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Vom Lied des Blutes

von

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Kapitel 11

Kapitel 11
 

Lucis trat ein paar Schritte vor um Criss und Garnett hinter sich zu schieben, bevor er ein tiefes Knurren von sich gab und seine Muskulatur anspannte – bereit zum Angriff. Der Mann lachte nur noch lauter.

„Ich hörte du trachtest nach meinem Leben, Silberfalke – ist George also schon so tief gesunken, den meistgesuchten Jäger um Hilfe zu bitten?“, sprach die tiefe Stimme belustigt.

„Deine Überheblichkeit scheint nach wie vor deine große Schwäche zu sein, Maryene – oder glaubst du, dass du mir auf diese Weise zum Henker werden kannst?“, erwiderte Lucis kalt und zeigte einmal in die Runde. Doch schon erhob sein Gegenüber die rechte Hand.

„Ich muss nicht erst dazu werden – ich bin es bereits!“

Seine Hand schnellte hinunter und augenblicklich griffen die Männer und Frauen aus den Gassen an!

„Zusammen“, rief Lucis eiligst, woraufhin die drei anderen kampfbereit zusammenrückten. Die erste Welle trieb Garnett mit ihren Sturmböen zurück, was Lucis die Zeit verschaffte, die er brauchte. Schnell hatte er seine Sense gezogen und war in die Lüfte gesprungen!

Komm, Seele – leih mir Kraft!

Die schwarzen Partikel umschlossen die Klinge seiner Waffe und als er zu Boden raste stieß er diese fest in den Untergrund – eine schwere Erschütterung riss die Umstehenden Feinde zu Boden. Der Bluter zog die Waffe heraus und ließ sie nach rechts, dann nach links sausen um die ersten Diener Maryenes aus dem Leben zu reißen.

Ein Keuchen hinter ihm ließ ihn aufhorchen – sein Blick verriet ihm, dass die anderen bereits stark bedrängt wurden! Er ließ die Sense verschwinden und zog sein Schwert, bevor er auf die Kopfgeldjäger und einfache Gassenkriecher, ehemaligen Soldaten und Magier losging. Ein Kopf rechts – ein Herz links – dann trat er zwei Paar Füße weg und durchbohrte die zu Boden Gefallenen innerhalb eines Sekundenbruchteils.

„Lucis, hinter dir!“, rief Criss dann – und der Krieger konnte noch rechtzeitig einen Schlag mit einem Breitschwert parieren, ehe er dem Träger hart gegen die Brust trat und dieser schließlich ins schwanken geriet. Er zog Faith – und warf die Klinge zwischen das Augenpaar, dass ihn verbissen ansah. Ein Angriff von rechts folgte und er musste zurückweichen, dann abrollen und wieder zur Seite ausweichen, bevor er das Schwert in die Brust einer ehemaligen Kopfgeldjägerin treiben und wieder hinausziehen konnte. Er warf einen Blick zurück und entging einem Speer, der sich tief in den Boden grub. Ein Sprung zur Seite und er konnte auch einer Axt entkommen, bevor er seine Klinge in der Magengrube eines Mannes trieb, der ihm vor Jahren das richtige Werfen von Messern beigebracht hatte.

Faith!

Er rollte sich ab und trat jemanden zur Seite, der gerade mit einem Morgenstern auf ihn zugekommen war, bevor er sich durch die Menge um ihn herum zu dem Mann hindurch schlug, in dessen Kopf noch immer sein Dolch steckte. Blitzschnell hatte er diesen hinausgezogen und mit einem Schwung die Halsschlagadern zweier Männer durchtrennte, die ihn gerade anfallen wollten!

„Lucis!“

Garnett?

Er sprang in die Luft und steckte Schwert wie Dolch weg – als er sah, wie Garnett die anderen beiden vor eine Meute Angreifer zu schützen suchte, zog er seine Sense wieder aus den Schatten. Die schwarzen Partikel sammelten sich um seine Hände und Füße – und augenblicklich sauste er auf die Meute zu! Mit einem lauten Donnern landete er genau vor Garnett und enthauptete die erste Reihe Angreifer, bevor er die zweite Reihe in zwei Hälften teilte. Über und über war er mit dem Blut seiner Feinde benetzt – doch je mehr er ausradierte, desto lauter wurde das Gelächter Maryenes. Der Bluter wollte gerade zu einem erneuten Angriff ansetzen, als ein lauter Ruf alle aufblicken ließ. Lucis hörte Fußgetrappel – und sah nur kurz darauf, wie Georges Leute zu ihnen stürmten. Lucis' Blick wanderte zu den Dächern gegenüber Maryenes – George trat gerade an den Rand.

