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Der Dämon

von

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Die Fähigkeit des zweiten Schweifes

Ich sah den Hai auf mich zukommen. Seltsam genug. Das er so nahe am Ufer nach Beute suchte – das konnte ich vielleicht gerade noch so durchgehen lassen, aber wieso warnten ihn seine Instinkte nicht vor mir? Also was stimmte nicht mit dem Tier? War es krank?

Am Anfang hatte ich zwar gedacht, der kommt mir gerade recht um die Fähigkeit meines zweiten Schweifs zu testen beziehungsweise mal wieder anzuwenden, aber mittlerweile hatte ich meine Meinung geändert. Würde ich ihn berühren und mich verwandeln dann mit allem was diesen Hai ausmachte, auch mit eventuellen Krankheiten.

Nein, danke. Ohne mich. Ich verwandelte mich vom Delphin zurück in meine Fuchsgestalt. Auch als Delphin hatte ich versagt. Frustriert tauchte ich zum Boden und griff nach dem Spiegel. Ein richtiger Delphin hätte das sicher hinbekommen. Sah so aus, als müsste ich noch eine Menge üben. Der Hai hatte zwar gezögert und abgedreht, allerdings nicht aufgegeben. Er behielt mich weiterhin im Auge, zog einen weitläufigen Kreis vor mir und schwamm dann geradeaus wieder auf mich zu.

Wäre das irgendein verrückter Dämon gewesen, hätte ich es gespürt. Ob das Tier krank war konnte ich unter Wasser nicht riechen. In Gedanken zuckte ich mit den Schultern und beschloss meine Fähigkeiten lieber an Land zu testen und zu trainieren.
 

Endlich tauchte Narutos Kopf bei der Mauer auf. Sein dämonisches Silberhaar schimmerte im Mondlicht. Dann schwang sich der ganze Kerl über den Mauervorsprung. In der rechten Hand hielt er den Spiegel, den ihm ein Bote von diesem Inari gebracht hatte. Aber anstatt herzukommen beugte er sich über die Mauer und sah zum Wasser hinunter.

„Was ist?“ sprach ich ihn an. „Hast du jetzt was anderes verloren?“

„Nein,“ Naruto schüttelte den Kopf, veränderte aber seine Position nicht. „Hab alles.“

Ich schlenderte zu ihm und stellte mich neben ihn weil ich sehen wollte, was oder wer seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine Flosse blitzte kurz auf und verschwand dann wieder. Ein zweiter Delphin? Nein.

„Ein Hai? Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben?“

Fragend sah mich Naruto endlich an. „Wieso? Hast du noch nie einen gesehen? Wusste ich nicht. Aber ich denke mit dem da stimmt irgendwas nicht.“

„So habe ich das nicht gemeint. Was soll mit ihm nicht stimmen? Er wollte dich fressen, oder? Ist normal für einen Hai.“

Naruto atmete tief und genervt ein, als habe er ein lästiges Kleinkind vor sich. Oh, wie ich das hasste.

„Und wie hast du es gemeint? Normalerweise hätte er die Gefahr gespürt. Haie sind da sehr sensibel. Aber der da – ja er wollte mich fressen. Unglaublich.“

„Ich meinte, wenn du Hilfe brauchst, sollst du mir Bescheid geben,“ gab ich frostig zurück.

„Brauch keine.“

Naruto hatte sich schon seit Jahrhunderten ohne jede Hilfe durch das Leben geschlagen. Bestimmt hatte er es irgendwann einmal gewusst, aber wieder vergessen, das man zu zweit besser klar kam. Und irgendwie musste ich ihm das wieder in Erinnerung bringen.

„Und? Wenn er eben Hunger hat? Du siehst nun mal sehr verlockend aus.“

„Auch egal. Hauptsache, ich habe den Spiegel.“

Naruto entfernte sich von der Mauer, lief in die Mitte des Geländes und sah Richtung Stadt.

Hatte er mich eiskalt abblitzen lassen oder hatte er überhaupt nicht gemerkt, das ich die Gelegenheit ergriffen hatte und mein Satz zweideutig gemeint war.

„Super. Also ist das Problem gelöst. Glaubst du, der Hai springt dir hinterher?“ Ich hatte beschlossen, dieses Mal nicht locker zu lassen.

