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Cod3s

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Aufatmen

Es dauerte nicht lange und mein Körper realisierte dank des sinkenden Adrenalinspiegels die fortgeschrittene Stunde. Ich fühlte mich elend und erneut merkte ich die etlichen Prellungen, die ich mir im Laufe unserer Flucht zugezognen hatte. Meine Augen wurden immer schwerer, bis ich mich dabei ertappte, wie ich immer wieder kurz wegnickte.

„Und was machen wir jetzt?“

Neros Stimme vermischte sich mit dem monotonen Summen des Motors. Ich versuchte, die Augen wieder zu öffnen. Zuerst sah ich nichts, nur ein paar Lichter, die in regelmäßigen Abständen vorbeisausten.

Ich saß in der Mitte der Rückbank, an Neros Schulter gelehnt und immer noch seine Hand haltend. Persephone schaute durch den Rückspiegel zu Nero.

„Wir sollten uns erst einmal zurückziehen und den morgigen Tag abwarten.“

Ares` mächtiger Oberkörper tauchte hinter der Lehne des Beifahrersitzes auf, als dieser sich zu ihr rüber lehnte.

„Spinnst du? Hades ist nun gewarnt, er wird jetzt so schnell es geht zurückkehren und ganz Olymp um das Programm postieren! Wir sollten sofort-“

„Wenn wir jetzt den Plan durchziehen, kommen wir nicht einmal in die Nähe von Judgement! Wir sind alle am Ende unserer Kräfte, das wäre reiner Selbstmord.“

Ares lachte auf. „Du vielleicht! Ich bin noch topfit!“

Keine Sekunde später schnellte Persephones rechte Faust gegen Ares` geprellten Oberarm, sodass dieser scharf die Luft einsog und versuchte, das Gesicht nicht ganz so stark zu verziehen. Persephone schaute ihn nicht einmal an. Sie nickte bloß. „Ja, du bist in Bestform…“

Es wurde wieder still im Wagen. Das gleichmäßige Summen machte mich wieder schläfrig, sodass ich mich zwang wieder gerade zu sitzen, damit ich nicht vollkommen das Bewusstsein verlor. Müde rieb ich mir über die Augen.

„Haben wir dich geweckt?“, fragte Nero besorgt neben mir. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Wohin wollen wir uns denn jetzt zurückziehen…?“ Es fiel mir schwer, mit meiner schweren Zunge zu sprechen, doch es half gegen die Müdigkeit.

„Ich habe mal vor längerer Zeit eine Wohnung in einem Hochhaus gekauft. Niemand weiß davon, also werden wir dort für eine Weile untertauchen können.“

„Wofür brauchst du denn ne eigene Wohnung?“, brummte Ares. „Reicht deinen Bettgefährten nen einfaches Zimmer nicht mehr aus?“ Persephone warf ihm einen eisigen Blick zu.

„Damit ich meine Ruhe vor euch Spinnern habe…“, zischte sie drohend, aber Ares lachte nur. „Du und Ruhe? Du bist doch nicht zu genießen, wenn du nicht jeden Tag wen anderes zum-“ Diesmal fuhr Persephone einen gewaltigen Schlenker bei dem Versuch, Ares zum Schweigen zu prügeln.
 

Wir fuhren noch etwa eine halbe Stunde durch die Nacht, bis Persephone ihren Wagen in einer Tiefgarage parkte. Die abgestandene und nach Auspuffgasen stinkende Luft weckten für kurze Zeit meine komatösen Lebensgeister und halfen mir, den Weg zum Aufzug zu meistern.

Schweigend fuhren wir in den 7. Stock. Nach der kleinen Auseinandersetzung zwischen Ares und Persephone hatte keiner mehr ein Wort gesagt, schon allein deshalb, um sicherzugehen, dass wir lebend unser Ziel erreichten- nachdem Persephone beinahe in ein entgegenkommendes Auto gerast wäre, weil Ares seine Stimme erhoben hatte, hatte zumindest ich da so meine Bedenken gehabt…

Nach einer geschätzten Ewigkeit blieb der Aufzug sanft stehen, öffnete sich und gab die Sicht auf einen Gang mit einigen modernen Türen frei. Ohne zu zögern, betrat Persephone den Gang und steuerte eine der vielen Türen an, zog einen Schlüssel und öffnete diese. Ich schielte im Vorbeigehen schnell auf das Namensschild, welches im Türrahmen befestigt war.

