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Selfish Princess

(Miku x Luka)
von

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Homesick

Der Wagen hielt vor einem großen Tor. Links und rechts des Tors bildeten akkurat geschnittene Büsche ein großes Viereck um das Anwesen. Die Pflanzen dienten nur der Optik, doch verbargen sie einen massiven Eisenzaun. Die pfeilartigen Spitzen des Zauns, würden es jedem Einbrecher schwer machen, das Anwesen überhaupt zu betreten.

Der Fahrer des Autos öffnete das Handschuhfach und holte einen kleinen Schalter heraus. Er drückte auf den Schalter und das schwere Eisentor öffnete sich wie von Geisterhand.

Nun ging die Fahrt noch etwa zwanzig Meter weiter und endete unter einem Parkpavillion.

„Endlich wieder Zuhause!“, freute Miku sich.

Luka hatte das riesige Anwesen die Sprache verschlagen. //Wow...ich hab mit Vielem gerechnet, aber nicht damit//, dachte sie sich.

Als sie vor zwei Jahren mal in einem 4-Sterne Hotel Urlaub gemacht hatte, hatte sie dies eigentlich schon für Luxus gehalten. Aber das Haus der Hatsunes toppte einfach alles. Konnte man dieses Gebäude überhaupt noch als Haus bezeichnen?

Sie standen gerade allen Ernstes vor einem traditionellen, japanischen Anwesen, das so groß war, wie sie es noch nie gesehen hatte.

„Dein Blick ist Gold wert.“, neckte die Türkishaarige sie und holte sie zurück in die Realität.

Leicht verlegen warf die Ältere ihr ein Lächeln zu. „Du hättest mich ruhig vorwarnen können.“

„Warte erstmal ab, bis du die Inneneinrichtung siehst.“, strahlte die Andere.

Inzwischen hatte Mikus Vater die Koffer aus dem Kofferraum geholt. Luka reichte ihrer Klassenkameradin ihre Krücken.

„Können wir dann?“ Mit einem warmen Lächeln sah Herr Hatsune die beiden Mädchen an. Diese nickten. Somit wanderten die drei einen kleinen Weg entlang, stiegen die Treppe zur Veranda empor und erreichten schließlich die Haustür.

An der Tür angekommen, wurden die Schuhe gegen Hausschuhe eingetauscht.

Auch das Innere des Hauses war purer Luxus. Alles war sehr stilvoll und traditionell eingerichtet. Nirgendwo lag auch nur ein Körnchen Staub herum.

„Ich stell die Koffer mal in deinem Zimmer ab, Schätzchen.“

„Ja, mach das. Danke Dad.“

Mit diesen Worten wandte die Diva sich wieder der Rosahaarigen zu. „Komm, lass uns mal sehen wo meine Mom ist.“

Angesprochene nickte nur. „Alles klar.“

Auf dem Weg durchs Haus fiel ihr auf, wie leicht man sich hier doch verlaufen konnte. Es würde sicherlich ein Weilchen dauern, bis sie sich hier zurechtfand. Da war ja sogar die Schule übersichtlicher.

Sie erreichten ein riesiges Wohnzimmer, durchquerten den Raum und begaben sich rüber zur Küche. Von dort aus war den beiden Mädchen schon ein guter Geruch in die Nase gestiegen. Es roch nach Mittagessen. Sie konnten es nicht genau zuordnen, aber es roch lecker.

Miku schob die Tür auf und betrat den Raum. Wie erwartet stand ihre Mutter gerade an der Anrichte und bereitete das Mittagessen vor.

Die Frau war etwa anfang Vierzig und sah aus wie eine genaue Kopie der Diva, nur eben in älter und mit kürzeren Haaren.

„Hi Mom!“, rief Miku aus.

„Hallo, Frau Hatsune.“, grüßte Luka um ein Vielfaches höflicher als ihre Klassenkameradin.

