Zum Inhalt der Seite

In saecula saeculorum

in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@Legoory: Mal schauen wie lange die Freundschaft hält, sie wird garantiert noch auf einige harte Proben gestellt. ;)
Und Harry möchte doch nur höflich sein, wenn schon jemand klopft, dann öffnet man. Und hey, was ist an einem Pyjama so schlecht? Er ist doch nicht nackt. ;)

@annette-ella: Ich glaub, auf die Reaktion des Gegenübers sind alle gespannt. :)

@Sanae: Ich bemühe mich die Veränderungen erklärlich zu schreiben. Ein OOC kann und will ich nicht verhindern aber ich finde schon, dass es verständlich sein sollte. Freut mich, dass es dir gefällt. :)

So, es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat aber irgendwie fehlt mir die Motivation. Mal schauen wie schnell es weiter geht aber jeder von uns kennt ja so ein kreatives Tief.

Es geht weiter... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 10

„Guten Morgen, Professor“, gähnte Harry während er beiseite trat um Albus einzulassen.

„Harry, mein Junge, was machst du denn hier?“

„Ihnen die Tür auf und bis eben schlafen.“

„Du hast hier geschlafen?“, fragte Albus nach.

Harry entging der schneidende Unterton, er nickte einfach nur und schlurfte zurück zu seinem Bett. „Ja, mir war der Weg in den Turm zu weit und Severus hat mich netterweise hier schlafen lassen.“

„Was hast du mitten in der Nacht hier gemacht?“, fragte Albus jetzt wesentlich freundlicher während er sich in den Sessel setzte.

„Mich für mein Geburtstagsgeschenk bedanken und Severus etwas im Labor geholfen. Dabei haben wir wohl die Zeit vergessen.“

„Wann seit ihr denn ins Bett?“

„Vor nicht mal drei Stunden“, knurrte eine Stimme von der Schlafzimmertür aus.

Während Harry erschrocken zusammen zuckte, erhob sich Albus lächelnd und ging auf Severus zu, der im Morgenmantel und mit sehr schlechter Laune auf sie zukam. „Severus, mein Junge, ich ...“

„Albus, ich würde so gerne ein längeres, tief greifendes Gespräch mit dir führen aber leider bin ich schon verabredet und zwar mit meiner Bettdecke“, unterbrach Severus seinen Mentor während er ihn schon mit mehr oder weniger sanfter Gewalt zur Tür geleitet, „aber wir können das Gespräch gerne beim Abendessen nachholen und so lange hätte ich auch gerne meine Ruhe. Guten Tag, Albus.“

Damit schob er den völlig überrumpelten Weißmagier zur Tür raus und schloss sie vor seiner Nase. Dann drehte er sich zu Harry um, der auf seinem Bett saß und ihn völlig verdattert ansah.

„Zwei Möglichkeiten: weiterschlafen oder gehen.“

Harry sparte sich eine Antwort und kroch stattdessen unter die Decke, Severus knurrte leise und verschwand dann wieder in seinem Schlafzimmer. Die Tür fiel mit sehr viel mehr Schwung ins Schloss als nötig gewesen wäre. Harry nahm sich vor möglichst lange zu schlafen und keinerlei Geräusche zu machen, noch eine Störung würde Severus wahrscheinlich explodieren lassen. Wer hätte auch ahnen können, dass der Tränkemeister so ein Morgenmuffel war?
 

Niemand erwähnte das gemeinsame Fehlen von Severus und Harry. Bei Severus hatte Albus dafür gesorgt, dass niemand Fragen stellte und Harrys Freunde fragten nicht nach weil sie irgendwie Angst vor der Antwort hatten. Keiner von ihnen hatte was dagegen wenn er schwul war aber eine Beziehung zu Snape? Nun, das war eine andere Sache denn damit konnte keiner von ihnen wirklich umgehen. Denn auch wenn Harry immer wieder betonte, dass sie nur Freunde waren, so wirklich glauben tat ihm keiner mehr. So langsam bemerkte Harry auch die Veränderungen bei seinen Freunden. Hier ein wissender Blick, dort ein abgebrochenes Gespräch, das Ablenken auf ein anderes Thema wenn das Gespräch durch Zufall auf Severus fiel und so langsam aber sicher ging es ihm auf die Nerven. Es war kurz vor Ende der Sommerferien als ihm der Geduldsfaden riss.
 

„Verdammt, wann versteht ihr endlich, dass ich nichts mit Severus am Laufen habe? Wir sind Freunde, genau wie wir. Wieso kann ich mich nicht mit ihm unterhalten ohne, dass ihr denkt, dass wir ne Beziehung haben? Ich kann doch auch mit Ron, Seamus, Dean oder sonst wem reden, ohne, dass ihr mir gleich eine Beziehung unterstellt. Warum ist das nur bei Severus so?“, fauchte Harry. Er war aufgesprungen, das Schachspiel stand vergessen zwischen ihm und Ron und genau diesen starrte er gerade in Grund und Boden.

„Jetzt geh doch Ron nicht so an“, warf Hermine von der Seite aus ein.

Harry fuhr sofort zu ihr rum, „warum nicht? Merlin, ihr habt euch nicht so angestellt als Neville euch von Theo erzählt hat, oder als die Sache mit Seamus und Dean ans Licht gekommen war aber bei mir macht ihr so ein Theater? Was habe ich euch eigentlich getan?“

„Harry, du hast uns nichts getan. Wir machen uns doch nur Sorgen“, sagte Hermine vorsichtig, „du musst zugeben, dass es schon etwas seltsam ist.“

„Was ist seltsam?“, hakte Harry nach.

„Snape könnte dein Vater sein“, warf Ron ein und bereute es sofort wieder als Harry ihn wütend ansah.

Hermine kam dem Rotschopf zu Hilfe, „auch wenn es etwas unglücklich ausgedrückt war aber er hat Recht. Professor Snape ist mindestens zwanzig Jahre älter als du und naja, eure Freundschaft wirkt schon etwas seltsam.“

„Was ist daran seltsam? Wir sind Freunde.“

„Du übernachtest regelmäßig bei ihm.“

„Ja, im Wohnzimmer, auf einem verwandelten Bett, mit einer geschlossenen Tür zwischen uns. Wir sehen uns zum Frühstück, komplett bekleidet. Merlin, da habe ich die Jungs aus meinem Schlafsaal schon nackter gesehen und ich wiederhole es gerne nochmal, ich bin nicht schwul und ich stehe nicht auf Severus“, knurrte Harry, „selbst wenn, was wäre daran so schlimm?“

„Ist die Frage ernst gemeint? Hey, ich meine, es geht hier um Snape“, fuhr Ron ihn jetzt an.

Harry sah ihn mitleidig und leicht genervt an und knurrte, „und? Severus ist ein genialer Mann mit unglaublichen Fähigkeiten. Er hat einen besonderen Humor, den man, zugegeben, erst mal verstehen muss, er hat charakterliche Vorzüge und Nachteile, wie jeder von uns. Man kann tolle Gespräche mit ihm führen, sogar mit ihm lachen. Er wäre ein phantastischer Partner, der jedem sehr viel zu bieten hätte.“

Sowohl Ron wie auch Hermine starrten ihn fassungslos an, die restlichen Gryffindor waren mittlerweile völlig verstummt und warfen verunsicherte Blicke zu den drei Freunden, die vor einem der Kamine saß.

Harry schüttelte gerade den Kopf, „darüber mit euch zu reden, ist sinnlos. Severus und ich sind Freunde, nicht mehr aber auch nicht weniger. Denkt doch was ihr wollt.“ Damit drehte er sich rum und verschwand die Treppe zu den Jungenschlafsälen hoch.
 

„War das jetzt sein Ernst? Snape und ein phantastischer Partner?“, fragte Ron schließlich leise. Nicht nur er schüttelte sich bei dem Gedanken, die meisten anderen Jungen fühlten ebenso.

Einige Blicke gingen zu Seamus, der sie aufmerksam ansah und dann fragte, „Kann ich etwas für euch tun?“

Es gab mehrere Ansätze etwas zu sagen doch keiner brachte einen verständlichen Satz zusammen bis Hermine leise seufzte und fragte, „was hältst du von Harrys Beschreibung?“

„Wieso ich? Weil ich auf Kerle steh? Och bitte, Leute. Snape ist Snape, der Gleiche wie schon seit Anfang an. Ein parteiisches Ekel und dazu wäre er mir viel zu alt. Aber jeder hat eigene Vorstellungen von einem Freund oder einer Freundin und ich bin garantiert der Letzte, der irgendjemanden etwas vorschreiben will. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Harry schwul ist“, sagte Seamus.

