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Zwischen zwei Seelen

von

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Seele 62

 

„Ich nehme nicht an, dass du meine Mails gelesen hast, sind sie immer noch ungeöffnet in meinem Browser...“, hörte ich Fayeth ruhig sagen und sah kurz mürrisch nach oben.

Sie stand an der gegenüberliegend Wand, angelehnt an diese und hatte doch glatt ihre Arme vor der Brust verschränkt, während sie mich aus einem strengen Blick betrachtete. Fast erschien es mir, als würde sie mich kopieren – ein ewig sturer Blick, der langsam aber sicher ihren Dickkopf erahnen ließ, mit dem sie mein langatmiges Schweigen nicht mehr zu erdulden schien. Ebenso meine ganze Ignoranz, die ich ihr schon seit Tagen schenkte und dennoch konnte sie mich damit in keinster Weise beeindrucken. Denn sie hatte wahrlich vom Meister gelernt – also von mir und mürrisch tat ich es nun meiner Gegenüber gleich. Verschränkte ebenso meine Arme in der mir wohl bekanntesten Pose vor der Brust und warf einen eiskalten Blick zurück auf mein ungleiches Ebenbild.

Doch Fayeth lachte nur kurz auf und schüttelte dann den Kopf.

„Was soll das werden, Vegeta? Sind wir jetzt schon soweit gekommen, dass wir nicht ein Mal mehr normal miteinander kommunizieren können, außer in dieser Art?!?“, lächelte sie matt und ließ dann ihre Arme sinken.

Ihre Tränen der vergangenen Tage schienen versiebt zu sein und sie wohl eine andere Taktik gefunden zu haben, mich aus der Reserve zu locken. Doch so einfach mache ich es dir nicht, Fayeth. So leicht konnte ich diesen Schmerz nicht vergessen machen, der immer noch drohend und wie Messers Schneide über mir stand. Denn ihr hatte ich es zu verdanken, dass mich Kumari nun überall wie ihren Schoßhund zu sich pfeifen konnte und ohne dass ich es verhindern konnte, stahl sich ein boshaftes Knurren aus meiner Kehle. Denn egal, was meine Bershabesh auch für Absichten hatte, ihre Tat als rechtens anzusehen - sie hatte kein Recht dazu, so weit zu gehen. Sie konnte mich nicht einfach so verkaufen und an Kumari verraten, als wäre ich ihr Eigentum und mürrisch wandte ich mich ab.

Nein, das konnte sie einfach nicht und in diesem Moment wusste ich nicht, was mehr wehtat. Eher die Tatsache, dass mich Fayeth hinter meinem Rücken gegen die weißhaarige Beshabesh angeschwärzt hatte, oder eher dann doch der Umstand, dass ich eben nicht über alles mit ihr reden konnte. Dass sie es eher vorzog, mich zu verraten, als ehrliche Worte mit mir zu sprechen. 

War ich... so ein schlechtes Wesen, Fayeth, dass du nicht ein Mal daran gedacht hast, zuerst zu mir zu kommen, bevor du gleich auf das erstbeste Wort hörst? 

So, wie früher und – in alten Zeiten?!?

Wahrscheinlich tat es das nicht.

Wahrscheinlich hatte sich so einiges zwischen uns verändert, war mit dem Auftreten Kumaris eingetreten, sodass ich es nicht hatte aufhalten können und ohne meiner Gegenüber einen weiteren Blick zu schenken, ließ ich sie abermals so einfach stehen.

Nein, Fayeth.

Ich war noch nicht bereit – zu reden, denn dazu hast du mich zu arg enttäuscht. Und ob dieses enge wie hingebungsvolle Vertrauen jemals wieder zwischen uns bestehen wird. Nun....
 

Das stand in den Sternen geschrieben.

