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Der Weg zu dir

Kapitel 13: "Ich liebe dich"
von

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Hinterhältiges Angebot

Brook und ich saßen am Bug. Ich starrte in die Wellen, die am Schiff vorbeizogen.

„Warum wolltest du unbedingt mitkommen, Brook?“, fragte ich das Skelett mit dem Afro. „Weißt du, Zorro, das Reisen hat mir gefehlt und außerdem war ich noch nie in Alabasta. Dort gibt es bestimmt ein paar hübsche Frauen, die…“ Den Rest überhörte ich. Ich wusste, was er sagen wollte, welche Gedanken er hatte.

Ein Vogel näherte sich dem Schiff. Der Schatten wurde größer, bis ich einen Falken erkannte. Er landete direkt auf meiner Schulter und pickte gegen meine Wange. „Oh, er trägt einen Zettel am Bein“, bemerkte Brook. Ich setzte den Falken auf die Reling und löste das Papier von seinem Bein. Ich faltete den Zettel auf und las die Nachricht laut vor:

„Die Weltregierung scheint etwas Großes mit dir vorzuhaben. Ihre Methoden sind hinterhältig, also sei vorsichtig! – Mihawk“

Shanks hatte mich schon in Logue Town gewarnt, es schien wohl ziemlich ernst zu sein, aber was wollten die von mir? „Was sie wohl von dir wollen“, fragte sich auch Brook. „Bestimmt nichts Gutes“, wusste ich schon mal. Ich strich dem Falken über den Kopf und er flog wieder hinaus in den weiten Himmel.
 

„Da vorne ist eine Insel!“, schrie ein Pirat vom Krähennest herunter. Ein Tag auf der Grand Line war bereits vergangen. Das Schiff musste leider an der besagten Insel anlegen. Die Kerle hatten doch tatsächlich zu wenig Proviant mitgenommen!

Brook und ich schauten uns in der kleinen Hafenstadt um. Hier gab es nichts Besonderes. Die Häuser waren allesamt weiß und strahlten irgendwie Unschuld aus. An fast jedem Fenster standen Blumenkästen und die Leute schienen sich auch nicht wirklich an Piraten zu stören. Das alles machte mich sehr stutzig. Irgendwas war seltsam an dieser Stadt.

Ein glatzköpfiger alter Mann mit Brille kam geradewegs auf uns zu. Er trug ein Schwert bei sich, das von außen einem Kitetsu glich. Das konnte nur Ärger geben. „Lorenor Zorro, folge mir!“, sagte der Opa mit fester Stimme. Ehe ich mich versah, waren wir auch schon von schwarzgekleideten Agenten der Weltregierung umzingelt. „Hilfe!“, rief Brook erschrocken. Wir hatten wohl keine andere Wahl, als ihm zu folgen.

Der Opa führte uns eine Straße hinauf, an deren Ende eine weiße Villa stand. „Bitte tretet ein“, sagte er und ging durch die große Eingangstür. Wir folgten ihm. Aber was zum Geier wollte die Weltregierung von mir? Sie hatten mich viel zu schnell gefunden, fiel mir dabei ein. Hatten sie mich etwa schon länger beschattet? Hatte dieser Rotbart und seine Bande etwas damit zu tun?

Der Greis führte uns durch den langen Flur in einen großen Saal. In der Mitte waren Sofas um einen kleinen Tisch gestellt. Riesige Fenster tauchten den Raum in Sonnenlicht. Ich spürte Brook’s Anspannung.

„Setzt euch“, sagte der Opa und ließ sich auf ein Sofa nieder. Einige Agenten stellten sich hinter ihm auf. Misstrauisch setzte ich mich ihm gegenüber und zog Brook mit. „Ihr seid nun schon fast drei Jahre unterwegs“, begann er. „Damals gab es noch nicht so viel Ärger mit dem Strohhut, aber nun…“ Er sah mich eindringlich an. Ich spürte, wie Brook neben mir leicht zitterte. Ich hielt dem Blick stand.