Dr. Helen Carter. Dann schaute ich wieder auf Persephone, die gerade damit beschäftigt war, den Schlüssel in die eine und ihr Schwert in die andere Richtung zu pfeffern. Ihre Lederjacke fand nicht einmal den Weg zum Kleiderbügel, sondern lag mitten im Flur. Ich schüttelte den Kopf, musste aber auch leicht grinsen. Ich war immer wieder aufs Neue darüber erstaunt, wie diese Leute mit ihrer falschen Identität- Geschichte anscheinend überall durchkamen…

Neben mir im Türrahmen stand Äneas und gab einen rasselnden Laut von sich, der mich augenblicklich zu ihm aufschauen ließ.

Konnte das sein? Gut, es klang ungewöhnlich hart und trocken, aber das war doch eindeutig ein Seufzen…

Äneas … seufzte?! Und zur endgültigen Entgleisung meiner Gesichtszüge, brachte er seine unter Kontrolle und lächelte sogar! Ich blinzelte und rieb mir über die Augen. Das war die Müdigkeit, eindeutig…

Als hätte er meinen Ausdruck gesehen, schaute er nun, wo ich ihn noch einmal genauer betrachtete, wieder, als sei er auf einer Trauerfeier. Wortlos ließ er mich stehen und räumte der sichtlich angesäuerten Persephone hinterher.

Nun war ich diejenige, die seufzte. Ich brauchte Schlaf, ganz dringend.

Nero, Ares und Persephone waren inzwischen in die Küche gegangen. Äneas kam noch einmal zurück, um die Tür für mich zu schließen und mich somit ganz in die Wohnung zu schieben- natürlich ohne etwas zu sagen oder auch nur einen Gesichtsmuskel zu verziehen.

Langsam schlenderte ich ihm hinterher und nahm für einen kurzen Moment die Wohnung ins Auge. Ich konnte nicht viel in der Dunkelheit erkennen, nur dass sie bestimmt nicht billig war. Sie schien mehrere große Räume zu besitzen, in die ich teilweise im Vorbeigehen hineinschauen konnte, doch sah ich zu wenig für Einzelheiten. Auch die Küche war ziemlich groß und modern eingerichtet. Gedankenversunken ging ich zum Fenster und drückte mir dann augenblicklich die Nase an ihr platt. Ich wusste natürlich, dass wir hier, im 7. Stock, sehr hoch waren, aber diese Aussicht hatte ich nicht erwartet, denn zu meiner eigenen Schande musste ich gestehen, dass ich nicht sehr darauf geachtet hatte, wohin wir genau gefahren sind.

Unter mir erstreckte sich die wahrscheinlich größte Stadt, die ich bis zu diesem Zeitpunkt mit eigenen Augen gesehen hatte. Ich war größtenteils in meinem kleinen Vorörtchen aufgewachsen, in denen mehrstöckige Häuser eher die Ausnahme waren. Plötzlich erinnerte ich mich an meinen Vater, wie er immer von Amerikas Städten geschwärmt hatte, wie schön sie bei Nacht seien. Überall Lichter, Leuchtreklamen, die hellen Straßenlaternen, die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos. Ich sah meinen Vater vor mir sitzen, wie er mit weit ausgreifenden Handbewegungen von diesen Städten erzählte. Es gibt dort keine Dunkelheit- die Nacht ist nur die schönere Gestalt des Tages…

„Wie in Las Vegas, oder Papa?“, hauchte ich und mein warmer Atem beschlug die Fensterscheibe.

Erst die zuknallende Kühlschranktür riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken fuhr ich herum und starrte wohl Ares ziemlich perplex an, denn er schaute nicht weniger verwirrt zurück. Erst jetzt merkte ich, dass alle- bis auf Äneas- mich so anschauten. Stille herrschte, bis Ares sich sein eben geholtes Bier zischend öffnete und sich zu den anderen an den Tisch setzte. Sekunden flossen ins Land, ehe ich mich mit hochrotem Kopf und klopfenden Herzen ebenfalls zu ihnen gesellte. Warum musste ich ausgerechnet jetzt und nach so vielen Jahren wieder an meinen Vater denken?!