 

~*~

 

 
 

Doch so schnell gab Fayeth nicht nach und während ich die langen Flure der Hauptgebäudes entlang marschierte, schien sie mir zu folgen. Schien in gemütlichen Schritten neben mir zu laufen, so als wäre sie von jeder Sorge befreit und konnte es nicht lassen, mich einfach nur mit ihren Blicken anzusehen. Anzweifelnde Blicke, die mich einfach nur dazu bewegen sollten, stehen zu bleiben und diese Sache mit ihr auszusprechen, aber wie vorhin schon von mir gedacht: Ich war noch nicht bereit dazu.

Ob ich es jemals sein würde, schien fraglich und wieder tat ich mein Bestes, meine Bershabesh einfach weiterhin zu ignorieren. Auch wenn es mir sehr schwer fiel, denn ein Teil von mir gehörte einfach immer noch – zu ihr.
 

„Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?“, hörte ich doch glatt ihre Stimme sagen und konnte nicht verhindern, dass ich zwecks dieses Kommentares erschrocken zusammenzuckte. Nicht aber, da ich damit rechnete, dass sie etwas sagen würde, sondern eher wegen ihrer Worte und dem vorwurfsvollen Ton, den diese begleiteten.

Was... sollte das?

Versuchte sie es etwa jetzt auf diese Tour?!?

Eigentlich... hatte sie nicht das Recht dazu, denn immerhin hatte sie mein Vertrauen missbraucht. Meine Person verraten und wütend ballte ich die Hände zu Fäusten, während ich einfach weiterlief und ruhig ein- und auszuatmen zu versuchte. Nicht, dass ich ihr etwas antun könnte – das würde ich niemals über mein Herz bringen. Aber ich wollte nicht, dass sie abermals etwas in mir weckte, dass ich eigentlich schon so lange für vergessen hielt und Worte aus mir löste, welche ich niemals über meine Lippen bringen wollte. 

Wieder sah ich einfach nur stur zur Seite, als die Bershabesh meinen Blick suchte und versuchte ihre Anwesenheit zu ignorieren. Auch wenn das nicht wirklich einfach war, denn dazu hatte ich sie zu lange zu vermissen gelernt.
 

„Wenn du mir nur eine Chancen geben würdest, meinen Standpunkt zu erklären, müsste ich dich auch nicht mit Nachrichten bombardieren.“, versuchte sie es wieder und anhand ihrer ruhigen Stimmlage konnte ich sehen, dass sie es wirklich ernst meinte. Dass ihr wirklich etwas auf der Seele lag und kurzerhand blieb ich stehen und sah zu Boden.

Denn ich schien verunsichert.

Schien nicht zu wissen, ob mein Weg der Ignoranz wahrlich der richtige war und für einen kurzen Moment schien ich einzuknicken. 

Fayeth hatte gar nicht Mal so Unrecht. 

Im Nachhinein und betrachtete mein erschöpfter Geist all dies mit anderen Augen sollte ich mir zumindest richtig anhören, mit welcher Ausrede sie ihr Verhalten zu entschuldigen versuchte. Was sie wirklich dazu bewogen hatte, diesen Weg zu wählen, anstatt erst ein Mal auf mich zuzukommen und die Dinge so zu klären. Soviel an Anstand sollte man jedenfalls besitzen und mit einem Seufzen lief ich in eine ruhige Ecke und verschränkte dann die Arme vor der Brust, während ich meiner Gegenüber einen kurzen, strengen Blick zuwarf.

„Sprich!“, befahl ich kühl und suchte nur schwach den Blick in ihre Augen. Denn immer noch schien ich meine Vorsätze sie zu ignorieren über den Haufen zu werfen, sah ich in ihre Züge und spürte, wie sehr ich sie immer noch zu vermissen lernte. Sie fehlte mir – auch jetzt und da wir uns seit einigen Tage nicht mehr gesehen hatten. Doch konnte ich einfach nicht über meinen Schatten springen und ihr vergeben. Aber vielleicht sollte ich anfangen Prioritäten zu setzten und das tat ich nun auch.

„Du hast drei Minuten!“ 

„Elender Geizhals.“, lachte sie doch glatt und lächelte dann entschuldigend meinem zornigen Zügen entgegen. Doch ich knurrte nur erbost auf.

