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Geschenke sind zum Küssen da

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Geschenke sind zum Küssen da

Seit Tagen riss ein eisiger Wind an den kalten Steinmauern des Schlosses und es schneite nahezu ununterbrochen. Der Dezember war kaum angebrochen, da hatte das Wetter beschlossen, die Wiesen, den Verbotenen Wald und den See, in dem der Krake seine Runden schwamm, in eine weiße Schneelandschaft zu tauchen.
 

Remus strengte sich an, durch das über Nacht ebenfalls beinahe vollständig zugeschneite Fenster in ihrem Schlafraum etwas von draußen zu erkennen. Doch alles, was er sah, war weiß, sodass er noch nicht einmal hätte sagen können, wo die Wiesen aufhörten und in den Wald übergingen.

Im Schlafsaal selbst war es bis auf das leise, gleichmäßige Schnarchen von James ruhig. Remus war wie immer als Erster aufgewacht, verspürte aber nicht den Drang, schonmal in die Große Halle zum Frühstück vorzugehen. Stattdessen besah er sich noch einmal die Landschaft, ehe er sich umdrehte.
 

James lag, alle Viere von sich gestreckt, seine Bettdecke am Fußende zusammengeknüllt, auf seinem Bett und schlief, wie man gut hören konnte, noch tief und fest. Remus‘ Blick wanderte zum nächsten Bett, in dem sich der kleine, schüchterne Peter wie eine Wurst zusammengerollt hatte.
 

Letztlich fiel sein Blick auf das letzte Bett, das direkt neben seinem eigenen stand. Alles, was zu sehen war, war ein Büschel schwarzer Haare, die unter der rotgoldenen Decke hervorlugten. Er schmunzelte; manchmal fragte er sich, wie Sirius überhaupt Luft bekam.
 

Er zögerte einen Moment, dann ging er jedoch hinüber – auf Zehenspitzen wohlgemerkt – und blieb vor dem Bett stehen. Einen Vorteil hatte es definitiv, ein Frühaufsteher zu sein; er konnte sie alle im Schlaf beobachten, was manchmal sehr amüsant sein konnte. Grinsend beobachtete er, wie Sirius leise im Schlaf vor sich hinmurmelte, auch wenn er es leider nicht verstehen konnte. Neugierig geworden beugte er sich deshalb vor und kniete sich mit einem Bein auf das Bett. Zu seiner Enttäuschung hatte er da jedoch schon aufgehört im Schlaf zu reden. Er seufzte und richtete sich wieder auf.
 

Gerade, als er sich jedoch umdrehen wollte, um noch eine Weile aus dem Fenster zu schauen, wurde er plötzlich am Handgelenk gepackt und nach hinten gezogen – dadurch verlor er das Gleichgewicht, fiel hintenüber auf die Matratze und beinahe auf Sirius drauf, der aber plötzlich hellwach war, ihm den Mund zuhielt, bevor er vor Schreck schreien konnte und die Bettdecke über sie beide zog.
 

Sich vom ersten Schock erholend dachte er: Typisch Sirius. Es war ganz seine Art, ihn derart zu überraschen oder ihn als Teddybär zu missbrauchen. So auch jetzt, denn ohne den Sinn der vorherigen Aktion zu offenbaren, wickelte sich Sirius jetzt um ihn, die Decke um sie beide, und schlief seelenruhig weiter.
 

Remus derweil starrte mit offenen Augen an das Innere der Decke.
 

„Wenn du wach bist, kannst du doch auch aufstehen.“
 

Sirius nuschelte irgendetwas Unverständliches als Antwort.
 

„Was?“
 

Nur langsam und widerwillig hob Sirius das Gesicht aus Remus‘ Halsbeuge, das er dort vergraben hatte, und murmelte verschlafen, aber klarer: „Wieso aufstehen? Heute ist der erste Ferientag und hier ist es so schön warm …“
 

Remus verdrehte daraufhin nur die Augen. Diese Argumentation würde er nie verstehen. Wieso sollte man seine Ferien verschlafen, wenn man endlich so viel Zeit hatte, etwas Schönes zu machen – zum Beispiel ein gutes Buch zu lesen?
 

