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A Willy-Nilly Walk

Oneshot
von

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Disclaimer: Alles gehört Tim burton und Roald Dahl und nicht mir. Und Geld verdiene ich hiermit auch nicht... damit ist wohl Alles gesagt.
 

Viel Spaß beim Lesen :))
 

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A Willy-Nilly Walk
 

Willy konnte es kaum fassen. Er lebte nun nicht mehr alleine hier in seiner Fabrik. Nicht mehr länger würde ihn die Einsamkeit quälen, denn die Familie Bucket lebte nun fortan mit ihm in seiner einzigartigen Schokoladenfabrik, welche schon immer sein ganzer Stolz gewesen war. Doch jetzt gab es eben etwas, das sie für ihn noch weitaus wertvoller machte. Es war etwas, das man nicht mit Geld bezahlen konnte. Schon nach zwei Monaten konnte er die Familie Bucket fast als seine Eigene ansehen; die Familie, die er niemals wirklich gehabt hatte.
 

Charlie, der Sohn von Mr. und Mrs. Bucket war für ihn beinahe wie ein Bruder geworden in der kurzen Zeit. Er war erpicht darauf alles Mögliche von ihm, seinem neuen Mentor, zu lernen und Willy musste zugeben, dass er sich dabei nicht schlecht anstellte. Charlie erinnerte ihn oftmals an ihn selbst. Die gleiche Begeisterung mit der er neue Süßigkeiten entwickelte, hatte auch Willy an den Tag gelegt, als er sein erstes Geschäft in der Cherry Street eröffnete. Nur, dass er sich seine ganzen Kenntnisse selbst angeeignet hatte. Doch Willy war sich sicher, dass Charlie ein perfekter Nachfolger für ihn sein würde und das beruhigte ihn ungemein. Nach jedem Tag, an dem er ihm mehr beigebracht hatte, war er gelassener den je, denn so wusste er, dass das eben Gelernte nicht im Universum der Süßigkeiten verloren gehen würde, wenn er einmal nicht mehr wäre.
 

Vor einigen Tagen hatte Willy schon sein zweites graues Haar entdeckt. Das hatte ihn so aus der Ruhe gebracht, dass er Mrs. Bucket dazu drängte bei Charlie in der Schule anzurufen und ihn umgehend nach Hause zu schicken. Völlig in Panik kam Charlie aus der Schule, da er dachte, der Grund sei wieder eine Atemnot von Grandpa George. Doch Willy zerrte ihn in den Erfindungsraum und begann damit ihm die Herstellung von Wonka-Nerds und einigen anderen Süßigkeitenkreationen zu erläutern, die niemals völlig verloren gehen sollten, wie Willy es ihm immerzu erklärte. Charlie hatte sich also umsonst aufgeregt. Er war es nun schon gewöhnt, dass sein Mentor, den er aus Höflichkeit noch immer ‚Mr. Wonka‘ nannte, manchmal überreagierte und einige Sachen zu verbissen sah- besonders- wenn es dabei um seine kostbare, wundervolle, unersetzbare und nicht zu vergessen- einzigartige- Fabrik ging.
 

Als Willy einen schönen Tages Anfang Mai in seinem Arbeitszimmer saß und an einer neuen Schokoladensorte tüftelte, ihm jedoch nichts einfiel und er deshalb schonwieder am verzweifeln war, klopfte es zaghaft an seiner Bürotür.
 

„Mr. Wonka? Sind Sie da?“, hörte er Charlies aufgekratzte Stimme durch die Tür schallen. Willy strich sein eben geschriebenes durch, stöhnte kurz auf, bevor er sich erhob, zur Tür ging und sie freudestrahlend öffnete.
 

„Mein lieber Junge. Was gibt es?“, grinste er munter.
 

Charlie wirkte leicht angespannt, während Willys Augen noch immer fröhlich und in Erwartungshaltung zu ihm herab strahlten.
 

„Ich würde gerne ein Wenig nach draußen gehen. Es ist schön warm und die Sonne scheint.“, lächelte er nervös und starrte dann auf seine Füße.
 

„Was hält dich davon ab? Du hast heute immerhin keinen Unterricht, also kusch, kusch!“, machte er mit einer wedelnden Handbewegung. Charlie bewegte sich jedoch keinen Zentimeter.
 