Das ist kein Spaß, Fayeth, zischte ich in Gedanken. Ich war kein kleines Kind mehr, dass auf diese Art des Unsinns hereinfallen würde und dennoch schien sie zuversichtlicher als sonst zu sein. Schien sie sich die nun nächsten Worte genau zurecht gelegt zu haben und mit gemischten Gefühlen hörte ich mir an, was Fayeth zu sagen hatte.
 

„ Glaube nicht, ich wüsste nicht, was in dir vorgeht...“, begann sie mit einem Seufzen und strich sich dann durch blaue Haare.

Nun schien irgendwie nichts mehr von ihrer vorherigen Sicherheit präsent zu sein, denn unsicher lehnte sie sich nun an die Wand. Gegenüber von mir und warf kurz einen mehr als nur zweifelnden Blick aus dem Fenster. So, als hätte sie Angst, dass sie diese eine Chance mehr als nur vermasseln würde und nun fiel mir das leichte Zittern auf, das ihren Körper befallen hatte.

„Glaube nicht, ich wüsste nicht, wie du dich fühlst und es ist wahrlich unverzeihlich, was ich dir angetan habe, kann ich diese Schuld mit nichts auf der Welt wieder gut machen.“, hörte ich ihre Stimme über die Ebene wandern und nun sah ich auf, denn etwas Altbekanntes durfte nicht fehlen und schien sich schon am Ende dieses Satzes anzukündigen.

Es war das berühmt berüchtigte....

„Aber und ich wiederhole mich gerne immer wieder und gar wenn es nötig sein muss: Ich habe dabei nur an dich gedacht. Denn, das tue ich immer!“

Nun wichen Fayeths Worte wieder diesem einen mir verhassten Beben, das mich mit einem Mal wissen ließ, dass ihre vorgespielte Selbstbeherrschung nichts als Tarnung war. Das es nicht echt in ihrem Herzen thronte und sie mehr Angst um mein Urteil hatte, als ich selbst und unsicher löste ich mich nun aus meiner arroganten Haltung, als ich abermals helle Tränen in blauen Augen aufblitzen sehen konnte.

Vegeta – was... machst du hier eigentlich nur für einen Schwachsinn? 

Jahrelange und so ehrliche Freundschaft willst du aufopfern und so einfach aufgeben, nur weil dir dein verdammter Stolz wiedermal im Weg steht?

Bist du wirklich.... so bescheuert?!?
 

„Immer, Vegeta! Ich denke immer nur zuerst an dich. So langsam solltest du mich doch kennen, oder?!?“

„Ich dachte, ich würde dich kennen...“, flüsterten meine Lippen wie von selbst und nun lag keine Wut in meinem Blick. Kein Zorn und kein endlos kalter Hass, den ich meiner Bershabesh eigentlich entgegen bringen wollte, sondern war es einfach nur so ehrliche Enttäuschung.

Schmerz darüber empfindend, dass sie mir so wenig zutraute und lieber ein Geheimnis für sich behielt, ja gar dieses Kumari vor mir anvertraute, als mit mir offen darüber zu sprechen. Als mich einzuweihen, in die Dinge, die sie belasteten und wieder sah ich in Fayeths tieftraurig erschütternden Blick, der jetzt und am Ende aller Dinge einfach nur noch um eines bat:

Nämlich um Vergebung.

 

„Es war nicht so, dass ich mir all das aus den Fingern gesaugt habe. Sie kam eines Tages auf mich zu und sagte mir: Er wird verlieren, wenn das so weitergeht und die heiße Phase kommt. Vegeta wird fallen, wird er nicht lernen, sich fügen zu müssen.“, schien sie Kumaris Worte treffend zu zitieren und wieder konnte ich nicht anders, als hellen Hass für die oberste Shiva zu empfinden. Meine Hände zitterten, hatte ich sie schon lange zu Fäusten geballt.

