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Taken: Swiss Edition

Ensemble - Inspiriert vom Film "Taken"
von

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Vash lauschte angestrengt in die Stille hinein.
 

Keine Minute war es her, seit er aufgewacht war und sich an die haarsträubenden Geschehnisse in der Küche zurückerinnert hatte. Er hatte keine Ahnung, wie sie ihn gefunden hatten, aber nun war es geschehen und es gab kein Zurück mehr.
 

Als er weder eine Bewegung, ein Hüsteln, noch nicht mal ein Atemgeräusch vernahm, hielt er es für sicher, die Augen zu öffnen.
 

Zu seinem Erstaunen befand er sich in seinem eigenen Zimmer. In seinem eigenen Bett. Ungefesselt und frei zu gehen.
 

Nur… was war mit Lilli?
 

Ohne den auf seinem Bauch platzierten Brief überhaupt zu bemerken, stürzte er aus dem Zimmer, überwand die Treppe praktisch mit einem Sprung und stand gleich in der Küche – das Geheimfach im Tisch war ordentlich geschlossen worden, die Milch aufgewischt, die Tasse abgewaschen.
 

Er hatte das Ganze doch wohl nicht nur geträumt?
 

Nein! Vash konnte sehr wohl zwischen Traum und Realität unterscheiden. Und genauso gut wusste er, wie sich ein leeres Haus anfühlte. Und dieses Haus war leer.
 

„Lilli!“, rief er trotzdem, während er die Tür unterhalb der Treppe, die in ihr Zimmer führte, ohne anzuklopfen aufriss. Er musste gegen die Tränen kämpfen, als er ihr Gesicht sah, das ihm in zahlreicher Weise von der Zimmerwand entgegen strahlte. Die Wand war über und über mit Bildern zugepflastert – Lilli, die mit den drei Ziegen auf der Wiese spielte, Lilli, die stolz ihr neues Haarband präsentiere. Und in der Mitte – halbwegs über einem Bild von ihm selbst, wie er grimmig in die Kamera schaute – Lilli neben einer breit grinsenden Elizavetha Edelstein.
 

Aber die echte Lilli war nirgends zu sehen.
 

Vash trampelte wütend durchs Zimmer (und merkte dabei, dass er seine Stiefel nicht mehr trug – seine Trampelfähigkeiten wurden dadurch immens eingeschränkt) und riss das Bild von der Wand. Dann stopfte er es achtlos in seine Hosentasche, warf einen letzten Blick auf die Lillis an der Zimmerwand und machte kehrt, raus in die Küche, die Treppe hoch, in sein eigenes Zimmer. Dort fand er seine Stiefel und den Mantel. Er zog beides an, packte den Laptop in eine Aktentasche, prüfte ob Geldbeutel und iPhone noch in seiner Hosentasche waren und wollte gerade aus dem Haus stürzen, als ihm etwas auffiel.
 

Ein einzelnes Couvert lag am Boden – halb von der Bettdecke verdeckt, aber er konnte gerade noch die ersten beiden Buchstaben seines Vornamens darauf erkennen.
 

Mit zitternden Händen hob er es auf.
 

Es war Lillis Schrift.
 

~.~.~.~.~.~.~.~.~
 

Früher an diesem Tag:
 

Elizavetha saß neben Lilli an einem riesigen Mahagoni-Tisch, der den Ess-Saal schmückte. Vor ihnen lag ein Blatt Papier, auf das Lilli in gleichmäßiger Handschrift „Mein geliebter Bruder“ geschrieben hatte. Das war vor zehn Minuten gewesen. Seither starrte Lilli ausdruckslos auf den angefangenen Brief und regte sich nicht mehr.
 

Mit einem vorsichtigen Hüsteln versuchte Elizavetha, ihre Freundin wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Es schien zu funktionieren, denn Lilli drehte den Kopf, um sie aus tieftraurigen Augen anzusehen.
 

