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Regeln wie Eis

Wichtel-FF für Peacer
von

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Oh?

Wichtelgeschichte für Peacer

Regeln wie Eis
 

Tage wie dieser waren der Grund, warum Anne manchmal auf ihr Leben fluchte. Nicht dass sie verschlafen hätte- dass tat sie nie- oder dass sie Stress mit ihren Eltern gehabt hätte- was ebenfalls so gut wie nie der Fall war- nein, der Grund lag in einer ganz anderen Tatsache begründet.

Einer so simplen wie komplizierten Tatsache, die unverständlicherweise ihr Leben immer wieder zu den unpassendsten Zeitpunkten komplett durcheinander warf. Diese Tatsache hatte blondes, irgendwie merkwürdig geschnittenes Haar, graue Augen, war Fan von japanischem Comickrams und … na ja… irgendwie einfach furchtbar süß.

Jedenfalls dachte Anne so. Aber auch nur eine Freundschaft mit diesem Jungen wäre komplett ausgeschlossen, nicht mal im Traum dürfte sie auch nur ansatzweise vorkommen. Niemals. Denn dieser Junge war- trotz dieser Tatsache, dass er mit seinen strubbeligen Haaren und den grauen, blitzenden Augen wirklich süß war- einfach nicht der Richtige. Ihr Vater hätte es wahrscheinlich als schlechte Partie bezeichnet, sie neigte zu dem neueren Ausdruck „ der Richtige“.

Denn Nico war genau das Gegenteil von Anne. Zum einen war da seine merkwürdige Obsession für japanische Zeichenkunst, die er schlicht Mangas nannte, die Anne komplett unverständlich war. Zum anderen die Tatsache, dass er, während sie als Klassenbeste wirklich viel lernte, niemals auch nur einen Hauch von Interesse am Unterrichtsgeschehen zeigte. Trotzdem schrieb er gute Noten. Und er scherte sich nicht einen Deut um Regeln, war laut, aufmüpfig und so selbstbewusst, dass er ohne Probleme seinen eigenen Weg ging. Was Anne niemals tun könnte, denn ihr Leben war durch Regeln bestimmt und laut ihrer Mutter war ein „eigener Weg“ furchtbar gefährlich, total unnütz und ein Zeichen für Arroganz. Und ihre Mutter hatte immer Recht.

Doch was das wirklich größte Problem war; ein Problem, dass sich nicht durch Lernen oder Zettel schreiben, nicht durch alle Merklisten dieser Welt und auch nicht durch irgendwelche Nachhilfekurse beheben ließ, war die Tatsache, dass Anne sich in seiner Gegenwart immer furchtbar blamierte. Jedenfalls hatte sie das Gefühl. Jedes verdammte- pardon- Mal, wenn Nico Neumann in ihrer Nähe war, konnte Anne sich nicht mehr kontrollieren, sah nur noch ihn und stolperte dann regelmäßig in irgendjemanden oder irgendetwas hinein. So hatte sie die Erfahrung machen dürfen, dass das Reinigungspersonal nicht begeistert ist, wenn man den Inhalt der großen Müllcontainer dekorativ über den Boden verteilt, dass Tomatensuppe wirklich nicht aus weißen Blusen rausgeht und dass Eis auf keinen Fall ein annehmbares Accessoire darstellt.

Heute hatte sie den Schultag fast ohne Peinlichkeiten vorüber gebracht, aber auch nur fast: Nach der Schule hatte sie noch eine Weile auf ihre Mutter warten müssen, die sie abholen würde, damit Anne nicht mit dem Bus fahren musste, und hatte sich deswegen auf eine der Bänke gesetzt. Natürlich war sie dabei sehr vorsichtig gewesen, wer wusste denn schon, was für Ekelhaftigkeiten andere Schüler bereits darauf verteilt hatten.

So saß sie also stocksteif auf der Bank, um ihren weißen Faltenrock bloß nicht zu beschmutzen und wartete auf ihre Mutter, als sich jemand neben sie fallen ließ und sie mit seiner schwingenden Umhängetasche bei diesem Manöver fast erschlug.