„Ah, du bist wieder Zuhause, wie schön“, freute sie sich. „Da habt ihr aber heute guten Anschluss gehabt.“

Die Türkishaarige nickte. „Ja, zum Glück hatte mein Zug heute keine Verspätung.“

Die Hausherrin wandte sich ihrem Gast zu. „Und du musst Luka sein, richtig?“

Angesprochene nickte. „Ja genau.“

„Meine Tochter hat mir schon die Ohren von dir vollgeschwärmt.“, grinste die Ältere.

„Mom! Nicht schon wieder!“, rief ihre Tochter entsetzt aus. Ihre Wangen nahmen schlagartig einen Rotton an.
 

Etwas später saßen die Vier am Tisch und aßen erst einmal etwas zu Mittag. Die Nasen der beiden Schülerinnen hatten sie nicht getäuscht – das Essen roch nicht nur gut, nein es war wirklich sehr lecker.

Die Rosahaarige hatte erwartet,das in einem so traditionellen und reichen Haushalt, sicher viel mehr auf Benehmen und sämtliche Höflichkeitsregeln geachtet wurde, doch die Eltern ihrer Klassenkameradin waren genau so locker und freundlich wie die, ihrer anderen Freundinnen.

Während des Mittagessens herrschte kein Schweigen, sondern sie redeten über Gott und die Welt.

Mikus Eltern wollten wissen, was es Neues aus der Schule zu berichten gab. Außerdem löcherten sie die Rosahaarige mit Fragen, um sie ein wenig besser kennen zu lernen. Sie hatten aus früheren Erzählungen ja schon gemerkt, was für einen Narren ihre Tochter an ihr gefressen hatte.

Luka brauchte eine Weile um aufzutauen. So war das immer, wenn sie das erste Mal in einem fremden Haushalt war. Aber bei den Hatsunes taute das Eis eigentlich recht schnell.

Schon eine Stunde später erzählte und lachte sie mit den Anderen genau so, als würden sie sich schon ewig kennen.

Nach dem Essen und etwas Erzählen, erhob die Türkishaarige sich von ihrem Sitzplatz. Ihre Klassenkameradin reichte ihr gleich die Krücken, damit sie gehen konnte.

„Komm, ich zeig dir mal mein Zimmer.“, schlug sie dann vor.

Angesprochene nickte. „Klar. Da bin ich jetzt schon mal gespannt.“

Ihr Weg führte erstmal raus aus dem Esszimmer, über einige Flure und endete schließlich vor einer Schiebetür. „Ich hoffe mal das Mom geputzt hat.“

Miku warf Luka ein leicht verlegenes Grinsen zu. Seit sie den Gips hatte, konnte sie ihr Zimmer ja schlecht am Wochenende selbst putzten.

„Ach, und selbst wenn nicht – ich bin von Gumi wirklich einiges gewöhnt.“

Und das war sie wirklich. Während die Grünhaarige eine Chaotin vor dem Herrn war, war die Rosahaarige sehr ordentlich. Ständig räumte oder putzte sie ihrer Zimmernachbarin hinterher. In den Monaten, in denen sie nun schon im Internat lebte, war dies aber zur Gewohnheit geworden. Sie hatte aufgehört sich darüber aufzuregen. Es war eh sinnlos.

Miku schob die Tür auf und betrat den Raum. Luka folgte ihr.

Glücklicherweise war hier aber erst vor kurzem noch geputzt worden. Nirgendwo war Staub oder Ähnliches zu finden. Das Zimmer war, wie der Rest des Hauses, sehr groß und aufgeräumt.

Im Gegensatz zum restlichen Haus, war das Traditionelle hier aber verloren gegangen. Hier und da hingen Poster an den Wänden. Im Bücherregal und auf dem Schreibtisch lagen einige Modezeitschriften und Mangas. Neben dem Computer befand sich ein großer Stapel mit Notenblättern.