„Er wird sterben, sollte er in Koruns Hände fallen. Er wird scheitern, wird so bitter versagen, findet er nicht endlich – sich selbst und einen Weg sich zusammen zu reißen. Kannst du das verantworten, Fayeth? Willst du das mit ansehen? Willst du sehen, wie er stirbt und mehr denn je in sich zusammenbricht? Denn Vegeta ist schwach und so verloren in der Dunkelheit....“, schienen Kumaris Worte über Fayeths Lippen zu kommen und wieder konnte meine Wut nicht anders, als zu wachsen. Konnte ich nichts anderes tun, als meiner Bershabesh weiterhin zuzuhören. Auch wenn mir das sehr schwer fiel.

„Du bist verloren, Vegeta. So endlos in Trauer und Einsamkeit, dass ich dich kaum wiedererkenne. Sieh dich doch nur mal an...“

Nun erhob sich die Stimme meiner Gegenüber, als sie sich mit einem mal aufrichtete und mich aus einem besorgten Blick betrachtete. Gar schon wieder die Lücke zwischen uns verkürzte, mit ein paar wenigen Schritten auf mich hinzugetreten war und mir sachte eine Hand an die Wange legte.

„Du schläfst kaum noch und selbst an einem voll beladenen Teller sieht man dich langsam verhungern. Das will und kann ich nicht weiter dulden. Ja, Kumari bat mich um Hilfe. Bat mich, einen Weg zu finden, dich zu schützen und unter Kontrolle zu halten, bis du wieder voll genesen und – der Alte bist.“

Doch das war ein Wort zu viel gewesen.

Ohne es zu merken lachte ich spottend auf und konnte dennoch nicht verhindern, dass alles an meinen nun nächsten Worten mehr denn je verbittert klang.
 

„Der Alte....“, wiederholte ich Fayeths letzte Worte noch ein Mal und sah dann mit einem müden Lächeln zu Boden, das dennoch mehr Belustigung wie Ehrlichkeit in sich trug. 

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie meine Bershabesh bedrückt die Schultern sinken ließ. Lange Ohren gleich mit und sich dann liebliche Finger zaghaft von meiner Haut lösten, als sie mich entgeistert anstarrte.

„Ich werde niemals wieder der Alte sein....“, sprach ich in die nun bedrückende Stille hinein und schien in diesem Moment selbst über mich verwundert zu sein und wie ruhig ich all diesem Wahnsinn doch eigentlich gegenüberstand. Obwohl mein Innerstes mehr denn je vor lauter Zorn schrie und zeitgleich so stumme Tränen weinte. 

„Den Vegeta, den du kanntest gibt es nicht mehr und starb vor so vielen Jahren auf Zyr, als auch du deinen letzten Weg gegangen bist.“, flüsterte meine Stimme nur noch und mit einem Mal wandte ich mich ab. Konnte diesem Gespräch einfach nicht mehr weiter folgen, aus Angst dass meine mühsam gehaltene Selbstbeherrschung doch noch einbrechen würde und ließ Fayeth ein weiteres Mal alleine stehen.

Zurückgelassen auf weiter Flur und diesmal folgte sie mir nicht. Diesmal schien meine Antwort auf ihr bitteres Flehen endgültig zu sein und damit brach ihre Seele so vollkommen.
 

In nichts als ihre Einzelteile.
 

~*~
 

„Sag mal, findest du das etwa lustig?“, begrüßte mich Kumaris Stimme und noch ehe ich die Türe zu ihren Räumen richtig schließen konnte.

Verwundert sah ich sie an, während eine meiner Augenbrauen nach oben schnellte und ich sie mit dem gleichen, gespielt unschuldigen Blick betrachtete, der auch einst Bulma immer so auf die Palme gebracht hatte. Unbekümmert zuckte ich mit den Schultern und tat so, als wüsste ich nicht, was meine Gegenüber da meinte.

Dabei, tat ich das ganz genau.
 

„Ich weiß nicht, was man an dem Wort „ändern“ nicht versteht und so langsam reißt mir der Geduldsfaden!“, kam es wieder mehr als nur eisig pikiert von Richtung Schreibtisch und belanglos trat ich vor diesen und direkt in Kumaris Blickfeld.

