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Glück ist in der Seele zu Hause

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Glück 9


 

Glück ist in der Seele zu Hause

Glück 9
 

Du fehlst. Du fehlst wahrhaftig. Wo warst du nur, jetzt da ich dich am Meisten brauchte? Immer und immer wieder beherrschte dieser eine Gedanke meinen Geist und betrübt sah ich an die Zimmerdecke, beobachtete die tanzenden Lichter der befahrenen Straße.
 

Dumpf und in einem stetigen Takt prasselte der wirre Herbstregen gegen die Fensterscheibe und trommelte eine verträumte Melodie, zum Einschlafen schön, doch war ich zu aufgewühlt um endlich ruhen zu können.

Son-Kun, wo bist du nur?

Drohend war das Donnergrollen des Gewitters in der Ferne zu hören und seufzend drehte ich mich zur Seite, aus dem weiten Fenster starrend. Dunkle Wolken verdeckten den Nachthimmel und kein einziger Stern war zu sehen. Es war Neumond, die Dunkelheit so drückend dass es unerträglich wurde. An Tagen des Niemandsmondes fand ich nie zur Ruhe, redete ich mir ein, doch wusste ich tief in meinem Unterbewusstsein, was oder besser gesagt, wer mir meine wohlverdienten Schlaf raubte. Und meine Gedanken quälte, bis zum Äußersten.

Eigentlich war es ein schöner Abend gewesen. Der Streit zwischen Yamchu und mir war vergessen und hatten wir zusammen mit Krillin einen herrlichen Grillabend verbracht. Das Fleisch war zwar hinüber aber schnell hatte ich für Nachschub sorgen können und bis spät in die Nacht bruzzelte unser Abendessen vor sich hin. Doch von Vegeta fehlte jegliche Spur. Zu tief war ich von Schuldgefühlen meinem Freundes gegenüber gefangen gewesen, sonst wäre ich den Saiyajin abermals suchen gegangen. Doch konnte ich nicht und stumm lauschte ich den Gesprächen meiner Freunde, sofern ich es konnte. Meine Hände nervös ineinander verfangen, zu unruhig um abschalten zu können. Immer wieder warf ich unsichere Blicke zu meinem Zuhause zurück, doch blieben die Fenster weiterhin dunkel und eisig. Gar leblos und nach Stunden des Wartens hatte ich aufgegeben. Vegeta wollte nicht gefunden werden. Auch wenn es mich innerlich vor Sorge zerriss, musste ich es akzeptieren. Ich hoffe nur, tief in meinem Herzen, dass es ihm gut gehen würde, wo immer er auch war.
 

Überraschend krachte ein weiteres Grollen über die westliche Hauptstadt und erschreckte mich augenblicklich zu Tode. Das Gewitter war näher gekommen uns instinktiv zog ich die Decke höher, bis zur Nasenspitze.

Wieder glitten meine Gedanken zu meinem Jugendfreund und stumm zählte ich die Tage, die seit seinem Verschwinden auf Namek vergangen waren. Es waren zu Viele. Wieso kam er nicht zurück? Was hielt ihn nur in der ewigen Dunkelheit des Alls?

Gerade jetzt, in den dunkelsten Stunden meines Seins, hätte ich seinen Rat gut gebrauchen können. Doch sollte mir die Hilfe des größeren Saiyajins verwehrt blieb und langsam setzte ich mich auf, als mich quälender Durst heimsuchte. Blaue Opale huschten auf die Anzeige meines Weckers und qualvoll seufzte ich aus, als die roten Zahlen nichts gutes versprechen sollten. 2 Uhr morgens.

Eine weitere schlaflose Nacht und langsam stand ich auf. Wacklig stand ich auf meinen Beinen und mit einem Kopfschütteln versuchte ich den brennenden Schwindel zu ignorieren. Ich brauchte dringend ein Glas kaltes Wasser, dann würde es mir sicherlich besser gehen.

