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Due mondi [Tsuna X Reader]

Ein langer Weg
von

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Tagtraum

Tsunas Mund fühlt sich an wie die Sahara. Alles ist ausgetrocknet, auf seiner Zunge liegt ein schaler, pelziger Geschmack und er gäbe vieles für ein ganz kleines Bisschen Wasser. Natürlich gibt er sich Mühe, nach außen ruhig zu wirken, doch auch er ist nervös. Verdammt nervös sogar.

Er hat nicht gelogen, Tsuna glaubt tatsächlich daran, dass ihr es hier herausschaffen werdet. Er weiß nur noch nicht, wie, und stattdessen weiß er, dass ihr nicht mehr besonders viel Zeit habt, und das macht ihn nun einmal unruhig. Und die Unruhe macht ihn durstig, und der Durst bringt seinen Kreislauf durcheinander. Das wiederum hat zur Folge, dass seine Aufmerksamkeit immer weiter schwindet. Mit jeder Minute, die vergeht, driftet Tsuna etwas weiter ab in die Tiefen seines eigenen Unterbewusstseins. Ihr sprecht nicht, es ist dunkel, die Luft wird langsam stickiger und Tsunas Augen fallen zu. Er schläft nicht ein, er will nicht einschlafen, deshalb öffnet er sie wieder, doch höchstens zur Hälfte, weiter schafft er es nicht. Die dunklen Konturen im Raum sind längst verschwunden, und mit einem matten Starren ins Leere verschwindet Tsuna in seinem eigenen Tagtraum.

Vom Stuhl neben sich hört er entferntes Röcheln. Er ist sich sicher, dass ihr beide bald der Ohnmacht erliegen werdet, wegen Dehydration. Wenigstens ist der Hunger mittlerweile kaum noch bemerkbar, er hat sich in Übelkeit verwandelt. Seine Handgelenke sind wund von den Fesseln, aber auch das ist nicht mehr so schlimm, weil seine Arme fast taub sind. Ihr habt noch nichts von den Entführern gehört. Tsuna glaubt, dass seine Leute sich nicht einfach erpressen lassen. Tsuna glaubt, dass ihr deshalb hier zugrundegehen werdet.

Die Tränen auf seinen Wangen sind getrocknet und es kommen keine neuen nach. Seine Augen tun weh. Er hat sich Mühe gegeben, immer leise zu weinen, damit du nichts davon mitbekommst, aber er glaubt selbst nicht, dass das geklappt hat. Das tut ihm leid; er wollte dich das nicht sehen oder hören lassen – aber wahrscheinlich ist jetzt sowieso alles egal. Wahrscheinlich ist jetzt sowieso alles vorbei.

Und dann fliegt die Tür auf.

Tsuna zuckt so heftig zusammen, dass sein Hintern kurz die Sitzfläche des Stuhls verlässt und dann wieder darauf aufprallt. Plötzlich geht alles ganz schnell. Er sieht Hayato in den Raum stürmen, er sieht Takeshis Schwertklinge zusammen mit Blutspritzern durch die Luft fliegen, er sieht fremde, wütende Menschen hinter ihnen her rennen, er hört Schüsse fallen und seine Leute fluchen. Mitten in dem Zimmer, in dem ihr so lang gefangen wart, entbrennt mit einem Mal ein Kampf, eine Prügelei, Messerstecherei und Schießerei gleichermaßen, binnen Sekunden ist der Raum voll, Tsunas Augen sind zu müde, um alles zu registrieren, sein Verstand ist zu langsam, um alles zu verstehen, und so schnell wie es angefangen hat, ist es auch wieder vorbei.

Die Gegner liegen am Boden. Seine Wächter stehen keuchend im Raum. Hayato dreht sich ihm mit einem Grinsen zu, während Takeshi hinter ihn eilt und seine Fesseln löst.

Tsuna will aufstehen und strauchelt; Hayato stützt ihn. Tsuna will, dass auch dir aufgeholfen wird, doch als sein Blick auf dich fällt, verlässt ein heiserer Schrei seine Kehle und seine Knie geben nach.

Du hängst leblos in deinen Fesseln. Blut tropft mit einem widerlichen, regelmäßigen Platschen von einer gigantischen Wunde in deinem Hinterkopf zu Boden. Mitten in deinem Gesicht ist ein Loch. In deiner Brust ebenfalls. Tsunas Sicht verschwimmt, bevor er auch die vielen anderen Schusswunden erkennen kann.

Er verbringt die Heimfahrt in einer Mischung aus Ohnmacht und Schlaf, und als man ihm später sagt, er habe fast die ganze Reise über geschrien, kann er sich nicht daran erinnern. Aber es ist plausibel. Er weint und schreit viel. Er kommt sich vor, als sei weinen und schreien das einzige, was er überhaupt noch tut.

Erst Kyoko, dann du. Tsuna kann keine Frauen lieben, ohne sie früher oder später in den Tod zu treiben. Tsuna kann keine Frauen lieben, ohne sie in Gefahr zu bringen und schlussendlich zu verlieren.

Tsuna kann niemanden lieben.

Und er wird sich nie verzeihen, dass er so schnell nach Kyoko nun auch noch deinen Tod verursacht –

Mit einem verzweifelten Stöhnen kommt Tsuna wieder zu sich. Er erwacht aus seinem Tagtraum und keine Sekunde später wird ihm klar, was gerade passiert ist. Ein Schaudern schüttelt seinen Körper und er reißt seine Hände nach vorn, um sie auf sein Gesicht zu legen, am Versuch scheiternd, ruhig zu atmen und sich nichts anmerken zu lassen.

Tsuna blinzelt. Er entfernt die feuchten Handflächen von seinen Augen und blickt sie an. Rötliche Male ziehen sich um ihre Gelenke, aber keine Fesseln. Er kann sie bewegen. Einfach so. Die Fesseln sind weg.

»Alles klar?«, fragst du ihn.

Mit weit offen stehendem Mund hebt er den Kopf und sieht dich vor ihm stehen, ein schiefes Grinsen im Gesicht, das gerade wieder verschwindet, weil du dir Sorgen um ihn machst. In deiner Hand liegt ein Bündel Seile.

»Wie hast du…«, fängt Tsuna an, beschließt dann aber plötzlich, dass eine andere Frage wichtiger ist. »Ist… Ist das hier schon wieder ein Traum?«

Du ziehst eine Braue hoch und betrachtest ihn mit schiefgelegtem Kopf. Tsuna fürchtet die Antwort – und ist umso gewillter, dir sofort zu glauben, als du sprichst.

»Nein.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Raishyra
2011-09-12T15:19:51+00:00 12.09.2011 17:19
Super Kapiels!^^ (hab das andere davor nicht gelesen. ^^´)


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