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Best Friends...

...forever?
von

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Chapter 3

Chapter 3
 

"Wir bedauern es wirklich sehr, dass unser Sohn bei einem solch tragischen Unfall ums Leben gekommen ist." schluchzte die Frau vorne am Altar in ihr Taschentuch, mit dem sie sich zuvor ihre Krokodilstränen aus dem Gesicht gewischt hatte. Der Mann neben ihr, streichelte ihr mit der Hand beruhigend über die Schulter und die Menschen, die neben uns auf den Bänken saßen und sich die Trauerrede anhörten sprachen ihr tiefes Beileid aus.
 

Meine Hände ballten sich zu Fäusten und die gesamte Wut, die sich die letzten Jahre in mir angesammelt hatte legte sich auf meine Gesichtszüge. Hätten Kai und Reita meine Handgelenke nicht fest in ihrem Griff gehabt, wäre ich der Frau, die sich liebevoll als Rukis Mutter bezeichnete, schon längst an die Gurgel gesprungen.
 

Von einem Unfall redeten sie. Natürlich waren sie zu stolz, um zuzugeben, dass sie ihren Sohn so lang misshandelten bis er keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich selbst das Leben zu nehmen. Natürlich mussten sie gute Miene zu bösem Spiel machen. Und natürlich mussten sie jetzt vor ihren Freunden und Verwandten so tun, als wären sie immer die perfekte Familie gewesen, die liebevollen Eltern, die immer nur das Beste für ihren Sohn wollten. Von dieser ganzen Heuchelei konnte einem nur schlecht werden.
 

„Steigere dich doch da nicht so sehr rein. Das ist es nicht wert.“ meinte Kai als wir wieder vor dem kleinen Gebäude standen und merkte wie ich immer noch mit mir kämpfen musste meine Wut unter Kontrolle zu halten. Dabei verstand er doch gar nicht, um was es hier ging. Er gehörte zu der naiven Masse, die den Worten der ach so aufgebrachten Frau Glauben schenkte. Schließlich hat Ruki dem Rest der Band nicht viel über seine Familie erzählt. Sie wussten zwar, dass er hier und da so seine Problemchen hatte und das er sich deswegen des öfteren „ritzte“, aber sie kannten nicht die wahren Ausmaße und die Ursachen schon gar nicht.
 

Dennoch war ich mir sicher, dass er es nur gut meinte. Der sonst immer so fröhliche Drummer, der jeden mit seinem Grinsen anstecken konnte, hatte selbst wenn er einen so traurig ansah etwas beruhigendes.
 

Rukis Vater bedachte mich mit einem finsteren Blick, als er mich sah. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre ich zu der Beerdigung gar nicht eingeladen gewesen. Er konnte mich auf den Tod nicht ausstehen, vermutlich weil ich ihm mehr als nur einmal an den Kopf geworfen habe, was für ein schlechter Vater er war, Ruki aus etlichen brenzligen Situationen gerettet habe und schließlich auch die Polizei auf ihn gehetzt habe. Aber die scheiß Wichser haben nichts gemacht. „Aus Mangel an Beweisen“ sagten sie. Aber, das Ruki die mit tränenüberlfossenem Gesicht angefleht hat, diesen Penner endlich einzubuchten hat sie auch nicht weiter beeindruckt. Und als die Anklage fallen gelassen wurde durfte Ruki das alles natürlich wieder schön brav ausbaden. In was für einen kaputten Welt leben wir eigentlich?!
 

Rukis Sarg wurde an uns vorbei getragen. Der Sarg in dem sein lebloser Körper lag. Wir folgten den Sargträgern bis zu dem Grab, an dem der Pfarrer noch ein paar Worte sprach. Der Sarg wurde in das Loch befördert und die Leute schaufelten nacheinander die Erde darauf.
 

Ich hatte beim besten Willen nicht die Kraft dazu. Hätte mich Reita nicht an sich gezogen wäre ich wahrscheinlich am Boden zusammengesackt. Mein Kopf lag in seiner Halsbeuge, er streichelte mir mit seiner Hand beruhigend durchs Haar und außer einem gelegentlichen Schluchzen seinerseits bekam ich um mich rum nichts mehr mit.
 