Ich hätte mir wohl noch länger darüber den müden Kopf zerbrochen, hätte Ares in diesem Moment nicht ein anderes Thema angeschlagen.

„Schön… wir sind hier- und jetzt?“ Und damit ruhte sein Blick auf Persephone. Diese seufzte und fuhr sich durchs braune Haar. „Ich habe einen Plan, aber der verlangt Zeit.“

„Die wir nicht haben“, entgegnete Ares trocken. „Ich denke, es ist dir aufgefallen, dass wir beinahe entdeckt wurden.“

„Wir wurden entdeckt…“, verbesserte sie ihn. Für einige Momente war es still, in denen die Luft um Ares sichtlich zu brodeln begann.

„Schön, dass ich das auch schon erfahre…“, antwortete er gepresst. Fast zur selben Zeit spürte ich Neros durchdringenden Blick im Nacken.

„Was ist passiert, nachdem ich hinter Ares her gesprungen bin?“, fragte er mit ernster Stimme. Zögernd machte ich den Mund auf und wollte ihm antworten, bekam aber keinen Ton raus. Ja, was war eigentlich passiert? Irgendein Typ hat mich bedroht- das war ja nichts Ungewöhnliches mehr-, Persephone hat erfolgreich mit ihm geflirtet- oder wie man das auch beschreiben mochte- und ich hab ihn letztendlich mit einer Nachttischlampe ausgeknockt… zumindest den letzten Teil konnte selbst ich nicht glauben.

„Apollon hat uns gesehen.“, sagte Persephone an meiner Stelle knapp. Das schien wenigstens Ares Erklärung genug zu sein, denn er kommentierte ihren Satz mit einem genervten Seufzen. Nero war da anderer Ansicht. „Wer?“

„Der Typ, der den Hotelbesitzer umgelegt hat.“, sagte Ares gereizt. Er schien mit der ganzen Lage- verständlicher Weise- nicht zufrieden zu sein. „Ein Kotzbrocken vor dem Herrn! Genauso wie sein verdammter Partner.“

„D?“, fragte ich. Persephone nickte daraufhin und fügte an Ares gewand zu: „Er hat ihn vor uns kurz erwähnt.“

Nero schüttelte mit dem Kopf. „Ich versteh kein Wort.“

„Die beiden sind einfach nur lästig. Sie sind Hades’ persönliche Jagdhunde, das heißt wenn es jemand wagt, Hades zu verärgern-“

„So wie wir…“, unterbrach Persephone ihn, wodurch sie sich einen giftigen Seitenblick von Ares einfing, den sie einfach ignorierte. Mit einiger Anstrengung ruhig zu bleiben, beendete er seinen angefangen Satz: „Wie auch immer, er lässt sie auf jeden Fall auf die Welt los und die Drecksarbeit machen.“

Ich schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich verstehe eine Sache nicht…“, begann ich zögernd und schaute Ares fragend an. „Ich dachte immer, dass ihr- naja- mit… Schwertern und so kämpfen würdet.“ Ich wartete kurz bis Ares auffordernd nickte.

„Und?“, fügte er hinzu, als ich immer noch nicht weiter sprach.

„Warum hatten die beiden Männer dann Schusswaffen bei sich? Sie gehören doch zu Olymp, oder?“ Nero runzelte die Stirn und nickte zustimmend. Ares und Persephone tauschten kurze Blicke aus, ehe Ares zur Erklärung ansetzte: „Dieses Gerücht, dass wir von Olymp Schwerter tragen, stammt noch aus einer Zeit, in der unsere Organisation noch hoch angesehen war. Ich will` s mal so ausdrücken: seitdem hat sich vieles verändert und wir waren mehr oder weniger dazu gezwungen, uns dem heutigen Waffenstandard zu beugen.“

„Und was für Veränderungen waren das?“, wollte Nero wissen. Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern.