Nachdem sie hektisch nach ihren Haaren getastet hatte, ob diese auch wirklich noch saßen (Anne wollte nämlich auf keinen Fall in irgendeiner Form wild oder gar ungepflegt wirken, ihre Mutter wäre so enttäuscht von ihr), wollte sie den unbekannten Taschenattentäter gerade auf seine Verfehlung aufmerksam machen, als ihr alle Worte im Halse stecken blieben. „Krchhhzuaii?“, das wars. Ihre Stimmbänder ließen sie im Stich. Mit großen Augen starrte sie Nico an, der ihr ein schiefes Grinsen schenkte, so etwas wie „Tschuldigung“ murmelte und sich dann wieder seinem Manga widmete. Es war eine farbige Seite mit mehreren Personen darauf, die teilweise buntes Haar hatten und eine komische, blaue Katze, die irgendwie von der Decke schwang. Unten auf der Seite war ein dicker blauer Schriftzug, aber Anne konnte nicht erkennen, was da stand. Sie war knallrot und es hätte sie nicht gewundert, wenn der Junge sich an der Hitze, die um sie herum plötzlich herrschte, furchtbar verbrannt hätte. Und sie war noch nie so froh gewesen, dass ihre Mutter ein Auto mit getönten Scheiben hatte. Vielleicht hatte Nico ihre neue Hautfarbe ja noch nicht gesehen? Jedenfalls nahm Anne sich vor, dafür, dass sie sich für einen kurzen Moment doch tatsächlich in Nicos Augen verloren hatte, ihrer Mutter besonders aufmerksam zu helfen. Und sie hoffte inständig, dass ihre Mutter ihre Verfehlung nicht bemerkt hatte.

Punkt 21:00 Uhr klappte Anne ihre Bücher zu, löschte die Lampe und ging nach unten, um ihren Eltern gute Nacht zu sagen. Um Punkt 21:04 Uhr war sie wieder oben; so war es jeden Abend und Anne konnte sich nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern würde, denn ihre Mutter achtete sehr auf Pünktlichkeit und sie selber sehr auf die Regeln ihrer Mutter.

Nun lag sie in ihrem Bett, mit geschlossenen Augen, und wartete auf den Schlaf. Nur schob sich ungewünscht immer wieder das Bild von Nico auf der Bank vor die angenehme Schwärze, die nur darauf wartete, Anne in Empfang zu nehmen. Doch irgendwann schlief sie dennoch ein. Als sie aufwachte war es bereits hell, sie konnte die einzelnen Ritzen zwischen den Brettern der Decke genau erkennen. Gähnend und sich streckend schob sie die bunt gemusterte, wollene Bettdecke von sich- doch da stockte sie. Die Augen immer noch fest zugepresst, tastete sie über die Decke. Wolle. Weiche, warme Wolle. Von- hier musste sie schlucken- möglicherweise total verdreckten Ziegen. Nun riss sie nahezu ruckartig die Augen auf. Eindeutig. Das hier war nicht ihr Zimmer. Ungläubig sah sie sich um; das konnte doch nicht wahr sein! Unvermittelt überkam sie ein Zittern, das an ihren stocksteifen, halb von der Decke verdeckten Beinen begann und sich in Sekundenschnelle über ihren gesamten Körper ausbreitete. Sie war entführt worden! Vollkommen panisch sah sie sich in dem Raum um. Vor den offenen Fenstern bauschten sich gemusterte Gardinen leise im Wind, auf einem kleinen Beistelltischchen neben dem Bett stand ein Tonkrug und ein Becher, auf dem Boden ein kleiner, weißer Teppich. Während Anne noch in ihre Betrachtungen vertieft war, öffnete sich die Tür mit einem leisen, beinahe schüchtern klingendem Quietschen und ein fröhliches Katzengesicht schob sich vorsichtig durch die Tür, dem kurz darauf der Rest des blauen Körpers folgte. Anne bemerkte die Katze nur am Rande; dass sie blau war, fiel ihr überhaupt nicht auf. Sie achtete nur auf die Tür, die offen stand und hinter der sich allem Anschein nach auch kein Entführer verbarg. Sofort sprang sie auf und wollte lossprinten, allerdings verhedderte sie sich dabei in die Decke und schlug der Länge nach auf den Boden. Der nicht besonders sauber war. Ihre Mutter hasste Dreck. Ruckartig, die Schmerzen in den Knien und ihre leicht aufgeschürften Handflächen gar nicht bemerkend, stand sie auf und rannte nun vollkommen panisch aus dem Zimmer. Die Katze, die besorgt neben sie getrippelt war, als sie gestürzt war, ignorierte sie vollkommen und auch auf den Rest ihrer Umgebung achtete sie nicht, sodass sie bei ihrer Flucht um ein Haar über die Balustrade der Galerie, an die ihr Zimmer angrenzte, in einen Raum gestürzt wäre, der aussah wie der Schankraum einer Gaststätte. An den Tischen sahen einige Menschen, von denen Anne auf den ersten Blick nur die bunten Haare erkennen konnte.