„Wie kommst du darauf?“

„Keine Ahnung, nur so ein Gefühl. Aber jetzt mal ernsthaft, was wäre so schlimm daran?“

„Es geht um Snape“, warf Ron erneut ein.

„Und?“, fragte Seamus, „uns kann es doch egal sein wen Harry zum Freund oder zur Freundin hat. Selbst wenn er was mit Snape hätte und ich betone das 'hätte', was ginge uns das an? Oder glaubt ihr wirklich, dass Snape der Typ wäre, der zu einem netten Gemeinschaftstreffen kommen würde?“

„Nein. Wahrscheinlich würde sich in der Öffentlichkeit nicht mal was ändern“, sinnierte Hermine nachdenklich.

„Richtig und was Harry hinter verschlossenen Türen macht, kann uns egal sein. Es geht uns schlicht und einfach nichts an“, schloss Seamus nickend.

„Aber Snape?“

„Ron!“

„Was? Es geht immer noch um Snape? SNAPE!“

„Mensch, bei Theo hast du dich auch nicht so angestellt.“

„Das war auch nicht Snape“, murrte Ron.

Einige lachten bei dem betröppelten Gesichtsausdruck und Hermine sagte, „wir sollten uns langsam dran gewöhnen. Sie sind Freunde, wir werden wohl nichts daran ändern können. Vielleicht sollten wir hochgehen und uns entschuldigen.“

Der Rotschopf sah sie verzweifelt an doch dann nickte er und ging nach oben. Allerdings würde er nur ein leeres Zimmer vorfinden, mit einigen hektisch ausgezogenen Kleidungsstücken, die quer über den Boden verteilt waren und einem offenen Fenster.
 

Aufgeregtes Fiepsen und lautes Kratzen an der Fensterscheibe ließen Severus genervt aufstöhnen bevor er das Fenster mit einem Murren und einem Handwink öffnete. Sofort kam die wohlbekannte Fledermaus hinein geschossen, fiepsend, quietschend und sich fürchterlich aufregend. Mit hoch gezogener Augenbraue ließ ihn Severus eine Weile gewähren bevor er den Zauberstab zog und völlig ruhig sagte, „Incarcerus irretio.“

Sofort schlangen sich die dünnen Seile um Harrys Körper, ein weiterer Zauber verhinderte, dass die gefangene Fledermaus völlig zermatscht auf dem Boden landete. Severus ließ ihn zu sich schweben und hielt ihn direkt vor sein Gesicht, zwei dunkle Augen sahen ihn wütend an. „Harry, so sehr ich deine Aufregung auch manchmal verstehe aber was ist los? Beim Abendessen warst du noch super drauf und jetzt führst du dich auf als hättest du Tollwut“, schnarrte Severus.

Es folgten eine Reihe aufgeregter Fieps- und Quietschlaute, die Severus nur genervt die Augen verdrehen ließ.

„Darf ich jetzt auch was sagen?“

Missmutig nickte Harry, der Kopf war das Einzige, was er noch bewegen konnte.

„Du hast, mal wieder, zwei Möglichkeiten: entweder du verwandelst dich und wir reden darüber oder du verschwindest wieder. Ich habe keine Lust eine tollwütige Fledermaus in meinem Wohnzimmer zu haben“, sagte Severus.

Harry fiepste leise und ließ den Kopf hängen, er hatte in aller Eile und Wut vergessen seine Klamotten mitzunehmen.

„Du kannst von mir Sachen haben wenn du dich verwandeln willst“, schlug Severus vor doch Harry schüttelte nur traurig den Kopf. Er wollte eigentlich nicht reden, seine Freunde würden ihn wohl nie verstehen.

Severus merkte, dass Harry schon längst mit seinen Gedanken woanders war. Er schüttelte kurz den Kopf, entfernte dann die magischen Seile und legte die Fledermaus auf ein herbeigezaubertes Kissen auf den Tisch.

Jetzt merkte Harry auf, er sah sich aufmerksam um und quietschte ihn dann fragend an.

„Deiner Reaktion entnehme ich, dass du nicht reden willst und dich auch nicht unbedingt verwandeln willst also bleib ruhig liegen und sei friedlich.“

Fieps.

„Nein, wir spielen nicht das tolle Ich-fiepse-und-du-rätst-was-ich-will-Spiel.“

Fieps, quietsch.

„Harry, was willst du?“, fragte Severus genervt doch Harry quietschte einfach weiter. Severus warf ihm einen genervten Blick zu, seufzte dann und hob ihn kurzerhand von dem Kissen auf seinen Sessel. Er quietschte weiter bis Severus schließlich das Buch, welches er eigentlich lesen wollte, ein Stück zur Seite nahm und ihn auf sein rechtes Bein legte. Es bedurfte noch ein paar kleinerer Veränderungen in der Sitzposition aber dann konnte Severus mit der linken Hand bequem sein Buch halten und mit der Rechten die Fledermaus kraulen.

Er war sich nicht sicher was genau hier ablief aber in diesem Moment, in dieser Situation und in seiner momentanen Laune fühlte es sich einfach toll an. Die schlanken Finger kraulten über seinen Rücken und die Flügelansätze, verschwanden nur kurz um eine Seite umzublättern und kehrten dann zurück. Er schielte zu Severus hoch doch dieser war, mit ausdrucksloser Miene in sein Buch vertieft und beachtete ihn gar nicht weiter. Harry überlegte noch einen Moment, stieß dann einen tiefen Seufzer aus und entspannte sich, jetzt lag er einmal hier also konnte er auch liegen bleiben. Da Severus ja scheinbar nichts dagegen hatte, warum sollte er sich dann dagegen wehren? Denn wenn er ehrlich war, das Kraulen hatte er am Meisten vermisst denn seit Severus wusste, wer sich hinter Fell und Flederflügeln verbarg, hatte er ihn nicht mehr so gekrault. Es fühlte sich einfach herrlich an. Harry seufzte nochmal, schloss dann die Augen und beschloss sich die Entspannungen weg kraulen zu lassen. Severus war auf dem besten Weg dahin.
 

Das Schuljahr hatte wieder begonnen und mit ihm der alltägliche Schulstress, dem sich auch die Siebtklässler nicht entziehen konnten. Dass dadurch die Suche verlangsamt wurde, mussten sie alle in Kauf nehmen aber Albus war der felsenfesten Überzeugung, dass die Jugendlichen dennoch einen Schulabschluss benötigten. Zudem war es momentan sehr ruhig um Lord Voldemort geworden. Die Suche wurde auf das Wochenende beschränkt und das auch nur unter der Bedingung, dass die Schüler sämtliche Hausaufgaben bis zum Frühstück am Samstag fertig haben mussten. Wer das nicht hatte, durfte nicht mit und das wollte sich keiner entgehen lassen. Es waren schon einige sehr alte und sehr wertvolle Zaubersprüche und -tränke gefunden worden aber noch nichts, was wirklich hilfreich war. Und so ging die verzweifelte Suche weiter.
 

Harry hatte am ersten Freitag allerdings echte Probleme dieser Bedingung nachzukommen. Professor Slughorn hatte ihnen heute in den letzten zwei Stunden eine Aufgabe fürs Wochenende gestellt. Sie sollten einen Trank brauen, dessen Zubereitung fast sechs Stunden benötigte. Die restlichen Schüler hatten den kompletten Freitagabend dazu genutzt genau diese Hausaufgabe gleich zu erledigen doch Harry war offiziell ja gar nicht in Hogwarts. So hing er jetzt im Zaubertränkeklassenzimmer und wartete darauf, dass Professor Slughorn endlich seine Sachen packte und ging. Es war nicht so als mochte er diesen Mann nicht aber er war ihm einfach zu aufdringlich.

Zudem war seine Anwesenheit und seine Verwandlung nur Minerva und Poppy gegenüber aufgeklärt und er wollte nicht, dass sich das änderte. Er seufzte leise, Slughorn machte nur so leider gar keine Anstalten zu gehen. Nein, im Gegenteil, er hatte es sich bequem gemacht und schenkte sich immer wieder aus einer bauchigen Flasche nach. Harry wusste zwar nicht was genau in der Flasche war aber es musste etwas Hochprozentiges sein. Denn je länger Slughorn da saß und trank umso unkoordinierter wurden seine Bewegungen und jetzt begann er auch noch mit sich selbst zu reden.

„Sinnlos.“

Aha, sehr informativ. Harry verleierte die Augen, schlug die Flügel komplett um sich zusammen und hoffte, dass der Mann bald genug hatte und ins Bett ging. Er musste schließlich diesen verfluchten Trank bis morgen früh fertig haben.

