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Dämonen im Schnee

~Wettbewerbs Fanfiction~
von

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Schneesturm

Vorsichtig schlich er durch den Wald, als würde er versuchen wollen, keine Spuren im weißem Schnee zu hinterlassen.

Ab und an streifte er die Äste der Bäume, welche erzitterten und so vom Schnee befreit wurden.

An der ein oder anderen Stelle hielt er an, blickte sich um, als würde er verfolgt werden.

Danach legte er jedes Mal seine Ohren an und wandte sich ab, nur um weiter zu gehen.

Langsam fing es wieder an, zu schneien. Schneeflocken fielen vom Himmel, die es nicht schafften, auf die Schneedecke zu gelangen.

Sie verfingen sich dank ihrer Größe in den Kronen der Bäume, um diese zudecken zu können.

Nachdem die Bäume fast komplett in Weiß gehüllt waren, wurden die Flocken, die vom Himmel fielen, größer. Diese schafften es, die weiße Decke, die den Boden bedeckte, zu erreichen.

Auf dem Weg nach unten, blieben einige in seinem Fell hängen.

Doch er machte sich nichts daraus, schlich weiter durch den Schnee.

Wie zuvor blieb er zwischendurch stehen, um sich umzuschauen und das trotz des Schneesturms, den die Schneeflocken langsam verursachten.

Doch den beachtete er gar nicht, ebenso wie die Kälte.

Sein dickes Fell schützte ihn vor dem gefrorenen Wasser, welches den Kontakt zum Boden suchte. Langsam stieg die Höhe der Schneedecke, als wolle sie sein Voranschreiten persönlich verhindern.

Wenn es so weiterging, konnte man seine Spuren verfolgen.

Die Abdrücke, die er mit Bedacht versucht hatte zu vermeiden, wurden von dem frischem Schnee verdeckt. Doch dies konnte nicht ewig so weitergehen.

Als würde ihm dies bewusst werden, beschleunigte er sein Tempo, ließ dabei Äste erzittern

und zerstörte die Schneedecke unter seinen Füßen.
 

Schließlich gelangte er an einen Fluss und als wollte ihn jemand ärgern, ließ der Sturm nach,

und nur vereinzelnd fiel mal hier, mal da eine Flocke vom Himmel.

Ein Blick zurück ließ ihn seine Spuren klar und deutlich erkennen, sodass er voller Abscheu sein Gesicht verzog.

Langsam näherte er sich dem Fluss, der dank seiner starken Strömung nicht zugefroren war.

Obwohl er die ganze Zeit davon ausging, dass ihn jemand dort oben hassen musste,

wegen des ganzen Unglücks, welches ihm widerfahren war, schien es doch nicht so zu sein.

Im Fluss schwammen Lachse, als würden sie nur darauf warten, von ihm gefangen zu werden.

Er warteten einen günstigen Augenblick ab um dann sogleich in den Fluss zu springen und einen Lachs mit dem Zähnen zu fassen.

Dieser zappelte noch in seinem Maul, bevor er verschlungen wurde.

Auch wenn es nicht gerade appetitlich klang, einen zappelnden Fisch lebendig zu fressen, so war dies doch genau das, was er benötigt hatte.

Da er seit Tagen nichts gegessen hatte, tat es ihm gut,

endlich was zwischen die Reisszähne zu bekommen.
 

Aber leider hatte er die Strömung vergessen, die ihn nun mitriß.

Normalerweise hatte er die Kraft, sich der Strömung zu entreißen und an Land zu schwimmen. Doch diesmal nicht.

Das lag nicht etwa an der Kälte des Wassers, an dem Schnee, der sich langsam wieder in ein Schneegestöber verwandelt, oder generell daran, dass es so kalt war.

Nein, es lag daran, dass er bereits seine ganze Kraft verbraucht hatte.

Er war erschöpft.

So erschöpft, dass er sich erst einmal mitreißen ließ, auch wenn er mehrerer Male unfreiwillig untergetaucht wurde.

Weiter entfernt konnte er ein paar Felsen erkennen, die aus dem Wasser ragten und zu welchen er geschickt versuchte hinzu gelangen.

Die Strömung ließ jedoch nicht nach, sodass sie ihn gegen die Felsen schleuderte.

Aber das machte nichts, kam ihm sogar noch zugunsten. So konnte er versuchen, sich an den Felsen festzukrallen und hoch zu gelangen.

Als er wackelig auf den Steinen stand, wollte er nur so schnell wie möglich ans Ufer. Seine letzte Kraft legte er in einen Sprung, um ans Ufer zu gelangen- Weg von der Kälte des Wassers, in die Kälte des Schnees.
 

Erschöpft ließ er sich in den Schnee sinken, zerstörte dessen weiße Pracht dabei. Sein Atme ging unregelmäßig. Auf und ab. Doch dass er atmete, war schon genug. Er richtete seinen Blick zum Himmel. Die Schneeflocken, die sanft den Weg zum Boden suchten, bedeckten ihn,verfingen sich im Fell und küssten ihn sachte auf die Schnauze.

Das nahm er aber nur nebenbei war.

Er knurrte verärgert. Er war wütend.

Wütend auf sich, aber auch wütend auf sie.
 

Als er einen wohl bekannten Geruch in der Nase verspürte,

richtete er sich so schnell es ging auf.

Sein Blick traf sofort auf diese, die ihn gerade entdeckten.

Die, dessen Geruch er dank des Schnees zu spät wahrgenommen hatte.

Dabei hatte er versucht, sie nicht auf seine Fährte zu bringen.

Schließlich würden sie ihn nur davon abbringen, jene zu finden.
 

„Da bist du ja, wir haben dich schon vermisst.

Dachtest du etwa, du würdest so leicht mit deinem jetzigen Vorhaben davonkommen?“

Ein kleines Wesen, nicht größer als eine Handpuppe, blickte ihn an.

Es, oder in diesem Fall sie, trug rote Gewänder, und auch ihre transparenten Flügel schienen rötlich. Mit einem lächeln saß sie auf der Schulter eines kleinen Jungen, der schweigend im Schnee stand. Neben ihm stand ein kleines Mädchen, das dem Junge zum verwechseln ähnlich sah.

Auch auf ihrer Schulter saß eines der Wesen.

Dessen Gewänder waren dunkel blau, im Vergleich zu ihren Flügeln, welche hellblau schimmerten.

„Sie hat recht. So einfach kommst du uns nicht davon.“

Das blaue Wesen redete ruhiger, als die Andere, blickte aber auch ihn direkt an.
 

Daraufhin knurrte er nur und ging ein Schritt nach vorne.

Etwas Schnee fiel von seinem Fell und fand sich auf dem Boden wieder.

Die beiden Kinder blickten ihn nur an, brachten kein Wort heraus.

Ob sie eingeschüchtert waren oder einfach nur nichts sagen wollten, war ungewiss.

Eines jedoch war gewiss:

Die beiden Wesen waren alles andere als eingeschüchtert oder ängstlich.

Sie umrundeten ihn, landeten hier und dort wieder auf seinem Fell, um gleich weiter zu fliegen. Dabei kicherten sie. Es glich einem Tanz, den sie aufführten. Doch ihr Tanzpartner schien darauf nicht zu reagieren, mehr noch, er schnappte mit dem Maul nach ihnen, um sie zu fassen, zu kriegen und den Tanz für immer zu beenden können.
 

Die Beiden kicherten nur, bis die Rötliche wieder zu sprechen ansetzte.

„Wie, du schnappst nach uns?

Willst du uns etwa auch fressen?

So, wie du es mit unseren Kameraden getan hast?“

Der Ärger in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Sie drehte eine letzte Runde um ihn, ehe sie sich wieder auf die Schulter des Jungen stellte. Die Bläuliche befand sich schon längst wieder auf der Schulter des Mädchens, als sie sich nun zu Wort meldete.