„Nichts da, raus aus den Federn!“
 

Und ehe Sirius Weiteres verhindern konnte, hatte er sich bereits aus der ungewollten Umarmung befreit und brachte sofort die knapp zwei Meter Sicherheitsabstand zu seinem Bett hinter sich. Sirius schaute ihm missmutig hinterher. Remus kannte ihn jedoch gut; er fing an, aus seinem Schrank ein paar warme Kleidungsstücke hervorzuziehen. Sirius beobachtete das Treiben eine Weile, dann hüpfte er, auf einmal gar nicht mehr müde, aus dem Bett, schnappte sich selbst einen seiner Pullover, die verstreut auf dem Boden herumlagen und zog sich mit begeisterter Miene an.
 

„Gehen wir raus? Gehen wir raus an den See und machen eine Schneeballschlacht?“
 

Da Remus wusste, dass eine Schneeballschlacht nur zwischen ihnen beiden darin enden würde, dass er eine ordentliche Portion der besagten Masse ins Gesicht bekam und keine Chance hatte, diesen Angriff zurückzuzahlen, und da er auch wusste, dass James tödlich beleidigt sein würde, würden sie ihn nicht wecken (er wäre auch tödlich beleidigt, würden sie ihn wecken), schlug er jedoch etwas anderes vor.
 

„Wie wär’s, wenn wir erstmal in Ruhe etwas frühstücken und dann nochmal hochkommen, um Krone und Wurmschwanz zu holen?“
 

„Oh ja! Die machen in den Weihnachtsferien immer so leckere Lebkuchen!“
 

Sirius grinste immer noch wie ein Honigkuchenpferd. Er war so begeistert, dachte Remus, dass nur noch das Schwanzwedeln fehlte. Ein Seitenblick auf Sirius genügte ihm jedoch, diesen Gedanken nicht weiter zu vertiefen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Obwohl es seines Erachtens nicht mehr so früh war, war die Große Halle komplett leer. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Schüler über die Ferien eh zu ihren Familien gereist waren, keine allzu verblüffende Tatsache.
 

Sirius stürzte sich sogleich auf die Lebkuchen, auf die er sich so gefreut hatte. Remus setzte sich daneben und schmierte sich ein Toastbrot. Er hatte keinen großen Appetit, was wahrscheinlich daran lag, dass Vollmond in wenigen Tagen bevorstand. Remus war nicht sonderlich erpicht darauf, doch wenigstens würde diesmal kein Unterrichtsstoff ausfallen, wenn er im Krankenflügel lag.
 

„Du, Moony?“ Sirius hatte kurz aufgehört, den Lebkuchen in sich hineinzustopfen. Remus würde nie verstehen, wie er zu wirklich jeder Tages- und Nachtzeit naschen konnte. Nun ja, außer bei Schokolade. Er sah ihn fragend an. „Moony, was schenkst du mir zu Weihnachten?“
 

„Wie kommst du denn darauf?“ Gut, Weihnachten war in ein paar Tagen. Aber: „Sowas verrät man doch nicht!“
 

Sirius zog einen Schmollmund. „Sei doch nicht so! Komm, sag schon!“
 

Remus drehte sich nur ein Stück weg. „Wenn du mir so kommst, erst recht nicht.“ Er aß sein Toastbrot weiter.
 

„Moony! Bitte! Schau, ich flehe dich an!“ Und tatsächlich bereute Remus es, ihn anzusehen, denn er hatte seinen nahezu unschlagbaren Hundeblick aufgesetzt. Doch er blieb eisern.
 

„Nichts da. Du wirst es noch früh genug erfahren, schließlich ist bald Weihnachten!“
 

„Aber-“ Inzwischen hatte Sirius sich an seinen Arm geklammert. Er sah so verzweifelt aus, als ginge es um Leben oder Tod, aber Remus wusste, dass er das bei allen Dingen tat, die er erreichen wollte, ob es nun angemessen war oder nicht. Eine Tatsache gab es jedoch, von der er wusste, dass sie selbst einen bettelnden Hund ernüchtern würde.
 

„Wenn ich ehrlich bin, bin ich noch gar nicht dazu gekommen, Geschenke zu besorgen. Ich wollte das dieses Wochenende in Hogsmeade erledigen.“ Und wenn Sirius auf die Idee käme, ihm heimlich zu folgen, nur um herauszubekommen, was er wenige Stunden später eh erfahren würde – bitte, sollte er sich die Überraschung versauen.
 

Doch was er gesagt hatte, hatte gewirkt: Sofort ließ Sirius von ihm ab. Remus konnte ihn sich gut mit hängenden Ohren vorstellen. Verstohlen schnappte Sirius sich noch einen Lebkuchen und mampfte ihn still in sich hinein.
 

