Zum Inhalt der Seite

Let it snow, Honey!

Engel ohne Flügel
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Lernen fällt schwer!

3. Kapitel -Lernen fällt schwer!-
 

Nadeshiko lag im Wohnzimmer auf dem Fußboden, wälzte sich hin und her und sah dann die Decke des Zimmers an. Er zählte das Alphabet durch. Von A bis Z, und das immer wieder von neuem. Sein Blick wurde müde und die Buchstaben verzerrten sich langsam immer mehr beim Aussprechen. Er hob seinen Zeigefinger in die Luft und "malte" die lateinischen Buchstaben an die Decke. Dann versuchte er das Japanische Silbenalphabet in Hiragana und Katakana der Reihe nach, doch blieb er bei "ra" stecken und nahm seinen Arm wieder zu seinem Körper hinunter. In diesem Moment betrat Kakeru das Zimmer. Er hielt zwei Bücher in den Händen und legte sie auf den Tisch. Danach knöpfte er die Knopfleiste an Nadeshikos Nachthemd weiter zu. "Ich habe hier zwei Bücher für dich. Beide haben denselben Inhalt, jedoch ist das eine in Englisch und das andere in Japanisch geschrieben. Ich möchte, dass du sie liest. ...Hm, es wird wohl doch Zeit, dass ich dir endlich mal was zum Anziehen kaufe. Meine Sachen sind dir ja ein wenig zu groß!" Nadeshiko sah zu den Büchern hinüber. Er bewegte seine Hand über eines der Beiden, blieb dann in dieser Position und konzentrierte sich. Ein heller Schein ging von seiner Hand aus.

Kakeru ergriff sie sofort und zog sie vom Buch weg. "Nein! Nicht so! Ich will, dass du die Worte siehst! Zu dem darfst du deine Kräfte nur in Ausnahmefällen verwenden! Wir dürfen in dieser Welt nicht auffallen und daher leben und arbeiten wir wie Menschen. Was wir brauchen, müssen wir uns ehrlich verdienen!" Nadeshiko zögerte kurz, doch wusste er genau, dass er auf die Sprache in dieser Welt angewiesen war und er nicht so kommunizieren konnte, wie er es bisher gewohnt gewesen ist. Und würde er dies umgehen wollen, so würde er in sein geliebtes Himmelreich nie wieder zurückkehren. Also nahm er die Englische Fassung in die Hand und versuchte es zu lesen. Kakeru lächelte.

Je mehr Nadeshiko die Bücher innerhalb des Abends "verschlang", umso mehr begriff er die Worte und ihre Bedeutungen, so, dass er begann einzelne Sätze zu wiederholen und schließlich, wenn auch etwas stockend, laut daraus vorzulesen.

"Diese Bücher hat mir schon Giselle gegeben, allerdings war ich nicht so schnell wie du..." Kakeru sah sehr traurig aus, als er das sagte, doch bemühte er sich zu lächeln. "Du bist sehr begabt, Nadeshiko!"

In den nächsten zwei Tagen begann Nadeshiko bereits eigene Sätze zu formen und genierte sich auch nicht Fragen zu stellen, wenn er etwas nicht wusste. Kakeru war bemüht ihm auch alles so gut, wie er nur konnte, zu erklären, aber das war so eine Sache...

Da der Kühlschrank nichts mehr hergab und Nadeshiko sowieso endlich etwas Vernünftiges zum Anziehen brauchte, entschloss sich Kakeru mal wieder einkaufen zu gehen.

Er mahnte Nadeshiko kein Chaos in der Wohnung zu veranstalten, wärend er weg wäre, und was noch wichtiger war, die Wohnung nicht zu verlassen. Nadeshiko brachte dazu nur ein Wort hervor. "SCHOKOLADE!" er sagte es mit einem breiten Grinsen.

Kakeru musste sich an die Stirn fassen und schnaubte sanft: "Alte Naschkatze!", dann ging er.

Es vergingen gute anderthalb Stunden bis Kakeru zurückkam. Nadeshiko hatte sich die Zeit mit einem alten Schnulzenroman totgeschlagen. Der stammte wohl aus der Zeit, als Giselle noch lebte. Jedenfalls hatte Kakeru kein reges Interesse an einer solchen Lektüre.