Es war kühler geworden und schnell zog ich mir eine dicke, lange Wollweste über den Pyjama und trat in den Flur hinaus. Nur wenig Licht kam durch die trüben Fenster doch schnell hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Langsam lief ich den Korridor entlang, darauf bedacht leise zu sein und als ich schließlich an seiner

 Zimmertüre vorbeikam, blieb ich stehen. Ohne es zu merken trat ich näher an das morsche Holz heran und lauschte in die Stille hinein.

Kein Laut war aus dem Gästezimmer zu vernehmen und traurig trat ich einige Schritte zurück. War Vegeta etwa immer noch nicht wieder zurückgekehrt? Was trieb er nur da draußen?

Besorgt trat ich an das Fenster heran und sah hinaus, beobachtete die tanzenden Lichter in der Ferne. Lauschte dem Prasseln des Regens.

Was tat er, so ganz alleine?

Doch augenblicklich schreckte ich zusammen, als ich ein Scheppern hörte und drehte mich hastig um. Was... was war los?

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und nervös schluckte ich den Kloß in meiner Kehle hinunter. Meine Eltern kamen sonst nie hier runter, hatten sie in den obersten Stockwerken eine eigene Wohnebene. Wer also war mit mir hier unten?

Zitternd trugen mich meine Beine vorwärts, eine Hand wild an meine Brust gepresst, nahe des Herzens. Mein Puls stieg und ohne, dass ich es wollte erzitterte mein Körper vor Angst. Dumpfes Licht kam aus der Küche, welche sich gute 4 Zimmer weiter flurabwärts befand und schwankend stützte ich mich an der Wand, als meine Sicht erneut trübe wurde. Blindes Adrenalin schoss durch meine Adern und abermals versuchte ich die Trockenheit in meiner Kehle zu schlucken. Die Hände, schweißnass vor Angst.

Wieder trugen mich meine zittrigen Beine vorwärts und es kamen mir vor wie lange quälende Minuten, bis ich mein Ziel erreicht hatte.

Vorsichtig lugte ich um die offene Türe herum, doch als ich sah, wer dieses ganze Chaos verursachte, zauberte es ein kleines Lächeln auf meine Lippen.
 

Er schien mich nicht zu bemerken, gar zu spüren, denn sonst hätte sich mein stummer Gast schon längst umgedreht. Doch Vegeta war zu gefangen, gefesselt in seinem Tun, den Kühlschrank nach Essbarem zu plündern und lässig lehnte ich mich an den Eingang der Türe, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete ihn aus neugierigen Augen.

Er musste erst vor einigen Minuten wiedergekehrt sein, denn sein dunkelblauer ärmelloser Gi war vom Regen durchtränkt. Wild hingen ihm die Haare in die Stirn und wirr fielen ihm die einzelnen Strähnen in die Augen. Beiläufig fegte er sie beiseite, doch war seine flammenartige Mähne zu störrisch und sofort sprangen sie ihm wieder ins Gesicht. Kurz verließ ein saiyanischer Fluch seinen Lippen und ich konnte ein Grinsen nicht mehr unterdrücken.

Hatte er etwa bis jetzt trainiert?

Es schien wohl so, denn weitere kleinere Wunden bedeckten seinen Körper und seufzend schüttelte ich den Kopf. Dieser Saiyajin schaffte es aber auch immer sich selbst zu verletzten. Er musste wohl so etwas wie eine selbstzerstörerische Ader haben und erneut legte ich den Kopf schief, als ich Vegetas Magen lauthals knurren hören konnte.

Augenblicklich hielt sich der Saiyajin no Ouji den schmerzenden Bauch und unendlich brennender Hunger war in seinen gequälten Zügen zu lesen. Er musste tierischen Hunger haben, denn haltlos durchforstete er nun den Kühlschrank vor sich, als ginge es um sein Leben und nachdenklich zog ich die Augenbrauen zusammen.

Ich verwehrte ihm nichts. Er konnte sich frei bewegen. Und selbst wenn ich dies dem Saiyajin immer wider beteuert hatte, nahm er das Angebot einfach nicht an. Und litt weiter stumm vor sich hin. Was lag hinter seinem schweigsamen Verhalten? Was hinter seinen geheimnisvollen Gesten, die ich nicht deuten konnte?

