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Voyage scolaire

oder: Was auf einer Klassenfahrt passiert, wenn man sich von der Gruppe trennt
von

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Hoffe, es gefällt! :)
 

Seit geschlagenen zehn Minuten zog der mich jetzt schon hinter sich her. Ich hatte es inzwischen aufgegeben zu versuchen mich zu befreien. Seine Finger waren wie Stein, ich konnte sie nicht von meinem Arm lösen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ihm hinterher zu stolpern, während er im nunmehr strammen Tempo durch das Dickicht marschierte. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass von der Mutter durch den Supermarkt gezogen wurde, weil es keine Lust mehr hatte zu laufen. Irgendwie peinlich… Allgemein war es recht peinlich, dass der Kerl mich hinter sich herzog. Ich lief ja, ich lief ja, er musste mich nicht mehr bei der Hand nehmen und mitziehen. Also echt mal… Der Himmel war inzwischen fast schwarz und es war so dunkel geworden, dass meine Sichtweite kaum noch zwanzig Meter betrug. Kam es mir nur so vor, oder war der Wald noch dichter geworden? Inzwischen mussten wir uns durch die Bäume schlängeln und immer wieder über umgefallene Stämme klettern, oder Löchern ausweichen. Der Wald sah immer… wilder aus, so als würde er einfach nur so wachsen, wie er wollte, ohne dass irgendeine Menschenhand hier kontrollierte, wie es sich entwickelte. Das war echt beunruhigend… Was, wenn wir hier so tief im Wald waren, dass auch Tiere auftauchen konnten? Rehe waren ja vielleicht noch ganz harmlos… aber was war mit Füchsen, Hirschen, Wildschweinen und so weiter? Oder vielleicht sogar Wölfe oder Berglöwen?! Mir wurde ganz bang bei diesem Gedanken und unwillkürlich griff ich nach dem Jackenärmel von Steven. Dieser bemerkte das zum Glück nicht, sondern ging weiter ohne sich um zu drehen.

Inzwischen war der Wind so heftig, dass man über das Rascheln der Blätter nicht mal mehr unsere Schritte hörte. Es rauschte geradezu durch das Laubwerk und ich fühlte mich wie in einem schlechten Horrorfilm mit sehr guten Soundeffekten. Schluckend sah ich mich hin und wieder um. Es wurde richtig finster um uns herum, gar nicht mehr so schön grün wie am Anfang und irgendwie lief mir immer öfters ein kalter Schauer über den Rücken.

Ein Tropfen landete auf meiner Wange. Dann noch einer auf meiner Nase und noch einer auf meiner Stirn. Ich hob den Blick zum tief grauen Himmel und weitere kleine Tropfen landeten auf meinem Gesicht, ließen mich blinzeln. „Na herrlich…“, nuschelte ich leise, als der Regen einsetzte. Steven sah ebenfalls kurz hoch, dann blickte er sich um. Er zog mich ohne weiter zu fragen nach links zu ein paar umgekippten Bäumen, die aufeinander gefallen waren und eine Art unsymmetrisches Tipi bildeten. Sie sahen sehr alt und morsch aus, waren voller Moos und Fahnen und ihre Wurzeln ragten hoch in den Himmel. Endlich ließ Steven mich los und setzte sich unter die Baumformation. Ich betrachtete das Gebilde noch kurz kritisch, bevor ich ihm folgte und mich neben ihn setzte. Wir saßen auch kaum zwei Minuten hier, da brachen die Wolken geradezu auf und ergossen mit lautem Prasseln Unmengen an Wasser auf uns.

Der Regen war so laut, dass ich nichts anderes mehr hörte. Es rauschte in meinen Ohren und der Wind wehte feinen Sprühregen direkt in den Eingang des improvisierten Unterstands. Super Sache… Ich zog wie schon eben die Beine wieder an meinen Körper und versuchte mich so weg zu drehen, dass ich nicht soviel Regen abbekam, aber egal wo ich mich auch hinsetzte auf meiner Seite, entweder bekam ich den Regen ins Gesicht geweht, oder mir tropfte er auf den Kopf, weil überall durch die Ritzen das Wasser drang. Verdammt… jetzt war ich auch noch nass, zusätzlich zu meinen anderen Beschwerden.