„Wölfe wie du einer bist, verdienen es nicht, zu leben. Du hast es gewagt, unsere Gefährten zu attackieren und hast sie gefressen. Glaubst du, das dulden wir?“

Beide Kinder schauten den Wolf ausdruckslos an, bis der Junge einen Schritt auf ihn zuging.
 

Er wich ein Stück zurück, knurrte auch, wie zuvor, doch schreckte dies den Jungen nicht ab.

Der streckte seine Hand aus, und fuhr durch das weiche Fell, des Wolfs, der mindestens einen Kopf größer als er war.

„Ich weiß, warum du das getan hast.

Wegen den Jägern, stimmt's?

Den Leuten aus unserem Dorf.“

Das Mädchen sprach für ihr Alter mit einer ziemlich sanften Stimme.

„In unserem Dorf häuft sich die Anzahl der Wesen. Elfen, Kobolde und auch Dämonen.

Seit Jahren schützt unser Dorf diese Wesen, egal ob gut oder böse.“

Während er mit seiner Hand weiter durchs Fell fuhr, setzte er seine Erklärung fort.

„Sie haben euch gestört, nicht war?

Ihren Schabernack mit euch getrieben.

Zur Strafe hast du die Schafe unseres Dorfes gerissen.

Damit die Menschen wissen, dass ihr gefährlicher für uns seid, als die Wesen,

die wir aus Angst vor ihnen, schützen.“
 

Der Wolf wich zurück, befreite sich aus dem Streicheln des Jungens, dessen Hände im Gegensatz zum Schnee warm waren. Der Junge zog seine Hand zurück und stellte sich wieder neben seine Schwester. Diese fuhr fort.

„Die Elfen und Feen waren als einzige gut. Sie haben das Dorf mit ihren Tänzen unterhalten, brachten etwas Freude in den Alltag.

Sie haben sogar versucht, die andern Wesen davon abzuhalten, euch zu stören.

Jedoch haben die Menschen Angst vor euch gehabt. Diese Furcht hatten sie schon seit

Jahrzehnten und sie hat selbst nach so langer Zeit nicht nachgelassen.“

„Sie haben euch alles genommen. Zuerst haben sie Schreine in eurem Territorium errichtet, und so euren Lebensraum verkleinert. Dann haben sie Bäume gefällt, um das Holz zu verwenden. Bäume, welche zu eurem Lebensraum gehörten. Zu guter Letzt haben sie euch einen nach dem anderen abgeschossen, ohne jede Gnade. Und warum? Weil die Wesen es so wollten. Ihr hattet echt Pech.“

Obwohl man in seiner Stimme Mitgefühl heraushören konnte, veränderte sich seine Miene nicht.

„Und dann, als ob das alles nicht so schlimm wäre, hast du auch noch unser Feenvolk vernichtet. Warum? Um zu zeigen, dass man sich nicht mit euch anlegen soll? Wie erbärmlich.“

Beide Feen waren ziemlich wütend.
 

Zum ersten mal, zeigte nun auch der Wolf, was er von der ganzen Sache hielt.

Er schritt auf sie zu und knurrte so laut, dass die Kinder erschrocken zurück wichen.
 

„Wir sind also Abschaum? Ich bin Abschaum? Dass ich nicht lache! Ihr Elfen seid so nichtsnutzige Wesen. Ihr seid genau wie diese Menschen. Ihr verdient es genauso wenig zu leben, wie sie es tun.“

Er erntete ein paar verwunderte Blicke, doch als der Junge antworten wollte, knurrte er und ließ ihn verstummen.

„Ihr habt mein Rudel ausgelöscht.

Das, was mir am Herzen lag. Ihr habt uns alles genommen.

Ihr habt mir alles genommen!

Glaubt ihr ernsthaft, das lasse ich mir gefallen?! Ich mag zwar nur ein Wolf sein, aber ich kann unterscheiden zwischen Unsinn und Sinn.

