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Die Physik der Liebe

von

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Sensationslust

Kapitel 11 - Sensationslust
 

„Guten Morgen, mein Schatz.“

Felicitas blinzelte noch ganz verschlafen.

„Morgen“, sagte sie und wurde daraufhin geküsst.

„Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“

„Wie kannst du nur schon so munter sein?“

„Ich brauche anscheinend nicht so viel Schlaf wie du.“ Er grinste. „Was sagst du zu Frühstück im Bett?“

„Dass ich nichts dagegen hätte.“

Seto stieg aus dem Bett und zog sich einen Morgenmantel über den nackten Körper. Lächelnd folgte ihm Felicitas‘ Blick.

„Ich bin gleich wieder da.“

Damit war er aus der Tür, um zehn Minuten später mit einem vollen Tablett wieder zu kommen. Neben Brötchen, Honig, Marmelade, Käse und Orangensaft lag auch die aktuelle Tageszeitung zusammengerollt darauf. Felicitas hatte sich Setos zweiten Morgenmantel angezogen und saß nun an die Rückwand des Bettes gelehnt. Während sie einen Schluck vom Orangensaft nahm, schlug Seto die Zeitung auf.

„Oh nein!“

„Was ist denn?“, fragte Felicitas, sah allerdings in diesem Moment die Schlagzeile.

Der Aufmacher hieß Sensation beim Herbstball – Seto Kaiba stellt Freundin vor. Fast die Hälfte der Titelseite nahm ein Foto ein, auf dem zu sehen war, wie sich Felicitas und Seto im Wintergarten küssten.

„Diese verdammten Papparazzi!“

Felicitas starrte das Foto an. Sie dachte nicht daran, was es für sie als Person bedeutete, nicht daran, dass Tausende Leser sie sehen konnten.

„Jetzt wird Joey alles herausbekommen…“

„Joey?“, wollte Seto wissen.

„Joey ist mein bester Freund, schon seit der 7.Klasse. Kira, Anica und Yugi sind auch gute Freunde, aber mit Joey konnte ich wirklich alles besprechen, wir waren immer füreinander da, egal was war.“

Sie seufzte.

„Vor drei Wochen hat er mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat und ich musste ihn zurückweisen. Es tat mir in der Seele weh, aber für ihn ist der Gedanke, dass ich einen Freund habe wohl noch viel schlimmer.“

„Das muss schwer für ihn sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie elend ich mich fühlen würde, wenn du nicht mit mir zusammen wärst“, sagte Seto und küsste sie. „Ich hab dich lieb.“

„Ich hab dich auch lieb. … In den letzten Tagen hat sich unser Verhältnis wieder einigermaßen normalisiert.“

„Aber das ist doch schon mal gut.“

„Ich wollte ihm einige Wochen geben, dass er sich wirklich an die Situation gewöhnen kann, erst dann hätte ich ihm von dir erzählt. Joey kann dich nämlich nicht leiden. Du müsstest ihn vom Karate kennen – Joey Wheeler.“

„Ach der Joey“, Seto tat überrascht, dabei wusste er schon seit Wochen, dass Felicitas mit ihm befreundet war. „Ja, wir hatten ab und zu Auseinandersetzungen.“

„Dieser Zeitungsartikel wird alles kaputt machen. Jetzt weiß er von dir, dabei wollte ich es ihm schonend beibringen. Er ist doch schließlich mein bester Freund.“

„Komm her, Kleine.“ Er zog sie an sich und umarmte sie ganz fest. „Das wird schon wieder. Wenn er wirklich dein bester Freund ist, dann wird er sich für dich freuen. Er will doch sicher, dass du glücklich bist.“

Er streichelte sanft mit seiner Hand über den Kopf und drückte ihr einen Kuss auf die Haare.

„Schauen wir doch erst einmal, was die Zeitung schreibt“, sagte Seto, griff nach der Zeitung und las den Artikel vor.
 

„Mit dir bin ich glücklich!“, scheint sein Blick zu sagen und sie lächelt nur wissend. Die Zwei sehen sich verliebt an und nehmen die Menschen in ihrer Umgebung überhaupt nicht wahr. Sie tanzen, sie lachen, sie haben das Gefühl völlig allein zu sein und ziehen doch alle Umstehenden in ihren verzaubernden Bann.

