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Gegen den Strom des eigenen Blutes

von

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Das Suchen und Finden…

Kapitel 11.

Das Suchen und Finden…
 

…waren generell zwei verschiedene Dinge, die ohne das jeweilige Gegenstück reichlich viel Sinn einbüssten. Wer suchte schon gerne wenn keine Aussicht auf das Finden bestand, andersherum war das Finden ohne dem Suchen nur halb so aufregend oder lohnend. Natürlich gab es aber auch die Menschen, denen gerne alles in den Schoß fallen durfte. Die meisten hofften ihr Leben lang darauf einfach zu Finden ohne sich groß Gedanken über das Suchen zu machen. Klang einfach und generell waren die meisten Menschen so gestrickt. Man wählte für sein Leben einfach den Weg des wenigsten Widerstandes.

Dean Winchester war da anders oder besser gesagt, sein Leben war anders. Er hatte es einfach anders gelernt. Sein Leben war voller Widerstände und Widrigkeiten die es zu meistern galt. Ein einfaches Leben, das Mitschwimmen im Strom der Menge, als das hatte es für ihn nie wirklich gegeben.

Dean hatte nie normal gelebt. Er spielte nicht, er wurde ausgebildet, er lernte nicht er wurde geschult, er vergnügte sich nicht, sondern wurde trainiert. Sein ganzes Leben war einer Aufgabe gewidmet, einer vom Vater auserkoren Bestimmung. Wie ein Krieger zog er von einem Kreuzzug zum nächsten. Wie ein ausgebildeter Soldat war Befehle zu Befolgen stets eine Selbstverständlichkeit. Die Taktik, die Waffen, das Wissen über den Feind, all das steckte tief in ihm. All das war er.

Nicht normal, niemals normal aber als Definition seines Lebens reichte es. Er war Jäger und die Leute auf die es ankam wussten was das bedeutete. Er wusste es. Das war sein Leben, früher, jetzt, immer. Denn er hatte nie eine Wahl besessen.
 

Erst mit den Jahren, den Verlusten und Erfahrungen, all die Erlebnisse die ihn prägten, mit der Zeit kam das Sehnen. Die Sehnsucht nach etwas anderem, etwas das vielleicht nicht besser war, größer möglicherweise, anders mit Sicherheit, aber besser? Zumindest war der Wunsch nach Veränderungen in ihm erwacht. Aber auch mit Veränderungen war es so eine Sache. Die meisten Menschen mieden sie gern, denn Veränderungen hatten oft einen sehr schlechten Nachgeschmack. Meist bekam man etwas nur dann, wenn man etwas anderes dafür aufgab. Oft genau das, wovon man sich nicht zu trennen wünschte.

Trotzdem war die Sehnsucht da. Wie Freund und Feind zugleich begleitete sie Dean durch sein Leben. Seit damals als Sam das Haus verlassen und zur Uni gegangen war. Sam hatte ihm ein Leben gezeigt, einen anderen Weg als den des Vaters. Ein schwieriger Weg, das ohne Frage aber Sammy hatte ihn als lohnend angesehen. Da war er gekommen, der Wunsch es dem kleinen Bruder gleich zu tun. Einfach alles aufzugeben und genau so zu sein wie all die Anderen. Doch er hatte es nicht gekonnt. Über das Sehnen nach Normalität war er nie hinaus gekommen. Das bewies besonders das letzte Versprechen welches er Sam gegeben hatte. >Fahr zu Lisa und Ben, Lebe ein Normales Leben< er hatte es nicht gekonnt. Eine Familie, ja danach sehnte er sich, was nicht bedeutete das er eine haben konnte. Genau das war ihm damals klar geworden.

Nie hätte er aus dem Fahrwasser seines früheren Lebens ausbrechen können. Die Vorstellung noch einmal neu anzufangen hatte ihm missfallen. Schließlich müsste er Normalität erst lernen, selbst dann wenn er sie nur vorzuspielen gedachte.
 