„Du hast dir als Piratenjäger einen Namen gemacht“, fuhr er fort. „Das können wir natürlich sehr gut gebrauchen. Außerdem hat die Strohhutbande uns leider sehr oft geholfen. Die Sache damals mit Arlong im East Blue, aber auch die versuchte Machtergreifung Sir Crocodiles in Alabasta und noch mehr. Ihr seid keine gewöhnlichen Piraten, ihr helft den Menschen. Es wäre wirklich schade drum, wenn wir den Piratenkönig dafür bestrafen würden. Nun ja…da musst du herhalten. Du bist schließlich der Vize und willst deine Crew mit Sicherheit beschützen.“

Sein Blick durchbohrte mich fast. Piratenjäger…hilfsbereit…wollte er mich dafür hinrichten lassen? Eher nicht, es war etwas anderes. Ich hatte so das Gefühl, er wollte mich für die Weltregierung arbeiten lassen. Als Samurai der Meere? Nein, danke!

„Deinem Blick nach zu urteilen, weißt du bereits, worauf ich hinaus will“, meinte der Opa. Brook sah mich fragend an. „Ich werde den Samurai nicht beitreten! Ich werde nicht für die Weltregierung arbeiten!“, stellte ich gereizt klar.

„Du hast keine andere Wahl, Zorro“, sagte der Opa ruhig, aber vor sich hin grinsend. Ich musterte ihn skeptisch. „Vor den Heimatinseln deiner Freunde liegen bereits Marineschiffe. Es könnte sehr unschön werden. Du weißt ja noch, wie ein Buster Call aussieht. Aber wir würden uns natürlich freuen, den Piratenkönig öffentlich hinrichten zu lassen.“ Er lächelte mich siegessicher an. Die Schweine von der Weltregierung wollten tatsächlich einen Buster Call ausrufen. Damals war von Enies Lobby nichts übrig geblieben, auch viele Unschuldige wurden in diesem Feuergefecht getötet. Das wollten die jetzt mit meinen Freunden tun? Verdammt! Erpressung auf höchstem Niveau…

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass meine Nakama das zulassen werden, oder?“, bemerkte ich kühl. „Nein, das habe ich natürlich nicht geglaubt, aber ich habe noch etwas für dich“, meinte der Opa. Wieder huschte ein siegessicheres Lächeln über sein Gesicht. Ein Agent warf mir eine Zeitung in den Schoß. Ich sah auf die Zeitung, mir stockte der Atem. Sie wussten eindeutig zu viel!

„Prinzessin Vivi war doch an Bord eures Schiffes. Ihr alle seid Freunde. Ich bin mir sicher, dass du Alabasta retten willst. Wenn du den Titel Samurai nicht annimmst, legen wir euch auf der Stelle um und Prinzessin Vivi und ihr Land gehen in einem Krieg unter“, erklärte der Opa ruhig. Brook schaute neugierig auf die Zeitung.

König Farqurad erklärt dem Wüstenstaat Alabasta den Krieg. Er stellt harte Forderungen, denn er will unter allen Umständen Sandy Island in sein Königreich eingliedern. Wird es eine friedliche Lösung geben?

„Außerdem können wir keinen Gesetzlosen an der Seite der Prinzessin dulden“, fuhr der Opa fort. Und woher wusste er das schon wieder? Mir blieb einfach nichts erspart. Wenn die anderen die Zeitung lasen, würden sie bestimmt sofort nach Alabasta aufbrechen. Wir mussten früher als sie da sein. Allerdings waren ihre Heimatorte in großer Gefahr, wenn ich das Angebot ablehnen würde. Ich konnte das nicht zulassen…

„Nun?“ Der Opa sah mich eindringlich an. Ich stand auf und schaute zu Brook. „Tut mir Leid“, sagte ich zu ihm und wendete mich dem Opa zu. „Einverstanden. Damit das klar ist: Ich tue das nur für meine Crew und für Alabasta!“ Brook stand ebenso auf. „Gut“, nickte der Opa. Er hatte gewonnen.
 

Brook und ich waren auf dem Weg zum Hafen. Zum Glück herrschte Schweigen zwischen uns. Ich konnte den Gedanken nicht akzeptieren, ein Samurai der Meere zu sein.