Doch plötzlich lenkte mich Vegetas entrüstetes Schnauben erneut von meinen Gedanken ab und neugierig sah ich auf den Saiyajin.

Und hätte am liebsten lauthals aufgelacht.

Angewidert schob er den hellen Kaviar beiseite, als er davon probiert hatte und sein säuerlich verzogenes Gesicht war pures Gold wert. Eigentlich war die teure Delikatesse für die Geburtstagsfeier meines Vaters gedacht, welche in ein paar Tagen stattfinden sollte, doch konnte ich immer noch Neuen besorgen.

Wieder fluchte der Saiyajin in seiner Sprache und ich konnte ein wildes Grinsen nicht mehr unterdrücken. Das Fischgericht schien ihm mehr als fremd zu sein, hatte es dies sicherlich nicht auf seinem Heimatplaneten gegeben und Vegetas stummes Leiden letztendlich nicht mehr ertragen könnend, löste ich mich aus meiner Starre. Er tat mir unheimlich leid, wie er so dastand. Zitternd, vom Regen durchnässt und in zerfetzten Lumpen. Das Knurren seines Magens hallte erneut durch die leere, einsame Küche und mit einem Räuspern machte ich mich schließlich bemerkbar. Sofort drehte sich mein Besucher erschrocken zu mir um, dabei ein Stück kaltes Fleisch zwischen den Zähnen haltend und sah mich aus großen Augen an. 

Wieder konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken und schritt aufmunternd auf den Saiyajin zu. Sofort wich Vegeta einige Schritte zurück, stolperte nach hinten und schlug bei dieser Unvorsichtigkeit die Kühlschranktüre zu. Ich hatte ihn wirklich überrumpelt, denn so hatte ich den Saiyajin no Ouji noch nie gesehen und liebevoll sah ich ihm in dunkelbraunen Augen, als ich vor ihm stehen blieb.

„Da wirst du groß nichts Essbares finden können. Das sind nur noch Reste und kalt kaum genießbar. Außerdem ist das Fleisch schon mehr als einen Tag alt.“

Lächelnd nahm ich meinem Gegenüber das Stück aus dem Mund und beförderte es kurzerhand in die Mülltonne. 

„Nicht dass du dir noch irgendwas einfängst, Vegeta.“

Immer noch starrten mich dunkelbraune Opale verblüfft an und mit einem Lächeln wandte ich mich schließlich an den Herd und stellte eine Pfanne auf das Keramikfeld.

Spielerisch schob ich den Saiyajin zur Seite, öffnete den Kühlschrank und förderte eine Hand voll Eier und eine Packung Speck zu Tage. Abermals beobachtete mich der Saiyajin aufgeweckt, als sich seine Verblüffung in aufgeweckte Neugierde umwandelte. Schnell war das Öl in der Pfanne erhitzt und langsam brutzelten die Spiegeleier vor sich hin. Ich schnitt den Speck in Scheiben, warf ihn dazu und summte ein altes Kinderlied vor mich her. Ich war so sehr in meine Arbeit vertieft, dass ich die ruhenden Blicke des Anderen nicht bemerkt hatte.

Immer noch stand Vegeta hinter mir, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Alleinig sein knurrender Magen verriet seine Anwesenheit und lächelnd hievte ich das fertige Mahl auf einen Teller und stellte es auf den Tisch. 

„Hier bitte, ich hoffe es schmeckt dir.“

Kurzerhand schob ich den Stuhl beiseite und deutete dem Saiyajin an, sich zu setzten, doch immer noch sah mich Vegeta einfach nur an. 

