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Galaxy Credit

von

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Langsam öffnete die junge Journalistin die Augen und blinzelte verschlafen. Noch war es totenstill im Raum, doch lange würde diese Ruhe mit Sicherheit nicht mehr anhalten. Durch die Schlitze der Rollläden fielen bereits die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer.

Wenn es draußen schon hell war, dann konnte dies nur bedeuten, dass es inzwischen bereits nächster Morgen war. Und dies wiederum bedeutete... //Oh nein, ich komme zu spät zur Arbeit!//, waren Reikos erste Gedanken, an diesem Morgen, als sie registrierte, dass die Sonne schon schien.

Zwar war sie noch müde, doch der Gedanke, dass sie vermutlich zu spät zur Arbeit kommen würde, sorgte dafür, dass sie sich ruckartig im Bett aufsetzte.

Doch dann stutzte die junge Frau mit den hellblauen Haaren. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie sich gar nicht in ihrem Appartement befand, wie sie fälschlicherweise zuerst angenommen hatte.

Im ersten Moment etwas verwirrt blickte sie sich um, dann waren die Erinnerungen an gestern auch schon wieder zurück.

Dieser Tengu, das Foto, Catwoman und ihre Schläger hatten sie hier verschleppt und nun saß sie auf ungeklärte Zeit in diesem Gebäude fest.

Bis eben war Reiko einfach nur verschlafen gewesen, doch nach der Erkenntnis, dass die Ereignisse gestern nicht einfach nur ein Alptraum, sondern Realität waren, sank ihre Laune deutlich.

Sie seufzte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Warum hatte sie nicht einfach aufwachen und sich in ihrem kleinen Appartement wiederfinden können? Das wäre zu schön um wahr zu sein gewesen.

Aber nein, das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Sie war tatsächlich nach wie vor in diesem Zimmer, in einem Gebäude, von dem sie nichtmal wusste, in welcher Stadt es eigentlich stand. Kurz gesagt : Reiko hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wo genau sie hier eigentlich war.

Ihr Blick fiel auf die Matratze, auf der sie saß. Gestern Nacht hatte sie sich eigentlich nur auf's Bett gelegt, weil Akane sie nicht weiter beachtet hatte und sie es als unbequem empfunden hatte, die ganze Zeit über still auf dem Sessel zu sitzen. Das sie irgendwann tatsächlich eingeschlafen war, das hatte die Journalistin natürlich nicht mitbekommen.

Apropos Akane, Reiko blickte sich kurz im Raum um, bis ihr Blick schließlich am Schreibtisch hängen blieb. Die Brünette saß noch immer auf dem Bürostuhl vor ihrem Schreibtisch, hatte jedoch die Arme auf der Tischplatte verschränkt, den Kopf darauf gelegt und atmete ruhig und regelmäßig.

Ein Weilchen beobachtete die Journalistin die Andere, dann war sie sich sicher, dass sie tatsächlich noch schlief.

Die Journalistin gähnte hinter vorgehaltener Hand, streckte sich, schob die Decke von sich und stand schließlich auf. Na toll, nun war sie zumindest schon mal wach, aber Akane schlief noch seelenruhig. Spontan fragte die Frau mit den hellblauen Haaren sich, ob diese unbequeme Schlafposition nicht zu Rückenschmerzen oder einem steifen Nacken führte.

Leise und darum bemüht die Andere nicht zu wecken, schlich Reiko durch's Zimmer.

Hier im Haus war es noch verdammt ruhig. Bisher hatte sie auch auf dem Flur niemanden gehört. Ob außer ihnen vielleicht noch niemand hier war? Nun ja, Crow war zumindest noch nicht wach, würde folglich nicht merken, wenn sie rüber zur Tür schlich und...

Schließlich blieb die Journalistin vor der Zimmertür stehen und musterte das massive Holz.

Von außen konnte die Tür wohl nur mit Hilfe eines Armreifs geöffnet werden, doch hier im Raum, befand sich zudem auch noch eine richtige Türklinke.

Erneut blickte Reiko rüber zu der Brünetten, nur um sicher zu gehen, dass diese noch nicht aufgewacht war. Sie überlegte. War es wirklich so eine gute Idee, die Chance zu nutzen und zu versuchen von hier wegzukommen? Dieses Vorhaben konnte furchtbar schief gehen, aber das Gespräch mit der Chefin auch.

Einen Versuch war es also durchaus wert, beschloss sie.

