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Blur - Ancient Curse

[Aoi & Kai] [Ruki & Uruha] [Karyu & Zero] [MC] [Singlework]
von

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Auf die Worte sprang nicht nur Aoi fauchend auf seine Füße. Auch Ruki schnellte nach oben, die Waffe mit einem Schnarren auf den Hoheelf gerichtet. Dieser sandte nur einen Blick in Richtung des anderen Wesens; dann zischte dieses schmerzerfüllt, ließ die Barreta fallen, die mit lautem Poltern auf dem Boden aufschlug.

„Es war ein Rat. Ich werde den Jungen nicht anrühren.“

Die Warnung, dass Ruki es nie wieder wagen sollte, eine Waffe gegen den Dunkelblonden zu erheben, lag unausgesprochen in der Luft. Dann wandte sich der Herr von Ulka ab und verließ die Räumlichkeiten ohne ein weiteres Wort.

„Arschloch!“

Uruha trat zu Ruki, legte diesem eine Hand auf den Arm, um nachzusehen, ob dieser sich verletzt hatte. Erst als Uruha zufrieden war, dass nichts geschehen war, kniete er sich hinab und hob die Waffe auf, gab sie dem Kleineren.

„Das war unnötig.“, scholt er sanft, „Bitte mach das nicht noch einmal.“

Ruki schnaubte nur, starrte zur Tür hinüber, als würde er den anderen Elfen dorthin zurück wünschen können, um ihn dann fachgerecht auseinander zu nehmen und Uruha – zufrieden, dass Ruki nicht gleich aus der selbigen hinaus stürmte – sah sich nach dem Rest der Gruppe um. Es war schwer festzustellen, wer seine Hilfe nun als erstes brauchte. Kai war geschockt; er war blass, die Augen unfokussiert und er wankte seicht, obgleich er still stand. Mit einem Nicken in Reitas Richtung deutete Uruha an, dass sich dieser um den Braunhaarigen kümmern sollte. Reita erwiderte die Geste, trat dann zu dem Jüngeren, fasste ihn behutsam um die Schultern und führte ihn aus dem Raum.

„Komm, wir finden einen Ort, an dem du dich hinlegen kannst.“

Uruha hingegen schritt auf Aoi zu und legte diesem sanft eine Hand auf die Schulter. Auf die Berührung knurrte Aoi; es rumpelte durch seine gesamte Brust und wenn Uruha nicht wüsste, wie immens wichtig es war, dass sich der andere Mann beruhigte, so hätte er Abstand zu ihm gesucht.

„Aoi.“

Keine Antwort.

„Aoi.“

Die schwarzen Augen legten sich mit düsterem Blick auf ihn und Uruha hob seine Hand höher, strich über die Wange des Schwarzhaarigen, berührte flüchtig ein Ohr.

„Beruhige dich.“

Dieses Mal erhielt er ein Funkeln und theoretisch wusste das Meerwesen, dass Aoi für kein Argument offen war, trotzdem musste er es versuchen.

„Du kennst Kyô. Er hat keinerlei Taktgefühl, aber du weißt ebenso gut wie ich, dass immer Wahrheit in seinen Worten liegt. Das was er gesagt hat, Aoi, war eine Warnung. Kyô sieht immer das gesamte Land und nicht die einzelnen Individuen. Er riet dir, so hart das auch klingen mag, eine Schwäche deinerseits auszumerzen.“

„Bist du etwa auf seiner Seite?“

„Nein, natürlich nicht.“ Uruha schüttelte den Kopf, unterdrückte aber jede heftige Reaktion. „Ich versuche dir zu zeigen, welch Sinn in Kyôs Worten lag.“

„Und was für ein Sinn soll das sein?“

„Dir aufzuzeigen, dass du dich angreifbar gemacht hast, seit Kai bei dir ist.“ Uruha machte eine Pause, um tiefer Luft zu holen; das was er als nächstes sagen würde, passte nicht einmal ihm selbst. „Und damit hat er Recht, gerade wenn man die jüngsten Ereignisse beobachtet. Kai ist das schwächste Glied unserer Kette, deswegen wurde auch er von dem Fremden auserwählt. Du weißt ebenso gut wie ich, dass dies bei keinem von uns geglückt wäre. Und ich bin mir sicher, dass derjenige das ebenso weiß. Er weiß auch, dass du alles tun würdest, um Kai vor Gefahren zu bewahren. Der Fremde benutzt deine Liebe gegen dich. Nichts anderes hat Kyô dir gesagt.“

Aoi grollte erneut, schüttelte Uruhas Hand ab, um damit zu beginnen auf und ab zu schreiten. Er war wahrlich ein Tiger, eingesperrt und fest gekettet ob der Wahrheit die in Uruhas Wort lag.