„So sinnlos.“

„Wirklich so sinnlos.“

„Warum machen wir das?“

„Es ist so sinnlos.“

Harry war versucht seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen wenn er noch ein einziges Mal das Wort sinnlos hörte. Seit fast vier Stunden hing er hier an der Decke und seit zwei Stunden redete Slughorn vor sich hin. Und seine Worte wurden immer zusammenhangsloser, was wahrscheinlich an dem Zeug lag, was er die ganze Zeit trank.

„Die Suche, so sinnlos.“

Jetzt horchte Harry auf, meinte Slughorn etwa die Suche in Malfoy-Manor? Sie hatten das Manor fast komplett durchsucht, es waren nur noch einige extrem alte Bücher übrig und die mussten teilweise erst übersetzt und entziffert werden.

„Keinen Sinn.“

„Alles keinen Sinn.“

„ER kann nicht sterben.“

„Nicht so.“

„So Sinnlos.“

Harry war wieder hellwach, er entwickelte sich um den Mann ansehen zu können. Slughorn hatte sich erhoben und begann jetzt unruhig auf und ab zu laufen. Er hielt immer wieder an seinem Tisch an um einen Schluck zu trinken und ging dann weiter. Seine Worte wurden immer zusammenhangsloser.

„Tot.“

„Nein.“

„Nie.“

„ER wird leben.“

„Sinnlos.“

„Diese Suche ist sinnlos.“

„Nur eine ganze Seele kann sterben.“

„So viele Teile.“

„Viel zu viele Teile.“

„Unmöglich.“

„Tot.“

„Nie finden.“

„Es ist sinnlos.“

Harry war sich nicht sicher was genau der Mann damit meinte aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es wichtig war und so hörte er aufmerksam zu, der Trank war völlig vergessen.
 

Wo war dieser Kerl wenn man ihn mal brauchte? Harry flatterte fluchend und vor sich hin schimpfend durch die Kerker, nachdem er Severus' Gemächer verschlossen vorgefunden hatte. Er hatte sich extra verwandelt und angezogen um anzuklopfen aber es war still geblieben. Zunächst hatte er vermutet, dass Severus schon schlief, was um kurz vor halb Vier in der Nacht auch nicht ungewöhnlich gewesen wäre aber er hatte sehr, sehr lange angeklopft. Davon wäre Severus garantiert wach geworden also ging er davon aus, dass er nicht da war. Aber wo war er dann? Frustriert hatte sich Harry zurückverwandelt, seine Klamotten geschnappt und war auf die Suche gegangen.
 

Nachdem er die Kerker komplett abgeflogen war, suchte er sich ein offenes Fenster und schoss in die Nacht hinaus. Überlegend hing er in der Luft, sein Blick ging über das Schloss, was dunkel vor ihm lag und blieb schließlich auf einem hellerleuchteten Fenster hängen. Albus war scheinbar noch wach und wenn er schon Severus nicht fand, war dieser die zweite Wahl. So steuerte Harry den Turm an, er würde schon irgendwie auf sich aufmerksam machen können.
 

„Lass das Fenster bitte zu“, bat Severus sein Gegenüber.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Albus verwundert.

„Hier wird gleich eine Fledermaus an die Scheibe klatschen.“

Albus sah überrascht zum Fenster, wo gerade wirklich die wohlbekannte, gefleckte Fledermaus auftauchte und wie wild davor rum flatterte. Trotz Severus' Protest öffnete Albus das Fenster und schon wurden sie mit einem Schwall Quietsch- und Fiepsgeräusche überflutet.

„Verdammt Harry, halt die Klappe“, fauchte Severus sofort.

Das nächste Fiepsen blieb Harry im Hals stecken, mit offen stehendem Maul starrte er Severus an bevor er richtig loslegte.

Severus löste das Problem auf seine eigene Art und weiße, er zauberte kurzerhand wieder den gläsernen Kasten um Harry herum und dieser war absolut schalldicht.

„Severus“, mahnte Albus mit einem amüsierten Unterton in der Stimme.

Dieser warf ihm einen unschuldigen Blick zu bevor er den Kasten nach nebenan schweben ließ und per Zauberstab in die Luft schrieb, „Der Kasten ist leicht zerbrechlich. Sobald du dich verwandelst, bist du wieder frei.“ Dann verließ er den Raum.
 

Er wurde bereits erwartet, eine dritte Teetasse und eine kleine Schale mit gegrillten Heuschrecken stand auf dem Tisch, ein dritter Stuhl davor. Harry ließ sich schmollend nieder, er fand diesen Kasten völlig überflüssig.

„Was willst du?“, fragte Severus, „du solltest längst im Bett sein.“

„Ihr seit auch noch wach“, gab Harry schnippisch zurück doch dann besann er sich warum er wirklich hier war und begann zu erklären. Die zwei Männer hörten ihm schweigend zu.
 

Schweigen folgte der Ausführung von Harry, bedeutungsvolle Blicke wurden gewechselt während der Jüngste der Runde an seinen Heuschrecken knabberte. Doch irgendwann wurde Harry das Schweigen zu blöd und er fragte, „kann irgendjemand etwas mit dem Gefasel anfangen?“

„Ja.“

„Severus, das ist nicht sehr hilfreich.“

„Albus, was denkst du?“, fragte Severus ohne auf seinen Einwand einzugehen.

„Wir denken wahrscheinlich dasselbe. Severus, hast du irgendwelche Erfahrungen damit?“

„Nein. Du?“

„Nein. So was ist seit Generationen nicht mehr vorgekommen und es macht die Situation wesentlich schwieriger als sie sowieso schon ist“, sagte Albus seufzend.

„Was machen wir jetzt? Die ganze Suche ist damit sinnlos“, schnarrte Severus.

Harry sah zwischen den Gesprächspartnern hin und her, immer noch seine Heuschrecken knabbernd bevor er fragte, „würde mich mal jemand einweihen?“ Wieder diese bedeutungsvollen Blicke, die gewechselt wurden.

„Er ist zu jung“, schnarrte Severus dann.

„Hallo? Ich bin volljährig.“

„Du bist zu jung.“

„Nein, bin ich nicht. Ich bin volljährig.“

„Albus, sag es ihm, er ist zu jung“, wandte sich Severus jetzt an den anderen Erwachsenen im Zimmer doch dieser lächelte ihn nur sachte an. Die hellblauen Augen blitzten ihn über die Ränder der Halbmondbrille hinweg an. „Er ist zu jung“, beharrte Severus.

„Nein, ist er nicht. Severus, er muss es wissen und die restlichen Siebtklässler auch. Wir müssen die Suche nochmal ganz von vorne anfangen und nach völlig neuen Gesichtspunkten suchen“, sagte Albus.

„Hallo! Ich bin noch da!“

„Das ist nicht zu übersehen, du Nervensäge.“

„Danke Severus, ich mag dich auch. Also, was ist hier los?“, sagte Harry.

Doch der Tränkemeister schnaubte nur, verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Albus wartete einen Moment ob er nicht doch noch anfangen wollte doch als auch nach einigen Minuten nichts kam, begann er zu erklären.

„Harry, wie du sicher weißt, fürchtet ER nichts mehr als den Tod. Schon hier in Hogwarts hat ER alles gelesen, getan und gemacht um den Tod für immer zu besiegen. Nun, das ist natürlich nicht möglich, zumindest nicht auf eine normale Art und weiße. Es gibt Gerüchte, Legenden, über eine Möglichkeit aber diese Methode geht so weit in die schwarze Magie, dass es schon vor Generationen verboten wurde überhaupt darüber zu reden. Sämtliche Bücher, Unterlagen, Pergamente, alles, was auch nur ein Wort darüber enthielt, wurde vernichtet.“

„Scheinbar nicht alles wenn wir jetzt darüber reden“, unterbrach Harry ihn.

Albus nickte ernst und fuhr fort, „ich dachte, es wäre alles vernichtet worden aber nach dem, was du uns gerade erzählt hast. Nun, ich gehe davon aus, dass ER trotzdem etwas darüber gefunden hat.“

„Albus, komm zum Punkt. Ich glaube, er hat verstanden, dass es verdammt gefährlich, verboten und über die Maßen illegal ist“, knurrte Severus dazwischen.

„Wenn ihr mich nicht ständig unterbrechen würdet, könnte ich zum Punkt kommen“, warf Albus ein.

„Um was genau geht es? Ein tödlicher Fluch? Irgendein Trank, der IHN unsterblich macht? Um was genau geht es?“, fragte Harry.