„Ich möchte nicht alleine rausgehen.“, murmelte er traurig.
 

„Dann frag doch jemanden aus deiner Familie oder einen Mitschüler. Sicher würden sie gerne mit dir nach draußen gehen.“
 

Charlie knurrte abwehrend.
 

„Es ist nur so. Ich dachte Sie könnten vielleicht mit mir rausgehen.“
 

„Ich?“ Willy zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ich hab zu tun, Charlie. Eine Menge Arbeit muss noch erledigt werden, mein Lieber, und das kann leider nicht warten.“, seufzte er.
 

„Aber Sie arbeiten jeden Tag! Rund um die Uhr. Sie müssen doch mal eine Pause machen.“

Willy schmollte.
 

„Du hörst dich an wie deine Mutter.“, stellte er fest. „Außerdem sind Pausen vergeudete Zeit.“, ergänzte er hastig.
 

„Wollen sie damit sagen, mit mir rauszugehen, wäre vergeudete Zeit?“, fragte Charlie ungläubig und senkte den Kopf.
 

Willy setzte einen seiner panischen Blicke auf und runzelte verwirrt die Stirn.
 

„Nicht doch, nicht doch! So war das nicht gemeint.“
 

Ein wenig zögerlich legte er seine Latex-Hand auf Charlies Schulter und klopfte zaghaft darauf. Man merkte Willy an, dass er mit solchen Situationen schlecht umgehen konnte.
 

„Beweisen Sie es und gehen Sie mit mir an die frische Luft!“, lächelte er hoffnungsvoll.

Willy schluckte und legte erneut nachdenklich die Stirn in Falten.
 

„Na gut.“, entschied er nach einiger Zeit und gab ihm ein angespanntes Grinsen. Charlies Augen leuchteten vor Freude, als er das sagte und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Lächeln.
 

„Dankeschön, Mr. Wonka!“, stieß er glücklich hervor und umarmte ihn kurz.

Willy, der mit dieser Geste nicht viel anfangen konnte, erstarrte zu Stein, lächelte jedoch immer noch und fuhr mit der Hand flüchtig über seine kurzen, strubbligen Haare.

Dem Chocolatier war etwas mulmig zumute, denn er dachte gerade daran, dass es schon einige Jahre her sein musste, als er die Fabrik verlassen hatte; jedenfalls- wenn man den Versuch, Charlie zu überreden, ob er nicht doch noch sein Erbe antreten wollte- nicht mitzählte. Er wusste nicht mehr, wie es war unter Menschen zu sein, denn meistens bekam er sowieso ein Gefühl von Unsicherheit dabei. Womöglich lag das auch einfach daran, dass er so lange mit keinem richtigem Menschen geredet hatte, abgesehen von den Buckets, an die er sich mittlerweile auch gewöhnt hatte, da sie die liebsten Menschen waren, die er jemals kennengelernt hatte.
 

Doch fremde Menschen waren da schon etwas anderes. Er fürchtete sich beinahe vor ihnen. Sie waren ihm nicht geheuer. Als ob es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, diese verwöhnten Gören mit ihren nichtsnutzigen Eltern hier in seiner Fabrik zu haben. Besonders dieser Teavee- Junge war das Schlimmste, was ihm bisher überhaupt untergekommen war. Wie konnte so ein kleiner nerviger Junge, so viel nuscheln und so viel Müll daherreden? Und dieser hielt sich dann auch noch für intelligent. Es gab schon seltsame Menschen auf der Welt und Willy hatte es schon immer für das beste gehalten, so wenig wie möglich mit diesen zu tun zu haben. Wahrscheinlich würde ihre Sonderbarkeit dann noch auf ihn abfärben. Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.
 