Was sich anhört wie das Ende eines Märchens, bei dem der Prinz endlich seine Prinzessin gefunden hat, ist der Anfang einer wahren Geschichte. Seto Kaiba, millionenschwerer Unternehmer, der die letzten Jahre immer allein auf dem Herbstball erschienen war, brachte dieses Jahr seine Freundin mit. Die blonde, junge Frau hat sein Herz zum Blühen gebracht und von seiner sonst so kühlen Art war überhaupt nichts zu merken. Kaiba ist glücklich und zeigte es auch. Er lachte, tanzte und genoss den Abend an der Seite seiner Freundin in vollen Zügen. Noch weiß niemand, wie sie heißt oder wie und wann sie sich kennen gelernt haben, denn der Geschäftsmann schwieg auf die Fragen der Reporter, aber man sah, dass sie sich sehr nah zu sein scheinen. …
 

„Na ja, typisch Klatschzeitung eben“, meinte Seto. „Da haben sie schon viel schlimmere Sachen über mich geschrieben.“

„Danke, dass du ihnen nichts weiter über mich oder uns erzählt hast.“

„Das geht schließlich auch niemanden etwas an.“ Seto küsste sie auf die Stirn. „Wollen wir duschen gehen?“

„Ja“, antwortete Felicitas, schlug die Decke zurück und lief in Richtung Badezimmer. Auf dem Weg dorthin ließ sie den Bademantel auf den Boden gleiten. „Kommst du?“, fragte sie und drehte sich im Türrahmen noch einmal nach ihm um.

„Bin schon da.“

Beim schnellen Aufstehen verhedderte er sich in der Bettdecke und stolperte aus dem Bett. Felicitas musste lachen und trat dann in das Badezimmer.
 

„Scheinbar sind wir eine gute Story.“

Seto hatte sich angezogen und war ans Fenster getreten, während Felicitas einen Pullover aus dem Schrankfach nahm, das Seto für sie frei geräumt hatte, und überzog.

„Wie meinst du das?“

„Vor der Einfahrt stehen etliche Reporter.“

„Na toll. Und wie komme ich jetzt nach Hause? Sie werden mich doch sicher belagern…“

„In der Mauer im hinteren Teil des Gartens ist ein Loch. Efeu ist darüber gewachsen, weshalb man es von innen wie auch von außen nicht sieht, aber man kann die Ranken wegschieben und hindurch klettern. Das haben wir als Kinder immer gemacht.“

„Das ist cool.“

Sie trat zu ihm, umarmte und küsste ihn. Eine Viertelstunde später machten sich die beiden über die Terrasse auf den Weg durch den Garten. Es war kalt und windig, der Himmel war wolkenverhangen, es würde sicher bald regnen.

„So, hier ist es“, sagte Seto und hob die Ranken des Efeus zur Seite. „Soll ich dich bringen?“

„Nein, bleib ruhig hier. Verbring den Tag mit Moki, schließlich hattest du die letzten Tage wenig Zeit für ihn. Ihr könnt ja vielleicht den Vortrag durchgehen, er ist ziemlich aufgeregt deswegen.“

„Okay. Ich hab dich lieb, meine Kleine.“

„Ich hab dich auch lieb.“

„Sehen wir uns heute Abend?“

„Hatte ich das nicht erzählt? Ich gehe heute mit meinen Freunden zum Bowling. Morgen muss ich unbedingt was für die Schule machen und meine Eltern wollen mich sicher auch mal wieder sehen“, antwortete Felicitas. „Aber dafür sehen wir uns am Montag wieder, okay?“

„Okay, ist vielleicht auch besser wegen den Reportern.“ Er küsste sie. „Hab einen schönen Tag.“

„Danke, du auch.“

Sie kletterte durch das offene Stück der Mauer und Seto ließ die Ranken wieder zurückfallen. Frierend machte er sich auf den Weg zurück ins Haus.
 

***
 

„Feli, Telefon!“

Sie trat in den Flur und lief die Treppe hinunter. Ihr Vater reichte ihr das Telefon und ging dann zurück in das Wohnzimmer.

„Hallo?“

„Hey Feli.“

Sie hörte die ihr so vertraute Stimme und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken.

„Joey, hallo.“

„Sag mal, hast du die heutige Zeitung schon gesehen?“

Seine Stimme klang ganz ruhig, er wirkte wie immer.