„Viel schlimmer, es geht um die Seele. Harry, auch wenn die Muggel sich darüber streiten ob es die Seele wirklich gibt oder nicht, wir Zauberer sind da schon weiter. Wir wissen, dass die Seele existiert und ein Mensch kann nur sterben wenn man die Seele tötet. Und genau hier setzt dieses uralte, verbotene, schwarzmagische Ritual an. Das Ritual erschafft Horkruxe.“

„Noch nie davon gehört“, sagte Harry nachdem Albus abgebrochen hatte und irgendwie auch keine Anstalten machte weiterzureden.

„Natürlich nicht, dass ist Sinn und Zweck der Sache. Niemand sollte jemals wieder davon wissen, deswegen wurde es ja verboten“, knurrte Severus.

„Was sind Horkruxe jetzt?“

„Seelenteile.“

„Häh?“

„Welch sinnvolle Frage.“

„Severus, bitte“, mahnte Albus bei der sehr höhnischen Stimmlage seines Gegenübers.

Doch Severus knurrte nur, „was denn? Wir haben gerade erfahren, dass wir unseren schlimmsten Feind nicht vernichten können. Da werde ich ja wohl ein bisschen sarkastisch sein dürfen.“

„Wie jetzt? Wieso das? Könntet ihr mir einen Gefallen tun und nicht länger um den heißen Brei herum reden. Was sind Horkruxe? Warum können wir IHN jetzt plötzlich nicht mehr vernichten?“, fragte Harry.

Wieder wurden Blicke ausgetauscht bevor Severus tief durch atmete und dann sagte, „Horkruxe sind Seelenteile. Das Ritual erfordert ein Opfer und spaltete dafür einen Teil der eigenen Seele ab. Dieser Seelenteil wird in einem willkürlichen, bereitgestellten Gegenstand gelagert. Die Seele wird zerstört, was es mit Geist und Körper anstellt, haben wir bei IHM gesehen. Es hat nur einen einzigen Vorteil, wenn man das überhaupt so nennen kann. Wenn die Person, die einen oder mehrere Horkruxe erschaffen hat, von einem Fluch oder Ähnlichem getötet wird, stirbt er oder sie nicht. Zumindest nicht richtig, der Körper stirbt aber die Seele wandert zu dem Horkrux. Von dort kann sie wieder in einen normalen Körper transferiert werden.“

„Der Friedhof!“

„Richtig. Pettigrew hatte, nach deinen Erzählungen, bereits einen provisorischen Körper für IHN erschaffen und durch das Wiedergeburtselixier hat ER dann einen richtigen Körper bekommen.“

„Wie man es nimmt“, warf Harry leise ein.

Diesmal nickten beide Zauberer und Albus sagte, „ja, irgendetwas muss damals schief gegangen sein.“

„Oder auch nicht“, murmelte Severus und auf die fragenden Blicke erklärte er, „was ist wenn ER mehrere Horkruxe erschaffen hat? Dann wäre nur ein Teil der Seele in dem Gebräu gelandet und das wiederum würde das jetzige Aussehen erklären.“

„Aber dann kann ER gar nicht sterben?“

„Doch, wenn alle Seelenteile vernichtet sind und Horkruxe lassen sich nur sehr schwer vernichten. Sie sind gegen normale Waffen und Flüche völlig unempfindlich“, sagte Albus.

„Severus, du hast doch vorhin gesagt, dass es willkürliche Gegenstände sind, oder?“

„Ja, wieso?“

„Dann haben wir vielleicht schon einen Teil vernichtet“, sagte Harry nachdenklich.

„Erklärst du uns diese Annahme?“

„Das Tagebuch aus der Kammer des Schreckens.“

„Ja, das wäre möglich aber dann muss es noch mehr geben“, sagte Severus nach einem kurzen Schweigen.

„Wieso?“

„Weil du dich im zweiten Schuljahr darin rum getrieben hast und ER im vierten Schuljahr wiedergekehrt ist. Selbst wenn das Tagebuch ein Horkrux war, was sehr wahrscheinlich ist, muss es noch mehr geben und genau hier liegt unser Problem. Es kann förmlich alles sein. Ein Teller, ein Becher, ein Buch, ein Pergament, ein Tisch, ein Stuhl, es könnte sogar ein Lebewesen sein. Nagini könnte ein Horkrux sein. Es ist förmlich unmöglich herauszufinden wie viele und vor allem was ER in Horkruxe verwandelt hat“, sagte Severus und diesmal hörte man deutliche Resignation aus seiner Stimme heraus.

„Das klingt nicht gut. Und was machen wir jetzt?“, fragte Harry leise. Schweigen antwortete ihm auf diese Frage.
 

Sie schwiegen sich eine ganze Zeit lang an, Harry bestellte eine neue Ladung Insekten und eine Tasse Wasser für sich während die anderen Zwei bei Tee blieben. Eher lustlos kaute er dann auf den Hundertfüßern rum und schließlich fragte er erneut, „was machen wir jetzt?“

„Von vorne anfangen.“

„Die ganze Villa nochmal durchsuchen? Das dauert Monate!“

„Nicht ganz, wir müssen diesmal nicht aufräumen und wir haben die Sachen ja schon sortiert. Wir müssen nur die wichtigsten Bücher und Pergamente nochmal durchgehen“, sagte Severus doch wirklich begeistert klang er nicht.

„Wir müssen die anderen Siebtklässler informieren. Wir suchen jetzt nach völlig anderen Dingen.“

„Ist es überhaupt möglich? Kann man IHN töten ohne die Horkruxe vorher zu vernichten?“, fragte Harry.

„Wenn wir das wüssten, wären wir ein ganzes Stück weiter. Albus, auch wenn es dir nicht passt aber wir müssen uns in das Thema wenigstens einlesen. Ich habe das ganz dumpfe Gefühl, dass Horace mehr weiß als wir bis jetzt ahnten. Wir sollten ihn mal genauer befragen“, sagte Severus, „ich hätte gleich ein Fläschchen Veritaserum dabei.“

„Rein zufällig?“

„Natürlich.“

„Natürlich Severus, natürlich. Aber bei Horace gebe ich dir Recht, wir müssen mit ihm reden. Aber er wird das Veritaserum nicht freiwillig nehmen“, sagte Albus.

Jetzt grinste Severus, ein breites, fieses Grinsen, was nicht nur Harry einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
 

Der Plan war schnell gefasst und noch schneller umgesetzt. So hing Harry keine drei Tage später am Abend in Albus' Büro an der Decke während sich unter ihm drei Zauberer bei einer Tasse Tee unterhielten. Das Gespräch kam allerdings ins Stocken und schließlich ganz zum Erliegen als Slughorns Augen sich langsam verschleierten bis sie völlig von einem dunklen Nebel überzogen waren.

„Wir können“, sagte Severus kurz bevor eine Fledermaus auf seiner Schulter landete und nickte. „Wie ist dein Name?“

„Horace Edgar Farley Slughorn“, kam mit monotoner Stimme.

„Welchen Beruf übst du aus?“ „Ich bin Zaubertränkelehrer an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei.“ Auch die zweite Antwort kam mit monotoner, gleichbleibender Stimme, die Augen blieben verschleiert.

„Wir können.“

„Er macht uns etwas vor“, knurrte Severus plötzlich.

„Wie bitte?“

„Sieh genauer hin, Albus, er macht uns etwas vor.“

Albus sah genauer hin und tatsächlich, der Schleier flackerte immer wieder. „Nun, das kannst du ja ändern, oder Severus.“

„Aber natürlich“, sagte Severus während er schon den Zauberstab zog, „Legilimens.“
 

Harry zuckte zusammen, zu gut erinnerte er sich an die ersten Okklumentikstunden bei Severus und dessen unbarmherzigen Angriffen auf seinen Geist. Er hätte ihn wenigstens vorwarnen können, dann wäre er weg gegangen doch jetzt traute er sich nicht mehr. Und so klammerte er sich an Severus' Schulter und versuchte ihn nicht allzu sehr zu stören. Doch es dauerte nur wenige Sekunden bis Severus den Stab wieder sinken ließ und schnarrte, „Du kannst.“ Albus nickte und dann begann das Verhör. Auch wenn er diese Maßnahme gerne vermieden hätte aber sie hatten keine andere Wahl und so schob er seine Gewissensbisse beiseite.
 

Die Nacht wurde sehr lang, Albus musste sich bei Horace mehrfach entschuldigen nachdem das Veritaserum seine Wirkung verloren hatte. Zwar war Horace nicht sehr begeistert aber er sah auch ein, dass sein Schweigen mehr geschadet als genutzt hatte. Hätten sie gleich von Voldemorts Plänen bezüglich der Horkruxe Bescheid gewusst, hätten die Suche gleich nach anderen Gesichtspunkten durchgeführt werden können. Horace hatte sich nach dem Verhör und der wirklich ernst gemeinten Entschuldigung in seine Gemächer zurückgezogen, er musste sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und das ging alleine am Besten. So saßen Albus, Severus und Harry jetzt schweigend um Albus' Schreibtisch herum, jeder hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach denn was sie erfahren hatten, ließ wenig Hoffnung aufkommen.