„Maryene! Was soll das Ganze – willst du die ganze Stadt zerstören?“, fluchte er wütend, doch sein Erzfeind tat es mit einem Grinsen ab.

„Aah, George, mein alter Freund. Schön, dass auch du dem Spektakel beiwohnen willst – deine Klinge ist bereits dabei, zu zersplittern …“

Sofort warf der Gildenmeister einen Blick auf Lucis, der tatsächlich schwerer atmete als bei den Kämpfen zuvor – das die Seele beim Kampf gegen die Königssoldaten außer Kontrolle geraten war, laugte ihn noch immer aus. Dem Schwarzhaarigen entging nicht, wie George sich auf die Lippe biss – er schien zu merken, wie es um seine Klinge stand.

„Lucis ist nicht so leicht klein zu kriegen wie du zu denken magst, Maryene.“, George gab ein Zeichen und plötzlich wurden Garnett und Criss aus der Menge gezogen und aus dem Gefahrenbereich geschafft – Mat und Lucis rückten näher zusammen.

„Na das wird sich noch zeigen, George – ich bin gespannt, wie viel Druck der Falke mit dem Silberblick aushalten kann!“

Ein Handzeig und schon begann der Kampf von neuem – nur dass dieses Mal Georges Leute den ersten Schlag taten! Lucis hörte, wie einige Kämpfer beider Sieten zu Boden gingen.

„Lucis?“, kam es von Mat, als dieser einen Sprengzauber vor ihnen ausgelöst hatte. „Entschuldige, dass ich dich angegriffen habe – die letzten Jahre haben mich blind gemacht.“

Lucis ließ seine Sense donnernd niederfahren und zerteilte eine Reihe Angreifer.

„Hör auf, dir darüber Gedanken zu machen – ich hatte mit keiner anderen Begrüßung gerechnet.“, sprach er, bevor Mat ihn am Arm packte und so mit sich zog, dass Lucis einige Männer zu Boden treten konnte – der Krieger landete leichtfüßig, ehe er seine Klinge durch ein Herz trieb und wieder vom vergänglichen Fleisch befreite. „Und außerdem ist es jetzt noch nicht vorbei, verstanden? Heb' dir deine Entschuldigungen bis zum Schluss auf!“

Beide stießen ein paar Leute zurück, bevor sie – jeder auf seine Weise – neues Leben forderten. Ein Kichern kam aus Mats Richtung.

„Du bist unverbesserlich, Lucis.“

„Ich habe nie etwas anderes behauptet!“

Weitere Angriffe folgten, bevor auch sie parieren und ausweichen mussten. Lucis wurde an der Schulter erwischt und während einer Drehung rieselte der Sand nur so aus seinem Körper heraus. Er enthauptete den Angreifer, trennte dem nächsten den Arm ab und wieder dem nächsten trieb er die Sense in die Bauchhöhle. Dann – ganz plötzlich – wurde ein Aufschrei laut. Erschrocken wandte sich Lucis um, suchte Mat – doch er fand ihn in der Menge nicht.

Verdammt, wo bist du? Wo bist du, Mat?

Da – er sah eine Gruppe Angreifer, die alle zur selben Stellen zu drängen schienen! Lucis sprang auf und ignorierte, dass ihn ein Schwert inmitten seiner Bauchhöhle traf – die Klinge hatte er schnell wieder aus dem Körper gezogen. Er kämpfte sich durch die Menge hindurch, wich aus, parierte und griff an – bis er seinen alten Freund endlich sehen konnte. Der Jäger war bereits zu Boden gegangen, doch ein letztes Schutzschild konnte er noch aufrecht erhalten. Blut rann aus vielen Wunden und troff schließlich zu Boden.

„Mat – ich bin da!“, rief Lucis und stürmte zu ihm – wo er einen mächtigen Angriff auf die Menge um den Magier herum startete! Die schwarzen Partikel hatten seinen Körper umschlossen, während die Sense für einen Moment verschwand. Wie in Raserei verfallen griff Lucis einen nach dem anderen blitzschnell an und forderte immer und immer wieder den Tribut, mit dem er seine Seele zahlte.

Kaum hatte er die Menge ein wenig zurückgetrieben, zerstoben die Partikel. Erst jetzt viel ihm auf, dass einige Bewohner aus ihren Häusern geflohen und auf den umliegenden Dächern Schutz gesucht hatten – was bedeutete, dass Maryene noch unzählige Leute mehr hatte, die die Bewohner nicht durchließen. Von George waren ebenfalls weitere Männer dazugestoßen – sie schienen die Stadtbewohner vor Übergriffen zu schützen. Garnett und Criss wurden inzwischen zum Gildenmeister selbst gebracht, Lucis konnte sehen, wie angespannt Criss ihn beobachtete.