Anne hatte das Gefühl, zu hyperventilieren; das einzige, was sie denken konnte, war „entführt“. Dieses eine Wort wirbelte durch ihren Kopf, zerstörte sämtliche Ansätze rationalen Denkens. Sie drückte sich an die der Balustrade gegenüberliegenden Wand, verzweifelt um ihre Selbstbeherrschung kämpfend und dennoch zitternd wie Espenlaub. Sie bemerkte die Katze nicht, die sich inzwischen erholt hatte und nun vorsichtig an das zitternde Mädchen herankam. Sie bemerkte auch nicht, wie die Katze sie immer wieder anstubbste. Für all das war kein Platz in ihrem Kopf.

„Ayeee, alles okay?“ Das Mädchen bemerkte es nicht.

Auch ein wiederholtes Anstubbsen ging unbemerkt in dem in ihrem Kopf wirbelnden Mix aus Angst, Panik und purem Unglauben unter.

„Alles okay?“ Diesmal klang die fragende Stimme energischer und lauter, sodass das Mädchen doch noch aufblickte. Doch bevor sie antworten konnte, stockte Anne der Atem. „Du… du… Katze“*mit schreckgeweiteten Augen würgte sie diese Worte hervor, unfähig das Bild, dass sich ihr bot, zu interpretieren. Eine Katze. Blau. Sprechend. Das war zu viel. Willkommene Schwärze überfiel sie und zog sie hinunter in ein tiefes, stilles Meer.

„Sie ist einfach umgekippt!“ „Natsu.“ „Einfach so. Happy hatte gar nichts damit zu tun.“ „Natsu.“ „Na, gut, vielleicht indirekt, aber-„ „NATSU!“