„Verschiedenes- besser bewaffnete Gegner, komplizierte Aufträge, Führungswechsel, ansprechendes Design der Waffen…“

„Dennoch besitzen wir nur wenige Scharfschützen in unseren Reihen.“, unterbrach Persephone ihn. „Aber die beiden, Apollon und D, sind eine der Besten. Hades hat sie nicht umsonst hierher geschickt- er will die Angelegenheit anscheinend schnell beenden…“, fügte sie mit düsterer Stimme hinzu. Ich schluckte bei dem Gedanken an den Rothaarigen und nickte verstehend. Nero neben mir holte Luft und lenkte das Gespräch auf etwas anderes.

„Wieso heißt der eine eigentlich D? Ich dachte, ihr benennt euch alle irgendwie nach… Göttern oder so.“

Ares zuckte mit den Schultern. „Da bildet er keine Ausnahme… D steht für Dark Amor.“

Ich runzelte die Stirn. „Dark?“

„Selbst Hades war es zu paradox den Liebesgott in die Unterwelt zu stecken…“, antwortete Persephone grinsend, das aber eher gezwungen, als belustigt aussah. Langsam fragte ich mich, was dieser Hades für ein komischer Typ war…

Jemand, der anderen das Gedächtnis löschte und sie dann als Kopfgeldjäger und Auftragskiller arbeiten ließ, musste schon eine sehr schlimme und prägende Kindheit gehabt haben. Wer seine Leute aber dann auch noch nach mythologischen Figuren benannte und sich selbst als Gott der Unterwelt persönlich ausgab, gehörte meines Erachtens nach garantiert nicht auf die Straße, sondern in eine Gummizelle…

Ares schien meinen Blick aus Verwirrung und Fassungslosigkeit zu bemerken und hob nur abschließend die Schultern, ehe er ein neues Thema anfing.

„Also gut, gehen wir das Risiko ein und nehmen uns die Zeit. Was hast du denn genau vor?“, fragte er Persephone. Sie schien noch einmal alles für sich durchzugehen, denn sie antwortete nicht sofort, sondern schloss kurz die Augen.

„Unser größtes Problem werden die Sicherheitsanlagen sein.“, begann sie mit ernster Stimme. „Hades ist nicht dumm und wäre so unvorsichtig, Judgement vollkommen ohne Sicherheitsmaßnahmen zurückzulassen.“

„Dann müssen wir nur die Stromversorgung unterbrechen.“, entgegnete Ares schulterzuckend. „Das ganze Quartier läuft nur über einen Generator, das weiß sogar ich.“

„Und das Passwort?“

Ares blinzelte. „Wie?“

Persephone seufzte genervt. „Du kannst dem Quartier nicht einfach so den Saft abdrehen! Hades hat die ganze Anlage mit einem Passwort geschützt, das selbst ich nicht kenne.“

„Aber… so was kann man doch herauskriegen, oder?“, fragte ich stirnrunzelnd.

Persephone sah mich mit einer Mischung aus einem gereizten und mitfühlenden Blick an. „Natürlich gibt es Programme, die so etwas können- nur besitze ich so ein Teil im Moment nicht und es zu besorgen würde schon ein paar Tage dauern…“

„Ein paar?!“, ächzte Nero leise und Persephone zuckte nur mit den Schultern.

„Was für Möglichkeiten haben wir denn dann noch?“, hackte Ares weiter nach. Persephone stand kurz vom Tisch auf und kam mit einem kleinen Labtop wieder, den sie vorsichtig auf der Tischplatte abstellte. „Zum Glück bin ich ja nicht ganz so auf den Kopf gefallen, wie die meisten anderen von Olymp.“, sagte sie grinsend an Ares gewandt, der die unterschwellige Botschaft ihrer Aussage mit einem wütenden Augenrollen quittierte.

„Ich habe mir gedacht, das System auf die altmodische Art lahm zulegen- mit einem Virus. Ich könnte einen programmieren und ihn dann die Arbeit machen lassen. Wenn ich ihn nur böse genug mache, könnte ich sogar den Notstrom abdrehen.“

„Wie lange?“, knurrte Ares säuerlich und nippte an seinem Bier.