„Und was soll ich nun deiner Meinung nach tun, General?“, das Meerwesen hielt dem finsteren Blick stand, obgleich ihn sein schneidend gesprochener Rang schmerzte. „ Kyôs Rat folgen? Kai umbringen? Den, den ich liebe? Den, den ihr alle liebt?“

„Red keinen Unsinn, verdammt!“

Nun erhob Uruha seine Stimme doch und fluchte darüber hinaus auch noch; er bereute es in der gleichen Sekunde, aber es sorgte dafür, dass sich ein Funken Erstaunen in Aois Tiefen legte – der Langhaarige hatte den Dämon mit seinem äußerst untypischen Ausbruch überrascht. Nun denn, vielleicht würde er ihm jetzt endlich einmal wirklich zuhören.

Mit einem leisen Seufzen schob er sein langes Haar über eine Schulter zurück, deutete dem anderen Mann sich zu setzen.

„Aoi. Hör mir zu.“

Er ließ sich neben seinem Freund nieder, legte eine Hand sanft auf den Oberschenkel, sein Tonfall ruhig, behutsam, eindringlich.

„Wir sollten darüber nachdenken, einen Bodyguard an Kais Seite zu stellen. Auf diese Art und Weise kannst du dich darauf konzentrieren, heraus zu finden, was genau die Prophezeiung zu bedeuten hat. Du kannst den Fremden suchen. Ich weiß, dass du eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen vermutest. Und ich weiß, dass es dich beunruhigt, gerade, weil die Prophezeiung das Artefakt der Zeit anspricht. Du hast Sorge, dass Zero in Aktion treten wird. Deswegen ist es so wichtig, dass du dich nur darauf konzentrierst. Reita könnte sich darum kümmern, Kai sicher unterzubringen. Ruki kann die Prophezeiung studieren und sie genauer ergründen und ich kann ihm dabei helfen.“

Der Dämon stützte einen Ellenbogen auf dem Knie ab, lehnte das Gesicht gegen seine Finger, die Augen geschlossen, als er sich zwang Uruhas Blickwinkel zu unterstützen, hinter die Wut zu schauen, die in heißen Wellen durch ihn rollte.

Sein Mund [1] hatte Recht.

Natürlich hatte er das. Aoi konnte sich an keinen Zeitpunkt ihrer Freundschaft erinnern, an dem das anders gewesen war. Uruha hatte schon immer die richtigen Worte gewählt und die passende Emotion für jede erforderliche Situation gefunden. Es war der Grund, warum Uruha derlei Gespräche übernahm. Gerade mit dem Volk der Elfen. Wie oft Aoi schon daran gewesen war, handgreiflich zu werden, konnte man nicht zählen. Alles hier machte ihn aggressiv. Die weiße Magie kribbelte unangenehm auf seiner Haut, obgleich er sie als Träger totaler Magie ebenfalls anwenden konnte. Sie tat ihm nicht weh; nicht so wie anderen Wesen, deren Gabe aus der negativen Magie geboren wurde. Trotzdem störte sie ihn. Sie erinnerten ihn konstant an Dinge, an die er nicht erinnert werden wollte. Und dies schloss auch Kyô mit ein.

Und so gern der Dämon den Hohelf vom Angesicht dieser Welt wischen wollte, seine Vernunft und sein Sinn für die Stärke von Verbündeten verbot es ihm. Kyô war – in jeder Hinsicht – unersetzlich. Trotz seines Verrats, für welchen Aoi ihn gebrandmarkt hatte. Es war genau hier passiert. In diesem Raum.

