einem solchem Süßwaren Laden gewesen. Die Verkäuferin strahlte, als sie das vom Umzug hörte. Dennoch sprach sie ihr Mitleid für das Mädchen aus. Sie meinte, sie soll sich vielleicht mal durchsetzten. Der Rat kam etwas zu spät. Dachte sie jedenfalls bei sich. Dennoch wollte sie an diesem Abend mit ihren Eltern reden. Ihnen von ihrem Traumberuf erzählen. Bis jetzt wusste nämlich niemand davon. Außer ihre bisherigen Mathelehrer, die ihre Begeisterung für dieses Fach entdeckten. Doch ihren Eltern gegenüber hatte sie noch nichts gesagt. Wie auch? Sie hatte wiedermal zu viel Angst.

Aber an diesem Abend nahm sie allen Mut zusammen. Die Reaktion ihrer Eltern ging sie immer wieder in Gedanken durch. Als sie mit ihnen sprach, sagten sie auch genau das, was sie sich schon dachte.
 

Mathelehrerin? Das ist doch nicht dein Ernst? Weißt du etwa nicht, wie wichtig das für uns ist? So eine Gelegenheit bekommst du nie wieder! Ein Medizinstudium! Weißt du, wie viel Glück du hattest, dass zu bekommen?! Und das bei deinem miserablem Können. Geh uns sofort aus dem Blickfeld. Mathelehrerin?! Da unterrichtest du doch eh nur solch dumme Blagen. Los verschwinde auf dein Zimmer.
 

Diese Reaktion hatte sie erwartet. Sie kannte ihre Eltern halt zu gut. Leider. Sie kannte ihre Eltern. Aber ihre Eltern kannten sie nicht. Normalerweise hätte sie gehorcht, und wäre gegangen. Jedoch zögerte sie kurz, und das, was sie dann sagte, brachte ihr eine Ohrfeige ein.
 

Wieso denn ausgerechnet Medizin? Ich würde viel lieber Mathematik und all die anderen Naturwissenschaften studieren. Wisst ihr denn nicht, wie interessant die sind? Ach ja, euch interessiert ja nur das, was mich quält. Das ist glaube ich schlimmer als das ich nicht Medizin studieren werde.
 

Sie hielt sie die schmerzende Wange. Während ihre Mutter vor ihr einen Tobsuchtsanfall hatte, verschwand sie schnell in ihrem Zimmer.
 

Ja, das war ein Tag gewesen. Innerlich lächelte sie. Warum, wusste sie nicht. Aber es war so.

Sie verließ den Laden mit ein bisschen Süßkram und machte sich erneut auf dem Weg.

Der Höhepunkt des Abends kam aber noch.

Nachdem ihr Vater nochmal hoch kam um ihr eine Standpauke zu halten.
 

Hätten ihr Eltern nie umziehen wollen, wäre das nicht passiert. Doch es war nun einmal so. An der Situation ließ sich nichts ändern. In ein paar Tagen würde sie in einer Fremden Umgebung leben. Auf eine fremde Schule. Ein fremdes Fach studieren. Und fremde Studien Kollegen haben. Auch diesmal würde sie keine Freunde finden. Das wusste sie bereits.
 

An diesem Abend ging sie auf den Dachboden.

Noch ein paar Umzugskartons runter holen.

Sie schaute sich um.

Der Dachboden schien ihr auf einmal größer als sonst.

War eigentlich klar. Die ganzen Kisten die hier oben waren, waren auch weg.

Entweder sind sie schon unten, oder die Sachen aus den Kisten wurden hier oben in die Umzugskartons verstaut.
 

Langsam ging sie zum kleinen Fenster, das einzige, was sich hier oben befand.

Als sie raus schaute, sah man nur die von den Laternen Beleuchteten Straßen.

Schade, wie sie fand.

Der Mond schien auch nicht.

Sie mochte es, wenn er schien.

Er, oder die Sonne.

Denn obwohl das Fenster klein war, war es immer wunderschön hier oben.

Durch das Licht, welches durch das Fenster fiel.

Doch das Mondlicht erhält den Raum nur bei Vollmond.