„Eliza!“, murmelte sie, „Eliza! Ich kann das nicht.“
 

Seufzend legte sie den Stift beiseite, um stattdessen den Kopf in den Händen zu vergraben. Elizavetha hörte geduldig den Argumenten und Erklärungen zu, die Lilli schon den ganzen Tag lang wieder und wieder argumentiert und erklärt hatte. Und trotzdem saßen sie jetzt hier, der angefangene Brief vor ihnen ausgebreitet, genau wissend, dass es schlussendlich doch geschehen würde.
 

„Hör zu, Lilli!“ Elizavetha hatte Lillis zitternde Hand in die ihre genommen und drückte sie jetzt sanft, beruhigend. „Ich weiß, dass dein Bruder Angst um dich hat. Aber das ist noch lange kein Grund, dich in diesem alten, abgeschiedenen Haus gefangen zu halten. Du bist eine erwachsene Frau, du kannst tun und lassen was du willst. Und wenn er dich wirklich liebt, dann wird er einsehen, dass dich dieses Eingesperrt-sein noch kaputt macht.“
 

Lilli zögerte noch immer, doch schließlich befreite sie ihre Hand wieder aus der Elizavethas und nahm den Stift ein weiteres Mal in die Hand.
 

Ich weiß, dass es dir schwerfallen wird, meine Beweggründe zu verstehen und – vor allem – zu akzeptieren. Ich bitte dich jedoch, zu verstehen, dass das nichts an meiner Liebe zu dir ändert. Du warst und bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann. Du hast mich großgezogen und beschützt, warst immer für mich da, mein ganzes Leben lang.
 

Und trotzdem – oder genau deswegen – muss ich jetzt für eine Weile Abstand nehmen. Ich versichere dir, dass ich innerhalb von zwei Wochen wieder wohlbehalten zurück bin, denn nichts könnte mich davon abhalten, zu dir zurückzukehren. Ich muss nur endlich diesem Drang nach Freiheit und Abenteuer nachgeben, der schon seit geraumer Zeit in mir wütet und meine Sicht auf die Glückseligkeit unseres gemeinsamen Lebens trübt. Ich muss dich nur einmal vermissen können, mich nur einmal nach dir sehnen können.
 

Noch nie hast du mir Ärger oder Enttäuschung entgegengebracht und mich fürchtet schon jetzt vor diesem Augenblick; gleichzeitig kann ich mich nicht dagegen wehren, dass es ein aufregender Gedanke ist. Es wird mir das Herz brechen, mein Bruder, aber genau das habe ich dringend nötig. Ich bin zu verwöhnt von deiner Liebe, von der Gemütlichkeit und Sicherheit, dass ich Angst habe, es bald nicht mehr zu schätzen zu wissen. Das darf ich auf keinen Fall zulassen.
 

Sei versichert, dass meine Gedanken in jeder einzelnen Sekunde bei dir sein werden, denn ich werde tagein tagaus in meiner Schuld versinken. Ich kann es selbst noch nicht glauben, dass ich dir so etwas antue. Aber auf lange Sicht ist es besser so, denn so sehr ich mich auch selbst dafür hasse; ich kann meine uneingeschränkte Liebe nicht für alle Ewigkeiten aufrechterhalten, wenn ich dich nicht zumindest einmal richtig vermisst habe und die volle Bedeutung unseres Beisammenseins richtig zu verstehen gelernt habe.
 

Ich entschuldige mich und leide mit dir für all den Schmerz und die Angst, die ich dir hiermit zufüge. Die Schuld wird mich bis an mein Lebensende verfolgen. Ich will nur, dass du weißt, dass gut für mich gesorgt wird und der Komfort dieser Reise weit größer ist, als ich es mir eigentlich gewünscht hätte und gewohnt bin. Ich mache lediglich dasselbe, wie jedes andere Mädchen in meinem Alter: Ich versuche, die Welt kennenzulernen und etwas besser zu verstehen. Mir wird nichts zustoßen, dessen bin ich mir sicher. Ich hoffe, du siehst ein, dass kein Grund zur Sorge vorhanden ist, auch wenn ich weiß, dass meine Versicherung auf diesem Gebiete nicht viel an deinem Gemütszustand ändern wird. Und das tut mir wirklich unendlich leid.
 