Es war das einzige Mal gewesen, dass Kyô und er allein miteinander waren. Ihr Streit war dermaßen heftig gewesen, dass sie Elbaro zu großen Teilen zerstört hatten. Geendet hatte es erst, als Ruki ihn wenig mitfühlend ohnmächtig geprügelt hatte. Kyô war es ähnlich ergangen, auch wenn man ihm nie die Details mitgeteilt hatte.

„Aoi?“

Er nickte, richtete sich dann gerade auf, weswegen Uruha und Ruki sofort reagierten und vor ihm auf die Knie gingen; sie machten dies nicht immer, doch hier waren sie in Ulka und Aois Autorität musste nicht nur gewahrt, sondern auch demonstriert werden.

„Ruki, geh und sichte die Schriften. Bring so viel wie möglich über das Artefakt der Zeit in Erfahrung. Ich will wissen, was Zero damit machen kann, außer in die Zukunft zu blicken. Wenn es wirklich er ist, mit dem wir es zu tun haben, hat er mit Sicherheit einen tieferen Sinn darin gesehen, es vor all diesen Jahren zu stehlen. Uruha, du hilfst Kai zu Die zu bringen und bewachst ihn, solange Reita nach einem Wächter sucht.“

„Ja, mein Herr.“

Die beiden hatten gemeinsam gesprochen, und wie Aois Krieger legten sie die Hand über ihre Brust, dann erhoben sie sich und verließen den Raum.
 

~~~~~
 

Entgegen dem was Kai eigentlich gewollt hatte, war er eingeschlafen und als er sich mit der Hand über das Gesicht wischte und gegen eine ihm fremde Decke blinzelte, verdächtigte er Reita, irgendetwas in sein Wasser getan zu haben.

Ja, er war nach Kyôs Worten geschockt gewesen. Und sicher auch blass – wer wäre das nicht? - aber er hatte sich nicht ausruhen wollen. Er hatte sich nicht von Aoi trennen wollen und nun schnaubte er, da Reita ihm geradewegs in das Gesicht gelogen hatte. Nur einen Moment zu sich kommen und beruhigen sollte er sich, hatte Reita gesagt. Einen Schluck Wasser trinken, dann würde der General ihn zu Aoi zurück bringen. Ein schöner Freund war das. Kai schnaubte leise, aber er konnte nicht genug Energie aufbringen, wirklich wütend auf das Geisterwesen zu sein; denn auch wenn es ihm nicht passte, er verstand die Beweggründe. Und er war sich auch ziemlich sicher, dass nicht Reita kommen würde, um ihn abzuholen.

Er setzte sich auf, sah sich in dem Raum um, in welchen er gebracht worden war. Er nahm an, dass es sich um eine Art Gästeraum handelte. Rechts von ihm befand sich ein großes Fenster, welches leicht geöffnet war, davor ein kleiner, runder Tisch und zwei Stühle. Die Möbelstücke waren aus einem hellen Gestein, geschwungen und mit fein gearbeiteten Mustern überzogen. An der Wand gegenüber dem Bett stand ein Sekretär mit einem weiteren Stuhl.

Alle Polster, sowie die Bettwäsche und die Tücher die von der Decke herab hingen – sie waren an der Seite des Bettes gebündelt und festgebunden – hatten einen warmen altrosanen Ton. Kai schob seine Füße über die Bettkante, stellte sie auf dem steinernen Fußboden ab. Dieser war erstaunlich warm, fast als würde er von unten beheizt werden.

Kai ließ seine Zehen einen Moment darüber gleiten, dann stand er auf. Seine Schuhe inklusive seiner Socken standen unter dem Bett, doch für den Moment beließ er sie an diesem Ort und trat zu dem Fenster hinüber, studierte die Karaffe mit Wasser und die Obstschale auf dem Tisch, bevor er nach draußen blickte.

Ein kleiner Wasserfall stürzte direkt vor seinen Augen zu Boden; auf den dazwischen heraus ragenden Felsen wuchsen kleine Pflanzen, deren herzförmige Blätter nach unten hingen – wie alles hier waren sie durchsichtig. Sie sahen aus, als würde ein zu heftiger Windstoß genügen um sie zu zerstören. Das galt für alles hier. Wie konnte Ulka nur so fragil und wunderschön sein, derweil sein Volk eine gewisse Härte inne hielt. Es passte nicht zusammen. Auf Kai machten die Hoheelfen den Eindruck eines recht kriegerischen Volkes. Anderseits, er hatte bisher nur mit einem von ihnen tatsächlich interagiert. Sofern man es so nennen konnte und ob Kyô nun wirklich derjenige war, an dem Kai sein Bild fest machen sollte?

