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Mississippi Dreams

von

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Der erste Kuss

Der erste Kuss
 

Suchend schaute June sich um, eilte ein Stück weiter und wäre beinahe mit Logan zusammen gestoßen, der an einem etwa hüfthohen Steinmäuerchen stand, das quer durch ein Feld verlief. Inzwischen war es so weit dunkel geworden, dass man nur noch wenig sah und da der andere einen schwarzen Anzug anhatte, war es kein Wunder, dass June ihn nicht gleich gesehen hatte.

Er stellte sich neben Logan und sagte erst mal kein Wort. Dem Blondschopf fiel einfach nichts ein, was er hätte sagen können, ohne dass es irgendwie dumm klang und er kam sich ein bisschen fehl am Platze vor. Vielleicht hätte er doch lieber zum Haus gehen sollen?

Logan schaute auf das Feld hinaus und gab mit keinem Ton zu verstehen, dass er Junes Anwesenheit wahrgenommen hatte.

Es dauerte etliche Minuten, bis er die Stimme erhob.

»Es tut mir leid, dass du das miterleben musstest«, sagte er schließlich.

»Das… das macht nichts.«

June schüttelte leicht den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, weil die Situation irgendwie komisch war, während Logans Blicke sich auf den Dunst richteten, der sich gerade auf das Feld senkte.

»Du hast mir damals die Wahrheit über sie gesagt, stimmt´s? Und ich habe dich zur Belohnung dafür geschlagen. Dafür habe ich mich bis heute noch nicht bei dir entschuldigt. Ich tue es hiermit.«

June war zu perplex, um einen Ton heraus zu bringen. Damit hatte er ja nun überhaupt nicht gerechnet, doch ein warmes Gefühl machte sich kurz darauf in seinem Bauch breit und er spürte, wie die Zuneigung, die er für Logan empfand noch größer wurde.

»Ich hab das schon längst vergessen…«, sagte er etwas verspätet und senkte den Blick auf seine Fußspitzen, die er im Dunkeln gar nicht mehr erkennen konnte.

»Ich liebe sie nicht. Ich habe sie nie geliebt«, gestand Logan schließlich nach einer weiteren Phase des Schweigens.

»Ich weiß.«

»Du hast Recht gehabt. Ich habe sie nur geheiratet, weil ich die Plantage haben wollte.«

»Das weiß ich auch«, meinte June, ohne dabei besserwisserisch zu klingen.

»Aber ich dachte, es könnte klappen. Ich dachte, WIR könnten eine gute Ehe daraus machen. Gott im Himmel!«

Logan schloss einen Moment lang die Augen, und als er sie wieder aufschlug, starrte er vor sich hin, ohne etwas wahr zu nehmen. Hunderte von Glühwürmchen schwirrten durch die samtig blaue Dunkelheit, die sich nun vollständig über die Felder hinab gesenkt hatte. Es war ein Anblick von gespenstischer Schönheit, wie ein Feentanz.

»Wir sind erst ein paar Monate verheiratet, und ich hasse sie. Gott steh mir bei, aber ich hasse sie so sehr, dass ich sie umbringen könnte.«

Mit gesenktem Kopf lehnte sich Logan an das Mäuerchen.

Sachte legte June eine Hand auf seinen Ärmel und er konnte kaum mit ansehen, wie Logan sich fertig machte. Es tat ihm in der Seele weh, den anderen so leiden zu sehen und am liebsten hätte er ihm das abgenommen, aber das ging ja nicht.

»Mein Gott, ich habe alles verpfuscht«, murmelte Logan dann und hob den Kopf. June zuckte zusammen, als der andere seiner Hilflosigkeit Ausdruck verlieh und mit der Hand an die Mauer schlug.

Es war die vernarbte Hand, mit der er schon Chandler geschlagen hatte.

June überlegte nicht lange, schob seine Bedenken erst einmal in den hintersten Winkel seines Denkens zurück, nahm Logans geschundene Hand in seine und begann sie sachte zwischen seinen beiden Händen zu massieren.

»Das tut gut…«, seufzte Logan nach einer Weile und June lächelte. Er freute sich, dass er dem anderen ein wenig helfen konnte. Er spürte aber auch, dass der andere auf seinen gesenkten Kopf hinunter schaute und ihn beobachtete. Er konnte es spüren, war aber nicht bereit aufzublicken. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich der verkrampfen Hand.

»Woher… stammt diese Narbe?«, wollte June nicht nur aus Interesse wissen, denn er versuchte dadurch auch seine eigenen Gefühle etwas unter Kontrolle zu halten.

Logans Hand mit der breiten Handfläche und den langen Fingern war viel größer als seine eigene, und die Haut hatte Schwielen. Außerdem war sie sehr warm und um einige Nuancen brauner, als die von June.

Die Narbe auf seiner Handfläche war hässlich, rund und rot. Die Finger hatten sich nach innen gekrümmt und June massierte die Sehnen ein bisschen fester, sodass er einige Zeit später den Eindruck hatte, dass sie sich ein wenig lockerten. Währenddessen hielt er weiterhin den Blick gesenkt.

»Von einer Messerstecherei. Vor einigen Monaten.«

Die verspätete Antwort riss June aus seinen Gedanken und er hob überrascht den Kopf.