„Freigeist sucht Recht auf Freiheit. Sag mal. Willst du mich öffentlich an den Pranger stellen, Vegeta?“

„Nein.“,kam es viel zu trocken und zu schnell über meine Lippen und strafte meine Gegenüber abermals mit einem sorglosen Blick, der dennoch in den Tiefen seiner Schatten mehr als nur zufrieden lächelte. „Wie kommst du denn darauf, Kumari? Das würde ich niemals tun.“

„Du hast doch die Ironie mit Löffeln gefressen!“, zischte sie mehr als nur zornig und stand dann langsam von ihrem Platz auf.

„Ich habe deine Spielchen langsam satt, Vegeta!“

`Und ich erst.´, dachte ich gedanklich, doch würde ich diese niemals laut aussprechen. Das hier war eben meine Art Kumaris ganz eigenes Spiel auf die Schippe zu nehmen und diese Freude würde ich mir nicht nehmen lassen, nur weil sie die Wahrheit nicht vertragen konnte. Diese so brühend heiß vorgesetzt zu bekommen schien ihr nicht sonderlich zu schmecken, aber da konnte sie mich mal kreuzweise und um meine vorherige Adresse zu zitieren – am Arsch!

Auch wenn ich diese Ausdrucksweise gebrauchen musste, aber das war mir hier und in ihrem Beisein so was von egal.

Denn sie sollte wissen, was ich von ihr hielt.

Von ihr und ihrem bescheuerten System.

„Ich nehme an, ich kann dich noch so sehr auffordern, etwas Vernünftiges aus deinem Spatzenhirn zu zaubern, du tust es ja doch nicht.“, hörte ich abermals Kumaris angesäuerte Stimme, die mehr denn je wie klirrendes Eis klang und konnte nicht anders, als kurz zufrieden zu grinsen.

„Erfasst!“, ließ ich meine Gegenüber in knappen Worten wissen und wieder schien die Zornesader auf ihrer Stirn größer und größer zu werden.

Ha! Eins zu Null für dich, Vegeta.
 

Ich beobachtete, wie meine Gegenüber frustriert die Schultern sinken ließ und dann doch glatt seufzend den Kopf schüttelte. Verwundert sah ich auf, denn diese Art der wortlosen Nachgiebigkeit kannte ich so von der obersten Shiva gar nicht. Normalerweise nahm sie bei meinen Sticheleien kein Blatt vor den Mund und hatte wahrlich immer das letzte Wort, doch hier und heute schien sie irgendwie... erschöpft zu sein. 

Nun schien ich doch interessiert, Ließ all meine Sarkasmus hinter mir und trat näher an den Schreibtisch heran. Nicht dass ich mir Sorgen um sie machte, versteht sich. Ich suchte nur nach Möglichkeiten, mich aus der Affäre zu ziehen.

„Lassen wir das, es gibt wahrlich wichtigere Dinge, als sich zu streiten...“, hörte ich meine Gegenüber mit einem weiteren Seufzen sagen und sah dann wie sie sich in einer viel zu hastigen Geste wirren Strähnen aus der Stirn strich. Nun war sie vollkommen aufgestanden, zog ihre dunkelblauen Gewänder zurecht und nahm dann den langen Goldstab in eine ihrer Hände, während sie auf das große Fenster zutrat und einen langen Blick nach draußen warf.

Denn der Tag war vorüber.

Schon seit einigen Stunden schien der Abend über Ivà einzukehren und wie man es von mir verlangte, hatte ich all meine Aufgaben mit Bravour gemeistert. Auch wenn ich eher ab und an geschlampt hatte, sogar ein Mal den Plan so änderte, dass ich doch glatt noch Zeit für ein kleines Nickerchen in einem meiner Verstecke hatte, schien keinem mein Vergehen wirklich aufgefallen zu sein. Auch nicht, dass ich leider erst viel zu spät besagte Post bei Koròksh ablieferte. Dem internen Beamter des Postversandes auf Ivá und wohl einige wichtige Nachrichten erst morgen durch das System laufen würden, aber das war mir mehr als gleich. Kumari schien wohl viel zu sehr mit irgendetwas beschäftigt zu sein, als sich um meine Wenigkeit zu kümmerns und wieder weckte genau dieser Umstand nichts als Neugierde in mir. Und den Gedanken, wieso dem so war.
 