Das Zimmer verfügte über einen riesigen Spiegel, vor dem ein Schminktischchen aufgebaut war. Mikus Kleiderschrank war zwar ebenfalls riesig, aber trotzdem restlos überfüllt. Die Tür stand einen Spalt weit offen und auch außen am Kleiderschrank hingen noch einige Outfits.

An der Wand hing ein großer Flachbildfernsehr und in einer Ecke stand eine Gitarre.

Das Beste war aber die Karaokemaschine, die sich direkt unter dem Fernseher befand.

„Tja, und das ist mein kleines Reich.“, stellte die Türkishaarige mit einem Grinsen fest. Ihr war der ungläubige Blick der Älteren nicht entgangen.

„Klein?! Ich wünschte ich hätte jemals so ein riesen Zimmer gehabt!“, rief sie aus.

Miku konnte ein Kichern nicht unterdrücken. „Fühl dich einfach ganz wie Zuhause.“, sagte sie dann.

Luka bemerkte, das das Zimmer noch eine zweite Schiebetür hatte. Sie deutete auf die Tür und blickte ihre Klassenkameradin an. „Wo geht’s da eigentlich hin?“, wollte sie dann wissen.

Die Türkishaarige warf ihr ein Lächeln zu. „Sieh nach.“, forderte sie dann.

Dagegen hatte die Ältere nichts einzuwenden. Sie schob also die Tür zu Seite und erlebte eine erneute Überraschung.

Von Mikus Zimmer aus konnte man quasi direkt in den Garten gehen. Und was noch für ein Garten! Die Pflanzen waren akkurat geschnitten, kleine Beete waren ordentlich angelegt worden.

In der Mitte des Gartens befand sich ein See, in dem sie von hier aus einige rote und weiße Schecken bemerkte. Vermutlich Kois.

Genau über den Teich führte eine Brücke, passend zum Haus, alt und traditionell gehalten.

Fast vor der Zimmertür klirrte ein Windspiel leise im Wind.

„Wow! Was für eine Aussicht!“, rief sie staunend aus.

„Speziell im Sommer ist es herrlich, abends noch ein wenig auf der Veranda zu sitzen.“, erzählte Miku ihr.

„Das glaub ich dir gern.“

Luka musste sich nicht extra umdrehen, um zu bemerken, das die Türkishaarige auf sie zuhumpelte. Das Geräusch, welches die Krücken beim Kontakt mit dem Boden erzeugten, verriet es ihr.

Miku drückte ihr von hinten irgendetwas in die Hand. Ganz automatisch griff Luka zu. Der Gegenstand, den die Andere ihr gerade gereicht hatte, hatte irgendetwas vertrautes. Ein Mikrophon.

Leicht fragend drehte sie sich nun doch zu der Jüngeren um, nur um festzustellen, das das Mädchen sich ebenfalls mit einem Mikrophon bewaffnet hatte.

„Ich wollte schon ewig noch mal mit dir zusammen singen.“, stellte die Diva fest.

Auf Lukas Lippen legte sich ein Lächeln. „Klar, wieso nicht. So eine Karaokemaschine will ausgenutzt werden, was?“

„Zumindest von Leuten, die eine schöne Singstimme haben, jepp.“

Da Miku wegen ihrem Gipsbein nicht die ganze Zeit über stehen konnte, starteten die Mädchen die Maschine und setzten sich aufs Bett.

„Nen besonderen Musikwunsch?“

„Ach, ich lass mich einfach überraschen.“

Als die beiden Schülerinnen begannen zu singen, waren sie ganz in ihrem Element. Es war, als wenn sie sich von jetzt auf gleich, in ihrer eigenen kleinen Welt befinden würden.

Eine Welt, in der es nur sie und die Musik gab. Die Stimmen der beiden Mädchen harmonierten perfekt miteinander, was das Singen gleich noch viel reizvoller machte.

Es war eine Sache alleine zu singen, oder just for fun mit einer Klassenkameradin, doch mit einer anderen talentierten Sängerin an ihrer Seite, wünschte Miku sich, das die Zeit stehen bleiben würde.

