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Blick in unsere Zukunft

Großvaterparadoxon
von

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Da wo du bist

Kapitel 24: Da wo du bist
 


 

„Das authentischste an uns, ist unsere Fähigkeit zu erschaffen, zu erdulden, uns zu verändern, zu lieben und stärker zu sein als unsere Leiden.“ (Ben Okri)
 

Niklaus Sicht:

Meine Worte schienen Elena tatsächlich einmal sprachlos gemacht zu haben, obwohl sie die reine Wahrheit waren.

Sonst glaubte sie mir eher nicht.

„Diese Distel ist wie ein Schlüssel zu meinen Erinnerungen, zumindest eine sehr starke Verbindung und ich sehe sie mir immer wieder gerne an.

Wie deine Worte damals, ist sie eine schöne Erinnerung.“

Ich mochte die Zeit, in der mich keine weitere Angst beherrschte, als die Konkurrenz zu meinen Bruder und das sie ihn mir vorziehen würde.

Jetzt gab es so viel weiteres, das sie und meine Familie bedrohte.

Und die ausschlaggebendste Bedrohung kam tatsächlich von meiner eignen Mutter.
 

Zaghaft glitt ihr Blick von der Distel zu mir.

Lächelnd hielt ich ihr meine Hand hin.

„Bitte, ich möchte dir etwas zeigen“, meinte ich und bot ihr dafür meine Hand an.

Tatsächlich legte sie vorsichtig ihre Hand in meine und ich zeigte ihr eines meiner Gemälde, das ihr vielleicht auf diese Art gar nicht aufgefallen war.

Ich hielt vor dem Gemälde an und ließ ihre Hand los, um einen Schritt zurückzutreten und es sie allein ansehen zu lassen.

Es war die Blumenwiese von damals mit den Wildblumen, vor allem die Disteln stachen heraus und in all der Blumenpracht hockte sie, als sie gerade dabei war die Distel zu pflücken, ohne sich dabei zu verletzten.

„Bin ich das?“, fragte sie und ich konnte hören wie ihr der Atem entwisch.

„Ja“, antwortete ich ihr. „Ich hab dich aus meinen Erinnerungen gemalt.“

Im Verhältnis zum Bild hatte ich sie sehr klein gezeichnet und nur ein Vampir-Auge konnte wirklich alle Details erfassen.

All die kleinen Details, die sie als sie auszeichneten.

Dennoch war es eines meiner Lieblingsbilder von ihr.
 

„Du hast mich gemalt?“

So oft, das man meinen konnte, das ich von ihr besessen war.

Vielleicht war ich das auch.

„Mehrmals.

Du bist ein inspirierendes Motiv.

Ich zeichne dich gern.“

Besonders jetzt hatte es wieder extrem zugenommen.

Ich hatte meine Phasen und diese war so stark wie noch nie zuvor in den bisherigen Jahrhunderten.

„Du hast all diese Bilder gemalt?“

Ich nickte, bis ich mich erinnerte, dass sie ja noch immer auf das Bild starrte.

„Sicher.“

Ich hatte ja auch genügend Zeit dafür gehabt.

„Ich wusste nicht, dass du malst.“

Oh, stimmt.

Damals hatte ich das nicht getan, es war nicht so, dass man in dieser Zeit so viele Möglichkeiten dazu gehabt hatte, besonders in unserer Stellung.

Dafür hatte ich mich auch da schon mit schnitzen beschäftigt und anderen Arbeiten, die Kreativität zuließen, auch wenn mein Vater darin nie viel Sinn gesehen hatte.
 

Elena drehte sich wieder zu mir herum.

„Sie sind wunderschön.

Du hast sehr viel Talent.“

Ein Lob von ihr bedeutete mir wirklich viel und ich lächelte sie an, wagte es ihr absichtlich näher zu treten und wollte den letzten Abstand brechen, um sie zu küssen.

Doch so viel Glück auf einmal schien mir nicht vergönnt zu sein.