Doch das, was ihr treibt, ist weder sinnvoll, noch richtig.“

„Was ist daran so falsch?

Was ist falsch daran, unser Dorf vor euch zu schützen?“

Das Mädchen klang ziemlich aufgebracht.

„Was daran falsch ist?!

Das fragst du allen ernstes?!

Wer hat denn angefangen?!

Wer hat angefangen, das Leben der Anderen zu bedrohen?!

Wenn ihr das Leben anderer schädigt, müsst ihr mit den Folgen rechnen und die Konsequenzen tragen. Und Konsequenzen tragen heißt nicht, sein Problem zu verdrängen, oder so wie ihr es gemacht habt, uns einfach auszulöschen.“
 

„Ach ja? Du hast doch dasselbe gemacht. Was ist daran besser?“
 

„Nichts. Nichts ist daran besser. Doch daran seid ihr selbst Schuld. Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um. Ich bereue es nicht. Niemals würde ich es bereuen.Ich würde es sogar jeder Zeit wieder tun.“
 

Das Wetter war vergessen. Der Schnee fiel leise und einsam vom Himmel, die Stimme von ihm hallte durch den weißen Wald.
 

„Und an eurer Stelle, würde ich verschwinden.

Ich bin ziemlich hungrig und könnte einen Snack gerade gut vertragen.“

Er knurrte nochmal, während er einen Schritt auf die Kinder zuging. Diese bekamen es nach und nach mit der Angst zu tun und verschwanden so schnell es ging aus seiner Sichtweite.

Die Feen warfen ihm noch einen abschätzigen Blick zu, ehe auch sie verschwanden.
 

Er machte einen erleichterten Eindruck. Wie er sie doch verabscheute.

Diese Feen, die sich bei den Menschen einschleimten.

Doch die Menschen waren nicht besser.

Sobald etwas, was sie nicht kannten, sich dem Dorf näherte, verehrten sie es aus Angst vor ihnen. Und wenn es so nicht funktionierte, wie bei seinem Rudel, töteten sie einfach.

Die Menschen waren so simpel.
 

Eine Weile lief er noch durch den Wald.

Nun war es ihm gleichgültig, ob man seine Spuren sehen würde oder nicht.

Außerdem drehte er sich nicht mehr um.

Er wusste, das es nur seine Zeit verschwenden würde.

Also lief er. Er lief so schnell, wie es ihm seine Pfoten in dem kalten Schnee erlaubten.

Ja, langsam gingen auch die Kälte und der Schnee nicht mehr spurlos an ihm vorbei.

Daher beschleunigte er sein Tempo, bis er an einer Klippe ankam, die genauso mit einer weißen Schicht bezogen war, wie der Wald.

Von dieser konnte er sich einen Eindruck von dem Dorf unterhalb machen.

Hier war er richtig. Wenn er noch ein paar Minuten hier bliebe, müssten jene auftauchen.

Das war der einzige Grund, weshalb er hierher kam, doch viel wichtiger war, dass er ihnen nicht mehr begegnete.

Diesen wiederwärtigen Feen.

Für manche mochte dies vielleicht seltsam klingen, denn Feen sind einem selten böse gesandt.

Doch für ihn und seine Kameraden bedeuteten sie den Tod.
 

Erschöpft ließ er sich kurz nieder, verschränkte seine Vorderpfoten im Schnee und genoss die weiße Landschaft.

So wie er da lag, majestätisch, als würde ihm dieser Wald gehören und als wollte er gerade sein Reich begutachten, würde man nie denken, zu was dieser Wolf fähig war.

Auch wenn er damals sehr sanftmütig war und alles für sein Rudel gab, ließ er nicht vieles auf sich sitzen. In den Fällen ließ es sein Stolz nicht zu.

Sein Stolz war alles gewesen, was er am Anfang hatte, und war noch immer alles, was er hatte.

Er wurde mit seinem Stolz geboren und wenn es sein muss, würde er mit Stolz sterben.