Die Sonne auch nur, wenn es sehr warm ist.
 

Meist hatte sie jedoch das Gefühl, ihr Umfeld, nein,

besser gesagt ihr Lebensraum sei so groß wie dieser Dachboden.

Sie hatte nichts gegen diese Größe, nein im Gegenteil sogar.

Sie mochte kleinere Räume lieber.

Da fühlte sie sich nicht so verloren. Aber es war traurig, das ihr Leben so dunkel war,

wie jetzt dieser Raum.

Dabei wünschte sie sich doch nur ein bisschen Licht.
 

Sie wanderte etwas über den Dachboden. Sie stutze.

In der Ecke stand etwas. Vorsichtig ging sie hin. Es muss etwas flaches sein.

Sie zog vorsichtig das Tuch weg, welches den Gegenstand bedeckte.

Eine Glasscheibe kam zum Vorscheinen.

Sie wunderte sich.

Was hatte so was hier zu suchen?

Und warum hatten ihre Eltern es hier liegen gelassen?

Seltsam. Dabei war das Glas schön sauber.

Sie würde dafür wetten, dass es wunderschön aussehen würde, wenn man es in die Sonne hielt.

Sofort war sie begeistert von der Idee.
 

Da viel ihr auch wieder etwas aus dem Unterricht ein. Es ging damals um Redewendungen.

Ihr gefiel damals besonders eine.

Aber wieso kam sie nicht mehr darauf?

Sie zuckte mit den Schultern.

Wenn sie ihre Unterlagen durchgehen würde, fände sie es bestimmt.
 

Sie hob die Glasscheibe vorsichtig hoch.

Sie war doch größer als erwartet. Vielleicht so um die ein Meter hoch? Als sie die Scheibe hoch hob, fiel ihr ein DIN A4 Umschlag auf, der anscheinend die ganze Zeit unter der Scheibe lag.

Vorsichtig legte sie sie beiseite und nahm den Umschlag.

Ob sie ihn wohl öffnen könnte?

Wer weiß, vielleicht war es irgendwas, dass ihre Eltern absichtlich hier liegen gelassen hatten.

So, dass es niemand in die Finger bekommt.

Nicht einmal sie.

Sie schüttelte den Kopf. So ein Quatsch.

Als ob es etwas gäbe, dass ihre Eltern einfach so verdrängen wollten.

Schon allein die Tatsache, dass ihnen der Inhalt des Umschlages peinlich sein könnte,

brachte sie zum grinsen.

Das Tat sie selten.
 

Egal, viel neugieriger war sie auf den Inhalt.

Sie öffnete den Umschlag.

Was sie sah, wunderte sie.

Es schienen Zeugnisse zu sein. Von ihren Eltern.

Schnell schaute sie weg.

Das wollte sie nicht sehen.

Da sind sicher nur Einsen drauf.

Wie soll es auch anders sein?

Sonst würden ihre Eltern nicht so viel von ihr verlangen.

Denn sollten sie selbst nur schlechte Noten gehabt haben, und sie wegen den Zweien ausschimpfen, wäre das unlogisch.
 

Als wenn sie sich in einem Glashaus befänden und mit Steinen werfen würden.
 

Dachte sie so bei sich im Stillen.

Aber warum lagen sie dann hier?

Ihre Eltern hätten ihr sicher die Zeugnisse vorgehalten.

Um ihr zu zeigen, wie man es „richtig“ macht.

Vielleicht lag es an den Verhaltensnoten?
 

Ihre Neugier war einfach zu groß.

Sie schaute doch auf die Blätter.

Ihre Augen wanderten übers erste Blatt.

Dann übers Zweite.

Als nächstes übers Dritte.

Bei Jedem weiteren Blatt, weiteten sich ihre Augen immer mehr.
 

Das durfte nicht war sein. Bei jeder weiteren Note, die sie las, wurde sie innerlich wütender.

Die Glasscheibe war vergessen. Schnellen Schrittes ging sie die Treppen runter.

Oder rannte vielmehr.

Bis sie in das Wohnzimmer kam.

Auch hier befanden sich mehrere Umzugskartons.