Somit griff die junge Frau nach der Türklinke, drückte diese runter und zog an der Tür.

Doch, wie könnte es auch anders, die Tür bewegte sich leider keinen Millimeter. Ob Klinke oder nicht, scheinbar ließ sich die Tür auch vom Zimmer aus nur mit Hilfe eines dieser seltsamen Armbänder öffnen. Das würde dann auch erklären, warum nicht nur Nyanko, sondern auch Crow diesen Schmuck trug. Wäre ja auch zu blöd, das eigene Zimmer nicht betreten zu können.

Zumindest war die Hoffnung der Journalistin, ganz heimlich noch einmal aus dem Gebäude flüchten zu können, nun schlagartig dahin. Es wäre ja auch zu schön gewesen, auf so simple Art und Weise noch einmal diesem Alptraum entfliehen zu können.

Nun sah es wirklich ganz so aus, als würde kein Weg an einem Gespräch mit dieser Chefin vorbeiführen. Wenn Reiko jedoch ehrlich war, dann war sie nicht unbedingt scharf darauf, die Frau überhaupt kennenzulernen. Die Art, wie Akane gestern von der Anführerin der Bande gesprochen hatte, hatte ihr da wirklich schon gereicht.

Ein wenig geknickt überlegte sie, was sie sonst noch tun könnte, wenn es nach wie vor keine Fluchtmöglichkeit für sie gab.

Letzten Endes blieb ihr Blick an der Badezimmertür hängen. Wer konnte schon sagen, wie lange man sie noch hier festhalten würde und wann sie das nächste Mal die Gelegenheit bekommen würde zu duschen? Je nachdem in was für einen Raum man sie nachher umquartierte, sollte sie diese Chance wohl wirklich noch ergreifen.

Zum Glück ließ sich wenigstens die Tür zum Bad problemlos öffnen. Reiko betrat den Raum also, begann nach Shampoo und Handtüchern zu suchen und wünschte sich, sie wäre zuhause in ihrem Appartement.
 

Das Erste, was sie hörte, nachdem sie aufgewacht war, war der Klang des Radios. Irgendwo hatte sie das Lied auf jeden Fall schon einmal gehört. Nur die Stimme zu dem Liedtext kam ihr neu vor. Wurde der Song nicht normalerweise von einem Sänger gesungen? Das war nun aber ganz eindeutig die Stimme einer Frau. Auf Anhieb konnte sie nicht sagen, von wem dieses Cover wohl war, aber schlecht klang es zumindest nicht. Sehr bekannt konnte die Person jedoch nicht sein, beschränkte sich das Radioprogramm gerade nur auf die Singstimme, doch Instrumente waren keine zu hören.

Doch dann wurde die Brünette schlagartig wacher. Ein Radio? Wo sollte das bitte herkommen?

Hier im Raum hatte sie noch nie ein Radio gehabt. Und im Bad, denn von dort kam die Stimme, schon gleich gar nicht!

Akanes Blick fiel rüber in den eigentlichen Wohnbereich des Zimmers.

Was zum?! Die Zeitungstussi war verschwunden! Gerade wollte sie schon beginnen sich Sorgen zu machen, da war die Müdigkeit so weit gewichen, dass sie eins und eins zusammenzählen konnte.

Reiko war glücklicherweise nicht wirklich weg und ein Radio hatte ihr auch niemand heimlich ins Zimmer gestellt, die Journalistin war wohl einfach nur vor ihr aufgewacht und duschte.

Nun ja, das ersparte natürlich einiges an Ärger. Um ehrlich zu sein hätte Crow es sich auch nicht erklären können, wie die Andere es geschafft haben sollte, das Zimmer ohne einen Armreif zu verlassen.

Eins musste sie Reiko allerdings lassen, eine schöne Stimme besaß sie durchaus. So langsam ergab auch der Spitzname Sinn, den ihre Arbeitskollegen ihr gegeben hatten.

Akane setzte sich wieder richtig hin und stellte fest, dass ihr Rücken schmerzte. Kein Wunder, im Sitzen einzuschlafen war noch nie eine besonders gute Idee gewesen. Ganz generell schalt sie sich dafür, einfach irgendwann eingeschlafen zu sein. Die Journalistin wirkte zwar so, als wenn sie keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, doch ein gewisses Restrisiko blieb natürlich immer.

Gerade war sie von ihrem Platz aufgestanden, da verstummte die Dusche im Nebenzimmer.

