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Ein Hauch von Schicksal

von

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Past I – „Hör gut zu. Es war einmal ein junger Mann mit einem Strohhut...“


 

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Past I – „Hör gut zu. Es war einmal ein junger Mann mit einem Strohhut...“
 

Laute Schritte waren im Gang zu hören. Sari sah von ihrer Akte auf und wartete auf den Neuankömmling. Mit einen kurzen Blick auf ihren Schützling stand sie auf und wartete. Die mechanische Tür schob sich auf und der Dekan der Forschungseinrichtung trat ein. „Guten Tag“, begrüßte die Blonde den Höhergestellten und verbeugte sich leicht.

Der Angesprochene nahm die Begrüßung nur mit einem kurzen Blick an, wandte sich aber sofort wieder dem Mädchen vor sich zu. „Alice“, sprach er sie an. Mit einem Schulterblick schaute die Blauhaarige kurz auf, wandte sich aber sofort wieder ihrer Arbeit zu. Da der Dekan das Verhalten des Mädchens kannte, war er nicht böse auf sie.

„Alice“, sprach er sie wieder an. „Dekan, sie arbeitet gerade. Also bitte ich Sie, sie in Ruhe zu lassen“, meinte Sari und sah auf den Angesprochenen. Mit einem erbosten Augenblitzen sah dieser auf die Blonde. „Halt den Mund“, wurde sie zurecht gewiesen. Sie war diesen groben Umgang gewohnt, war sie schließlich nur eine Hilfskraft.

Ein kleines Klirren ertönte im Raum. Das blauhaarige Mädchen stellte das Reagenzglas etwas derb zurück, mit dem sie gerade beschäftigt war. Seit nun mehr zwei Wochen hatte sich ihr Weltbild verändert. Doch hatte ihr Sari geraten, dies im Geheimen zu halten. Ally versuchte alles, was die Blonde ihr erzählte, zu behalten. Immer neue Kontexte kamen hinzu – und auch immer mehr Fragen. Doch ihr Augenmerk lag auf die Genesung von TonTon – ihres Patienten. Ihres Freundes.

Mit ausdruckslosem Gesicht sah sie zu dem Dekan auf und verschränkte die Hände ineinander. Ein kalter Schauer lief dem hoch Graduierten den Rücken hinunter. Dieser Blick – ohne jegliche Emotionen – jagte ihm eine Heidenangst ein. Ein kurzes Räuspern seinerseits durchbrach die angebrochene Stimme.

„Alice“, begann er wieder: „Du hast nach Proben gefragt, die wir dir leider nicht zukommen lassen können. Du musst mit dem arbeiten, dass du vom Patienten FL0357 bekommst. Mehr brauchst du auch nicht.“ Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Mädchens: „Falsch“, meinte sie nur kalt. „Ich brauche die Proben! Und zwar bald.“

Wieder lief es dem Dekan eiskalt den Rücken hinunter. Er hatte schon viele Geschichte von diesem Mädchen gehört und hatte auch zwischen den Fronten zu schlichten versucht, wobei er meistens die älteren Wissenschaftler darauf hinwies, dass es sich nur um kleines Mädchen handelte. Leider konnte er diesem Wunsch der Kleinen nicht nachgehen. Dafür war ihm sein Leben zu hoch geschätzt. Mit einem resolutem 'Nein!' wandte er sich ab und verließ fast fluchtartig den Raum. Die beiden weiblichen Wesen sahen ihm hinterher.

Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, löste sich die Starre des Mädchens auf und sah zu ihrer Nee – chan. Fragend sah sie die Blonde an. „Warum will er mir nicht die Proben besorgen?“, fragte sie die Ältere. Diese ging auf ihren Schützling zu und fuhr ihr über den Haarschopf. „Weil sie Angst haben“, antwortete Sari auf die Frage. „Warum? Ich habe doch nur nach Bodenproben gefragt.“, und sah verwirrt zu der Blondine.