Er seufzte leise, öffnete dann das Fenster weiter, stützte sich auf der Fensterbank ab, um die Hand in das Wasser zu halten. Es war von einem sanften Summen begleitet, so als ob das Land selbst auf ihn reagierte und ihn akzeptierte. Kai schauderte, erfüllt von Erstaunen und Faszination. Was war er doch nur für ein kleines Lebewesen im Angesicht solcher Wunder. Welch ein Glück er hatte hier zu sein.

„Es ist wunderschön, nicht wahr?“

Uruhas Stimme flutete durch den Raum und Kai lächelte, selbst wenn es mit Bitternis behaftet war. Genau die Person war es gewesen, mit der Kai gerechnet hatte.

„Ja, das ist es.“ Er zog die Finger zurück, um sich dem Älteren zuzuwenden. „Bist du hier, um mich zu Aoi zurückzubringen?“

„Nein.“, Uruha schüttelte sanft und entschuldigend den Kopf. „Ich bin gekommen, dich zu Die zu begleiten.“

„Ah. Was auch sonst.“

„Kai?“

Uruha klang verwundert, trat näher, doch Kai hatte sich von ihm abgewandt, sah wieder nach draußen.

„Er macht es wieder. Entscheidet über meinem Kopf hinweg und macht weiter, als ob nichts geschehen wäre.“

„Du tust ihm Unrecht, Kai.“

„Tue ich das? Er ist nicht hier, also kann es ihm nicht so wichtig sein, wie es mir geht.“

Uruha seufzte, ob des kindlich beleidigten Tonfalls. Wie es schien, musste er hier noch einen Kopf gerade rücken. Ja, er verstand Kais Gefühle durchaus, konnte nachempfinden, dass dieser sich gewünscht hätte, dass Aoi selbst kam, um nach ihm zu sehen. In den Gedanken und Sichtweisen des Menschen war es wichtig, dass der Partner zeigte, wie wichtig ihm die Beziehung und das Wohlergehen seines Geliebten war. Und er würde sicher wenig glücklich sein, wenn Uruha ihm offenbarte, dass Aoi ihm einen Bodyguard zur Seite stellte und sich von ihm trennte, um die Prophezeiung zu ergründen.

Nur war Aoi kein Mensch und Dämonen handhabten solche Angelegenheiten anders; Kai hatte mit Aoi an seiner Seite ein unwahrscheinliches Glück. Die meisten Dämonen, die Uruha begegnet waren, hielten ihre Gefährten entweder wie Sklaven oder sie waren in einen ständigen Wettstreit miteinander verwickelt, in dem jeder dem anderen beweisen wollte, dass er besser, größer und stärker war.

Aoi war sehr 'menschlich', was seine emotionalen Bande anging. Aber dies würde ein Thema zu einem anderen Zeitpunkt werden.

„Hör auf damit, denn du weißt, dass es nicht wahr ist.“, er trat auf Kai zu und schob die Arme um diesen, bot den körperlichen Kontakt an, den der Braunhaarige so dringend zu brauchen schien, „Aoi handelt immer zu deinem Besten.“

„Ich weiß.“, murmelte Kai und legte seine Hände über Uruhas.

„Dann verstehst du auch, warum er nicht hier ist. Er ist der Herr über Kistara.“

„Pflicht über Privatleben.“

„Exakt. Und nun komm, gehen wir zu Die.“

„Wird er noch kommen?“

Kai sah zu ihm auf und Uruha lächelte sinnlich, lehnte sich vor um einen Kuss auf Kais Lippen zu tupfen.

„Ja, das wird er.“

Der Braunhaarige schauderte unter der Berührung, schenkte ihm ein ehrliches Lächeln.

„Wenn nicht, dann kann ich noch immer mit dir fremdgehen, oder?“

Uruha lachte um Kais Willen, half so, die Stimmung zu lockern und Kai weiter zu entspannen.

„Wir können es ja versuchen.“, ein verführerisches Zwinkern folgte der Aussage. „Ich kenne da den einen oder anderen Ort in Ulka.“

Nun lachte auch Kai, löste sich dann aber aus seinen Armen und drückte den Rücken durch, als er ein weiteres Mal ernst wurde.

„Ich will ihm ebenbürtig sein, Uruha. Ich will, dass er sieht, dass ich auch Stärke in mir trage. Ich bin kein kleiner Junge, der versteckt werden muss.“

Uruha lächelte, strich Kai über die Wange.

„Das weiß ich, Kai.“

Es war traurig, wirklich, dass das harsche Licht der Realität ein ganz anderes Bild warf.
 