Der junge Tom Riddle hatte wirklich von den Horkruxen gehört und wollte nicht nur einen sondern gleich sieben erschaffen. Sieben willkürliche Gegenstände, die ER wahrscheinlich an Orten versteckt hatte, auf die man gar nicht kommen würde. Harry ließ den Blick irgendwann durch das Büro schweifen und fragte sich, wie viele Gegenstände hier ein Horkrux sein könnte. Es hätte alles sein können, sogar die Stange, auf der Fawkes saß oder der Tisch, wo ihre Tassen drauf standen. Es war einfach unmöglich zu sagen, was ER verwandelt hatte. Das Seufzen von Albus riss ihn aus seinen Gedanken.

„Was machen wir jetzt?“, fragte der Zauberer und zum ersten Mal, seit Harry ihn kannte, klang Albus Dumbledore völlig verzweifelt. Zum ersten Mal sah man ihm sein wahres Alter auch an.

„Eine weiße Fahne suchen?“, schlug Severus mit dunkler, verzweifelter Stimme vor.

„Das ist nicht sehr hilfreich, Severus.“

„Was erwartest du von mir, Albus? Dass ich Freudentänze aufführe? Sind dir eigentlich die Ausmaße dessen bewusst, was wir gerade gehört haben? Verdammt, SEINE Seele besteht aus ACHT Teilen. ACHT. Wie sollen wir das machen?“, fauchte Severus. Harry wollte etwas sagen doch der Tränkemeister fuhr ihm sofort über den Mund, „selbst wenn das Tagebuch ein Horkrux war, sind es immer noch sieben Teile. Sechs Gegenstände und ER selbst. Wie sollen wir das schaffen? ER wird nicht in aller Seelenruhe dabei zusehen wie wir SEINE Horkruxe vernichten. Keiner weiß etwas über sie, über die Herstellung und die Verbindung, die noch zwischen ihnen herrscht. Selbst wenn wir alle Horkruxe vernichten, bleibt ER und es ist ja nicht so als wäre ER kein mächtiger Zauberer. Nein, ER wird sich einfach ergeben, klar.“ Seine Stimme tropfte vor Sarkasmus und hatte einen hysterischen Unterton, etwas, was weder Harry noch Albus von ihm kannten. Scheinbar schien er das auch selber nicht von sich zu kennen denn er atmete mehrmals tief durch, fuhr sich mit der Hand über die Augen und murrte, „ich gehe schlafen.“

„Jetzt?“

„Nein, nächstes Jahr. Natürlich jetzt. Ich brauche etwas Ruhe um mich zu sammeln. Gute Nacht und ich will heute nicht mehr gestört werden, es ist schließlich Samstag.“

Damit erhob sich Severus, nickte ihnen nochmal zu und ging, ohne auf irgendeine Erwiderung zu warten.

„Das war jetzt überraschend“, sagte Harry irgendwann.

„Ja, das war es. Aber er hat einen guten Anfang gemacht. Harry, geh ins Bett. Es war eine lange Nacht.“

„Ich kann eh nicht schlafen.“

„Versuch es. Wir werden eine Lösung finden.“

Harry sah ihn zweifelnd an und fragte, „darf ich meinen Freunden davon erzählen?“

„Nein. Das werde ich machen aber heute nicht mehr.“

„Und die Suche? Die sollte heute fortgesetzt werden“, erinnerte Harry.

„Die wird für dieses Wochenende ausfallen.“

„Mit welcher Begründung?“

„Das lass mal meine Sorge sein. Geh ins Bett Harry“, sagte Albus lächelnd.

Harrys zweifelnder Blick blieb aber er nickte, wünschte eine gute Nacht und ging nach nebenan. Dort zog sich aus, verwandelte sich und seine Sachen und flog in sein Zimmer. Entgegen seiner Vermutung konnte er allerdings sehr schnell einschlafen, wenn auch kopfüber an der Decke hängend.
 

Von Severus war das ganze Wochenende nichts zu sehen, auch als Harry an seinem Fenster kratzte, rührte sich nichts. Die Siebtklässler waren mehr als verwirrt, sie hatten die Suche schon fest eingeplant und waren beim Frühstück am Samstag von Albus darüber informiert worden, dass sie ausfiel. Natürlich waren alle danach zu Harry gerannt und hatten ihn ausfragen wollen aber dieser schwieg wie ein Grab. Er hatte es Albus versprechen müssen, von ihm würde niemand was erfahren.
 

Am Montag schien wieder alles normal. Harry beobachtete Severus von der Decke aus wie er in seiner ganz eigenen Art in die große Halle rauschte und sich zum Frühstück auf seinen Platz setzte. Die schwarzen Augen schweiften über die Schüler, kurz sah Severus zur Decke, fasste ihn ins Auge und wandte sich dann seinem Frühstück zu. Etwas verwirrt flatterte Harry mit den Flügeln, blieb aber hängen. Severus hatte noch nie zu ihm hoch gesehen, nie, warum also jetzt? Er beschloss ihn heute Abend danach zu fragen.
 

Sein Vorhaben wurde vereitelt. Albus ließ die Siebtklässler nach dem Unterricht in die große Halle kommen und erklärte ihnen alles. Geschockte Gesichter sahen ihn an, vereinzelte Schluchzer waren zu hören und fassungsloses Schweigen breitete sich aus. Keiner wollte glauben, was sie da gerade gehört hatten. Fast alle sahen zu Harry, der sich sichtlich unwohl fühlte aber nichts sagte. Was hätte er auch sagen können? Er wusste ja selber nicht was er davon halten sollte. Sein Blick ging wiederum zu Severus, der still auf seinem Platz saß und die Versammlung bis jetzt schweigend verfolgt hatte. Eine schwarze Augenbraue ruckte nach oben bevor er seufzte und fragend zu Albus sah, der daraufhin nickte. Aus dem Schweigen der Schüler war leises Gemurmel geworden auch wenn sich die Meisten noch sehr zurück hielten.

Severus wartete noch ein paar Momente bevor er sich erhob und mit schneidender Stimme knurrte, „Ruhe!“

Er sprach nicht wirklich laut doch wie schon in seinem Klassenraum zuckten die Schüler zusammen und stellten augenblicklich alle Gespräche ein.

„Ja, wir haben jetzt neue Probleme aber die hatten wir vorher auch. Keiner hat gesagt, dass es leicht wird IHN zu besiegen. Gut, es ist jetzt schwerer geworden aber wir haben schon einen Anfang gemacht. Unser allseits beliebter Goldjunge hat in seinem zweiten Schuljahr bereits einen Horkrux vernichtet, bleiben also sechs und durch gründliche Nachforschung haben wir bereits einen weiteren Horkrux ausfindig gemacht. Wir sind uns lediglich über die Art der Vernichtung noch nicht im klaren aber auch dieses Problem werden wir lösen. Die Suche in Malfoy-Manor wird erneut durchgeführt aber nach anderen Gesichtspunkten. Die genauen Punkte werdet ihr nächstes Wochenende erfahren denn dann geht die Suche weiter“, schnarrte Severus.

Drei Personen in der großen Halle wussten, dass Severus ihnen gerade das Blaue vom Himmel runter log und dabei so überzeugend wirkte, dass sich die Schüler wirklich beruhigten. Nur Draco sah seinen Paten zweifelnd an, irgendwie konnte er das Gehörte nicht glauben.

„Ihr habt gehört, was Professor Snape gesagt hat. Ja, es wird schwieriger aber es ist nicht unmöglich. Wir werden einen neuen Plan ausarbeiten“, sagte Albus, der jetzt endlich wieder zu seiner alten Form gefunden hatte. Jetzt wirkte er wieder wie der weiße, alte Zauberer, den alle hier kannten und dem sie vertrauten. Die letzten Zweifel waren bei den meisten Schülern weggefegt, nur einige Einzelne konnten und wollten dem Frieden nicht trauen. Genau diese Schüler beschlossen, jeder für sich selbst, Harry aufzusuchen und ihn diesmal wirklich auszuquetschen.
 

„Du hast uns angelogen, ohne mit der Wimper zu zucken oder rot zu werden“, stellte Draco fest nachdem der Großteil der Schüler die Große Halle wieder verlassen hatte.

Severus sah ihn von oben herab an und schnarrte, „natürlich. Was hätten wir sonst machen sollen?“

„Die Wahrheit?“, fragte Harry, der sich den Gesprächspartnern genähert hatte, genau wie ihre übrigen, engeren Freunde.