„Was... ist passiert?“, hörte ich meine eigene Stimme fragen und noch ehe ich diese aufhalten konnte. Denn eigentlich hatte ich mir geschworen mich nicht in Kumaris Angelegenheiten einzumischen, bis sie es endlich Mal von Nöten sah, meine Dienste auch in Anspruch zu nehmen. Denn mich als einen Laufburschen zu engagieren war definitiv unter meine Würde, doch nun konnte ich meine Neugierde wie Skepsis einfach nicht zurück halten, welche ich mir eisern verboten hatte. Denn immerhin... 

Dieser ganze Krieg betraf mich wohl am aller meisten und kurzerhand warf mir meine Gegenüber einen zweifelnden Blick zu, schien sie meine besorgten Züge richtig zu deutenund zu verstehen.

„Ich glaube nicht, dass du dafür schon bereit bist.“, sprach sie mehr in einem Flüstern und zog dann die Stirn in Falten.

„Wer ist das heutzutage schon?“, antwortete ich zischend, denn zugegeben, ihre schonende Art mir gegenüber verletzte mich zu tiefst. Zu tiefst in meinem Stolz und wütend trat ich auf meine Gegenüber zu.

„Wieso kettest du mich an ein System, wenn du mich dann doch nur so leichtfertig abspeisen willst und mich mehr denn je mit dem da zufrieden stellst?!?“

Wütend donnerte ich die abgefertigte Liste meiner heutigen Aufträge auf Kumaris Schreibtisch und sah meiner Gegenüber zornig entgegen. Verwundert drehte sie sich zu mir um und zum ersten Mal sah ich eines in ihren Augen aufleuchten. Und zwar die Erkenntnis, vielleicht nicht gerade den besten Weg gewählt zu haben.

„Wenn du schon meine Hilfe verlangst und ich dir wahrlich auch diese geben soll, dann verlange ich von dir, dass du mich nicht mehr schonst!“

Wieder wich meine Stimme einem eisigen Zischen und herausfordernd sah ich in ein blaues Augenpaar.

„Wenn ich mich schon auf deine Seite schlagen soll, dann verlange ich endlich – die Wahrheit. Denn ich bin kein einfacher Laufbursche. Das war ich noch nie gewesen und das weißt du – Kumari. Du weißt ganz genau, was ich bin.“

Und zu was – fähig, hängte ich dem in meinen Gedanken nach und mit einem Mal schien die Bershabesh zu verstehen. Sah aber dennoch lange zur Seite und schien zu überlegen, bevor sie letzten Endes langsam ausatmete und abermals seufzend die Schultern hängen ließ.
 

„Heute haben wir die Dùn-Galaxien verloren.“, ließ sie mich mit bedrückter Stimme wissen und verwundert richtete ich mich auf.

„Ein mehr als nur schwarzer Tag für unsere Instanz und für all unsere Prinzipien, nach denen wir streben. Denn wie du vielleicht noch wissen magst, stehen die Dùn-Galaxien im Schutz der imeprialen Handelsmacht. Nicht ein Mal Freezer war so dumm wie töricht, sie sein Eigen zu nennen.“

Verwirrt blinzelte ich auf.

Dùn-Galaxien?

Sagte mir irgendetwas und ein kleiner Teil meines Verstandes kratze vage an meinem Bewusstsein. Vage an meinen Gedanken, die dennoch irgendwie wie eingeschlafen waren und wieder sah ich meine Gegenüber fragend an. Doch Kumari seufzte nur auf.

„Und ich dachte, Saiyajins werden im Alter nicht vergesslich.“, grinste sie mir spottend zu und schien mich nun für meine vorherige Respektlosigkeit zu bestrafen. Wütend funkelte ich sie an, sprach aber kein Wort, weil ich wirklich nicht mehr wusste, was genau diese Galaxie entsprach. Und wieso sie so wichtig war, dass nicht ein mal Freezer sich einst getraute, sie anzugreifen und einzunehmen.