„Na komm, Vegeta. Das ist eine einmalige Premiere, dass ich nachts um die Uhrzeit noch etwas koche.“ Ich lachte auf, als immer noch ein unsicherer Blick auf seinen Zügen thronte, doch war es keinesfalls spottend gemeint. Er tat mir leid. Einfach nur leid und kurzerhand nahm ich ihn bei der Hand und dirigierte ihn zu Tisch. Es war verwunderlich wie sanft, gar ruhig er sich von mir führen ließ, ohne einen Laut des Protestes von sich zu geben. Wahrscheinlich war er erschöpft, wie ich mit einem schnellen Blick in sein Gesicht feststellen konnte. Er musste wirklich bis zum Umfallen trainiert haben und als sich der Saiyajin schließlich an den Tisch setzte und sein Essen kritisch beäugte, kam mir ein weiterer Gedankengang in den Sinn.

Wieso war Vegeta hier?

Tief in Gedanken setzte ich mich ebenfalls an den Tisch und beobachtete meinen Besucher aus stummen Augen.

Wieso war der Saiyajin zur Erde zurück gekehrt? Oft hatte ich mir diese Frage schon gestellt, doch bis jetzt keine Antwort gefunden. Dass er einem Duell mit Son-Goku entgegen fieberte wusste ich schon länger, doch irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass dies nicht der alleinige Grund war. Was also hielt Vegeta hier?

Stumm beobachtete ich den Saiyajin vor mir, ich hatte mich ihm gegenübergesetzt und konnte wieder ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken, als sich seine Augenbraue skeptisch in die Höhe zog. Dunkelbraune Opale ruhten fragend auf seinem Abendessen, wanderten dann schließlich zu mir und mit einem Seufzten schüttelte ich den Kopf. Wieso war er so misstrauisch?

„Spiegelei mit gebratenem Speck. Etwas Klassisches hier auf der Erde, aber immer noch das Beste, wenn du mich fragst.“

Aufmunternd reichte ich ihm Gabel und Messer und nach langem Zögern nahm Vegeta sie entgegen. Er aß langsam, gar zögernd und skeptisch ruhte sein Blick weiterhin auf mir, als er sich den ersten Bissen in den Mund geschoben hatte. Doch augenblicklich siegte sein Hunger und nach wenigen Minuten war jegliche Sorge des Saiyajins vergessen. Ich lächelte, als ich ihn weiterhin beobachtete, doch wurde meine Züge nach einiger Zeit traurig. Wieso verhielt er sich ….so? Er benahm sich schon fast wie ein Gefangener. Ein Verurteilter, dem man alles aufzwingen, alles aus ihm herauskitzeln musste. Nie von sich selbst kommend und abermals in Gedanken, bettete ich mein Kinn in die Hände und sah auf die Tischplatte.

„Wieso...tust du das?“

Verblüfft sah ich auf, als seine tiefe Stimme durch den Raum wanderte und blinzelte verwirrt. Vegeta hatte sein Mahl beendet, schob den Teller beiseite und sah mich fragend an. Wieder blinzelte ich erneut, unfähig auch nur ein einzelnes Wort über die Lippen zu bringen. Was meinte er mit dieser Frage? Doch der Saiyajin war nicht dumm, schien meine Ahnungslosigkeit zu spüren und sah zur Seite. „Vielleicht... habe ich mich.. falsch ausgedrückt.....“ Kurz schien er zu überlegen und verbissen zog sich seinen Stirn in Falten, als er nach den richtigen Worten suchte. Die menschliche Sprache fiel ihm immer noch schwer. Zwar war Vegetas Aussprache schon besser als zu Anfang, aber dennoch merkte man die Unsicherheit in seiner Stimme. Irgendwann würde der richtige Moment gekommen sein, ihm meine Hilfe hierbei anzubieten.

„Warum.... bist du so nett zu mir?“

Diese Frage verstand ich schon eher und dennoch brachte mich ihre Ehrlichkeit aus dem Konzept. Es war komisch, gerade diesen einen Satz aus seinem Mund zu hören und unsicher sah ich auf. Nicht wissend welche Antwort mein Besucher hören wollte und nach langer Zeit des Überlegens entschied ich mich, für die Wahrheit.