Also hatte er aufgegeben. Hatte das Leben welches er besaß akzeptiert und mit der Sehnsucht darin Leben gelernt.
 

War er mit diesem Resümee seines Daseins wirklich allein? Ob Glücklich oder nicht blieb dahingestellt, aber klang die Geschichte seiner Existenz nicht genau oder zumindest ähnlich wie die eines Engels? Glichen sich nicht die Wege welche ihn hier her geführt hatten mit denen Castiels? Das bedingungslose Vertrauen in den Vater als Grundstein, dessen Verschwinden als Saat der ersten Zweifel und der Verlust eben jener hoch gelobten Figur als Bruch eines sicher geglaubten Fundaments. Jetzt waren sie hier, allein. Lediglich von den Bruchstücken einer Familie umgeben jedoch ohne wirklichen Halt. Allein hatten sie rebelliert, gekämpft, gewonnen wie verloren. Immer mit dem Sehnen vor Augen das Leben würde sich ändern. Ihnen gerecht werden und sie mit dem Belohnen was sie sich wünschten, suchten…aber doch niemals fanden.
 

Hatte Cyriac es gefunden? War er dem Käfig entkommen der sein Leben darstellte? Vom Soldat zum liebenden Mann, vom Kämpfer zum guten Vater? Eine große Gradwanderung. War sie ihm wirklich geglückt oder deuteten sie die Muster falsch? Lag unter der Oberfläche mehr verborgen als auf den ersten Blick erkennbar war?

Zumindest wollte Castiel seinem Bruder genau diese Fragen stellen. Er war neugierig, mehr als nur neugierig. Ein Gefühl welches er bisher nie gekannt hatte. Es verlangte ihm geradezu nach Antworten. Aber dafür müsste er seinen Bruder erst einmal finden.
 

„Wir sind immer noch bei dem gleichen Problem.“

Cass saß mit Dean wieder am kleinen Esstisch in der Kochnische und auch nach der zweiten Flasche Bier wollten die Ideen einfach nicht kommen.

„Schön und Gut das wir wenigstens Wissen wohin dieser Fall sich bewegt, aber wirklich weiter gekommen sind wir mit deinen Informationen auch nicht“, tadelte Dean und trank sein Bier.

Cass wurde zunehmend gereizter. Schließlich hatte er im Himmel viel riskiert. War verwundet worden und hatte sich nur mühsam zurückschleppen und bei Dean im Motel landen können. Und die Informationen die er mitgebracht hatte waren wichtig. Sie zeigten die Umrisse des vor ihnen liegenden Problems. Gut, was für ein Bild sich aus den einzelnen Dingen ergeben würde, wussten sie immer noch nicht. Aber immerhin war ihr Weg zum Ziel an einigen Stellen erhellt worden und sie tappten nicht mehr durch das vollkommene Dunkel.

Wahrscheinlich war Dean einfach nur schlecht gelaunt und deshalb meckerte er an allem herum, dachte sich der Engel.
 

Dean war so was von schlecht gelaunt! Erst die Sorge um Castiel die er Tag für Tag hatte durchstehen müssen. Dann die Langeweile, diese entsetzlich, zermürbende Langeweile, die hatte ihm den Rest gegeben. Als Cass dann endlich wieder zurück war, kam er verwundet hier an und die Sorgen gewannen wieder die Oberhand.

Jetzt saßen sie hier, schmiedeten gegen die eindeutigen Befehle Raphaels einen Plan, wie sie einen abtrünnigen Engel und dessen Kind zu finden vermochten. Das allein war schon ein dämlicher Plan. Warum hörten sie nicht einfach an dieser Stelle auf? Ihr Leben würde normal weiter gehen, Raphael würde dann vielleicht nicht ihren raschen Tod befehlen müssen und alles wäre wieder…ja, normal.
 

„Wir müssen meinen Bruder finden“, stellte Castiel klar. Der Ton seiner Stimme duldete keinen Widerspruch und so seufzte Dean tief.