Auch Luka hatte Gefallen daran gefunden mit der Anderen zu singen.

Vermutlich wären einige bekannte Sänger gerade vor Neid grün angelaufen.

Es dauerte nicht lange, da wurde die Tür zu Mikus Zimmer erneut geöffnet und ihre Eltern betraten den Raum, um den Mädchen zuzuhören. Das kleine Konzert wollten sie sich nicht entgehen lassen.

Die beiden wussten ja, was für eine schöne Stimme ihre Tochter hatte, doch jetzt hatte sie scheinbar auch noch die passende Gesangsparnterin gefunden.
 

Der Tag verging ohne nennenswerte Zwischenfälle. Jetzt, wo die beiden endlich miteinander redeten, war auch das letzte Eis getaut. Die Rosahaarige war sich zwar schon vorher sicher gewesen, das Miku sich geändert hatte, doch jetzt war auch das letzte bisschen Misstrauen verschwunden.

Sie war sich durchaus bewusst, das die Türkishaarige ein ziemliches Biest zu anderen sein konnte, das würde sich wohl nie ändern, doch zu ihr war sie anders.

Gut, wenn sie an damals an die Erdgrube zurückdachte, wusste sie auch warum. Eigentlich ein merkwürdiges Gefühl, das ausgerechnet die Schuldiva, die nun wirklich jede Andere haben könnte, hinter ihr her war.

Zum Glück hielt das Mädchen sich aber stark zurück und versuchte sie zu nichts mehr zu drängen, was sie eigentlich gar nicht wollte.

Inzwischen war es Abend. Die Familie hatte eben noch etwas zu Abend gegessen. Luka half Mikus Mutter noch dabei das Geschirr zurück in die Küche zu bringen, während die Diva im Wohnzimmer sitzen blieb. Eigentlich hätte sie auch geholfen, doch mit den Krücken war das ein Ding der Unmöglichkeit.

Nachdem alles soweit wieder aufgeräumt war, warteten die Mädchen darauf, das das Bad endlich frei wurde.

Die Türkishaarige hatte der Älteren einen riesigen Badebereich versprochen. Diese war nun wirklich gespannt. In der Schule hatten sie ja nur diese dämlichen Duschkabinen, zu denen man durchs halbe Wohnhaus wandern musste. Wie herrlich es da doch immer war, am Wochenende mal ein ganz normales Bad nehmen zu können.

Als das Bad endlich frei war, verschwanden die Schülerinnen darin. In der Zwischenzeit hatte Miku sich schon mit einer großen Plastiktüte und Klebeband bewaffnet, um ihr Gipsbein vor sämtlichem Wasser zu schützen.
 

Und die Türkishaarige hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Das Bad war wirklich recht groß.

Vor dem eigentlichen Badezimmer lag ein kleiner Raum, in dem man seine Kleidung ablegen konnte. Dahinter befand sich dann das Bad, in dem es einen Waschbereich und eine riesige Badewanne gab. Fast so, wie in einigen japanischen Badehäusern.

Die Rosahaarige wollte gerade für's Erste den Rückzug antreten, als Miku sie am Arm festhielt.

Die Jüngere warf ihr einen leicht fragenden Blick zu. „Wo willst du hin?“

Nun war es an Luka eine Augenbraue hochzuziehen. „Na ich wollte dich erstmal baden lassen. Ich geh dann nach dir ins Bad.“

„Was redest du da? Das Bad ist wirklich groß genug für zwei.“, kicherte die Diva. Die Ältere starrte sie einen Moment irritiert an, nur um im nächsten Moment schlagartig die Gesichtsfarbe zu wechseln.

„Ich weiß nicht Miku...“, streute sie ein.

„Jetzt stell dich nicht so an. Wir sind beides Mädchen.“

//Genau deswegen ja//, dachte die Andere sich im Stillen. Sie hatte es ja Anfangs sogar befremdlich gefunden, sich in ihrem Zimmer vor Gumi umziehen zu müssen.

