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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Die Offensive beginnt

"Ich werde darüber nicht diskutieren!" teile ich dem Weißhaarigen entschieden mit. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und sieht mich herausfordernd an. Ich wusste, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn ich ihn gemeinsam mit Wheeler losschicke, aber das kümmert mich nicht weiter. Die Idee ist mehr als gut und Joey hat Recht. So habe ich den Dieb einigermaßen unter Kontrolle.
 

"Roland hat bereits alles notwendige veranlasst. Euer Flieger geht in zwei Stunden und entweder tust du was ich sage oder..." Ich beende den Satz nicht, aber ich gehe davon aus, dass Bakura mich auch so versteht. Einen Augenblick scheint er zu überlegen. Sein Blick wandert kurz abschätzend zu Wheeler, der vollkommen ruhig neben mir steht und ich sehe wie es in Bakura´s Augen aufleuchtet. Dann wendet er sich wieder mir zu, doch es ist Alister, der als Nächster das Wort ergreift.
 

"Im Grunde ist doch nur wichtig, dass wir Mokuba und Marik befreien und herausfinden was gespielt wird." bemerkt der Rothaarige diplomatisch und wirft Bakura einen besänftigenden Blick zu. Der Dieb verzieht verächtlich den Mund, entgegnet jedoch nichts. Einen Moment behält er noch seine feindselige Haltung, dann zuckt er mit den Schultern. "Ok, aber ich sag´s dir gleich, wenn du mir ins Handwerk fuschen solltest, Wheeler..."
 

Joey fällt ihm sofort ins Wort. "Cool down, Bakura. Du bist der Leiter der Mission und wie du die Informationen aus Siegfried rauskitzelst ist mir herzlichst egal." meint der Blondschopf gelassen und ich nicke. So haben Wheeler und ich die Sache im Vorfeld abgesprochen. Der Dieb wird die Mission anführen. Er weiß auch am Besten, wie man in einer solchen Situation vorgeht, immerhin werden die Drei nicht einfach in Siegfried´s Residenz hineinspazieren können. Wheeler wird als stiller Beobachter fungieren und ich überlasse es vollkommen Bakura´s Ermessen Siegfried zu verhören. Wheeler war einen Moment irritiert als ich ihm diesen Gedankengang unterbreitet habe, aber er verstand schnell, warum ich mich für diese Strategie entschieden habe. Bakura ist kein Typ, der unter einem anderen arbeitet. Solange der Dieb das Gefühl hat, Herr der Lage zu sein, wird das sein Ego beruhigen. Alles andere hätte nur zu unnötigen Konflikten geführt.
 

"Und du gehst davon aus, dass dein Bruder eher in Ägypten ist?" will Alister wissen. Ich nicke. "Augenblicklich ja." gebe ich zu. Der Rothaarige nickt. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und wende mich dann an Roland. "Haben sie alle Vorkehrungen getroffen?" frage ich und mein Assistent nickt. "Ja, Sir." erwidert er. "Ich habe auch bereits die Ishtar´s von unserem Kommen in Kenntnis gesetzt."
 

Ich nicke. "Gut. Dann wäre alles geklärt." befinde ich und auch wenn die Atmosphäre im Raum alles andere als friedlich ist, sagt keiner etwas. Ich weiß, dass Joey nicht unbedingt scharf darauf ist, Zeit mit Bakura zu verbringen und dass der Dieb auch nicht gerade ein Freund des Hündchens ist, ist mir ebenso bewusst. Aber ich vertraue in der Hinsicht auf Wheeler. Sein Vater hatte Recht. Ich vertraue ihm tatsächlich. Jedenfalls weitaus mehr als Bakura, was dem Weißhaarigen jetzt natürlich bewusst ist.
 

"Wir werden in etwa einer halben Stunde alle aufbrechen. Mein Flieger geht fast zeitgleich mit eurem." erkläre ich weiter und Joey nickt. "Ich habe Raphael Bescheid gegeben, er wird uns am Flughafen abholen." mischt sich Alister ein und ich nicke dem Rothaarigen zu. Der Kleine mag ein unauffälliger Typ sein, aber zumindest weiß er wie man pragmatisch vorgeht und vielleicht ist es auch von Nutzen ihn als neutralen Punkt an der Seite von Wheeler und Bakura zu wissen.
 

