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Göttlich verlassen

von

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Wieder vereint Teil 2

Kapitel 10 – Wieder vereint Teil 2
 

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Einen Moment lang war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Niemand sagte etwas bis Lucas das Schweigen brach. „Hallo … ihr müsst wohl meine Familie sein. Helen hat mir von euch erzählt.“, begrüßte er sie lächelnd. Noel trat vor und umarmte ihn. „Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein.“, schluchzte sie. „Du bist meine Mutter, oder?“, fragte Lucas verlegen. Noel löste sich von ihrem Sohn und sah in sein verwirrtes Gesicht. Dann nickte sie. „Ich würde mich so gerne erinnern.“, seufzte er. „Mach dir deswegen keine Sorgen.“, sagte seine Mutter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Die Hauptsache ist, dass du wieder da bist. Um alles andere werden wir uns kümmern.“
 

„Apropos, wie kommt es, dass du wieder da bist?“, fragte Hector. „In der Unterwelt vergeht die Zeit anders. Demnach reicht es, wenn er nachts dort ist. Tagsüber kann er hier bleiben.“, erklärte Helen. „Ich dachte, die Zeit vergeht wie auf der Erde, wenn man sie mit dem Herrscher dieser Welt verbringt.“, gab Orion zu Bedenken. „Das trifft nur auf die entsprechenden Weltenschöpfer zu, aber ich habe die Unterwelt nicht erschaffen. Helen hat also Recht. Ich kann bleiben.“, korrigierte Lucas ihn. „Wenn du das wusstest, warum bist du dann nicht eher zurückgekommen? Wir haben dich vermisst.“, meinte Cassandra. „Ich kann nur vermuten, dass du meine kleine Schwester Cassandra bist.“ Als das Mädchen nickte, fuhr Lucas fort. „Bis Helen kam, hatte ich keine Ahnung, dass ich eine Familie und ein Leben auf der Erde habe. Wozu hätte ich also zurückkommen sollen?“
 

„Zum Glück bist du jetzt wieder bei uns. Und lass dir gesagt sein: Wir lassen dich nicht mehr aus den Augen.“, scherzte Orion. Lucas erkannte den Jungen sofort. „Orion … ich möchte mich bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich dir nicht geglaubt habe, als du bei mir warst.“ „Mach dir nichts draus. Ich habe dir schon lange verziehen.“
 

Helen sah zu, wie sich seine Familie der Reihe nach vorstellte und auch, wenn keine einzige Erinnerung zurückkam, sah er doch ziemlich glücklich aus, wieder mit seiner Familie vereint zu sein. Helen freute sich wirklich für ihn. Trotzdem tauchte in ihrem Kopf ständig die Frage auf, wieso er sein Gedächtnis noch nicht wieder hatte. Bei ihr war es zurückgekehrt, nachdem sie sich weit genug von dem Fluss entfernt hatte, aber sie hatte auch kein Wasser daraus getrunken. Da war doch etwas faul. Sie konnte nicht glauben, dass Lucas, der sich doch so sehr anstrengte, sich einfach nicht erinnern konnte. Deshalb nahm sie sich vor, in der Nacht, wenn sie ihn in die Unterwelt begleiten würde, der Sache auf den Grund zu gehen.
 

„Es wird Zeit, dass ich das Abendessen mache.“, sagte Noel und machte sich auf den Weg in die Küche. „Lucas, findest du es nicht seltsam, dass du dich bloß an Helen erinnerst?“, fragte Cassandra irgendwann. „Doch schon, aber ich kann es nun mal nicht ändern. Und ich danke euch dafür, dass ihr mir helfen wollt.“, sagte Lucas daraufhin und blickte in die Runde. „Ihr habt mir schon sehr geholfen.“ „Natürlich helfen wir dir. Wir sind deine Familie.“, erklärte Hector und klopfte seinem Cousin auf die Schulter. „Und wenn du uns erzählt hättest, dass du in die Unterwelt musst, wäre das alles vielleicht gar nicht passiert.“, ergänzte Jason. „Dem kann ich nur beipflichten.“, meinte Orion. „Dann tut mir das Leid.“ „Du hast keine Ahnung, wofür du dich entschuldigst.“, vermutete Andy. „Nicht die Bohne.“, bestätigte Lucas und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
 

In dieser Nacht wanderte Helen am Fluss Lethe entlang – natürlich in ausreichender Entfernung zum Fluss selbst – während Lucas seinen Aufgaben nachging. Sie war schon einige Zeit unterwegs, als sie eine Höhle entdeckte. Ihr fiel wieder ein, dass die Höhle, in der der Fluss Lethe entsprang, das Zuhause von Hypnos war. Vielleicht hatte er etwas damit zu tun. Helen konnte es zwar nicht glauben, da dieser sich im letzten Jahr als ausgesprochen hilfsbereit erwiesen hatte, aber im Moment war jeder schuldig bis die Unschuld bewiesen wurde.
 

