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Das schwarze Einhorn

von

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Cought

Oka wurde durch den Duft von gebratenem Fleisch geweckt.

Alles um ihn herum war stockdunkel, nur das Feuer gab einen hellen Schein von sich.

Er setzte sich auf und entdeckte, dass Iyos Lager leer war.

Bifu schlief noch immer friedlich.

Oka stand auf, um den Verletzten zu suchen.

In der Ferne konnte er der Melodie einer Okarina hören.

Er folgte den Klängen und als sie schließlich immer lauter wurden, erkannte er Iyo, der auf einem Baumstamm saß und die Okarina spielte.

Um ihn herum schwirrten Glühwürmchen.

Oka hielt den Atem an, denn der Anblick war einfach wunderschön und er hatte Angst, ihn auch nur durch das kleinste Geräusch stören zu können.

Minutenlang, wie es Oka schien, lauschte er der verzauberten Melodie.

Dann brach sie mit einem Mal ab, die Glühwürmchen verschwanden und der Zauber war vorüber.

Iyo blickte auf und seine pechschwarzen Augen trafen Okas.

"E ... Entschuldige, dass ich dich gestört habe."

Im Gegensatz zu den zarten Tönen der Okarina, erschien Okas Stimme brutal.

Langsam trat Oka näher an Iyo heran.

Da Iyo nicht die geringste Anstalt machte etwas zu sagen, fuhr Oka fort:

"Warum bist du schon aufgestanden? Du bist verwundet und solltest dich lieber noch etwas schlafen legen..."

Noch immer Schweigen.

Dann erklang die sanfte Stimme Iyos:

"Warum hast du meine Haare abgeschnitten, ohne mich vorher zu fragen?"

Seine Stimme klang nicht etwa zornig, aber Oka fühlte sich mit einem mal schuldig.

"Es... es tut mir leid... aber... sie waren versengt und... da... da dachte ich..."

"Schon gut. Ich weiß, dass du es nicht besser wusstest. Aber in Zukunft solltest du dir angewöhnen zu fragen, bevor du etwas derartiges machst."

Mit einem eleganten Satz sprang Iyo vom Baumstamm.

Oka wunderte sich ein wenig, warum ihm seine Wunden dabei nicht schmerzten, aber er verdrängte den Gedanken einfach.

"Hast du schon etwas gegessen? Ich habe gesehen, dass du auf der Jagt warst und habe das Fleisch gebraten. Komm!"

Oka nickte und folgte Iyo durch den Wald.

>Wie leichtfüßig er geht. Er achtet überhaupt nicht auf den Boden und doch weicht er jeder Wurzel gekonnt aus.<

Am Lager angekommen war Bifu inzwischen von ihrem Schlaf aufgewacht und aß schon das fertig gebratene Fleisch.

Als Bifu die Zwei kommen sah, lächelte sie und schmatzte ein vergnügtes:

"Hallo!"

Oka und Iyo setzten sich zu ihr, und Oka begann ebenfalls etwas zu essen.

Nach dem Essen lehnte sich Oka gemütlich an einen Baustamm.

>So könnte das Leben immer sein. Aber ich darf nicht vergessen warum ich hier bin.<

"Tja, soweit alles schön und gut. Euer Dorf ist aber verbrannt. Was wollt ihr Beide jetzt machen?"

"Zuerst erzähle uns doch mal, warum du hier bist. Ich habe dich im Dorf noch nie gesehen und Reisende sind in solch unruhigen Zeiten sehr selten und meistens mit einem wichtigen Auftrag unterwegs."

Iyo blickte Oka an.

Sein Blick war ruhig, genauso wie seine Haltung an sich, aber trotzdem wusste Oka, dass er um eine Antwort nicht umhin kam.

Iyo war zwar der stille Typ, aber vielleicht war es gerade diese Tatsache, die ihn umso autoritärer wirken ließ.

"Nun... ich bin wirklich nicht aus dem Dorf. Und es stimmt, dass ich einen Auftrag habe. Ich bin auf dem Weg nach Kasai. Dort will ich einen Sensèi finden, der mir helfen soll, nach Furúikokóro zu kommen. Dort will ich dann ..."