„Nen’ Tag dauert’ s schon…“

„Geht das nicht ein bisschen schneller?“

„Bin ich hier diejenige mit technischem Wissen oder du? Natürlich könnten wir’s auch auf deine brachiale Art versuchen, aber…“ Sie verzog nachdenklich das Gesicht, bis es sich in eine gespielte Besorgnis umänderte und sie mit der Zunge schnalzte. „… ich weiß ja nicht, ob das so gut wäre…“

„Is’ ja gut, halt die Klappe, du hast gewonnen!“, fauchte Ares wütend und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der große Krieger saß dort auf seinem Stuhl, hatte die Arme trotzig vor der Brust verschränkt, sich von Persephone abgewandt und zog eine Schnute wie ein kleiner Schuljunge, der seinen Willen nicht bekam.

„Und… was machen wir dann morgen den ganzen Tag?“, fragte Nero, der sich ein Lächeln auch nur schwer verkneifen konnte. Persephone zuckte mit den Schultern.

„Das ist mir eigentlich völlig egal- hauptsache ihr tut es leise und stört mich nicht…“, fügte sie grinsend hinzu und blickte abwechselnd zu mir und Nero. Ich spürte, wie mir heiß wurde und auch Nero schien das Doppeldeutige verstanden zu haben, denn er räusperte sich vorsichtig und ich sah aus den Augenwinkeln, wie er kurz mit hochrotem Kopf nickte. Persephone schaute uns noch für einige Sekunden amüsiert an, doch dann trat ein Ausdruck in ihr Gesicht, den ich nicht ganz deuten konnte- noch nicht…

„Ich denke, das Beste wird nun sein, wenn ich euch alle erstmal mit Pflastern versorge und wir dann noch ein paar Stunden schlafen.“, sagte sie ernst und stand ohne ein weiteres Wort auf. Äneas tat es ihr gleich und auch Ares erhob sich nach einer Weile. Etwas verwirrt schaute ich den dreien hinterher. Auch Nero machte Anstalten, sich zu erheben, doch ich hielt ihn auf halber Strecke am Ärmel fest und zog ihn wieder runter.

„Wartet!“, rief ich und tatsächlich schauten sich alle zu mir um. „Das war’s? Ich meine: Alle gehen noch mal Zähne putzen und dann ab ins Bett?!“

Mein Blick huschte zwischen Ares und Persephone hin und her- von Äneas würde ja ich sowieso keine Antwort bekommen.

Ares zuckte mit den Schultern. „Was hast du erwartet? Großer Kriegsrat ums Lagerfeuer und jeder hält einmal Wache?“, fragte er mit spöttisch hochgezogener Augenbraue. Auch Persephone kam wieder einen Schritt zurück in den Raum. „Fin, ich versichere dir, wir sind hier vorübergehend sicher. Du-“

Zornig schüttelte ich den Kopf. „Das meine ich nicht! Ares hat Recht: wir haben keine Zeit für… für Nichtstun. Ihr habt doch einen Plan, oder? Meint ihr nicht, dass wir den auch mal erfahren dürfen?“ Ich schaute zu Nero, der jedoch nur stumm neben mir saß und mich- zu meiner eigenen Verwirrung- nur perplex anstarrte. Persephone verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir haben einen Plan und der ist sicher, das kann ich dir versprechen, aber…“ Sie brach den Satz ab und schaute zu Ares auf.

„Aber was?“, hackte ich wütend nach. Ich würde mich nicht für dumm verkaufen lassen…

„Aber du wirst ihn nicht von uns hören.“, antwortete Ares an Persephones Stelle.

Ich runzelte die Stirn. „Ach ja? Und warum nicht?“

Ich merkte selbst, wie meine Stimme an Kraft verlor, weil ich den Grund irgendwo in mir schon wusste. Persephone seufzte und schaute zwar in meine Richtung, jedoch mich nicht direkt an.