Als Lily im Duschraum einmal die Tür zu ihrer Duschkabine aufgerissen hatte, weil sie ihr Shampoo vergessen hatte, hätte sie die Blonde aus Reflex fast mit der Duschgelflasche abgeworfen.

Luka war eher westlich erzogen worden und war es nicht gewohnt, mit mehreren Leuten baden zu gehen.

Vielleicht sollte sie langsam mal damit beginnen, sich an die eigentlich üblichen Sitten zu gewöhnen. Aber warum musste sie sich dann direkt, oder besser gesagt ausgerechnet, mit Miku das Bad teilen? Für den Anfang wären Freunde wie Miki oder Gumi ja schon gerade schlimm genug gewesen. Die waren wenigstens nicht hinter ihr her!

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht!“, neckte die Türkishaarige sie. „Ich werd dich schon nicht fressen.“

„Ist auch besser für deine Gesundheit.“, murrte Luka nur.

„Hey! Ich hab schon ein gebrochenes Bein. Du würdest mich doch nie und nimmer schlagen.“, scherzte die Jüngere weiter.

„Wo bin ich da nur reingeraten?“, murrte die Rosahaarige in ihren nicht vorhandenen Bart.

Die Schülerinnen legten ihre Kleidung im Vorraum ab und betraten dann das Bad.

Da Miku die Krücken bei ihren Klamotten gelassen hatte, stützte sie sich den restlichen Weg über auf die Rosahaarige, die die ganze Situation nach wie vor, als mehr als peinlich betrachtete.

Aus Mitleid erklärte Luka sich dazu bereit dem Mädchen eben den Rücken zu waschen, fand es aber mehr als befremdlich, als die Jüngere sich revanchieren wollte.

Als sie schließlich rüber zu der riesigen Badewanne wanderten, musste sie ihrer Klassenkameradin noch irgendwie helfen, mit dem Gipsbein über den Badewannenrand zu klettern. Als Miku erstmal in der Wanne verfrachtet war, stieg auch Luka ins Wasser und verschwand bis zum Hals darin.

Zum einen war das Wasser angenehm warm, doch der eigentliche Grund war, das sie gemerkt hatte, das die Andere sie in einer Tour unauffällig anstarrte.

„Endlich wieder ganz normal baden.“, freute Miku sich und schloss die Augen.

„Das ist mit den Duschen in der Schule absolut nicht zu vergleichen.“, pflichtete Luka ihr bei.

Die beiden genossen noch eine Weile das entspannende Bad und redeten über Gott und die Welt, bevor sie beschlossen, langsam mal wieder in Richtung Zimmer zu wandern.

Bei dem Versuch die Diva irgendwie wieder unbeschadet aus der Badewanne zu heben, hätten die Mädchen fast beide eine Bruchlandung hingelegt, doch letztlich ging alles noch einmal gut aus.
 

„Wie schaffst du es eigentlich, das deine Haare bei der Länge keinen Spliss kriegen?“

Die Rosahaarige hatte sich hinter ihre Klassenkameradin gesetzt und bürstete das glänzende, türkise Haar. Die Haare der Anderen waren immer noch nicht wieder ganz trocken, was Luka nicht wirklich wunderte.

„Ach, die sind einfach unkaputtbar. Manchmal ne Kur rein, und die Sache stimmt.“, antwortete das Mädchen mit einem Lächeln.

Sie schloss die Augen und genoss es, ihre Liebste so nah bei sich zu haben. Das Geräusch, das die Bürste beim Kämmen ihrer Haare verursachte, war derzeit das einzige Geräusch im Raum.

Wie lange hatte sie sich jetzt schon gewünscht, die Ältere mit hier her zu nehmen.

Selbst während ihres miesen Spiels damals, hatte sie schon bemerkt, was für ein gutmütiges und sanftes Wesen ihre Klassenkameradin doch hatte. Die ruhige Stimme und ihr makelloses Aussehen rundeten die Sache noch ab.