»Von einer Messerstecherei?«, wiederholte er ungläubig.

Logans Lippen verzogen sich.

»Überrascht dich das?«

June dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf.

»Nein, eigentlich nicht. Wenn ich es mir jetzt recht überlege, schein es mir absolut typisch für dich, in eine Messerstecherei zu geraten. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, fand ich, du sähst gefährlich aus.«

Auf dieses Geständnis hin lächelte Logan.

»Ach wirklich?«

»Ja«, bestätigte June ein wenig unwillig, denn er stellte fest, dass es ein Fehler gewesen war aufzusehen. Logan war ihm zu nah, viel zu nahe und sofort begann sein Herz schneller zu schlagen. Er nahm sogar den herben männlichen Duft deutlich wahr, den Logan verströmte.

June schluckte.

»June, mein Kleiner, mir scheint, du bist gerade dabei das Flirten zu lernen«, meinte der andere überrascht und nachdenklich zugleich. Sowie die Worte zu ihm durchgedrungen waren, machte der Blondschopf einen Satz zurück und das so hastig, dass er das Gleichgewicht verlor. Ein erschrockener Schrei wollte sich schon von seinen Lippen lösen, als sich kräftige Arme um seine Mitte schlangen und ihn vor dem Sturz bewahrten.

»Nana… nicht so hastig…«, warnte Logans dunkle Stimme und June leckte sich über seine plötzlich trockenen Lippen. Seine Finger hatten sich in die Oberarme des anderen verkrallt und er starrte ängstlich zu Logan hoch.

»Ich… ich flirte nicht…«, stritt er schwach ab, doch seine Stimme sagte ganz deutlich etwas anderes. June verspürte einen dicken Kloß im Hals. Er wusste nicht, was er tun sollte. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Er konnte nur hoffen, Logan würde ihn nicht voller Abscheu von sich stoßen, denn er musste ahnen, was in dem Blondschopf vorging.

»Wirklich nicht?«, kam dann überraschenderweise diese Frage und June sah wieder hoch in Logans Augen, die ihn genau musterten. Es stand eine ungewohnte Eindringlichkeit in ihnen, die June beunruhigte und zugleich elektrisierte.

»Nein…« Es war nur ein schwacher Hauch und der Blondschopf hasste sich für seine plötzliche Schwäche. Es war ihm peinlich und er wandte das Gesicht beschämt ab. Logan hatte bestimmt deutlich erkannt, wie es um seine Gefühle stand und es war sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis ihm tiefe Verachtung entgegen schlagen würde. Panik stieg in ihm auf. Panik und auch Angst, dass er mit seinen unbedachten Reaktionen vielleicht die einzige Freundschaft verlieren würde, die ihm je etwas bedeutet hatte. Es wollte sich schon Tränen in seinen Augen sammeln, weil ihn dieser Gedanke so sehr schmerzte, als ihn Logans Worte aus seinen schwarzmalerischen Überlegungen rissen.

»Nein? Bist du sicher?«

Verwirrt sah er Logan wieder an, bis er begriff, das dieser von ihm wollte.

»Nein!!«, stritt er sofort ab, diesmal vehementer. Er musste retten, was noch zu retten war und vielleicht hatte Logan ja doch noch keinen Verdacht geschöpft, denn bis jetzt hatte er ihn ja auch noch nicht von sich gestoßen. Dennoch blieb die Unsicherheit in seinem Inneren hartnäckig bestehen.

»Ach.« Diese eine Silbe war seltsam verwirrend. Doch Logan lächelte sanft und senkte seinen Kopf zu ihm hinunter. June spürte, wie sein Kopf plötzlich schwirrte. Seine Finger gruben sich tiefer an Logans Jackett und in dessen Fleisch und June kam gar nicht erst auf den Gedanken, dass er dem anderen womöglich wehtun könnte. Gespannt hielt er den Atem an, aber auch das nahm er nicht wirklich wahr. Die Nacht um ihn herum schien zu erstarren wie eine Momentaufnahme. Die Glühwürmchen und ihr Leuchten, die Insekten und das Zirpen, das Laub und sein Rauschen – all das existierte plötzlich nicht mehr. Jeder Nerv in Junes Körper konzentrierte sich nur noch auf das markante, dunkle Gesicht, das sich über seines beugte, auf die schön geschwungenen Lippen, die innerhalb von einem Sekundebruchteil seine berühren mussten…

Eine von Logans Händen hob sich und legte sich in Junes Genick. Junes Herz pochte heftig und es fühlte sich an, als könnte es jeden Moment aus seiner Brust springen und hakenschlagend davon hüpfen, wie ein aufgestörtes Kaninchen. June wankte und schloss die Augen…

Und dann streifte Logans Mund flüchtig seine Lippen.

Es war eine zarte Liebkosung, die kaum spürbar war. Und doch zog sie eine Glut nach sich, die das Blut heiß durch seine Adern rauschen ließ.

Seine Lippen öffneten sich leicht und June holte stockend Atem. Es schien ihm, als bekäme er kaum noch Luft.

Logans Hand spannte sich kurz fester um seinen Nacken und zog sich dann zurück. In einem Winkel seines Verstandes erkannte der Blondschopf, dass Logan auf sein benommenes Gesicht hinunter sehen musste.