Das hatte er sich vorgenommen. Deshalb war er hier.

Er legte seinen Kopf auf seine Pfoten und schloss die Augen. Sein Atem ging ruhig und regelmäßig.

Für einen kurzen Moment hielt die Welt an.

Mutterseelenallein schlief er ein.
 

Etwas, das seine Nase kitzelte, sorgte dafür, dass er aufwachte.

Müde öffnete er die Augen und richtete sich wieder auf.

Vor ihm schwebte eine junge Frau mit blassem Gesicht und langen Haaren, die in einen weißen Kimono eingehüllt war.

Sie lächelte ihn an, sodass er den Kopf hob.

Nach einer Pause, in der man nur den Schnee zu Boden fallen hörte,

hallte seine Stimme leise durch den Wald.

„Seit wann erscheinen Yamauba vor Wölfen? Willst du mich etwa töten? “

Ein Lächeln schlich erneut über ihre Lippen.

„Schau nochmal genau hin.“

Er schaute sie daraufhin an, um kurze Zeit später zu begreifen.

„Dann lass mich meine Worte korrigieren.

Seit wann erscheint eine Yuki Onna vor Wölfen?*

Bist du gekommen, um meinen Tod mit anzusehen?“

Sie schaute ihn an, ohne dass ihr Lächeln nach seinen Worten erstarb.

„Nein, bin ich nicht.“

„Was willst du dann?“

„Du solltest hier lieber weggehen. Die Jäger sind hinter dir her.“

„Tatsächlich? Da müssen diese Kinder dran Schuld sein...“

„Sie haben deine Spur aufgenommen.“

Er knurrte kurz, doch das brachte sie nur zum Lachen.

„An deiner Stelle würde ich hier verschwinden.“

Die Yuki Onna wandte sich ab und begab sich in Richtung Wald,

ohne ihre Spuren im Schnee zu hinterlassen.

„Warum erzählst du mir das?

Du gehörst doch auch zu diesem Dorf. Haben sie dich nicht auch verehrt? “

„Ja. Aber genauso wie du verabscheue ich sie. Diese einfältigen Menschen. Außerdem...“ sie drehte sich nochmal um, um ihm in die Augen zu sehen. „... wird es bald keinen Menschen aus diesem Dorf mehr geben, der mich verehren könnte. Wenn dein Vorhaben nicht scheitern sollte.“

Er knurrte wieder, doch zwecklos.

Die Yuki Onna verwandelte sich bereits in Schnee und war so für den Wolf nicht mehr erkennbar.
 

Kurz danach fing es an zu schneien. Er schüttelte sich kurz, da ihn dieser Schnee langsam auf den Geist ging. Wenn sie nicht mal bald auftauchen, würde er hier noch erfrieren. Oder die Jäger, von der die Yuki Onna ihm berichtet hatte, würden kommen. Beides klang nicht verlockend.
 

Erschrocken fuhr er zusammen, als es laut knallte.

Ein Blick in Richtung Wald lies ihn wissen, dass er gerade in Schwierigkeiten steckte.

Drei Männer mit Gewehren standen vor ihm, und sahen alles andere als friedlich aus.

„Gut, dass unsere Kinder und die Feen dich gefunden haben,

sonst wärst du uns noch davon gelaufen.“

Der Mann, der gerade sprach, setzte sein Gewehr an und zielte auf den Wolf.

„So, das war's, nun wird auch der letzte Wolf zu Grabe getragen.“

Mit einem Grinsen wollte er gerade abdrücken, als ihn zwei Schreie von hinten ins Ohr drangen. Schnell drehte er sich zu seinen Kameraden um, nur um festzustellen, dass diese zu Boden gesunken waren. Mit dem Gesicht im Schnee lagen sie da und er brauchte keinen Arzt, um zu wissen, dass sie nicht mehr lebten. Da er niemanden sah, wandte er sich an den Wolf.