„Okay, wir werden also deinen Bruder suchen. Obwohl ich immer noch der Meinung bin, das es besser wäre wenn wir uns dieses eine mal aus allem raushalten. Ich denke, dass uns das Ganze nichts als Probleme einbringen wird. Natürlich tut es mir Leid um deinen Bruder, auch um die Frau und das Kind. Aber wenn wir unsere Nasen noch tiefer da rein stecken, dann sind wir die Nächsten auf der Abschussliste.“

„Du hast Recht, Dean. Aber ich glaube wir sehen noch nicht das große Ganze.“
 

Nach einem neuerlichen Schluck Bier sah Dean seinen Gegenüber prüfend an. „Du glaubst wirklich hier geht es um mehr als um Raphaels Macht Demonstration?“

„Ja das glaube ich“, Cass hielt dem Blick des Jägers stand. „Ich denke der Nephilim ist Raphael zwar ein Dorn im Auge, aber das ganze ist viel zu Groß für einen einzigen ungewollten Engelsnachkommen. Das was ich im Himmel gesehen habe, sah nach einer groß angelegten Suchaktion aus und nicht nur das. Raphael stellt seine Truppen zusammen. Was könnte ein Gefallener und ein Kleinkind an Gewaltpotential besitzen das man eine Arme bereitstellt?“

Dieses Argument gab Dean zu denken.

„Du solltest auch nicht vergessen das wir bereits ein Treffen mit Dämonen hinter uns haben. Sie waren in der Stadt, in demselben Haus. Dean, es ist doch offensichtlich das sie dasselbe suchen wie wir. Was immer es mit dem Kind auf sich hat, die Dämonen wissen etwas darüber. Entweder wollen sie dem Himmel zuvorkommen oder einen himmlischen Plan vereiteln. Was immer es ist, auf welcher Seite es sich letzten Endes zu stehen lohnt oder ob wir keine der beiden zu wählen gedenken. Das alles sind Fragen auf die uns nur Cyriac Antworten liefern kann.“

„Wenn das wirklich wahr ist, dann sollten wir deinen Bruder schleunigst finden. Wenn Raphael etwas Gewaltiges Plant, dann bestimmt nichts Gutes. Weder für deinen gefallenen Bruder, den Nephilim, dich, mich oder die Menschheit. Was genauso für die Dämonen gilt. Gott, ich hasse es wenn die Seiten so verschwimmen! Wenn Gut und Böse nicht schwarz und weiß sind, sondern sich alles in irgendwelchen Grautönen verliert!“

„Du glaubst mir also und willst helfen?“ Das war mehr eine Feststellung als eine Frage und so überging Dean diese Aussage einfach. Er würde sich für seine Skepsis bestimmt nicht entschuldigen. Nicht einmal bei Castiel. Denn schließlich war eine gute Portion Vorsicht nie verkehrt, wenn man es mit Engeln zutun bekam. Dämonen einzuschätzen war da leichter. Die wollten immer nur das Beste für sich, selbst Crowley hatte nur geholfen um sich selbst zu helfen. Ja, Engel waren einfach viel schwerer einzuschätzen. Selbst der, der Dean gerade gegenüber saß.
 

„Wie wollen wir deinen Bruder finden?“ stellte Dean die alles entscheidende Frage.

Castiel rückte auf seinem Stuhl weiter nach Vorne und stützte sich mit den Elenbogen auf der Tischplatte ab. Es schien als hätte er über das was er Dean jetzt offenbaren wollte, schon lange nachgedacht.

„Du weißt doch das Engel untereinander kommunizieren können. Wir sind gewissermaßen verbunden.“

„Also eine art internes Engelstelefon mit unendlicher Leitung?“ unterbrach Dean.