Mit einem Lächeln strich sie dem Mädchen nochmals durch die Haare. „Weißt du? Das solltest du vielleicht TonTon fragen.“ Ein erfreutes Glitzern trat in die Augen der Siebenjährigen. So oft sie konnte, war Ally zu dem alten Mann gegangen. Jedes Mal brachte er ein Lächeln auf die Lippen der Blauhaarigen.

Sari war immer noch erstaunt, welche Fortschritte das Mädchen seit TonTon gemacht hatte. Sie fragte viel, war neugierig und wissbegierig und sog alles auf, was sie hörte. Stellte auch Fragen, wenn sie es nicht ganz verstanden hatte. In den letzten zwei Wochen hatte sie schon vieles gehört und gelernt. Immer neue Fragen kamen ihr in den Sinn.

Ally sah zu ihrer Nee – chan auf und nickte begeistert. „Gehen wir?“, fragte sie nochmals nach – fast ungeduldig, obwohl sie es gut verstecken konnte. Lächelnd fuhr die Ältere der Blauhaarigen durch die Haare und beide verließen das kleine Labor. Zusammen gingen sie die Gänge durch das Laboratoriumtraktes und erreichten in kürzester Zeit das Krankenzimmer. Wie immer gingen sie ohne die Seuchenanzüge in das Zimmer. Dort sah ihnen TonTon mit einem breiten Grinsen entgegen. Das kleine Mädchen vergaß ihre Erziehung und lief die letzten Schritte auf den alten Mann zu und hopste fast freudig auf das Bett. Sari ging auf das Fenster zu und zog es, wie immer, zu.

„Da ist ja meine kleine Ally“, lachte der alte Mann mit rauer Stimme. Die Angesprochene nickte nur und nahm die Hand ihres Patienten. Ein fast normales Ritual unter ihnen. Die komischen Flecke hatten sich ein bisschen vergrößert, und wanderten langsam den Unterarm hinauf. Vorsichtig strich sie darüber und legte den Kopf leicht schief.

Die Blondine nahm neben den Bett Platz und sah auf die beiden. „Was verschafft mir die Ehre?“, fragte TonTon und sah auf die Blonde neben sich. „Ally – chan hat ein paar Fragen“, meinte sie nur und überschlug die Beine. Gespielt entsetzt sah er auf das blauhaarige Mädchen auf seinem Bett: „Du hast schon wieder Fragen?“.

Mit analysierenden Blick sah sie in das Gesicht des Alten und erkannte das kleine Spiel. „Ja“, meinte sie ernst und nickte heftig mit dem Kopf. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Abgrundtief seufzte TonTon und ließ ergeben den Kopf sinken – doch in seinen Augen blitzte der Schalk. Das kleine Mädchen hatte sich gemausert. Als er das erste Mal diese kleinen Gesten machte, hatte sie ihn nur verständnislos angesehen. Doch nun spielte sie sogar mit. Sie war eben ein intelligentes Mädchen, das sehr schnell lernte.

„Ok, was möchtest du wissen“, fragte er sie und sah wieder auf. Ally malte unbewusste unterschiedliche Zeichen auf seiner Hand, die sie noch immer hielt. „Man will mir keine Proben aus deinem Heimatort bringen. Bodenproben. Wasserproben. So was eben. Nee – chan meinte, dass ich dich fragen sollte, warum.“, und sah fragend zu dem alten Mann.

Dieser hatte zugehört und dann zu Sari geschaut. Natürlich wusste sie, woher er stammte. Kannte sie doch die Geschichten. „Weißt du Ally, das ist ganz leicht zu erklären. Das ist genau dasselbe, warum die anderen hier nur mit diesen Schutzanzügen hereinkommen. Sie haben Angst.“, und sah ernst zu der kleinen Blauhaarige. „Aber warum?“, und runzelte die Stirn.