Er zwang sich, die Augen zu öffnen.

Logan sah ihn wirklich an und sein Ausdruck war undefinierbar. In der Dunkelheit, die sie jetzt einhüllte, konnte June nichts in seinen Augen lesen. Der andere war ihm nah, noch näher als vorher, so nah, dass nur noch wenige Zentimeter zwischen ihren Oberkörpern lagen. Noch immer waren seine Finger in Logans Jackett verkrallt und er wusste zwar, dass er loslassen musste, konnte sich aber irgendwie nicht dazu durchringen.

»Das war schon ganz gut.«

»Was?«

June hatte keine Ahnung, wovon der andere redete. Logans Stimme klang leichtfertig. So leichtfertig, dass sie sich nicht mit der Glut vereinbaren ließ, die sich durch Junes Adern zog, so leichtfertig, dass der Blondschopf nicht verstehen konnte, was er gesagt hatte.

Der Kleine glühte vor lauter Empfindungen und Logans Stimme klang, als sei überhaupt nichts geschehen.

»Dein erster Kuss. Es war doch dein erster, oder nicht?«

Es war ein Alptraum! Es konnte nur ein Alptraum sein. So hätte Logan über ein Dutzend belanglose Themen mit ihm reden können. Aber dieser Kuss… der war für June alles andere als belanglos gewesen. Trotz all seiner Zartheit und Kürze, war er eine nachhaltigere Erfahrung als alles, was er bisher in seinem Leben erlebt hatte. Er war immer noch ganz aufgewühlt, aber allmählich, ganz allmählich ging ihm auf, dass Logan dieses Erlebnis vielleicht weniger nahegegangen war als ihm selbst. Schließlich war er ein erwachsener Mann und kein Junge mehr… ein verheirateter Mann, der zweifellos sehr viel Erfahrung darin hatte, Frauen und… so dumme Jungs wie ihn zu küssen. Das, was für June ein tiefgreifendes Erlebnis gewesen war, hatte Logan sicherlich nicht das geringste bedeutet. Und June wäre einfältig zu glauben, dass mehr hinter der Sache steckte, als ein schlechter Scherz.

Diese Erkenntnis verletzte ihn mehr und traf ihn härter, als ein kräftiger Schlag ins Gesicht es gekonnt hätte.

»June?«

Ihm in die Augen zu sehen und mit ruhiger Stimme zu sprechen, gehörte zu den schwierigsten Dingen, die June in seinem ganzen Leben je bewerkstelligt hatte. Er tat es trotzdem, weil es sein musste. Wenn er Logan zeigte, wie nah ihm dieser flüchtige Kuss gegangen war, würde er ihm nie mehr in die Augen sehen können. Sein dummes Herz mochte zwar nach solchen Berührungen und Zärtlichkeiten lechzen, doch sein Verstand fürchtete, er könnte Logans Freundschaft verlieren. Und ohne seine Freundschaft wäre sein Leben einfach nicht das, wozu es sich in den letzten Monaten entwickelt hatte.

»June, fehlt dir etwas?«

Logans Stimme klang plötzlich barsch und seine Augen kniffen sich zusammen, als er ihn musterte. Die großen, starken Hände, die bis eben noch auf seiner Hüfte geruht hatte, legten sich nun auf Junes Schultern und er wurde leicht geschüttelt.

June riss sich los und trat zurück, bevor er mit überzeugend fester Stimme antwortete:

»Nein, was sollte mir fehlen?«

Es war ihm hoch anzurechnen, dass er sogar ein kleines Lachen zustande brachte. Innerlich kam sich June jedoch vor, als wäre er von einem Dunstschleier eingehüllt, der all seine Sinne betäubte. Um jeden Preis wollte er verhindern, dass Logan etwas von seinen Gefühlen mitbekam, wenn er das bis jetzt noch nicht hatte. Außerdem… ein bisschen Stolz besaß er auch noch und allein schon aus diesem Grund fühlte June sich gezwungen dem anderen das Gefühl zu geben, dass ihm dieser flüchtige Kuss kein bisschen mehr bedeutet hatte, als ihm.

»Es mag zwar mein erster Kuss gewesen sein…« June stockte kurz und leckte sich über die Lippen. »Aber es war nicht das, was ich erwartet hatte.«

Logan riss daraufhin überrascht die Augen auf.

»Willst du etwa sagen, dass du enttäuscht bist? Du lernst das Flirten wirklich schnell«, stellte Logan mit leicht schief gelegtem Kopf fest.

»Wenn ich Michele oder irgendwer von diesen anderen Mädchen gewesen wäre und es wäre mir gelungen mich mit dir hinaus in die Dunkelheit zu schleichen, dann würde diese Äußerung ausreichen, um dir eine satte Ohrfeige zu verpassen.«

»Du bist aber keine Frau«, stellte June klar. »Und so gesehen müsste ich dir eine Ohrfeige geben, nachdem was du getan hast, denn du hast mich geküsst!«, murmelte er noch durch zusammengebissene Zähne, während sich ein starres Lächeln auf seinen Zügen befand.

Glücklicherweise stieg eine erlösende Wut in ihm auf, denn es war weitaus besser wütend auf Logan zu sein, als sich von einem Pferd in den Bauch getreten zu fühlen.