„Ja.“

„Und stimmt das, was sie schreiben? Bist du wirklich mit Kaiba zusammen?“

„Ja, ich bin mit Seto zusammen.“

„Okay.“

„Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Ich wollte es dir eigentlich persönlich erzählen.“

„Ist schon okay. Ich wollte es nur wissen“, meinte Joey. „Wir sehen uns dann heute Abend.“

„Okay.“

„Bis dann.“

Sie legte auf und war verwirrt. Er hatte es so schwer aufgenommen, dass sie einen Freund hat und da soll er es so ruhig aufnehmen, dass Seto Kaiba derjenige war, mit dem sie zusammen war? Seto war doch die Person, die er am wenigsten leiden konnte. Langsam trottete sie die Treppe hinauf zurück in ihr Zimmer und schmiss sich auf das Bett. War es nur die Ruhe vor dem Sturm? Sie hatte erwartet, dass er aufgebracht sein würde, wütend.
 

„Feli!“

Sie rappelte sich erneut auf und trat in den Flur. „Ja?“

„Telefon für dich.“

Sie lief erneut ins Erdgeschoss und nahm den Hörer in die Hand.

„Hallo.“

„Mensch Feli, du bist auf der Titelseite!“

„Hey Kira.“

„Du bist auf der Titelseite! Riesengroß!“

„Ich weiß.“

„Ist das nicht irre?“

„Und wie. Ich wusste ja, dass sie uns fotografieren, aber dass sie da so eine große Story draus machen…“

„Seto ist nun einmal eine Berühmtheit“, erwiderte Kira.

„Ja, aber dass sie das so aufbauschen. Klar, er hatte vorher nie eine Begleitung, doch sie hätten uns ja nicht so in Szene setzen müssen. Besonders das Foto mit dem Kuss stört mich.“

„Warum? Es ist doch ein wunderschönes Bild.“

„Wir hatten den Saal verlassen und Seto führte mich in den Wintergarten, einen so schönen Ort habe ich lange nicht mehr gesehen. Die Blumen strahlten in allen möglichen Farben und die ganze Atmosphäre war unglaublich romantisch. Er zog mich zu sich und wir küssten uns. … Genau diesen Moment hat der Fotograf festgehalten. Es war etwas Besonderes und er hat uns fotografiert.“

„Das verstehe ich, aber jetzt kann eh nichts mehr gegen das Foto gemacht werden.“

„ Na ja… Ich hatte übrigens grad ein Telefonat mit Joey.“

„An ihn habe ich ja gar nicht gedacht“, sagte Kira. „Und?“

„Er war ganz ruhig, wollte nur wissen, ob ich wirklich mit Seto zusammen bin. Das war echt merkwürdig. Ich hätte gedacht, dass er wütend sein wird.“

„Wer weiß, vielleicht hat er sich bereits damit abgefunden, dass er nicht dein Freund sein kann.“

„Mhm.“

Die beiden unterhielten sich noch eine Weile, dann beendeten sie das Gespräch. Schließlich würden sie sich am Abend noch sehen.
 

***
 

Zur selben Zeit betrat Seto die Redaktion der Lokalzeitung. Es herrschte reges Treiben, alle arbeiteten an der Sonntagsausgabe.

„Entschuldigen Sie bitte, aber Unbefugte haben hier keinen Zutritt“, sagte einer der Angestellten, der plötzlich neben ihm stand. „Wenn Sie eine Anzeige schalten möchten, dann wenden Sie sich bitte an die Sekretärin im Erdgeschoss.“

„Ich möchte keine Anzeige aufgeben“, erwiderte Seto ruhig, obwohl er es unverschämt fand, dass man ihn nicht erkannte. „Mein Name ist Seto Kaiba und ich suche einen Fotographen.“

Er hörte, wie der Mann die Luft einsog, als er seinen Namen nannte. Erst jetzt sah er den jungen Mann richtig an.

„Ja, wen suchen Sie denn genau. Wir beschäftigen mehrere Fotographen.“

Seto nahm die Zeitung zur Hand, die er die ganze Zeit unter dem Arm gehalten hatte, und zeigte ihm das Kürzel, das unter dem Foto vermerkt war.

„Das Foto wurde von Emil Schultze geschossen. Soweit ich weiß, ist er allerdings gerade in der Dunkelkammer. Wenn ich Sie um etwas Geduld bitten könnte, er wird sicher bald fertig sein.“

„Falls Sie es nicht wissen, ich bin kein sehr geduldiger Mensch und meine Zeit ist auch begrenzt. Ich will ihn sofort sprechen.“

„Ich werde sehen, was sich machen lässt“, antwortete der Mann und machte sich auf den Weg durch das Büro zu einer Tür am anderen Ende.