Bakura wirft mir einen kurzen Blick zu. "Bei Siegfried habe ich also freie Hand?" hakt er mit einem süffisanten Grinsen nach. Ich zucke mit den Schultern. "Tu wie dir beliebt, aber besorg mir die Informationen, die ich will." erkläre ich ungerührt und die Laune des Diebes scheint sich wieder etwas zu verbessern.
 

Als wir uns eine halbe Stunde später gemeinsam auf den Weg zum Flughafen machen, scheint er sogar wieder relativ vergnügt. Mir entgeht zwar keineswegs, dass er sowohl mir aus auch Wheeler ab und an forschende Seitenblicke zu wirft und ich kann mir denken, was in seinem Kopf vorgeht, doch ich ignoriere seine fragenden Blicke geflissentlich. Soll er ruhig denken was er will. Es kümmert mich nicht und was zwischen Wheeler und mir ist geht ihn nichts an.
 

Am Flughafen kümmern sich Roland und Alister um die Tickets und ich nehme mir Wheeler kurz zur Seite. Bakura bleibt betont desinteressiert etwas abseits stehen, doch ich behalte ihn weiterhin im Auge.
 

"Ich bin nicht sicher was euch erwartet." erkläre ich Joey ruhig. "Siegfried ist nicht dumm. Er wird seine Rolle bei dieser Angelegenheit nicht so einfach Preis geben." Joey nickt. "Bakura wird schon wissen was zu tun ist." fahre ich fort. "Pass auf, dass er keine unnötigen Risiken eingeht. Ich denke, auf Alister wirst du dich mehr oder weniger verlassen können, auch wenn er Bakura gegenüber loyal ist."
 

Wheeler nickt erneut. "Keine Sorge, ich bin im Bilde." erwidert er und lächelt mich an. "Pass du lieber auf, dass du nicht auch noch verschwindest." Er zwinkert mir kurz zu und ich muss unwillkürlich wieder an heute Morgen denken als ich neben dem Hündchen wach geworden bin. Noch immer erscheint es mir surreal. Wheeler und ich.
 

Das ausgerechnet er die erste Person sein würde, mit der ich je eine ganze Nacht verbringen würde...
 

Bei keinem anderen Menschen habe ich dergleichen je geduldet. Gleichgültig mit wem ich mich vergnügt habe, ich tat es nie zuhause. Allerdings hatte ich auch noch nie das Bedürfnis neben jemandem einzuschlafen und wieder aufzuwachen. Aber bei ihm... Obgleich mein Angebot gestern Abend mich selbst vielleicht noch mehr überrascht hat als ihn, erschien es mir richtig und auch wenn es mir nach wie vor befremdlich erscheint, dass ausgerechnet dieser blonde Chaot mir mehr bedeutet als jeder andere Mensch neben Mokuba, habe ich tief in meinem Innern das Gefühl, dass es seine Richtigkeit hat, fast als müsse es genauso sein. Gleichgültig wie sehr ich darüber nachdenke oder welche Mühe ich mir gebe, diesen Umstand zu begreifen, ich komme zu keinem logischen Schluss. Vermutlich gibt es auch keinerlei Logik bei dieser Sache.
 

Doch zwischen dem Hündchen und mir war nie etwas logisch.
 

Ich betrachte ihn einen Moment nachdenklich und seine warmen, braunen Augen leuchten mich liebevoll an. Ein Blick, den ich nur von Mokuba kenne. Niemand sonst hat mich je auf diese Weise angesehen und ich spüre, wie sich wieder diese Wärme in mir ausbreitet. Wie immer steht ich diesem Gefühl unsicher und irritiert gegenüber. Ich kenne es nicht. Bislang vermochte lediglich Mokuba dergleichen in mir auszulösen und doch verhält es sich auch bei ihm anderes. Die Gefühle ähneln einander, aber sie sind nicht gleich.
 