„Ich hab lange darüber nachgedacht, aber mir will einfach keine bessere Lösung einfallen.“

Das verschlug Dean natürlich den letzten Rest gute Laune. „Das heißt was immer du planst es ist gefährlich?“

„Ja, Dean. Wenn es schief geht werden meine Brüder mich finden und ich denke nicht das Raphael mir noch einmal eine Chance gibt. Er ist kein großer Freund des Vergebens und ein weiteres Mal wird mir auch nicht die Flucht aus seinen Fängen gelingen, dafür wird er Sorge tragen.“

„Dann lassen wir uns was anderes einfallen!“ kam das Argument mit lauter Stimme.

Skeptisch sah Cass über den Tisch hinweg, in das besorgte Gesicht des Jägers. Beide wussten das ihnen die Optionen nicht gerade in Hülle und Fülle zu Verfügung standen. So sprach Cass weiter als hätte Dean nie einen Einwand erhoben.
 

„Selbst als gefallener Engel bleibt ein Teil dieser Verbindung erhalten. Nicht alles geht mit der Gnade verloren. Cyriac wird mich hören, wenn ich speziell nach ihm rufe. Da ich aber all meine Kraft brauchen werden um zu verhindern, dass meine Geschwister ihn ebenfalls hören, besteht die Gefahr eines Angriffes.“

„Warte mal, deine ganze Kraft geht dabei drauf? Du hast dich doch gerade erst wieder aufgeladen und jetzt willst du all die wieder gewonnene Kraft in einen Versuch stecken, der ebenso gut einem Selbstmord gleichkommen kann?“
 

Der Engel nickte lediglich. Dean war so aufgebracht das jedes Argument vergeudet gewesen wäre und so ließ er den Menschen erst einmal Luft schnappen.

„Das ist schon wieder so ein dämlicher Plan! Der kann doch nur katastrophal enden! Ich meine selbst wenn du deinen Bruder erreichst und es tatsächlich schaffen solltest, all deine anderen Geschwister aus der Leitung zu kicken, dann wirst du immer noch kraftlos zusammenbrechen und darauf warten das sie auftauchen und dich einkassieren? Du wirst dich ja nicht mehr wehren können und gegen eine Engelsarme bin ich machtlos! Was soll das Ganze also bringen?“
 

„Bitte hör mir einfach mal in ruhe zu“, bat Castel. Seine Arme ruhten verschränkt auf der verkratzten Tischplatte und er saß mit seiner üblichen gelassenen Art da.

„Ich werde in den Äther abtauchen, mich in der geistigen Welt der Engel bewegen. Dazu brauche ich lediglich einen ruhigen Raum um mich völlig auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Am besten wäre dafür eine alte Lagerhalle oder ein anderes verlassenes Gebäude geeignet.“
 

„Äther?“ fragte Dean unverblümt dazwischen. Obwohl ihn Cass gebeten hatte zu schweigen und einfach mal zuzuhören konnte er nicht anders.

„Der Äther ist die Seele der Welt, ein wolkenloser Ort der den Himmel widerspiegelt und der den Geist der Engel enthält. Man sagt, ein verstorbener Engel würde für immer als Abbild seiner selbst, seines Geistes, in der Weltenseele des Äthers weiter existieren. Das ist der Ort an dem alle Engel eins sind. Dort sind wir verbunden, leben als ganzes, obwohl wir alle allein sind. An diesem Ort werde ich nach Cyriac rufen, ihm meine guten Absichten vermitteln und wenn er meine Botschaft empfängt, meine Hilfsbereitschaft akzeptiert, dann werde ich erfahren wo er sich aufhält. Normalerweise kostet das eintreten in den Äther keinerlei Kraft. Jeder Engel ist selbst schwer verwundet noch dazu in der Lage. Jedoch wird es mich all meine Energie kosten, meine Geschwister von diesem Gespräch abzuschirmen. Ich werde mich an einen passenden Ort begeben der weit genug von diesem Motel entfernt ist. Wenn mein Plan scheitert, komme ich wieder hier her und dann sollten wir bereit sein zu verschwinden. Wenn ich jedoch erfolgreich bin, werde ich allein zu meinem Bruder fliegen. Dann brauche ich dich als Köder.“
 