„Was hast du gemacht? Wie hast du das geschafft? “

Sein Zorn und seine Wut waren kaum zu überhören.

Doch der Wolf blieb gelassen, bewegte sich ein paar Schritte auf ihn zu.

„Ich hab nichts gemacht. Das waren jene, auf die ich hier gewartet habe. Die Wesen, die ihr nicht für euch gewinnen konntet und die mir nun helfen, euch auszurotten.“

Noch bevor der Jäger antworten konnte, spürte er einen tiefen Schmerz und sank leblos zu Boden.
 

„Da seid ihr ja, ich dachte schon ihr versetzt mich.“

Es schien, als würde er mit der Luft reden, doch plötzlich erschienen drei Gestalten.

Sie waren keinen Meter groß und ziemlich haarig. Alles in einem glichen sie einem Pavian oder einem Zombie. Diese Wesen waren nichts anderes als Tokoloshe.

„Das würden wir doch niemals tun.“

Der, welcher am breitesten grinste, trat hervor.

„Sag, gehören diese drei Menschen dem Dorf an, was du vernichten möchtest?

Oder sagen wir mal, dessen Menschen wir für dich töten sollen?“

„Ja.“

„Gut, führst du uns zum Dorf?“

„Natürlich, nichts lieber als das.“

„Was bekommen wir eigentlich dafür, dass wir dir ´helfen´?“

Der Kleinste der Drei wandte sich fragend an ihn.

„Ich hab es euch doch gesagt. Ihr könnt mit dem Dorf machen, was euch immer beliebt.“

„Also gehört das Dorf dann uns?“

„Ja, es gehört euch. Wenn ihr die Dorfbewohner tötet.“

Ehe der Andere protestieren konnte, fügte der Wolf noch schnell etwas hinzu.

„Meinetwegen könnt ihr die Kinder am Leben lassen und mit ihnen Freundschaft schließen. Hauptsache der Großteil dieser Bewohner ist ausgelöscht.“

Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der drei Tokoloshe aus.

Und mit diesem Grinsen führte er sie zum Dorf.
 

Er lag auf einem kleinen Hügel und besah sich das treiben unten an.

Er war wirklich froh.

Auch wenn das, was die Tokoloshe mit den Menschen anstellten, nicht gerade die feinste Art war. Jedoch zeigten sie den Kindern gegenüber Güte und fassten sie nicht an.

Ihm war es egal. Sie sollten nur sehen, was passierte, wenn man sich mit einem Tier einlässt,

was über einem in der Rangordnung stand.

Langsam fing wieder der Schnee an zu wüten.

Schnell versteckten sich die restlichen Tokoloshes in den Häuser, dicht gefolgt von den überlebenden Kindern.

Auch die Zwillinge waren dabei- aber ohne die Feen.

Die ganzen Wesen, welche von den Dorfbewohnern beschützt wurden, hatten das Dorf schon längst verlassen.

Sie begaben sich zu dem Dorf, welches der Wolf zuvor von der Klippe aus begutachten konnte.
 

Nach kurzer Zeit tauchte hinter dem Wolf auch der Verursacher des Schneesturmes auf.

„Bist du nun stolz? Stolz für den Untergang eines Dorfes verantwortlich zu sein?“

Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer dort stand.

„Warum bist du hier, Yuki Onna?

Ich dachte, du hasst diese Menschen.

Zeigst du jetzt doch Mitgefühl?“ Sie grinste.

„Nein, nicht für solche Kreaturen.

Aber wie es scheint ist dein Plan aufgegangen, nicht wahr?

Das ist schön für dich.“

„Was willst du damit sagen?“ Sie grinste erneut.

„Du hast das Volk der Feen ausgelöscht und danach für den Tod einiger Menschen gesorgt.

Das alles, nachdem dein Rudel getötet wurde.“

„Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Was willst du damit sagen?“

„Glaubst du ehrlich, das dulde ich?“

„Nein, aber der Satz kommt mir ziemlich bekannt vor.“

Der Wolf starrte stur geradeaus, wandte seinen Blick nicht zu ihr.

