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Das Zimmer, das Ouija, die Sue... und die Katze

MST1: Nila Potter - die totgeglaubte Schwester kehrt zurück
von

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Anticlimax

"Jag ihnen doch nicht so einen Schreck ein, Morten.", tadelt der ältere Herr, während er den Salon betritt. Er hat kurzes graues Haar so wie Schnurr- und Kinnbart und trägt einen dunkelgrauen Anzug.

Jess sieht unsicher von diesem Neuankömmling zu der unheimlichen Gestalt am Fenster und dann wieder zurück. Felix reagiert gar nicht auf ihn. Er hockt weiterhin auf allen Vieren auf dem Sofa und stößt wütende Fauchlaute in Richtung des Kuttenträgers aus.

"Nach dem heutigen Abend brauchst nicht auch noch du zu ihren Albträumen beitragen."

"Mein Lieber Gregor...", gluckst dann eine weitere Männerstimme vom Flur, "Sie müssen sich doch einfach nur hinsetzen und schon haben sie einen traumlosen Schlaf."

Der Eigentümer dieser Stimme entpuppt sich sogleich als ein weiterer alter Mann, von nicht einmal 1,50m Körpergröße. Dieser hat einen mit Altersflecken bedeckten kahlen Kopf und wirkt etwas dicklich, obwohl dieser Eindruck auch nur von seinem grauen Wollpullover herrühren mag

Jess funkelt den kleinen Mann kurz böse an, als sie den Witz hört, doch der quittiert dieses nur mit einem weiteren amüsierten Glucksen.

Die Hände der Teenagerin verkrampfen sich ein wenig, doch ihr Ärger lässt zumindest die Furcht, die sie vor einigen Momenten noch erfüllt hatte.

"Können sie mir eine Frage beantworten?", fragt sie. Man spürt regelrecht den unterdrückten Zorn gegen die, die die ihre heutigen Qualen zu verantworten haben.

"Sicherlich.", meint Gregor dennoch freundlich, "Ich kann man mir vorstellen, dass sie deutlich mehr als nur diese eine-"

"Wo sind wir hier und wer zur Hölle sind sie alle?", unterbricht das Mädchen ihn.

"Ja, das sind die wichtigsten Fragen, aber auch die Schwierigsten.", sinniert der kleine Mann, "Die meisten werden sowieso nie beantwortet, denn-"

"Und ob sie das werden!", faucht Felix und macht einen mächtigen Satz vom Sofa und, der punktgenau vor dem kleinen Mann endet. Seine Krallen sind gefährlich nah am Gesicht des Alten und seine Pupillen zu Schlitzen verengt.

"Ich bin Gregor.", schreitet Gregor schnell ein, "Das dort am Fenster ist Morten und dieser freundliche Scherzbold hört auf den Namen Josef."

"Und warum sind wir hier und msten eine hundsmiserable Harry Potter-FF?", fragt Felix ein wenig ruhiger, während er sich langsam hinter Jess zurückzieht und seinen Fokus wieder Morten zuwendet.

"Nun gut.", hebt Josef die Stimme, "Ich denke das erzähle ich ihnen am besten. In einer Rückblende."
 

Drei bis auf die Knochen durchweichte Gestalten in schwarzen Kutten schreiten durch einen der unzähligen prunkvollen und von gutem Geschmack zeugenden Korridore eines erhabenen englischen Schlosses. Zwei von ihnen tragen je eine weitere Person über ihre Schulter, während die Letzte mit einer Laterne, die die einzige Lichtquelle in diesem Gang darstellt, vorausgeht. Schließlich halten sie vor einer polierten Holztür und die Gestalt mit der Laterne öffnet sie. Auch das Innere dieses zweifelsohne von bestem Geschmack und Tradition zeugende Zimmer liegt in pechschwarze Dunkelheit getaucht, doch ein Blitzschlag hüllt es für einen Moment in strahlendes weißes Licht. Offenbart wird ein Salon mit zwei teuren Sofas und einem gläsernen Tisch vor einem großen Kamin.