Ich hoffe, du wirst mich besser verstehen, wenn ich in zwei Wochen wieder vor dir stehe, mit gestilltem Wissensdurst und gesättigtem Reisedrang, bereit und froh, wieder in mein eigenes Zimmer einzuziehen und die Tage mit einem langen Spaziergang durch die Berge, mit dir an meiner Seite, zu verbringen.
 

An diesem Punkt stockte Lilli und sah verunsichert zu Elizavetha auf. Diese hatte den Fluss der Tinte mit unverhohlenem Interesse verfolgt und war zu dem Schluss gelangt, dass es gerade so gut ihr Bruder hätte sein können, der diesen Brief geschrieben hatte. Nicht nur wegen der sauberen, geschwungenen Schrift, sondern auch die Wortwahl und Formulierung der Sätze glich der Art, die Roderich in seinen eigenen Briefen bevorzugte.
 

Vielleicht sollte sie Lilli und Roderich bei Gelegenheit einmal näher bekanntmachen.
 

Das Verkupplungs-Monster in sich herunter kämpfend lächelte sie Lilli aufmunternd an.
 

„Perfekt!“, fügte sie hinzu, als Lilli weiterhin etwas zweifelnd auf den Text hinunter starrte. „Besser hättest du es nicht machen können!“
 

Dann sah sie auf die Uhr und erschrak, als sie bemerkte, dass es bereits Zeit war für Lilli, zu gehen. Roderich kam in diesem Moment mit einer Tasse Tee ins Zimmer und Elizavetha verfluchte den Moment, da es bereits zu spät war, die beiden auf gemeinsame Interessen und dergleichen aufmerksam zu machen. Stattdessen deutete sie Lilli still, sich mit dem Ende des Briefes zu beeilen und stand auf, um nach ihren Jacken zu suchen.
 

Lilli indes setzte den Stift ein weiteres Mal aufs Papier.
 

~.~.~.~.~.~.~.~.~
 

Ich verspreche dir: Rapunzel wird freiwillig in ihren Turm zurückkehren. Sie muss nur einmal die Luft eines anderen Ortes geschnuppert haben.
 

Das Papier hatte sich schon während des Lesens in Vashs Händen zerknittert und inzwischen konnte man die letzten Worte beinahe nicht mehr entziffern. Ein seltsamer Schleier vor seinen Augen erschwerte ihm das Lesen noch zusätzlich, doch er wusste auch ohne hinzusehen, was auf der allerletzten Zeile stand. Derselbe letzte Satz, den sie auf jedem einzelnen Post-it Zettel verwendete, um ihm ihren Aufenthaltsort mitzuteilen; egal ob sie nun Milch holen ging oder die Ziegen am Morgen auf die Weide führte.Sodass er sich keine Sorgen machte.
 

Alles Liebe

~Lilli
 

Und in die rechte, untere Ecke des Briefes war ein kleines Herz gezeichnet. So wie immer. So wie es nie wieder sein würde.
 

Vash stopfte den Brief zu dem Foto in die Hosentasche. Solange er nur nicht mehr darauf starren musste, solange er nur nicht von seinen Gefühlen abgelenkt wurde, jetzt, wo ein klarer Kopf am wichtigsten war.
 

Er packte die Tasche mit dem Laptop und kehrte zu seinem vorherigen Plan zurück: Aus dem Haus zu stürzen. Jetzt wusste er immerhin, was geschehen war und wohin er gehen musste.
 

Er machte nur kurz Halt, um eine Waffe am Gürtel zu befestigen. Dann löschte er alle Lichter und verließ das Haus, ohne auch nur die Türe abzuschließen. Auch das Tor zum Stall riss er sperrangelweit auf. Eine der Ziegen hob erschrocken den Kopf, doch Vash schenkte ihr keine weitere Beachtung. Sie würden jetzt für sich selbst sorgen müssen.
 

Es war strahlender Nachmittag. Das Mittel, das sie ihm gegeben hatten, musste stark gewesen sein. Er hatte viel Zeit verloren.
 