„Hinterher springen?“

„Weil du, wie gesagt, sehr verlockend aussiehst. Dieser Hai hat anscheinend einen erlesenen Geschmack. Also was soll mit ihm nicht stimmen?“

Ich kehrte Naruto den Rücken zu. Dieses Mal bekam ich keine Antwort. Naruto schwieg. Das störte mich nicht. Endlich hatte er die Botschaft verstanden. Ich marschierte los, Richtung Stadt. Nach kurzem Zögern folgte mir Naruto. Seine Schritte waren extrem leise, jedoch für Dämonenohren gut hörbar. Eigentlich hatte ich ihn mit seinen Gedanken allein lassen wollen. Aber in dieser Gestalt konnten wir schlecht darauf hoffen, das man uns ein Zimmer geben würde.

„Wir sollten uns zurück verwandeln,“ schlug ich vor.

Gesagt, getan. Naruto hatte sich wortlos wieder in sein altes Ich transformiert.

„So gefällst du mir sogar noch besser, als ohnehin schon.“ Ich wollte, das Naruto auch weiterhin nachdachte. Das er mich nicht mit irgendeiner banalen Bemerkung zurück wies. Es war einfach zu frustrierend. „In deiner wahren Gestalt.“

„Das ist nicht meine wahre Gestalt,“ funkelte er mich aus blauen Augen an. „Ich glaub, ich hab dir das schon mal gesagt.“

Schnaubend wandte er sich von mir ab und ging als Erster Richtung Zivilisation.

„Und ich?“

„Bleib hier oder komm mit.“

Da war es wieder. Machte er das mit Absicht? Und wenn ja, warum?

„Ich meine, ob ich dir besser in menschlicher oder dämonischer Form gefalle?!“

Innerlich stellte ich mich entweder auf eine Antwort ein, die den wahren Kern der Frage erst gar nicht beantwortete und schlichtweg ignorierte oder die das Thema wechselte.

Völlig überraschend sagte er nach zwei oder drei Minuten: „Ich glaub, mir gefällt auch die menschliche Gestalt besser.“
 

Welchen Phantasien hatte sich dieser Idiot hingegeben, als ich ihn mal für fünf Minuten allein gelassen hatte?

Ich wartete, bis Sasuke neben mir war.

„Du tust es auch. Ist besser, als ein Hai.“

„Wie?“

Ich legte Sasuke meine Hand auf die Schulter. „Du genügst mir auch zum Üben.“

Es war nicht unbedingt notwendig, meine Schwanzfähigkeiten in Fuchsform zu testen. Gerade jetzt war die Kraft des Zweiten aktiviert. Vor Sasukes Augen verwandelte ich mich in sein Ebenbild. Er keuchte leise.

„Und? Was sagst du? Nicht schlecht, oder? Das hier ist keine einfache Verwandlung, wie die in einen Delphin. Mit der Fähigkeit des Zweiten kann ich nicht nur dein Aussehen kopieren, sondern auch deine Fähigkeiten.“

„Du – siehst genauso aus wie ich. Mit Fähigkeiten meinst du, du kannst dich jetzt auch in einen Fledermausdämon verwandeln?“

Ich nickte. „Findest du das nicht auch praktischer? Ich meine, wenn wir in so einem kleinen Ort ein einziges Zimmer für uns beide buchen, ist es weniger verdächtig, wenn wir als Zwillingsbrüder aufkreuzen. Vor allem auch, weil wir hier in Italien sind. Vermutlich sind das Katholiken, die sich nicht damit wohlfühlen würden, uns ein Zimmer mit Doppelbett zu vermieten.“

Ich sah Sasuke ruhig in die Augen. Er wollte es wissen. Warum gerade Hier und Jetzt wusste ich zwar nicht, aber das war nicht wichtig. Dieser Augenblick war so gut wie jeder andere auch um die Dinge zwischen uns zu klären. Sasuke wurde leicht rot und nickte mir zu.

„Gut, dann lass uns jetzt endlich gehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kagome1989
2013-07-07T22:23:02+00:00 08.07.2013 00:23
Okay, ich an Sasukes Stelle hätte mich auch gefragt, ob Naruto die Andeutungen nicht versteht, nicht verstehen will oder einfach nur gekonnt überhört. Und das, obwohl sie doch recht eindeutig wurden.
Nun bin ich mal gespannt, was die 'Zwillinge' in diesem Ort noch so erleben und treiben werden.
Tolles Kapitel, freu mich schon aufs nächste.
LG
Von:  fahnm
2013-07-07T21:01:59+00:00 07.07.2013 23:01
Spitzen Kapi^^


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