~~~~~
 

Reita hatte nicht lange überlegen müssen, um einen Mann zu finden, dem er nicht nur Kais, sondern sein eigenes Leben anvertrauen würde – wenn er denn sterben könnte.

Nachdem er Aoi verlassen hatte, war er zielgerichtet zurück nach Lagua geflogen. Um genau zu sein, war sein Ziel das Fürstentum Gebik, in welchem der Fürst des Landes residierte. Geokia ließ er vor den Toren der Stadt; im Gegensatz zu Obe war die Stadt nicht darauf ausgerichtet, Drachen zu beherbergen. Sein Mädchen gurrte, als er von ihrem Rücken glitt, stupste ihm in den Bauch, weswegen er breit grinste.

„Alles klar, Süße. Drei Hähnchen für dich, wenn ich da drin alles erledigt habe.“

Ein weiterer Stupser.

„Was, Obst auch noch? Du frisst mir noch mal alle Haare vom Kopf!“

Nun grollte die Drachendame, sah aus, als würde sie eine Augenbraue in die Höhe schieben und tippte mit einer Kralle auf seine Schulter.

„Was'n, ich? Ich soll gefräßig sein? Na sieh mal zu, wer dir das leckere Fleisch mitbringt. Ich werd's nämlich nicht sein!“

Geokia gluckste nur dunkel, wandte sich ab, um hüftschwingend davon zu traben – es war ein Bild für die Götter, wirklich – und Reita schnaufte und ging ebenfalls seiner Wege. Immer diese Drachen, wirklich! Alle ihren eigenen Kopf und frech waren sie obenauf auch noch!

Er schlenderte in die Stadt, als würde er sich auf einem Ausflug befinden, flirtete hier und da mit den hiesigen Damen, die daraufhin in ihre reich bestickten Schleier und Tücher kicherten. Als er den Marktplatz überquerte, wurde ihm ein Apfel zugeworfen, welchen er mit blitzschnellen Reflexen fing und hinein biss, bevor er den Händler grinsend grüßte. Dieser erwiderte die Geste und klopfte auf einen kleinen Sack – ohne Zweifel gefüllt mit noch mehr Obst – weswegen sich Reitas Grinsen weitete. Mit einem Kopfnicken versprach er, es später abzuholen.

Vor dem Schloss veränderte sich die Aura das Geisterwesen. Er ging aufrechter, verlor das Lächeln und ließ eine Hand auf dem Griff seines Schwertes ruhen, demonstrierte damit Macht und seinen Rang. Die Wachen - welche den warmen Tag auch eher dazu nutzten ein Schwätzchen miteinander zu halten, als starr geradeaus zu blicken - hasteten in eine offizielle Formation und schlugen sich gegen die Brust.

„Slua!“[2]

Reita nickte ihnen zu.

„Gebt Kunde an Tsukasa. Ich wünsche ihn zu sprechen.“

„Jawohl.“

Eine Wache eilte davon und eine andere begleitete das Geisterwesen ins Innere des Schlosses, durch die offenen Gänge der komplexen Gartenanlage hin zum Thronsaal. Dessen breite Säulen bildeten das Fundament zu einem surrealen, von Licht durchfluteten Raum, denn alle anderen Elemente bestanden aus buntem Glas. Sie zeigten die Bildnisse der letzten Herrscher und in dem größten der Fenster fand sich das Wappen von Gebik – ein Drache auf den Hinterbeinen, der das legendäre Schmuckwert in den Klauen hielt das damals für Kova gefertigt worden war und welches sich nun an der Hüfte Aois befand. Genau darunter standen drei große, aus Holz gefertigte, Stühle. Sie waren wesentlich kantiger und grober gearbeitet, als die feinen, filigranen Muster in Ulka. Die Stühle wirkten rau, rau und ungestüm so wie die Wesen, die sie einst erschaffen hatten.