Willy schnappte sich also sein weinrotes Jackett und seine Brille mit den riesigen runden Brillengläsern und ging zusammen mit Charlie hinaus. Charlie hatte Recht gehabt. Es war wirklich ziemlich warm. Willy hatte kaum bemerkt, dass mittlerweile Frühling geworden war und alles in den schönsten und wundervollsten Farben blühte. Als er mit Charlie die geschäftige Straße betrat, gab es etliche Leute, die ihn neugierig oder abfällig anstarrten. Willy mochte das nicht. Wieso mussten sie auch ausgerechnet ihn anglotzen? Sie waren doch diejenigen, die komisch waren. Er fühlte sich dadurch ziemlich bedrängt und so funkelte er die Leute nur wütend an, woraufhin sie ihre Gesichter wieder hecktisch abwandten. Willy folgte Charlie unauffällig durch die belebte Innenstadt. Es war Samstag und die Leute schienen das tolle Wetter ausnutzen zu wollen, um Einkäufe zu erledigen oder einfach nur spazieren zu gehen.
 

Willys Blick wanderte konzentriert zwischen den Menschen umher. Eine Horde Kinder rannte direkt an ihm vorbei und stieß ihn dabei fast um. Willy setzte eine verärgerte Miene auf. Wieso waren diese Quälgeister nur so rücksichtslos? Er schaute sich weiter auf den Straßen um. Ein kleines Mädchen öffnete gerade eine Schokoladentafel. Willy stellte mit Freude fest, dass es eine Wonka-Tafel mit Wunderweichcremefüllung war. Willy grinste amüsiert. Es gab also doch noch Kinder, die wussten, was gut war, genauso wie Charlie. Vielleicht war die Menschheit doch nicht so verdorben, wie er gedacht hatte. Schweigend und mit etwas Abstand ging er an einem händchenhaltenden Pärchen vorbei.
 

„Ich liebe dich, Winona!“, hörte er die Stimme des jungen Mannes neben sich.
 

Willy drehte sich unauffällig nach dem Paar um. Winona? Das war der Name seiner Mutter gewesen. Was für ein Zufall das nun wieder war, denn soweit er wusste, war das kein verbreiteter Name. Oder vielleicht hatte er sich einfach nur verhört und er hatte in Wirklichkeit „Fiona“ gesagt. Doch als er an seine Mutter dachte, überkam ihn plötzlich eine leichte Traurigkeit. Er hatte sie damals schon sehr früh verloren und manchmal glaubte er, dass, wenn sie noch leben würde, er auch eine bessere Kindheit gehabt hätte. Er konnte sich daran erinnern, dass sein Vater viel lockerer gewesen war, bevor Willys Mum gestorben war. Sie hatte ihm oftmals eingebläut, wie er richtig mit einem Kind umzugehen hatte, da er es Willy zu dieser Zeit schon verbot Süßes zu essen. Winona dagegen kümmerte das recht wenig, solange es ihrem Sohn im Großen und Ganzen gut erging. Doch sie hatte es nie geschafft seinen Vater zu überreden, ihm doch Süßigkeiten zu essen zu geben.
 

Er war immer überaus stur, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Mrs. Bucket hatte vor ein paar Tagen behauptet, dass das der Grund wäre, wieso Willy und sein Vater für so lange Zeit kein einziges Wort miteinander geredet hatten. Weil sie in dieser Hinsicht beide Sturköpfe waren. Willy wollte sich jedoch von niemandem sagen lassen, dass er seinem Vater durchaus in gewisser Weise ähnlich war. Er hatte seinem Vater zwar verziehen, aber das bedeutete nicht, dass er sich durch seinen Vater identifizieren musste. Vielleicht, dachte Willy, war er ja auch erst so geworden, weil Winona ihn verlassen hatte. Er gab zwar nie zu, dass er unter ihrem Tod gelitten hatte, aber ein Kind bemerkte sowas natürlich, denn er konnte sich erinnern kurz danach von ihm ziemlich vernachlässigt worden zu sein. Oft wollte er dann mit niemandem reden und einfach nur allein sein.
 

Er musste seine Mutter wohl wirklich geliebt haben. Liebe…ein Gefühl, welches ihm bisher völlig fremd ist. Gut, er liebte natürlich Charlie und seine Familie, aber es war nicht diese Art von Liebe, die sein Vater für seine Mutter empfunden haben musste. Manchmal war da etwas, tief in seinem Inneren, dass sich nach diesem- jedoch unbekannten- Gefühl sehnte. Etwas- wonach er sich schon zu den Zeiten seiner völligen Einsamkeit gesehnt hatte, obwohl er immer gedacht hatte glücklich zu sein, da er ja in seinem Leben alles erreicht hatte, was er sich vorgenommen hatte. Ja, er sollte glücklich sein.
 