Iyo hob die Hand, um Okas Rede zu stoppen.

"Du bist unvorsichtig zwei wildfremden Menschen so einfach zu vertrauen."

Iyos Miene war ernst.

Bifu schaute mit großen Augen zwischen den Beiden hin und her, dann senkte sie den Kopf, um ihren Entschluss noch einmal kurz zu überdenken.

Dann sagte sie entschlossen in die schweigende Runde:

"Wir werden dich auf deinem Weg begleiten Oka!"

Abrupt wendete Iyo seinen Kopf in Bifus Richtung:

"Bifu, kann ich mal unter vier Augen mit dir sprechen?"

Es war zwar eine Frage, doch sie duldete keinen Wiederspruch.

"Wenn es denn sein muss."

Seufzend erhob sich Bifu und entfernte sich mit Iyo vom Lager. Oka blieb sitzen und schaute etwas verdutzt drein.
 

"Bifu. Du hast sein Ziel gehört. Wir DÜRFEN ihn nicht begleiten!"

"Ja, aber..."

"Nichts aber. Ich bin herbestellt worden, um auf dich aufzupassen. Du darfst nicht vergessen, wer du bist und vor allem, warum du hier bist."

Bifu stellte sich gerade hin und sprach mit einer noch erwachseneren Stimme als sonst:

"Das mag sein, Taihéiyo. Doch vergiss nicht, dass du eben nur mein Aufpasser bist. Auch wenn ich die Gestalt eines Kindes habe, solltest auch DU nicht vergessen wer ich bin und, dass noch immer ICH hier das Sagen habe. Mein Entschluss steht fest. Wir werden Oka begleiten."

"Wie Ihr wünscht."

Iyo verneigte sich höflich und mit einem bitteren Gesichtsausdruck machte er sich auf den Weg zurück zum Lager. Bifu, die wieder ihr kindliches Grinsen aufgesetzt hatte, folgte ihm.
 

"Also gut, wir werden dich begleiten."

Erschrocken fuhr Oka herum. Er hatte Iyo und Bifu nicht kommen gehört. Oka lächelte:

"Gut. Alleine war die Reise doch sehr trostlos. Dann heißt unser nächstes Ziel also Kasai! Wann brechen wir auf?"

Die neuen Gefährten einigten sich darauf, dass sie den morgigen Tag noch abwarten wollten und gleich nach Sonnenuntergang sollte die Reise fortgesetzt werden.
 

Sie waren nun schon eine Weile unterwegs.

Bifu saß vor Oka, in dessen Sattel, Iyo ritt auf einem eigenen Pferd hinter ihnen nach. Bifu hatte darauf bestanden mit Oka und nicht mit Iyo zu reisen, was in Iyos Augen kurze Sorge aufblitzen ließ, die aber im nächsten Moment schon wieder verschwunden war.

In gemächlichem Tempo ritten die drei über eine Weide.

Plötzlich hörten sie hinter sich heftiges Pferdegalopp von einer handvoll Reitern.

Einer schrie ihnen zu:

"Halt! Im Namen des Königs! Bleibt stehen!"

Doch es war nicht nötig, stehen zu bleiben, denn die Reiter hatten sie auch schon eingeholt.

Oka stockte der Atem, als er einen der Männer wieder erkannte.

Es war ein Soldat aus Rakuen, dem er öfter beim Training zugesehen hatte ...
 

Nervös ging Kitsu in seinem Zimmer auf und ab.

Seine Schuhe hinterließen langsam spuren auf dem dicken, roten Perserteppich, doch Kitsu dachte nicht daran sie auszuziehen.

Im Kamin brannte ein warmes Feuer, das eines der Zimmermädchen entfacht hatte, als der Abend hereingebrochen war. Vor dem Kamin befand sich ein Tisch mit einer Bank und zwei Stühlen, die ebenfalls in rot gehalten und sicher teuer gewesen waren.