"Mach dir keine Sorgen, Hündchen." sage ich leise und werde mir schlagartig bewusst, dass ich inzwischen tatsächlich anders mit ihm rede. Meine Stimme klingt anders. Er grinst. "Dito, Eisklötzchen." Ich verdrehe leicht die Augen. "Kein Diminutiv, wenn ich bitten darf!" entgegne ich und er lacht. Ich bin sicher, dass er auch in Zukunft nicht davon absehen wird.
 

Für einen kurzen Augenblick sehen wir uns schweigend an. Dann tritt Roland zu uns. "Sir, wir sollten langsam zu unserem Gate gehen." erklärt mir mein Assistent und ich nicke. Alister reicht Wheeler eines der Tickets. Ich werfe Bakura noch einen letzten vielsagenden Blick zu, den er zweifelsohne versteht und nickt auch Wheeler ein letztes Mal zu. Dann wende ich mich um und schreite mit Roland in Richtung Sicherheitskontrolle.
 

Roland erläutert mir kurz und präzise, dass Odion Ishtar uns am Flughafen abholen wird und bis dahin von weiteren Unternehmungen in Bezug auf Marik und Mokuba absieht, wie ich es gewünscht habe.
 

Während des Fluges schaffe ich es tatsächlich ein wenig zu schlafen. Als ich wieder zu mir komme, bemerke ich, dass auch mein Assistent eingenickt ist und betrachte für einen Moment lächelnd die entspannten Züge und die dunkle Sonnenbrille hinter der Roland gewohnheitsgemäß seine Augen verbirgt. Dann wende ich mich meinem Laptop zu und informiere mich eher beiläufig und ohne wirkliches Interesse über Ägypten. Meine Gedanken wandern derweil zurück zu den Erlebnissen vor ein paar Jahren als ich zum ersten Mal auf Ishizu Ishtar traf und ihr verrückter Bruder mein Tunier mehr oder weniger zu einer Farce machte. Mit einmal Mal erscheint mir das alles unendlich lange her und doch seltsam präsent. Ich erinnere mich an das Duell gegen Muto, das eigentlich der krönende Abschluss meines Tuniers darstellen sollte und nur eine weitere Niederlage gegen den Zwerg markierte. Schlagartig sehe ich den Zwerg mit den riesigen Kulleraugen vor mir, höre fast schon wieder seine Stimme, die unablässig auf mich einredet und seufze.
 

Erneut beschleicht mich der Gedanke, dass dieser Wicht mit der einen oder anderen Äußerung über mich gar nicht so Unrecht hatte. Vielleicht hätten sich die Dinge tatsächlich anders entwickelt, wenn ich das schon eher begriffen hätte. Ich weiß es nicht. Es ist auch müßig darüber nachzudenken. Wheeler hat Recht. Es ist nie zu spät, die Perspektiven zu ändern und augenblicklich sehe ich mich mehr oder weniger dazu gezwungen sie zu ändern.
 

Abgesehen von der Tatsache, dass ich meine Meinung über den Köter revidieren musste, sehe ich mich auch mehr und mehr veranlasst, meine gesamte Haltung dem Kindergarten gegenüber zu überdenken. Ohne jedes Zögern hat Muto mir seine Hilfe gewährt. Er hat nicht einmal eine Gegenleistung gefordert und sprach mit mir, wie mit einem alten Freund. Und Roland meinte, dass auch Gardner nur zu gerne helfen würde. Ich schätze, selbst dieser Taylor wäre dazu bereit. Die Ishtar´s haben mir ihre Hilfe bereits bewiesen. Sogar Bakura... auch wenn er seine eigenen Interessen verfolgt. Keiner von ihnen hatte einen wirklichen Grund, mir zu helfen. Ja, es wäre für jeden Außenstehenden vermutlich sogar verständlich, wenn sie sich an meinem Unglück geweidet hätten, aber nichts davon.
 

Gleichgültig wie kaltschnäuzig mich ihnen in der Vergangenheit gegenüber verhalten habe, in dem Moment als ich sie brauchte, auch wenn ich das nie offen zugeben würde, waren sie alle bereit mir zur Seite zu stehen.
 