Ohne einen letzten Blick zurück wandte er sich nach Osten, folgte dem schmalen Trampelpfad durch Wiese, Fels und Wald, den Lilli in den letzten Tagen so oft gelaufen war. Dort wo der Wald am dichtesten war und nicht viel Sonnenlicht einfiel, stolperte er über Wurzeln und Steine, doch er drosselte sein Tempo nicht – im Gegenteil, er verfiel in einen leichten Laufschritt, der angesichts des unebenen Weges keine besonders gute Idee war, aber solche Nichtigkeiten waren ihm inzwischen egal. Wenn er nicht einmal einen Waldweg entlanglaufen konnte, ohne sich ein Bein zu brechen, hätte seine Vergangenheit ganz anders ausgesehen. Beinahe wünschte er, dass es tatsächlich so gewesen wäre.
 

Der Weg zog sich dahin. Um ihn herum raschelten die Bäume, Krähen und Eichelhäher unterhielten sich über die Baumwipfel hinweg. Desöfteren schreckte er mit seinem stillen Marsch ein Tier auf, welches hastig in den Wald hineinflüchtete. Unter seinen Stiefeln knackten Äste und Zweige und trockenes Laub. Er würde die Hintergrundmusik dieses Waldes für immer mit Lillis Abwesenheit assoziieren.
 

Vash stürmte vorwärts, als er endlich den ersehnten Lichtpunkt durch die Bäume erblickte. Die Sonne stand merklich tiefer als bevor er den Wald betreten hatte und er hatte den nagenden Verdacht, dass er sich unbewusst verirrt hatte. Nie zuvor war er diesen Weg gegangen.
 

Doch nun war er endlich hier. Und keine fünfhundert Meter entfernt stand das Edelsteiner-Chalet inmitten einer großen Wiese, hinter welcher der Berg eindrücklich in die Höhe ragte. Verächtlich registrierte Vash die unnötige Lawinengefahr, welcher sich das pompöse Haus damit aussetzte, aber natürlich konnte man von einer Familie reicher Snobs wie den Edelsteins nicht erwarten, sich mit solchen Gefahren auszukennen.
 

Die Wände waren über und über mit Efeu bewachsen, die sich um die hübschen Erker rankten und erst auf halber Höhe des braunen Daches lichteten. Als Vash näher kam zündeten sich die automatischen Laternen am Hauseingang an, obwohl noch reichlich genug Sonne am Himmel stand. Ein gepflegter Garten und ein künstlicher Teich waren um die Hausecke erkennbar. Alles zum Fenster hinausgeschmissenes Geld. Vash rümpfte die Nase, als er in seinen schweren Militärstiefeln die zwei Treppenstufen vor der Haustür erklomm, die Klingel ignorierte und stattdessen laut an die Tür polterte.
 

Irgendwo über ihm ertönten die Geräusche eines sich öffnenden Erkerfensters. Vash trat einige Schritte zurück um einen Blick hinaufzuwerfen.
 

Ein junger Mann lehnte aus dem Fenster. Er sah trotz einer auffallend abstehenden Haarsträhne und der an den Ohren baumelnden Brille extrem reich aus.
 

„Wer sind Sie?“, fragte er, offensichtlich wütend.
 

„Vash Zwingli. Und jetzt mach die Tür auf!“, bellte Vash zurück, woraufhin sich Roderichs Gesichtszüge entspannten.
 

„Zwingli! Ah, Sie sind… bitte entschuldigen Sie, ich dachte, Sie wären einer dieser fürchterlichen Reporter… Einen Augenblick, ich bin gleich unten.“
 

Vash wusste nicht, was der Mann unter „gleich“ verstand, aber es stimmte definitiv nicht mit Vashs eigener Auffassung des Wortes überein. Nachdem er nach geschlagenen fünf Minuten noch immer vor geschlossener Tür stand, begann er erneut, laut zu Klopfen.
 

Die Tür öffnete sich eine Minute später und Roderich stand im Türrahmen, einen verwirrten Ausdruck tragend.
 

