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MEME

von

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Bernd entdeckt, dass er in Andrew verliebt ist. Was macht er, um Andrews Gunst zu gewinnen?

Oh Gott, da war der Bu schon wieder. Weiß wie der Schnee und mit kalten Augen sah er wachsam in sein Torwächterhäusle hinein. Diese blauen Augen allein waren Sünde wert. Bernds alterndes Herz klopfte aufgeregt, wenn er daran dachte, wie er das Eis in ihnen schmelzen wollte.

Eine schlanke Hand klopfe an die Panzerglasscheibe und riss ihn aus seinen Tagträumen. Wie jeden Dienstag wollte er bestimmt wieder durchgelassen werden. Und wie jeden Dienstag würde Bernd versuchen, diese weiße Erhabenheit so lange wie möglich aufzuhalten. Diesmal hatte er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

„Grüß Gott. Leider müssen Sie sich noch eine Weile gedulden, wir haben gerade Probleme mit der Polizei“, sprach er in lupenreinem Hochdeutsch in das Mikrofon, das so gestelzt klang, dass sich so mancher Student schon vor Lachen gekringelt und die Nacht außerhalb des Hochschulgeländes verbracht hatte.

„Wollen Sie“, setzte er viel zu leise an und erkannte an dem Ansatz eines Stirnrunzelns, dass seine Worte undeutlich übertragen wurde. „Wollen Sie so lange auf einen Kaffee reinkommen? Hier ist es warm und sicher.“

Guter Gott, er hatte es wirklich über die Lippen gebracht! Er konnte sehen, wie die Neuigkeit dem anderen nicht behagte und er wohl abwog, wie sicher es in dem Häusle war. Aber Bernd saß nunmal im selben Boot wie die anderen Angestellten der Hochschule. Außerdem konnte er der Vater des schönen Mannes sein, der – der schließlich zustimmend nickte. Innerlich strahlte Bernd wie damals mit 14, als er seinen ersten Kuss von einem Mädchen erhalten hatte.

Ihm erschien es wie ein Geschenk Gottes, dass er in seinem fortgeschrittenen Alter noch einmal so stark Liebe empfinden durfte wie damals in seiner Jugend. Da trat der dünne Mann schon durch seine Tür und sah sich prüfend im Raum um. Mit vor Freude glänzenden Augen beobachtete Bernd ihn. Wahrscheinlich hatte sich der mürrische Ausdruck so tief in seine Gesichtszüge eingegraben, dass man diese minimale Veränderung seiner Mimik nicht bemerkte. Aber für ihn fühlte es sich an, als strahlte er von einem Ohr zum anderen.

Und schließlich saß er da. In dem Ersatzstuhl, den Bernd im Abstellraum bewahrt hatte, und hielt eine Tasse heißen Kaffee in seiner rechten. Obwohl er den jungen Mann auf die hohe Temperatur hingewiesen hatte, hielt er den Becher, als fühlte er nichts. Oh, diese Jugend. Wie gerne wollte er die schlanken Finger berühren. Der durchdringende Blick, mit dem ihn der andere ansah, sprach Bände.

Und wie er zuhören konnte! Bernd sprach über so vieles, über seine Heimat, über seine Familie (er erwähnte seine Frau und Kinder natürlich nicht), über seine Jugend, über seinen Beruf und über seine Träume – Letzteres eine Thematik, über die er nicht einmal mit seinem Hausdrachen sprach. Dabei hörte ihm der andere – Mister Whistler, wie er erfahren hatte – aufmerksam zu und gab ab und an einen klugen Kommentar ab. Es war wirklich angenehm, sich mit diesem Mann zu unterhalten. Wie er in seinem jungen Alter schon so schlohweiße Haare bekommen hatte? Jedoch war das eine zu persönliche Frage, die er nicht zu stellen wagte.

Schließlich saßen sie in trauter Zweisamkeit in dem Häusle, beobachteten schweigend das Schneetreiben vor der Fensterscheibe und Bernd fühlte sich so glücklich wie seit vielen Monaten nicht mehr.

Doch wie jeder schöne Moment musste auch dieser vergehen und schweren Herzens ließ er den armen Kerl weiterziehen. Das nächste Mal würde er ihn auf ein Bier nach Feierabend einladen. Ganz bestimmt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-01-03T14:58:19+00:00 03.01.2011 15:58
Awwww, awwwwww, aaaaaaaaaaaaaaaaahahahahaaaawww.
Und damit du nicht den sinnlosesten Kommentar abkriegst, den ich je geschrieben habe, muss ich das wohl noch ausführen, obwohl ich nun wirklich kaum mehr dazu sagen kann. IST DAS SÜSS. Einerseits toll, dass du auch wirklich beschrieben hast, was in der Aufgabe stand, so fernliegend es auch sein mochte. Also dass der Alte wirklich verliebt ist und sich nicht irgendwie als Figur gegen diese Idee wehrt. Er steckt sozusagen plötzlich perfekt in diesem nicht naheliegenden Zustand, und auch wenn ich nicht kenne, hab ich das Gefühl, du bist dabei in-charakter geblieben, denn es klingt so, wie ich mir vorstellen könnte, dass so ein alter Herr denkt. Das Glück der Liebe noch mal empfinden und so, in seinem Alter, etc.

Und dann ist es ja SO niedlich, dass du als Autorin gnädig warst und ihn hast glücklich sein lassen, dass die Geschichte für ihn gut läuft, mit diesem einen Moment, den er da bekommt. Ich hätte da ja sonst was erwartet, aber du hast Andrew ja sogar auf eine gewisse Weise nett sein lassen, wenn er ihn auch bezüglich des Namens angelogen hat, so hat er zumindest mit ihm einen Kaffee getrunken und ab und zu was gesagt. Wie sich der Alte darüber freut, awwwwww, obwohl es ja gar nichts zu bedeutet hat und das normalste Verhalten ist, ahhhhahaaawww. Und was für einen niedlichen Dialekt er spricht. Häusle.


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