Auf seine unverständliche Antwort hin, runzelte der andere die Stirn.

»Was hast du gesagt?«

»Ich habe gesagt, dass du eine Ohrfeige verdient hättest…«

»Für dieses kleine Küsschen? Ich bitte dich, June. Das war nicht mehr als ein Dankeschön für deine sanfte Zuwendung. Unter Verwandten ist das durchaus zulässig, das kann ich dir versichern.«

»Ach ja?« June lächelte und ballte geschützt hinter seinem Rücken die Hände zu Fäusten.

»Es freut mich, dass ich dir nützlich sein konnte. Wenn du dich das nächste Mal über Cecile ärgerst, dann vergiss nicht, dich bei mir zu melden.«

Logan wollte gerade in seine Jacketttasche greifen, um sein Zigarrenetui heraus zu holen, doch jetzt hielt er inne, um June genauer anzusehen.

»Mein Güte. Du bist ja wütend! Auf mich?«

Der Blondschopf schüttelte jedoch nur den Kopf.

»Ich bin nicht wütend.« Verbissen hielt er das Lächeln auf seinen Lippen bei. »Aber wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, es ist ziemlich kühl. Ich gehe zurück ins Haus.«

Ohne noch einen Blick an Logan zu verschwenden, drehte sich June um und lief in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
 

Wut war wirklich ein großartiges Mittel, um seine Minderwertigkeitskomplexe einmal zu vergessen. June war wild entschlossen Logan und auch sich selbst zu beweisen, wie wenig ihm dieser Kuss bedeutet hatte – nämlich überhaupt nichts – dass sein Auftreten lebhafter und temperamentvoller wirkte, als es eigentlich seiner Natur entsprach.

Für den Rest des Abends schloss er sich den anderen jungen Männern an, unter denen sich auch Chancey und Billy befanden und lachte mit ihnen. Sein Selbstvertrauen war von seiner Wut außerdem derart angefeuert, dass June sich sogar traute eines der Mädchen zum Tanzen aufzufordern. Die Unerfahrenheit, die er dabei noch an den Tag legte, störte seine Tanzpartnerinnen ganz und gar nicht und so mangelte kam June eine ganze Weile gar nicht von der Tanzfläche herunter.

Außerdem trank er zum ersten Mal Alkohol. June hatte sich wieder zu seiner Gruppe gesellt. Seine Wangen waren noch leicht gerötet vom Tanz und er strahlte wie noch nie. Billy gab ihm ein Glas und grinste breit, während June den ersten Schluck davon kostete.

»Ich hab ja gewusst, dass es dir nicht schmeckt!«, grinste er noch breiter, als der Blondschopf das Gesicht verzog. Das Zeug schmeckte wirklich abscheulich, doch June hatte während des ersten Schlucks einen kurzen Blick auf Logan erhascht und dessen finstere Miene ließ ihn sich zusammen reißen. Mehr Ansporn brauchte er nämlich nicht, um diesen wenigstens ein bisschen zu ärgern.

Also behauptete er trotzig Geschmack an dem Getränk gefunden zu haben. Mit einem Mal kippte er sich den Rest des Glases hinter und Fragte Billy nach dem nächsten.

Als er beim dritten Glas angekommen war, gesellte sich Miss Flora zu ihm.

»June, es ziemt sich nicht zu viel auf einmal Trinken…«, ermahnte sie ihn flüsternd, sodass die anderen jungen Männer nichts davon mitbekamen und lediglich denken mussten, eines der Mädchen hätte sich nicht getraut ihn nach einem Tanz zu fragen und die liebe Miss Flora wolle ihr unter die Arme greifen, indem sie June an deren Stelle fragte.

Als er der älteren Dame jedoch über die Schulter sah, fiel Junes Blick auf Logan, der ihn quer durch den Raum finster musterte. Offensichtlich hatte er seine Tante geschickt, um ihn zurechtzuweisen. Aber June tat nichts falsches. Er war ebenfalls ein junger Mann und durchaus in der Lage selbst zu entscheiden, ob er Alkohol trinken wollte oder nicht.

Trotzig lächelnd neigte June den Kopf in Logans Richtung und trank noch einen viel zu großen Schluck aus seinem Schnapsglas, sodass er fast an der beißenden Flüssigkeit erstickt wäre. Aber es gelang ihm die Fassung zu wahren und schluckte das Zeug tapfer runter.

Der Schnaps brannte höllisch auf seiner Zunge und in seiner Kehle, aber nachdem er noch einen etwas kleineren Schluck genommen hatte, war es gar nicht mehr so schlimm.

Logan sah ihn nun so finster an, dass er sich angespornt fühlte, sein Glas zu leeren und sich ein weiteres zu holen.

Diesmal ließ er sich jedoch keinen Cognac geben, sondern beschloss Wein zu kosten. Der schmeckte nicht ganz so übel, wohingegen sein nächstes Glas, ein Bourbon überhaupt einfach nur ungenießbar war.

Logans Laune verschlechterte sich in Junes Verkostungsphase zusehends und der Blondschopf hätte vor Zufriedenheit schnurren können. Er hatte zwar für seine Begriffe schon ziemlich viel getrunken, aber seines Erachtens nach machte ihn die Wirkung des Alkohols nur lebhafter und charmanter. Jedenfalls konnte er sich vor Tanzpartnerinnen kaum retten.

