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Das Leben geht über Leichen

von

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Sie nippte an ihrem Martini.

»Von dem Gentleman dort drüben«, hatte der Barkeeper gesagt. Von dem Gentleman mit den braunen Haaren und dem freundlichen Lächeln, war der Drink gekommen. Er war genau ihr Typ: Elegant, aufmerksam und irgendwie geheimnisvoll. Bis jetzt hatte er jedoch noch keine Anstalten gemacht zu ihr herüberzukommen, hatte ihr bloß zugelächelt, als sie sich mit einem Winken für ihr Getränk bedankt hatte. Vielleicht war er ein wenig schüchtern.

Sie lächelte.

Heute war kein guter Tag gewesen. Auf der Arbeit hatte sie Streit mit einem Kollegen gehabt und war daraufhin in die Bar gekommen, um sich zu betrinken. Doch jetzt war sie sich sicher, dass dieser Abend die Strapazen des Tages wieder wettmachen würde.

Wenn er nicht zu ihr kam, würde sie eben die Initiative ergreifen. Es kümmerte sie wenig, dass er scheinbar nicht den Mut besaß sie von allein anzusprechen: Zurückhaltung war etwas, das sie bei ihren bisherigen Freunden immer vermisst hatte.

Entschlossen setzte sie ihr Glas an den Mund, trank den Rest des Martinis und erhob sich.

Aufgrund des nicht mehr ganz so niedrigen Alkoholpegels, ging sie ihrem Gentleman leicht schwankend entgegen und setzte sich neben ihn. Langsam drehte er den Kopf und sah sie an. Seine Augen waren so blau wie der Himmel im Sommer und glitzerten wie das Meer. Die Frau glaubte sich in ihnen zu verlieren. Der Gentleman lächelte sanft und streckte ihr die Hand entgegen.

»Mein Name ist Andrew, sehr erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen.«

»Melinda«, erwiderte die Frau und ergriff seine Hand. »Vielen Dank für den…«, setzte sie an, doch Andrew winkte ab.

»Eine schöne Frau wie du sollte an einem Samstagabend nicht allein in einer Bar sitzen. Und vor allem sollte sie nicht so furchtbar traurig aussehen, denn ich bin mir sicher, ein Lächeln stünde ihr viel besser.«

Melinda zögerte kurz, doch heute war sie einsam und verletzt, also erzählte sie ihm von ihren Sorgen. Es sprudelte geradezu ihr heraus und nur mit Mühe hielt sie die Tränen zurück. Andrew hörte ihr aufmerksam zu und nahm sie in den Arm, als sie geendet hatte. Die ganze Zeit über sprach er kein Wort.

»Können wir bitte gehen?«, fragte Melinda. »Ich fühle mich nicht wohl hier.«

Andrew nickte nur, nahm sie bei der Hand und führte sie hinaus auf die Straße. Die Nacht war kalt und Andrew legte Melinda, die nur ein dünnes Kleid an hatte, seine Jacke um, bevor er ein Taxi herbeiwinkte. Die beiden stiegen ein und schwiegen eine Weile.

Plötzlich zog Andrew eine Art Taschentuch aus seiner Hosentasche, welches sich in einer Plastiktüte befand und fragte: »Ich weiß wir kennen uns noch nicht besonders Lange aber sag mal: Meinst du nicht auch dieser Lumpen hier riecht nach Chloroform?« Er deutete auf das Tuch in seiner Hand.

Einen Moment sahen sie sich an, bis beide gleichzeitig in schallendes Gelächter ausbrachen.

»Ich wusste doch, dass dir ein Lächeln viel besser steht«, kam es von Andrew, der sich wieder beruhigt hatte. Melinda wischte sich die Augen und wollte etwas erwidern, als ihr ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Sie hatte kaum eine Sekunde Zeit den Geruch einzuordnen, da fühlte sie, wie ihr etwas auf Mund und Nase gedrückt wurde. Melinda schlug hektisch um sich, doch Andrew hielt sie fest.

»Mal ganz im Ernst…«, sagte der Dämon und zeigte ihr sein wahnsinnigstes Grinsen, »…das riecht doch wirklich noch Chloroform, oder?«

Dann begann er zu lachen. Er lachte während Melinda das Bewusstsein verlor, er lachte als er sie fesselte und er lachte noch immer, als sie aus der Stadt rausfuhren. Er lachte, weil es ihm gut ging, weil er glücklich war.

»Jonny, bring uns irgendwohin wo es schön ist«, rief er seinem Fahrer zu. »Heute feiern wir mal so richtig.«

Der Dämon lachte wieder. Das Leben war schön! Demon liebte das Leben und heute, ja heute war er am Leben, mit jeder Faser seines Körpers. Und das, so war er sich sicher, würde noch sehr lange so bleiben.



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