„Oh, vielen Dank dafür, so konnte ich wenigstens dem Geräusch folgen. Dieses Haus ist so groß…“
 

Die fassungslosen Blicke seines Gegenübers ignorierend streckte er die Hand aus.
 

„Wir haben uns noch nie getroffen, aber ich habe schon Einiges über Sie gehört. Freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Roderich Edelstein.“
 

Ohne der ausgestreckten Hand auch nur einen Blick zu würdigen stürzte Vash an Roderich vorbei ins Haus und begann, alle Ecken nach Lilli abzusuchen, auch wenn er genau wusste, dass sie schon längst über alle Berge war. Trotzdem. Dieser Mann könnte sie zum Schreiben dieses verdammten Briefes gezwungen haben und jetzt hier festhalten, man konnte nie wissen!
 

„Ähm…“, stotterte Roderich im Hintergrund. Offenbar war ihm noch nie ein so unhöflicher Mensch wie Vash untergekommen, denn er stand noch immer im Türrahmen und starrte verwirrt auf seine ausgestreckte Hand.
 

Vash ließ den Teppich zurück auf den Boden fallen. Es lag keine Kellertür darunter und ehrlichgesagt war er sich ziemlich sicher, dass jemand wie dieser Roderich nicht dazu fähig wäre, jemanden ordentlich zu entführen. Lilli hätte einen Mann wie ihn längst überwältigt.
 

„Ich habe ein paar Fragen an dich“, sagte er während er sich gegen das Sofa lehnte und seinen Mantel unauffällig so arrangierte, dass der darunter hervorragende Pistolengriff auch gut sichtbar war.
 

„Es wäre mir eine Freude, Ihnen zu helfen“, bemerkte Roderich. Die Pistole vollkommen übersehend schritt er zum Sofa hinüber und deutete Vash, sich doch zu setzen.
 

„Erstens: Wo ist meine Schwester?“
 

„Da wo meine Schwester auch ist, nehme ich an.“ Roderich trommelte ungemütlich auf der Sofalehne, nicht sicher, ob es angemessen wäre, sich zu setzen solange sein Gast noch stand.
 

Doch Vash bewegte sich nicht, es sei denn, man würde die Verfinsterung seines Gesichtsausdrucks als Bewegung bezeichnen.
 

„Das ist mir schon klar. Ich will wissen wohin die beiden gegangen sind.“
 

Seinen müden Beinen nachgebend (er musste eine ganze Weile durch das Haus geirrt sein) ließ sich Roderich auf das Sofa sinken.
 

„Das… das weiß ich nicht.“
 

Vash wollte gerade beginnen zu schreien, als er ein leichtes Schmollen um Roderichs Lippen bemerkte.
 

„Sie haben ein riesiges Geheimnis daraus gemacht. Ich habe tagelang versucht, es aus ihnen herauszupressen, aber ich glaube, das hat sie nur noch mehr amüsiert. Also hab ich es gelassen. Ich will mich schließlich nicht von zwei jungen Frauen lächerlich machen lassen.“
 

Vash verkniff sich den Kommentar, dass Roderich da keine große Hilfe nötig hätte. Ihm schien, dass der Mann die Wahrheit sagte. Vielleicht sollte er sich nicht so leicht von der Erbärmlichkeit des Mannes überzeugen lassen, aber ein nagendes Gefühl in ihm drängte zur Eile. Und Roderich war vielleicht nicht gänzlich nutzlos.
 

„Ich brauche ein Fahrzeug!“
 

„Ich… kann Ihnen damit leider nicht weiterhelfen“, sagte Roderich kopfschüttelnd und Vash wurde schon wieder wütend.
 

„Lüg nicht! Denkst du ich kauf es dir ab, dass ein Snob wie du tagtäglich ins Dorf hinunter wandert um Milch zu holen und Einkäufe zu erledigen?“
 

Roderich sah einen Augenblick lang empört aus, als Snob bezeichnet zu werden.
 