Der Weißhaarige hob eine Hand und legte sie auf den Schopf des kleinen Mädchens. „Der Ort, aus dem ich komme, heißt Flevance. Auch als 'weiße Stadt' bekannt.“, und strich durch das blauen Haare. „Sie ist eine besondere Stadt, denn nur dort gibt es ein sehr seltenes Erz – der weiße Bernstein. Es brachte uns vor langen Jahren sehr viel Reichtum. Alles wurde daraus hergestellt. Das Geschirr. Die Möbel. Schmuck. Alles eben. Doch merkten wir zu spät, dass es uns krank machte. Die weißen Flecken sind ein Indiz, dass man erkrankt ist. Jeder in Flevance erkrankte und die Weltregierung deklarierte es als Seuche. Es wurde verboten, dieses Gebiet zu betreten, da man glaubt, dass man sich ansteckt.“

Ally hatte genauesten zugehört - mit schief gelegtem Kopf sah sie zu dem Älteren auf, doch ihre Gedanken waren weit weg. Ihre Augen hatten einen abwesenden Ausdruck angenommen. „Is' keine Krankheit“, murmelte die Kleine nach einer Weile der Stille. Verwirrt schaute TonTon zu dem Mädchen. Das hatte sie bei ihrem ersten Zusammentreffen auch schon gesagt. „Wie meinst du das?“, fragte TonTon nach.

Blinzelnd sah Ally in das Gesicht des alten Mannes. „Wie meine ich was?“, fragte sie nach und legte den Kopf schief. Ihre Augen hatten wieder an Glanz gewonnen. „Das es keine Krankheit ist“, erklärte TonTon. „Oh“, meinte sie und legte die Stirn in Falten: „Naja, es ist keine Krankheit – also auch keine Seuche. Nicht ansteckend.“, und zuckte mit den Schultern. „Aber woher weiß du das?“, fragte jetzt auch Sari nach. „Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein Gefühl“, murmelte sie und sah auf ihre Hände. Sie könnte es sich ja selbst nicht erklären.

Eine Hand legte sich auf die Schulter des kleinen Mädchens. „Ich vertraue dir, kleine Ally“, meinte TonTon ernst und sah sie eindringlich an. „Vertrauen?“, und sah ihn erstaunt an. Sie hat darüber gelesen. In einem Lexikon stand: Vertrauen ist das feste Überzeugtsein von der Verlässlichkeit bzw. Zuverlässigkeit einer Person oder Sache.* Viel mit dieser Definition konnte sie nicht anfangen, aber vielleicht mit der Zeit. Dass hatte Nee - chan zu ihr gesagt, dass es mit der Zeit verständlicher werden würde.

Dann wuschelte der Weißhaarige durch ihre Haare und grinste sie breit an. „Komm ich erzähl dir noch eine Geschichte“, sagte er und klopfte einladend neben sich. Neugierig kam sie der Einladung nach und setzte sich an seine Seite. „Was denn für eine?“, fragte sie und sah ihn mit großen Augen an. Wie sie seine Geschichte mochte.
 

„Hör gut zu. Es war einmal ein junger Mann mit einem Strohhut...“ 
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung: Definition aus dem Duden :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Leopia
2016-09-11T11:05:51+00:00 11.09.2016 13:05
Guten Tag :)
Bin gestern zufällig auf deine FF gestoßen und habe neugierig rein gelesen. Seit dem kann ich sie nicht mehr aus der Hand geben und bin begeistert. Sie wirkt sehr originell, überrascht mich immer wieder und ist sehr unterhaltsam :) Auch dein Schreibstil ist angenehm und flüssig. Zu dem gefallen mir die Sichtwechsel und die Beschreibung von Räumlichkeiten. Und so weiter und so weiter. Die Liste ist endlos... XD

Zwar habe ich noch einige Kapitel vor mir, aber natürlich hoffe ich jetzt schon, dass du schön weiter schreibst und diese tolle FF zu Ende bringst ^^

Alles Liebe Leopia
Antwort von:  Lilly_Mae
15.09.2016 13:02
Hi^^
erstmal vielen, lieben Dank für deinen Kommi :)
Schön, dass sie dich begeistern konnte - das ist wirklich schön zu hören.
Einen neuen Namen zu lesen auch :D
LG Lilly
Von:  Rinnava
2015-05-23T14:11:45+00:00 23.05.2015 16:11
tolles kapi :)
ich freue mich schon auf das nächste
Lg Rin


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