Zum Inhalt der Seite

Weiße Rosen

Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Abschied

Abschied tut weh. Doch jeder

Abschied trägt wunderbare, neue

Lebensmöglichkeiten in sich.

Es ist früh am Morgen und ich hab keine Lust aufzustehen. Das schlimmste am Aufwachen ist immer, dass man danach 

überhaupt nicht mehr einschlafen kann. Und ich habe einen Mordshunger. Ist zwar nichts neues, weil ich so gut wie immer Hunger habe, aber heute ist es wirklich... extrem. Deshalb versuche ich mich irgendwie aus dem Bett zu kämpfen, was gleich nach dem ersten Versuch scheitert. Nach dem zweiten Versuch schaffe ich es sogar, wenigstens meinen Oberkörper aufzurichten. Mehr klappt im Moment nicht. Deshalb lege ich mich wieder hin und warte solange bis meine Beine endlich 'aufwachen'

Toll, nicht mal das klappt. Also beschließe ich einfach, mich aus dem Bett zu zwingen. Das funktioniert wenigstens. Ich stehe auf und -welch' Wunder- ich stehe. Jetzt kommt der letzte und schwierigste Teil: Laufen. Der erste Schritt ist schon mal getan. 

Zweiter Schritt. Ich stolpere -Oh, Mann. Ich hab's doch geahnt- über meinen eigenen Fuß und schon mache ich Bekanntschaft mit

dem Boden. Meine arme Nase.
 

"Hey, Fußboden. Oh, wie ich dich vermisst habe. 

Wir haben uns viel zu erzählen. Ich habe ja glatt

vergessen wie hübsch du geworden bist."

Ja, Fußböden können leider nicht reden, ich weiß. Meine Beine stellen sich stur, also versuche ich einfach mich mit den Armen fort zu bewegen. Da gibt es ein Problem: 

Wie komme ich verdammt nochmal die Treppe runter, ohne auf die Schnauze zu fallen

oder mir das Genick zu brechen? 

Einen Versuch ist es wert... und wenn ich dabei draufgehe. Ich nehme einfach jede Treppe einzeln. So müsste es eigentlich klappen. Nachdem ich die Hälfte der Treppenstufen erreiche, höre ich wie eine Zimmertür geöffnet wird. Ich hoffe nur, dass es Kai ist. "Was machst du da, Momo?" 

Es ist Kai. Zum Glück. "Ach, meine Beine sind eingeschlafen und... ehm... versuche möglichst nicht auf die Nase zu fallen?" 

Ich hätte am liebsten 'Schnauze' gesagt, aber einem Neunjährigen sollte man lieber nicht solche Wörter beibringen, weil man

sich sonst eine Pfeife bei den Eltern anbrennen kann, oder so was. 

Hilfsbereit, wie der süße kleine Kai ist, fragt er: "Soll ich dir vielleicht helfen?" und ich antworte: "Nein, geht schon."

Endlich. Ich habe den Fußboden erreicht.

Ich merke, wie meine Beine langsam munter werden. Ich richte mich auf und laufe, wie durch ein Wunder, zur Küche. Was ich in der Küche vorfinde, ist ein übergroßes, nerviges, würgereizerregendes Insekt. 

Aber kein gewöhnliches Insekt. Es ist.. der Mistkerl. Wie immer mit einer Zeitung in den Händen. 

"Da du schon mal hier bist, kannst du ja das Essen machen."

"Na klar, mach ich was zu essen, aber ganz bestimmt nicht für dich."

"Warum denn so frech?"

"Erstens, weil du kein Respekt verdient hast und zweitens, bist du einfach nur ein nerviger, widerlicher..."

Ich unterbreche mich, als Mutter in die Küche kommt. Wenn ich den Mistkerl in ihrem Beisein anfange zu beleidigen,

schreit sie mich an, dass ich 'Erwachsene' wie ihn mit Respekt behandeln soll. Mal ehrlich: Was findet sie nur an den Typen?