Alles in allem war der Abend ein richtiger Triumph für June.

Warum also fühlte er sich unter der Fassade des Lächelns und Flirtens so elend?

Es war noch nicht ein Uhr und die Party war noch in vollem Gange, als Logans sich ihm von hinten näherte, während er gerade mit Oscar Kastel über Pferde redete. Bess Lippmann warf ihnen wütende Blicke aus einer Ecke des Saales zu, in der sie mit ihrer Mutter saß. Denn Oscar hatte es vorgezogen mit June zu plaudern, anstatt mir ihr zu tanzen. Das freute June umso mehr, denn dieses Weib war ein gehässiges Biest und er konnte sie weniger als gar nicht leiden.

June war eigentlich sonst nicht so, aber er durfte sich ja wohl auch mal amüsieren. Das tat er auch, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Lächelnd sah er sich um und rechnete damit, dass Billy oder Chancey etwas von ihm wollten, doch stattdessen musste June feststellen, dass es Logan war und das Lächeln schwand aus seinem Gesicht.

Logans Lächeln schien ebenfalls aufgesetzt und es konnte das grimmige Funkeln seiner Augen nicht ganz verbergen. Ihm passte also nicht, wie June sich benahm, was? Gut so! Der Blondschopf dachte gar nicht daran etwas daran zu ändern. Er hatte von Anfang an nicht zu dieser Party gewollt und jetzt, wo er sich amüsierte, passte es seinem Stiefvater ebenfalls nicht.

»Guten Abend, Mr., äh… Kastel, das stimmt doch?«

Logans Stimme klang freundlich, aber dessen hand lag grob auf Junes Schulter.

»Ja, Sir. Guten Abend, Mr. Johnson. Ich habe gehört, dass sie dieses Jahr eine prächtige Baumwollernte haben.«

»Ja, allerdings. June, Cecile fühlt sich nicht wohl. So ungern ich dir den Abend auch verderbe, aber wir müssen aufbrechen.«

»Cecile…«, wollte June einwenden, weil er ganz genau wusste, dass es eine Lüge war, aber Logans warnender Blick und der harte Griff, der sich tiefer in seine Schulter grub, ließen ihn verstummen. Er wusste, dass es zu nichts führte jetzt öffentlich eine Szene zu machen. Damit hätte er nur sich selbst geschadet. June bezweifelte keinen Moment lang, dass Logan ihn hochgehoben und ohne zu zögern aus dem Haus getragen hätte wie ein ungezogenes Kind, wenn er sich weigerte. Diese Blamage wollte er sich ersparen.

Daher lächelte er Logan genauso falsch an wie dieser ihn und meinte: »Ach, du meine Güte.«

»Ja, das kann man wohl sagen.«

Dann sah Logan Oscar Kastel wieder an.

»Wenn Sie June und mich jetzt entschuldigen würden, Mr. Kastel?«

»Ja, natürlich.«

»Auf Wiedersehen, Mr. Kastel.«

June ließ sich von Logan fortführen. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig. Als ihm die kühle Nachtluft entgegenschlug wankte June, sodass Logan sich anscheinend dazu veranlasst fühlte nach seinem Arm zu greifen, damit er nicht hinfiel.

»Du bist angetrunken und zwar ganz schön!« Es klang engewidert.

Doch so schlecht ging es dem Blondschopf nun auch wieder nicht. Ruppig entriss er dem anderen seinen Arm.

»Nein, keineswegs!«, stritt Junes es ab und ging ein paar Schritte geradeaus, um es zu beweisen. Er lief alleine zur Kutsche, ohne auch nur einmal zu schwanken.

Cecile und Sissi waren bereits eingestiegen. Aban saß auf dem Kutschbock.

Logan reichte ihm eine Hand, um ihm beim Einsteigen zu helfen, doch June schlug sie aus und steig alleine ein. Sowie er saß, bedachte Cecile ihn mit einem feindseligen Blick. Seine Stiefmutter freute es sicherlich gar nicht so früh aufbrechen zu müssen und wahrscheinlich gab sie wieder ihm die Schuld daran. Oder sie war einfach nur immer noch wütend wegen des üblen Zwischenfalls, den June mitangesehen hatte. Wer konnte das wissen?

Wie dem auch sein mochte – June war es herzlich egal. Dieses eine Mal war ihm völlig gleich, wie Cecile aufgelegt war. Er war selbst viel zu wütend, zu müde, zu benommen und zu unglücklich, um sich etwas daraus zu machen, ob seine Stiefmutter wütend war oder nicht, oder gar weshalb sie wütend war.

»Dein Benehmen war eine Schande!«, zischte Cecile, als die Kutsche losfuhr.

»Hier schilt doch wohl ein Esel den anderen Langohr, oder nicht?«, konterte June mit süßlicher Stimme. Cecile riss die Augen auf.

Es sah June gar nicht ähnlich, sich zu wehren. Dann kniff sie die Augen wieder zusammen. Aber Sissi hätte als stumme Zeugin alles mitangehört, was sie oder June zu sagen gehabt hätten. Daher entschied sich Cecile zu einem weisen Schritt und sagte nichts mehr.

