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Frozen Heart

von

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Kapitel 7 - Never

Kapitel 7 – Never

Es dauerte noch weitere vier Wochen, ehe ich wieder richtig lächeln, geschweige denn mein Zimmer verlassen konnte. Anna war stets bei mir und versuchte mich aufzumuntern, wo es nur ging. Ich war ihr sehr dankbar, doch weder sie noch sonst jemand hier konnte diese Leere in mir füllen, die Jack hinterlassen hatte. 15 Jahre lang war er immer da gewesen. Auch, wenn ich ihn so lange nicht sehen konnte… mit ihm an meiner Seite hatte ich mich sicherer gefühlt. Nun war ich verletzbar. Ich hatte Angst, dass jeden Moment jemand hinter mir stehen und ein Messer in den Rücken jagen würde. Ich hatte einfach wahnsinnige Angst…

Leise klopfte ich an Annas Tür. Von Innen hörte ich ihre Stimme, die mich hereinbat. Langsam öffnete ich die Tür und betrat ihr Zimmer. Ich sah mich um und mein Blick blieb an ihr hängen. Sie trug ihr Brautkleid und eine Dienerin steckte gerade ihre Haare hoch. Sie sah zu mir und lächelte.

»Elsa! Gut, dass du da bist.« Ich schloss die Tür hinter mir und trat näher an sie heran.

»Lassen Sie mich das machen. Gehen Sie im Saal aushelfen«, sagte ich zu der Dienerin, die sich kurz verbeugte und dann aus dem Zimmer verschwand. Ich begann wieder damit, die Stecknadeln aus Annas Haaren zu holen. »Mit offenen Haaren gefällst du mir viel besser.« Anna lachte leise.

»Danke, Elsa.« Ich erwiderte nichts mehr darauf und kämmte noch einmal durch ihre Haare. Durch den Spiegel lächelte sie mich an. »Ich bin froh, dass du heute hier bist.«

»Aber das ist doch selbstverständlich.« Ich legte die Bürste beiseite und die Rothaarige drehte sich zu mir. »Immerhin muss ich dich ja in Kristoffs Obhut geben.« Sie stand auf und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung. »Du siehst wunderschön aus.«

»Vielen Dank…« Ich nahm den Schleier von der Kommode und steckte ihn ihr ins Haar.

»Na dann… werden wir dich mal verheiraten gehen.« Anna war das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen. Sie hackte sich bei mir ein und gemeinsam gingen wir zum Saal. Vor der Tür blieben wir noch einmal stehen. Ich sah sie an. »Bist du soweit?« Sie sah mir in die Augen und nickte.

»Ja, ich bin bereit.« Ich nickte zwei Dienern zu und diese öffneten dann langsam die große Tür. Musik ertönte im selben Moment und wir betraten gemeinsam den festlich geschmückten Saal. Kristoff stand am Altar und drehte sich zu uns um. Sein Blick lang die ganze Zeit auf Anna. Er hätte nicht glücklicher sein können als jetzt…
 

Es war kurz nach Mitternacht. Ich saß auf dem Fensterbrett und starrte aus dem Fenster. Mittlerweile war der Frühling ins Land gezogen und kein Schnee war zu sehen. Ich hatte eine Decke um meinen Körper geschlungen und zitterte. Das Fenster war heute das erste Mal geschlossen… Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und biss mir auf die Unterlippe.

»Er wird nicht zurückkommen…«, sagte ich leise und schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn nie wieder sehen… ich sollte endlich damit abschließen können…« Immerhin waren nun schon zwei Monate vergangen. Aber es fiel mir so verdammt schwer, auch nur eine Sekunde lang nicht an ihn zu denken.

»Jack…« Mein Blick glitt wieder aus dem Fenster zu den Bergen. An der Bergspitze lag noch ein wenig Schnee, dort konnte der Frühling noch nicht die Oberhand gewinnen. Ich lehnte mich etwas nach vorne und die Decke fiel von meinen Schultern auf den Boden. Leise und langsam öffnete ich eine Fensterseite und ließ den kalten Nachtwind herein. Ich atmete tief ein und lächelte leicht. Ich fühlte mich gleich viel wohler. Ich stieg vom Fensterbrett herunter und öffnete auch die andere Seite des Fensters.

»Du hast gesagt, dass du nie weit weg bist…« Ich berührte den Fensterrahmen mit einem Finger und sofort vereiste es. »Aber wo bist du dann?« Ich seufzte und schloss die Augen. »Ich will dich sehen…« Meine Hand krallte sich in das Kleid und ich schluckte. »Es ist schon viel zu lange her, dass du bei mir warst. Du hast mir doch versprochen, nie weit weg zu sein! Warum… warum spüre ich dann, dass du nicht hier bist? Wenn du bei mir wärst, dann wüsste ich das doch! JACK! Jack… warum hast du dein Versprechen nicht eingehalten…« Ich senkte meinen Kopf und starrte auf das Graß unter meinem Fenster. Blumenranken wanderten seit mehreren Wochen schon die Wand hinauf. Sie wuchsen sehr schnell… ein paar Wochen noch und sie hätten mein Fenster erreicht.

»Kann ich dich etwa erst im Winter wiedersehen?« Ich sah wieder in die Ferne. Das war doch alles albern… Ich saß hier und führte Selbstgespräche, während Jack wahrscheinlich hunderte von Kilometer weit weg war.

Was wäre, wenn ich mir all das doch nur eingebildet habe?

Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein. Dieses Gefühl war echt. Dieser Schmerz in meiner Brust… All das konnte ich mir nicht ausgedacht haben. Es war echt! Jack war hier gewesen, daran bestand kein Zweifel. Er war mir zur Seite gestanden, hatte immer auf mich aufgepasst und…

»Ich habe mich verliebt…« Meine Worte waren nicht mehr als ein Hauchen und wurden durch den aufkommenden Wind weggetragen. Er war wie ich. Er verstand mich wie kein Zweiter. Niemals könnte ein Anderer diesen Schmerz in mir verstehen und mich in kalten und einsamen Momenten trösten… nicht so wie er. Ich unterdrückte das Schluchzen und schloss wieder meine Augen. Ich sollte ihn vergessen, das wäre das Beste.

»Es wird niemals eine Möglichkeit für uns geben… eine gemeinsame Zukunft… das wird es einfach nicht geben.« Es tat weh. Es tat so unglaublich weh! Es fühlte sich an, als würde mein Herz in tausend Teile zerspringen. Mit wackeligen Beinen stand ich auf und ging mit langsamen Schritten zu meinem Bett. Das waren schon viel zu viele traurige Gedanken für einen Abend. Ich sollte endlich schlafen. Morgen kamen schließlich Anna und Kristoff von ihrer Hochzeitsreise zurück und ich wollte ihnen doch einen ordentlichen Empfang bereiten.

»Es ist alles in Ordnung.« Ich legte mich hin und sah zu dem immer noch geöffneten Fenster. Die Beiden sollten morgen schließlich nicht denken, dass ich immer noch ein Trauerkloß war. Ich war es zwar, aber es war nun schon so lange her… ich sollte wenigstens so tun, als wäre ich darüber hinweg gekommen.

»Du fehlst mir, Jack…«, flüsterte ich und schloss meine Augen. »So sehr das es weh tut…« Ich schniefte und vergrub mein Gesicht zwischen all den Kissen. »Ich werde dich niemals vergessen… niemals.«
 

Das Fenster überzog sich langsam mit einer dünnen Eisschicht. Ein Blumenmuster entstand und kleine Schneeflocken lösten sich davon. Jack saß vor dem Fenster und starrte stumm in die Ferne.

»Jack…« Eine sanfte Stimme holte ihn aus den Gedanken. Er sah über die Schulter und erblickte die Zahnfee und den Sandmann. Er seufzte und wand sich wieder ab.

»Was wollt ihr?« Tooths Flügelschlag war für einen kurzen Moment das Einzige, was zu hören war, doch nach kurzer Zeit verstummte auch das, als sie neben Jack zum Stehen kam.

»Du solltest uns besser begleiten… North meinte, der Mann im Mond möchte mit uns allen sprechen. Es ist sehr wichtig.« Fragend sah der Weißhaarige zu den Beiden. Über Sandys Kopf erschien ein Ausrufezeichen, während er mit beiden Händen in seine Richtung winkte. Ein Zeichen dafür, dass Jack ihnen folgen sollte. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust, aber leider hatte er keine Wahl, weshalb er leise grummelnd aufstand und seinen Stab schulterte. Gemeinsam gingen sie zum Globus, wo North und Bunny bereits auf sie warteten.

»Ah, na endlich!« North breitete seine Arme aus und kam auf sie zu. »Wurde auch Zeit. Mann im Mond ist schon ganz ungeduldig.« Lustlos sah Jack zuerst zum Weihnachtsmann und dann hinauf zum Mond, der hell durch das geöffnete Dach zu ihnen hineinschien. North wand sich nun ebenfalls dem Mond zu.

»Wir sind nun alle hier! Warum hast du uns zusammengerufen?« Von einer Sekunde auf die nächste schien der Mond viel heller zu leichten. Jacks Stab begann auch plötzlich hell zu leuchten. Erschrocken ließ er ihn los und stolperte einen Schritt zurück.

»Was ist denn jetzt los?!«, fragte Bunny und zog einen Bumerang. Natürlich nur zur Sicherheit versteht sich.

»Ich weiß nicht…« Norths Augen wurden groß und waren auf Jacks Stab gerichtet, der immer heller leuchtete. Wenige Sekunden später berührte die Stabspitze den Boden und sofort war der Boden zu einer spiegelglatten Eisfläche.

»Was soll das?!« Jack verengte seine Augen zu Schlitzen, trat wieder an seinen Stab heran und griff nach ihm.

»Jack, nicht!« Tooths Warnung kam zu spät. Der Blauäugige umschloss seinen Stab mit einer Hand. Eine eisige Kälte durchströmte sofort seinen Körper und er ließ einen Schrei.

»Was läuft hier?! North, tu doch was!« Die Zahnfee sah den Weihnachtsmann flehend an, doch dieser schüttelte nur den Kopf.

»Mann im Mond weiß, was er tut.« Der Mond strahlte eine unglaubliche Kälte aus. Keiner der Hüter hatte ihn jemals so gesehen. Doch nach kurzer Zeit war das Schauspiel vorbei. Der Mond sowie Jacks Stab hörten auf zu leuchten und mit einem Schlag war all die Kälte verschwunden. Jack lag neben seinem Stab am Boden und bewegte sich nicht.

»Jack!« Voller Sorge flog Tooth zu ihm und berührte ihn vorsichtig am Arm. Der jüngste der Hüter zuckte heftig zusammen und riss die Augen auf. Erschrocken wich Tooth zurück, als Jack aufsprang und sich hektisch umsah. »Was ist los?«

»Was war das?!« Völlig außer sich rannte er zu North und sah ihm fest in Augen. »Was sollte das?! Du kennst den Mann im Mond am besten von uns! Also was sollte das?!« Verwirrt sah North ihn an.

»Was hast du gesehen?« Erst jetzt wurde Jack klar, dass er der Einzige war, mit dem der Mann im Mond diese Version geteilt hatte. Langsam schüttelte er den Kopf und wich zurück.

»Das darf nicht sein… das kann einfach nicht passieren!« Schneller, als die anderen Hüter ihn hätten aufhalten können, rannte er zu einem geöffneten Fenster und flog fort. Völlig durcheinander sahen sich die vier Verbliebenen gegenseitig an. Der Weihnachtsmann sah hoch zum Mond.

»Was hast du vor? Was hast du ihm gezeigt?« Doch der Mond schwieg. Sein helles Licht schien auf den Nordpol nieder und es schien, als würde er ihnen sagen wollen:

Ihr werdet schon noch verstehen.

Sandy zog an Norths Mantel. Fragend sah er ihn an, als über dem Kopf des Sandmannes ein gebrochenes Herz und ein Fragezeichen erschienen. Er zuckte mit den Schultern.

»Ich weiß nicht, was Jack da gesehen hat… aber es war nichts Gutes.«



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