Zum Inhalt der Seite

Lost wihout you

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufbruch

Da es immer noch mitten in der Nacht war, beschloss der Pharao, dass die ganze Sache erst am nächsten Morgen besprechen werden sollte. Anders ging es ja nicht. Außerdem hatte Atemu weitaus wenig Interesse daran, die gesamten Begebenheiten bei den Arrestzimmern zu besprechen. Es schien ihm, als wäre es sonst zwischen Tür und Angel passiert. Lieber nicht.

Von Isis wurde Kisara auf ihr altes Zimmer gebracht und legte sich sogleich auf das Bett. Wenigstens hatten sie die ganze Sache aufgeklärt, zwar auf den Kosten von Seth, aber aufgeklärt war aufgeklärt.

Und trotzdem konnte die Weißhaarige nicht schlafen. Immer wieder gingen ihr viele verschiedene Gedanken durch den Kopf. Zuerst die Kühle von Seth, wo er ihr zu verstehen gab, sie für schuldig zu halten. Dann aber der Fluchtversuch als er mitten in der Nacht in ihrer Zelle erschien. Der anschließende Kuss. Die Tatsache wie sehr er sie beschützen wollte vor den Wachen und selbst vor dem Pharao. Und dann natürlich noch die Sache mit der Verwandtschaft zum Hohepriester Akunadin. Erst jetzt realisierte die Weißhaarige was es hieß der Sohn von Akunadin zu sein. Nicht nur, dass Seths Vater ein Hohepriester war, er war auch noch der Onkel des Pharaos, was auch dazu führte, dass Seth sein Cousin war.

Sie waren verwandt. Der Pharao Ägyptens und der Mann der ihr so viel bedeutete. So wie Kisara den Palast bisher kannte, wusste sie, dass es schon sehr bald publik werden würde. Seufzend blieb die Weißhaarige auf dem Bett liegen. Sie schloss die Augen und versuchte zu vergessen.
 

Genau wie Kisara lag auch Seth diese Nacht wach. Für ihn war die ganze Sache noch viel schwerer, immerhin war er direkt involviert. Warum musste er ausgerechnet so seinen Vater ‚kennen lernen‘? Das war doch einfach nur viel zu pikant. Und dazu musste er auch noch erfahren, welche Schandtaten Akunadin tat, nur um an die Macht zu kommen bzw. ihn selbst an die Macht zu bringen. Hätte er doch nur selber mit ihm darüber gesprochen. Es hätte alles leichter gemacht. Seth hätte seinem Vater sofort klar gemacht, dass er nicht die Position des Pharaos haben wollte. Wahrscheinlich hätte es nicht so viel besser gemacht, aber wenigstens wären die Fronten sofort geklärt.

Seth war sich sicher, es wäre alles einfacher. Und jetzt hatte er den Schlamassel. Akunadin war durchgedreht und versuchte mehrere Mordanschläge. Nun ja, eigentlich war nur einer bekannt, aber dem Priester wurde bewusst, dass wahrscheinlich nicht nur einer auf Akunadins Kosten ging.
 

Direkt am nächsten Morgen trat Seth in den Thronsaal von Atemu.

„Guten Morgen. Ihr wolltet mich sehen“, fing der Priester an.

Atemu nickte. „Morgen“, sprach er. „Gut, dass du so schnell hier her gekommen bist“, fügte der Pharao hinzu. „Wir sollten uns nun über das Unterhalten, was in der Nacht passiert war.“

Seth nickte. Genau das wollte er auch.

„Was passiert ist, tut mir wirklich leid“, fing er an. „Ich kann leider nicht ungeschehen machen, was passiert ist, auch wenn ich es mir wünschte.“

„Ihr hättet nichts tun können“, warf Seth ein.

„Ich hätte mit Akunadin darüber reden können. Vielleicht wäre es dann nicht so weit gekommen.“

„Das werden wir nie erfahren. Selbst wenn Meister…mein Vater es gewusst hätte oder öffentlich gemacht hätte, man kann daraus nicht sagen, dass er es dennoch nicht versucht“, meinte Seth wieder.