„Diese Dinge werden hierher geliefert!“, erklärte er verstimmt.
 

„Natürlich“, entgegnete Vash. Er hätte sich gerade gerne die Hand vors Gesicht geschlagen, beherrschte sich jedoch. „Du bist dir natürlich zu gut um deine Designerschuhe mit Waldboden zu beschmutzen.“
 

„Da- das stimmt nicht!“, widersprach Roderich mit einem Höchstmaß an Empörung in der Stimme. „Ich bin anfangs auch tatsächlich gelaufen! Aber… ich habe mich vielleicht ein, zweimal verirrt und seither ist es mir verboten…“
 

„Verboten?“
 

„Gesetzlich! Ich bin letzten Monat, als auf den Bergspitzen noch überall Schnee lag, irgendwo falsch abgebogen und hätte beinahe eine saisonal unerwartete Lawine ausgelöst. Das behaupten die jedenfalls…“
 

Roderich murmelte einige unverständliche Gegenargumente, während Vash ungläubig auf seinen Hinterkopf starrte.
 

„Du bist auf dem Weg ins Tal auf dem Gipfel gelandet?“
 

„Ich… ich hatte meine Brille verloren!“ Vashs Blicke in seinem Nacken spürend drehte er sich um und funkelte seinen Gast böse an. „Das hätte jedem passieren können!“
 

Vash sagte nichts dazu. Das war wahrscheinlich die beste Entscheidung. Roderich konnte ihm eindeutig nicht helfen.
 

Einen Moment lang fühlte er sich ziemlich verloren, während er in dem hübsch eingerichteten Chalet stand und Roderichs herausfordernden Blick erwiderte.
 

Und dann vibrierte sein iPhone in der Hosentasche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Niekas
2011-06-11T11:03:54+00:00 11.06.2011 13:03
Jaaah, Roderich, das kann JEDEM passieren - aber dem Dümmsten zuerst. Oder dem mit dem schlechtesten Orientierungssinn. Verläuft sich in seinem eigenen Haus, jaja...
Und die eingeschränkte Trampelfähigkeit, tja, armes Ding xD
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Kapitel so dramatisch wird (Lilis Brief) und es trotzdem so viel zu lachen gibt. Juhu.
Ich frage mich allerdings langsam, ob ich was verpasse, weil ich den Original-Film nicht gesehen habe, oder ob ich die Story einfach mal auf mich zukommen lassen soll. Wie auch immer... ich warte auf die Fortsetzung.
Von:  cocabulaire
2011-06-09T18:14:36+00:00 09.06.2011 20:14
die trampelfähigkeiten wurden eingeschränkt :‘DDD da musste ich so lachen, weil’s zu süss und lustig zugleich ist – erinnert mich an ein schmollendes kind |D
ich liiiiiebe deinen roderich. er ist so furchtbar verwöhnt, versnobt, verpeilt und einfach zum liebhaben :D wie er sich da im eigenen haus verirrt hat und sich auch noch bedankt, dass vash an die tür gepoltert hat, ich dachte, ich werd‘ nicht mehr xD
die zwei zusammen in einer story, oh gott, sie sind so unterschiedlich, ich lach mich weg. wie der eine da hochtrabende ausdrucksweisen verwendet und sich vorher alles zehnmal überlegt, ob das in dieser und jener situation wohl angebracht wäre, stürmt der andere einfach ins haus rein, ist voll unhöflich und macht kurzen prozess |D
aah, und wie er verwirrt seine ausgestreckte hand anstarrt, wie niedlich *__* das kann ich mir so gut vorstellen :D
pfffhfhfhfh! und klaar. „„Das hätte jedem passieren können!“ absolut jedem! 8DDD
uii, und gleich passiert’s, gleich passiiiiiiert’s! >_______< aaah! ich muss wissen, WIE es passiert! die spannung steigt xD ich kann es kaum abwarten, wenn vash in seinen badasser-als-ohnehin-schon-modus verfällt und on a rampage geht >DD ich will schweres geschütze sehen, mwahaha xD
argh, freue mich aufs nächste kapitel! :D


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