Um ihn ein bisschen zu ärgern, fragte Remus nach einer Weile:
 

„Und, was schenkst du mir zu Weihnachten?“
 

Er hatte beabsichtigt, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen, doch seine Reaktion verwunderte ihn dann doch: Als hätte er einen Schalter betätigt, stoppte Sirius ganz abrupt in seiner Kaubewegung, sah dann langsam zu ihm auf, die Augen weit aufgerissen, die Pupillen groß. Seine Wangen waren ein wenig gerötet. An seinem Mundwinkel klebten Lebkuchenkrümel.
 

„D-Das ist ein Geheimnis! Wirst noch sehen!“, stammelte er, was Remus noch mehr verwirrte. Dann sprang er auf, den halbgegessenen Lebkuchen liegen lassend. „Wir sollten Krone wecken gehen!“
 

Und eilte aus der Großen Halle.
 

~~~~~*~~~~~
 

James war tödlich beleidigt, als Sirius ihn weckte, doch das schien diesem egal zu sein. Kaum hatte er ihm jedoch erzählt, dass Remus und er beschlossen hatten eine Schneeballschlacht zu machen (hatten sie das zusammen beschlossen oder alleine?), sprang er putzmunter aus dem Bett, zog Peter die Bettdecke weg und eine halbe Stunde später streunten sie aus dem Schloss. Jeder von ihnen hatte noch etwas aus der Großen Halle mitgehen lassen.
 

Kaum waren sie an ihrem Lieblingsplatz angekommen, einer versteckten Stelle am Rande des Sees, formte James sich ungesehen von Sirius einen dicken Schneeball und pfefferte ihn in dessen Richtung. Sirius bekam die volle Ladung ab und drehte sich gespielt erbost um, ebenso bereits einen Schneeball in der Hand. Die Schlacht hatte ohne ein weiteres Zeichen begonnen.
 

Remus war nur froh, eine Kapuze anzuhaben. So konnte er wenigstens nichts in den Nacken bekommen. Da er wusste, dass er es bereuen würde, würde er nur untätig in der Gegend rumstehen, gab er sich seinem Schicksal hin, bückte sich und formte ebenso ein paar Schneebälle, die er dann nacheinander Peter an den Kopf schmiss, der sich bisher auch eher schüchtern im Hintergrund gehalten hatte. Er war wohl auch ganz froh, dass er nur von Remus attackiert wurde, was vergleichsweise harmlos war.
 

Leider hatte er nicht mit Sirius gerechnet. Während er noch angenommen hatte, dass dieser sich schön weiter mit James bekriegte – ein Gemetzel, bei dem er lieber nicht zwischen die Fronten geraten wollte – hatte dieser sich klammheimlich an ihn herangeschlichen. Remus bemerkte es erst im letzten Moment an Peters Gesichtsausdruck; doch da war es schon zu spät. Sirius packte ihn plötzlich von hinten und verpasste ihm eine ordentliche Ladung Schnee ins Gesicht. Prustend versuchte er, möglichst wenig davon zu essen und sich aus dem Klammergriff zu befreien, doch es half nichts. Sein blindes Gezappel – er hatte Schnee in die Augen bekommen – führte nur dazu, dass er das Gleichgewicht verlor und in den Schnee fiel.
 

Einige Meter entfernt konnte er an dem mädchenhaften Gekreische hören, dass James Peter gerade ebenso einseifte.
 

Lachend hockte Sirius sich über ihn, die Knie in den Schnee gestemmt, sodass sie ganz nass wurden, und hielt ihn weiterhin am Boden.
 

„Noch eine Portion gefällig?“ Frech grinste er ihn an.
 

Remus dagegen war sich mit einem Male völlig des Gewichtes auf ihm bewusst und musste daran denken, wie er ihn noch vor wenigen Stunden an sich gedrückt hatte. Wie sich das wohl jetzt anfühlen würde? Er sah zu ihm auf, die Augen immer noch halb wegen dem Schnee zusammengekniffen.
 

Im nächsten Moment bekam Sirius‘ Kopf einen riesigen Schneeball an den Kopf.
 

Er wirbelte herum, sah James, der ihn auslachte und sprang auf, um sich auf ihn zu stürzen. Die beiden fielen lachend zusammen in den Schnee und beschmissen sich gegenseitig mit Schnee.
 

Remus stand auf, doch mit wackeligen Beinen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Er hatte es tatsächlich geschafft, sich unauffällig von Sirius loszueisen und dem kleinen Dorf in der Nähe von Hogwarts einen Besuch abzustatten. Schließlich konnte er nicht mit ihm zusammen gehen, da er immer noch ein Weihnachtsgeschenk für ihn suchte.
 