„Ach und welche Wahrheit wäre das gewesen? Dass wir so gut wie keine Möglichkeit haben IHN zu besiegen?“

„Ist es so?“, fragte Blaise.

„Wenn wir nichts finden, ja. Es ist unmöglich die sechs Gegenstände zu finden“, sagte Severus.

„Und zu vernichten“, warf Neville ein doch zu aller Überraschung schüttelte Severus den Kopf, „Nein, sie zu vernichten, ist einfach.“

„Wie?“

„Harry hat es doch vor gemacht. Ein Basiliskenzahn und das Schwert Gryffindors, beide Dinge sind dazu geeignet einen Horkrux zu vernichten.“

„Wo bekommen wir einen Basiliskenzahn her?“ Alle Augen wanden sich Harry zu, der diese Frage gestellt hatte bis es auch bei ihm Klick machte. „Ich könnte nochmal in die Kammer und welche holen“, schlug er vorsichtig vor.

„Könntest du, wirst du aber nicht. Wir haben sie schließlich nicht.“

Jetzt gingen alle Blicke zu Severus und Theo fragte, „haben wir überhaupt eine Chance etwas zu finden?“

Severus schwieg einen Moment bevor er seufzte und meinte, „ich weiß es nicht. Wir müssen es wenigstens versuchen.“

„Das klingt nicht sehr aufbauend, Severus.“

„Soll ich wieder lügen?“

„Nein.“

„Dann akzeptiert die Wahrheit. Wir werden alles versuchen und jetzt verschwindet!“ Die restlichen Schüler folgten dieser sehr netten Aufforderung ihres Verteidigungslehrers und gingen.
 

„Ich sagte, ihr sollt gehen und nicht gleich wieder kommen“, fuhr Severus die Fledermaus an, die an der Türklinke zu seinen Gemächern hing und ihn leise an fiepste. Da er keine verständliche Antwort erhielt, zupfte Severus das Tier einfach von der Klinke und nahm es mit rein. „Da du deine Kette nicht dabei hast, gehe ich davon aus, dass du in aller Eile verschwunden bist oder nicht mit mir reden willst. Da ich diesmal nichts getan habe um ein Schweigen zu provozieren, waren es wohl deine Freunde. lass mich raten, sie haben dich ausgequetscht?“, fragte Severus.

Harry, der auf seiner offenen Handfläche lag, nickte traurig und hüllte sich in seine Flügel.

„Das ist keine Lösung.“

Fieps.

„Und das keine Sprache. Aber du darfst trotzdem hierbleiben auch wenn ich dir nichts anderes sagen kann.“

Das nächste Fiepsen war definitiv resignierend.

„Ja, so fühle ich mich auch gerade.“ Severus richtete sich seinen Sessel für den Abend mittels Zauberstab ein bevor er sich setzte, Harry auf seinem rechten Bein platzierte und fragte, „was würdest du eigentlich dazu sagen, wenn ich ständig in Tiergestalt bei dir auftauchen würde?“

Jetzt sah Harry interessiert auf und nickte heftig. Eine Augenbraue ruckte bis zum Haaransatz hoch, er enthielt sich aber jedes weiteren Kommentars sondern griff nur wortlos nach seinem Buch und begann zu lesen. Harry sah ihn noch einen Moment abwartend an und als keine Reaktion kam, machte er es sich bequem. Ja, es war feige sich hier zu verstecken aber es war so einfach. Einfach verwandeln, hierher fliegen und dann auf dumm tun. Er wusste, dass es nicht richtig war aber es war die einfachste Methode um für einen Moment allen Problemen zu entfliehen. Vielleicht würde das Severus auch mal ganz gut tun. Mit diesem Gedanken kuschelte er sich enger in die Hand, die direkt neben ihm lag und schloss die Augen. Darüber konnte man später noch nachdenken.
 

Doch die Suche wurde erschwert denn Voldemort schien wieder aufgewacht zu sein. Die Todesser waren erstarkt und fast täglich las man nun in den magischen Zeitungen von Übergriffen und Überfällen der Dunklen Seite. Der Phönixorden musste fast komplett aus Malfoy-Manor abgezogen werden, genau wie die Auroren, sie wurden schlicht und einfach woanders benötigt. Es gab sehr lange und teilweise sehr laute Diskussionen ob die Suche im Manor weiter durchgeführt werden sollte, gerade ohne die Bewachung der Erwachsenen. Aber die Schüler setzten sich durch, sie wollten helfen und das war im Moment ihre einzige Möglichkeit. Allerdings gab Albus erst nach als Severus einen Vorschlag machte, der mit Begeisterung angenommen wurde.
 

„Warum habe ich das vorgeschlagen?“, maulte Severus ein paar Tage später.

„Weil du eigentlich ein ganz lieber Mensch bist und gar nicht so grummelig bist wie du immer tust“, gab Harry grinsend zurück. Der Blick, der ihn traf, hätte ihn eigentlich in ein Häufchen Asche verwandeln sollen aber so grinste er nur noch breiter.

„Ich hasse dich“, knurrte Severus nachdem der Todesblick doch keinen Erfolg hatte.

„Du hast mich in Wirklichkeit ganz doll lieb“, grinste Harry, was zu einem weiteren bitterbösen Blick führte bevor sich Severus umdrehte und zu seinem Platz an einem der Tische ging. Kaum, dass er saß, füllten sich die Teller und Schüsseln vor den Schülern und eröffneten das Mittagessen.

Auch Harry setzte sich jetzt, Draco ihm gegenüber grinste leicht und fragte, „Er bereut seine Idee jetzt schon? Wir sind doch erst zwei Tage hier.“

Harry nickte nur und sah sich um. Hier war in diesem Fall Malfoy-Manor, genauer gesagt der Speisesaal, in dem die kompletten Siebtklässler aus Hogwarts an zwei großen Tischen saßen und aßen. Severus, der an der Stirnseite eines Tisches saß, hatte den Vorschlag gemacht, den Unterricht für zwei Wochen ausfallen zu lassen und die Suche verstärkt fortzusetzen. Damit das auch so effektiv wie möglich war, wurden die Schüler und Severus als Aufpasser gleich im Manor einquartiert. Das war vor zwei Tagen gewesen und die Anwesenheit von gleich vierzig halberwachsener Zauberer hatte dazu geführt, dass Severus seine Idee schon nach wenigen Stunden bereute. Doch er stand zu seinem Wort, er würde diese zwei Wochen durchhalten. Immer getrieben von der Hoffnung, dass sie etwas fanden.
 

„Nichts.“

„Bist du sicher, Severus?“

„Ja, absolut. Wir haben jedes Pergament, jedes Buch, jeden noch so kleinen Fitzel gelesen und analysiert. Albus, wir haben nichts, absolut gar nichts gefunden“, sagte Severus ernst.

Der Mann vor ihm sah ihn noch einen Moment an bevor er sich schwer in seinen Stuhl fallen ließ. „Und jetzt?“, fragte er irgendwann.

„Das nächste Haus.“

„Von wem? Severus, wir können nicht von jeder alten Familie die Häuser durchsuchen“, sagte Albus.

„Black.“

„Black? Der Grimmauldplatz? So weit ich weiß, hat sich Harry dort schon sehr genau umgesehen.“

„Ja, um Blödsinn zu machen aber nicht nach unseren Kriterien. Zudem die Häuser meiner Schlangen, aber die in den Weihnachtsferien“, sagte Severus.

„Ich habe mich gerade verhört, oder? Severus, wie stellst du dir das vor? Viele deiner Schlangen haben Todesser als Eltern und sind nur hier in Hogwarts sicher. Du kannst sie nicht nach Hause schicken ohne sie zu gefährden“, sagte Albus.

„Sie sind sich dieses Risikos bewusst und bereit es einzugehen.“

„Wieso?“

Jetzt seufzte Severus leise und zog ein Buch aus einer Tasche. „Weil Pansy Parkinson dieses Buch auf dem Dachboden ihrer Großmutter gefunden hat, in dem unter Anderem der Bestientrank steht. Albus, was haben wir für eine Wahl?“

„Kämpfen?“

„Nur kämpft dein Goldjunge nicht mehr mit.“

Schweigen.

„Sind sich die Slytherins wirklich bewusst, was sie da tun sollen?“, fragte Albus irgendwann.