„Wir möchten dich nicht mitnehmen. Das ist zu gefährlich.“

Ich war mir sicher, dass sie Nero bei den Worten anschaute und ich konnte noch schnell genug den Kopf drehen, um zu sehen, wie sein Blick nach unten glitt und er den Kopf von mir wegdrehte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, mein Blick wechselte nur hilflos zwischen den Gesichtern, die mich alle unterschiedlich betrachteten. „N…nein, das- das geht nicht!“ Meine Augen blieben an Nero haften. Verzweifelt hoffte ich auf seine Stimme, die mich verteidigte, mir zur Seite stand, doch er blieb stumm.

Persephone trat an mich heran und zog mich mit sanfter Gewalt von meinem Sitz. Ich starrte Nero immer noch an.

„Ich schlage vor, du gehst ins Badezimmer und steigst erstmal unter die Dusche.“ Ihre Stimme hatte wieder einen sanften Ton angenommen, wie eine fürsorgliche Mutter. Vielleicht- sogar sehr wahrscheinlich- hatte sie es in diesem Moment sogar ehrlich gemeint, doch für mich klangen die Worte und ihre Stimme einfach nur heuchlerisch und ekelhaft. Wütend löste ich mich aus ihrem Griff und starrte Nero immer noch an. Ich wusste nicht, auf wen ich am meisten sauer sein sollte… warum haben sie mich soweit mitkommen lassen, wenn sie mich sowieso nur wieder abschoben?

Und Nero?

Tränen der Wut und der Verzweiflung stiegen in mir hoch. Ohne überhaupt nachzufragen, wo das Badezimmer überhaupt lag, verließ ich den Raum, darauf bedacht, nicht zu rennen oder laut los zu schreien. Nur mit Mühe unterdrückte ich die Tränen, als Äneas schweigend hinter mir stand und mich in einen dunkeln Raum lenkte, der sich, nachdem er das Licht eingeschaltet hatte, als Bad herausstellte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  blacksun2
2012-03-02T18:37:53+00:00 02.03.2012 19:37
ich versteh ihre Wut, ABER sie sollte dankbar sein
nun ja sie ist nicht unbedingt für Aktionen a la James Bond gemacht, denn da wird es nicht reichen jemanden mit ner Lampe eins überzubraten

und was gibt es bei Ares zu trinken - *sehr breit grins* natürlich Alkohol, hach der wird mir immer sympathischer

ob Aeneas auch immer schweigend daneben steht, wenn Persephone gewissen körperlichen Aktivitäten nachgeht -_^

glg
wie immer eine 100% begeisterte
200% faszinierte
300% mitgerissene
blacksun
Von:  Thuja
2011-08-11T04:46:55+00:00 11.08.2011 06:46
Bei der Geschichte habe ich auch immer den olympischen Gedanken
Dabei sein ist alles
Oder noch besser
Dabei sein ist das Größte
Wer diese Geschichte nicht liest, verpasst eine Hammer tolle Geschichte.

Gut, sie sind erstmal entkommen und befinden sich in Sicherheit, aber das größte Problem steht noch bevor.
Sie müssen an das Programm kommen. Das wird nicht einfach.
Aber die Gruppe schafft es, ich hoffe es jedenfalls *ihnen alle Daumen drück*. Ich mag diesen bunt zusammen gewürfelten Haufen. Sie sind alle von Grund auf verschieden. Du hast wirklich einzigartige Individuen geschaffen, vor allem mit Ares, Äneas und Persephone. Und du bringst ihr Charaktere immer wieder treffend zu Geltung.
Lol
Die Aktion von Persephone mit dem Spruch „Ja, du bist in Bestform…“ war cool. Ich musste tatsächlich lachen.

Auch dein Ausdruck war natürlich wieder unübertreffbar. Auch wenn die Story schlecht wäre, würde es bei diesen tollen Formulierungen Spaß machen zu lesen. Aber glücklicherweise ist auch die Geschichte super. :D

Fin soll zurückgelassen werden? Okay, logisch. Im Gegensatz zu den anderen kann sie gar nicht kämpfen. Sie wäre im Weg. Aber ich verstehe, dass sie sich verraten fühlt. Bleibt die Frage, ob sie das einfach so hinnehmen wird.
Ich bin gespannt



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