„So bin ich nun mal.“ Ich lachte, als ich seinen fragenden Blick auf mir spüren konnte und sah ihn an. Immer noch schien er mich misszuverstehen und abermals strich ich mir durch das kurze, wirre Haar, als ich meinen nächsten Worten mehr Beachtung schenkte. „Ich kann mich doch schlecht nicht um dich kümmern, Vegeta. Du bist mein Gast, ich habe dich eingeladen.“ Liebevoll sah ich ihm in dunkle Augen, doch erkannte ich den aufwallenden Schmerz zu spät. Meine nächsten Worte trafen den Saiyjain tief ohne dass ich es bemerkte.

„ Ich musste helfen.“ 

„Aber wieso gerade mir

?“

Ich konnte den Schauer nicht verhindern, der mir augenblicklich den Rücken hinunter lief und mir eine Gänsehaut auf die Arme trieb. Zögernd sah ich mein Gegenüber an und erkannte die Traurigkeit in seinen Augen. Warum hörte sich diese eine Frage so endlos einsam und schuldbewusst an? Hilflos ließ ich die Schultern hängen, als mir erst jetzt die wahre Bedeutung hinter seiner geschickt versteckten Frage klar wurde. Und was Vegeta damit gemeint hatte. Doch ließ er mir keine Zeit nach einer Antwort zu suchen.

„Ich habe deine Freunde getötet... oder zumindest hatte ich das vor. Wieso hilfst du jemandem, der dein Zuhause zerstören wollte und es vielleicht, in seinem tiefsten Innern, immer noch vorhat?!?“

Seine harte Belehrung ließ mich augenblicklich stocken und eingeschüchtert sah ich ihm entgegen. Tief horchte ich in mich hinein, denn diese Frage war seinerseits nicht unberechtigt gewesen. Wieso half ich jemandem, der eigentlich ein Mörder war?

Weil er nichts dafür konnte?

Weil dieses Leben für ihn vorher bestimmt wurde und er es nicht geschafft hatte, sich diesem zu entziehen? War er etwa ein Monster nur weil ihm so etwas wie Ungerechtigkeit widerfahren war? 

Weil er Pech im Leben gehabt hatte?

„Ich vertraue dir, Vegeta.“

Ruhig kamen diese Worte über meine Lippen und waren sie ehrlich. Doch lachend schüttelte mein Gegenüber den Kopf, senkte diesen und sah mich forschend an. Eigentlich hatte diese Geste etwas Unschuldiges, doch waren die dunklen Opale des Saiyajins eisig kühl und unweigerlich erzitterte mein Körper erneut, als ich die Kälte spüren konnte, die von ihm ausging.

„Wirklich?“

Die Kälte in seiner Stimme ließ mich abermals erzittern und sofort schnellte mein Puls in die Höhe. Ich wollte etwas erwidern, wollte dem etwas entgegensetzten, doch war meine Kehle mit einem Mal trocken, wie ausgedörrt. Vegeta schien dies zu merken, denn stumm schloss er die Augen und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Doch war es ein Trauriges und irgendwie konnte und wollte ich ihm die nächsten Worte nicht glauben, die er nun in den Raum warf. Kalt, leblos und so voll mit innerem Zweifel und tiefer Schuld, dass es mir das Herz zerriss.

„Mir kann man nicht vertrauen.“

Eine eisige Stille legte sich in den Raum und keiner von uns wagte es, auch nur ein Wort zu sprechen. Vegetas letzte Worte hatten mich zum Nachdenken gebracht und stumm lauschte ich dem Regen, hörte das Gewitter über die westliche Hauptstadt tosen. Konnte man Vegeta trauen?

Wieder fielen meine blauen Opale auf den Saiyajin vor mir und beobachteten ihn stumm. Vegeta sah zur Seite, hatte mir nicht mehr in die Augen sehen können und sich abgewandt. Sein Blick war kühl aus dem Fenster gerichtet und ruhend lag mein prüfenden Opale auf ihm. 