Bis zum Anfang dieses Schuljahrs hatte Miku noch nicht daran geglaubt, das es den perfekten Menschen überhaupt gab, jetzt hatte ihre Meinung sich geändert. Ihrer Meinung nach war die Rosahaarige perfekt.

Die Stille wurde vom Klingeln eines Handys unterbrochen. Die beiden Schülerinnen blickten auf.

„Wer ruft mich denn um die Uhrzeit noch an?“, wunderte Luka sich und stand auf.

Sie ging rüber zu Mikus Schreibtisch, auf den sie ihre Handtasche gelegt hatte. Kurze Zeit später hielt das Mädchen ihr Handy in der Hand und nahm den Anruf entgegen.

Die Diva beobachtete sie von ihrem Platz aus. Erst hatte die Rosahaarige noch ein wenig irritiert aber entspannt gewirkt, doch plötzlich änderte sich etwas in ihrer Mimik.

Kaum merklich zog Miku eine Augenbraue hoch. Was hatte sie denn plötzlich?

„Hi Mom.“

Von jetzt auf gleich konnte die Türkishaarige sagen was los war.

„...Nein, bei uns ist es gerade nicht 14 Uhr, wir haben 21 Uhr.“

„..ja, mir geht’s gut. Und dir? Was macht du Arbeit?“

„...ah, das ist schön.“

„...in der Schule? Ach, da gibt’s nicht wirklich was Neues. Ich komm gut mit.“

„...gerade bei ner Freundin.“

Da Miku zu weit weg saß, konnte sie nur das halbe Telefonat mithören. Was sie jedoch sehr wohl sah war, das Luka plötzlich gar nicht mehr so glücklich aussah.

Sie hatte es vorhin in der Bahn schon bemerkt. Es war nur selbstverständlich, das sie ihre Mutter vermisste. Würde Miku ihre Familie zwei Jahre nicht sehen können, sie wäre vermutlich genau so niedergeschlagen.

Täuschte das Licht, oder glänzten die Wangen der Älteren nass?...Nein, das war keine Täuschung.

„...eh? Ja klar, mit mir ist alles in Ordnung. Das muss an der Verbindung liegen.“

Wie schaffte die Andere es nur, ihre wahren Emotionen so gut hinter einer fröhlichen Stimme zu verbergen? Der Diva war das ein Rätsel.

„...deine Mittagspause ist gleich vorbei? Na dann will ich mal nicht weiter stören.“

„...Wir hören uns, mach's gut.“

Inzwischen hatte die Türkishaarige nach ihren Krücken gegriffen, war vom Bett aufgestanden und rüber zu ihrer Freundin gehumpelt. Diese hatte das Telefonat gerade beendet, wischte sich mit einer Hand ganz nebenbei über die Augen und tat so, als wenn überhaupt nichts wäre.

Miku lehnte ihre Krücken an den Schreibtisch und umarmte die Andere. Diese war für einen Moment wie erstarrt und starrte sie an.

„Für wen willst du so stark sein?“, erkundigte die Diva sich.

Angesprochene schluckte. „Ich weiß nicht was du meinst.“

Die Jüngere schüttelte nur leicht den Kopf, bevor sie zu ihrer Liebsten hochblickte.

„Ich seh's dir doch an. Es ist ganz normal, das du unter der Situation leidest.“

Nach wie vor hielt sie die Rosahaarige in einer Umarmung, dachte gar nicht daran sie loszulassen.

Wenn sie schon von sich aus nicht um Hilfe bat, dann musste man sie eben zu ihrem Glück zwingen. Niemand würde so eine Situation zwei Jahre lang ganz allein aushalten können.

„Ach quatsch. Das sind nur zwei Jahre. Und zwei Jahre sind eine absehbare Zeit.“, widersprach Luka ihr.

„Ich weiß ja, das sie bald wieder zurück ist.“

Drip.