„Was?“ Dean verschluckte sich fast an seinem Bier. Hustend stellte er die Flasche recht schwungvoll auf den Tisch und bescherte der verkratzten Platte eine weitere Schramme. „Ich soll den Köder spielen?“

„Das mag im ersten Moment beunruhigend klingen, das gebe ich zu. Aber alles was du zu tun hast ist in deinen Impala zu steigen und in eine beliebige Richtung zu fahren. Sie werden dich überwachen, denn ich bin sicher Raphael hat eigens für deinen Wagen einen Engel abgestellt. Wenn du losfährst, werden sie dir folgen, denn dich zu überwachen ist leichter als die Spur durch das Äther zu suchen, welche ich nehmen werde. Du siehst also, es besteht für dich keine Gefahr.“
 

Davon war der Jäger jedoch nicht überzeugt. Man erkannte es an seinem Blick und Cass spürte die Sorge in ihm.

„Das sollte kein Problem sein, aber wie finden wir uns wieder?“

„Das lass ruhig meine Sorge sein. Ich denke sogar das ist der einfachere Teil.“ Als Cass keine Anstallten machte weiter zu sprechen sondern wieder einmal die Tischplatte musterte, sprach Dean erneut.

„Soll also heißen das ich jetzt Packen muss?“ Er erhob sich und schlenderte zum Bett. Zog eine große, olivgrüne Tasche darunter hervor und schnappte sich ein paar herumliegende Kleidungsstücke. Wut war in jeder seiner Bewegung zu spüren und es war eine ziemliche Kraft dahinter, als eine Hose zu den anderen Klamotten gestopft wurde. Ja, Dean war mit dem neuen Plan wenig zufrieden.

„Ich wollte hier ja ohnehin raus. Mein Baby hab ich seit Tagen nicht gesehen und wehe jemand hat auch nur einen Kratzer in den Lack gemacht!“ Mit diesen Worten wurde das letzte T-Shirt unsanft zu den anderen Sachen befördert.

„Dann werd ich einfach durch die Gegend fahren, ohne bestimmtes Ziel. Wollte ohnehin mal wieder in einen Waschsalon. Mir dann irgendwo ein Zimmer suchen und mal wieder auf dich warten! Ich hab ja nichts Besseres zu tun. Schließlich bin ich ja nur ein Jäger und was ist schon ein Job. Die paar Leben die ich damit rette“, Dean machte eine wegwerfende Handbewegung und verschwand im Bad.
 

„Das ist nicht fair, Dean“. Sagte Cass kaum war der Jäger mit seinen Sachen aus dem Bad zurückgekehrt.

„Du weißt ich schätze deinen Job, dein Können und deinen Mut. Glaub mir, du wirst das alles auch noch brauchen, doch fürs erste musst du mir vertrauen und geduldig sein.
 

Dean hatte das wütende Packen beendet, zog den Reißverschluss der Tasche zu und ließ sie auf dem Bett liegen. Er drehte sich zu Cass, welcher immer noch ruhig und ohne jegliche Regung am Tisch saß. Genau genommen wusste der Mensch nicht einmal woher seine Wut kam. War sie das Resultat von Cass neuen, hirnrissigen Plan oder wurzelte sie aus der Angst um seinen Engel? Dean seufzte, wahrscheinlich wollte er das gar nicht so genau wissen.

„Wenn ein Engel den Impala im Auge hat, dann wird er mir doch folgen egal wohin ich gehe. Wenn er erst mal mein neues Motel kennt, dann wird er dort doch auf dich warten können“, warf Dean erneute Zweifel ein.

„Deshalb wirst du nicht in ein Motel fahren.“ Cass sah ihn an und die fehlende Reaktion des Engels machte Dean noch wütender.

