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Love Candy

von

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All or Nothing

Wie erstarrt stehe ich da. Ich kann es immer noch nicht glauben. Der Mann, der mich umbringen wollte, der meinen Vater entführt hat und der jetzt mit dem Messer auf mich zurennt, ist Fujima-sensei. Seine Haare und Klamotten sind nass und seine Augen glühen vor Wahnsinn.

In letzter Minute erwache ich aus meiner Starre und springe zur Seite. Das Messer schneided sirrend durch die Luft, dort wo nur wenige Sekunden zuvor mein Arm war.

Obwohl ich immer noch geschockt bin, reiße ich mich zusammen. Ich darf jetzt nicht die Nerven verlieren! Es steht zu viel auf dem Spiel. Fujima lacht. Es ist kein schönes Lachen. Es klingt wahnsinnig, mordlustig. So wie das Lachen der Bösewichten in den Filmen. Es ist grauenvoll und ich erkenne diesen Mann kaum wieder.

Ich habe ihn als freundlich, gütig und fröhlich in Errinerung. Ein Lehrer, der sich um seine Schüler bemüht, der Interesse zeigt und viel Erfahrung und Wissen besitzt. Es ist als wäre er ein völlig anderer Mensch. „Wo ist mein Vater?“, rufe ich und gehe ein paar Schritte zurück. Ich muss Abstand halten, sonst habe ich keine Chance dem Messer auszuweichen. Er lacht schon wieder. „Dein Vater? Ach es war so lustig mit ihm!“ Er kichert. Mir läuft es eiskalt über den Rücken. Er hat keinen Funken Verstand mehr! Und genau das macht mir Angst, denn er ist unberechenbar! „Sein Blut hatte eine wunderschöne Farbe! So tiefrot. Und er hat geschrien! Immer und immer wieder, doch egal wie laut es war, niemand konnte ihn hören!“ Sein irres Gelächter schallt über den Platz. Mir wird heiß und kalt. Ich kann nicht atmen. Dad... Dad ist... tot?

In diesem Moment falle ich in ein tiefes Loch. Mein Herz setzt aus und als es wieder anfängt zu schlagen, fühle ich keine Angst und keine Trauer. Das einzige was ich fühle ist Hass und Wut. Es gibt nur einen Gedanken in meinem Kopf. Töte ihn! Töte ihn! TÖTE IHN!!

Wie bessesen renne ich auf ihn zu. Ignoriere das Messer in seiner Hand. Ignoriere die Tatsache, dass ich nicht sehr stark bin. Alles ist egal. Ich will ihn nur töten! Will mich an ihm rächen. Ich schreie meine Verzweiflung, Trauer, Wut und den Hass hinaus und schlage ihm ins Gesicht. Er ist so überrascht, dass ich ihn angreife, dass er nicht schnell genug reagieren kann und so treffe ich ihn genau zwischen den Augen. Er fliegt einige Meter nach hinten. Meine zur Faust geballte Hand schmerzt, doch ich nehme es kaum war. Ich atme schwer und will schon zu einem neuen Schlag ausholen, da fängt er wieder an zu lachen. So schallend und irre, dass es beinahe nicht menschlich klingt. „Hahahahaaa!! Du hättest dein Gesicht sehen müssen! Du dachtest also wirklich dein Vater ist tot! Ahahahaha! Du kannst ja richtig agressiv werden! Das gefällt mir. Es wird ein interessantes Spiel werden!“ Er steht auf und klopft sich den Schmutz von der Hose.

Dad... lebt? Er ist am Leben? Oder lügt er? Das Blut gefriert mir in den Adern. Er manipuliert mich! Ich darf nicht auf ihn hören! Alles könnte ein Trick sein, eine Falle in die ich tappen soll. Mir wird klar, wie unüberlegt ich gehandelt habe, und wie riskant es war. Meine Wut und mein Hass verrauchen und verwandeln sich in Angst. Fujima kennt mich. Er hat mich drei Jahre lang unterrichtet. Es ist ein Kinderspiel für ihn, mir Angst zu machen und mich zu manipulieren. „Warum tun sie das...?“ Meine Stimme versagt. „Warum? Warum ich das mache? Ahahahaa! Ganz einfach! Jack the Ripper ist unglaublich faszinierend. Man konnte ihn nicht schnappen. Ein teuflischer Killer. Ich habe mich lange und intensiv mit dem Thema beschäftigt. Doch es gibt niemand, der meine Begeisterung teilen will.“ Anfangs klang seine Stimme noch euphorisch, doch jetzt wirkt er maulig und beleidigt, wie ein Kind das nicht bekommt, was es will. „Die Menschen vergessen ihn! Deshalb habe ich ihn wieder ins Leben gerufen! Sie sollen sich wieder erinnern!“ Jetzt schreit er. Als wolle er seinen Worten noch mehr Ausdruck verleihen, sodass sie auf der ganzen Welt zu hören sind. „Das ist Wahnsinn!“, brülle ich.