June vermutete, dass sie den Mund nur aus Angst heraus hielt, ihr Stiefsohn könnte ausplaudern, wie unangemessen sie sich mit Seth Chandler benommen hatte.

Logan war voraus geritten, deshalb sah June ihn erst, als sie die Plantage erreicht hatten. Als die Kutsche anhielt, erwartete er sie auf der Veranda und rauchte eine seiner Zigarren. Er rührte sich nicht von der Stelle, um wenigstens seiner Frau beim Aussteigen zu helfen, sondern überließ das Aban.

Cecile stieg die Stufen hinab und ging wortlos an ihm vorbei. Aber als June ihrem Beispiel Folge leisten wollte, hielt Logan ihn mit einer Hand am Arm zurück.

»Ich möchte mit dir reden, wenn es dir recht ist«, sagte er mit ruhiger Stimme.

»Ich bin müde.« June versuchte, sich von ihm loszureißen, als Sissi mit ein paar Schachteln vorbei kam, in denen Ceciles Kleider verpackt waren, die seine Stiefmutter am Nachmittag getragen hatte.

»Lass uns trotzdem miteinander reden.«

Logan war höflich und benahm sich mustergültig, doch seine Finger, die sich um Junes Arm spannten, hätten aus Eisen sein können. Er hatte eindeutig vor seinen Kopf durchzusetzen. June sah ihn finster an, kapitulierte dann aber mit einem Nicken. Wenn Logan glaubte, dass er ihm eine Strafpredigt halten konnte, dann hatte er sich aber geschnitten! June kochte vor Wut und er hatte vor sich nichts von ihm gefallen zu lassen, ohne es Logan heimzuzahlen.
 

Die Bibliothek war ein kleiner Raum recht weit hinten im Erdgeschoss, der kaum benutzt worden war, bis Logan auf die Plantage gekommen war. Er hatte den Raum, dessen Wände von Büchern gesäumt waren, für sich beansprucht, hatte ihn abstauben, durchlüften und mit einem massiven Mahagonischreibtisch, sowie mit bequemen Ledersesseln einrichten lassen.

Jetzt führte er June zur Bibliothek und trat höflich zur Seite, um dem Blondschopf den Vortrtt zu lassen. Dann schloss er die Tür hinter sich. Mit der Kerze, die er mitgenommen hatte, zündete er die beiden Lampen beidseits des Schreibtischs an. Das Licht ließ Schatten in allen Winkeln des Zimmers tanzen, bewirkte aber auch, dass June Logan nicht ins Gesicht sehen konnte, als er sich zu ihm umdrehte.

»Setz dich.« Er deutete auf den Stuhl der June am nächsten stand.

»Danke, aber ich ziehe es vor zu stehen. Ich vermute, es wird nicht allzu lange dauern?«

Er stand Logan trotzig gegenüber, reckte das Kinn empor und sah sein Gegenüber mit funkelnden grünen Augen an. Einen Moment musterte Logan ihn ohne etwas zu sagen. Dann setzte er sich auf eine Ecke des Schreibtischs und ließ die stiefelbedeckten langen Beine herunterbaumeln, sodass das blankpolierte schwarze Leder bei jeder Bewegung blinkte. Dieser Schimmer nahm Junes Blick gefangen. Von diesem Punkt aus ließ er seine Augen weiter wandern.

Wie immer war Logan makellos gekleidet. Trotz der Ereignisse dieses bewegten Tages war seine Hose faltenlos, und der beigefarbene Stoff schmiegte sich an seine kräftige Beinmuskulatur. Seine Brokatweste saß knitterfrei auf seiner breiten Brust und seiner schmalen Taille und der Frack mit den langen Schößen betonte seine breiten Schultern. Schultern, von denen June bei sich nur träumen konnte. June seufzte. Auch das Hemd und die Krawatte die Logan trug wirkten so frisch wie am Morgen als er sie angezogen hatte.

Nur sein Haar war ein wenig vom Wind zerzaust, aber das stand ihm umso besser. Eine Locke des blauschwarzen Haares fiel ihm in die Stirn und betonte den klassischen Schnitt seines schönen Gesichts. Im Kerzenschein funkelten seine Augen noch leuchtender Blau als sonst.

June selbst fühlte sich hingegen völlig zerzaust, sodass er die Vollkommenheit von Logans Erscheinung nur finster mustern konnte.

»Da du mich hergeholt hast, um mich auszuschimpfen, kannst du es auch gleich tun, damit ich bald ins Bett komme«, murrte June und fühlte sich irgendwie unsicherer als er sein sollte. Immerhin hatte er eigentlich nichts unrechtes getan. Nur ein bisschen zu viel getrunken vielleicht, aber das war ja normalerweise nicht verboten. Alle jungen Männer tranken auf Partys. Doch etwas schien Logan zu belustigen, jedoch konnte June nicht deuten, ob es seine Worte waren, oder sein schnippischer Tonfall.