Aber was machte das schon? Sein Vater war der König und er konnte sich so viele von ihnen leisten wie er nur wollte.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Kamins befand sich eine Tür, die in das eigentliche Schlafzimmer Kitsus führte und daran schloss wiederum ein eigener Waschraum für ihn an.

Kitsu ging unaufhaltsam seinen Weg und biss sich verbittert auf seine Unterlippe.

Sein Vater hatte ihn entdeckt. Besser gesagt, es war ihm nur verdächtig erschienen, dass Kitsu nicht mehr versuchte aus dem Schloss zu schleichen, um sich mit "diesem verdammten Bengel Okami", wie sein Vater, Inu, ihn oft zu nennen pflegten, zu treffen. Außerdem hatte man Inu davon unterrichtet, dass sein bestes Pferd im Stalle fehlte. Da hatte er seinen Sohn zur Rede gestellt.

Da Kitsu sich aber nichts anmerken ließ, hatte sein Vater alle möglichen Theorien aufgestellt, doch Kitsu hatte immer nur den Kopf geschüttelt, manchmal empört und manchmal belustigt darüber, auf was für Ideen sein Herr Vater so kam. Bis sein Vater dann in letzter Verzweiflung gesagt hatte:

"Vielleicht hast du ihn ja zu dieser verteufelten Magierin geschickt."

Im ersten Moment hatte Inu über seine eigenen Worte gelächelt; so dumm konnte sein Sohn doch nicht sein.

Doch dann hatte er in Kitsus Gesicht gesehen und dieser hatte sich die Überraschung darüber, dass sein Vater alleine auf die IDEE gekommen war, nicht verbergen können. Mit einem Schlag war Inus Grinsen einer entsetzten Miene gewichen.

"Das ... das darf nicht war sein. Sag, dass das nicht wahr ist!"

Doch Kitsu hatte betreten geschwiegen. Er konnte seinen Vater noch nie anlügen. Dann brach plötzlich irgendetwas in Inu; Kitsu konnte es förmlich sehen.

Sein Gesichtsausdruck wurde kalt.

Die nächsten Worte kamen leise, aber doch so bedrohlich, dass sie Kitsu einen eisigen Schauer über den Rücken jagten:

"Du hast mich enttäuscht. Glaub ja nicht, dass ich dir so etwas durchgehen lasse. Ich werde Männer losschicken um Okamis 'Mission',"

er spie das Wort fast aus seinem Mund,

"zu verhindern. Notfalls sollen sie ihn töten. Ich habe dir schon oft gesagt, dass ich dieses verdammte Volk und alles was damit zu tun hat hasse. Glaub mir, die Strafe für deinen Verrat wird hart sein. Warte nur ab, Kitsune, wir haben unser letztes Wort noch nicht gesprochen."

Dann hatte sein Vater die Stimme erhoben, seine Drohung in die Tat umgesetzt und Kitsu in sein Zimmer einsperren lassen.

Vor seiner Tür standen rund um die Uhr Wachen postiert. Seine Mahlzeiten bekam er auf sein Zimmer gebracht. So ging das nun schon seit Tagen, vielleicht auch schon Wochen, Kitsu wusste es nicht so genau.

>Was soll ich nur tun?<

Er sorgte sich in diesem Moment um seinen kleinen Freund.

>Ich hätte ihn nicht gehen lassen sollen. Warum habe ich seinem Wunsch nachgegeben? Jetzt wird er wegen mir sterben.

Klar, meinem Vater kommt das gerade Recht. Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.

Einerseits kann er verhindern, dass Frieden geschlossen wird und andererseits hat er endlich einen Grund Oka zu töten. Warum hasst mein Vater ihn so? Und warum will er nicht eine friedliche Lösung? Warum will er alle magischen Geschöpfe dieser Welt vernichten? Irgendwoher muss sein Hass doch kommen!

Wie kann ich nur verhindern, dass Oka stirbt?

Ich bin schuld an seinem Tod! Oh... bitte gütiger Gott, vergib mir, dass ich so dumm war. Ich hätte vorausschauender sein müssen. Hätte ich doch nur gelogen und meinem Vater erklärt, dass auch diese Vermutung seinerseits nicht stimmte.

Warum bin ich so schwach?