Der größte von ihnen war für den Herrn über Gebik selbst bestimmt, rechts residierte seine Frau und links der Thronfolger. Im Fall des jetzigen Fürsten – der noch keine Braut erwählt hatte – wurde der rechte Platz von dessen Sterndeuter eingenommen. Auf dem linken Thron saß Reita. Vor allem dann, wenn er offiziell als General hier war. Hinter dem Podest reihten sich je vier Wachen; sie waren die Elite des Fürstentums, stark in Körperkraft und magischem Potential. Übertroffen wurden sie nur von den Drachenreitern.

Tsukasa erwartete sie bereits, aber damit hatte Reita gerechnet. Der Fürst hatte wahrscheinlich schon von ihm gewusst, als er das Tor zur Stadt passiert hatte. Nun erhob sich der schlanke Mann, ein ehrliches Lächeln auf den noblen Zügen. Sie gingen aufeinander zu und packten einander an den Unterarmen, grüßten sich auf diesem Wege.

„Reita. Was führt dich hier her? Und dazu noch in Rüstung? Ist etwas vorgefallen, von dem ich wissen sollte?“

Tsukasas Stimme war dunkel; sie enthielt eine natürliche Autorität, der sich jeder automatisch zuwandte. Der andere Mann musste nicht laut werden, damit man ihm zuhörte. Und er mochte es nicht, lange Reden zu halten, sondern brachte seine Gedanken und Meinungen gezielt und gekonnt auf den Punkt. Er war kein Mann großer Worte, ähnlich Kyô, doch im Gegensatz zu dem Hoheelf wusste Tsukasa geschickt zu sprechen. Sein Umgang mit Worten und Formen war dem Uruhas beängstigend ähnlich. Beide Wesen konnten ihre Gewandtheit wie eine scharfe Klinge einsetzen und nicht selten verteilten sie damit tödliche Hiebe.

„Es ist einiges geschehen, mein Freund, deswegen bin ich hier. Ich möchte dich um etwas bitten.“

„So? Worum geht es?“

Tsukasa bot ihm an, sich zu setzen, deutete einem Diener an, Wein zu bringen – dies alles geschah, derweil er weiterhin Reita ansah. Die dunklen Augen waren klug, gewieft. Sie zeigten mehr als alles andere, dass hinter der harmlos erscheinenden Fassade eines schönen Gesichtes ein scharfer Geist und genialer Stratege ruhte.

„Gestern Nacht wurde eine weitere Prophezeiung gesprochen. Außerdem erhielt Kai einen Traumbesuch. Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen, daher will Aoi, dass Kai extern beschützt wird. Ich bin beauftragt, diesen Beschützer zu finden.“

„Mein Person, nehme ich an?“

Tsukasas Blick blieb unverändert, derweil Reita breit grinste und Tsukasa zu zwinkerte.

„Hast es erfasst, Alter.“

„Und weiß Aoi von deiner genialen Idee?“

„Nope. Aber er sagte 'finde jemanden, dem du vertraust' und das hab ich gemacht.“

„Es wird ihm nicht passen.“

„Jo. Aber Fakt ist, Tsu-man. Meinem Boss gefällt gar nichts, wenn er nicht selbst seine Finger im Spiel haben kann. Er wird schon drüber weg kommen. Und er vertraut dir auch, sonst hätte er dir Lagua nicht gegeben.“

Nun lächelte auch Tsukasa; aber es war dunkler, gefährlicher, als Reitas augenscheinlich sorgloses Grinsen.

