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Eifer und Sucht

von

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And still I love you..!

Wie lange wartete ich nun schon auf sie? Mein Blick wanderte zur Uhr und starrte den Stundenzeiger an.

Halb sechs.

Es kam in letzter Zeit häufiger vor, dass sie später nach Hause kam, aber halb sechs? War das ihr Ernst? Ich starrte in den Fernseher und nahm doch nicht wahr, was er zeigte.

Erneut wählte ich wie in Trance ihre Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr und auch diesmal erzählte mir die Stimme am anderen Ende, dass der gewünschte Gesprächspartner zur Zeit leider nicht verfügbar sei.

Fuck!

Und gerade als ich dabei war, die vierte SMS zu schreiben, hörte ich das klappern ihres Schlüsselbundes vor der Wohnungstür. Nach einigen vergeblichen Versuchen wurde der Schlüssel doch noch in das Schloss geschoben und die Tür aufgesperrt.

Wie von der Tarantel gestochen stand ich auf und stellte mich in den Türrahmen der Wohnzimmertür, starrte sie an.

Schweigend und mit verschränkten Armen sah ich ihr, kochend vor Wut, dabei zu, wie sie in die Wohnung torkelte und die Tür viel zu laut schloss.

Hätte sie mal lieber andere Schuhe mitgenommen.

Oder weniger getrunken.

Unbeholfen ging sie ein paar Schritte auf ihren High Heels und wäre beinahe umgeknickt, ehe sie die Schuhe auszog und sie fluchend in die Ecke warf.

Angewidert schüttelte ich den Kopf, als der Gestank nach zu viel Alkohol und Zigaretten bis zu mir herüberwehte und ich erkannte, wie verdammt fertig sie aussah. Das Make-up, das sie tagtäglich mit akribischer Sorgfalt auftrug, war verwischt und ließ sie aussehen wie eine wandelnde Leiche.

„Sag mal, wo warst du denn so lange? Ich hab mir ernsthafte Sorgen gemacht!“

Sie sah auf und mich doch nicht an, schien durch mich hindurch zu blicken. „Ich war bei Marina.“

Natürlich war sie das..

„Verarsch mich doch nicht. Also noch mal: Wo warst du?“

„Du hast doch keine Ahnung!“, spuckte sie mir entgegen und schob sich an mir vorbei in das geräumige Wohnzimmer. Im Fernsehen lief irgendeine dieser Dauerwerbesendungen.

„Sieh doch Jim, der Käse löst sich einfach so aus der Pfanne und es bleiben keine Rückstände…“ Blah, blah, blah.

Ich drehte mich zu ihr und schenkte ihr einen dieser unnachgiebigen Blicke, einen, der jedes Mal die Wahrheit aus ihr herauskitzelte.

„Ist ja gut, hör auf mich so anzusehen.“

Na also, warum denn nicht gleich? Aber was dann kam, schlug dem Fass den Boden aus.

„Ich war noch mit ein paar Leuten feiern. Aber da war nix. Ich kenn den Typen halt von der Arbeit.“

Typ? Welcher Typ. Ich wollte doch lediglich wissen, wo sie war.

„Und warum schreibst du mir nicht zurück?“

„Ich hab deine SMS gar nicht bekommen. Mein Akku ist leer.“

Zusammenhängende Sätze konnte man definitiv nicht mehr von ihr erwarten. Dafür war ihr Alkoholpegel nachweislich zu hoch.

Ich öffnete den Mund, um sie nach dem Typen zu fragen, den sie erwähnt hatte, doch sie kam mir zuvor. Es tat mir in der Seele weh, zu sehen, wie schwer sie sich damit tat, aufzustehen.

„Geh kurz duschen. Nerv mich nicht! Muss jetzt schlafen.“

Sie spie mir die Worte vor die Füße mit der stillen Aufforderung, mir selbst logische Sätze daraus zu bilden.

Nach ihr verließ ich das Wohnzimmer und fragte sie dann doch noch.

„Welcher Typ eigentlich? Ich hab doch gar nicht nach nem Typen gefragt.“

Schweigen und die Tür, die vor meiner Nase zu ging.

Die Wut brodelte in mir und eigentlich wäre ich ihr zu gerne hinterher und hätte solange weiter gefragt, bis ich eine Antwort bekommen hätte, aber es war Zeit für mich, zur Arbeit zu gehen. Wie ich an diesem Tag ohne Schlaf und mit dieser Scheisswut im Bauch arbeiten wollte, würde ich mir später noch überlegen müssen.

Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, ballte ich die rechte Hand zur Faust und hätte sie am liebsten gegen die Wand geschlagen.