„Wahnsinn? WAHNSINN SAGST DU?! DU VORLAUTE GÖRE, DU HAST KEINE AHNUNG!“ Er funkelt mich bedrohlich an. Ich weiche zurück.

Was soll ich tun? Ich muss herauskriegen wo Dad ist. Aber man kann mit ihm nicht verhandeln. „Du wirst mein letztes Opfer sein! Ich werde dich zerstückeln!“ Er klingt siegessicher. Ich will gerade etwas erwiedern, doch da höre ich eine Stimme hinter mir. „Das Spiel ist aus Fujima!“ Es ist L!! Ich drehe mich um, und wirklich da steht L gemeinsam mit Yagami und... meinem Dad!! Mir fällt ein Stein vom Herzen! Dad lebt! Es geht ihm gut! Er sieht noch etwas blass und mitgenommen aus, aber er lebt. Ich bin so erleichtert! Ich drehe mich wieder zu Fujima um, der seinen Blick auf L heftet. „Wie habt ihr ihn gefunden?!“ Seine Stimme klingt düster und voller Verachtung. „Bei den vielen Spuren, die Sie hinterlassen haben, war es ein leichtes Cat's Vater zu finden.“, sagt L abwertend und schaut Fujima verächtlich an.

Sein Blick springt kurz zu mir und Erleichterung blitzt in seinen Augen auf. Offensichtlich hat er sich einige Sorgen um mich gemacht. Ich bin unglaublich froh, dass er da ist. Mir ist endlich klar geworden, wie wichtig L mir ist.

Ich schaue wieder zu Fujima. Sein Gesicht ist jetzt vor Wut verzerrt. „ICH HABE KEINE SPUREN HINTERLASSEN! MEINE VERBRECHEN WAREN PERFEKT! ICH BIN JACK THE RIPPER!“ Er ist völlig außer sich vor Wut und schreit und fuchtelt mit dem Messer rum.

Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Als würde gleich irgendetwas fürchterlich schief laufen. Ich werde nervös, und bin angespannt. Fujima's Gesicht ist rot vor Zorn, doch in seinen Augen ist keine Wut. Nein dort ist Triumph. Er hebt das Messer.

Ohne hinschauen zu müssen, weiß ich auf was, besser gesagt auf wen er zielt. Auf L. Und obwohl ich weiß, dass L wahrscheinlich ausweichen könnte, dass ihm nichts passieren würde, ist da eine Stimme in meinem Kopf, die sagt, dass die winzige Wahrscheinlichkeit besteht dass L doch verletzt wird. Sämtliche Sicherungen brennen bei mir durch und alle Alarmglocken in meinem Kopf springen an. Ich habe nur noch ein Ziel: Rette L!

Und dann tue ich das, was in der Situation wahrscheinlich das Dümmste ist, was man machen kann. Ich renne auf Fujima zu und brülle: „Du willst doch mich! Also komm und fang mich!“ Kurz vor ihm, wende ich mich nach links und renne in eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden. Ich brauche mich nicht umzudrehen, ich höre seine Schritte und weiß, dass mein Plan aufgegangen ist.

Mein Kopf ist wie leer gefegt, als ich durch die schmalen Gassen hetze. Rette L! Lenk Fujima ab! Rette L! Schießt es immer wieder durch meinen Kopf.

Das Wasser spritzt unter meinen Füßen, als ich durch die vielen, kleinen Pfützen renne. Ich weiß nicht wohin ich renne, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass ich diesen Ort kenne, dass ich ihn schon einmal gesehen habe.

Und dann wird es mir klar. Mein Traum!! Diese Gassen sah ich in meinem Albtraum! Ich werde panisch. Am Ende meines Traums sah es nie gut für mich aus. Und während ich renne, ist es fast wie ein Déjà Vu. Ich höre Fujimas schwere Schritte, höre seinen keuchenden Atem und kann beinahe den Nebel spüren, obwohl es keinen gibt. Und dann stehe ich vor der Sackgasse.
 

Vor mir ragt die große, graue Mauer in die Höhe. Verzweifelt taste ich nach oben, versuche hochzuklettern, doch ich komme nicht heran. Panik befällt mich. Ich sitze in der Falle!

Und bevor ich Zeit habe, weiter darüber nachzudenken, steht Fujima auch schon vor mir. Er ist noch etwas außer Atem, doch er lächelt. //Beruhig dich! Beruhig dich!//, rede ich mir ein. //Zeig ihm deine Angst nicht!// Ich weiche zurück, doch schon spüre ich die kalte Mauer an meinem Rücken. „Das war ein ganz unterhaltsames Spiel!“, sagt Fujima und wischt das Messer an seiner Jacke ab, als wolle er es vor seiner letzten Tat noch säubern. Ich presse mich an die Wand.