Anfangs dachte ich, dass sie es lediglich wegen Mokuba tun. Im waren sie immer alle wohl gesonnen. Aber allmählich begreife ich, dass sie mich tatsächlich stets als einen von ihnen angesehen haben, ob ich nun wollte oder nicht.
 

Mir ist seltsam zumute während ich darüber nachdenke. "Sir? Alles in Ordnung?" höre ich Roland fragen. Ich werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu und mir fällt auf, dass er mich aufmerksam betrachtet. Ich nicke leicht. "Ich denke gerade über mein bisheriges Leben nach." entgegne ich und lache kurz trocken auf. "Es scheint als wäre ich in vielerlei Hinsicht mit Scheuklappen durch die Welt gelaufen." Roland nickt leicht, sagt jedoch nichts. "Ich werde einiges ändern, Roland, wenn diese Angelegenheit erledigt ist." verkünde ich ernst und habe einen Moment das Gefühl, dass sich seine Züge aufhellen.
 

Als der Flieger endlich zur Landung ansetzt, habe ich das Gefühl, dass mein Körper fast abgestorben ist. Meine Beine sind schwer und es braucht mich einiges an Kraft aufzustehen. Roland scheint es ähnlich zu gehen. Das Auschecken erlebe ich wie ein Außenstehender. Automatisch folgen Roland und ich der Herde aus dem Flieger und steigen in den kleinen Bus, der uns zum Terminal bringt. Da wir kein weiteres Gepäck bei uns führen, wenden wir uns gleich dem Ausgang zu und halten Aussicht nach Odion Ishtar. Natürlich herrscht ein unruhiges Gewimmel am Flughaften, man könnte fast meinen man befände sich auf einem Basar. Die nüchterne Funktionalität des New Yorker Airports fehlt ihr fast gänzlich.
 

"Seto Kaiba." höre ich schließlich eine doch recht vertraute Stimme sagen und wende mich schlagartig um. Vor mir steht Ishizu Ishtar und sieht mich mich ernst an. Ich nicke ihr leicht zu. "Ich hatte mit Odion gerechnet." erkläre ich und sie lächelt leicht. "Odion observiert das Anwesen der Schröders. Wir hielten es für besser, eventuelle Aktivitäten im Augen zu behalten." erwidert die junge Frau und ich nicke. "Folgen sie mir bitte." fordert sie uns dann auch ohne weitere Umschweife auf und wendet uns auch schon den Rücken zu. Wir folgen der anmutig schreitenden jungen Frau ins Freie und sie deutet zu einem kleinen Landrover. Wortlos begeben wir uns zum Wagen und erst nachdem sie den Motor gestartet hat, beginnt sie ein Gespräch.
 

"Die Entführung ihres Bruders tut mir sehr leid. Wir waren alle betroffen als Yugi uns davon erzählt hat." meint sie ohne mich anzusehen. Ich erwidere nichts, verspüre allerdings wieder dieses befremdliche Gefühl. "Odion geht davon aus, dass sowohl Marik als auch Mokuba in besagtem Haus festgehalten werden. Einer der Bettler meinte, dass bislang niemand außer einem Dienstboten das Anwesen verlassen habe." erzählt sie mit dieser seltsam melodischen Stimme, die mir nach wie vor suspekt ist. "Gibt es einen Grund anzunehmen, dass Mokuba dort ist?" will ich wissen. Sie nickt. "Der Bettler meint, er habe gesehen wie ein Kind ins Haus gebracht wurde. DIe Beschreibung trifft auf Mokuba zu." antwortet sie und mein Herz macht einen Sprung.
 

Wenn Mokuba tatsächlich in diesem Haus ist... Ich werfe Roland einen raschen Blick zu. Mein Assistent nickt zustimmend. "Wissen sie schon wie sie vorgehen wollen?" fragt Ishizu. Ich zögere kurz. "Es wird das Beste sein, wenn wir erst bei Dunkelheit zuschlagen." erwidere ich und sie nickt. "Was ist mit den Sicherheitsvorkehrungen?" frage ich weiter.
 