Seto wartete auf die Rückkehr, seine Arme waren ineinander verschränkt und seine Miene war finster. Ganz anders als auf den Fotos vom vorherigen Abend. Nach fünf Minuten, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, erschien der Mann mit einem Kollegen.

„Guten Tag, Herr Kaiba. Mein Name ist Emil Schultze. Was kann ich für Sie tun?“

Der junge Mann reichte Seto die Hand, doch dieser achtete überhaupt nicht darauf.

„Sie wissen also nicht, warum ich hier sein könnte?“, fragte der Geschäftsmann.

„Nicht wirklich, aber es wird wohl um die Fotos gehen, die ich gestern von Ihnen gemacht habe“, meinte der Fotograph.

Er schien überhaupt nicht nervös, obwohl Seto Kaiba vor ihm stand. Die Hände hatte er locker in den hinteren Hosentaschen vergraben und er schien darauf zu warten, sich ein Wortgefecht mit dem Firmenbesitzer zu liefern.

„Weshalb sind Sie uns in den Wintergarten gefolgt und haben uns fotografiert?“

„Warum nicht? Sie haben an diesem Abend die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Öffentlichkeit interessiert sich für Sie und besonders für Sie mit Ihrer Freundin“, meinte Emil Schultze.

„Es war ein privater Moment!“

„Aber ein öffentlicher Ort! … Was wollen Sie eigentlich? Jetzt ist eh alles zu spät. Die Zeitung ist draußen und es wurde die dreifache Auflage verkauft. Nur wegen Ihnen! Seien Sie doch froh, dass Interesse an Ihnen gezeigt wird.“

„Ich will, dass Sie sich von mir und meinem Anwesen fernhalten! Wenn ich Ihr Gesicht auch nur sehe, werde ich meine Anwälte einschalten.“

„Wenn Sie meinen.“

Ohne ein weiteres Wort drehte Seto sich um und verließ die Redaktion.
 

Als Seto nach Hause kam, saß Mokuba auf dem Sofa und sah sich einen Film im Fernsehen an. Er setzte sich zu seinem kleinen Bruder.

„Wollen wir heute irgendwas machen?“

„Eigentlich habe ich keine Lust wegzugehen. Gammeln wir doch einfach vor dem Fernseher ab“, antwortete Mokuba.

„Okay. Dann lass uns aber etwas zu Essen bestellen. Auf was hast du Lust?“

„Ich bin für Pizza.“

„Gut, Hawaii wie immer?“

„Jap.“

Seto ging in die Küche und nahm aus einem Schubfach den Flyer des Lieferservice. Er wählte die Nummer und gab die Bestellung auf. „Eine mittlere Pizza Hawaii und ein Baguette mit Salami.“

Die Dame am anderen Ende des Telefons fragte noch nach Namen und Adresse, dann meinte sie: „In etwa 45 Minuten wird die Lieferung bei Ihnen sein.“

„Vielen Dank.“

Seto legte auf. Er wollte zurück in das Wohnzimmer gehen, als sein Blick auf die Zeitung fiel, die auf dem Küchentisch lag. Er schlug sie erneut auf und betrachtete die Fotos. So sehr er sich über den Artikel ärgerte, er musste zugeben, dass die Fotos sehr gut waren. Liebevoll fuhr er mit den Fingern über das Abbild ihres Gesichtes.

Mit einem Lächeln lief er zum Wohnzimmer hinüber und bereits nach einer halben Stunde klingelte es an der Tür. Mit schnellen Schritten war Seto an der Eingangstür, bezahlte und nahm die Bestellung entgegen. Mokuba hatte bereits Teller aus der Küche geholt. Während eine Krimiserie lief, aßen die beiden hungrig.

„Seto?“

„Ja.“

„Sag mal, liebst du Feli eigentlich?“, fragte Mokuba.

Seto sah seinen kleinen Bruder überrascht an und legte das Baguette zurück auf den Teller.