„Das mag sein. Aber wir hätten eine größere Chance gehabt“, murmelte Atemu.

„Das werden wir nie erfahren“, seufzte der Priester. „Wie geht es jetzt mit ihm weiter?“

„Ich habe mich dazu entschieden, dass wir Akunadin aus dem Königreich verbannen. So bekommt er noch eine Möglichkeit über alles nachzudenken“, erklärte Atemu.

„Mhmm…gut“, nickte Seth. „Wenn es Eure Entscheidung ist, dann werd ich sie nicht kritisieren“, fügte der Priester hinzu.

„Gut. Wie gedenkst du, dass es jetzt weiter geht?“, wollte der Pharao von ihm wissen.

„Ich weiß es nicht. Aber Ihr habt es doch gestern selber gesagt. ‚Wie immer‘“, wiederholte der Priester. „Ich denke, das wird das Beste für den ersten Moment sein. Ich möchte auch nicht nach oben gestuft werden, seit ich denken kann, hab ich immer selbstständig gearbeitet. Ich will nicht jetzt wegen meinem Vater anders gesehen werden.“

„Gut“, nickte Atemu. „Das kann ich verstehen. Du behältst deine ganzen Aufgaben.“

„Danke.“
 

In der Zwischenzeit stand Kisara zusammen mit Mana und Isis in der Vorratskammer. „Das ist wirklich nicht nötig“, sprach die Weißhaarige.

„Ach Unsinn“, warf Mana ein. Sie schnappte sich ein paar Brote, dazu noch ein wenig Obst. „Wenn du uns schon verlassen willst, dann wird ich persönlich dafür Sorge tragen, dass du nicht an der nächsten Oase vor Hunger zusammen brichst.“ Anschließend schnappte sich Mana noch zwei Wasserflaschen. „Warum willst du überhaupt gehen?“

„Mana!“, ermahnte Isis das Mädchen. „Du hast doch gehört, dass sie sich entschieden hat, es ist nicht von Vorteil, wenn du jemanden von seiner Entscheidung abhalten willst.“

„Ja, aber…“, Mana seufzte. „Ich verstehe. Tut mir leid, Kisara.“

„Das macht nichts“, die Weißhaarige lächelte leicht. „Und danke, dass du mir das Paket fertig machst.“

„Gerne gerne…das ist das mindeste was ich jetzt noch für dich tun kann. Ich find es aber immer noch Schade…“, das Mädchen verzog das Gesicht.

„Glaub mir, es ist besser so…“
 

Nachdem Kisara alles in die Hand bekam, brachte sie Mana bis zum Eingang.

„Komm gut nach Hause“, meinte das Mädchen.

Kisara nickte. „Danke. Leb wohl“, sprach sie dann. Das Essens- und Trinkenpaket war mit einem Leinentuch umwickelt, sodass Kisara es ganz einfach tragen konnte. Kurz darauf drehte Kisara ihr den Rücken zu und trat nach draußen.

Kaum hatte sie das Tor passiert, blieb sie stehen. Das weißhaarige Mädchen atmete tief ein und drehte sich dann um. Der Blick der Weißhaarigen ging nach oben.

Und da erblickte sie ihn dann.

Seth stand auf dem Balkon in seinem Zimmer. Von diesem konnte man ganz gut den Palasteingang beobachten. Und so wie es heute aussah, war es gut, dass er die Aussicht ‚genoß‘. Dem Priester war das Mädchen natürlich nicht verborgen geblieben.

Dann ging sie jetzt also nun und zog die Konsequenzen aus dem Geschehenen. Irgendwie rechnete er schon mit einem Abschied, doch dass es so baldig sein würde…

Einige Sekunden, wahrscheinlich waren es sogar mehrere Minuten, blickte sich Seth und Kisara an. Langsam hob das Mädchen ihre Hand nach oben und winkte. Danach machte sie sich auch auf den Weg. Der Abschied fiel ihr nicht leicht. Zuerst waren es nur ein paar kleine Schritte, dann aber lief sie los. Tränen rollten über ihre Wangen und sie wusste, würde sie nun nach hinten schauen…sie wäre nicht gegangen.