Ich nehme mir vor, nicht weiter daran zu denken und mache das Essen. Wohl oder übel, muss ich auch etwas für den Mistkerl machen, weil Mama dabei ist und ich nicht gerade am frühen Morgen von ihr angeschrien werden will. 

Als das Essen fertig ist setze ich mich sofort hin und fange an, alles runter zu schlingen. Welch' süße Erleichterung, endlich was im Magen zu haben. "Kannst du nicht ordentlich essen?", fragt mich der Mistkerl. Meine Nasenflügel beben vor Wut und ich greife fester an meiner Gabel. "Tut mir ja leid, wenn ich Hunger habe." Ich kann nur mit Mühe meine Wut unterdrücken. Wie ich den Kerl hasse. Kai sieht mich an, ich sehe ihn an und er weiß sofort was los ist. 

"Dein Vater hat Recht, Momo. Iss ordentlich.", wirft meine Mutter mahnend ein. Jetzt ist das Maß endgültig voll. 

Ich stehe auf, knalle die Küchentür zu und renne die Treppe hoch. Zwei Stufen auf einmal nehmend. Meine Mutter hat sie doch

nicht mehr alle. Dieses... Dreckschwein meinen Vater zu nennen. Ich beschließe meine Sachen zu packen und endgültig von 

zu Hause abzuhauen. Ich halte es einfach nicht aus. Meine Füße tragen mich ins Bad, wo ich mir die Zähne putze, mich anschließend dusche und frische Sachen anziehe. Als ich endlich fertig bin gehe ich zurück ins Zimmer und sehe Kai auf meinem Bett sitzen, der mich fragend ansieht. "Warum hast du Sachen gepackt?", fragt er. Ich seufze. Ich hoffe nur, das dass Kai versteht. "Hör mir zu,... wie soll ich dir das in aller Feinfühligkeit sagen? Na ja, weißt du, ich halte es zu Hause einfach nicht mehr aus. Das liegt aber nicht an dir. Auch nicht an Mama, oder so was. Sondern an den Mi... ich meine, an deinen...  Va...ter."

In dem Moment konnte ich nicht die richtigen Worte finden. "Wirst du wiederkommen?", will er wissen. 

Wie soll man bei der Frage einem Neunjährigen antworten? Ich kann ja schlecht sagen: 

Ach, weißt du? Dein Vater ist ein echter Mistkerl und hier ist es doch sowieso scheiße, also würd' ich sagen... Nö, ich komm' nie wieder. 

Bei so einer Antwort würde ich ihn nur zum Heulen bringen und mein inneres Ich wird dann sagen:

Herzlichen Glückwunsch, du hast einen unschuldigen, süßen Neunjährigen zum Heulen gebracht!
 

Also sage ich: "Ich... weiß es nicht... Ich hoffe, du wirst mir eines Tages nachkommen. Ich habe schon längere Zeit vorgehabt

von hier zu verschwinden und ich will endlich meinen Vater ausfindig machen, was du sicherlich schon weißt."

und Kai sagt: "Weißt du, wenn ich so alt wäre wie du,... hätte ich dasselbe getan." 

Ich muss bei der Antwort lächeln. 

"Pass auf dich auf, ja?"

 Kai kommt auf mich zu und umarmt mich. 

"Mach ich. Du aber auch auf dich"

"Das werde ich."

Ich nehme den Rucksack und gehe runter zur Küche. Meine Mutter sieht mich an, als ich in die Küche komme. 

"Was war vorhin los mit dir und was soll der Rucksack? Willst du etwa verreisen?"

"Du bringst es auf den Punkt...ja."

"Schlag dir das mal ganz schnell aus dem Kopf, junge Dame. Du bleibst hier. Wir leben hier, alle zusammen" -sie macht eine allumfassende Geste- "als Familie."