Wild hingen ihm die immer noch nassen Haare in die Stirn, verdeckten einen Teil seiner Augen und warf sein Gesicht in fragende Schatten. Seine Mimik war hart, gar versteinert und es war unmöglich zu sagen, an was er gerade dachte. Sein rechter Arm ruhte lässig auf dem Tisch, während sein linkes Bein angewinkelt auf dem Stuhl stand. Sein Atem ging schnell, zu stockend und nur das stetig straffe Heben und Senken seiner Brust deutete darauf hin, dass er ziemlich aufgewühlt sein musste. Seine Hand war maßlos verkrampft und nur zu gerne würde ich ihm seine inneren Dämonen nehmen, die ihn plagten. Tag und Nacht. Doch wie immer war ich machtlos und mich die tiefe Frage stellend, ob Vegeta dies insgeheim eigentlich wollte, gingen meine Gedanken erneut auf Wanderschaft. Doch ein plötzliches Niesen holte mich in das Hier und Jetzt zurück und überrascht sah ich auf.

Ich hatte sein Zittern schon vorher bemerkt und mir fast so was dabei gedacht. Wieder ein Niesen und beschämt rieb sich der Saiyajin die Nase.

„Ihr Saiyajins scheint die Kälte nicht sonderlich zu mögen.“

Es war vielmehr eine Feststellung als eine Frage und dennoch hatte ich Vegetas Interesse geweckt. Kurzerhand sah er auf, schien mit sich zu hadern, ob er mir antworten sollte, doch dann siegte letzten Endes seine Neugierde. Oder die Erschöpfung, welche ihn von seinem langen Training heimgesucht hatte, so langsam und blind, dass nur ich sie in seinen müden Augen erkannt hatte.

„Wir sind von Natur aus Warmblüter und heißere Temperaturen als die auf der Erde gewohnt. Die Kälte ist mir egal, aber dennoch ist sie.... unangenehm.“ Ich horchte auf, als er erneut den Blick senkte und auf die Tischplatte starrte. Wie hatte er dann die ganzen langen Jahre im kalten All ausgehalten? Wieder sah ich sein Zittern und erneut wusch Sorge über mich hinein. Doch dann hatte ich eine Idee und langsam stand ich auf.

„Weißt du was da am Besten hilft? Ein heißes Bad.“ Abermals zog der Saiyajin skeptisch eine Augenbraue nach oben und sah mich entgeistert an. Ich konnte nicht anders als lachen, denn dieser Anblick war einfach mehr als süß. Kopfschüttelnd trat ich auf Vegeta zu, bemerkte nicht wie er erschrocken auf seinem Stuhl zurückrechnete und mich aus großen Augen anstarrte. Er schien nicht zu ahnen, was ich mit ihm vorhatte doch wusste ich genau, dass es dem Saiyjain no Ouji gefallen würde. Und wenn nicht, dann hatte ich es wenigstens versucht.

„Du wirst sehen, danach fühlst du dich wie neugeboren.“ Ohne auch nur eine Antwort von ihm abzuwarten nahm ich erneut seine Hand in meine und zog ihn hoch. Wieder hörte ich einen saiyanischen Protest seinerseits, doch konnte er noch so sehr fluchen wie er wollte. Abermals huschte ein kleines Lächeln über meine Lippen, als ich ihn auf den Flur zog und Richtung Bad marschierte. Ich konnte die Schwere seiner Hand in meiner spüren, doch war es keineswegs unangenehm. Vielmehr durchzog meinen ganzen Körper eine wohltuende Wärme und fester wurde mein Griff um die Finger des Saiyajins. Vielleicht.... vielleicht war er doch nicht so böse wie er von sich selbst dachte. Vielleicht und in den tiefsten Inneren seiner Seele, hatte Vegeta einen guten Kern, den man nur noch ans Tageslicht bringen musste. Selbst wenn es ein schwieriges Unterfangen werden sollte und selbst wenn es ewig dauern würde. Ich würde nicht aufgeben. Niemals.

Das hatte ich mir fest vorgenommen.
 