Akane blickte auf die Uhr, stellte fest dass es bereits 8:23 Uhr war und beschloss, spätestens gegen neun mit Reiko rüber zur Chefin zu gehen. Dann wäre endlich klar, was mit der jungen Frau passieren würde und sie wäre die Nervensäge wieder los. Das sie die Andere bis jetzt am Hals haben würde, war so ja nichtmals geplant gewesen.
 

Schließlich öffnete sich die Badezimmertür wieder und die naive Journalistin betrat den Raum.

„Oh, du bist wach?“, stellte sie überrascht fest, als sie die Brünette erblickte.

„Natürlich bin ich das.“, murrte Angesprochene nur, bevor sie sich Reiko schließlich zuwandte und stutzte. „Hey, was würdest du davon halten, dir erstmal was ordentliches anzuziehen?!“, tadelte Akane sie ein wenig entgeistert. Ein umgewickeltes Badehandtuch war zwar lang genug, um als eine Art Kleid durchzugehen, doch erschien ihr der Aufzug ein wenig unpassend für eine Person, die eigentlich hier her verschleppt worden war.

„Das würde ich ja gern, aber meine Haare sind noch klatsch nass. Wenn ich mich jetzt umziehe, dann sind meine Klamotten es gleich auch.“, erklärte die Frau mit den hellblauen Haaren derweil.

„Eigentlich wollte ich fragen, ob du mir nicht einen Föhn leihen könntest?“

Mit großen, hellblauen Augen blickte die junge Frau ihr Gegenüber an.

Akanes Mundwinkel begann leicht zu zucken, es war nicht zu übersehen, dass sie Mühe damit hatte ruhig zu bleiben.

„Was glaubst du eigentlich wo du hier bist? In einem Luxushotel vielleicht?!“, schimpfte die Brünette auch schon los.

„Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, dass du sicherlich einen Föhn haben würdest.“

Immerhin hatte auch die Besitzerin des Zimmers sehr lange Haare, die ohne Haarföhn bestimmt Ewigkeiten brauchen würden um zu trocknen.

Bereits am frühen Morgen wieder ziemlich gereizt, seufzte Crow, bevor sie schließlich antwortete :“Ja natürlich habe ich einen! Es geht mir eher ums Prinzip. Wie kommst du dazu, ohne zu fragen, meine Dusche zu benutzen?!“

Nun wirkte Reiko wirklich ein wenig geknickt. „Entschuldige, ich wollte wirklich nicht unhöflich sein. Ich... ich dachte nur, dass es vielleicht meine letzte Chance ist zu duschen, bevor entschieden wird, ... was mit mir passiert.“

Diese Aussage nahm Akane nun doch ein wenig den Wind aus den Segeln. In gewisser Weise konnte sie die Sorge der Anderen nachvollziehen.

Crow ging einige Schritte auf die junge Frau mit den hellblauen Haaren zu, blieb kurz vor ihr stehen und deutete schließlich auf ein Schränkchen im Badezimmer, dessen Tür noch offen stand.

„Auf der linken Schrankseite ganz oben.“

„Eh?“ Ein wenig fragend blickte Reiko sie an.

Und wieder hatte die Brünette mit sich zu kämpfen, um bei so viel Blödheit nicht gleich wieder die Nerven zu verlieren.

„Na der Föhn, was denn sonst, Dummkopf.“ Ein wenig skeptisch blickte sie die hellblauen Haare der Anderen an. Die sahen wirklich noch klatsch nass aus.

„Und jetzt beeil dich. Wir müssen schließlich gleich los und ich würde vorher auch ganz gern noch ins Bad.“

„Ja, ist gut.“, antwortete die Journalistin sogleich, bevor sie hinzufügte. „Wohin genau gehen wir eigentlich?“ Zwar ahnte sie die Antwort darauf schon, doch hegte sie die kleine Hoffnung, das Gespräch mit der Anführerin dieser Kriminellen noch ein wenig aufschieben zu können.

„In die Cafeteria, frühstücken.“, murrte Akane und beobachtete ungläubig, wie Reikos Gesichtszüge sich merklich aufhellten.

„Wirklich?“, hakte die naive junge Frau noch einmal nach.

Crow verdrehte die Augen. „Natürlich nicht, Siren!“, entgegnete sie.
 

Just in diesem Moment öffnete sich die Tür und eine Person betrat den Raum.