„Du wirst in eine Bar gehen oder ein Restaurant. Sobald ich das Gespräch mit meinem Bruder beendet habe, werde ich eine falsche Spur legen. Glaub mir, ich kenne meine Geschwister, sie werden ihr folgen.“

„Was dann?“

„Dann rufe ich dich an und du kannst in ein Motel. Von dort aus gibst du mir bescheid und ich werde zu dir kommen.“

„Klingt einfach. Warum nur glaube ich das du dir das ganze zu leicht machst?“

„Es wird klappen, Dean. Vertrau mir.“
 

Darauf wusste Dean nichts zu erwidern. Der ruhige, sanfte und doch energische Blick des Engels ruhte auf ihm und er gab klein bei. Natürlich vertraute er Cass, natürlich hoffte er das alles nach Plan verlief. Auch wenn er daran zweifelte, die Hoffnung mochte zwar naiv sein, aber er lebte von ihr.

„Gut, dann lass uns deinen Bruder finden!“
 

*******
 

„Hey Baby, hast du mich vermisst?“ fragte Dean und strich mit der Hand über die Motorhaube.
 

Ein alter Mann mit verlebt wirkendem Gesicht hatte ihn vom Motel Parkplatz aus mitgenommen und bei dem Impala aussteigen lassen. Froh darüber, denn in dem schäbigen, alten Ford roch es nach Katzefutter und wegen der Zugluft hielt der Alte die Fenster trotz sengender Hitze geschlossen.
 

Als Dean ausstieg, bedankte er sich höflich und sein Blick glitt kurz über die Umgebung. Niemand war auf der Straße, keine Gestallt lungerte im Schatten, nichts Verdächtiges.

Endlich saß Dean wieder in seinem Auto. Wie hatte er das vermisst! Mit einem letzten Seitenblick auf das Haus, das sie nur wenige Tage vorher mit einer Horde Dämonen auf den Kopf gestellt hatten, steckte er den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor heulte auf, schnurrte auf seine so vertraute Art und Weiße.

Das Fenster war gleich runter gekurbelt und als Dean mit dem Impala die Parklücke verließ, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

Jetzt würde das Spiel beginnen!
 

*******
 

Cass sah sich zufrieden um. Die Halle war groß und weit von Deans letztem Standort entfernt. Das war perfekt.

Scherben knirschten unter seinen Schuhen, während er die alte Lagerhalle durchschritt. Wind und Wetter waren nicht gerade pfleglich mit dem Gebäude umgegangen. Die Fenster waren zerbrochen und hatten ihre kläglichen Überreste verteilt. Das Dach war an vielen Stellen aufgerissen und undicht. Pfützen sammelten sich in kleinen Unebenheiten des Bodens und ein kleiner Rinnsal floss zu seinen Füßen über herabgefallene Holzbalken.

Muffige, feuchte Luft hing drückend über der großen Halle und verstärkte die düstere Stimmung dieses halb verfallenen Gebäudes.

In der Mitte lagen leere Kisten und aufgeweichte Kartons. Cass ging darauf zu, zog sich eine Holzkiste heran und prüfte kurz ihre Stabilität. Zufrieden mit dem Ergebnis lies er sich auf dem Holz nieder und erhielt ein knirschen als Warnung.

Er würde ohnehin nicht lange bleiben.
 

Mit geschlossenen Augen lauschte der Engel dem steten Tropfen von Wasser. Irgendwo fielen kleine Tropfen in eine Pfütze und er horchte tief in dieses Geräusch hinein, bis die Welt die in umgab zu bröckeln begann.

Umfangen von unendlichem Blau stand Cass seine Flügel weit ausgebreitet in einer Welt die so anders war. Dort gab es kein Licht im eigentlichen Sinne, aber auch niemals Schatten. Es wehte kein Wind und doch war die Luft frisch und rein. Kein Unten und kein Oben schränkte die Engel hier ein und mit Flügeln vermochte man von ihr aus überall hin zu kommen und doch nirgendwo.

Castiel spürte die Anwesenheit seiner Geschwister, eines jeden einzelnen von ihnen. Auch sie wussten von seiner Anwesenheit. Darum konzentrierte er sich, bündelte seine Magie, seine ganze Kraft und rief ohne Worte dafür zu brauchen den Namen seines Bruders.



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