„Ich freue mich eher für meine Mutter, das sie sich einen Traum erfüllt hat.“

Drip.

Tränen bahnten sich erneut einen Weg über ihre Wangen, ob sie nun wollte oder nicht. Der Diva tat der Anblick in der Seele weh. Wie gern sie doch etwas an der Gesamtsitiation geändert hätte.

Sie zog die Ältere näher zu sich, streichelte ihr tröstend über den Rücken. Die Maske der Rosahaarigen bröckelte.

„Es ist nur...ich vermisse sie so! Du hast keine Ahnung wie gut ihr es alle habt, eure Eltern jedes Wochenende sehen zu können!“

Jetzt ließen die Tränen sich entgültig nicht mehr zurückhalten.

„Sssssh...ich versteh wie du dich fühlst.“, räumte Miku ein und schmiegte sich etwas näher an Luka. Sie wollte wirklich nicht mit ihr den Platz tauschen müssen.

Auch wenn sie auch nicht wirklich etwas an der Gesamtsitiation ändern konnte, so wollte sie wenigstens für die Andere da sein, so gut sie konnte.

Allem Anschein nach, machte der Älteren ihre Nähe nicht mehr unbedingt etwas aus. Sie ließ es zu, vergrub ihr Gesicht im Shirt der Anderen.

Da Miku wegen ihrem Gipsbein derzeit nicht ewig stehen konnte, zog sie Luka lieber rüber zu ihrem Bett, bevor sie noch eine Bruchlandung hinlegte.

Sie setzten sich auf die Bettkante, wo sie die Rosahaarige besser zu sich ziehen konnte. Miku gab sich die größte Mühe, die richtigen Worte zu finden und beruhigend auf ihre Freundin einzureden, doch es dauerte ein paar Minuten, bis Luka so weit wieder die Fassung zurück gewonnen hatte.

Die Schülerinn befreite sich aus der Umarmung und blickte den Zimmerfußboden an.

„Tut mir leid...“

Die Türkishaarige zog fragend eine Augenbraue hoch. „Das muss dir doch nicht leid tun. So eine Situation würde jedem zu schaffen machen.“

„Ich sollte mich eher für sie freuen. Sie konnte sich endlich ihren Traum erfüllen.“

„Du musst wirklich nicht versuchen, die ganze Zeit über so stark zu bleiben.“

„Wie soll ich sonst die Zeit rum kriegen? Ich muss stark sein.“

Miku legte die Hände auf die Schultern der Rosahaarigen und blickte sie direkt an.

„Jeder Mensch braucht eine Stütze im Leben, auf die er sich lehnen kann und die ihm Nähe gibt.“

„Ich hab ja meine Freunde, Gumi, Miki und die Anderen, aber irgendetwas fehlt.“

Die Jüngere strich ihr sanft mit einer Hand über die Wange. Obwohl sie selbst nicht in so einer Situation war, und auch noch nie gewesen war, konnte sie sich überraschend gut in die Andere hineinversetzen. Sie konnte sich vorstellen, wie schwer das alles für Luka sein musste. Und sie wünschte sich nichts mehr, als ihr irgendwie helfen zu können.

„Wenn du mir nach all dem, was passiert ist, noch einmal vertrauen kannst, dann würde ich gern deine Stütze sein.“,sagte sie schließlich.

Sie warf der Rosahaarigen ein warmes Lächeln zu. Ja, sie wollte wirklich für die Andere da sein.

„Miku...“, Lukas Stimme klang überrascht, aber ehrlich gerührt. Das das Mädchen sich freiwillig so um sie kümmerte. Ihre Wangen fühlten sich heiß an.

„Ich bin für dich da. Versprochen.“

Miku wusste nicht, ob es eine ihrer besten Ideen war, aber sie wollte ihrer Liebsten zeigen, wie ernst sie das eben Gesagte meinte. Luka hatte gerade erst wieder Vertrauen zu ihr gewonnen und sie hatten einiges an Stress wegen genau dieser Sache gehabt, doch wie zeigte man echte Gefühle besser als mit...