„Komm hier weiter her.“, meinte Steven irgendwann und winkte mich zu sich heran. Ich sah ihn Stirn runzelnd an. „Hier regnet es nicht durch.“, war seine Begründung er und rückte noch ein Stück zurück, damit ich Platz hatte. Ich folgte seiner Anweisung und setzte mich ins Trockene. Seufzend glitt mein Blick wieder hinaus und ich sah dem Regen beim Fallen zu.

Ich wusste nicht, wie lange es regnete, aber irgendwann, nachdem er es noch kurzzeitig richtig schlimm geworden war, hörte es langsam wieder auf und als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es halb sechs Uhr abends. Langsam begann es auch zu dämmern. Wir hätten nicht in der Herbstzeit nach Frankreich fahren sollen… Jetzt wurde es schon langsam düster. Ich seufzte schwer und warf Steven einen Blick zu. Dieser saß im Schneidersitz neben mir und sah ebenfalls raus, seine Augen gingen ins Leere. Schließlich erhob er sich allerdings und krabbelte aus dem Baumversteck. „Lass uns weiter.“, murmelte er und ich nickte schweigend, folgte ihm.

Eine unangenehme Stille hatte sich zwischen uns ausgebreitet. Man hörte nur unsere Schritte, wie sie durch das Laub raschelten, oder durch Pfützen und Matsch stapften. Hin und wieder fielen Regentropfen auf meinen Kopf, die Bäume waren noch nass und der Wind wehte nach wie vor. Ich seufzte leise und sah hoch zu Steven, blickte kurz wieder nach unten, bevor ich zwei große Schritte machte und neben ihm weiter lief. Warum ich das machte, wusste ich selbst nicht genau. Mein Magen knurrte leise und ich musste ein erneutes Seufzen unterdrücken. Die Luft roch nass und rein, das feuchte Laub sonderte einen Duft ab, der mich irgendwie ein bisschen belebte. Die Kälte vertrieb auch die Müdigkeit und die kleine Pause hatte meinen Füßen gut getan. Ich bemerkte, wie Steven mir einen Seitenblick zuwarf, aber das war auch alles an Reaktion. Der Typ war wirklich ein sehr ruhiger Geselle. Eigentlich war das ganz angenehm. Wenn wir nicht gerade verirrt in einem riesigen, nicht enden wollenden Wald stecken würden.

Ein Rascheln ließ uns gleichzeitig den Kopf heben. „Was war das?“, fragte ich verwundert und auch Steven hob fragend die Brauen. Das Rascheln wurde lauter, es kam von vorne, aus den Gebüschen und zusätzlich zu dem Schütteln der Sträucher kam auch ein merkwürdig an- und abschwellendes Knurren. Nur kein gewöhnliches Knurren… Ich brauchte ein paar Sekunden, bis mir klar wurde, dass das kein Knurren, sondern Grunzgeräusche waren. Grunzgeräusche? Moment mal… Mein Blick glitt zu Steven, der wie gebannt auf das Gebüsch sah. Dann wandte er sein Gesicht zu mir. Ein erneutes Grunzen ließ uns wieder auf das Dickicht starren und mein Herz begann schneller zu schlagen. Der Strauch schüttelte sich heftig und es kam… ein kleines Ferkelchen zum Vorschein. Wie hießen die noch bei Wildschweinen… Frischling. Ein Frischling. Er entdeckte uns und hob die süße Schnauze. Erleichtert entspannte ich mich wieder. „Das blöde Vieh hat mich ganz schön erschrocken.“, lachte ich und sah hoch zu Steven, der sich panisch umblickte. Was denn, hatte der Angst vor so einem Mini-Kotelett? Ich grinste ihn an, aber er beachtete mich gar nicht. „Den Baum hoch…“, murmelte er dann und deutete mit einer Kopfbewegung auf einen dicken Baum, an dem ich eh nie hochgekommen wäre. „Hä?“, kam es nur recht geistlos von mir. Er sah zu mir. „Den Baum hoch, schnell!“. Ich verstand die Panik in seinen Augen nicht, bis es Klick bei mir machte und ich heftig zusammen zuckte. Scheiße! Als würde so ein Vieh alleine rumrennen! Irgendwo musste ja auch der Rest sein! Entsetzt lief ich auf den Baum zu, den er mir gezeigt hatte. Allerdings war ich nicht gerade der Sportlichste und selbst als ich endlich mit viel Gehoppse endlich den niedrigsten Ast erreichte, war ich zu schwach um mich hoch zu ziehen. Steven stand hinter mich. „Warte, hier, Räuberleiter.“, er faltete die Hände zusammen und ich setzte meinen Fuß hinein und drückte mich hoch, bis ich einigermaßen sicher in den untersten Ästen stand und dann anfing höher zu klettern.