"Mama, du hast die Familie längst zerstört. Sie ist nicht mehr das, was sie einmal war und ich werde ganz bestimmt nicht 

hierbleiben und ein braves Mädchen sein, oder zumindest so tun. Ich will nicht dieses brave Mädchen sein, was den ganzen 

Tag zu Hause herumsitzt, die Hausarbeiten macht, oder so was. Ich möchte leben. Leben, wie ein echter Pirat. Ja, du hast richtig gehört. Ich will Piratin werden. Das war schon immer mein großer Traum, durch die Welt zu segeln und das Leben als Gesetzlose zu genießen. Mir ist es inzwischen egal, ob du mich eine dumme Egoistin nennst. Ich will einfach nur weg."

Meine Mutter sieht mich einfach an. Sie ist den Tränen nahe. 

"Mama, ich weiß, dass Abschied wehtut. Doch jeder Abschied trägt neue Lebensmöglichkeiten in sich." 

Ich versuche mich zu einem Lächeln, was auch einigermaßen klappt.

Meine Mutter sagt nichts. Ich werde nur angestarrt. Ich seufze, drehe mich weg und laufe Richtung Haustür.

"Warte. Wir können doch noch mal darüber reden."

Ich bleibe stehen und schließe die Augen.

"Da gibt es nichts mehr zu reden, Mama... Lebe wohl."

Ich gehe aus dem Haus und mache keine Anstalten, mich umzudrehen.

Ich muss mich noch beim Alten verabschieden. Ja, genau der Alte, der gern mit meinem Vater einen saufen gegangen ist. Seit meiner Kindheit ist der Alte (den ich auch sehr oft Opa nenne) mein bester und einziger Freund gewesen. Er erzählt mir viele Geschichten über sein Leben, das er selbst in jüngeren Jahren als Pirat geführt hat. 

Als ich an seinem Haus ankomme (das nicht weit von uns entfernt ist), klopfe ich an und warte ab. Schon höre ich die schlurfenden Schritte, die mich an einen Demenzkranken erinnern (Der Alte ist nicht wirklich demenzkrank. Sein schlurfender Gang täuscht nur). Die Tür geht auf. Opa sieht mich an und sagt: "Momo. Was für eine Überraschung. Komm doch rein."

Mit einer einladenden Geste bittet er mich ins Haus und ich trete ein. Ich kenne dieses Haus nur zu gut. Ich bin (fast) jeden Tag dort gewesen. Das Haus ist ziemlich klein. Ein schmaler Korridor führt direkt zum Wohnzimmer, zum Bad und zur Küche. Das Wohnzimmer grenzt direkt am Schlafzimmer. Eigentlich ist es ja kein Haus, sondern eine ganz kleine Hütte. Ich gehe ins Wohnzimmer und entdecke eine halboffene Schublade, in der haufenweise Unterhöschen versteckt sind. Ich muss grinsen.

"Opa, ich bin ja so stolz auf dich. Du hast deinen Unterhöschen-Fetisch nicht abgelegt."

"Hey, also wirklich. Das ist meine Sache, was... was... ich... ach ist jetzt auch egal. Aber in meinen

Schubladen hast du nichts verloren."

Er spricht hektisch und ich sehe einen leichten Rotschimmer auf seinen dicken Backen.

"Ich hab nicht mutwillig in deinen Schubladen rein geguckt. Das war reiner Zufall. Außerdem, wenn ich Unterhöschen verstecke, dann wohl richtig, Opa."

"Du hast dich wirklich nicht verändert."

Ich zucke nur mit den Schultern. "Opa?" Er schaut mich an. "Hmm?" 

"Ich bin nicht hier, weil ich dich wegen deinem Unterhöschen-Fetisch aufziehen will, sondern

 es gibt da... was ganz anderes."

"Und das wäre?"

"Na ja. Ich habe... beschlossen... von zu Hause abzuhauen, meinen Vater zu suchen und ein Leben als Gesetzlose 

zu führen..."