„Die Dùn-Galaxien versorgen jedes System, jede Galaxie und gar jeden Planeten im Umkreis von 100.000.000 Xenomeilen mit dem üblichen Handelsrecht. Es ist sozusagen das Kernstück und steht für jegliche Versorgung aller Arten. Die Dùn Galaxie ist neutral und wendet sich an denjenigen, der die meiste Macht und das meiste Geld besitzt und gibt somit demjenigen das Vorrecht, Waren, Güter und Exporte zu erhalten. Na, klingeln jetzt vielleicht die Glocken?“, grinste sie abermals zynisch und beobachtete mich aus kalten Augen.

„Aller anderen müssen sich entweder deren Forderungen beugen oder gehen leer aus. Einfache Regel, einfache Prinzipien und dennoch so chaosbringend gelangt es in die falschen Hände. Und drei Mal darfst du raten, wer von nun an die Forderungen stellt.“

„Korun-Kàn....“, flüsterte meine Stimme, noch ehe ich richtig begreifen konnte, was für eine Tragweite dahinter steckte und langsam nickte Kumari.

„ Der Kanidat hat 100 Punkte, ich gratuliere. Doch nicht so ein verkalktes Gehirn, wie ich dachte.“, lächelte meine Gegenüber traurig und drehte sich dann zu mir um.

„Wir verloren den Zuspruch heute morgen, eher mit dem Fall mehrerer Flotten. Die Tshehemen hatten es schon lange auf dieses System abgesehen, doch so lange und wie dieser Krieg schon geht, hatten wir sie abwehren können. Bloß heute nicht.“

Kumari klang verbittert.

Mehr als nur von sich selbst enttäuscht und zum ersten Mal sah ich wahres Bedauern wie so ehrliche Wut in ihren Zügen aufblitzen.

„Ivà leitet und führt die Dùn-Galaxien schon seit Jahrzehnten. Wenn nicht sogar seit Jahrtausenden. Es ist sozusagen unser Geburtsrecht und stets haben wir diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.“

Wieder drehte sie sich zum Fenster und warf einen langen Blick nach draußen. Zog mehr denn je wütend die Stirn zusammen, während eisige Augen nach draußen starrten.

„Dämliche Galaxie und dafür so käuflich zu sein. Wie sich Korun die Massen an Geld anhäufen konnte um die obersten Generäle zu kaufen und zu täuschen geht bis heute nicht in meinen Kopf. Aber momentan ist nur alleine von Bedeutung, dass ich mehr als 5000 Leute verloren habe, ein dutzend Schiffe und Ivà und alle anderen Galaxien sowie Planeten dieser Welt, von heute an ohne Versorgung dastehen.“

Ihre bittere Stimme ließ mir mehr denn je eine Gänsehaut auf dem Körper entstehen und verzweifelt versuchte ich den Schauer zu ignorieren, der nun durch meinen ganzen Körper jagte. Denn nun schien ich wirklich die wahre Tragweite dieses schrecklichen Wandels der Geschehnisse zu verstehen. Und all das, was es von nun an bedeuten würde. Für die Bewohner auf Ivà, gar im ganzen Universum und auch – für mich.

Denn nicht wer das meiste Geld, die meisten Schiffe, oder die meisten Leute besaß, gewann einen Krieg. Nur derjenige, der das System beherrschte gewann am Ende gegen Hunger, Durst, Armut und Leid.

Erst dann, wenn das Existenzielle am Abrunden steht, erst dann wurde die wahren Schatten und inneren Dämonen eines jeden von uns bewusst. Weckten das Monster in uns und die noch so dunkelste Seite, welche uns inne wohnt. Kriege führen, bedeutete nicht zu morden, oder gar alles zu besitzen. Kriege führen bedeutete nur eines: Die Macht zu haben.
 

Und momentan hatte Korun-Kán diese so vollkommen.

 

 



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