Langsam lief das wärmende Wasser in die volle Wanne und nochmals prüfte ich die Temperatur mit dem Ellenbogen. Zufrieden nickte ich und drehte die Wasserzufuhr ab und prüfte ein letztes Mal die Heizung. Gut, alles schien vorbereitet zu sein. Eilig trat ich aus dem geräumigen Badezimmer und in den Flur hinaus. Vegeta stand unschlüssig an die Wand gelehnt, die Arme hinter den Körper haltend und als ich aus der Türe trat, sah er überrascht auf. Wohl war er gerade in Gedanken gewesen.

„Es ist alles vorbereitet. Ich habe dir frische Sachen zum Anziehen auf die Kommode gelegt.“

Ich sah wie er nickte, doch war sein Blick weiterhin stumm überlegend auf den Boden gerichtet. Immer noch herrschte ein ruhendes Schweigen und nur mühsam konnte ich das wilde Klopfen meines Herzens unterdrücken. „Soll...soll ich dir bei deinem Verband helfen?“

Meine eigenen Stimme kratze in meinem Hals doch versuchte ich dies zu überspielen. Doch der Saiyajin tat nichts, ging an mir vorbei und entrüstet ließ ich die Schultern hängen. Wieso war es so schwer an ihn heranzukommen? Was versuchte mein stummer Besucher so krampfhaft zu verbergen?

Doch plötzlich blieb Vegeta im Türrahmen zum Bad stehen, eine Hand an die kalte Wand gelehnt, drehte sich zu mir um und sah mich aus forschen Augen an.
 

„Was verlangst du von mir?“
 

Seine Fragen waren so perplex, so unschlüssig und schwer zu verstehen, dass ich wieder abermals blinzelte und ihn verdattert anstarrte. Was meinte er damit? Dunkel und durchdringend waren seine eisigen Opale auf mich gerichtet und erneut erzitterte mein Körper vor reiner Faszination. Er war so schwer zu verstehen und dennoch reizte mich seine ganze Anwesenheit immer wieder aufs Neue. Mysteriös und geheimnisvoll. Anders konnte man Vegeta einfach nicht beschreiben und erschrocken zuckte ich abermals zusammen, als seine dunkel Stimme ein weiteres Mal ertönte. 

„Niemand ist so selbstlos ohne eine Gegenleistung dafür zu wollen. Was also willst du von mir? Was soll ich tun?“
 

Was?
 

Es verstrichen Minuten, langsam und quälend und erst jetzt schien ich mich rühren zu können. Schien seine brennende Frage zu verstehen und benommen schüttelte ich den Kopf. Wieso dachte er so? Wieso sah er in Allem und Jedem einen Hintergedanken, der dazu dienen sollte seinem Wohl zu schaden? Wieso war dieser Saiyajin nur so misstrauisch allen gegenüber und konnte nicht einfach akzeptieren, dass es sehr wohl so etwas wie Hilfe gab?

„Vegeta, ich tue das alleinig für dich

. Du... du musst mir keinen Gefallen erwidern, noch habe ich böse Absichten. Ich will dir nur helfen.“

Ich hatte es gut gemeint, doch kamen meine Worte nicht an, was ich anhand seines Gesichtsausdruckes auch sah. Vegeta schüttelte den Kopf und seufzte frustriert. „Tzz..... naiver Mensch.“

Abermals ein weiteres Kopfschütteln und stur drehte sich der Saiyajin no Ouji um, verschwand im Bad, ohne mich auch nur noch eines einzigen Blickes zu würdigen. 

Stumm prasselte der immer wiederkehrende Regen gegen die Fensterscheibe und hinterließ nichts als bleierne Kälte. Und immer noch konnte ich mich nicht rühren, starrte weiterhin auf die nun geschlossene Badtüre, in die Vegeta verschwunden war.

Was meinte er damit?

Ein Zittern hatte meinen Körper erfasst, als ich an seine letzten Worte dachte. Eine Gegenleistung......

Dachte er so über mich? Dass ich hinter Allem, was ich tat einen Hintergedanken hatte? Wieso vertraust du so wenig, Vegeta?