„Nachdem du vor ihm auf den Knien gerutscht bist und meine Loyalität beschworen hast.“

„Oi!“, Reita schlug entrüstet nach Tsukasas Unterarm, landete einen deftigen Schlag dagegen. „Ich rutsche vor niemandem auf den Knien!“

„Gebettelt hast du dennoch.“

„Nennen wir es strategisch manövriert.“

Tsukasa lachte; es war ein angenehmer Laut, der nicht wenige Damen schwach werden ließ.

„Fein, mein Freund. Du hast mich überzeugt.“

„Wirst du auf ihn achten?“

„Ja, das werde ich.“

Reita griff nach Tsukasas Arm, drückte diesen dankend.

„Ich werde ihn zu dir bringen, sobald er den Traumtänzer gesehen hat.“

Tsukasa nickte, lehnte seine Wange gegen den Handrücken, als der sein Gegenüber mit einem durchdringenden Blick fixierte.

„Was hat die Prophezeiung offenbart?“

Reita grinste schief, fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, stützte dann die Unterarme locker auf die Knie, starrte geradeaus.

„Nur Probleme, Alter.“

„Sollte ich mich auf Übergriffe vorbereiten?“

Reita summte, sah schräg zu seinem Freund auf, blitzte ihn halb amüsiert, halb wissend an.

„Tsu, my man, du bist immer vorbereitet, das weißt du und das weiß ich. Ein kleines Fingerschnippen und ich hätte ein Messer an meiner Kehle.“

Keine Antwort aber ein Lächeln, das genug aussagte. Das Geisterwesen erhob sich, studierte einen Moment die monumentalen Bildnisse.

„Pass auf ihn auf, man. Ich will ihn nicht zu Grabe tragen müssen.“

Hinter ihm erhob sich Tsukasa, legte ihm die Hand auf die Schulter, nickte seicht.

„Du hast mein Wort.“
 

[1] Die Aufgaben der Generäle teilen sich wie folgt auf:
 

Uruha – Aois Mund: Botschafter, Diplomat, Vermittler

Ruki – Aois Auge: Wächter über die Schleier und Grenzen in Kistara, Späher, ranghöchster Magier

Reita – Aois Hand: Henker, Verfolger, gebietet über die Drachenreiter und das Herr Kistaras
 

[2] irisch, bed. Sire



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ruki_Nishimura
2012-08-13T08:25:26+00:00 13.08.2012 10:25
Hey hey,
Hier schreibe ich mal wieder und habe mit einem °A° festgestellt, dass diese FF ja nur ein Sequel ist! \(°A°)/ Jedenfalls werde ich mich bemühen zeitnah auch Blur zu lesen. ;)
So nun zu dieser Geschichte, die ich ja nun ein bisschen als stiller Beobachter verfolgt habe.
Ich finde die Geschichte immernoch toll. Nicht ganz so verwoben wie ich es mir vorgestellt hatte, denn hier passiert alles Schlag auf Schlag, aber doch sehr gut gemacht. ;)
Aber ich habe mir in diesem Kommi das Ziel gesetzt dich ein wenig zupiesacken. XD (Alles nicht böse gemeint, ich hoffe nur du kannst dich verbessern. ;) )

So 1: Die Entwicklungen und Emotionen deiner Charaktere sind nicht wirklich klar. Kai (und auch Dai) als Hauptchara hat da wirklich allen anderen eine gewaltige Nasenlänge voraus. Ich denke, dass das von dir beabsichtigt ist, vor allem auch um zum Beispiel Aois mysteriöse Aura zu stärken etc. Aber wenn du es so stark auf die Spitze treibst werden die Charaktere nicht klar genug um sich mit ihnen zu identifizieren. Was das Mögen der Charas lediglich darauf beschränkt, dass sie bekannte Namen haben, aber nicht um ihrer selbst willen. Und ich denke, dass alle deine Charas das Potential haben auch als sie selbst gemocht zu werden.