Stimmen. Erst eine männliche, dann eine weibliche. Eine weiche Decke unter ihr, der Geruch von Kaffee in der Luft. Innerlich atmete Anne tief durch, sie hatte sich das wohl alles nur eingebildet. Diese blaue Katze. Diese sprechende blaue Katze. Ihre Mutter würde sich ernsthaft Sorgen um ihre Tochter machen, wenn sie davon erfahren würde. Wieso war die eigentlich zusammen mit Annes Vater bei ihr im Zimmer? Hatte sie etwa verschlafen? Oh nein! Sofort setzte Anne sich auf, riss die Augen weit auf. „Tut mir Leid, tut mir- Du bist nicht meine Mutter!?“ Mit diesen Worten sah sie das vor ihr sitzende Mädchen mit großen Augen an. Es hatte blonde, an einer Kopfseite zusammen gebundene Haare und braune Augen. Außerdem trug sie Kleidung, die Annes Mutter vermutlich als „freizügig- berufsorientierte Bekleidung“ tituliert hätte. Jetzt lächelte dieses Mädchen sie breit an, während der hinter ihr sitzende Junge einen Lachanfall hatte. „Mein Name ist Lucy, das da sind meine Teampartner. Natsu“- dabei deutete sie auf den Jungen, der sich gerade so weit fing, dass er Anne ein Grinsen schenken konnte-„ und Happy.“ Die Katze saß auf der Stuhllehne von dem Jungen namens Natsu, aber nun erhob sie sich in die Luft und landete auf Annes Decke. Diese hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Mit großen Augen, die sich langsam mit Tränen der Verzweiflung füllten, starrte sie ins Leere. Sie war entführt worden. Von einer Nutte und einem Punk, die obendrein einen komischen, sprechenden Katzenroboter hatten, der gerade bei ihr auf der Bettdecke saß und beim Anblick ihrer Tränen eindeutig leicht überfordert wirkte. Auch der Junge hörte im Angesicht der weinenden Anne sofort mit dem Lachen auf und beugte sich besorgt näher heran. Lucy setzte sich indessen sofort auf den Rand, nahm das verängstigte Mädchen in die Arme und wiegte sie tröstend hin- und her. „Hey, ist ja gut. Du brauchst nicht weinen“ Als Anne die fremden Arme um sich spürte, erstarrte sie zu Salzsäule. Gleich würde der Junge sicher über sie herfallen oder sonst etwas! Ihre Mutter hatte sie immer vor solchen Leuten gewarnt, und jetzt saß sie hier, in irgendeiner komischen Gaststätte, mit einer sprechenden Katze, einer Frau zweifelhafter Berufung und einem nichtakzeptiertem Mitglied der Gesellschaft! Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt bei dem Gedanken daran; sie hatte das Gefühl, sich sofort übergeben zu müssen. Was würde nur ihre Mutter sagen, wie sollte sie ihr das erklären! Beruhigend strich die andere ihr über den Rücken und bedeutete gleichzeitig dem Jungen mit unwirschen Handbewegungen, den Raum zu verlassen. Anne bemerkte von alledem freilich nichts, zu sehr war sie in ihrer Angst und den daraus resultierenden Gedanken gefangen. So saß sie nur mit gesenktem Kopf da, gezwungenermaßen in der Umarmung einer Frau, die sie nicht kannte und die Gott-weiß-was mit ihr vorhatte und weinte. Der Frau wurde es nun anscheinend zu bunt, als Reaktion auf ihre tröstenden Worte und Berührungen nur immer lautere Schluchzer zu erhalten und richtete Anne deswegen in ihren Armen so auf, dass diese ihr in die Augen sehen musste. Ebendiese Augen sahen nun ernst auf sie hinab. „Ich kann mir vorstellen, dass Happy ein überraschender Anblick ist, aber du brauchst trotzdem nicht zu weinen.“ Als daraufhin wiederum nur einige Schluchzer folgten, seufzte die Frau hilflos und fuhr Anne durch das Haar. Bei dieser Berührung zuckte Anne erneut zusammen. „Bitte… t-tu was au...auch immer du w-w-willst, aber t-tu es schnell“. Diese Worte waren kaum zu verstehen, da sie von lauter Schluchzern unterbrochen wurden, aber Lucy verstand ihren Inhalt und mit einem Mal wurde ihr das verzweifelte Verhalten des Mädchens vor ihr klar. Erleichtert darüber, den Kern des Problems erkennt zu haben, lachte sie kurz auf. Anne versteifte sich bei diesem Geräusch, doch Lucy ignorierte dies und fing an zu erklären. „Du bist hier bei Fairy Tail, der aller-aller tollsten Gilde von ganz Fiore! Ich bin Lucy, eine Stellarmagierin und erst seit kurzem dabei, aber sie sind wirklich alle supernett und du brauchst keine Angst zu haben. Wo bist du eigentlich hergekommen, du warst so plötzlich da?“ Anne, immer noch in ihren Schluchzern gefangen, verstand nun endgültig nichts mehr. „A-anne…“ Nur zögerlich gelang es ihr, dieses eine Wort zu bilden, und obwohl sie furchtbar gerne gewusst hätte, was das für eine Gilde war, traute sie sich nicht, zu fragen. Wer wusste schon, was die wirklich vorhatten, auch wenn Lucy so nett und freundlich war... Und sie hatte ihr auch noch ihren Namen verraten! Ihre Mutter hatte zwar gesagt, dass man auf Fragen immer wahrheitsgemäß antworten müsste, aber sie hatte sie auch immer vor Individuen wie diesem gewarnt. Anne war verwirrt, was war denn nun richtig? Indessen lächelte „das Individuum“ nur breit, erleichtert darüber, dass ihr neuer Schützling nicht mehr weinte. Und wo Anne herkam, würde sie auch noch herausfinden. „Hör mal, wir haben hier gleich eine Versammlung, wenn du möchtest kannst du gerne mitkommen, vielleicht wird dir dann einiges klarer.“Fragend sah Lucy Anne an, die zögerlich nickte. Würde ihre Mutter das gutheißen? „Wunderbar!“ Mit diesen Worten, immer noch breit grinsend, sprang Lucy auf und öffnete schwungvoll die Tür zur Balustrade. „Dann lass uns gehen!“ Zögerlich stand Anne auf, um dem Mädchen zu folgen.