„Hypnos!!!“, rief sie und wartete vor dem Eingang der Höhle bis dieser kam. „Helen? Was führt dich in mein bescheidenes Zuhause?“, fragte er sie. „Lucas. Hast du etwas damit zu tun, dass er sich nicht erinnern kann?“, fragte sie einfach frei heraus. „Nein.“, sagte Hypnos. „Lügner. Sag mir die Wahrheit!“, meinte Helen sauer. „Also gut. Lucas kam zum Fluss mit dem Wunsch, zu vergessen. Ich habe es gehört und ihm diesen Wunsch erfüllt, weil der Fluss allein bestimmt nicht so ein gutes Ergebnis erzielt hätte. Was war daran falsch?“, erklärte Hypnos ihr. „Warum nicht gleich so? Mach es rückgängig! Sofort!“, verlangte Helen. „Du kannst das nicht für Lucas entscheiden.“, beharrte der Gott des Schlafes. „Und ob ich das kann. Gib Lucas seine Erinnerungen zurück. Ich sage das nur noch einmal. Wenn ich es dennoch noch mal wiederholen müssen sollte, hast du dein Oneway-Ticket in den Tartaros sicher.“, schrie Helen ihn an. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. „Ist ja gut.“ Hypnos gab nach und schnipste mit den Fingern, wie es ein Zauberkünstler tat, wenn er einen Zaubertrick vorführte. „Es ist vollbracht. Zufrieden?“ „Ja. Und wenn ich erfahre, dass auch nur ein winziges bisschen von Lucas‘ Gedächtnis fehlt, landest du im Tartaros. Haben wir uns verstanden?“ Hypnos nickte gehorsam und verzog sich zurück in seine Höhle.
 

Helen machte kehrt und ließ sich sofort in den Thronsaal von Hades‘ – oder eher Lucas’ – Palast transportieren. „Ich weiß nicht, was du gemacht hast, aber es ist mir auch egal, so lange meine Familie mir nicht mehr unbekannt ist.“, lachte Lucas, fiel ihr in die Arme und küsste sie. „Hypnos hatte deine Erinnerungen. Es sagte etwas davon, dass es dein Wunsch gewesen wäre, sie zu verlieren und er hätte ihn dir erfüllt. Ich habe ihn überredet, sie dir zurückzugeben.“, sagte Helen ein bisschen zu unschuldig und küsste ihn noch einmal. „Ich danke dir dafür, meine geliebte Helen.“ „Du hättest dasselbe für mich getan, Lucas.“ „Ich würde alles für dich tun.“, bestätigte Lucas und löste sich von ihr. „Ich bin für heute fertig. Wir können gehen. Ich sehe dich dann morgen. Gute Nacht, Helen.“ „Nacht, Lucas.“ Und mit einem Mal lagen sie beide wieder in ihren Betten auf Nantucket.
 

Am nächsten Morgen wachte Lucas auf und schlenderte direkt in die Küche. Anscheinend war er der Letzte, der aufgestanden war. Kein Wunder, er hatte, obwohl hier bloß ein kurzer Moment vergangen war, in der Unterwelt viel zu tun gehabt, was sehr ermüdend war. „Guten Morgen, Lucas.“, begrüßte Noel ihn. „Morgen, Mom.“ „Wie geht es dir? Sind irgendwelche Erinnerungen zurückgekommen?“, fragte Cassandra. Lucas lächelte. „Alle.“ „Wie schön.“, freute sich Noel. „Ja. Helen hat Hypnos überredet, sie mir wiederzugeben. Dabei glaube ich, dass sie mit ‚überredet‘ eher ‚mit dem Tartaros gedroht‘ meint.“ Lucas setzte sich an den Tisch und begann, seinen Teller zu füllen. Einige Male musste er dabei gähnen. „Bist du müde?“, fragte Ariadne. „Ein wenig. Hatte letzte Nacht viel zu tun, aber es geht schon.“ Lucas zuckte die Schultern. „Nicht der Rede wert.“ Dann begann er, zu essen.
 

„Du wirst jetzt jede Nacht da runter gehen, nicht wahr?“, fragte Jason. Lucas nickte. „Es ist jetzt meine Aufgabe. Dagegen kann ich nichts tun. Aber es geht schon. Ich werde mich daran gewöhnen. Außerdem wird Helen mitkommen. Auch dagegen kann ich nichts tun. Ich bin der Meinung, dass es bei weitem Schlimmeres gibt. Deshalb sehe ich es einfach positiv.“, sagte er. „Das ist eine wirklich gute Einstellung. Vielleicht komm ich euch dann mal besuchen.“, meinte Orion. „Mich hast du ja nicht ausgeschlossen.“ „Ja, ich hatte vergessen, dass du auch Portale öffnen kannst.“, gestand Lucas etwas verlegen. Dann fiel ihm etwas anderes ein. „Wieso habt ihr Helen nicht gesagt, dass sie wieder nach Jederland gehen kann?“ „Weil wir dachten, wenn sie dir noch hinterhertrauert, kann sie sich nicht richtig darüber freuen.“, sagte Andy. „Und es war deine Idee – eine ziemlich blöde, um das anzumerken – also solltest du ihr das sagen.“, ergänzte Hector. „Wieso sagen? Ich werde es ihr einfach zeigen. Wir werden es ihr zeigen. Nächsten Samstag. Ich schätze, während der Schulwoche hat sie ganz andere Sorgen.“ Damit stieß er auf einstimmiges Einverständnis und somit war es beschlossen.
 