Tief in Gedanken ließ ich den Saiyajin hinter mir und machte mich auf den Weg. Ich wusste nicht wohin mich meine Füße trugen, doch als ich vor dem Fahrstuhl stehen blieb, welcher in die untersten Kellerräume führten, wusste ich die Antwort. Konnte ich e sein weiteres Mal wagen, mich in eine ungewisse Vergangenheit einzulassen? 

Zitternd betätigte ich den Knopf, welcher mich in den Keller bringen würde und mit einem rasselnden Geräusch setzte sich der Aufzug in Bewegung. Erneut schlang ich die Arme um mich, denn in den Katakomben war es um diese Uhrzeit trotz Heizung sehr kühl und kurzerhand verschloss ich meine lange Wolljacke um meinen Körper.

Vegetas Worte ließen mich nicht los, weder noch meine nie stillende Neugierde um All das, was sich um den Saiyajin drehte. Was ihn zu fesseln schien und er nicht von alleine los werden konnte.

Ich hatte noch frische Blutproben übrig, von jenem Tag, der erst 24 Stunden zurück lag und ich Vegetas Wunden versorgt hatte. Kurz strich ich mir durch das Haar, als ich mich an seine Berührung zurück erinnerte. Sie meinen Körper aufs Neuste erzittern ließ. 

Und mein Herz wild hinter meiner Brust schlug, unbändig und in einem nie endenden Takt.

Plàvát´h ká. 

Was bedeutete das?

Dunkel lagen meine Untersuchungsräume vor mir, doch reichte das dumpfe Licht des Flures alle Mal aus, um etwas erkennen zu können. Eilig trat ich an meinen Schreibtisch heran, bevor ich mich noch umentschieden konnte und öffnete die oberste Schublade. Das Golden Eye lag immer noch dort, wo ich es das letzte Mal zurück gelassen hatte und zittrig nahm ich das kühle Metall in die Hände.

Konnte ich so selbstlos in der Vergangenheit eines anderen Wesens eintreten ohne dessen Zustimmung zu erhalten?

Eine Gegenleistung.....

Wieder ebbten Vegetas Worte über mich hinweg, wie die Donnerschläge dieser eisigen Nacht. Ich musste wissen, was geschehen war, dass der Saiyajin so reagierte. Dass er in allem Guten nur das Schlechte sah.
 

Ich musste es wissen.
 

Wie von selbst, gar in Trance, trat ich an die kleine Kühltruhe heran, in der ich Vegetas Blutproben aufbewahrte, öffnete die Türe und fischte eine Phiole heraus.

Ich musste wissen, was geschehen war.

Eilig befüllte ich den Substanzträger mit ein paar Tropfen Blut und verschloss die Außenklappe der goldschimmernden Kugel. 

Stumm beobachtete ich das Gerät in meinen Händen. Mein Herz trommelte wild und unbändig hinter meiner Brust.

Eigentlich, hatte ich mir geschworen, nach dem letzten Mal und den letzten grausamen Bildern, nie mehr wieder in Vegetas vergangenem Leben zu suchen.

Doch, um den Saiyajin besser verstehen zu können, seine Worte und seine Absichten hinter seinen stummen Taten, die mir so unerklärlich waren wie die Dunkelheit der Nacht, wagte ich abermals das Ungewisse.

Spielte erneut mit dem Feuer, auch wenn ich wusste, tief in meinem Innern, dass ich mich daran verbrennen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kullerkeks1987
2014-09-23T12:30:06+00:00 23.09.2014 14:30
"Danke" wäre ja schonmal ein Anfang :-D Aber so schön stumpf, wie der liebe Vegeta ist, wird das wohl die nächsten 10 Kapitel auch noch nicht kommen :-D Hach, ich bin so begeistert!
Von:  Feng
2014-02-16T19:42:44+00:00 16.02.2014 20:42
tolles FF!!!
Mehr mehr mehr, davon!!! :)
Von:  -N-a-m-i-
2013-11-27T12:59:48+00:00 27.11.2013 13:59
Gegenleistung? Nun das ist ein starkes Stück für ein Essen und ein Bad. Ein "Danke" hätte doch gereicht.
Ich bin gespannt wie es weiter geht...

Lg -N-a-m-i-


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