„Ja, wissen sie. Albus, alle Siebtklässler, bis auf Draco, sind keine offiziellen Todesser. Weder von unserer noch von SEINER Seite aus. Sie gehen als ganz normale Schüler hier zur Schule und waren die letzten Weihnachtsferien ganz gewohnt Zuhause. Sie wissen, was auf dem Spiel steht und du wirst sie nicht aufhalten können. Sie werden zu Weihnachten nach Hause fahren und dort suchen und die anderen Schüler sollten sich im Grimmauldplatz umsehen“, erklärte Severus. Er legte das Buch auf Albus' Schreibtisch, er kannte es mittlerweile schon auswendig und hatte es vorsichtshalber sogar noch magisch kopiert.

„Seit wann hast du dieses Buch?“

„Schon länger. Was machen wir nun?“

„Deinen Vorschlag umsetzen. Wir werden auch die anderen Familien mit einbeziehen.“

„Mit welcher Begründung?“

„Ich lasse mir etwas einfallen“, sagte Albus, „wie macht sich Harry im Verteidigungsunterricht?“

Etwas verwirrt über diesen plötzlichen Themawechsel war Severus im ersten Moment sprachlos bevor er sich fing, „Gut. Ich brauche mittlerweile fast eine Stunde um ihn die erforderlichen zehn Mal zu Boden zu schicken.“

„Wie lange hast du am Anfang gebraucht?“, fragte Albus amüsiert.

„Keine zehn Minuten.“

„Also wird er besser.“

„Ja, langsam.“

Albus musterte den Mann vor sich, auch wenn sich keinerlei Gefühlsregung auf seinem Gesicht abzeichnete, war er sich sicher, dass Severus stolz war. Man musste ihn nur lange genug kennen um ihn lesen zu können und selbst nach so vielen Jahren fiel es Albus manchmal sehr schwer.

„Brauchst du noch irgendetwas?“, fragte Severus gerade.

„Nein. Ich werde die Schüler informieren, dass die Suche am Wochenende im Grimmauldplatz fortgesetzt wird.“

„Dann kann ich gehen?“

„Hast du noch etwas vor?“

„Ja.“

Da keine weitere Erklärung folgte, fragte Albus auch nicht weiter nach sondern nickte nur.
 

Die Suche wurde ausgeweitet, die Siebtklässler teilten sich an den Wochenenden auf. Die Hälfte suchte bei sich Zuhause, der Rest ging in den Grimmauldplatz. Sie wechselten sich jedes Wochenende ab, wobei die Slytherins von diesem Wechsel ausgenommen waren. Sie konnten übers Wochenende nicht nach Hause, das hatten sie noch nie gemacht und es würde auffallen wenn sie jetzt damit anfingen. Sie würden über die Weihnachtsferien nach Hause fahren, natürlich mit den entsprechenden Aussagen über Draco denn er und seine Familie galten ja bei den Todessern als Hochverräter. Jeder der Siebtklässler war sich bewusst, dass er vielleicht nicht nach Hogwarts zurückkehren könnte und jeder war bereit das Risiko einzugehen. Es hatte dennoch sehr lange gedauert bis Albus dem Plan wirklich zugestimmt hatte, er wollte dieses Risiko nicht eingehen und er wollte nicht, dass die Schüler dieses Risiko eingingen. Doch sie hatten keine andere Wahl mehr, die Sache mit den Horkruxen hatte ihre Gesamtsituation zu sehr verändert.
 

„Albus, was willst du um diese Uhrzeit von mir? Und was machen die hier?“, fauchte Severus.

Es war Mittwochabend, er hatte einige sehr nervtötende Stunden mit seinen Schülern hinter sich und nach dem Abendessen war ihm auch noch ein Trank übergekocht, etwas, was ihm seit Jahren nicht passiert war. Und jetzt hatte ihn auch noch Albus zu sich gerufen. Als wäre das nicht schon genug Strafe gewesen, nein, es waren auch noch die Weasleyzwillinge anwesend und grinsten ihn an.

„Severus setz dich. Harry müsste auch gleich kommen“, sagte Albus lächelnd ohne auf die Fragen einzugehen.

„Dann solltest du das Fenster aufmachen“, knurrte Severus während er sich setzte.

„Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen aber ich kann mich durchaus noch als Mensch fortbewegen“, sagte eine amüsierte Stimme bevor Harry in sein Blickfeld kam und sich auf den letzten freien Stuhl setzte, „Fred, George, was macht ihr hier?“ Während man Harry die Freude über das Wiedersehen deutlich ansah, verzog sich Severus' Gesicht noch mehr

„Die Herren Weasley haben uns vielleicht die Lösung für unsere Probleme gebracht.“

„Wie?“, fragte Severus sofort. Jegliches Schmollen war vergessen.

Albus antwortete nicht sondern warf den Zwillingen einen auffordernden Blick zu und Fred legte ein Pergament auf den Tisch. „Wir haben von Ron alles gehört, die Sache mit den Horkruxen, die Suche, alles. Ja, er durfte es nicht sagen aber wir sind seine Familie also verzeiht ihm. Naja, wir haben uns etwas umgehört und gleich zwei Dinge herausgefunden“, erklärte er.

„Was?“

„Etwas Negatives und etwas Positives.“

„Wie negativ kann es denn noch werden?“, schnarrte Severus.

Diesmal antwortete George, „naja, nur Harry kann IHN töten. Aber nicht wegen der Prophezeiung sondern wegen den Horkruxe. In diesem Pergament steht drin, wer den Horkrux eines Menschen vernichtet, ist der Einzige, der auch den betreffenden Zauberer vernichten kann. Da ihr ja davon ausgeht, dass das Tagebuch ein Horkrux war und Harry ihn vernichtet hat, lässt der Umkehrschluss nur zu, dass auch nur Harry die restlichen Horkruxe und IHN vernichten kann.“

„Das ist nicht fair“, maulte Harry leise.

„Vor allem ist es sinnlos. Wir haben die restlichen Horkruxe nicht“, erinnerte Severus.

Die Zwillinge nickten und Fred deutete auf das Pergament, „lest es selber.“

Severus war schneller als Harry, er entrollte das Pergament und begann zu lesen während Harry auf seinem Stuhl rum hippelte. „Das ist keine Lösung“, stellte Severus irgendwann fest, „er hat nicht die magische Kraft um diesen Zauber zu beherrschen.“

„Wer ist er?“, fragte Harry.

„Du bist gemeint. Hier, ließ selber.“

Damit reichte ihm Severus das Pergament rüber und die restlichen Anwesenden warteten mit weiteren Diskussionen bis er es auch gelesen hatte.
 

„Hier steht, dass dieser Fluch einen Zauberer restlos vernichtet. Egal welchen Gegenzauber er spricht und egal wie viele Horkruxe er erschaffen hat. Warum ist das schlecht?“, fragte Harry etwas verwirrt.

„Wer will es ihm erklären?“, schnarrte Severus. Als alle Blicke sich auf ihn richtete, knurrte er leise und sagte dann, „dein magisches Potenzial reicht nicht aus um diesen Zauber zu beherrschen. Du kannst ihn zwar sprechen aber er wird nicht das tun, was du von ihm willst. Er könnte dich selbst vernichten oder einen Verbündeten aber mit Sicherheit nicht IHN. Um diesen Zauber wirkungsvoll sprechen zu können, fehlen dir ungefähr zwanzig Jahre Ausbildung und Erfahrung.“

„Aber jemand Anderes könnte den Zauber sprechen“, unterbrach Harry ihn.

„Nein, nur DU kannst IHN vernichte weil du schon das Tagebuch zerstört hast.“

„Kann man das nicht ändern?“, fragte Harry.

Alle schüttelten die Köpfe.

„Was machen wir jetzt?“

„In saecula saeculorum“, sagte Albus.

Während die Zwillinge und Harry ihn fragend ansahen, starrte ihn Severus an als hätte er den Verstand verloren.
 

„Das kann nicht dein Ernst sein“, brachte Severus nach einer ganzen Weile des Schweigens heraus.

„Doch.“

„Mit wem?“

„Das würde der Trank bestimmen.“

„Und wenn sie gleich alt sind? Dann funktioniert es sowieso nicht.“

„Hallo, um was geht es hier?“, rief Harry dazwischen.

Er sah auffordernd zu Severus doch dieser schüttelte den Kopf und deutete auf Albus, „diesen Mist soll er dir erklären.“

Jetzt wandten sich alle Albus zu, der tief durchatmete und dann begann, „es gibt ein uraltes Ritual, welches zwei magisch begabte Menschen, egal welchen Geschlechtes, aneinander bindet. Das Ritual In saecula saeculorum . Es verbindet die Seelen und vor allem die Magie miteinander. Der Sinn dahinter war es, dass beide Menschen auf die verbundene Magie zugreifen konnten.“

„Also hat ein Zauberer dann die Macht von allen Beiden?“, fragte George dazwischen.