Jetzt lag mein bester Freund unter der Erde. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich hoffte immer noch inständig, dass das alles nur ein böser Traum war aus dem ich bald erwachen würde, aber dafür fühlte sich der Schmerz einfach viel zu real an. Hoffentlich konnte er jetzt seinen Frieden finden und war glücklich, wo auch immer er jetzt war. Er hat es sich mehr als verdient.
 

Nach der Beerdigung und dem anschließenden Kaffee und Kuchen essen – wobei ich den Sinn dahinter nicht wirklich nachvollziehen konnte, wer bekommt denn unter diesen Umständen irgendwas runter? - fuhren Reita und ich mit dem Taxi wieder zu mir nach Hause. Ich hatte ihm zwar gesagt, dass er nicht 24 Stunden am Stück auf mich aufpassen müsste, aber er bestand darauf noch mit zu mir zu kommen.
 

Zu Hause angekommen ließ ich mich auf mein Sofa fallen, verkroch mich unter der Decke und schaltete den Fernseher ein. Ich achtete zwar nicht auf das Programm, aber zumindest übertönte es diese unerträgliche Stille.
 

„Soll ich dir vielleicht etwas zu essen machen?“ wurde ich von Reita gefragt, der sich neben mich auf die Couch setzte.

Ich schüttelte den Kopf „Keinen Hunger“.

Er musterte mich besorgt „Du musst aber etwas essen, du hast die ganzen letzten Tage nichts gegessen. In deinem Kuchen vorhin hast du auch nur rumgestochert.“

Ich zuckte mit den Schultern, mir war nicht nach Essen.

„Komm schon, ich koch dir sogar was“ versuchte mich mein Freund zu überzeugen, doch ich entgegnete ihm: „Ich hab gar nichts zu essen da. Zumindest nichts, was noch kein Eigenleben entwickelt, solange wie das schon vor sich hin gammelt.“

Mein Gegenüber schien kurz zu überlegen bevor es vorschlug: „Dann geh ich eben schnell zum Supermarkt, was einkaufen.“

Ich sah zu ihm auf „Du willst mich wirklich hier alleine lassen? Hast du keine Angst, dass ich aus dem Fenster springen könnte oder so?“ Er ist mir die letzten Tage schließlich nicht einmal von der Seite gewichen und hatte jede Sekunde Angst, dass ich mir irgendetwas antun könnte.

„Wenn du mir versprichst nichts Dummes anzustellen während ich weg bin und, dass du dann wenigstens ne Kleinigkeit isst. Es muss ja nicht viel sein, nur ein Bisschen. Der Supermarkt ist ja gleich um die Ecke, ich bin in nicht einmal 20 Minuten wieder da.“ sah er mich bittend an.

„Meinetwegen“ grummelte ich.
 

Das Reita mich alleine in meiner Wohnung ließ grenzte schon fast an ein Weltwunder, auch wenn es nur 20 Minuten waren. Es war wirklich gut zu wissen, dass er für mich da war und es war auch wirklich nett, dass er sich so viel Zeit für mich nahm, aber ich brauchte auch mal Zeit für mich selbst und musste nicht rund um die Uhr beschattet werden.
 

„Gut, ich bin gleich wieder da. Versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tust, ich beeil mich auch.“ forderte mein Freund, als er von der Couch aufstand.

„Ist gut Mami“ murrte ich nur und wartete darauf, dass er endlich verschwinden würde. Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und verschwand tatsächlich im Flur. Ich hörte, wie meine Tür ins Schloss fiel und war erleichtert wenigstens für einen Moment meine Ruhe zu haben.
 