2: Du fängst mit japanischen Namen an und gehst dann aber voll auf die Fantasie-Schiene. Das ist irgendwie wie, naja ich brauchte halt auffallende Namen aus einem bestimmten Fandom um mit ihnen meine Geschichte umzusetzen und das lässt bei mir zumindest immer große Fragezeichen aufkommen. Ich meine, du sollst nicht auf Teufel komm raus japanische Namen benutzen und dabei Wörter hinbatzen, die du aus dem Wörterbuch hast, weil sie so eine schöne Übersetzung haben, oder so schön klingen. Aber wenn deine Charaktere durchweg japanische Namen haben wirken sie total von der Geschichte(und der Welt in der sie leben) gelöst, wenn der Rest sie nicht wenigstens ein bisschen einfängt.
Anders gesagt, du kannst gerne Fantasie-mäßige Namen verwenden, ABER dann müssen sie dem Japanischen wenigstens ähnlich klingen. (nur für künftige Namensschöpfungen)

3. Wieso lässt du Beta-Kommentare in den Kapiteln? In den letzten beiden Kapiteln hast du jeweils irgendwas in Klammern da stehen lassen wo ich mir dachte: WTF? Frag doch nicht mich als Leser ob da Wort oder Worte stehen soll. Das sind Dinge die du entscheiden musst. Und ob dieser Absatz schwer war oder nicht entscheidet der Leser für sich auch ohne dass du ihn mit einer Klammer darauf hinweist. (°____°)Das ist ein wirkliches Faux-pas! Die Worte sind DEINE Worte, also lass dir da doch nicht das Ruder aus der Hand nehmen. Sonst fängt der Rest des Textes an wackelig und unsicher zu wirken.

4. Lass dir Zeit. Du rast ja mit einem Affen-Tempo durch die Geschichte. Ich weiß nicht, ob du noch so viel vorhast, dass es einfach den von solch einer Geschichte zu erwartenden Rahmen von 70 Kapiteln einfach mal wegsprengen würde, oder ob du einfach Idee an Idee klebst. Zwar wirkt die Geschicht in sich geschlossen und auch, dass du keine großen Anmerkungen machen willst ist eine klasse Idee, aber gib dir selbst Zeit diese Geschichte ordentlich zu entwickeln. Im Leben gibt es halt auch mal Ruhephasen, da passiert nicht jeden Tag sofort was. Klar musst du erstmal den Spannungsbogen aufbauen, aber der war doch schon seit dem Prolog da. Und dann schießt du den Pfeil ab ohne richtig zu zielen... Ich will gefälligst Kais Beklemmung spüren! Aois Wut! Uruhas Besorgnis! Kyos Unruhe! Dais Ängste! Und was macht überhaupt Kaoru und wer ist Reita? Das sind Dinge die du Erklären solltest während die Geschichte keine großen Sprünge macht. Während man als Leser gerade zu stirbt, weil man die Spannung kaum noch aushält.

So erstmal meine vier Punkte abgearbeitet, die ich mir im Laufe der Zeit so ein wenig angesammelt habe. Ich schreibe das nicht, weil ich das böse meine, sondern weil ich den Glauben daran habe, dass du dich darin echt verbessern kannst. Und weil ich Knuddel-Quietsch-Liebes-Kommentare immer eher weniger konstruktiv finde. ;) Was mich natürlich nicht davon abhält dir noch mal ein Knuddel-Quietsch-Kuchen dazulassen und dir aufmunternt auf die Schulter zupatten. Ganbare! ;)

Lg
Ruki
Von: abgemeldet
2012-08-11T10:59:29+00:00 11.08.2012 12:59
Hätte Kyo seine Warnung für Aoi nicht wenigstens etwas mehr verpacken können? Ein wenig sensibler hätte er es doch sagen können, oder?
Kein Wunder das Aoi beinahe ausgetickt wäre, genauso wie Ruki. Es ist echt toll, wie sie sich alle um Kai sorgen.

Uruha schafft es doch immer wieder, alle ein wenig runter zu holen. Gerade bei Aoi, finde ich es eine tolle Leistung. Er hat sowas ruhiges an sich und gleichzeitig behält er auch noch den Überblick.

Ich bin einmal gespannt, was Zero wirklich mit der ganzen Sache zu tun hat und ob Die mehr über diesen komischen Traum (oder Ruf) herausfindet.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass zwischen Tsukasa und Reita mehr ist. Sie haben sich so merkwürdig verhalten. Mal schauen ob sich mein Verdacht bestätigt ;-)
***

Auf das nächste Kapitel freue ich mich schon.
LG Cat


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