"Sofern Odion es beurteilen kann, verfügt das Haus über eine hochtechnische Alarmanlage. Zudem patrollieren abwechselnd zwei Männer um das Haus. Wie es im Innern aussieht, lässt sich schwer sagen. Bislang ist uns leider nicht gelungen festzustellen, wieviele Personen sich im Haus aufhalten. Allerdings verfügen wir auch nicht über das technische Gerät." erklärt Ishizu weiter und ich nicke. "In der Nähe des Anwesens hat ein Freund der Familie einen Laden, von wo aus sie operieren können."
 

Ich rekapituliere in Gedanken die Situation. Mittels meines Handys müsste es ähnlich wie bei Pegasus Hotelzimmer möglich sein, festzustellen wieviele Personen sich im Haus auf halten. Das Sicherheitssytem dürfte kein wirkliches Problem darstellen. Die Wachen... Ich gehe davon aus, dass sie bewaffnet sind. Mit Sicherheit wird es auch im Innern Wachen geben. Auch wenn ich Schusswaffen nicht wirklich mag, wird es sich nicht vermeiden lassen, welche zu mitzunehmen. Wir sind zwar zu Dritt und Odion ist auch ein kräftiger Kerl, der sich sicher ähnlich wie Roland und ich zu verteidigen weiß, aber wenn jemand mit einer Waffe auf uns losgeht... Nein, hierfür bedarf es weiterer Vorbereitung.
 

Fast als habe die Frau meine Gedanken gelesen meint sie nach kurzem Schweigen: "Der Ladenbesitzer wird ihnen ein paar Waffen zur Verfügung stellen. Allerdings handelt es sich dabei sicher nicht um aktuelles Gerät, aber für diesen Einsatz müsste es reichen."
 

Ich werfe ihr einen anerkennenden Blick zu. "Wie sieht es mit einem Bauplan des Hauses aus?" frage ich und sie wirft mir einen kurzen Seitenblick zu und ich verstehe. Einen richtigen Bauplan wird es nicht geben. Die ägyptischen Behörden sind in der Hinsicht etwas lockerer als es in anderen Ländern der Fall ist. Gut, das erschwert das Vorhaben nur unwesentlich.
 

Völlig in meine Überlegungen versunken, registiere ich erst, dass wir das Ziel erreicht haben als Ishizu den Motor abschaltet. Sie deutet auf eines der kleinen Reihenhäuser. "Das ist der Laden." erklärt sie und steigt aus. Ich tue es ihr gleich und Roland folgt uns mit dem Gepäck. "Ich werde einen der Jungen zu Odion schicken." meint Ishizu und wendet sich auch schon an einen verlumpten kleinen Jungen, der mit zwei anderen auf der Straße spielt. Schnell erteilt sie ihm ihre Anweisung und der Kleine läuft auch schon los während seine Freunde Roland und mich interessiert beäugen. Sie sind etwas jünger als Mokuba und unwillkürlich sehe ich meinen kleinen Bruder wieder vor mir. Ich verspüre einen leichten Stich und erneut beschleicht mich die Hoffnung, dass ich meinen Bruder heute wieder in die Arme nehmen kann.
 

Ishizu bedeutet uns einzutreten und wir folgen ihr in das kleine Haus. Ein älterer Mann sitzt auf einigen Kissen auf dem Boden und sieht uns neugierig an. Ishizu wechselt ein paar Worte mit ihm, dann lächelt er und nickt uns zu. In seiner Landessprache fordert er uns auf, Platz zu nehmen und ich bedanke mich in seiner Sprache. "Möchten sie Tee?" fragt Ishizu und ich nicke. Sofort macht sie sich ans Werk. Roland steht einen Moment unschlüssig da. Ich lasse mich im Schneidersitz auf einem der Kissen nieder und mein Assistent bezieht Posten an der Wand. Ich schmunzele leicht. Im nächsten Augenblick ist die junge Frau auch schon wieder bei uns und stellt ein Tablett mit Teegläsern und einer großen Kanne vor uns ab. Sie schenkt jedem ein Glas ein und lässt sich dann ebenfalls auf die Kissen sinken.
 