~

Inzwischen saß Anne auf einem der Stühle inmitten der Gruppe der „Magier“ ( Natsu, der inzwischen links neben ihr saß, hatte sie so genannt, aber Anne war sich sicher, dass das nur so eine Art… Codewort für irgendetwas anderes, vermutlich gefährliches, war), voller ängstlicher Erwartung vor dem, was nun kommen sollte. Natsu hatte ihr, begleitet von „Aye“s von Seiten Happys , erklärt, wer der blaue Kater war und auch sich selber noch einmal ausführlich vorgestellt, aber sie zweifelte dennoch an der scheinbaren Gutmütigkeit dieser Menschen um sie herum.

Auf einmal wurde die vorher noch leise streitende, lachende, fröhliche und aufgekratzt wirkende Menge um sie herum ruhig und widmete ihre Aufmerksamkeit einem kleinen, alt aussehenden Mann, der auf einem der Hocker vor dem Tresen stand. „Makarov, der Gildenmeister,“ flüsterte Lucy leise zu ihrer rechten, „ er leitet Fairy Tail und überbringt Nachrichten vom Konzil.“ Statt einer Antwort nickte Anne nur. Makarov? Das klang russisch, sie war hier doch nicht etwa in die- hier musste sie schlucken- russische Mafia geraten? Sie erstarrte, wartete ängstlich auf die Worte dieses „Gildenmeisters“.