Eigentlich war es nur Sirius, für den er noch kein Geschenk hatte. Für James hatte er ein Hochglanzpoliermittel für seinen neuen Silberschweif 900 gekauft und für Peter eine große Tüte mit allem Möglichen aus dem Honigtopf. Doch aus irgendeinem Grund fiel es ihm diesmal schwer, sich etwas für Sirius auszudenken. Letztes Jahr hatte er ihm ein Buch über die Quidditchnationalmannschaft geschenkt. So ziemlich das einzige Buch, in das er jemals freiwillig seine Nase reinsteckte.
 

Aber dieses Jahr? Fehlanzeige. Er grübelte und grübelte, doch ihm fiel absolut nichts Passendes ein. Seine Ideen kamen ihm dumm oder einfallslos vor. Bei James und Peter war es nie ein Problem, wo der eine ein Quidditchfanatiker und der andere mit Süßem immer glücklich war.
 

Vielleicht etwas, das zeigte, was sie verband? Er hatte da am vergangenen Wochenende (da war er auch schon auf Suche gewesen) eine kleine Holzfigur in Hundeform gesehen, die so verzaubert war, dass sie wie lebendig wirkte. Dazu passend gab es auch andere Tiere, darunter auch einen Wolf. Ob Sirius es komisch fände, wenn er ihm den Hund schenkte und dann herausfand, dass er sich den Wolf gekauft hatte?
 

Ziellos wanderte Remus durch die vollen Straßen in Hogsmeade. So kurz vor Weihnachten war die Hölle los. Alle versuchten noch in der letzten Minute ein Geschenk zu finden. Weihnachtliche Stimmung war irgendwie fehl am Platz.
 

Stunden später und mit genauso leeren Händen, wie er gekommen war, ließ Remus sich auf den einzigen freien Stuhl in den Drei Besen sinken und bestellte sich ein Butterbier.
 

Er war frustriert. Bald war Weihnachten und noch immer hatte er kein Geschenk. Sollte er ihm einfach irgendetwas schenken? Sirius war nicht nachtragend und wahrscheinlich war es ihm eh egal, was er ihm gab.
 

Eine knappe Stunde und zwei Butterbier später gab Remus auf. Er hatte sich jetzt genug den Kopf darüber zerbrochen. So wichtig war es ja nun auch wieder nicht. Schließlich kamen sie das ganze Jahr über ohne Geschenke aus. Er sollte aufstehen, irgendein Mitbringsel suchen und dann verschwinden, ehe sich die Jungs Sorgen machen würden.
 

Plötzlich packte ihn von hinten eine Hand an der Schulter und drückte ihn wieder auf den Stuhl. Überrascht sah er auf, als Sirius um ihn herumkam und sich auf den gegenüberliegenden Stuhl setzte.
 

„Na, fündig geworden?“ Er grinste ihn an, seine Wangen von der Kälte gerötet, das schwarze Haar zerzaust von dem eisigen Wind.
 

Remus starrte ihn an.
 

Dann wurde ihm klar, dass Sirius eine Antwort erwartete.
 

„Äh – äh ja, klar!“
 

„Krone hat sich Sorgen gemacht, weil du so lange weg warst. Wir dachten schon, du hättest dich verlaufen.“, feixte er. „Na ja, jetzt hab ich dich ja gefunden. Wollen wir?“
 

Er stand wieder auf und wollte offensichtlich gehen. Mit einem Male wurde Remus klar, dass er, wenn er jetzt mit ihm mitging, immer noch kein Geschenk hatte. Er musste sich eine Ausrede einfallen lassen.
 

„Warte mal, Sirius!“
 

Sirius drehte sich um.
 

„Was denn?“
 

„Ich – ich kann noch nicht gehen.“ Remus stockte. Was nun? „Ich hab noch was zu tun!“
 

„Und was?“
 

„Ich – äh …“ Remus‘ Kopf flammte auf, doch ihm fiel nichts Besseres ein. „Ich treff mich noch mit jemandem …“
 

Doch Sirius legte nur den Kopf schief, fragend.
 

„Mit wem denn?“
 

„Mit – mit einem Mädchen!“
 

Remus glich nun wirklich einer Tomate, so rot wie er war, ob es an der Notlüge lag oder daran, dass Sirius ihn so kritisch ansah, wusste er nicht. Doch statt dass das passierte, was er erwartet hatte – Sirius, der ihm kumpelhaft auf die Schulter schlug, grölend, dass er es ja doch noch geschafft hatte, mit einem Mädchen anzubandeln – griff plötzlich nach seiner Hand. Erst jetzt sah Remus, dass er gar nicht mehr fröhlich aussah; stattdessen trug er einen sehr ernsten, ja beinahe entschlossenen Gesichtsausdruck.
 

„Tatze?“
 

„Komm mit!“
 

Er zerrte ihn aus den Drei Besen.
 