„He, das Schiff legt ab“, bemerkte Brook ruhig. Ich sah auf das Meer. Dieser verdammte Rotbart hatte tatsächlich die Fliege gemacht! „Fragt sich nur, wo sie hin wollen…“, sagte ich und holte den Eternal Port hervor. „Haben die einen Log Port?“, fragte Brook.

„Naja, ich hatte ihnen einen versprochen, wenn sie mich nach Alabasta bringen“, erklärte ich. „Ich habe nur noch keinen aufgetrieben.“ „Dann sind sie verloren, yohohohoho!“, lachte Brook.

Klasse! Wir hatten kein Schiff mehr, Vivi musste wieder Spannungen in ihrem Land ertragen, im Moment waren wir verloren…und ich musste gemeinsame Sache mit der Weltregierung machen. Wie war ich da nur hineingeraten? Ich hätte vielleicht doch bei Koshiro bleiben sollen. Ein Anruf bei Vivi hätte bestimmt genügt, um Klarheit zu schaffen. Mann, was hatte ich schon wieder für Gedanken? Ich schüttelte den Kopf.

„Zorro?“ Brook sah mich besorgt an. „Wir bleiben über Nacht auf der Insel. Ich muss meine Gedanken erstmal irgendwie ordnen“, seufzte ich. „Einverstanden?“ „Yohohoho! Natürlich!“, lachte Brook. So sorglos wollte ich sein.

In einem Gasthof nahmen wir uns ein Zimmer.

Es war Mitternacht, Brook schlief bereits im Bett am anderen Ende des Zimmers. Ich lag noch immer wach und starrte an die Decke, in der Hoffnung, ein paar Antworten zu finden. Ich war nur wenige Tage unterwegs und schon saß ich im tiefsten Schlamassel. Erst das Treffen mit Shanks, dann wollte Brook plötzlich mitkommen, aber warum eigentlich genau? Naja…und nun war ich auch noch Samurai der Meere und kam von dieser verdammten Insel nicht mehr weg! Wie war das nur alles passiert?

Die anderen durften das alles nicht erfahren. Es war einfach nur Verrat. Shanks und Mihawk schienen davon genau gewusst zu haben. Zum Schutz meiner Kameraden? Ja, natürlich…ich hatte keine andere Wahl. Hätte ich das Angebot abgelehnt, wären wir womöglich alle tot oder erst Gefangene und danach zum Tode Verurteilte. Ich wollte jetzt keine Rechtfertigungen suchen. Es war einfach falsch, aber nur so konnte ich meine Freunde retten.

Ich erinnerte mich zurück an die Thriller Bark. Es war aussichtslos. Nach dem Kampf gegen Moria waren wir alle am Ende unserer Kräfte. Um meine Crew zu beschützen, hatte ich mich trotzdem auf einen Kampf gegen Kuma eingelassen. Als alle besiegt waren, musste ich etwas tun. Kuma sollte, nein, durfte Ruffy nicht kriegen. Und dieser dämliche Koch durfte auch nicht sterben. Es war eine schmerzvolle Erfahrung.

Durch Kuma hatte ich erst erkannt, wie sehr sich Ruffy für uns aufopferte. Jeder normale Mensch wäre längst tot gewesen! Doch er spielte alles nur mit einem Lächeln herunter. Es hatte mir auch gezeigt, wie schwach ich im Gegensatz zu Ruffy war. Ich hatte meine Grenzen einsehen müssen. Und ich ging den letzten Schritt…für meine Freunde, für ihre Träume.

Brook drehte sich in seinem Bett um. Ich sollte lieber an die Zukunft denken. Solange ich Samurai war, waren meine Freunde in Sicherheit. Jetzt hieß es, irgendwie nach Alabasta zu kommen. Wie ging es Vivi? Wie stand es um ihr Land? Und warum wollte dieser König Alabasta haben? Da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Etwas musste geschehen sein.