Die Brünette blickte den Besucher nicht sofort an, ging sie doch davon aus, dass es eh Nyanko sein würde, die wieder einmal ungefragt ihr Zimmer betreten hatte um ihr auf die Nerven zu fallen.

„Was willst du hier?!“, blaffte sie den ungebetenen Besuch daher erst einmal an, bevor sie sich schließlich zu der Person umdrehte.

Auch Reiko, alias Siren, riskierte einen Blick zur Tür. Glücklicherweise handelte es sich bei der Person um eine Besucherin. Zwar war es der jungen Journalistin unangenehm, das die Fremde gerade jetzt, wo sie nur ein Badehandtuchkleid trug, den Raum betreten hatte, doch empfand sie die Situation nur als halb so schlimm, als wenn irgendein Typ zur Tür reingeschaut hätte.

„Was ist denn das für eine Begrüßung, Crow?!“, wies die Unbekannte die Brünette überraschenderweise sofort zurecht, ohne auch nur für einen kleinen Moment unsicher zu wirken.

Reiko rechnete eigentlich damit, dass Crow der Fremden eine wenig freundliche Antwort geben würde, doch als sie Crow ansah, stellte sie überrascht fest, dass diese die Besucherin ziemlich schockiert ansah, für einen Moment förmlich erstarrt war und schließlich sogar eine leichte Verbeugung andeutete, bevor sie im vorbildlich höflichen Tonfall antwortete : „E-es tut mir leid. Das eben war nicht auf Sie bezogen, ich habe ehrlich gesagt mit einer anderen Person gerechnet.“

„Ach ja?“, hakte die Andere spöttisch nach.

Spontan fragte Reiko sich, ob das wirklich Akanes Worte gewesen waren, oder ob man sie heimlich gegen eine andere Person ausgetauscht hatte, während sie im Bad gewesen war.

Derweil strich die Fremde sich eine der goldblonden Strähnen aus dem Gesicht und musterte erst Crow, dann die junge Journalistin für einen Moment, bevor sie schließlich erneut das Wort ergriff.

„So, das ist also das Fräulein Aya von der Niigata Morgenpost, richtig? Wenn ich euch zwei so ansehe, dann scheint ihr euch ja ausgezeichnet zu verstehen.“

„Na so gut nun auch wieder nicht.“, räumte Akane fast sofort ein, da ihr Nervenkostüm dank Reiko inzwischen doch ziemlich angefressen war.

„Wie auch immer, vermutlich kannst du dir denken, warum ich hier bin, richtig?“

Die Brünette nickte. „Eigentlich hatte ich vor, das Mädchen in ein paar Minuten rüber in Ihr Büro zu bringen, aber so wie es aussieht, kann ich mir diesen Weg nun schenken.“

„Bezüglich der Fotos hast du die Kleine vermutlich bereits befragt, nehme ich an?“, wollte die Unbekannte ohne große Umschweife wissen.

„Ja, natürlich. Es existiert wohl nur dieses eine Bild, dass sich auf ihrem Handy und dem Laptop befindet. Verbreitet hat sie den Artikel glücklicherweise noch nicht.“

Einerseits kam Reiko sich mal wieder ein wenig vergessen vor, denn die beiden sprachen so über sie, als wenn sie sich nicht im Raum befände, jedoch war sie auch nicht traurig darüber.

Die Tatsache, das Crow die Blondine derart respektvoll behandelte und die Art, wie die beiden miteinander redeten, ließen nämlich nur einen logischen Schluss zu : vor ihr stand die Anführerin dieser Kriminellen.

Irgendwie war das schwer zu glauben, wirkte die Frau nun wirklich nicht wie eine typische Bandenchefin. Die Fremde war durchschnittlich groß, hatte lange goldblonde Haare mit rötlichen Spitzen, trug einen schlichten Anzug, wirkte gepflegt und wusste sich auszudrücken. Doch wer ihre Augen betrachtete, der wusste, dass mit dieser Person nicht zu spaßen war. Der Blick der Blondine war kühl, ein wenig spöttisch und selbstbewusst. Man sah ihr förmlich an, dass sie zwar intelligent, jedoch mindestens auch genau so skrupellos war. Ein Wolf im Schafspelz also. Und das hatte sogar die naive, gutgläubige Journalistin erkannt.