Vor ihren Eltern blieb sie stehen. Beide hebten ihre Köpfe und schauten sie an.

Der Vater wollte erst wieder anfangen zu schimpfen.

Was sie sich den Einbilde, Heute nochmal vor ihnen zu erscheinen.
 

Doch als er ihren Gesichtsausdruck sah, verstummte er.

Pure Wut. So wütend hatte er sie noch nie gesehen. Und wenn man sie nicht besser kannte, würde man denken, sie hatten Angst. Das erste mal Angst vor ihrer eigenen Tochter. Doch sie kannte ihre Eltern besser. Und auch all die Anderen. Daher wussten sie, dass das Ehepaar so ein Wort wie „Angst“ nicht kannte. Die Mutter setzte an zu sprechen, kam jedoch nicht dazu. Das Mädchen warf förmlich den Umschlag mit den Zeugnissen auf den Tisch.
 

Ihre Eltern wunderten sich. Doch sofort erkannten sie, worum es sich handelte.
 

“Was fällt dir ein? Durchsuchst einfach unsere privaten Sachen? Hat man dir kein Benehmen beigebracht? Warum zeigst du uns das?“
 

Ihr Vater klang wütend. Doch sie zeigte sich unbeindruckt. Zum ersten mal, fürchtete sie sich nicht vor dem, was er ihr sagte. Nun war sie an der Reihe. Sie „schimpfte sich die Seele aus dem Leib.“

Erzählte ihnen, wie sie leidete. Was die Nachbarn dachten. Hinter ihren Rücken sagten.
 

„Wisst ihr eigentlich, was ihr mir damit angetan habt? Ihr habt mir vorgeworfen, dass ich schlechte Noten habe. Doch ihr selbst hattet noch schlechtere Noten gehabt, als ich! Wisst ihr, was das schlimmste an der ganzen Sache ist? Meine Noten sind nicht mal schlecht. Doch durch euch wurden sie das. Ihr seit echt das letzte. Das ich euch als Eltern habe, ist das schlimmste, was es gibt.“
 

Es folgten noch weitere solcher Sätze. Als sie aufhörte, blickte sie in die entsetzten Gesichter ihrer Eltern. Sie brachten kein Wort heraus. Sie verließ das Zimmer und ging in ihr eigenes. Sie wusste, was das für folgen haben würde. Sehr drastische. Doch das war für sie in diesem Augenblick unwichtig. Sie schlief nämlich das erste mal, ohne Albträume oder dergleichen, ein.
 

Die Folgen ihrer „Aussprache“ mit den Eltern, sah man am darauf folgenden Morgen.

Wenn sie so zurückblickte, wusste sie gar nicht mehr genau, was wirklich passiert war. Es ging ziemlich schnell. Ihre Eltern hatten ihr einen Umschlag in die Hand gedrückt und in ein Taxi gesetzt.

Das Resultat war nun dies. Sie lebte in eine kleinen Wohnung, allein. In einer Fremden Umgebung. Ohne finanzielle Unterstützung seitens ihrer Eltern. Doch sie konnte das studieren was sie wollte.
 

Sie grinste. Jetzt fiel ihr die Redewendung wieder ein...
 

In der ganzen Zeit, fühlte sie sich so, als wäre sie von der Gesellschaft abgetrennt. Wie durch eine Mauer. Doch das, was sie am Ende als Mauer herausstellte.

War nur ein Haus.

Ein Haus aus Glas.

Ein Glashaus, das von ihren Eltern errichtet wurde. Ja, ihre Eltern hatten es unbewusst errichtet. Aber auch wenn es unbewusst war, ist es geschehen. Doch am Ende ist ihnen genau das zum Verhängnis geworden. Sie haben ihrer Tochter etwas abverlangt, was sie selbst nicht schafften.
 

Als sie die erste zwei schrieb, und keine Eins, hatte es angefangen.

Ihre Eltern hatten mit ihr geschimpft, und dabei gleichzeitig den ersten Stein geworfen.

Mit jeder weiteren zwei, wurde sie beschimpft.

Mit jeder weiteren Beschimpfung wurde ein Stein geworfen.

Mit Jedem weiteren Stein, wurde das Glashaus instabiler, bis es schließlich zusammen brach.
 