Mein Herz klopft und mein Puls rast. Ich kann nicht mehr klar denken. Ich bin wie ein in die Enge gedrängtes Tier, ich kann nicht entkommen. Ich suche nach einem Ausweg, einer Chance zu fliehen, doch es gibt keine. Es ist aussichtslos. Und als mir das klar wird, ruschte ich langsam an der Wand runter. Ich kann meine Angst nun nicht länger verbergen. Fujima kommt ganz langsam näher, er genießt es, mich zappeln zu lassen. Er will mich quälen. Und als ich kurz davor bin aufzugeben, fällt mir noch eine letzte Möglichkeit ein. Eine allerletzte Notlösung. Versteckt an meinem Bein, verdeckt von meinen schwarzen Stiefeln. Eine silberne Pistole, eine Beretta 92. Die fast ein Kilo schwere Waffe gab L mir, kurz bevor wir aufgebrochen sind.

Ich wollte sie erst nicht nehmen, doch L's ernstes Gesicht hat mich schlließlich überzeugt. Ich solle sie im Notfall verwenden, hat er gesagt. Ich habe genickt, doch ich hatte nie vor sie einzusetzten.

Doch jetzt? Die Waffe ist meine einzige Möglichkeit zu leben. Meine einzige Rettung. Langsam wandert meine Hand zu meinem Stiefel und greift nach der Pistole. Sie ist kalt. Ich will sie gerade ziehen, doch dann stocke ich. Das kann ich doch nicht machen! Ich kann nicht auf einen Menschen schießen! Meine Hand zittert.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Fujima sieht meine Verzweiflung und sticht urplötzlich zu. Mein Schrei zerreißt die Luft und aus Reflex kneife ich die Augen zusammen. Doch das Messer hat nicht wie erwartet mich getroffen, sondern ist an mir vorbei gesaust. Im ersten Moment denke ich, dass L oder einer der Ermittler mich und Fujima gefunden haben, doch so ist es nicht.

Es war Fujima's Absicht. Er will mir nur Angst einjagen. Doch als ich in seine Augen sehe, weiß ich, dass der nächste Stich treffen wird. Das hier ist meine letzte Chance. Ich muss mich entscheiden. Will ich die Schuld auf mich laden, auf einen Menschen geschossen zu haben, oder will ich aufgeben und sterben?

Ich denke an L, an Alice, an Joey und an meinen Vater. Bei dem Gedanken daran, dass ich sie nie wiedersehen würde, schnürt es mir den Hals zu. Ich will leben! Entschlossen packe ich die Waffe fester, ziehe sie mit einem Ruck heraus und ziele auf Fujima. Er wirkt erst verblüfft, doch dann grinst er. „Du wirst nicht schießen, Catheryne.“, sagt er leise. „Dazu fehlt dir der Mut.“

Ich weiß, dass er Recht hat und meine Hände zittern, als ich die Waffe hebe, ziele und meinen Finger auf dem Abzug lege. Ich will leben! Und doch kann ich mich nicht überwinden den Abzug zu drücken.

„Es ist vorbei, Catheryne!“, sagt Fujima, hebt das Messer und mit einem furchtbaren Sirren saust es auf mich herab.
 

Ich höre wie das Messer durch die Luft saust. Ich schreie. Ich mache mich bereit für den Schmerz. Ich werde nicht schießen. Das kann ich einfach nicht. Nicht einmal jetzt, wo ich weiß, dass ich gleich sterben werde. Ich schließe die Augen und wappne mich. Doch ich spüre keinen Schmerz. Ich höre nur einen Schlag. Doch ich bin nicht die, die geschlagen wird. Ich öffne die Augen und sehe, wie Fujima mit verdrehten Augen vor mir auf dem Boden zusammensackt und bewusstlos liegen bleibt. Ich verstehe erst nicht was passiert ist, doch dann sehe ich L. Noch völlig außer Atem steht er da, offensichtlich hat er Fujima niedergeschlagen. Die Waffe fältt mir aus der Wand und fällt zu Boden. Als er sieht, dass ich unverletzt bin, rennt er auf mich zu und zieht mich an sich.

Es fängt an zu nieseln. L hält mich fest und ich halte ihn. Ich zittere am ganzen Körper. Ich bringe keinen Ton heraus, und klammere mich einfach an ihn. „Cat...“, flüstert er leise. Er lässt mich los, packt mich an den Schultern und sieht mich an. „Wie konntest du das tun? Wie konntest du einfach wegrennen? Du wärst fast gestorben!!“ Er ist wütend, das sehe ich. Aber nur, weil er sich Sorgen gemacht hat.

Ich kann nicht mehr. Meine Nerven liegen blank und so falle ich einfach in seine Arme. Eine einzelne Träne rollt mir über die Wange. Nicht aus Trauer, sondern weil ich einfach so erleichtert bin, dass es L gut geht. Dass es meinem Dad gut geht. Dass Fujima außer Gefecht ist. Dass ich am Leben bin. Ich bin so unglaublich erleichtert und gebe meiner Erschöpfung nach. Ich falle einfach zur Seite. Und kurz bevor alles schwarz wird, weiß ich, dass ich in L's Armen landen werde. Und dass ich dort sicher bin. Dass ich dort immer sicher sein werde. Und dass ich L niemals verlieren möchte.



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