Mein Blick glitt zu Steven, der gerade versuchte selbst hoch zu kommen, als das kleine Wildschwein einen spitzen Schrei ausstieß, als seine Mutter durch das Dickicht brach wie eine Dampfwalze und ohne auch nur zu gucken auf Steven zu rannte. Ich stieß einen entsetzten Laut aus, Steven drehte sich um und sah nur noch wie das Muttertier auf ihn zu gestürmt kam. Nur mit einem halben Hechtsprung konnte er aus ihrer Bahn springen und landete gekonnt auf dem... Kopf?! Was war dass denn für ein Sprung?! Steven gab ein Stöhnen von sich und hielt sich den sicher schmerzenden Schädel, während das Wildschwein mit heftigem Schnauben und schäumenden Maul herum drehte und ihn anvisierte. „Steven! Steven, lauf!“, schrie ich entsetzt, als das Tier wieder los brach und der Braunhaarige rappelte sich entsetzt auf und nahm die Beine in die Hand. Das Vieh setzte ihm nach, ich sah ihnen hinterher, wie sie sich immer mehr entfernten, bis Steven mit viel Anlauf den nächst besten, einigermaßen dicken Baum geradezu hochflog und sich an den Stamm krallte. Die Wildschweinmutter rannte einfach stur gegen den Baum, der heftig erzitterte, aber Steven blieb oben. Erleichtert atmete ich die Luft, die ich bis eben angehalten hatte, wieder aus und ließ mich auf den Ast sinken, die Beine baumelten leicht in der Luft. Scheiße…

Das war so ziemlich das Gefährlichste, was ich je auf einer Klassenfahrt erlebt hatte.

Das blöde Vieh von einem Wildschwein lief noch eine Weile schäumend und bedrohlich grunzend zwischen uns her, aber irgendwann schien sie wohl zu merken, dass wir nicht runterkommen würden und ihre Kinder nicht weiter in Gefahr waren. Nach zwei Stunden haute dieses saublöde Vieh auch endlich ab. Inzwischen war es dunkel geworden und durch die Baumkronen konnte man den schwarzen Himmel erkennen. Vereinzelte Sterne leuchteten zu uns runter und sogar die Mondsichel konnte man erkennen. „Ich glaub… wir können wieder runter…“, rief ich nach einer Weile zu Steven rüber. Dieser nickte wohl, ich konnte es nicht erkennen, aber er stieg langsam von seinem Baum und ich tat es ihm gleich. Ich ging in seine Richtung und wir beide blieben schließlich nebeneinander stehen, sahen uns mehr oder weniger an. Durch die Dunkelheit konnte ich ihn nicht mehr so gut erkennen, aber ich glaubte, dass wir uns ungefähr in die Augen sahen. Eine Weile herrschte Schweigen. Dann wandte ich den Blick wieder ab. „Danke… fürs hoch helfen…“, nuschelte ich schließlich. „Mm Mm…“, kam es von Steven zurück und er kratzte sich im Nacken.