Während der Lampenträger die Laterne auf dem Tisch abstellt und sich daran macht den Kamin zu entzünden um für etwas mehr Licht und Wärme zu sorgen, legen die anderen Beiden ihren geradezu wertlosen Ballast auf den für diesen viel zu guten Sofas ab. Erst als der Kamin brennt ist genug Licht vorhanden um diese Beiden Geschöpfe besser zu erkennen. Bei dem einen handelt es sich um ein Mädchen von siebzehn Jahren mit schulterlangem hellbraunem Haar. Sie trägt eine einfache Jeans und ein ärmelloses bauchfreies Top in rot, dessen unteres Ende gewollt zerrissen aussieht. Sie hat eine sportliche Figur, aber dennoch eine erstaunliche Oberweite. Letzteres ein Fakt über dessen natürliche oder unnatürliche Ursache noch eine Wette zwischen zwei der Gestalten entstehen würde. Auf dem anderen Sofa liegt ein drahtiger Junge desselben Alters, dessen Äußeres deutlich weniger freizügig und gewöhnlich ist. Sein fransiges Haar ist orange ebenso das Fell auf den beiden großen Katzenohren, die aus diesem herausragen. Der Katzenjunge ist in einen grauen Kimono gekleidet, der von einem dunkleren Obi gehalten wird.

Die Gestalten in den Kutten stören sich jedoch wenig daran, dass ein klitschnasses Mädchen mit zu vielen Schönheitsoperationen für ihr Alter und ein ebenfalls klitschnasser absurd japanischer Katzenjunge auf ihren Sofas liegen, sondern eilen schleunigst aus dem Raum nicht zuletzt deshalb, weil auch sie völlig durchnässt sind und eine Erkältung sie bei ihrem Vorhaben lächerlich wirken ließe.
 

"Also so war das!", beendet Josef seine Ausführungen darüber wie die beiden Jugendlichen in den Salon gelangt sind und schlägt sich mit der Faust auf die Handfläche, als hätte er so eben ganz erstaunliche Schlussfolgerungen von sich gegeben.

"Natürlich...", meint dann Gregor leicht verlegen, "Haben wir uns dann doch erkältet und mussten mit euch über das Ouija kommunizieren. Mit laufenden Nasen hätten wir nichts derart dramatisches hinbekommen, wenn wir persönlich gekommen wären"

"Ihre Erklärungen erklären, aber so ziemlich gar nichts!", keift Jess empört und wild gestikulierend los, "Nicht warum sie uns hierher gebracht haben! Nicht wo wir vorher waren! Nicht warum es notwendig wahr so ein dämliches Geisterdrama abzuziehen! Und noch nicht mal warum sie jetzt nicht mehr erkältet sind!"

"Das ist wahr.", stimmt Gregor gelassen zu, "Sie sind einfach nur hier, weil wir sie da draußen gefunden haben."

"Echt?", fragt Felix verdutzt.

"Ja. Dachten sie etwa wir hätten sie entführt?" Gregor lässt ein herzhaftes Lachen vernehmen, was jedoch in diesem Zusammenhang eher unheimlich wirkt.

"Und aus welchen fadenscheinigen Gründen erinnern wir uns nicht an die Begegnung?", fragt Jess ihn misstrauisch.

"Wir haben euch bewusstlos gefunden.", antwortet der alte Herr ihr noch immer erheitert, "Wie das passiert ist weiß ich aber auch nicht."

"Dann... danke.", meint Jess widerwillig und errötet leicht wegen ihres Ausbruchs, bis sie sich an die Tortur der letzten Stunden und gewisse Beschreibungen innerhalb Erzählung erinnert, "Und warum mussten wir diese FF MSTen?"

Ein Seufzer entfährt Gregor und er schließt für einen Moment betrübt die Augen. "Weil Fanfictions nicht nur von Fans verfasste Geschichten über existierende Werke sind, obwohl das eigentlich genau das ist was Fanfiction bedeutet, und Mary Sues mehr sind als schlecht ausbalancierte Charaktere, die die Originalcharaktere zwangsverdummen und die gesamte Geschichte an sich reißen."

"Wiiiirklich?!", fragt Jess ihn aufgebracht und doch voller Ironie, "Nachdem ich vorübergehend unter der Gedankenkontrolle einer Mary Sue stand, hätte ich damit nie gerechnet."

"Genug!", unterbricht Josef die beiden, bevor die Situation weiter eskalieren kann.

Die Effektivität dieser Handlung ist jedoch zweifelhaft, da Jess jetzt erst richtig loslegt.