„Warum fragst du mich das?“

„Na ja, sie meinte, sie ist glücklich mit dir. Und ich mag sie, ich will nicht, dass du ihr wehtust. Deine anderen Freundinnen waren nach einem Monat nicht mehr aktuell…“

„Ich weiß noch nicht, ob ich sie liebe“, antwortete Seto. „Aber ich verliebe mich von Tag zu Tag mehr in sie und ich kann mir vorstellen, dass es etwas richtig Ernstes wird.“

„Das finde ich schön. Und im Gegensatz zu einigen anderen kannst du dir bei Feli sicher sein, dass sie dich deinetwegen mag.“

„Ja, das glaube ich inzwischen auch.“

Er hatte immer wieder gedacht, dass es ihr vielleicht doch nicht um ihn ging. Er hatte gedacht, er müsse sich ihre Liebe kaufen, sie immer wieder mit neuen Überraschungen verblüffen. Doch nach der gestrigen Nacht wusste er, dass sie ihm vertraute.
 

***
 

„Warum müssen Frauen eigentlich immer zu spät kommen?“

Joey und Yugi standen vor der Bowlinghalle und warteten auf die Mädchen. Es war sehr kalt und der Blonde trat auf der Stelle herum, damit er warm blieb.

„Wenn die Drei sich nicht beeilen, dann sind alle Bahnen weg, ich bin festgefroren und aus dem Abend wird nichts“, grummelte er.

„Ich glaube, da kommen sie schon.“

Um die Ecke waren gerade drei warm angezogene Mädchen gelaufen gekommen, die viel Spaß zu haben schienen, denn sie lachten laut. Sie hatten sich untergehakt und lachten über eine Bemerkung Kiras, als sie bei den Jungs ankamen.

„Entschuldigt bitte die Verspätung!“, meinte Anica.

Joey brummte nur etwas Unverständliches, während Yugi sagte: „Lasst uns hineingehen.“

Sie betraten das Gebäude und liefen zur Schuhausgabe.

„Guten Abend!“

„Hey. Ist noch eine Bahn frei? Für zwei Stunden?“

„Ja, ich schalte euch die 8 frei. Welche Größen braucht ihr bei den Schuhen?“, fragte die Angestellte und holte die daraufhin genannten Größen aus dem Regal.

Beladen mit den Bowlingschuhen machten sich die fünf Freunde auf den Weg zur Bahn 8. Sie legten ihre Jacken ab und zogen sich die Schuhe um. Kira war als erste fertig und begann die Namen in den Computer einzugeben.

„Hey! Warum steht da Chaot?“

Joey hatte auf den Bildschirm geschaut und alle Namen entdeckt, nur sein Name war ersetzt worden durch den eben genannten.

„Ich dachte, das passt ganz gut“, meinte Kira und grinste ihn an.

„Ganz toll.“

„Ach komm, du hast doch schließlich chaotische Ansätze.“

„Ganz wie du meinst.“

„Bevor ihr euch noch ernsthaft in die Haare kriegt“, meinte Anica, „fangen wir doch einfach an.“

Sie stand auf, griff nach einer Bowlingkugel, nahm Anlauf und ließ die Kugel auf die Bahn gleiten. Sie rollte schnell über die Parkettbahn und warf neun der zehn Pins um.

„Yeah!“

Während Anica sich auf den zweiten Wurf vorbereitete, kam eine der Angestellten an ihren Tisch, um die Getränkestellung aufzunehmen.

„Was darf’s an Getränken bei euch sein?“

„Eine große Cola, bitte.“

„Für mich auch.“

„Ich nehm ein Bier.“

„Welches darf’s sein? Ein Pils?“

„Ja.“

Die Kellnerin wandte sich an Kira und Yugi, die beide eine Apfelschorle bestellten. Sie notierte sich alles auf ihrem Block und lief dann zurück zur Bar. Als sie zurück an ihren Tisch kam, hatte sie nicht nur ein Tablett mit den Getränken dabei, sondern auch die Tageszeitung.

„Entschuldige bitte“, wandte sie sich an Felicitas, nachdem sie die Gläser auf dem Tisch abgestellt hatte. „Du bist doch das Mädchen, das gestern mit Seto Kaiba auf dem Herbstball war, oder?“

„Na ja, schon…“ antwortete Felicitas etwas überrascht.

„Könntest du mir bitte ein Autogramm geben?“

Sie legte die Zeitung auf den Tisch und hielt einen Stift in der Hand.

„Also, eigentlich ist mir das nicht so lieb.“

„Ach bitte, wir haben sonst nie berühmte Leute im Haus“, versuchte die Kellnerin sie zu überreden.

„Ich bin doch aber gar nicht berühmt.“

„Bitte, bitte, nur eine kleine Unterschrift.“

„Zisch endlich ab!“, mischte sich Anica ein. „Du merkst doch, dass sie das nicht will!“

„Dann halt nicht.“

Eingeschnappt machte sich die Kellnerin auf den Weg zurück zur Bar.