Und wieder liefen wir. Doch jetzt deutlich langsamer. Durch die Dunkelheit konnte man kaum noch die Hand vor Augen sehen und anscheinend war Steven entweder nachtblind oder die Brille war sehr stark gewesen, denn er lief fast gegen Bäume, stoppte immer erst kurz davor und machte dann unsicher einen Bogen um sie. Ich ging schweigend neben ihn her und sah mich um. Alles war stockduster und irgendwie unheimlich. Ich fragte mich gerade, ob wir die ganze Nacht durchlaufen würde, als ich die Schemen von etwas entdeckte, was sicher nicht natürlich gewachsen war. „Hey, warte mal...“, meinte ich an Steven gewandt und blieb stehen. Dieser sah verwundert zu mir runter. „Da hinten steht ein Ausguck, glaub ich…“, fügte ich hinzu und deutete in die Richtung. Zwischen den Bäumen stand ein hoher Kasten, nicht besonders groß, aber reinpassen würden wir bestimmt. „Das ist bestimmt sicherer, als auf dem Boden zu pennen.“, fand ich und ging in die Richtung. Steven folgte mir zögerlich.

„Ich finde das geht…“, meinte ich, recht stolz, das hier gefunden zu haben, als wir schließlich in dem Ausguck hockten und uns zusammen drängen mussten. War wirklich ziemlich klein… Aber zumindest trocken und erhöht, damit wir nicht irgendwann mitten im Schlaf von irgendeiner wild gewordenen Wildschweinmutter zertrampelt wurden. „Hm…“, erwiderte Steven, gesprächig wie er nun mal war und lehnte sich gegen einer der Holzwände. Wieder herrschte Schweigen zwischen uns. Allerdings fiel mir auch nichts ein, was ich hätte sagen können, also blieb ich ebenfalls still und rollte mich irgendwann auf die Seite, um ein wenig Schlaf zu finden. Wir waren den ganzen Tag durch diesen verfluchten Wald gelatscht. Mir tat alles weh und ich war froh endlich liegen zu können. Zwar stank es hier drin irgendwie und es war alles andere als gemütlich, aber ich war so erschöpft, dass mich das nicht weiter störte.

Etwas rüttelte an mir, so heftig, dass meine Zähne aufeinander schlugen und ich riss entsetzt die Augen auf. „Hey!“, beschwerte ich mich lautstark und sah genervt zu Steven hoch, der mich aufgeweckt hatte. „Es ist hell und es regnet gerade nicht.“, informierte er mich und ich verdrehte die Augen. „Hrm…“, seufzend erhob ich mich, so gut es in dem Ausguck eben ging. Mein Magen fühlte sich an wie ein großes, schwarzes Loch und ich hielt mir den Bauch. „Hunger?“, fragte Steven mich überflüssigerweise, bevor er in seine Tasche griff und mir einen Müsliriegel hinhielt. Zögerlich griff ich danach. „Danke…“, murmelte ich, während ich ihn auspackte und mir in den Mund steckte. Der Brillenträger selbst wühlte kurz in seinem Rucksack herum, bevor er seine Wasserflasche hervor zog und einen Schluck nahm. Er warf mir einen kurzen Blick zu und hielt die Flasche dann mir hin. Ich schluckte und nahm die Flasche entgegen, um ebenfalls ein bisschen daraus zu trinken. Ich lächelte leicht, als Dank. Das war zwar jetzt nicht gerade das beste Frühstück, was ich mir vorstellen konnte, aber da ich seit gestern Mittag nichts mehr in den Magen bekommen hatte, war ich froh überhaupt was zu Essen zu bekommen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich seufzend, als wir den Ausguck verlassen hatten und jetzt unter ihm herum lümmelten. „Ich glaube es hat wenig Sinn, hier zu warten… Der Ausguck sieht ziemlich… alt aus. Ich denke nicht, dass hier regelmäßig ein Förster oder ein Jäger entlang kommt… Außerdem ist es gerade trocken…“. Ich seufzte schwer und fuhr mir durch das Haar. Es war ganz wuschelig und ungeordnet. „Dann heißt es wohl weiter laufen, hm?“, schlussfolgerte ich und sah nicht gerade begeistert aus. „Sieht wohl so aus…“, entgegnete Steven und auch er wirkte alles andere als erfreut über diese Tatsache. Unsere Blicke trafen sich kurz und ich wusste, dass wir beide genau wussten, wie sinnlos es war, einfach weiter zu laufen. Aber sollten wir sonst tun? Hier warten würde nichts bringen und zurück gehen… ja, wenn wir mal wüssten, wo –zurück- war. Wir hätten Brot mitnehmen und eine Spur legen sollen… Wie bei Hänsel und Gretel. Wer weiß, vielleicht fanden wir ja ein Pfefferkuchenhäuschen… Man, ich wurde langsam echt…