Die Türkishaarige beugte sich zu der Blauäugigen und küsste sie.

Für das Mädchen stand die Zeit für einen Augenblick still. Das war nicht das erste Mal; das sie sich küssten, aber irgendwie das erste Mal ohne den Deal im Hinterkopf. Sie hielt die Ältere nicht fest, sodass sie jederzeit zurückweichen konnte, stellte sich im Geiste sogar schon auf einen Schubs oder eine Ohrfeige ein, ....aber nichts dergleichen passierte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Homumaus
2012-04-03T14:29:12+00:00 03.04.2012 16:29
hallöchen :)

ich schreib jetzt mal nen kommi zu diesem kapi, obwohl ich alle megamäßig tollen anderen kapis auch gelesen hab:D

deine FF gefällt mir richtig gut, du hast nen spannenden schreibstil, der einen nie ermüden lässt beim lesen und durch deine Ideen wird einem nie langweilig^-^

ich finde es toll wie du auf die vielen charas eingehen kannst(hast dir ja nich gerade wenig ausgesucht) und man trotzdem nich durcheinander kommt...trotzdem freu ich mich das luka und miku i-wie dann doch mehr im vordergrund stehn =^.^= ich mag die beiden einfach<3

jetzt mal zu diesem kapi:

WIE KANN MAN BITTE AN SO NER STELLE AUFHÖREN????

das war das erste das ich gedacht hab und wie ich sehe sind viele auch dieser meinung:)

wehe luka schiebt miku schon wieder weg im nächsten kapitel, die is gerade so lieb zu ihr!!! aber bis jetzt is sie ja ganz brav <3

schreib schnell weiter, man dreht sonst echt noch durch!!!

LG Miya-chan09
Von:  Saya-nyan
2012-03-31T14:42:24+00:00 31.03.2012 16:42
Ich kann nich mehr warten hab jetzt alle Vocaloid FF's die ich finden konnte gelesen.
ich hoffe das nächste Kapitel kommt bald ;D

Sora~
Von:  La_souveraine
2012-03-26T20:46:55+00:00 26.03.2012 22:46
*___* habe deine FF jetzt in einem Zug durch gelesen *Augen brennen* xD
Bin echt begeistert wie viel Gefühl du da reinsteckst!
Ich will dich ja nicht drängen....aber...ich muss unbedingt wissen wie es weitergeht! *__*
Danke für diese tolle FF! ;D
Von: abgemeldet
2012-03-20T18:13:05+00:00 20.03.2012 19:13
Ich schließe mich SoraKagamine an :D
Das Kapitel war (mal wieder) voll toll ^-^
Ich kann das nächste Kapi kaum abwarten ;D
Von:  YuriNeko
2012-03-20T13:33:05+00:00 20.03.2012 14:33
du kannst einfach nicht aufhören, mich zu überraschen, was? xD
gerade als ich dachte, dass ihre "beziehung" nicht weiter gehen würde...BAMM!
dieser kuss kommt wie eine ohrfeige xD und das beste daran ist, Miku ist noch unbeschadet ^-^ das freut mich sehr :3
bin schon gespannt, was du dir noch überlegt hast :D

gggggvlG ;3
Von:  Saya-nyan
2012-03-20T11:34:47+00:00 20.03.2012 12:34
Wie kann man an dieser stelle aufhören jetzt dreh ich hier durch bis das nächste Kapitel kommt!! XDDD
Aber trotzdem richtig gut ! :D
Freu mich auf mehr.

Sora~
Von:  dragon493
2012-03-19T14:31:43+00:00 19.03.2012 15:31
tolles Kapitel
Toll das sie ihre trauer auch zeigt
Bin mal sehr gespannt wie es nach diesem Kuss weiter geht
Für mich aufs nächste Kapitel
Lg dragon493


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