"Odion wird gleich da sein. Solang wird einer der Bettler die Wache übernehmen." sagt sie und ich nicke. Ihre nächsten Worte überraschen mich etwas. Sie lächelt mich auf die ihr eigene, merkwürdige Weise an und meint: "Es ist schön, sie wiederzusehen, Seto Kaiba." Für einen Augenblick glaube ich leichte Röte auf ihren Wangen ausmachen zu können, verwerfe den Gedanken jedoch schnell wieder. "Ich hoffe, ihrem Bruder ist nichts passiert." erwidere ich. "Ich danke Ihnen und ihrer Familie für ihre Hilfe."
 

Für den Bruchteil einer Sekunde schenkt sie mir einen undefinierbaren Blick und ich schätze, sie ist ein klein wenig erstaunt über die ungewohnt freundlichen Worte, die aus meinem Mund kommen. Sie lässt es sich jedoch nicht anmerken und geht auch nicht weiter darauf ein. "Yugi hat uns von ihren Schwierigkeiten erzählt." meint sie und ich nicke. "Wir hatten zwar mitbekommen, dass sie ihre Firma verkauft haben, aber die Hintergründe dafür waren uns unbekannt. Ich teile allerdings Yugi´s Meinung. Ich glaube nicht, dass sie in der Lage wären ihren Bruder zu verletzen."
 

Kurz irritieren mich ihre sachlichen Worte und auch dieses neue Gefühl steigt wieder in mir auf. Ich erwidere nichts und nippe an meinem Tee.
 

Es dauert tatsächlich nicht lange bis Odion Ishtar erscheint. Er betritt fast lautlos das Haus und verbeugt sich leicht. Als ich mich erheben will, winkt der Ägypter ab und lässt sich neben mir nieder. "Keiner außer dem Küchenjungen hat das Haus verlassen seit Marik verschwunden ist." kommt er gleich zum Punkt. "Ich konnte nicht ausmachen wieviele Personen tatsächlich im Haus sind. Zwei Wachen sind jedenfalls permanent vor der Tür. Sie werden gegen Abend von zwei anderen abgelöst."
 

Ich nicke. "Wann genau?" Odion braucht nicht lange zu überlegen. "Gegen 20 Uhr." erwidert er. Ich nicke erneut und der Plan in meinem Kopf nimmt langsam Form an. "Ich werde mich wohl in das Sicherheitssystem einhaken müssen." erkläre ich meine Überlegungen laut. "Dafür brauche ich allerdings etwas Zeit. Wie nah komme ich unbemerkt an das Haus heran?"
 

"Ein paar Bettler lehnen an der Mauer, die das Grundstück umgibt. Keiner verscheucht sie. Es sei denn, die Tore werden geöffnet. Dann jagen die Wachen sie davon. Ansonsten beachtet man sie nicht weiter. So hat es Achmed mir erzählt." erklärt Odion und ich lächele den Ägypter an. "Dann muss ich wohl zum Bettler werden." entgegne ich und Roland hüstelt leicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  yami_jekyll
2017-04-26T09:41:15+00:00 26.04.2017 11:41
Ich habe diese FF vor einigen Jahren schon mal gelesen, und muss sagen, dass sie richtig gut gelungen ist.

Und irgendwie süß, dass Ishizu immer noch in Seto verknallt ist ^^
Von:  jyorie
2013-01-17T16:11:22+00:00 17.01.2013 17:11
Hi^^

Bakura Glauben zu lassen, das er die Mission leitet ist wohl das einzige, womit er zu überzeugen ist mit Joey zu arbeiten ;)

Mir gefällt es, wie seto mit den Ishtars zusammen arbeitet, ich hoffe sie können mokuba und Malik befreien :)

Liebe Grüße Jyorie

Von:  tenshi_90
2011-01-20T15:16:10+00:00 20.01.2011 16:16
ich kann mir seto gar net als bettler vorstellen ;) bin ma gespannt, wie das wird... auch die sache mit bakura und joey macht mich richtig neugierig ^^

freu mich scho auf das nächste kapitel ^^

lg
Von:  Currywurstbrot
2011-01-20T14:11:43+00:00 20.01.2011 15:11
Seto als Bettler
ich freu mich schon xD
wieder ein tolles kapi
lg =)


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