„Es sieht ganz so aus, als wenn du Crow die Wahrheit gesagt hättest, Mädchen.“, sprach die Chefin Reiko nun ganz direkt an. „Das war sehr klug von dir.“

Aus den Gedanken gerissen blickte die junge Frau mit den hellblauen Haaren die Andere an, bekam jedoch nur ein Nicken zu Stande. Das war also die Frau, die entscheiden würde, was mit ihr passieren würde.

„Unsere Technikerin hat den Laptop bereits überprüft und bald müssten meine Leute die Wohnung durchsucht haben.“, stellte die Blondine noch abschließend fest, bevor sie sich wieder Akane zuwandte. „Hast du den Schmuck von gestern bereits gesichtet?“

Angesprochene nickte und deutete auf die Schachtel, welche nach wie vor auf dem Schreibtisch stand. „Ja, das habe ich. Wenn Sie möchten, können Sie die Schachtel gleich mitnehmen, oder ich bringe sie nachher vorbei.“

„Wenn ich schon einmal hier bin, dann nehme ich die Kiste gleich mit.“

Die Chefin griff nun zielstrebig in die Tasche ihres Blazers und reichte Crow kurz darauf auch schon einen kleinen Briefumschlag. „Deshalb bin ich eigentlich hier, dein neuer Auftrag.“

Reiko, welche nach wie vor ein wenig unnütz im Raum stand, warf den beiden einen irritierten Blick zu, hatte sie doch keine Ahnung von was für einem Auftrag die Rede war und hatte sie ehrlich gesagt auch erwartet, dass sich gleich herausstellen würde, was nun weiter mit ihr passierte.

Kurz trafen Akanes und ihr Blick sich, dann wandte die Brünette sich ihr zu, legte eine Hand an ihre Schulter und schob sie kurzerhand zurück ins Badezimmer.

„Wir haben noch etwas zu besprechen. Jetzt zieh dir endlich etwas ordentliches an, ich hab dir eben schon gesagt, dass du das tun sollst.“, wies sie die Journalistin an.

„Aber, was ist mit - ?“

„Kein Aber!“ Und schon hatte die Andere ihr die Badezimmertür vor der Nase geschlossen.
 

Im ersten Moment etwas verwirrt, blieb die junge Frau stehen wo sie gerade war, starrte das Holz der Tür an und überlegte, was das denn jetzt bitte für eine Aktion gewesen war.

Das das nur ein Vorwand gewesen war, um sie aus dem Raum zu befördern, das war selbst der naiven Reiko klar. Blieb nur die Frage, ob es daran lag, dass die beiden diesen Auftrag, was immer das auch sein sollte, besprechen wollten, oder aber sie hatten noch etwas anderes zu klären.

Wohl oder übel blieb die Frau mit den hellblauen Haaren erstmal im Bad und begann damit sich umzuziehen, jedoch verzichtete sie darauf ihre Haare mit dem Föhn zu trocknen, da sie sonst kein einziges Wort mehr verstanden hätte.

Gerade war sie in Rock und Bluse geschlüpft, da schlich sie auch schon ein wenig näher zur Tür und versuchte irgendetwas mitzubekommen.

Lange brauchte es nicht, bis ersichtlich wurde, dass der Auftrag wohl nur nebensächlich war.

Nein, nun ging es wirklich um sie.

„Galaxia..., wegen dem Mädchen von der Zeitung, was passiert nun weiter mit ihr?“, hörte sie Crow gerade fragen.

Zwar konnte Reiko die beiden nicht sehen, doch hörte sie mildes Erstaunen über diese Frage, in der Stimme der Blondine.

„Inzwischen müssten zwei meiner Leute dabei sein ihre Wohnung zu durchsuchen, wenn sich dort auch nichts findet, ist die Sache erledigt. Was denn sonst?“

„Nein, so meinte ich das nicht. Was genau passiert nun mit Reiko selbst?“

Ja, das war wirklich die Frage, die auch die Journalistin brennend interessierte.

Sie spürte, dass sich wieder eine gewisse Angst vor der Antwort in ihrem Körper breit machte, ihr Puls beschleunigte sich. Wenn sie doch nur irgendwas sehen könnte...Oder mitreden.

Aber die Brünette hatte sie gerade ganz offensichtlich mit voller Absicht aus dem Raum befördert, von daher saß sie nun erstmal im Bad fest.

„Das fragst du mich? Wer von uns ist es denn Schuld, dass diese Situation erst entstanden ist?“, hörte sie Galaxia gereizt nachhaken.