~~~~~*~~~~~
 

„Tatze? Was tust du? Wohin – warte doch mal!“
 

Erbarmungslos zog Sirius Remus hinter sich her. Hogsmeade hatten sie hinter sich gelassen, doch sie gingen auch nicht zum Schloss zurück. Remus kannte den Ort jedoch nur zu gut, weil er jeden Monat an ihn gebunden war.
 

Sirius passierte die Öffnung im Zaun ohne zu zögern. Die Bewohner von Hogsmeade mieden diesen Ort wegen der unheimlichen Geräusche, die manchmal des Nachts aus der verlassenen Hütte drangen. Manche nannten sie sogar schon die Heulende Hütte. Hier kam niemand her.
 

„Jetzt reicht es aber!“
 

Remus riss sich los. Sirius blieb ebenfalls stehen, sagte aber kein Wort. Stattdessen sah er ihn kurz an, ehe er den Blick senkte. Er nagte an seiner Unterlippe.
 

„Tatze.“ Remus sprach nun etwas sanfter. Sein bester Freund war schon seit dem Frühstück so komisch. „Was ist los?“
 

Sirius sah wieder auf, und wieder brach er den Blickkontakt sofort ab.
 

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Remus ging einen Schritt auf ihn zu, sodass er genau vor ihm stand. „Vielleicht Streit mit Krone? Nicht, dass es so aussieht … du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“
 

„Ich … Moony, zeigst du mir, was du mir zu Weihnachten schenken willst?“
 

Das überraschte Remus dann doch.
 

„Bist du deswegen so drauf? Weil du neugierig bist?“ Ein bisschen ärgerte er sich ja schon darüber.
 

„Nein!“ Sirius‘ Augen weiteten sich. „Es ist nur … vielleicht willst du es mir gleich nicht mehr schenken.“
 

Remus war verwirrt. „Wieso das denn? Hast du was angestellt?“
 

„Noch nicht.“, murmelte Sirius und beugte sich vor.
 

Binnen eines Augenblicks begriff Remus, was er da vor hatte. Schnell bückte er sich unter ihm durch und sprang ein paar Schritte rückwärts, um möglichst viel Abstand zwischen sie beide zu bekommen. Am liebsten wäre er davon gelaufen.
 

„Sirius, was-“ Weiter kam er nicht, ihm blieben die Worte im Hals stecken. Hatte Sirius etwa – hatte er gerade versucht – die Wucht seiner eigenen Gedanken fesselten Füße und Sprache.
 

„Sorry, Moony, ich ...“ Sirius sah vollkommen am Boden zerstört aus. „Ich wusste eigentlich, dass das ‘ne dumme Idee war.“
 

„Ich – du –“ Remus versuchte sich zu fassen. „Wolltest du mich etwa gerade … küssen?“ Ein schwaches Nicken. Remus keuchte vor Überraschung. „Ich fass es nicht!“ Sirius zuckte unter seinen Worten zusammen wie ein Peitschenhieb. Fehlt nur noch, dass er den Schwanz einzieht, dachte Remus. „Ich fass es nicht …“, murmelte er diesmal wie zu sich selbst.
 

Sirius schien sich wieder zu fassen, denn er räusperte sich.
 

„Du … musst nichts drauf antworten. Ich kenn die Antwort ja eh. Es tut mir echt Leid!“ Damit wollte er sich umdrehen und gehen.
 

Diesmal war es Remus, der Sirius festhielt.
 

Es platzte einfach so aus ihm heraus. Er konnte es nicht aufhalten, auch wenn er gewollt hätte.
 