Und dieser seltsame Opa wusste von meinem Vorhaben. War ich so leicht zu durchschauen? Hatten die anderen womöglich auch etwas mitbekommen? Diese Gedanken machten mich nervös. Ich versuchte immer, so wenig wie möglich von mir preiszugeben. Ich wusste, dass Gefühle eine große Schwachstelle sein konnten, deshalb behielt ich alles für mich.

Der Morgen brach an und ich hatte kaum geschlafen. Heute mussten wir ein Schiff finden, das uns nach Alabasta bringen würde. Das war natürlich leichter gesagt als getan.

Brook und ich machten uns nach dem Frühstück auf zum Hafen. Die Sonne strahlte am Himmel, die Möwen flogen über die weiße Stadt…und es lag kein Schiff vor Anker.

„Hier sieht es schlecht aus“, bemerkte Brook enttäuscht. Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt. Ich dachte, ich könnte ein paar Piraten erpressen, die mich geradewegs nach Alabasta bringen würden. Fehlanzeige. Das war naiv und dumm.

News Q landete neben mir und sah zu mir auf. „Oh, die Zeitung“, sagte Brook. Ich kramte eine Münze aus meiner Hosentasche und warf sie in die Geldbox der Möwe. Sie flog wieder davon, nachdem ich eine Zeitung genommen hatte. Ich schlug sie auf und sah Vivi auf der Titelseite. Sie war noch schöner geworden und lächelte. Neben ihr war ein schwarzhaariger Kerl mit merkwürdigem Schnurrbart, der fast einen ganzen Kopf größer als sie war. Er grinste frech in die Kamera.

Vivi…sie sah glücklich aus… „Friedenskompromiss gefunden“, las ich laut. „Prinzessin Nefeltari Vivi wird König Basset Farquard zum Mann nehmen. Die Königreiche Alabasta und Frommage werden vereint. König Kobra, der seit einiger Zeit erkrankt ist und sich deshalb nicht um die Regierung Alabastas kümmern kann, ist einverstanden.“

Ich wollte nicht, dass es wahr war. Ich wünschte mir, dass ich träumte. Enttäuschung machte sich in mir breit, mein Kopf war leer, ich konnte nicht nachdenken. Brook nahm mir die Zeitung aus der Hand und las es noch einmal für sich. War ich wirklich so naiv gewesen, zu glauben, dass sie noch immer auf mich wartete? Dass sie mich noch immer liebte? Dass sie sich an mein Versprechen erinnerte? Für mich brach eine Welt zusammen. Es war, als lägen Tausende Scherben vor mir. Vielleicht war es auch einfach nur meine Wunschvorstellung gewesen. Ich hatte mir zu viele Hoffnungen gemacht. Vivi würde diesen Farquard heiraten…sie sah so glücklich an seiner Seite aus. Logisch, er war nun mal ein König und konnte ihr mehr bieten.

„Glaubst du, sie wird ihn freiwillig heiraten?“, fragte Brook. „Sie sieht glücklich aus“, antwortete ich kühl. Was ich wirklich fühlte, brauchte niemanden zu interessieren. Vielleicht würde sie ihn nur heiraten, um den Frieden zu sichern. Andererseits konnte ich auch nicht von ihr erwarten, jahrelang auf meine Rückkehr zu warten. Für mich war das Bild in der Zeitung eindeutig, doch irgendetwas hielt mich davon ab, es als Wahrheit zu akzeptieren.

„Ich will Gewissheit.“ Meine Stimme klang leider nicht so stark, wie ich es mir gewünscht hatte. Brook nickte nur. Er hatte meine Gefühle und meinen Gedankenkrieg sicher längst durchschaut.

„Auf dieser Insel gibt es mit Sicherheit noch andere Hafenstädte“, sagte Brook und sah mich zuversichtlich an. „Dort finden wir bestimmt auch ein Schiff, das uns mitnimmt.“ Ich nickte. Er gab mir die Zeitung zurück. Ich sah mir noch einmal das Bild von Vivi an. Es fühlte sich an, als wäre mein Herz durchbohrt. Ich schüttelte diesen Gedanken jedoch schnell wieder ab und verstaute die Zeitung in meinem Mantel. „Lass uns gehen.“



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