»Du solltest auf Partys nicht allzu viel hochalkoholische Getränke zu dir nehmen, verstehst du? Die braven Leute hier aus der Gegend könnten sonst denken du bist kein anständiger junger Mann.«

Wenn Logan bei den Chandlers wütend auf ihn gewesen war, so schien sich sein Zorn nun gelegt zu haben. Seine Stimme schalt June nur sanft. Es klang sogar danach, als schelte ein besorgter Vater liebevoll sein ungezogenes Kind. Aber June war kein Kind!! Nicht mehr! Und Logan hatte ganz entschieden keine Vaterrolle bei ihm einzunehmen!

»Wage es nicht, mich zu kritisieren! Ich wäre gar nicht erst zu dieser dämlichen Party gegangen, wenn du nicht darauf bestanden hättest! Und mir scheint, dass dein Benehmen heute Abend weitaus tadelnswerter war als meines. Schließlich habe ich meinen Gastgeber nicht niedergeschlagen – oder meinen Stiefsohn geküsst!«

June hatte es nicht sagen wollen, aber seine Wut war so übermächtig, dass es von selbst heraussprudelte. Die Worte lagen zwischen ihnen wie ein Fehdehandschuh.

Logans Lippen wurden schmaler. Ihm war deutlich anzumerken, dass Junes Gegenangriff ihn überraschte und ärgerte.

»Nein, das hast du allerdings nicht getan. Du dich lediglich mächtig angetrunken und in deinem Rausch mit jedem halbwegs passablen Mädchen geflirtet. Ein schönes Benehmen für einen jungen Mann, der noch nass hinter den Ohren ist!«

»Nicht schlimmer als dein Benehmen! Oder Ceciles! Und hör auf mir in diesem gönnerhaft herablassenden Tonfall zu erzählen, ich sein noch nass hinter den Ohren!«

»Bestimmt nicht schlimmer als Ceciles Benehmen – außerdem erzähle ich dir, was ich will«, sagte Logan, und es klang ruhig, doch seine Augen straften seinen Tonfall Lügen. Sie fingen ganz entschieden an zu funkeln, und June bemerkte, dass er ihn in Wut brachte.

Aber gut so! Er wollte ihn wütend machen! So wütend, wie er selbst es war!

»Was geht es dich überhaupt an, was ich tue? Du solltest deine Energie lieber darauf richten, deine streunende Frau im Auge zu behalten! Schließlich hast du SIE im Gewächshaus vorgefunden und nicht mich, oder hast du das vergessen?«

Es musste wirklich noch ganz schon viel Restalkohol in seinem Blut zirkulieren, sonst hätte June sich sicherlich niemals getraut sich so direkt mit Logan anzulegen. Doch im Augenblick war ihm jedes Mittel recht, um Logan so richtig auf die Palme zu bringen.

»Ich hab dich nicht hierher geholt, um mit dir über Cecile zu reden!«

June lachte und freute sich insgeheim darüber die Wut immer heftiger in Logans Augen glühen zu sehen.

»Du nimmst viel zuviel Mühe auf dich, Logan. Ich lasse mir von dir nicht sagen, wie ich mich zu benehmen habe.«

»Ach wirklich? Du hast dieser einen jungen Schnepfe so schöne Augen gemacht, dass ich schon dachte, ihr beide würdet euch zusammen in die Dunkelheit hinausschleichen. Genauso, wie es deine Stiefmutter getan hätte!«

»Du bist gemein. Das hätte ich nie getan!«, wehrte June sofort ab, denn er wäre niemals auf die Idee gekommen, sich mit einem Mädchen hinaus in die Dunkelheit zu stehlen. Dafür hegte er bereits viel zu tiefe Gefühle für jemand anderen und darüber ärgerte sich June am meisten.

Jetzt lächelte Logan bedrohlich und stand auf. Plötzlich wirkte er sehr groß in dem kleinen Raum.

»Nicht halb so gemein, wie ich sein kann, das versichere ich dir. Und auch nicht so gemein, wie du mich erleben wirst, wenn ich dich in einer Situation ertappe, die auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit der hat, in der wir Cecile vorgefunden haben – oder falls ich hören sollte, dass du noch einmal Schnaps trinkst.«

Mit jedem drohenden Wort, kochte die Wut in June höher auf.

»Wage es ja nicht, mir zu drohen«, zischte er durch zusammengebissene Zähne.

»Ich lasse mich nicht bevormunden von dir. Du bist nicht mein Vater und ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Das einzige – wirklich einzige – was du tun kannst, sind mir Ratschläge zu geben, aber mehr auch nicht!!« In seinem Zorn war June sogar einen Schritt auf Logan zugegangen und wäre da nicht ein Fünkchen Vernunft zurückgeblieben, hätte er dem anderen auch noch mit einem Finger auf die Brust getippt. Aber das traute er sich dann doch nicht. Zu bedrohlich wirkte Logan bereits auf ihn.

Dessen Lippen pressten sich zusammen und er verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf zur Seite und betrachtete June mit zusammengekniffenen Augen.

June erkannte, dass er die Selbstbeherrschung wieder gefunden hatte und darum kämpfte sich auch zu bewahren.

»Und diesen Koller – der überhaupt nicht mehr enden will – hast du nur gekriegt, weil ich dich geküsst habe, stimmts?«

»Absolut nicht! Und außerdem habe ich keinen Koller!«

»Ach nein? Du hast den ganzen Abend über einen Rappel gehabt. Das Flirten und der Alkohol… das hast du doch nur getan, um mir eins auszuwischen, oder nicht?«

June spürte, dass er rot wurde, doch er war außer sich und wusste nicht, ob es an seiner Wut oder an seiner Verlegenheit lag.