Die nächsten Tage verbrachten Helen und Lucas eine Menge Zeit miteinander. Auf der Erde und in der Unterwelt. Und wenn Helen Hausaufgaben machte oder etwas mit Andy und Claire unternahm, ging Lucas nach Jederland, um alles für Helens Rückkehr vorzubereiten. Außerdem hatte er sich für diesen Samstag noch etwas anderes vorgenommen. Etwas, dass mit einer Menge Planung und Vorbereitung verbunden war, aber die Leben von ihnen beiden grundlegend verändern würde, wenn sie nur ‚Ja‘ sagte.
 

Deswegen kam es ihm gerade Recht, dass Helen und Claire am Donnerstagabend bei Claire Zuhause für ein Schulprojekt arbeiten. Er ging zu ihr nach Hause, nachdem er sich versichert hatte, dass niemand mehr im Newsstore war, und klingelte. „Guten Abend, Lucas. Helen ist nicht hier.“, begrüßte Kate ihn. „Hallo, Mrs. Hamilton. Ich weiß, dass Helen nicht da ist. Eigentlich wollte ich auch zu Ihnen.“, erwiderte Lucas. „Dann komm rein. Möchtest du etwas trinken?“, fragte Kate ihn. „Nein, danke der Nachfrage. Können wir im Wohnzimmer reden?“ Kate nickte und rief nach Jerry.
 

Wenig später saßen die drei auf dem Sofa. „Was ist los, Lucas? Was möchtest du mit uns besprechen?“, fragte Jerry. „Ich liebe Helen. Und ich will mit ihr zusammen sein. Bis in alle Ewigkeit. Deshalb bin ich hier. Weil ich Sie um Ihre Erlaubnis bitten will, Helen einen Heiratsantrag machen zu dürfen.“, sagte Lucas ruhig. „Du willst sie h-heiraten?“, stammelte Helens Vater. „Ja, das will ich. Das will ich, seitdem ich sie zum ersten Mal gesehen habe.“ Jerry blieb skeptisch. „Aber ihr seid beide noch so jung. Helen wurde gerade mal vor zwei Wochen 18. Ihr habt euer ganzes Leben noch vor euch.“, argumentierte er. „Genau und ich möchte mein unsterbliches Leben mit ihr verbringen. Nur mit ihr und niemandem sonst. Ich werde sie am Samstag fragen und ich hätte gerne Ihr Einverständnis. Ich habe auch einen Ring für sie.“ Lucas griff in seine Jackentasche und holte ein kleines Samtkästchen hervor, das er Jerry gab. Er öffnete es und sein Blick fiel auf den weißgoldenen Verlobungsring,
 

„Also, meine Zustimmung hast du, Lucas. Helen wird auf jeden Fall ‚Ja‘ sagen.“, freute sich Kate. „Ich weiß ja nicht …“, begann Jerry. „Ach, hab dich nicht so. Du wusstest doch, dass es irgendwann soweit sein würde.“, schubste seine Frau ihn an. „Aber so bald schon …“ „Jerry!“ Ein Blick auf das wütende Gesicht seiner Frau und Jerry war sofort wie ausgewechselt. „Wir haben kein Problem damit, Lucas. Frag sie alles, was du willst.“
 

Am Freitag holte Lucas Helen wie immer für die Schule ab. „Wieso hast du mir eigentlich ein Auto gekauft, wenn du mich sowieso immer abholst?“, neckte sie ihn. „Weil du eins haben wolltest. Außerdem kann es nicht schaden, ein Auto zu haben.“, erklärte er. „Da hast du wohl recht.“, stimmte Helen ihm zu. „Hast du morgen eigentlich schon was vor?“, fragte er dann. „Nein. Wieso?“, fragte sie. „Nimm dir nichts vor. Ich habe eine Überraschung für dich.“
 

„Was denn für eine? Fliegen wir diesmal nach Rom oder London oder Lissabon. Oh, ich wollte schon immer mal nach Tokyo. Bin ich nah dran?“, meinte Helen total aufgeregt. „Nein, es ist viel besser als Rom, London, Lissabon und Tokyo zusammen. Das verspreche ich dir.“, sagte Lucas ruhig und hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Immerhin musste er fahren. „Und du wirst mir auch keinen Hinweis geben?“, hakte das Mädchen nach. „Nein. Du wirst dich überraschen lassen müssen.“ Er lächelte sie von der Seite aus an und steckte sie damit an. „Damit kann ich leben. Solange du dabei bist, mache ich alles mit.“, sagte Helen und zuckte die Schultern. „Das freut mich, zu hören. Jetzt müssen wir aber erstmal in die Schule. Komm.“ Damit stieg er aus und zusammen machten sie sich auf den Weg in das Schulgebäude.



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