Ich wollte mich prügeln. Egal wo, aber am liebsten mit diesem Arschloch, mit dem sie feiern war und mit dem angeblich nichts gelaufen ist.

Aber das kleine Stück in mir, das noch nicht mit Zorn infiziert war, dachte rational. Ich bin kein guter Schläger und würde in diesem Kampf mit absoluter Sicherheit verlieren.

Der Weg zur Arbeit schien endlos und immer wieder fragte ich mich, warum immer ich so auf die Nase fiel, was Frauen anging.

Immer wieder derselbe Mist mit den Weibern.

Und immer wieder dieselbe Frage: Warum steht auf meinem Dach kein Bitchableiter?
 

Sie war weg, als ich von der Arbeit nach Hause kam; hatte ihre Sachen gepackt und war wieder zu ihrer Mutter. Das sagte zumindest der Zettel, der mit dem Eiffelturm an den Kühlschrank geheftet war.

Völlig fertig von zu wenig Schlaf und der Tatsache, dass meine Beziehung offensichtlich zu Ende war, ließ ich mich auf das Sofa fallen.

Plötzlich war die Wohnung viel zu groß, zu leer.

Meine Arme fingen an zu kribbeln, es fühlte sich an, als ob Ameisen unter meiner Haut umher eilten.

Tränen liefen mir die Wange herunter und ich ließ den Kopf auf meine Hände sinken. Das erste Mal nach Jahren weinte ich; und ich hörte nicht mehr auf.

Ich schrie verzweifelt nach ihr und wusste doch, sie konnte mich nicht hören.
 

Es zerfraß mich auch 5 Tage später noch. Doch mittlerweile war ich so weit, dass ich wusste, warum sie weg war. Die Beziehung bestand nicht aus ihr und mir, sondern aus mir und meiner Eifersucht.

Ich war zusammen mit meiner Eifersucht.

Die letzten Sonnenstrahlen erhellten meine Augenringe, als ich mich ungeschickt durch ihre Facebook Seite klickte. Noch immer war ich der festen Überzeugung, zwischen ihr und diesem Kerl war was gelaufen.

Von wegen da war nichts.

Außerdem hatte ihr Hundeblick, den sie mir bei unserem gemeinsamen Mittagessen zugeworfen hatte, Bände gesprochen.

Sie bereute, was sie getan hatte; was auch immer das gewesen war.

Frustriert klappte ich den Laptop zu und nahm mir mein Handy. Hoffentlich erfuhr sie, dass ich mich jetzt mit einer neuen traf. Ich wusste, sie würde explodieren vor Wut, würde es ihr jemand verraten.

Es war ein verdammter Fehler. Und doch beging ich ihn, traf mich mit einer früheren Bettgeschichte und führte erneut eine dieser Fickbeziehungen.

Alles nur, um sie zu verletzen, sie zurück zu holen.

Ich wollte um sie kämpfen, doch sah nicht, dass das definitiv der falsche Weg war, eine Frau zurück zu bekommen.
 

Und jetzt, 2 Wochen nach dem Tag, an dem sie mich verlassen hat, lieg ich immer noch alleine in einem viel zu großen Bett.

Ich habe versucht, die Gefühle zu verdrängen, doch statt schwächer zu werden, wurden sie nur immer stärker.

Sie fehlt mir so schrecklich.

Das Kissen, auf dem sie sonst immer gelegen hat, riecht schon lange nicht mehr nach ihr und doch vergrabe ich meine Nase darin, nur um enttäuscht auf meine Seite zurück zu fallen.

Jede Nacht wache ich auf, weil mein Arm ins leere fällt und ich sie nicht umarmen kann.

Die Telefonate, die wir seitdem geführt haben, arteten immer in einem Streit aus. Ich verletzte sie jedes Mal und wollte es gar nicht. Ich will sie doch einfach nur zurück.

Die Wut über mich selbst richtet sich unverständlicherweise immer gegen sie, wenn wir miteinander reden.

Mit Tränen in den Augen starre ich die Zimmerdecke an.

Warum mich die Eifersucht so zerfressen hat?

Weil ich sie doch so sehr liebe.

Hätte ich ihr das doch nur gesagt.
 

Ich liebe dich!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  free
2014-09-07T00:01:01+00:00 07.09.2014 02:01
Sehr traurig, aber wundertoll!
Ich liebe deinen Schreibstil ja eh x3 und ich bin auch von diesem Werk wirklich begeistert *-*
Antwort von:  Revelation
07.09.2014 02:29
Dankeschön <33


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