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Er liebt mich, er liebt mich nicht

[Secret Love]
von

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Das nächste Kendô-Training kam für Takedas Geschmack viel zu schnell. Er hatte es nicht gewagt, Hirakawa während des Unterrichts anzusprechen. Zwar hoffte er insgeheim darauf, er würde von sich aus auf ihn zukommen, doch wirklich daran glauben konnte er nicht. In Kurois Gegenwart würde Takeda jedenfalls auf Abstand bleiben, so viel war sicher.

Als er das dachte, konnte er noch nicht wissen, wie sehr er sich irrte.

»Bis zum Turnier gegen die Huan Oberschule ist nicht mehr viel Zeit«, dröhnte Kurois harte Stimme durch die Sporthalle. »Zeigt mir, wie gut ihr in Form seid.«

»Beim Turnier treten nur die acht besten gegeneinander an«, raunte Hinata, mit dem Takeda am vorigen Tag trainiert hatte, ihm ins Ohr.

»Ich will ein paar Trainingskämpfe sehen«, fuhr Kuroi fort und begann die Namen der Gegner zu verlesen.

»Und zum Schluss Aki und Ryo.«

Erschrocken suchte Takeda den Blick des Mittelschülers an seiner Seite und dieser starrte nicht minder entsetzt zurück. Takeda war Anfänger, diese Konstellation war einfach absurd.

Hinata hob die Hand: »Entschuldigung. Sollte ich nicht besser gegen Hirakawa antreten?«

Kuroi bedachte ihn mit einem Blick, der finsterer war als eine mondlose Nacht.

»Keine Extrawünsche!«

Der Mittelschüler fuhr bei Kurois hartem Tonfall erschrocken zusammen. Er tat Takeda , schließlich hatte er es nur gut gemeint. Aber noch mehr tat er sich selber . Gegen Hirakawa hatte er keine Chance – und er hatte auch nicht das Gefühl, dass er eine schonende Behandlung zu erwarten hatte.

Auf die folgenden Trainingskämpfe konnte sich Takeda nicht konzentrieren. Immer wieder suchte er Hirakawas Blick, doch der hatte sich auf die gegenüberliegende Seite der Halle zurückgezogen und sah nicht eine Sekunde lang zu ihm hinüber.

Als sie schließlich an der Reihe waren, wäre Takeda am liebsten davon gelaufen. Aber diese Genugtuung würde er Kuroi nicht verschaffen, das kam nicht in Frage.

Mit weichen Knien trat er also vor, Hirakawa gegenüber, nahm die Ausgangsposition ein. Besser kämpfen und verlieren als von vornherein aufzugeben.

Takeda wusste nicht, worauf er vorbereitet gewesen war, doch bereits der erste Schlag Hirakawas übertraf alle seine Erwartungen bei Weitem. Er traf Takeda so hart am Handgelenk, dass ihm das Bambusschwert aus der Hand rutschte und mit einem lauten Klappern auf dem Boden aufschlug. Der Schmerz kam so unvorbereitet und intensiv, dass Takeda Tränen in die Augen schossen. Ein Raunen ging durch die Schüler in der Halle.

»Aufhören!«

Kurois dominante Stimme beendete den Kampf ehe er richtig begonnen hatte.

»Alles in Ordnung?«, hörte Takeda Hinatas Stimme an seinem Ohr. Die Halle verschwamm für einen kurzen Augenblick vor seinen Augen, nahm dann aber wieder klare Gestalt an.

»Geht schon«, stieß Takeda zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Ryo, geh dich umziehen. Und danach kommst du zu mir. Wir müssen reden«, fuhr Kurois Stimme so laut fort, dass es jeder hören konnte. »Das Training ist für heute beendet.«

Damit wandte er sich ab und verließ mit weiten Schritten die Halle.

Obwohl Takedas Hand noch immer vor Schmerz pochte, flüsterte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf ihm zu, dass er nicht zulassen durfte, dass es so zu Ende ging.

»Kuroi!«

Takeda war dem Club-Vorsitzenden nachgesetzt und rief ihn nun, auf halbem Weg durch den Flur, zurück. Ganz in der Nähe konnte er hören, wie die anderen Schüler nach und nach die Halle verließen und sich in Richtung der Waschräume drängten. Ruhiger als sonst, befangen.

Kuroi wandte sich mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen zu Takeda um.

»Das war nicht Hirakawas Schuld«, stieß Takeda hervor. Der schnelle Sprint und der Schmerz in seinem Handgelenk nahmen ihm den Atem. »Ich habe ihn provoziert.«

»Das tut nichts zur Sache, selbst wenn es wahr wäre. Du bist ein verdammt schlechter Lügner, Aki, hat dir das schon mal jemand gesagt?«

Mit einem Mal war die Wut, die sich seit gestern in Takedas Brust aufgestaut hatte, wieder da. Heiß und brennend nagte sie an seinen Eingeweiden und drängte Takeda, sie nicht länger eingesperrt zu halten.