Logan stand da, lehnte am Schreibtisch und wirkte so schrecklich überlegen, während er selbst sich idiotisch nervös fühlte, während dieser schwarzhaarige Teufel, der sein gesamtes Leben durcheinander gebracht hatte, gefühllos in den tiefsten Geheimnissen seines Herzens herumstocherte. June biss die Zähne zusammen und in diesem Moment hasste er Logan beinah.

»Du bildest dir zu viel ein!«

»So, tue ich das?«

Er lächelte gütig, und dieses mitleidige Lächeln führte June ins Verderben. Mit einem unartikulierten Wutgeheul stürzte er sich auf ihn und hatte vor, Logan dieses selbstgefällige Lächeln mit seinen Fingernägeln vom Gesicht zu reißen.

»He!«

Er fing Junes Hände in der Luft und hielt ihn von sich fern, während der Blondschopf sich wand, zappelte, um sich trat und ihn mit allen Schimpfwörtern bedachte, die ihm je zu Ohren gekommen waren. Aber Junes Tritte trafen nur Logans Stiefel und seine Beleidigungen brachten ihn zum Lachen. Das Gelächter erboste June und machte ihn rasend, doch schließlich wurde er an den kräftigen Körper Logans gezogen, und zwar so fest, dass er sich kaum noch bewegen konnte.

»Lass mich los!«

»Benimm dich, dann lasse ich dich los.«

Logan grinste immer noch. Das spürte June, auch wenn er mit dem Rücken zu dem anderen stand.

»Ich hasse dich!«

»Na, na, jetzt reiß dich aber zusammen!«

»Du Heuchler! Du Schleimer!«

»Beruhige dich, June, dann lasse ich dich los.«

Da er merkte, dass er keine Chance hatte, wenn er sich weiter wand, holte June tief Atem und blieb ganz still stehen. Immer noch stand er mit dem Rücken zu Logan und spürte jetzt erst die Hitze, die von dem anderen Körper ausging. Sein Hinterteil presste sich an den Oberschenkel des anderen und Junes Arme waren vor seiner Brust gekreuzt, während Logan immer noch seine Handgelenke umklammert hielt. Aus dem Augenwinkel konnte er Logans breites Grinsen sehen.

»Also… ich finde nicht, dass ein winzig kleiner Kuss all das rechtfertigt, oder doch?«

Sein Tonfall war fast spöttisch und June bedachte ihn in Gedanken mit einem Schimpfwort, das so übel war, dass er wahrscheinlich errötet wäre vor Scham, wenn er es ausgesprochen hätte.

Außerdem wurde er sich langsam aber sicher immer mehr der Hitze in seinem Rücken bewusst, über die Nähe zu Logan, nach der er sich mehr als nur sehnte und sofort wurde er wieder unsicher.

»Würdest du meine Handgelenke bitte loslassen? Du tust mir weh«, beschwerte er sich und schaffte es, seine Stimme fest klinken zu lassen.

Oh ja. Logan tat ihm weh, aber nicht nur körperlich. Der Spott verletzte ihn weit mehr, aber das würde er ihn niemals wissen lassen.

»Dann benimm dich.«

Zur Warnung presste er Junes Handgelenke noch einmal zusammen, bevor er ihn langsam losließ. Kaum hatte er den Blondschopf freigegeben, als dieser auch schon auf dem Absatz herumwirbelte und ihm fest in sein belustigtes Gesicht schlug.

»Das hast du meiner Meinung nach für deinen Kuss verdient!«

Eigentlich hatte June das gar nicht tun wollen, doch Logans spöttisches Grinsen hatte ihn einfach zu sehr gereizt und auch verletzt, als dass es ihm möglich gewesen wäre anders zu reagieren. Es war einfach eine Art Reflex gewesen.

»Au!«

Logan trat einen Schritt zurück und hob eine Hand zu seiner Wange. Seine Augen wurden vor Erstaunen größer. Einen Moment lang sah er June nur an, und sein Ausdruck war so komisch, dass June vergaß sich zu fürchten. Er lächelte Logan mit triumphierender Gehässigkeit an, um ihm wenigstens ein bisschen von dem zurückzuzahlen, was er ihm mit seinem Spott angetan hatte und wie er damit auf seinen Gefühlen herumgetrampelt war. Und genau das war ein großer Fehler.
 

Tbc…
 

So… nach langen warten kommt endlich mal wieder was von mir. Ich hoffe Ihr habt noch nicht alle aufgegeben. *Konfetti verstreu*

Nu is ja bald Silvester. Ich wünsch euch allen einen guten Rutsch und ne tolle Feier dazu.

Habt Spaß, aber übertreibts nicht mit dem Rutschen ^^

Bis dann…
 

28/12/10

© by desertdevil



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  eden-los
2011-05-13T16:53:56+00:00 13.05.2011 18:53
ich hab die geschichte jetzt erst gelesen und bin gefesselt. einfach klasse, wie du schreibst. hoffe du schreibst bald weiter, bin nämlich wirklich neugierig, was logan jetzt mit june machjen wird.

lg eden ^^


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