Völlig fertig, aber überglücklich warf sich Alice auf das Sofa im Backstage-Bereich. Sie knotete ihre Haare am Hinterkopf zu einem verschwitzten Klumpen zusammen. Ein friedliches Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie das Jubeln der Menschenmenge, das noch immer zu hören war, auf sich wirken ließ. Jamie ließ sich ausgelaugt neben sie auf den Zweisitzer sinken, währen M.J. sich auf den Boden fallen ließ und alle Viere von sich streckte. Cat warf sich auf sie. Fiona, die als Letzte den weiten Raum betrat, tanzte über M.J.`s Beine und blieb zwischen dem Sofa und den beiden Körpern stehen.
„Wie zum Teufel schaffst du es, nach 2 Stunden Show noch so fit zu sein?!“, fragte Alice und sah sie verständnislos an. Ihre Füße schmerzten unheimlich.
Fiona wollte Alice gerade eine überaus schnippische Antwort zuwerfen, doch Jamie kam ihr zuvor. „Kein Wunder, sie sitzt ja auch die ganze Zeit über.“ Versöhnlich grinsend zog sie ihre Drummerin zu sich auf den Schoß.
Mittlerweile hatte Alice sich ja daran gewöhnt, das fünfte Rad am Wagen zu sein, woran sie sich aber wohl nie würde gewöhnen können, war der Anblick, der sich ihr ständig bot. 2 wild herumknutschende Pärchen waren dann doch auf Dauer zu viel.
Bevor ihre Laune endgültig in den Keller wandern konnte, schloss sie ihre Augen und legte den Kopf nach hinten auf die Rückenlehne. Bequem war anders. Sollten sie doch alle machen, was sie wollten.
Cat stand auf und reichte M.J. die Hand, um ihr auf die Beine zu helfen. „Ich bin zwar unheimlich müde, aber habt ihr nicht Lust, noch mit zu mir zu kommen? Wir könnten den Abend bei etwas Wein ausklingen lassen. Immerhin ist der nächste Gig erst nächste Woche.“ Erwartungsvoll sah sich die Sängerin um.
Fiona sprang von Jamie’s Beinen und nahm sich ihre Tasche. „Nur, wenn ich bei dir duschen kann.“ Manchmal wirkte sie doch wie ein Flummi. Jamie nickte zustimmend: „Duschen hört sich fantastisch an.“
Cat nickte und sah die Leadgitarristin an, da sie davon ausging, das M.J. ohnehin bei ihr schlafen würde. „Was ist mit dir, Alice?“ Die Gefragte öffnete die Augen und sah 4 Augenpaare, die sie erwartungsvoll ansahen. „Aber ich dusche als Erste!“
Fiona und Jamie hatten sich schon vor einer Stunde in das kleine Gästezimmer verzogen, in dem sie immer schliefen. Nur ab und zu hörte man Fiona unterdrückte Laute von sich geben.
Cat stand völlig betrunken auf und fiel sofort wieder auf das schwarze Ledersofa zurück, woraufhin M.J. aufstand und sie in ihre Arme hob. „Gut, dass du so klein bist. Sonst müsstest du laufen.“, murmelte sie liebevoll. „Bettzeug liegt auf dem Sofa drüben, Alice. Fühl dich wie zu Hause.“, meinte die Bassistin und trug Cat ins Schlafzimmer.
Alice saß einen Moment lang, wie eingefroren da und starrte die leeren Weinflaschen an. Sie selbst hatte, genauso wie M.J., nicht allzu viel getrunken. Doch genug, um melancholisch zu werden.
Wie gerne hätte sie mit Cat getauscht.
Völlig in ihren Gedanken versunken trottete sie in das kleine Zimmer, in dem sie immer schließ, wenn sie mal wieder keine Lust auf Einsamkeit hatte und mit ihrer besten Freundin über den neuesten Songs saß.
Nur vergaß sie diesmal alle Lichter zu löschen und die Tür abzuschließen. Mit geübten Handgriffen zog sie das kleine Sofa aus, breitete ein Laken über dem Sofa aus, legte ein Kissen zurecht und die Decke, mit der sie sich zudecken würde, obendrauf. In Gedanken immer noch bei M.J., zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus legte sich hin und deckte sich zu.
//Schlafen ist wohl Luxus..// dachte sie sich seufzend, nachdem sie 10 Minuten an die Decke gestarrt hatte. Aus dem Nachbarzimmer hörte man mittlerweile auch nur noch leises Schnarchen. Sogar was das anging harmonierten Fiona und Jamie. Furchtbar.
Ob M.J. wohl schnarchte, wenn sie schlief? Lag sie lieber auf dem Rücken oder auf der Seite? Schlief sie nackt oder angezogen? Bei dem Gedanken an die nackte Bassistin fing es an, in ihr zu kribbeln. Gedankenverloren fuhr sie sich über den Oberkörper.
Alice war so beschäftigt mit sich selbst und ihren Gedanken, dass sie die Schritte auf den Flur gar nicht wahr nahm. Auch das leise Klicken, als die Lichter im Wohnzimmer gelöscht wurden überhörte sie völlig. Dass jemand langsam die Zimmertür öffnete, kurz darauf wieder schloss und den Schlüssel im Schloss herumdrehte, fiel ihr auch nicht auf. Umso mehr erschreckte sie, als plötzlich eine Gestalt neben ihr stand.
Sie erkannte die Bassistin erst, als sie sich über sie beugte.
„M.J.!“, flüsterte sie entsetzt und stützte sich auf die Unterarme, doch die Angesprochene drückte sie zurück auf das Kissen. „Schhht..“, machte sie und setzte sich breitbeinig auf Alice’ Becken. Erstaunt bemerkte Alice, dass M.J. nackt war. Zumindest ihr Oberkörper. „Was…“ Weiter kam sie nicht. Die beiden Lippenpaare berührten sich in einem Kuss…