„Ja, das war der Grundgedanke aber das Ritual ist weit komplexer. Es verbindet die Magie nicht nur, es verstärkt sie und je besser die Partner aufeinander abgestimmt sind, umso mächtiger werden sie.“

„Wie bei den magischen Wesen? Diese Dominanzgeschichte?“

„Nein, das genaue Gegenteil. Diese Magie ist dazu ausgelegt eine vollkommen gleichberechtigte Partnerschaft zu bilden. Stärken und Schwächen des Anderen akzeptieren, aufeinander einzugehen und freiwillig für den Anderen zurückzustecken. Man muss das eigene Ich, die eigene Gier und den eigenen Schatten überwinden, zum Wohl des Anderen und das von beiden Seiten. Es ist unglaublich schwer und so weit mir bekannt ist, haben es nur die wenigsten Verbundenen jemals geschafft, das wahre Ausmaß des Rituals zu ergründen“, schloss Albus.

„Ich soll mich jetzt diesem Ritual unterziehen damit ich über eine größere magische Kraft verfügen kann und den Zauber damit beherrschen kann?“, fragte Harry, nachdem keiner mehr etwas gesagt hatte.

„Das wäre meine Idee gewesen.“

„Wäre das alles so einfach, würde Severus nicht so einen Aufstand machen und gerade so aussehen als hätte er in eine Zitrone gebissen.“

Albus schwieg bis Severus knurrte, „los, sag es ihm. Sag ihm die negativen Seiten an dem Ritual und vor allem in seiner Situation.“

Tiefes Durchatmen und dann wieder Schweigen.

„Gut, dann mach ich das. Harry, dieses Ritual kann nie rückgängig gemacht werden. Einmal verbunden, ist es nicht möglich sich wieder zu lösen. Wenn man diese Einigkeit nicht erreicht, stellt sich die Magie gegen die Verbundenen. Die Magie wird nicht stärker sondern schwächer. Zudem ist eine spätere Ehe unmöglich. In deinem speziellen Fall bräuchtest du einen Partner oder eine Partnerin, die älter sind. Wesentlich älter und mit einem stärkeren magischen Kern. Sprich, du wirst an einen älteren Zauberer oder eine ältere Hexe gebunden, für immer und ohne die Möglichkeit in deiner Altersklasse und aus Liebe zu heiraten.“
 

Das hatte gesessen. Harry starrte seinen Lehrer fassungslos an bevor er sich erhob und den Raum ohne ein weiteres Wort verließ. Severus wartete noch einen Moment, dann erhob er sich ebenfalls.

„Wo willst du hin?“, fragte Albus.

„Die Sache hat sich ja wohl damit erledigt. Seine Reaktion war eindeutig also werde ich mich wieder an die Arbeit machen.“

„Severus, das Ritual ist eine sehr gute Chance.“

„Diese Tatsache habe ich auch nicht bestritten. Es ist wohl die beste Chance, die wir im Moment haben aber es gibt da einen winzig kleinen Haken.“

„Welchen?“

„Dein Goldjunge will von dem Ritual scheinbar nichts wissen. Ohne das Ritual kann er diesen Zauber nicht beherrschen. Außer natürlich ER gibt uns noch die zwanzig Jahre, die wir brauchen um Harry zu trainieren“, sagte Severus höhnisch.

„Das ist nicht witzig.“

„Ich scherze auch nicht. Albus, solltest du Harry von dem Ritual überzeugt kriegen, werde ich dir mit Freuden den Bestimmungstrank brauen. Ich kaufe ihm sogar ein Hochzeitsgeschenk aber ich glaube irgendwie nicht daran, dass das nötig sein wird. Ich wünsche dir viel Glück und entschuldige mich jetzt, ich habe zu tun.“ Damit drehte sich Severus wirklich um und ging.
 

„Sollen wir mit Harry reden?“, fragte Fred leise.

Etwas überrascht wandte Albus ihm den Kopf zu und fragte, „warum solltet ihr das tun? Ich gehe nicht davon aus, dass ihr Interesse daran habt, dass er so gebunden wird.“

„Nein, haben wir nicht aber wir sind uns auch der Tragweite dieses Zaubers und des Rituals bewusst.“

„Und seiner Möglichkeiten. Außerdem kann man auch mit jemanden zusammenleben ohne verheiratet zu sein. Das Ritual verhindert eine magische Hochzeit aber nicht, dass man jemanden liebt und mit ihm zusammen lebt.“

Das Aufblitzen von Erkenntnis in Albus' Gesicht ließ darauf schließen, dass er es noch nicht von dieser Seite gesehen hatte.

„Zudem kennen wir Harry, er braucht immer etwas Zeit um über Dinge nachzudenken. Vor allem wenn sie so gravierende Folgen haben. Also, sollen wir mal mit ihm reden?“, fragte George nochmal.

„Nein.“

„Nein?“

„Nein. Ihr habt Recht, er braucht Zeit und die soll er ruhig haben. Ich habe es so im Gefühl, dass sich Harry von alleine melden wird. Ich danke euch für euren Besuch und für den Zauber, er wird sich bestimmt noch als nützlich erweisen“, sagte Albus lächelnd.

„Genau das hatten wir gehofft. Professor Dumbledore, viel Glück.“

„Danke. Wollt ihr flohen?“, fragte Albus mit einem Deut auf den Kamin.

„Nein, das geht leider nicht. Bei uns ist kein Kamin angeschlossen. Wir disapparieren.“

„Dann müsst ihr hinter die Grenzen von Hogwarts.“

Die Zwillinge erhoben sich nickend, verabschiedeten sich dann nochmal bevor sie gingen und Albus mit seinen düsteren Gedanken allein ließen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich würde sagen, das hat wirklich gesessen. Harry ist also wirklich der Einzigste, der IHN vernichten kann aber er braucht Hilfe, sehr einschneidende Hilfe. Ob er das Ritual wirklich eingeht? Es scheint ja ihre einzige Chance zu sein. Ob Harry wieder für die Allgemeinheit zurücksteckt?

*Kekse und Kakao hinstell* - Bedient euch.

Tata. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Neko-sama
2014-09-26T21:34:40+00:00 26.09.2014 23:34
Ich bin eindeutig süchtig *w*
Wenn Sev jetzt noch der Partner ist, schmeiß ich ne Party ;3

lg neko
Von:  Omama63
2014-07-31T13:31:05+00:00 31.07.2014 15:31
Ein super Kapitel.
Das ist ja eine große Entscheidung die Harry da wieder Treffen muss.
Harry sollte erst mal den Bestimmungstrank nehmen, damit er weiß, mit wem er sich binden soll und dann entscheiden, ob er es will.
Der beste Partner wäre natürlich Severus. Da könnte ich mir auch vorstellen, dass er sich dazu überwinden könnte.
Wenn es nicht Severus ist, dann wird nicht nur einer traurig sein.
Bin schon gespannt, wie sich Harry entscheidet und mit wem er sich Binden soll.

Lg
Omama63
Von:  Eshek
2014-06-10T15:54:27+00:00 10.06.2014 17:54
Sehr cooles Kapitel!
Tjaja...wie wird Harry sich wohl entscheiden? Ich bin echt gespannt, wie es weiter geht!
Die Idee mit dem Ritual finde ich echt gut und du schaffst es echt gut, dass die Charaktere ihren Charakter behalten!
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel!
Liebe Grüße
Eshek
Von:  Legoory
2014-06-03T20:31:49+00:00 03.06.2014 22:31
Genial.
Ich bin begeistert über dieses Kapitel. Du hast dir richtig interessante Dinge ausgedacht, wie man IHN doch noch vernichten kann. Sehr beeindruckend.
Zumal ich sagen muss, die Szene, wo Harry auf Snaps Knie sitzt und sich kraulen lässt... ich war richtig neidisch xD
So jetzt bin ich mal gespannt, ob unser lieber Harry sich binden lässt oder nicht. Aber da man ja deine Überschrift kennt, tippe ich mal auf ja.
Schnell weiter schreiben, ich bin schon richtig gespannt ^^
Von:  Pogopuschel
2014-06-03T11:25:24+00:00 03.06.2014 13:25
Hey,
super Kapitel. Macht mal wieder Lust auf mehr.
Ich denke ja das Harry zustimmt. Aber wer wird wohl der andere sein an den er gebunden wird? Ich hab da schon so meine Idee.
Ich hoffe, dass dich die Kreativität wieder packt.
LG Pogopuschel
Von:  annette-ella
2014-06-03T09:47:05+00:00 03.06.2014 11:47
Hi,
ein tolles kapitel. Ist Harry auch ein Horkruxe?
Freu mich auf mehr
LG
annette-ella


Zurück