Oh, lieber, lieber Oka...

Bitte vergib mir!

Ich bete dafür, dass du den Händen meines Vaters entkommen mögest!

Leider kann ich nichts mehr für dich tun...<

Weinend brach Kitsu am Boden zusammen. Er schluchzte erbärmlich und wusste nicht mehr weiter. In diesen Tagen hatte man ihm alles genommen, was auf dieser Welt für ihn zählte.

Und das Schlimmste daran war:

Er allein war dafür verantwortlich!
 

"Der König, Inu Shihaisha-sama schickt uns. Wir müssen dich mitnehmen!"

Der Soldat zeigte mit einem kurz angebundenen Kopfnicken zu Oka.

"Was? Aber warum denn das?"

Oka war nahe daran die Worte zu schreien.

"Ein Befehl des Königs von Rakuen und der gesamten Nicht-Magischen-Welt. Alle jungen Männer mit roten, langen Haaren sollen zu ihm gebracht werden."

Okas Augen weiteten sich.

Wusste der König etwa von seinem Auftrag? Aber woher?

>Wahrscheinlich hat es Kitsu ihm verraten, aber warum, das würde er nie freiwillig tun. Egal jetzt. Wie komme ich hier wieder heil raus?<

Als der Soldat erkannte, dass der Junge ihm vielleicht Widerstand leisten könnte, fügte er hinzu:

"Tot oder lebendig!"

Um Oka drehte sich alles.

Verdammt.

Warum waren sie diesem Pfad geritten und nicht im Wald geblieben?

Was sollte er jetzt tun? Er konnte seinen Auftrag doch nicht so einfach abbrechen!

Iyo erkannte den Ernst der Lage, und wollte schon vortreten und seine Hand ausstrecken. Da hielt Bifu ihn zurück und zischelte, so dass nur er es verstehen konnte:

"Nicht. Vergiss nicht, dass deine Haare abgeschnitten wurden!"

Ja. Das hatte er vergessen. Verdammt!

Dem Soldaten dauerte das zu lange. Er packte Oka und zerrte ihn auf seinen Sattel hinüber.

Oka wehrte sich, doch es nützte ihm nichts.

Verzweiflung stieg in ihm auf und er hatte nur noch einen Gedanken:

>Ich muss ihnen entwischen!<

Da kam das Amulett unter seinem Hemd zum Vorschein und der Amethyst, der Rubin und der Jaspis begannen zu leuchten.

Keiner der Beteiligten schien es zu bemerken, doch Iyo sah es und reagierte sofort.
 

~Fortsetzung folgt~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2004-09-28T11:07:25+00:00 28.09.2004 13:07
Hallo!!

Hallo und Wow!!
Die Atmosphäre in dem Kapitel...allein der Anfang! O.O
Es wirkt wirklich realistisch, so als könnte das alles wirklich irgendwann irgendwo aml passiert sein...Toll!! *nick*
Nur an der Stelle aufzuhören....^^''
Das war wirklich....
Ich muß bald weiter lesen!!!!!!!! ^^
Ansonsten...Die Dialoge waren toll!!!
Die wirken bei dir so ausführlich...bei mir sagt jeder oft nur ein paar Wörter...^^''
Ich finde das Kapitel klasse!!
*wink*

Pitri
Von: abgemeldet
2003-04-02T19:12:48+00:00 02.04.2003 21:12
P.S.: ERSTE!!*freu*
Von: abgemeldet
2003-04-02T19:12:20+00:00 02.04.2003 21:12
*auszuck*
*durchdreh*
NEIIIIIINNNNNN!!!!!
das kannst du mri nicht antun!!!! warum hörst du an einer soooo spannenden stelle auf!!das ist unfair!!!(ich höts wahrscheinlich genauso gemacht *frechgrins*
ist ein toller schluss
aber schreib schnell weiter oder ich kette dich an den PC bis der nächste teil da ist!!!!*böseblick*
nein mal ehrlich, das ist echt ne intressante und spannende Story, amch bald und schnell weiter!
dein schreibstil gefällt mir!
LG,bussal, deine WildAngel


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