Natürlich, er war es nicht gewesen, der Hirakawa provoziert hatte. Kuroi war es selbst gewesen. Und plötzlich ergab alles einen Sinn.

»Kann es sein, dass du einen Vorwand suchst, um zu verhindern, dass Hirakawa den Club übernimmt?«

»Das ist kein Vorwand. Einen schwächeren Schüler derartig anzugehen, zeugt von Charakterschwäche. Hirakawa ist den Aufgaben eines Club-Vorsitzenden offensichtlich noch nicht gewachsen.«

Das alt bekannte schiefe Grinsen verzerrte Kurois Züge und dieses Mal hätte Takeda es ihm am liebsten aus dem Gesicht geschnitten.

»Was hast du für ein Problem mit Hirakawa?«, schrie er nun fast, doch das schien auf Kuroi nicht den geringsten Eindruck zu machen.

»Und ich dachte die ganze Zeit über, du wärst es, der Streit mit Ryo hat.«

»Wer hat das behauptet?«

Hirakawas kalte Stimme durchschnitt die Luft. Er stand einige Meter entfernt an die Wand gelehnt da, die Kendô-Kleidung bereits gegen die grüne Schuluniform der Oberschüler getauscht.

Takedas Herz tat einen Hüpfer. Wie lange hatte Hirakawa da wohl bereits gestanden? Wie viel hatte er gehört?

»Es tut mir leid, Ryo, aber dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät«, gab Kuroi mit einer Stimme zurück, die der Hirakawas an Kälte in nichts nachstand. »Ich werde den Fall der Schulleitung melden. Ich glaube nicht, dass du am Turnier gegen die Huan teilnehmen wirst. Und ein Club-Vorsitzender, der bei so einem wichtigen Turnier mit Abwesenheit glänzt... Wie würde das wohl aussehen?«

Einen kurzen Augenblick lang hielt Kuroi inne, als erwartete er eine Antwort Hirakawas. Als sie jedoch ausblieb, wandte Kuroi sich ab und stampfte mit schweren Schritten durch den Flur davon.

Sprachlos starrte Takeda ihm nach, bis er spürte, wie eine Hand seinen unverletzten Arm umgriff.

»Komm, gehen wir.«

Seite an Seite verließen Takeda und Hirakawa die Sporthalle und traten hinaus auf den Hof, über dem noch immer die Abendsonne brannte.

»Es tut mir leid«, begann Takeda schließlich, den Blick auf seine Füße gerichtet. »Dass du wegen mir den Club nicht übernehmen kannst.«

»Schon gut«, war Hirakawas schlichte Antwort, in der zwar kein Vorwurf mitschwang, die Takeda jedoch auch nicht von seiner Schuld freisprach. Aber das schien ihm in diesem Augenblick auch nicht wichtig. Mit einem Mal waren sie beide Verbündete geworden. Verbündete im Kampf um etwas, das größer war, als sie selbst.

Mit Blick gen Himmel fuhr Hirakawa fort: »Manchmal wünsche ich mir auch, dass alles wieder so sein könnte, wie es früher war. Albern, nicht wahr?«

»Wieso kann es denn nicht wieder so sein?«

Doch Hirakawa gab keine Antwort. Er bedachte Takeda mit einem Blick, der sich genau auf der Gradlinie zwischen sanft und hart zu bewegen schien, bevor er den Kopf zur Seite wandte.

»Ich muss noch ein bisschen arbeiten. Zieh dich um und kühl dein Handgelenk«, sagte er nur und ohne ein Wort des Abschieds wandte er sich ab und ließ er Takeda allein zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  May_Be
2015-04-20T09:40:57+00:00 20.04.2015 11:40
Ich kann es kaum abwarten, bis du weitere Kapitel hoch lädst!

Liebe Grüße

May_Be
Antwort von:  Hoellenhund
20.04.2015 11:58
Ich freu mich riesig, dass es dir gefällt!
Die nächsten beiden Kapitel sind schon in der Freischaltung. Das dauert ja immer ein bisschen. Ich überlege schon, ob ich den 2. Teil der Geschichte einfach als One Shot hochlade - die "Kapitel" sind ja immer sehr kurz... Irgendwie lohnt sich das kaum :D
Antwort von:  May_Be
20.04.2015 12:08
*___* mach das! so schnell wie möglich XD Bin schon ganz aufgeregt *haha


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