Und wieder war die Devise, einen Schritt vor den Anderen zu tun, einfach immer die Füße heben und in Bewegung bleiben. Wahrscheinlich wären wir verzweifelt, wären wir einfach stehen geblieben. Hätte ich mich jetzt hingesetzt.. ich wäre nicht mehr aufgestanden. Und wäre ich alleine gewesen, wäre ich wohl schon gestern liegen geblieben wie ein kaputtes Auto. Aber Steven ging weiter und ich folgte… Ich wusste gar nicht, was für ein Glück ich eigentlich hatte, dass Steven mit mir mitgekommen war.

Bildete ich mir das nur ein.. oder lichtete sich der Wald?

Seit dem frühen Morgengrauen liefen wir nun schon, es war nass, die Luft angefüllt mit Feuchtigkeit. Es war grau und es sah so aus, als würde es jeden Augenblick wieder anfangen zu schütten. Feiner Nebel umwaberte unsere Fußknöchel und wenn wir uns durch dichtes Gestrüpp kämpften, hinterließen die nassen Blätter ihren Tau auf unserer Kleidung. Die allmorgendliche Kälte ging durch mein Shirt und ich glaubte, dass sie mir bis durch die Knochen ging und mich zu erfrieren versuchte. Und trotz der Kälte fielen die Sonnenstrahlen hier und da durch die Wolken auf den Boden. Sie waren so deutlich und gebündelt, ich hatte das Gefühl, ich könnte die einzelnen, gelben Strahlen berühren und mit den Händen umfassen, als wären lange, leuchtende Seile vom Himmel bis zum Boden gespannt worden. Es war vielleicht sehr kalt… aber auch wunderschön. Einen Moment konnte ich sogar vergessen, in was für einer Situation wir uns eigentlich befanden. Ich betrachtete das glitzernde Farbenspiel, wenn sich die Sonnenstrahlen in den Wassertropfen auf den grünen Blättern brachen und alles wie Kristalle blitzen und blinken ließen. Eigentlich… war es ganz nett hier. Und trotzdem wollte ich hier raus und wenn nötig würde ich mich auch mit einer Axt durchkämpfen. wenn ich denn eine hätte. „Ich glaube, der Wald lichtet sich langsam…“, kam es von Steven. Ich sah verwundert zu ihm hoch. Seit wann sprach der denn ohne Aufforderung? „Hm… hoffentlich finden wir eine Straße.“, war meine Antwort. Ich versuchte meine Freude im Zaun zu halten, denn Steven blieb ganz lässig und ich wollte nicht vor Erleichterung ausflippen, während mein Partner nur gelangweilt dastand. Irgendwie hatte das ja was Cooles an sich…