Gedankenverloren und mit dem Blick stur geradeaus lief er neben Charlie her, der ihn nur verwundert anstarrte. Charlie konnte sich wahrscheinlich denken, dass er wieder so etwas wie ein Flashback hatte, denn bei ihm trat das ja nicht gerade selten auf.
 

„Mr. Wonka? Alles in Ordnung?“, fragte Charlie nach einer Weile des Schweigens besorgt.

Willy zuckte unwillkürlich zusammen.
 

„Ja, natürlich.“, kicherte er heiter. „Kein Grund zur Sorge.“
 

Sie setzten ihren Weg ohne Ziel fort und als sie an einen Eisstand kamen, bettelte Charlie darum, mit ihm ein Eis zu essen. Willy willigte ein, jedoch nur, weil es Wonka-Eis war. Über anderes Eis regte er sich ständig auf, es wäre zu wässrig und würde nach nichts schmecken, schon gar nicht nach dem, wonach es sollte.
 

Mit jeder einem Eis in der Hand schlenderten sie weiter an einem Zeitungsladen vorbei. Charlie hielt an und durchstöberte die Zeitschriften. Willy beobachtete, wie eine Frau die Tageszeitung durchblätterte. Flüchtig wanderte sein Blick auf die Seite, die sie gerade aufgeschlagen hatte. Ihm blieb fast das Herz stehen, als er einen der Geburtstags-Anzeigen las.
 

Willy Wilbur Wonka,

geboren am 9.Mai 1966

feiert heute seinen 39. Geburtstag!

Herzlichen Glückwunsch!
 

Vor lauter Schreck rutschte ihm das Eis aus der Hand, welches auf dem schmutzigen Asphalt landete. Das hatte er total verdrängt. Heute war der 9. Mai- Sein Geburtstag! Wie konnte er den nur vergessen haben? Er musste so mit Arbeiten beschäftigt gewesen sein, dass er die Zeit völlig vergessen hatte. Ihm war ja kaum bewusst gewesen, dass schon Mai war. Langsam fasste er sich wieder, doch sein Blick war immer noch auf die Seite der Zeitung geheftet. Charlie drehte sich besorgt zu Willy um und ging dann zu ihm.
 

„Schon wieder ein Flashback?“, fragte Charlie beklommen und starrte zu dem am Boden liegendem Eis hinab. „Oder etwas schlimmeres?“
 

„Ich hab heute Geburtstag, Charlie.“, erwiderte er gedankenverloren.
 

„Ich weiß.“, sagte Charlie gelassen und zuckte die Schultern.
 

„Was?“ Willy erwachte aus seiner Trance und schaute irritiert auf Charlie.
 

„Schön, dass Sie sich jetzt erinnern. Ich habe nur darauf gewartet. Alles Gute zum Geburtstag, Mr. Wonka.“, grinste er.
 

„Aber…Aber…wieso hast du mir nichts gesagt?“
 

„Na ja, jetzt haben Sie selbst mal gemerkt, dass sie nur noch an ihre Arbeit denken und an nichts anderes mehr.“
 

„Und du wusstest es die ganze Zeit?“, fragte er empört.
 

„Ja.“, meinte er gelassen. „Deswegen bin ich auch mit Ihnen raus gegangen. An Ihrem Geburtstag sollten Sie den Tag genießen und nicht arbeiten.“
 

„Das ist…wirklich nett.“, erwiderte er gerührt.
 

„Kommen Sie, Mr. Wonka! In der Fabrik wartet noch eine Geburtstagsüberraschung auf Sie.“, entgegnete er freudestrahlend und zog ihn dann drängend hinter sich her. Willy lächelte ein wenig konfus.
 

„Warte, Charlie!“
 

Charlie blieb stehen und blickte ihn verwirrt an.
 

„Nenn mich doch Willy.“, lächelte er schließlich.
 

Charlie grinste, nickte freudig und rannte dann weiter, während er Willy noch immer hinter sich herzog.



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