„Wieder einmal hat mich das Konzil mit Beschwerden über die Zerstörungen, die ihr angerichtet habt, geradezu überhäuft. Ich werde das jetzt nicht näher ausführen, ich bin mir sicher, ihr wisst selber, welche Missetaten ich damit meine.“ Er räusperte sich kurz, um dann mit lauter, beinahe euphorischer Stimme weiterzusprechen. „Aber ich will, dass ihr wisst, dass ich verdammt stolz auf euch bin! Ihr seid euren Weg gegangen, habt gekämpft und gesiegt, auf eure Art! Das ist der Weg der Magie, der Weg Fairy Tails. Deswegen, macht euch keine Sorgen über die Meinung des Konzils. Geht den Weg, hört auf euch selber. Hört auf das, was euch euer Herz befehlt, denn auf diesem Weg werdet ihr erreichen, was ihr erreichen wollt- nicht angstvoll um die Gunst der Herrscher dieser Welt buhlend!“- War sie bei den ersten Worten des Gildenmeisters noch angstvoll zusammenkrochen, machten diese Worte Anne jetzt nachdenklich, auch wenn sie sich selber dafür schämte. Sie bemerkte nicht, wie die Menge um sie herum immer euphorischer wurde, dachte nicht mehr über ihre Situation nach- Nein, merkwürdigerweise musste sie in diesem Augenblick an Nico denken. Seine grauen Augen, die sie immer so furchtbar zum stottern brachten. Die Tatsache, dass sie an den Regeln ihrer Mutter festgehalten hatte, unbedacht der Frage, was sie selber eigentlich wollte. War das nicht auch einer Art der Obrigkeit? Anne wusste es nicht. Und in diesem Moment wurde ihr plötzlich klar, was sie tun musste: Sie musste ihrem Herzen folgen, musste auftauen, aus den Regeln entkommen, die sie wie ein eisiger Panzer umschlossen. Musste Nico… ja was? Näherkommen? Kurz stockte Anne in ihren Gedanken. Nico hielt sie für eine verwöhnte Göre, die mit Arroganz auf ihn hinunterblickte. Auch wenn er es nie zeigte, hegte er sicherlich eine große Abneigung gegen sie… Und ihre Mutter.. Vollkommen in diese Gedanken vertieft, bemerkte sie gar nicht, dass die Versammlung sich bereits in einen feuchtfröhlichen Abend aufgelöst hatte und sie als einzige noch stumm und still dasaß. Lucy, Natsu und Happy hatten eine Unterhaltung über ihren Kopf hin angefangen, da sie gemerkt hatten, dass das Mädchen über etwas anscheinend sehr wichtiges nachdachte. Doch nun schien sie scheinbar wieder zurück zu kommen, jedenfalls wurde ihr Blick wieder klarer, auch wenn er nun eine tiefe Traurigkeit zeigte. Lucy, die diese Traurigkeit für Erschöpfung hielt, stand sofort auf. „Du möchtest sicher deine Ruhe, vielleicht solltest du auch etwas schlafen? Ich werde dich nach oben bringen“ Sie hielt Anne ihre Hand auffordernd hin. Diese nahm sie , erhob sich wie in Trance und folgte ihr durch das Getümmel zurück nach oben. Natsu und Happy sahen den beiden hinterher. „Ein merkwürdiges Mädchen…“ sagte Happy, ungewohnt nachdenklich. Natsu zuckte die Schultern. Merkwürdig war die Fremde zweifellos… aber dieser Gedanke verflog recht schnell, als Gray sich durch das Gewühl auf ihn zuschob.
 

Unterdessen waren Lucy und Anne im Zimmer angekommen, wo Anne sich aufs Bett setzte und mutlos die das Gesicht in den Händen barg. Lucy stand eine Weile unschlüssig in der Tür, unsicher, was zu tun war. Schließlich entschied sie sich, sich neben das Mädchen auf das Bett zu setzen, falls diese reden wollte. Eine Weile schwiegen die Mädchen sich an, doch dann setzte Lucy zum Sprechen an. „Hör mal, wenn du irgendwie reden willst, dann bin ich da… Und wenn dir irgendwer weh getan hat, dann werden Natsu, Happy und ich ihn finden und ihm zeigen, was wir mit Leuten machen, die unsere Freunde verletzen.“ Den letzten Satz hatte Lucy mit einem beängstigend aggressiven Funkeln in den Augen gesagt, aber es waren viel mehr die Worte, die Anne abermals zum Weinen brachten. Hatte sie doch vorhin noch mit so einer Verachtung auf alle drei herab gesehen, sie aufgrund ihres Aussehens abgeschrieben und in eine Schublade gesteckt. Genau wie Nico. Genau, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte. Doch wieso verspürte sie dennoch keinen Stolz mehr darauf, so gehandelt zu haben? Lucy, die alles, aber ganz sicher nicht dass erreichen wollte, nahm sie sofort tröstend in den Arm und strich ihr über den Rücken. Als dass keinerlei Erfolg zeigte, kam ihr eine weitere Idee. Sie zog einen ihrer silbernen Schlüssel hervor und beschwor einen Stellargeist, von dem sie sich sicher war, dass er Anne mit seiner fröhlichen Art gut aufheitern könnte. Und von dem sie sicher war, dass er ihr eine solche Beschwörung nicht übelnehmen würde. Kurz darauf erschien die kleine Gestalt mit der spitzen, an eine Karotte erinnernden Nase und dem Smileygesicht. Und tatsächlich gelang es Plue, Anne mit seinem fröhlichen Gesicht und seiner variantenreichen Gestik so aufzuheitern, dass sie das erste Mal seit ihrer Ankunft bei Fairy Tail lachen musste und ihre Angst für einen Moment komplett vergaß. In diesem Moment war sie einfach nur Anne, ein sechzehnjähriges Mädchen. Der Panzer aus Regeln schien für den Augenblick unter den fröhlichen Bewegungen des Stellargeistes geschmolzen zu sein, nicht mehr mehr als eine Pfütze. Und so schlief Anne schließlich ein, quer über dem Schoß von Lucy, erschöpft und mit vom Weinen schmerzenden Augen, aber einem glücklichen Lächeln im Gesicht. Diese bedankte sich bei Plue, schickte den kleinen Stellargeist wieder zurück in seine Heimatebene und verließ dann auf Zehenspitzen das Zimmer.
 