Ich vergrub meinen Kopf unter der Decke und schweifte mit meinen Gedanken wieder zu Ruki ab. Ich überlegte, wie es wäre, wenn er jetzt bei mir wäre. Normalerweise war er immer da wenn ich traurig war, oder es mir schlecht ging. Egal was geschehen ist, ich konnte ihm alles anvertrauen. Er wusste Dinge über mich, die wusste nicht mal Reita. Obwohl wir schon seit 3 Jahren zusammen sind. Wir kannten uns schließlich schon seit ich denken konnte. Und jetzt stand ich vor dem wohl größten Problem meines Lebens und er war nicht da. Ich fühlte mich, als würde ein ganz großer Teil von mir fehlen. Als hätte man mir ein Arm oder ein Bein abgenommen.. oder mich in zwei Hälften geteilt. Da war einfach ein ganz großes Loch in mir. Ich wusste gar nicht, das sich ein Mensch so einsam fühlen kann.
 

Nach exakt 18 Minuten – ich hab auf die Uhr, die hinter mir an der Wand hängt geschaut – hörte ich wie es an der Tür klingelte. Genervt stand ich vom Sofa auf, schlürfte in den Flur und hoffte, das es nur Reita war, der seinen Schlüssel vergessen hatte. Und tatsächlich, hinter der Tür stand mein Freund, der sich dafür entschuldigte, seinen Schlüssel auf dem Küchentisch liegen gelassen zu haben.

Ich sagte kein Wort dazu, drehte mich um und schlürfte wieder zurück auf mein Sofa.
 

Reita verschwand mit seinen Einkaufstüten in der Küche und fing an das Essen zuzubereiten. Ich beobachtete ihn unter strengem Blick durch die offene Tür, er war schließlich nicht gerade für seine Kochkünste bekannt. Und ich war nicht sonderlich scharf darauf, dass er meine Küche abfackelt. Wenn ich mich doch noch dazu entscheiden sollte es Ruki gleich zu tun, dann wollte ich gerne im Ganzen beerdigt werden, und nicht als Aschehaufen.
 

„Willst du hier essen, oder soll ich dir was bringen?“ wurde ich von Reita gefragt, als er fertig war mit kochen. Ohne ein Wort zu sagen stand ich auf und schleppte mich in die Küche. Ich mochte es nicht, auf dem Sofa zu essen. Dafür hat man ja schließlich einen Esstisch.
 

„Nicht so viel!“ mahnte ich, als ich hinter ihm stand und ihm über die Schulter dabei zusah wie er etwas auf einen Teller schaufelte.

„So genehm?“ fragte er nachdem er wieder etwas davon zurück geschaufelt hatte.

„Solang ich nicht aufessen muss..“ antwortete ich, nahm ihm den Teller ab und setzte mich damit an den Tisch.

„Iss einfach so viel du kannst, hauptsache du hast ein bisschen was im Magen liegen.“ Auch Reita nahm sich etwas von seinem Essen auf den Teller und setzte sich neben mich. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, was das hier darstellen sollte. Wie gesagt Reita war nicht unbedingt für seine Kochkünste bekannt. Außerdem habe ich nicht weiter darauf geachtet, in meinem Zustand hätte man mir auch ne gekochte Schuhsohle servieren können, ich hätte es nicht einmal gemerkt.
 

Ich stocherte einige Minuten mit meinen Stäbchen in meinem Essen herum, bevor ich es wagte mir etwas davon in den Mund zu stecken. Das letzte, was ich zu mir genommen hatte, hatte ich schließlich unmittelbar danach wieder ausgekotzt. Glücklicherweise war es diesmal anders und ich schien es – zumindest vorerst – drinnen zu behalten.
 

Mein Magen war, glaube ich, sehr froh darüber, dass er Nahrung bekam. Zumindest fühlte er sich nach den ersten paar Bissen nicht mehr so an, als würde er sich von innen selbst auffressen wollen. Allerdings bekam ich auch nicht viel mehr als ein paar Bissen hinunter. Reita musterte meinen Teller skeptisch, hatte sich wohl erhofft, dass ich mehr essen würde, sagte aber nichts weiter dazu, als er die Teller abräumte. Er konnte froh sein, dass ich überhaupt etwas aß.
 

Nachdem wir in der Küche fertig waren schlenderte ich am Sofa vorbei direkt in den Flur. „Wo willst du hin?“ wollte mein Freund sofort von mir wissen, der mir natürlich wieder auf Schritt und Tritt folgte.