Solange bis Kisara im Hintergrund verschwand, stand Seth am Balkon. Aus der Ferne beobachtete er sie. Auf einmal war sie weg…Das Schlimmste daran war, dass er es verstehen konnte. Selbst nur mit dem Rang eines Priesters würde es schwer für die Beiden werden. Seth der Priester und Kisara die ‚Sklavin‘. Warum musste das Schicksal nur so grausam sein?

Leicht seufzte Seth auf, ehe er sich umdrehte und dann auch schon den Pharao in seinem Zimmer entdeckte.

„Verzeiht. Ich habe mir eine kleine Pause gegönnt, ich werde sogleich mit der Arbeit weiter machen“, sprach der Priester ruhig.

Atemu nickte. Sein Blick richtete sich auf seinen Cousin, der ihm gegenüber stand und den Blick abwand. Der Pharao konnte es genau in seinem Gesicht lesen. Seth war traurig…er musste nichts sagen oder machen, mit diesem Gesichtsausdruck war er ein offenes Buch.

„Weiß das Volk schon Bescheid?“, wollte Seth dann wissen.

„Bisher noch nicht. Aber wir werden es nachher bei der Audienz verkünden lassen“, entgegnete Atemu.

„Gut, ich werde dann dort sein“, nickte der Priester.

„Ist sie weg?“, fragte der Pharao nach.

„Ja, gerade eben. Mana hat ihr noch was zu Essen und zu Trinken mitgegeben, damit sie nicht in der Wüste zusammen bricht“, antwortete Seth. „Woher wisst Ihr, dass sie weg ist?“

„Ich hatte so ein Gefühl, dass sie gehen würde. Außerdem wurde ich vorhin von Isis aufgesucht. Sie hat mir noch von den Plänen des Mädchens erzählt“, erklärte der Herrscher.

„Ich verstehe“, murmelte Seth leise. „Wenigstens wird sie nicht mehr verdächtigt, Euch umbringen zu wollen. Das ist doch was.“

„Ich hätte sie nicht als schuldig ansehen sollen. Aber alle Beweise sprachen dagegen.“

„Ich weiß. Wenn man das danach richtet, dann wäre sie definitiv schuldig. Und leider ist unsere Demokratie so, dass die Beweise zählen“, meinte der Priester.

„Und trotzdem warst du von ihrer Unschuld überzeugt“, warf Atemu ein.

„Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie so was tatsächlich planen konnte“, nickte er.

„Das war mutig von dir…auch der Fluchtversuch. Ich hätte nie erwartet, dass sich einer der Priester gegen mich stellt“, sprach der Pharao.

„Es musste sein. Normalerweise teile ich auch Eure Überzeugungen. Aber es gibt auch Begebenheiten, wo ich nicht der gleichen Ansicht bin. Es gab keine andere Möglichkeit für mich, da Akunadin sie hinrichten lassen wollte…“

„Alleine das hätte uns komisch vorkommen sollen. Hätten wir die Zeichen doch viel eher bemerkt“, seufzte Atemu.

„Dazu ist es nun zu spät. Aber wir können nur noch für die Zukunft lernen“, entgegnete der Priester.

„Das werden wir auch“, nickte der Pharao.

„Wenn es Euch jetzt nichts ausmacht, dann würde ich gerne wieder meinen Aufgaben nach gehen“, erklärte Seth. Ablenkung würde jetzt sowieso das beste Mittel sein.

„Natürlich. Ich werde dir da nicht im Weg stehen“, sagte Atemu. „Aber wenn du mich fragst, würde ich dir gerne einen guten Rat mit auf den Weg geben.“

„Bitte, sprecht nur“, meinte Seth. Einen gut gemeinten Rat wollte er auf jeden Fall annehmen.

„Lass sie nicht einfach so gehen…“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-07-10T11:39:03+00:00 10.07.2011 13:39
Hi. Auch diesmal ist das Kapitel sehr schön geworden. Ich freue mich schon darauf wenn Seth Kisara zurückholt und sie dann zusammenkommen.

Lg kisara-kaiba


Zurück