Und tatsächlich… Es wurde immer leichter sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen, die Bäume wuchsen in größeren Abständen zueinander und schließlich, nach einem Tag und einer Nacht (naja nachts hatten wir ja gepennt…) fanden unsere Füße ebenen Boden, auf dem sie wandeln konnte. Ein Weg! Ein Weg, verdammt nochmal! Jetzt war es mir scheiß egal, ob ich uncool aussah, aber ich freute mich einfach zu sehr, um es nicht zeigen zu können. Meine Schritte beschleunigten sich, um möglichst schnell auf diesem Pfad zu gelangen und am liebsten wäre ich auf die Knie gefallen und hätte den Boden geknutscht. „Endlich…“, seufzte auch Steven erleichtert, während ich einen kleinen Freudentanz aufführte und auf dem Weg rumhoppste, wie ein Behinderter. Dieser verdammte Weg würde uns rausführen aus diesem Höllenwald! Egal wie hübsch ich ihn den anderen Moment noch gefunden hatte! Endlich, endlich raus hier! Wo ein Weg war, war auch irgendwo Jemand, der diesen gemacht hatte und nutzte und dieser Jemand hatte sicher ein Telefon und dann könnten wir Jemanden anrufen und nach Hause kommen! Mir war es inzwischen egal, dass wir wahrscheinlich bis an unser Lebensende nachsitzen würden müssen und meine Eltern mir zusätzlich noch Hausarrest verpassen würden, bis ich dreißig war. Das war mir sowas von scheiß egal!

Steven und ich hatten unser Tempo merklich angezogen und wir liefen nun fast im Laufschritt den Pfad entlang, der sich durch das immer lichter werdende Dickicht schlängelte. Der Pfad wandelte sich langsam aber sicher zum Schotterweg und schließlich zu einer richtigen Straße, die Platz genug für ein Auto hatte. Auch wenn es sicherlich nicht gut für die Achsen wäre, hier lang zu fahren, denn überall waren Schlaglöcher und Risse im Asphalt. Wenn es denn Asphalt war. Es war irgendwie eher sowas wie ein Steingemisch... Ach kannte ich mich etwa mit den verschiedenen Arten von Straßen aus? Egal! Straße war Straße!

Ich grinste zu Steven hoch. „Na endlich raus aus dem Unkraut! Wetten wir kommen bald zu irgend ‘nem Dorf? Dann können wir beim Campingplatz anrufen, damit die uns abholen!“. Begeistert klatschte ich mir in die Hände und hatte kurzzeitig sogar den Drang einmal um Steven rum zu tanzen und ihn zu umarmen, einfach, um ihn auch mal strahlen zu sehen, zu sehen, dass auch er sich freute… oder zu gucken, ob der Kerl überhaupt dazu in der Lage war sowas wie Freude zu empfinden. Aber ich bekam nur einen kurzen Blick über seine Brillengläser hinweg geschenkt und das war’s. Langweiler… Nicht mal eine Antwort erhielt ich! Das könnte mich ja schon wieder ärgern…

Wir folgten der merkwürdigen Straße geraume Zeit, bis das Gelände langsam anfing sich an zu heben. Ging es jetzt wieder einen Berg rauf? Der Anstieg wurde nicht gerade leichter durch die Höhe und als die Straße eine Kurve beschrieb und wir um diese herum waren, baute sich vor uns ein Gebäude auf. Aber kein Block- oder Pfefferkuchenhäuschen. „Was ist… Das denn?“, fragte ich langsam und mein Blick glitt an der riesigen Mauer entlang, die das alte Gemäuer umrahmte, dass hier, inmitten des Waldes stand. „Ein…“, begann Steven verwirrt, „Schloss?“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Khaosprinzessin
2011-01-06T13:35:06+00:00 06.01.2011 14:35
Ein Schloss? Mitten im Wald? DAS hört sich ja mal verflucht spannend an!*hibbelig bin*
Das mit der Bache und dem Frischling war sehr cool^^ und sowas von realistisch! Nem Kumpel hat son Mistvieh das komplette Auto zerbeult! Die sind echt böööööööööööööse!!! O.O
Das mit dem Lebkuchenhaus war eine sehr sehr lustige Vorstellung^^ hab mir die beiden schon so richtig dabei vorstellen können, wie sie die Verzierungen anknabbern^^
Freu mich aufs nächste Kapitel

See ya in hell, beast


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