„Danke.“

„Kein Problem.“

Die Zeitung blieb auf dem Tisch liegen und Joey konnte seinen Blick nicht mehr von den Fotos abwenden, er starrte sie regelrecht an. Felicitas und Seto sahen auf den Fotos so vertraut miteinander aus, es schien als kannten sie sich schon seit langen Jahren. Er berührte sie, er tanzte mit ihr, er brachte sie zum Lachen, er küsste sie. Alles, was Joey auch gern getan hätte.

„Joey?“

Er reagierte nicht.

„Joey?“

Felicitas stupste ihn an.

„Ja?“

„Du bist dran. Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“, erwiderte sie.

Joey antwortete nicht, sondern stand schweigend auf. Wieso muss sie nur mit Kaiba zusammen sein? Er griff nach einer Kugel. Wie kann sie sich nur in diesen Mistkerl verlieben? Er stellte sich an die Linie, die auf dem Boden aufgezeichnet war, und nahm Anlauf. Er wird sie nie so lieben wie ich sie liebe. Er schleuderte die Kugel mit einer ungeheuren Kraft auf die Bahn. Warum hat sie mich nur zurückgewiesen? Die Kugel warf alle zehn Pins um.

„Das war vielleicht ein Hammerwurf“, meinte Yugi erstaunt. Er war bereits an die Kugelausgabe neben Joey getreten. „Alles klar bei dir?“

„Ja, warum auch nicht?“, erwiderte Joey, der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Er wusste, dass Yugi nichts für seine Stimmung konnte und wollte ihn nicht dafür strafen, weshalb er den Bahnbereich verließ. Wenige Augenblicke später stand er vor der Eingangstür und atmete die kühle Luft ein. Er sah ihr Gesicht, hörte ihre Stimme, ihr Lachen – er ertrug es anscheinend doch nicht so gut, wie er gehofft hatte.
 

„Tut mir leid wegen eben.“

„Kein Problem, ich verstehe dich ja“, winkte Yugi ab. „Sei froh, dass die Mädels nichts mitbekommen haben. … Versuch einfach ganz normal zu sein. Wenn du möchtest, können wir uns nachher nochmal allein zusammensetzen.“

„Okay. Danke.“

Die restliche Zeit bemühte Joey sich wirklich, auch wenn das nicht gerade seine Stärke war. Ab und zu kam ihm sogar ein Witz über die Lippen. Für die Mädchen verlief der Abend wie sonst auch, unterhaltsam und spaßig, nur Joey und Yugi wussten, dass es anders war. Felicitas war mit einem mulmigen Gefühl zum Treffen gegangen, doch das war im Laufe des Abends verflogen.
 

„Es ist grad alles nur total beschissen“, sagte Joey, als er mit Yugi allein war und nahm einen großen Schluck von seinem Bier. „Dass sie mich zurückgewiesen hat, damit konnte ich ja noch halbwegs leben, auch dass sie einen Freund hat, war akzeptabel. Aber Kaiba? Das geht echt gar nicht!“

„Sie kennen sich über seinen kleinen Bruder, oder?“

„Ja, weil Feli ihm Nachhilfe gegeben hat. … Ich versteh aber nicht, wieso sie sich überhaupt kennenlernen konnten. Er lässt doch sonst keinen an sich ran, war lieber allein. Du weißt doch auch, wie es beim Training immer lief.“

„Stimmt schon“, meinte Yugi. „Er war zwischenmenschlich nicht sonderlich begabt. Auch bei Treffen außerhalb des Trainings war er nie dabei. Vielleicht hat er sich aber auch geändert, schließlich haben wir ihn seit fast vier Jahren nicht mehr gesehen.“

„Das wäre aber eine 180-Grad-Wendung und die wird er wohl nicht gemacht haben“, erwiderte Joey.

Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber.

„Ich verstehe es nicht. Feli hat doch Menschenkenntnis. Wie kann sie nur auf ihn hineinfallen?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgenwdwie habe ich das Gefühl, dass niemand meine Geschichte liest... :-( Jede Woche lade ich ein neues Kapitel hoch und erhalte keine Reaktionen. Für mich ist die Geschichte gut, aber ich starre bereits mehrere Monate und Jahre darauf und sehe die Schwachstellen nicht mehr. Ich würde mich jedenfalls über Rückmeldungen freuen. Komplett anzeigen

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