Anne wachte am nächsten Morgen tatsächlich zu spät auf. Sie wusste nicht recht, ob die Ereignisse der Nacht ein Traum oder vielleicht doch Wirklichkeit waren. In Gedanken darüber vertieft, bemerkte sie die Standpauke ihrer Mutter wegen des Verschlafens kaum- zu deren Verwunderung, war sie von Anne doch absoluten Gehorsam gewöhnt- und erledigte auch den Rest ihrer morgendlichen Aufgaben nur teilweise. Als sie im Bus saß, die anderen beobachtend, wurde Anne eines klar: Selbst wenn all dies nur ein Traum gewesen sein sollte, war dass, was sie dort erkannt hatte, Realität. Der Block der Regeln, der inszenierten Ängste war geschmolzen, zu leicht durchquerbarem Wasser geworden in den hitzigen Worten des Gildenmeister und den kämpferischen und dennoch so freundschaftlichen Worten Lucys. Jetzt musste sie nur dafür sorgen, dass er sie nicht wieder umschließen würde. Und obwohl all dies ihr Angst machte, erfüllte sie es doch auch mit einer vorsichtigen Hoffnung.

Als der Bus hielt, konnte Anne Nico auf der Bank vor der Schule sitzen sehen, wo er auch das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, gesessen hatte, und ein prickelnder, ungewohnter aber nichts desto trotz angenehmer Stich der Freude durchzuckte sie. Vielleicht würde sie ja doch mit ihm zusammenkommen…
 

Puh… meine allererste Fanfiction, die wirklich zu einem Fandom gehört. Ich glaube, ich hatte beim Schreiben noch nie so viel OoC-Angst wie hier. Aber sei es drum, ich hoffe die Story gefällt dir, Peacer. In meinem Kopf sah sie zwar irgendwie anders aus, aber mir gefällt das Ergebnis dennoch. Auch wenn ein paar meiner Lieblingsszenen nicht mehr gepasst haben =(

Naya, in dem Sinne einen fröhlichen Wichteltag (oder wie auch immer),

Jin



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Peacer
2010-05-19T10:00:36+00:00 19.05.2010 12:00
Hallo liebe Wichtelmama *g*
Hier also der versprochene, ausführliche Kommentar. =)

Zuerst einmal: beim zweiten Durchlesen mag ich die Geschichte fast noch lieber, wahrscheinlich, weil mir jetzt auch noch viele, nette Details aufgefallen sind, die mir beim ersten Mal wegen meiner Euphorie wohl entgangen waren.