"Das ist schon in Ordnung... ich hab gewusst, dass dieser Moment, in dem wir uns verabschieden müssen, bald

kommen würde"

Ich nicke nur. 

"Weißt du, Momo, ich kann dich wirklich verstehen. Du wendest dich vom Elternhaus ab, um das Leben als Gesetzlose 

zu führen und zu genießen, das ist richtig. Im Leben als Pirat lernst du, was wahre Freundschaft und Aufrichtigkeit bedeutet. Und wer weiß, vielleicht lernt man auf hoher See sogar die wahre Liebe kennen."

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meinem Gesicht. "Danke, Opa." 

"Ach ja. Ich hab da noch etwas für dich."

Er schlurft auf den großen Schrank zu, macht ihn auf und holt etwas heraus, was wie ein Schwert aussieht. 

Oh, es ist ja tatsächlich ein Schwert. Er kommt zurück und überreicht es mir so vorsichtig, als würde er mir gerade eine 

wertvolle Porzellanvase geben.

"Sei achtsam. Nimm es mit Bedacht. Dieses Schwert kann mehr Schaden anrichten, als du glaubst."

"Danke.", sage ich nur, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll. 

"Du musst dich nicht dafür bedanken."

"Doch, muss ich, weil du mir gerade etwas geschenkt hast und ich will nicht wie sonst immer unhöflich sein. Mir gefällt es sehr"

Er lacht. "Es ist schön, dass es dir gefällt."

Ich befestige das Schwert an meinem Gürtel. Jetzt... Jetzt ist der Moment gekommen, an dem ich mich von Opa verabschiede.

Meine Heimat verlasse. Ein Leben als Gesetzlose lebe. 

"Es fällt mir wirklich schwer, dass sagen zu müssen, aber... Lebe wohl."

"Leb' wohl, Kleine und pass gut auf dich auf. Und noch was."

"Hmm?"

"Falls dich deine Reise nach Alabasta verschlägt, dann trink bloß nicht den Sake dort. Der schmeckt wie schlechter 

Hustensaft."

Ich lache. "Das beurteile immernoch ich." Ich umarme ihn. 

"Mach's gut, Opa."

"Mach's gut, Kleine. Ich werde dich vermissen."

"Ich werde dich auch vermissen. So einen alten Knacker mit Unterhöschen-Fetisch lernt man nicht alle Tage kennen."

"Also jetzt übertreibst du."

Ich hebe entschuldigend die Hände 

"Ach, war doch nur Spaß."

Ich löse mich von unserer Umarmung.

Nun trete ich aus der kleinen Hütte und gehe mit einem Lächeln auf den Lippen meinen Weg. 

Ich weiß nicht, ob ich jetzt eine Gesetzlose bin, aber ich denke mir einfach:

Ja. Ja, jetzt bin ich es.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Also hier melde ich mich mit einem neuen Kapitel.
Ich versuche, so schnell wie möglich neue Kapitel hochzuladen und (das Wichtigste) nicht die Inspiration zu verlieren :)
Kann sein, dass ich mir bei dem Kapitel hier nicht so viel Mühe gegeben habe. Könnte vielleicht daran liegen, dass ich mir (bei dem langen Kapitel o.o) die Finger fast abgetippt hätte und deshalb nichts Vernünftiges zustande bringen konnte :D

Nun ja, bis dahin wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. :)

Ach ja und nicht vergessen:
Lasst Kommentare da! :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  silvernemia
2015-01-31T09:36:12+00:00 31.01.2015 10:36
Waas, das Kapitel soll nicht so gut sein?- Ich finds SUUUPERRR!
Ich liebe den Stil immer noch <3
Aber du hast einmal schon anstatt schön geschrieben. Aber sonst ist es einfach toll!
Antwort von:  Robinchen_
31.01.2015 12:44
Ups, haha :D Na ja jeder macht mal Fehler
Freut mich, dass du es toll findest :3


Zurück