„Lu … cis …“

Ein Blick zu Mat verriet ihm, dass es diesem immer schlechter ging.

Verdammt!

„Halte durch!“

Der Krieger zog Mat auf seinen Rücken, bevor er unter Aufwendung der ihm erkauften Attribute über die Menge hinweg sprang und nach zwei weiteren Ansätzen schließlich bis auf das Dach gelangte, auf dem die anderen waren. Criss wollte gerade zu ihm stürmen, doch Garnett hielt ihn auf, während George ihm den schwerverletzten Mat abnahm.

„Du musst ihn schnellstmöglich behandeln lassen, George!“, sprach Lucis schnell und wollte sich gerade wieder abwenden, doch George hielt ihn einen Moment zurück.

„Was ist mit dir? Hältst du durch?“, fragte der Mann, doch Lucis ließ nur den Blick fahren. Er wusste es nicht – er wusste nicht, wie lange sein Körper nach standhalten konnte. Er selbst konnte die Erschöpfung kaum noch wahrnehmen – aber sein Körper war noch immer zu einem Teil menschlich. Er warf dem Gildenmeister einen kurzen Blick zu, bevor er wieder in die Menge sprang und dabei seine Sense hervorholte. Wieder ließ eine Erschütterung die Kämpfenden zu Boden reißen – und dieses Mal tat sich der Boden an einigen wenigen Stellen auf und verschlang mehrere Männer und Frauen beider Seiten.

Verzeiht – aber Opfer müssen dargebracht werden, wenn man einen Krieg gewinnen will.

Und genau das war ausgebrochen – ein Krieg zwischen zwei verfeindeten Gilden. Der Krieg, den er hätte verhindern sollen. Lucis sah die Angst in den Augen der Bewohner – Angst, die nicht nur den Feinden, sondern auch ihm galt. Eine Angst, die er nie wieder hatte sehen wollen.

Die Klinge richtete sich auf und griff umstehende Feinde an, metzelte einen nach dem anderen nieder, ließ einen Kopf nach dem anderen rollen. Die Wunden, die er davontrug verheilten schnell und so machte er weiter. Doch plötzlich bohrte sich etwas durch seine Brust und hinterließ einen stechenden Schmerz! Schnell hatte er den Speer ergriffen und hinausgezogen – Unmengen Sand rannen aus der Wunde. Aber es war nicht wie sonst – nein, er war rotgefärbt. Von dem Blut, dass für Jahre unter Verschluss gehalten worden war.

Was …?

Er drehte sich um, bemerkte, wie sich die Menge teilte, wie sich der Kampf legte – wie alles verstummte. Er sah, wie der eine Mann auf ihn zutrat – der, der den Speer geworfen haben musste.

„Es wird Zeit, das alles zu beenden.“, sprach Maryene – und mit einem Mal peitschten Wind und Wasser auf ihn ein und rangen ihn zu Boden!

Was zum …?!

Unter plötzlich aufflammenden Schmerzen kämpfte er sich hoch und blickte in die dunkelgrünen Augen seines Gegenüber, der nur eisig grinste.

„Lass mich ihnen dein wahres Antlitz offenbaren, Silberfalke!“, sagte der Feind höhnend – Lucis riss die Augen auf. Unglaubliche Sturmböen umshclossen ihn und zerschlugen immer und immer wieder Teile seiner Haut, zerfetzten seinen Teil der Kleidung, die ihm George bereit gelegt hatte – und das Tuch, dass er so schützend um seinen linken Ar gelegt hatte. Kaum war dies geschehen, endete alles und Lucis landete keuchend und mit vielen Wunden übersät, aus denen langsam das Blut sickerte.

Ich hätte es wissen müssen …

Warum hatte er es nicht bemerkt – warum hatte er es nicht gespürt?

Ein entsetztes, erschrockenes, Angsterfülltes Raunen ging durch die Reihen – Schreie wurden laut, Schritte voller Panik wurden hörbar, als sie das Blutmal an seinem Arm erblickt hatten. Doch Lucis sah, wie sich Zorn zu der Angst in den Augen mischte. Und er blickte zu Maryene, der schallend zu lachen begonnen hatte. Lucis schluckte, bevor er ein lautes und vernehmliches Knurren von sich gab – bevor die schwarzen Partikel aus seinen Wunden sickerten und seine Arme und Beine, seine Waffe verstärkten, Partikel, die sich daran machten, seine Wunden irgendwie zu verschließen.

„Seht, welch Monster unter uns weilt – aber keine Sorge, ich werde es vernichten!“, sprach der Mann und nahm nun seinerseits eine kampfbereite Haltung ein. Lucis spuckte aus und schwang seine Sense bedrohlich, bevor auch er sich bereit machte.

„Freu' dich nicht zu früh, Drecksmade!“



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