Als Kakeru die Wohnung wieder betrat, fiel ihm Nadeshiko mit einer stürmischen Begrüßung um den Hals. Er fiel fast nach hinten. Er ist ja noch so naive, dachte sich Kakeru und schielte dann auf das Buch, das er in der Hand hielt. "'Banden der Leidenschaft', aha! So was liest du also...!" Er erinnerte sich dabei genervt an die Abende, an denen Giselle ihm heulend von dieser "aufrichtigen und ehrlichen Liebe", die "gebannte Leidenschaft" und "Zärtlichkeit"

und natürlich das "tragische Schicksal" der beiden "gewaltsam getrennten Herzen" vor schluchzte. Er verdrehte die Augen und ging weiter in die Küchen. Nadeshiko grinste nur entzückt. "Probier mal an! Ich hoffe sie passen dir auch." Kakeru schob ihm einen weißen Rollkragenpulli und eine blaue Jeans über den Tisch. "Für mich?!" Seine Augen leuchteten und er verschwand sogleich mit seinen Sachen in sein Zimmer. Als Nadeshiko sich wieder zeigte, prüfte Kakeru mit seinen Augen kritisch das Gekaufte. Nachdem er an Nadeshiko kräftig herumgezupft hatte, kam er zu dem Schluss: "Sitzt wie angegossen!" Am Liebsten hätte Kakeru sich selbst auf die Schulter geklopft, verkniff es sich aber. Er drehte sich kurz um und sagte: "So können wir zwei uns dann ja gut auf der Straße sehen lassen..." Sein Blick schweifte wieder zu Nadeshiko zurück, doch der war plötzlich verschwunden! Etwas unruhig sah er sich um. Dann bemerkte er, dass die Wohnungstür offen stand. Panisch rannte er instinktiv in den Hausflur und schrie noch "NADESHIKO!" hinterher. Doch der lief schon bar Fuß durch den Schnee. Eine kurze Weile lief er seine Runden auf dem Bürgersteig, doch prallte er plötzlich gegen etwas Hartes. Er hielt sich den Kopf und wagte einwenig nach oben zu blicken. Er war gegen einen ungefähr Mitte dreißigjährigen Mann gelaufen und der sah ihn regungslos an. Sein Anblick brachte Nadeshiko einwenig zum schaudern, da der mindesten zwei Meter große Mann finster drein schaute. Zudem hatte er einen halblangen schwarzen Mantel über seinen Anzug gezogen, hielt einen Aktenkoffer in der rechten Hand und trug eine Schwarzgetönte Sonnenbrille, die nur schwach erahnen lies, was für gleichgültige und doch Angsteinflössende Augen sich dahinter verbargen mochten. Er hatte braunes kurzes Haar, das er sich zur Seite gekämmt hatte und besaß ein recht markantes, fast schon kantiges Gesicht.

Beide sahen sich ins Gesicht. Nadeshiko brachte einleises, zittriges "Entschuldigung." hervor, doch der Mann blieb weiterhin regungslos und starrte ihn unheimlich an.

Ein plötzliches "Kirishima!" unterbrach die gespannte Atmosphäre und beide richteten ihre Aufmerksamkeit auf einen auf dem schräg gegenüberliegenden Bürgersteig stehenden Mann.

Es war ein junger Mann mit langem, gestuftem, schwarzen Haar, das er sich zu einem hohen Zopf zusammengebunden hatte, ihm aber trotzdem lange Strähnen über die Augen fielen. Doch selbst wenn sie ihm nicht bis über die Augen gereicht hätten, hätte man seine Augen nur schwer erkennen können, da er ebenfalls eine schwarze Sonnenbrille trug. Er hatte eine kühle, fast eisige Ausstrahlung, die seine bleiche Haut und das schmale Gesicht noch mehr betonte. Er trug ebenfalls einen schwarzen Mantel, der ihm jedoch fast bis zu den Füssen reichte und ein Paar Schnürstiefel mit klobigen Sohlen. In seiner linken Hand, die wie die Rechte mit einem weißen Handschuh überzogen war, hielt er eine Zigarette. Er tippte die überschüssige Asche vom Stängel, zog kurz daran und schnipste sie dann von sich weg, bevor seine Hand in der Manteltasche versank. Mit dem rechten Zeigefinger winkte er den Aktenträger zu sich hinüber, ohne ihn jedoch direkt anzusehen. Dieser wendete sich noch einmal Nadeshiko zu. Wärend der andere sich bereits weggedreht hatte und schon voraus ging, war nun auch Kakeru endlich hinzugetreten und stellte sich schützend vor Nadeshiko. Er blitzte den ihm gegenüber stehenden Koloss mit bösen Augen an. Widerwillig kehrte dieser ihm den Rücken zu und folgte dem anderen, sah sich aber noch ein paar Mal nach den zweien um.

Kakeru sah Nadeshiko ernst in die Augen, "Von solchen musst du dich fernhalten!", und schob ihn murmelnd, langsam wieder in die Wohnung zurück. "Hoffentlich müssen wir jetzt nicht auch noch umziehen! ..."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück