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Rise of the Titans

von

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Haus am See


 

Kapitel 27 - Haus am See
 


 

Levi steuerte den Wagen über die langgezogene grade Straße durch die Tundra des Nordens.

Den Kater hatte ich derweil aus dem Rucksack befreit. Nun saß er schmollend auf der Rückbank und schenkte mir einen seiner mörderischen Blicke. Selbst wenn ich nach vorne aus der Windschutzscheibe sah, spürte ich seinen Blick auf mir ruhen. Gruseliges Tier dieser Kater.
 

Eine Bewegung zu meiner Linken ließ mich meine Aufmerksamkeit dorthin verlagern. Levi rieb sich die geröteten Augen und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Ich fragte mich, wann er das letzte Mal geschlafen hatte.

Vor kurzem war ich für etwa eine Stunde eingeschlafen. Zwar war ich dadurch nicht komplett wieder hergestellt, aber immerhin etwas erholt. Das Pfeifen in meinen Ohren war dadurch auch besser geworden.
 

Noch immer betrachtete ich Levi, der sich sichtlich alle Mühe gab nicht einzuschlafen. Mir war auch schon aufgefallen, dass er mit dem Auto des öfteren gefährlich nahe an den Straßengraben kam. Irgendwie hatte ich schon Mitleid mit ihm. Obwohl er das nicht verdient hatte!

Ja, ich war noch immer sauer auf ihn.
 

„Halt an", bat ich ihn ruhig.

Aus müden Augen blickte er mir entgegen. „Ich kann noch fahren", teilte er mir mit kratziger Stimme mit.

Ja klar. Männer und ihr bekloppter Stolz.
 

„In den Straßengraben vielleicht", zickte ich ihn an. „Also halt an."

Er war selbst zum Kontern zu müde, weshalb er anhielt und mich ungeduldig ansah. Fehlte nur noch, dass er die Arme ausbreitete und 'tadaa' rief. Wenigstens war er so vernünftig und fuhr in seinem Zustand nicht weiter.
 

Ich stieg aus und ging um den Wagen zu der Fahrertür, die ich sogleich öffnete. „Los, raus", forderte ich.

Levi schaute drein, als hätte ich nicht mehr alle Latten am Zaun. Da er sich nicht bewegte, kletterte ich in den Wagen und versuchte ihn dazu zu bringen rüber zu rutschen, indem ich seinen Hintern mit meinem vom Sitz verdrängte. Er merkte, wie ernst ich es meinte, schnalzte mit der Zunge, ehe er sich auf den Beifahrersitz schwang.
 

Streng sah ich ihn an. „Jetzt mach die Augen zu und ruh dich aus."

„Bei deinem bekloppten Fahrstil kann ich mich nicht entspannen", bemerkte er.
 

„Ach halt die Klappe", fauchte ich, als ich losfuhr. Es dauert nicht lange, da war er eingeschlafen.
 

Mit der Zeit veränderte sich erneut die Landschaft. Es standen immer mehr Bäume entlang der Straße und die Tundra wich allmählich der Taiga.
 

Levis leises Schnarchen lullte mich schleichend ein. Auch Kater Levi hatte sich auf der Rückbank zusammengerollt und schnurrte beruhigend vor sich hin.

Meine Augenlider wurden schwer und fielen immer wieder für den Bruchteil einer Sekunde zu, ehe ich sie schlagartig wieder aufriss.
 

Inzwischen waren wir wieder in einer Gegend, in der ich mich gut auskannte. Ich hatte schon eine Idee für einen Unterschlupf, doch waren es noch einige Kilometer bis dahin.
 

Levi öffnete indessen die Lider. „Wo sind wir?", fragte er, nachdem er die Umgebung gemustert hatte.

„Etwas nordwestlich von meinem Zuhause", berichtete ich.
 

Plötzlich begann der Wagen zu stottern, bevor der Motor keuchend den Geist aufgab. Ich blickte zu Levi, der aussah, als würde er mir gleich an die Gurgel springen. „Sag mir nicht, dass das jetzt war ist", drohte er.
 

Prüfend lugte ich auf den Bordcomputer, der anzeigte, dass der Tank keinen einzigen Tropfen Benzin mehr enthielt. „Äh doch."

„Scheiße, warum warst du nicht tanken?", fuhr er mich an.

„Scheiße, warum warst DU nicht tanken? Keine Ahnung warum die Tankanzeige nichts gesagt hat, sonst weist doch auch ein Lämpchen darauf hin, dass der Tank bald leer ist", schnauzte ich zurück.
 

„Wo ist die nächste Tankstelle?", wollte Levi wissen.
 

„Ich schätze so 50Km von hier", überlegte ich laut.
 

„Was?"
 

„Hallo, du bist hier in Lappland! Da kannst du froh sein, dass du im Umkreis von 50Km überhaupt eine Ortschaft mit einer Tankstelle hast."
 

Er griff sich an die Stirn und knurrte etwas unverständliches. Kurz drauf stieg er aus und knallte die Tür lautstark zu. Durch den Luftstoß wurde das Pfeifen in meinem Ohr wieder lauter, weshalb ich einen Finger in den Gehörgang steckte, allerdings ohne eine Besserung zu erzielen.
 

„Da kann das Auto jetzt auch nichts dafür", ermahnte ich ihn, was eigentlich totaler Schwachsinn war, denn hätte die Tankanzeige richtig funktioniert, säßen wir jetzt nicht in diesem Schlamassel.
 

„Halt den Schnabel!"
 

Eingeschnappt verschränkte ich die Arme vor der Brust und plusterte die Wangen auf. Dann löste auch ich den Sicherheitsgurt und verließ das Fahrzeug. Ich öffnete die hintere Schiebetür und zog den Kater vom Rücksitz. Dieser murrte genauso, wie sein Namensvetter, weshalb ich ihn auf der Straße absetzte. Die Beiden hatten sich doch gegen mich verschworen.
 

Der menschliche Verräter wühlte im Kofferraum, was mich dazu veranlasste mal nachzuschauen, was er da tat.

„Hier." Sobald ich neben ihm aufgetaucht war, drückte er mir ein Harness für die 3D-Manöver-Ausrüstung in die Hand. Ohne ein Widerwort legte ich es an, sowie alle anderen Einzelteile des Sets. Levi überprüfte alles noch einmal, dann machte auch er sich bereit.
 

„Ich kenne einen Platz, wo wir uns erstmal zurückziehen könnten", eröffnete ich ihm, während er seine Ausrüstung überprüfte.

„Wie weit?", fragte er, ohne mich anzusehen.
 

„Anderthalb bis zwei Stunden Fußweg."
 

„Dann geh voran", forderte er mich auf, wobei er mich nichtmal ansah, sondern ein einem seiner Riemen werkelte.

Ich zog die Mundwinkel nach unten, sagte jedoch nichts, sondern ging los.
 

Mal wieder schwiegen wir uns an. Ich ging vorweg, während Levi mit geringem Abstand folgte. Der Kater wuselte indessen umher. Zwischendurch verschwand er im hohen Gras, tauchte jedoch immer wieder auf. Wir waren schon eine ganze Weile unterwegs und ich schätzte, dass wir bald da sein würden. Aprubt blieb ich stehen.

Ich erinnerte mich, dass nicht weit entfernt von der kleinen Ferienhäusersiedlung, zu der wir gerade unterwegs waren, auch eine kleine Ortschaft lag. Nur viel mir nicht mehr ein wie weit. Dabei überlegte ich, was sinnvoller wäre: Die Siedlung aufsuchen, um überhaupt einen Unterschlupf zu haben, an dem man Kräfte sammeln kann oder gleich ins Dorf starksen und dort alles weitere planen, wie zum Beispiel einen fahrbaren Untersatz zu besorgen und ähnliches.
 

„Du machst gerade nicht den Eindruck, als wärst du ein professioneller Tourguide. Weißt du überhaupt wo wir sind?", ertönte es aus heiterem Himmel hinter mir.
 

Ich griff nach kleinen Steinen und Dreck, der am Straßenrand lag, und schleuderte es Levi entgegen, während ich mich zu ihm umdrehte. "Du bist so ein Vollhorst", ging ich ihn an, ehe ich auf dem Absatz kehrt machte und davon schritt, wobei ich einen Zahn zulegte.
 

„Da musst du jetzt nicht so ein Zickentheater machen."
 

Ich hob beide Hände an und zeigte ihm die Mittelfinger. Wenn das seine Art war, mit dieser Situation umzugehen, dann riskierte er ganz großen Ärger.
 

Er verhielt sich still, da nunmehr ein großer See zu unserer Linken auftauchte. Ich bog auf einen schmalen Schotterweg ab, welchem wir folgten, bis wenige Holzhütten zum Vorschein kamen. Es war eine Siedlung von Wochenendhäusern, die die meiste Zeit leer standen. Durch die Touren, die ich die letzten Jahre geguidet hatte, kannt ich diese Häuser und wusste, dass sie recht gut ausgestattet waren. Vor einem der Häuser blieb ich stehen.
 

„Das ist es?", wollte Levi wissen und musterte das typisch nordische Gebäude. Ein Holzhaus, das auf einer Art Podest stand und dessen Außenfassade im typischen Falunrot gestrichen war.
 

„Mökki, nennt man das hier", klärte ich ihn auf.
 

„Gut, dann mach mal Platz, ich schieße das Schloss auf." Er nahm das Gewehr, das er aus dem Auto mitgebracht hatte, zu Hand und zielte auf das Türschloss.
 

„Warte", hielt ich ihn auf, „das ist hier nicht nötig."
 

Irritiert ließ er den Lauf des Gewehres sinken.

„Man lebt hier oben nach dem Prinzip der offenen Tür", erwähnte ich und schritt die drei Stufen zur Veranda hoch. Mit der rechten Hand umfasste ich die Türklinke, die sich ohne Probleme runterdrücken ließ, wodurch die Haustür nach innen aufschwang. „Keiner schließt das Haus ab, damit man rein kann, sollte es ein Notfall sein. Zum Beispiel im Winter, bei einem Schneesturm oder heftigen Minustemperaturen", erklärte ich. „Außerdem leben hier nicht so viele Menschen. Da klaut keiner was.“
 

Ich gestattete dem Kater den Vortritt und betrat nach ihm selbst das Haus. Durch einen kleinen Vorraum, wo ein Schuhregal aufgebaut war und Haken, an denen man Kleider aufhängen konnte, erreichte man das Wohnzimmer. Es nahm im Prinzip das komplette Untergeschoss ein. Eine offene Küche grenzte daran und unter der Treppe, die wahrscheinlich zu den Schlafzimmern führte, vermutete ich eine Speisekammer.
 

Nach einer kurzen Musterung des Raumes, stieg ich die hölzerne Treppe empor. Als ich oben angekommen auf den Flur trat, machte ich drei Türen aus. Durch die Erste, die ich öffnete, gelangte man in ein geräumiges Badezimmer. Die zweite Tür führte in ein Schlafzimmer mit einem großem Bett. Ich trat ein und entledigte mich meiner Ausrüstung. Freudig maunzend kam der Kater angetippelt und hüpfte sofort auf die weichen Laken. Über das Tier lachend setzte ich mich auf die Bettkante und ließ den Oberkörper zurücksinken. Das Bett war ein Traum. Mir schmerzte durch das lange Sitzen im Auto der untere Rücken, doch auf der weichen Matratze begann ich mich sofort zu entspannen.
 

Levi tauchte im Türrahmen auf und betrachtete mich. „Meins", stellte ich sofort klar und versuchte mich so breit wie möglich zu machen, damit er ja nicht auf die Idee kam, ich würde mit ihm teilen.
 

Er machte einen Zischlaut, ehe er 'mein' Zimmer wieder verließ. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen aufzuspringen und in sein Zimmer zu schauen. Als er die dritte Tür öffnete und wir erkannten, was sich dahinter befand, verfiel ich in schallendes Gelächter.
 

Es war nicht wie erwartet ein weiteres Schlafzimmer, sondern eine Rumpelkammer, bis oben hin vollgestopft mit Krimskrams. Levis Mundwinkel wanderten nach unten, während sich seine Augenbrauen zusammen zogen und die Augen sich zu Schlitzen verengten. Ich musste mir den Bauch halten, weil er bereits schmerzte vor lauter Lachen.

Da blieb ihm wohl nur noch das Sofa, als Schlafplatz. Hach, Schadenfreude ist doch noch immer die schönste Freude.
 

Angepisst rempelte er mich an, als er an mir vorbei zur Treppe ging, die er knurrend hinab stieg. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und folgte ihm. Er hasste Unordnung, das wusste ich, und dieses Chaos trieb ihn wohl an den Rand des Wahnsinns.

Er war durch eine Glastür im hinteren Bereich des Hauses nach draußen getreten. Ich tat es ihm gleich und trat auf die Terrasse, die an dem Haus angebaut war.
 

Ich stieg die Treppe hinab und erkannte einen Holzschuppen neben dem Wohngebäude. Wahrscheinlich eine Garage. Vor mir stand ein weiteres, kleineres Holzhäuschen - die Sauna. Hinter dieser erstreckte sich ein großer See, in den ein langer Steg reichte, auf welchem Levi stand und die glitzernde Oberfläche des Wasser betrachete.
 

Ich ließ Levi schmollen und watschelte zur Sauna. Er war eine moderne Variante, deren Ofen mit Elektrizität betrieben wurde und nicht wie üblich mit Feuerholz. Kurzerhand schaltete den Ofen an und lief zurück zum Haus. Es würde vermutlich eine halbe Stunde bis 60 Minuten dauern, bis sie eine angenehme Temperatur haben würde. In der Zwischenzeit sah ich mich weiter um.
 

In der Garage war ein Haufen Schrott, aber befand ich dort auch ein Quad. Der Schlüssel steckte und der Tank schien auch voll zu sein. Ich drehte den Zündschlüssel und der Motor ließ sich problemlos starten.

Zufrieden schaltete ich wieder ab. Das Quad war sicherlich noch nützlich.
 

Im Wohngebäude öffnete ich einen Küchenschrank nach dem anderen, um zu sehen, was sich darin befand. Die Leute, die die Lebensmittel hierher gebracht hatten, waren bestens für einen längeren Aufenthalt ohne einkaufen zu gehen vorbereitet. Alles war vorhanden, außer frische Lebensmittel, wie Fleisch, Obst und Gemüse.
 

Erneut stieg ich die Treppen empor. In 'meinem' Zimmer durchwühlte ich den großen Kleiderschrank, der eine komplette Zimmerwand in Anspruch nahm. Auch hier fehlte es an nichts und soweit ich es überschauen konnte, sollten die Kleider auch passen. Abgesehen von ein paar Teilen, die an Oma Herta erinnerten, dominierten Jeans und T-Shirts. Was brauchte man mehr?
 

Danach verzog mich ins Bad, wo ich mir sogleich die Kleider vom Leib streifte. Ich sprang unter die Dusche und schrubbte mir all den Dreck von der Haut.

Als ich mich sauber fühlte, stellte ich das Wasser ab und griff nach einem Handtuch, das ich vorher zurechtgelegt hatte. Darin eingewickelt marschierte ich zur Sauna, nicht ohne Levi über den Weg zu laufen, die mich mit einer angenehmen Hitze empfing, als ich eintrat.

Ich löste das Handtuch, legte es auf die Saunabank und setzte mich darauf.
 

Mir war nicht entgangen, wie Levi mir nachgesehen hatte, als sich unsere Wege gekreuzt hatten. Das Wissen, dass mein leicht bekleideter Körper ihn noch immer dazu brachte, mir nachzusehen, bescherte mir ein Lächeln. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück an die warme Holzwand.



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