„ELENA!

WO BIST DU?“, hörte ich die Stimme meiner Schwester nach ihr rufen.

Elenas Herz schlug höher und schnell trat sie einen Schritt von mir weg.
 

Unsicher sah sie sich um und schaute dann auf das Kleidungsstück, das sie auf ihren Arm platziert hatte.

„Ähm… ich wollte eigentlich ins Bad, um das Kleid anzuprobieren, aber ich hab mich verlaufen“, gab sie zu.

Oh, mein Glück das sie sich ausgerechnet in mein Zimmer verirrt hatte.

Eine schöne Überraschung.

„Den Gang bis zum Ende zurück, dann rechts und den vorletzten Gang wieder rechts, bis zum Ende und die Tür links.

Du bist offenbar zu spät abgebogen.“

Erkenntnis durchlief ihr Gesicht und eine zarte Röte schlich sich dann auf ihr Gesicht.

„Also zweimal rechts und dann links, ja?“, fragte sie noch einmal nach und ich konnte nicht anders als zu lächeln.

„Ich wette Rebekah zeigt dir den Weg“, versicherte ich ihr, da sie vor der Tür wartete, sicher unser Gespräch neugierig belauschte und uns dennoch nicht unterbrach.
 

Zügig ging sie zur Tür, stoppte dann aber noch einmal.

Sie drehte sich zu mir und deutete etwas hilflos auf ihr Kleid.

„Wirst du auch auf dem Ball sein?“

Der Jahrzehntball mit dem sich Rebekah intensiv beschäftigte und wo sie das Thema angefochten hatte, um es durch die Zwanziger zu ersetzen.

„Ich werde immer dort sein, wo du bist“, versicherte ich ihr und Elena sah mich immer noch erstaunt an.

Irgendwann realisierte sie sich wohl wieder der Situation und nickte eilig.

„Gut“, meinte sie nur und verließ dann schnell mein Zimmer.

Schmunzelnd sah ich ihr hinterher und wanderte mit meinen Gedanken zu den bevorstehenden Ball, wo ich hoffte das sie mir einen Tanz gewehrte.
 

Ich vermisste zu jeder Zeit ihre Nähe, besonders in solchen Momenten wie diesen, wo ich sie kurz kosten durfte.

Sie verdeutlichte mir ihre Präsenz und ihre Abwesenheit.

Sie lebte, doch noch war sie nicht vollkommen in meinem Leben integriert.

Das wollte ich ändern.

Denn jetzt wo ich wusste, dass sie lebte, bestand Hoffnung und ich nutze meine Chancen, wie klein sie auch sein mochten.

Umso ferner sie waren, umso mehr spornten sie meinen Kampfgeist an.
 

Elena war mehr nah, als die Erinnerungen, entfacht durch die Bilder, die ich von ihr zeichnete.

Ich stellte mir vor, wie sie in den Kleidern der zwanziger Jahre aussehen würde und stellte fest, dass sie gut in der Zeit hätte leben können.

Wie in jeder anderen Zeit auch.

Ich stellte sie mir in all den verschiedenen Kleidern der Jahrhunderte vor und wünschte mir, sie mit ihr erlebt zu haben.

Doch das war ein verschwenderischer Wunsch.

Allerdings bestand die Chance für die Zukunft, mit ihr all die kommenden Jahrhunderte zu durchleben und sie in den verschiedenen Kleidern zu sehen.

Ich schnappte mir meinen Zeichenblock vom Schreibtisch und ein Stück Kohle, um mich damit auf mein Sofa zu setzen.

Ich begann sie zu zeichnen, wieder einmal.

Diesmal in den Kleidern, die die verschiedenen Epochen hergaben.

Elena hätte in jedem noch so lächerlichen Kleid getrumpft und sicher jeden Blick auf sich gezogen, dem war ich mir sicher.

Meinen zumindest hätte sie immer sicher.



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