Sie hatte das Glück.
 

Das Glück, sich noch rechtzeitig aus dem Glashaus zu befreien. Bevor es zersplitterte.
 

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen
 

Man sollte anderen nicht Fehler vorwerfen, die man selbst gemacht hat.

Ja, jetzt wusste sie wieder, warum sie dieses Sprichwort so mochte. Weil es genau ihre Situation beschrieb. Doch nun wollte sie selbst bestimmen.
 

Sie kam an der Uni an und blieb am Eingangstor stehen. Einer Gruppe von Studenten stand weiter entfernt. Als sie sie erblickten, winkten sie freudig. Sie winkte zurück und eilte zur Gruppe.
 

Anscheinend wurde sie doch nicht verlassen. War doch nicht schwach.

Sie war froh. Froh darüber, dass aufgehört wurde mit Steinen zu werfen.
 

In Zukunft würde sie sich bemühen.

Bemühen, nicht wie ihre Eltern zu werden.

Bemühen, nicht in einem Glashaus zu sitzen.

Sich darum bemühen, Anderen keine Fehler vorzuwerfen, die sie selbst begangen hatte.

in Zukunft würde sie jeden einzelnen Stein persönlich vom Glas fernhalten.

Koste es, was es wolle.
 

Ja, was auch immer geschehen mochte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Legxis
2009-12-20T00:13:18+00:00 20.12.2009 01:13
Tut mir Leid, normalerweise würde ich alle kopieren, aber ich bin müde weil es schon ein Uhr ist, deswegen kann ich dir nicht sagen wo noch Fehler drin sind. Aber ich habe noch ein paar Rechtschreibfehler gefunden, also solltest du den Text nochmal durchgehen.

Ich finde, das Sprichwort hast du mit deinem OneShot sehr gut zum Ausdruck gebracht, obwohl ich so depressive Geschichten eigentlich wirklich nicht ausstehen kann.
Deine Wortwahl ist vielfältig, aber es ist schade, dass du nur so abgehackte Sätze schreibst. Klar können kurze Sätze als stilistische Mittel bestimmte Emotionen rüberbringen, aber wenn man immer nur so dürftige Sätze schreibt ist das eher kontraproduktiv. Natürlich ist es auch leichter nur abgehackt zu schreiben, aber die wahre Kunst liegt in Schachtelsätzen (*muhahaha... Scherz, nimm mich da bitte nicht ernst, die wahre Kunst ist verständlich zu schreiben und bestimmt nicht in Schachtelungen, aber öfters ein paar längere Sätze wären schon wünschenswert^^)

In der Geschichte habe ich noch einen Logikfehler gefunden, aber nur einen kleinen^^
Eltern ist es nicht erlaubt ihr Kind ohne finanzielle Unterstützung (mindestens Miete und Kindergeld, mit Unterschrift und allem) ausziehen zu lassen, und sie dazu zu zwingen ist ebenso gegen das Gesetz, das Jugendschutzamt lässt grüßen^^

Aber trotzdem ist deine Geschichte sehr gut, ich wünsche dir viel Glück beim Wettbewerb^^
Von:  psycho_puschel
2009-10-10T11:30:16+00:00 10.10.2009 13:30
Meine Liebe,
du kennst mich, deshalb ist dieser Kommentar eigentlich so gut wie abkömmlich. ;)

Nichts desto trotz muss ich doch noch einmal mein Lob aussprechen:
Ich finde die Handlung (mag sie anfangs auch nicht so umfassend erscheinen) wirklich sehr schön; deine Worte sind gut gewählt, um ihre Verzweifelung aber teils auch Wut wiederspiegeln.

Und wie du bestimmt weißt, liebe ich den Schulss einfach. *.*
Dieses (pardon für die folgende Wortwahl ^^') 'Scheiß auf alles' ist einfach entzückend (ja, entzückend! ^o^).

Würklich toll, auch mal etwas mit dieser schon leicht philosophischen Betrachtung von dir zu lesen. :D

Liebe Grüße,
deine ergebene Kommentatorin (und Beta-Leserin *hust*) Heli <3


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