Wenn er es gemacht hätte, hätte er den mordlustigen Blick gesehen, mit dem sie ihn anschaute.

„Weißt du was? Ich will nicht, dass du auch den Anderen Schaden zufügst.“

„Rede keinen Unsinn.“

„Stimmt. Ich will, dass du mir keinen Schaden zufügst.“

Ihre Worte waren leise, aber es war für den Wolf kein Problem sie zu verstehen.

„Auf wiedersehen, mein geliebter Wolf. Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen.“

Mit diesen Worten senkte er sein Blick. Er hatte es bereits befürchtet.
 

Langsam gefror der geschmolzene Schnee in seinem Fell, seine Körpertemperatur sank drastisch. Langsam hüllte der Schnee des Sturms ihn ein, bis er ihn verdeckte.

Es war ihm wohl nicht vergönnt, noch einmal den Frühling mitzuerleben.

Mit Stolz wurde er geboren, und mit genau diesem Stolz würde er nun untergehen.
 

Es gab vor der Yuki Onna halt kein entkommen.
 

Es heißt: Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um. Jedoch schließt es keine andere Tatsache aus.

Nämlich: Wer mit dem Schnee und Eis spielt, kommt ebenfalls darin um.
 

________
 

*Die Yuki Onna wird häufig mit der nicht verwandten Yamauba (Berghexe) verwechselt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scarla
2010-06-11T15:24:22+00:00 11.06.2010 17:24
Soo, jetzt hab ich endlich Zeit fürs Kommi^^
Also, erst einmal, ich finde die Geschichte einfach super oo

Ich find die einzelnen Figuren sehr schön, gerade weil sie nicht so sind, wie die meisten über sie schreiben. Deine Feen sind nun wirklich nicht nett und naiv, wie sonst immer und dein Wolf macht keinen Hehl daraus, das er sich nicht für besser hält, sondern sich ganz klar auf ihre Ebene herab lässt, indem er sich rächt. Dabei schiebt er trotzdem alle Schuld von sich, ist in wirklichem Leben auch nicht anders^^
Überhaupt, das du dir die Mühe gemacht hast, über die mythischen Figuren zu recherchieren find ich total toll oo
Ich mag auch die Idee, das die Menschen die Fabelwesen schützen, gerade weil sie angst vor ihnen haben. Das zeigt sehr gut, wie schwach und hilflos sie eigentlich sind.
Außerdem mag ich es sehr gerne, das der Wolf mit der Yuki Onna auf gleicher Ebene spricht. Er kriecht nicht vor ihr (dadurch würde er sie ja größer machen), sondern so, wie er spricht wirkt es, als wenn sie einander in nichts nachstehen würden. Das passt sehr gut zu dem Stolz des Wolfes, den du sehr betonst.
Und deine letzten Sätze ("Wer mit dem Feuer spielt...") sind irgendwie total cool oo irgendwie haben die etwas, wo mir die Worte fehlen (und mir wird nachgesagt, dass das nicht oft der Fall ist^^'')
Einziges Manko würde ich jetzt sagen ist, was nicht immer ganz klar ist, wer spricht.

Ansonsten eine rundum gelungene Geschichte :D
Von:  psycho_puschel
2009-12-25T18:06:46+00:00 25.12.2009 19:06
Moienz. :D
Erstmal, danke. <3
Mir hat noch nie jemand ne FF gewidmet. ^o^
Auch wenn ich sie mit abgemeldet teilen muss. -.-'''

Ähm, ja, was wollte ich noch gleich sagen?! xD
Ach so, ja, also ich finde du hast die FF noch sehr schön nachbearbeitet. ;)
(Den Ursprungstext hab ich ja schon kommentiert. ;) )

Jedenfalls wünsche ich dir noch schöne Weihnachtstage (zum... dritten Mal jetzt?! ô.o),
Puschel <3


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