"Genug?! Genug?! Genug hatte ich nach den ersten drei Zeilen!", fährt sie den kleinen Mann an, "Wenn ihnen dieser Mist so wichtig war, warum haben sie es nicht einfach selbst getan?!"

Josef blickt sie für einen Augenblick schweigend an. Dann bricht er schlagartig in schallendes Gelächter aus, das von den Wänden widerhallt und selbst den Sturm draußen zu übertönen scheint. Er fällt auf die Knie und hämmert grölend auf den Boden.

Nach einigen endlos scheinenden Minuten, in denen Gregor beschämt zur Seite blickt und die beiden unfreiwilligen Gäste Josef fassungslos anstarren, während Morten nur unheimlich und teilnahmslos da steht wie schon die ganze Zeit, verstummt er schließlich langsam wieder.

Mit hochrotem Kopf blickt der Alte schwer atmend zu Jess und Felix auf und steht dann ein wenig beschämt wieder auf, räuspert sich einmal und meint: "Nein, wirklich... So was könnte ich mir einfach nicht antun."

Ein Zucken geht durch Jess Körper und schon packt Felix sie. Gerade noch rechtzeitig bekommt er Jess zufassen, bevor sie den alten Mann in blinder Wut niederschlagen kann. Mit Mühe und Not hält er sie an Ort und Stelle. Was folgt sind gut eineinhalb Minuten lauten Geschreis und vulgärer Beleidigungen, die sowohl etwas von Zwangseuthanasie für jeden über fünfundzwanzig als auch äußerst rassistische Kommentare gegen Katzen enthalten.

"Also...", keucht Jess dann, sowie ihr Wutanfall einigermaßen vorüber ist und Felix fällt schwer atmend hinter ihr auf seinen Hosenboden, "Können wir jetzt gehen?"

Die schlechte Imitation eines Lächelns ziert das Gesicht der Teenagerin, als ein Blitz den Salon erhellt und Donner laut wird.

"Oder wahlweise nachdem der Sturm vorbei ist.", fügt Felix schnell hinzu, "Denn ich befürchte leider dieses Gewitter hat noch deutlich unangenehmere Auswirkungen, als Jess unheimlicher wirken zu lassen."

"Ja.", bestätigt Gregor noch sichtbar erschüttert von Jess Ausbruch, "Zumindest das schulden wir euch, denke ich."

"Nach dem Unwetter?", fragt Felix fast flehentlich, "Das da draußen würde ich nicht mal einem Hund zumuten. Und von mir heißt das was."

Jess blickt noch einmal missmutig zum Fenster und stöhnt dann genervt, als sie erkennt das sie noch eine Weile in dem Schloss festsitzt.

Gregor lächelt entschuldigend und wendet sich zur Tür um.

"Dann folgt mir mal zu den Gästezimmern.", meint er freundlich und und zu dritt verlassen sie den Raum.

Josef sieht ihnen noch einen Moment nach, dann blickt er zu Morten. "Ich bin nicht ganz so optimistisch wie Gregor, dass wir sie gehen lassen können."

"In der Tat.", stimmt Morten heiser zu, "Eine derart beherrschte und, nun, 'lebendige' Reaktion habe ich seltenst nach einem MSTing erlebt."

"Kann ich mich auf dich verlassen, dass dieser Sturm noch eine Weile anhält?"

"Selbstverständlich..."
 

The End
 

"Sag mal, wann hast du den Kamin eigentlich wieder ausgemacht?", fragt Josef gerade als er und Morten das Zimmer verlassen, "Das mit dem plötzlichen Entzünden kam ja sogar für mich unerwartet.

"Ich dachte das warst du.", erwidert Morten jedoch leicht verwirrt, "Gregor hätte ich das gar nicht zugetraut."

Josef zuckt die Schultern. "Tja, er ist wohl noch für ein paar Überraschungen gut."

Und damit schließt der alte Herr die Tür zum Salon hinter sich und seinem Begleiter und sie bekommen nicht mehr mit wie abermals der Raum von einem Blitzschlag erleuchtet wird. Ein kleines Mädchen steht auf einmal dort vor dem Fenster, wie Morten noch im letzten Kapitel. Ihre schmalen Lippen sind zu einem unheimlichen Lächeln verzogen, als sie ein kindliches Kichern vernehmen lässt.
 

Fortsetzung folgt...



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