„Schlafzimmer“ entgegnete ich ihm „Das Sofa wird mir auf Dauer zu unbequem.“

„Und der Fernseher?“ fragte er erneut.

„Kannst du aus machen“ murmelte ich für ihn gerade noch so hörbar.
 

Ich griff nach einer meiner Gitarren und setzte mich damit auf mein Bett. Ich spielte die Melodie, die ich mit Ruki zuletzt komponiert habe und die wir eigentlich für eines unserer neuen Lieder nehmen wollten. Es dauerte nur zwei Sekunden bis Reita neben mir auf dem Bett saß, weshalb ich die Gitarre wieder genervt zur Seite legte.
 

„Sag mal Reita, kannst du mir nen Gefallen tun?“ fragte ich ihn etwas gereizt.

„Was denn?“ wollte er wissen und war schon fast dabei aufzuspringen.

„Kannst du mir einfach mal meine Ruhe lassen? Ich kann es ja nachvollziehen, dass du dir Sorgen um mich machst und ich finds süß von dir, dass du dich so um mich kümmerst, aber ich brauch auch mal Zeit für mich um mit der Sache klar zu kommen. Du musst ja nicht einmal nach Hause fahren, du kannst dich auch einfach in mein Wohnzimmer setzen, aber lass mich wenigstens alleine in einem Raum. Ich melde mich schon bei dir, wenn ich irgendetwas brauche.“

Angesprochener sah mich eingeschüchtert an „Du willst dich aber nicht wieder selbst verletzen, oder? Ich kann dir einfach nicht dabei zusehen, wenn du so etwas machst.“

Ich legte meinen Kopf in den Nacken „Erstens musst du mir dabei nicht zusehen, wenn du jetzt ins Wohnzimmer gehst und zweitens werde ich das schon nicht machen.“

„Wirklich nicht?“ hakte der neben mir Sitzende unsicher nach.

„Vertrau mir doch einfach mal! Meinetwegen kannst du heute Abend meinen ganzen Körper nach Narben absuchen. Ich werde schon nichts machen.“

„Aber wenn was ist, dann sagst du mir Bescheid, ja?“ Ich nickte und Reita stand wirklich in der Tür, sah mich noch einmal unsicher an und schloss diese hinter sich.
 

Erschöpft ließ ich mich nach hinten fallen. Ich war das Theater langsam echt satt. Und umso froher war ich jetzt endlich meine Ruhe zu haben.
 

Der restliche Tag verging recht schnell. Ich spielte noch eine Weile auf meiner Gitarre, verfiel öfter wieder in Heulkrämpfe, lief in meinem Zimmer auf und ab und schaute bedrückt aus dem Fenster.
 

Erst am späten Abend klopfte Reita wieder an meiner Tür und steckte seinen Kopf rein „Darf ich jetzt wieder rein kommen?“ Ich nickte und er setzte sich wieder zu mir aufs Bett. „Wir sollten langsam schlafen, wir müssen morgen früh aufstehen.“

Ich nickte wieder „Ich geh nur noch schnellins Bad“
 

Nachdem ich im Bad war, mir die Zähne geputzt hatte und wieder in Reitas Armen in meinem Bad lag glitt ich recht schnell ins Land der Träume. Leider nicht gerade angenehmer Träume. Ich bin öfters in der Nacht aufgewacht und musste mich wieder sammeln. Aber das war ich durch die letzten Tage ja schon gewohnt.
 

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Ja, ich lebe auch noch..

Tut mir wirklich leid, dass das so lange gedauert hat, ich hab auch ein schlechtes Gewissen ;_;

Letzte Nacht hat mich wieder die Muse geküsst und ich habs geschafft etwas halbwegs anständiges zu fabrizieren. Ich hoffe es gibt noch Leute, die sich hierfür interessieren, oder das sogar ein paar neue dazu stoßen.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Über Kommentare freue ich mich immer, also nur nicht geizen damit :3
 

Wir sehen uns dann im nächsten Kapitel <3



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