Und ich kann mich nur wiederholen: du hast meinen Respekt. Ich liebe die Idee, ich liebe die Charaktere und ich liebe deinen Schreibstil. Dass es deine erste Fanficion ist, fällt überhaupt nicht auf. Auch deine OOC-Angst ist gänzlich unbegründet, du hast die Charaktere super getroffen. Und Anne und Nico sind mir beide sehr symphatisch, ich hoffe, es gibt ein Happy End für die beiden. *g*

Ein winziges Manko sind ein paar, kleine Rechtschreibefehler, die mir auch erst beim zweiten Durchlesen aufgefallen sind. Die stören bei dem Genuss der Story allerdings kein bisschen. Wenn du magst, schick ich sie dir per ENS...

Ach ja, das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen: du hast das Thema sehr schön eingebaut. Das muss man mal fertig bringen, eine gute Story, die auch noch das vorgegebene Thema beinhaltet. *g*

Nun ja, ich hatte mir beim Durchlesen meine Lieblingssätze rausgeschrieben, die mir besonders gut gefallen sind, aber die nehmen jetzt über eine Seite ein. O.o Ich notier' hier also nur ein paar davon. *g*

Zuerst die Sätze, die, wie ich fand, Anne so richtig gut charakterisiert haben und mich gleichzeitig auch zum Grinsen gebracht haben:

>laut ihrer Mutter war ein „eigener Weg“ furchtbar gefährlich

>Sofort sprang sie auf und wollte lossprinten, allerdings verhedderte sie sich dabei in die Decke und schlug der Länge nach auf den Boden. Der nicht besonders sauber war. Ihre Mutter hasste Dreck. <- Finde ich grandios, dass das ihre erste Sorge ist. xD

> Außerdem trug sie Kleidung, die Annes Mutter vermutlich als „freizügig- berufsorientierte Bekleidung“ tituliert hätte. <- Nett ausgedrückt. *g*

Die verliebte Anne gefiel mir im Übrigen auch sehr gut, wie sie sich immer zum Affen macht, wenn Nico in der Nähe ist. Einfach nur süß. *_* Ich konnte mir das alles so genial vorstellen.^^

>sah nur noch ihn und stolperte dann regelmäßig in irgendjemanden oder irgendetwas hinein.

>dass Eis auf keinen Fall ein annehmbares Accessoire darstellt. <- Na, aber es ist doch ganz "cool". xD

>Seine grauen Augen, die sie immer so furchtbar zum stottern brachten. <- Das ist einfach nur süß. :D

Und dann, die ganze Szene, wie sie "stocksteif" auf der Bank sitzt und auf ihre Mutter wartet, und Nico sie dann fast mit seiner Tasche erschlägt. Ihre erste Sorge: die Haare. xD Und wie ihr die Worte im Hals stecken bleiben. Ich musste sowas von grinsen bei der Szene, ich konnte mir das Ganze so genial vorstellen. *g*

Und dann noch all die anderen lustigen Szenen! Ich finde es zum Beispiel genial, welche Synonyme du für Natsu, Lucy und Happy gebrauchst. xD

>Sie war entführt worden. Von einer Nutte und einem Punk, die obendrein einen komischen, sprechenden Katzenroboter hatten

>und jetzt saß sie hier, in irgendeiner komischen Gaststätte, mit einer sprechenden Katze, einer Frau zweifelhafter Berufung und einem nichtakzeptiertem Mitglied der Gesellschaft!

Nicht zu vergessen ist natürlich Plues Auftritt. Ich liebe den Kleinen! *_*

>Kurz darauf erschien die kleine Gestalt mit der spitzen, an eine Karotte erinnernden Nase und dem Smileygesicht. <- *quietsch*


Tut mir Leid, jetzt habe ich trotz guter Vorsätze deine halbe Geschichte zitiert. xD Aber ich liebe sie! Und ich würde mich über mehr Fairy Tail Geschichten von dir freuen. Mit Loki, vielleicht? *Hundeblick* Auch gerne mehr über Anne und Nico. Ich stell' mir eine Beziehung zwischen den beiden richtig lustig vor, mit ihren verschiedenen Interessen und Hintergrundgeschichten.^^

Nun ja, geniale Story, und mach' weiter so! =)



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