„Das war mein Fehler, ich weiß. Aber ich kann doch nicht einfach über Ihren Kopf hinweg entscheiden, was mit dem Mädchen passiert.“

„Natürlich kannst du das nicht. Ich bin allerdings davon ausgegangen, dass du wüsstest, was in einem solchen Fall zu tun ist.“

Inzwischen war Reiko auf die glorreiche Idee gekommen, durchs Schlüsselloch der Badezimmertür zu schauen, um wenigstens einen kleinen Blick auf die beiden Personen werfen zu können, welche da gerade über ihr Schicksal redeten.
 

Die Antwort, welche die Chefin Akane dann jedoch gab, ließ der Journalistin das Blut in den Adern gefrieren. Schlagartig schien die Temperatur im Bad um mindestens 10 Grad gefallen zu sein.

Ihre Beine fühlten sich mit einem Mal an wie Wackelpudding. Sie sank hinter der Tür auf die Knie.

„Also Crow, jetzt nochmal zum mitschreiben : du hast genau zwei Möglichkeiten und es ist ganz dir überlassen, für welche der beiden du dich entscheidest. Hauptsache du verpatzt es nicht wieder.“, begann Galaxia zu erklären.

„Gehen lässt du sie natürlich auf keinen Fall, das ist viel zu riskant. Du kannst herausfinden, wie sie der Firma nützlich sein kann. Das bedeutet dann jedoch auch, dass du die Verantwortung für die Journalistin hast. Sie steht weiterhin unter deiner Aufsicht und bleibt hier. Aber wenn sie etwas anstellt, dann werde ich dich dafür zur Verantwortung ziehen, verstanden?“

„Was?! Sie können unmöglich von mir verlangen, dass ich 24 Stunden am Tag ein Auge auf die Nervensäge habe!“, rief die Brünette entsetzt aus.

„Ich dachte mir schon, das dir diese Lösung zu riskant sein würde.“, lachte die Blondine. „Denkst du vielleicht gerade an deinen Vorgänger? Ich kann verstehen, dass du es nicht riskieren willst, wegen so einem Risiko auf genau die gleiche Art das Zeitliche zu segnen.“

„W-welche zweite Möglichkeit bleibt mir denn?“ Die Stimme der sonst so hitzköpfigen, selbstbewussten und meist wenig freundlichen Akane klang plötzlich ganz zahm, wenn nicht sogar ziemlich verstört.

„Die zweite Möglichkeit ist ganz simpel : du gehst kein Risiko ein und tötest die Zeitungstussi.“

Die Anführerin hatte das so belanglos ausgesprochen, als wenn es nur darum gehen würde, ob man ein Brot nun mit Erdbeer- oder Kirschmarmelade bestreichen sollte. Das war der Moment, in dem das klare denken der Journalistin sich ausklinkte.
 

Eine Weile lang redeten die beiden Kriminellen noch miteinander. Im Groben ging es wohl noch einmal um den Auftrag, welchen Galaxia Crow vorhin in Papierform gegeben hatte.

Den genauen Inhalt des Gesprächs, hätte Reiko derzeit nicht wiedergeben können, zu sehr hatten sich Panik und Verzweiflung in ihrem Verstand breit gemacht.

Es war der letzte Teil des Gesprächs, die zweite Möglichkeit, die die Chefin der Brünetten zur Auswahl gegeben hatte, die immer und immer wieder durch ihren Kopf hallte.

Sie sollte sie töten, wenn sie kein Risiko eingehen wollte. Einfach so. Wie konnte man so etwas nur sagen?! Das Problem sah die Journalistin darin, dass Akane wohl kaum das Risiko auf sich nehmen und sie hier als Dauergast bei sich wohnen lassen würde. Das bedeutete dann also wirklich...?

Die Badezimmertür öffnete sich.

Hatte sie doch bis eben noch geglaubt, die Panik, welche in ihr aufgestiegen war, ließe sich nicht mehr steigern, so hatte sie sich getäuscht. Ihr Herz raste, ihr ganzer Körper zitterte.

In was für eine Situation war sie da nur geraten? Warum hatte so etwas ausgerechnet ihr passieren müssen?!

Als sie ihr Gegenüber anblickte, stellte Reiko fest, dass ihre Sicht überraschend verschwommen war. Vermutlich lag das an den Tränen, welche der Journalistin nun über die Wangen liefen.