„In Wahrheit habe ich noch gar kein Geschenk für dich! Mir fiel einfach nichts ein. Ich denke schon seit Wochen darüber nach, aber nichts! Irgendwie hab ich immer das Gefühl, es ist nicht das Richtige …“ Remus hielt Sirius‘ Hand fest umklammert, doch er sah stur auf den Boden. Er konnte spüren, wie aus Sirius‘ Körper die Anspannung wich und er sich ihm ein klein wenig zuwandte.
 

„In Wahrheit habe ich auch kein Geschenk für dich.“, sagte er leise. Seine Stimme klang, als müsste er sich stark zusammenreißen. „Jedenfalls nichts, was man in Geschenkpapier einwickeln könnte. Ich wusste noch nicht einmal, ob es dir gefällt, aber ich hatte sozusagen keine Wahl.“
 

Er löste seine Hand aus Remus‘ Griff und hob mit zwei Fingern sein Kinn an. Zum ersten Mal sahen sie sich richtig in die Augen.
 

„Wirst du es annehmen?“
 

~~~~~*~~~~~
 

„Los, aufwachen, runterkommen, Geschenke auspacken!“ James, sonst chronischer Langschläfer, stürmte den Schlafsaal, sprang erst auf Sirius‘, dann auf Remus‘ Bett, zog Peter mitsamt Bettdecke auf den Boden und polterte dann wieder die Treppe hinunter. Verschlafen versammelten sich auch nach und nach die restlichen Rumtreiber im Gemeinschaftsraum.
 

„Woah, ein Poliermittel! Danke, Moony!“
 

Remus zog sich einen freundschaftlichen Knuff von James zu, während Peter anfing, sein Weihnachtsgeschenk aufzuessen. Er selbst bekam eine Packung Schokofrösche und den neuesten Band der Geschichte Hogwarts‘. Auch wenn er sich den schon seit Monaten gewünscht hatte, legte er ihn nach dem Auspacken erstmal beiseite, um sich wieder neben Sirius zu setzen.
 

Plötzlich hielt James inne.
 

„Moment mal …“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er erst Sirius, dann Remus an. „Schenkt ihr beiden euch nichts?“
 

Remus sah nur zu Sirius, der ihn zufrieden anlächelte.
 

„Das haben wir schon. Nur ein paar Tage früher.“
 

„Was?“ James zog einen Schmollmund. „Das ist unfair!“
 

Sie lachten, doch keiner sah, dass ihre Hände miteinander verschlungen waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MikaChan88
2016-07-05T07:27:12+00:00 05.07.2016 09:27
Aw süß ^-^
Mach weiter so

Cu,
MikaChan
Von:  Yuiki
2014-09-04T04:23:58+00:00 04.09.2014 06:23
Nach zu vielen Andeutungen in einer HP-Parodie auf dieses Pairing musste ich einfach was dazu lesen!
Habe dann entsetzt festgestellt dass es erstens sowieso viel zu wenig Geschichten dazu gibt und zweitens die meisten davon in einem Schreibstil geschrieben sind der für mich nicht in Frage kommt ~_~
Kurz vorm Aufgeben habe ich deine FF angeklickt und sie ersten Zeilen gelesen und es hat direkt -klick- gemacht ♡
Ich bin sehr glücklich mit deinem Talent eine Szene so zu beschreiben dass man direkt das Gefühl hat in sie einzutauchen, winterliche Kälte und kuschelig-warmes Bett inklusive :3
Ich dachte mir..wenn jetzt noch die Interaktionen zwischen den Charakteren stimmen und ich nicht dauernd lesen muss wie süß und weiblich und rot anlaufend Remus ist....oh Gott, dann bin ich vorerst einfach mal im FF-Himmel xD
Und du hast meine Erwartungen sogar noch übertroffen - alle vier wirken sehr natürlich und angenehm und das Ende ist lovely (wenn auch etwas eilig) und aww..♥
Ich will dass jetzt Winter ist x3
Von:  Neko-sama
2012-03-17T11:30:15+00:00 17.03.2012 12:30
Huii
ein süßer OS <33
Entgegen vieler Meinungen mag ich das Paar eigentlich gar nicht *droop*
aber in dieser FF fand ich sie einfach nur kawaii~
^-^

Von:  Omama63
2011-12-02T19:08:03+00:00 02.12.2011 20:08
Ein schöner OS.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse Geschrieben.


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