„Du hast gelauscht, oder?“ Das war mehr eine Feststellung seitens Crow, welche nun kurz vor ihr stehengeblieben war und zu ihr runter blickte.

Mit zitternder Hand wischte die junge Frau sich über die Augen, blickte hoch zu der Anderen und stellte fest, dass auch Akane nicht gerade glücklich aussah. Vermutlich lag es daran, dass sie sich gerade Gedanken darüber machte, wie sie die Journalistin nun am schnellsten beseitigte.

Schließlich beugte sie sich zu der jungen Frau runter und ergriff das Wort. „Dummkopf! Wegen dir und dem verdammte Foto, stehe ich vermutlich jetzt schon mit einem Fuß im Grab!“

„Komm mir nicht zu nahe! Bleib weg von mir!“, hörte Reiko eine Stimme rufen. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, dass es ihre Eigene war.

Die Panik hatte ihr so sehr die Sinne vernebelt, dass die Worte der Anderen sie nur langsam erreichten.

Erst als die Brünette sie bei den Schultern packte und leicht schüttelte, meldete ihr Verstand sich zurück.

„W-wie meinst du das...?“, erkundigte sie sich mit zittriger Stimme.

Zwar bemühte Akane sich um den typischen, mürrischen Gesichtsausdruck, doch irgendwie fand Reiko, dass auch sie ziemlich geschockt wegen der derzeitigen Situation aussah.

„Ich meine damit, dass deine verpeilte Art mir vermutlich früher oder später das Genick brechen wird.“

So ganz konnte die junge Journalistin die eigentliche Aussage hinter den Worte der Anderen noch nicht begreifen.

„Wie soll dir meine Art schon das Genick brechen? Ich meine... du bringst mich doch so oder so um!“, rief sie aus und ein neuer Schwall Tränen bahnte sich seinen Weg über ihre Wangen.

Die Brünette schüttelte sie erneut an den Schultern, bevor sie sie schließlich anfuhr : „Jetzt fang endlich wieder an klar zu denken! Ich bin vielleicht eine Diebin, aber keine Mörderin!“
 

Diese Botschaft hatte selbst Reiko verstanden, auch wenn sie ehrlich gesagt nicht einmal im Traum daran gedacht hatte, dass Akane Möglichkeit Eins ernsthaft in Betracht ziehen könnte, da diese ein Risiko für sie selbst bedeuten würde.

„Warte, willst du damit etwa sagen, dass...?“, hakte sie stockend nach.

„Das ich dich weiterhin am Hals habe und mich frage, wie ich das bloß aushalten soll, ja.“, stellte Crow nur fest.

Und das war der Moment, in dem die junge Frau mit den hellblauen Haaren der Anderen um den Hals fiel, den Kopf in ihrem T-Shirt vergrub und ihren Tränen freien Lauf lies.

Was genau es nun bedeuten würde, noch länger in dieser Organisation festzusitzen, dass konnte Reiko nicht sagen, was sie jedoch wusste war, dass sie soeben die Chance erhalten hatte zumindest weiterzuleben. Und das war das Beste, was ihr in dieser Situation passieren konnte, oder?

Das Akane, nachdem sie die erste Überraschung überwunden hatte, anfing zu schimpfen, versuchte die Journalistin wieder loszuwerden und kläglich an dem Vorhaben scheiterte, das blendete die junge Frau gerade komplett aus. Viel wichtiger war gerade, dass sie den Kopf vorerst noch einmal hatte aus der Schlinge ziehen können und in dieser Bande von Kriminellen auch nicht ganz auf sich allein gestellt sein würde, wenn man das denn so nennen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  fahnm
2015-01-07T00:37:26+00:00 07.01.2015 01:37
Super Kapitel
Von:  Ted
2015-01-06T03:22:13+00:00 06.01.2015 04:22
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wer mir mehr leid tun soll von den beiden xD
Von:  -NicoRobin-
2015-01-05T23:15:33+00:00 06.01.2015 00:15
Wieder ein tolles Kapitel. Und so schön lang. Grins. Habe nichtsaauszusetzen und bin sehr gespannt, wie es weitergeht. :-)
Von:  xXxMephistoxXx
2015-01-05T20:49:34+00:00 05.01.2015 21:49
Naja da ist sie ja nochmal mit nem blauen Auge davon gekommen ;-) aber mal schauen was genau Crow sich einfallen lassen muss um Siren zu ertragen xD
Schreib schnell weiter
LG Mephi


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