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Trombies

von

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Der leere Zug

„Wir sind verdammt schnell, oder?“, fragte Anzu auf einmal, was mich aufschauen ließ. Jetzt wo sie es sagte. Ich hatte zwar die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut, aber nicht wirklich auf das geachtet, was ich da sah.

„Vielleicht fährt der einfach so schnell?“, versuchte ich eine logische Erklärung zu finden, aber bisher war noch keiner der Züge, in denen wir gesessen hatten, so schnell gefahren, und wir hatten in verdammt vielen gesessen.

„Vielleicht sollten wir dem Schaffner Bescheid geben?“, fragte Anzu verunsichert, was auch sofort wieder das ungute Gefühl in meinem Magen aufsteigen ließ.

„Der Zug ist eh seltsam, nach dem Plan war das nicht die erste Haltestelle, trotzdem war er komplett leer. Ist mir noch nie passiert“, merkte Hiroto unbeeindruckt an.

„WAS?“, schrie Anzu ihn fast schon an, während sie aufsprang. Fast alle Leute in diesem Abteil hatten sofort ihre Blicke auf uns gerichtet. „Ich hab doch gesagt, wir dürfen in keine leeren Züge einsteigen, warum hast du nichts gesagt?“ Sie klang mehr als hysterisch, weswegen ich auch aufstand.

„Beruhig' dich erst mal“, versuchte ich es, ohne großen Erfolg.

„Lass uns verschwinden“, zischte Hiroto, packte das Mädchen am Arm und zog es hinter sich aus dem Abteil. Ihm war es wohl noch etwas unangenehmer als mir, dass uns alle, teilweise sogar sehr ängstlich, anstarrten. In dem leeren Zwischenabteil angekommen, ließ er Anzu wieder los.
 

„Was ist jetzt dein Problem?“, fragte Hiroto erstaunlich ruhig und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Wenn hier bis eben noch Leute gesessen hatten, dann sind die alle verschwunden, ohne dass es Augenzeugen gibt“, antwortete Anzu schnell.

„Das ergibt immer noch keinen Sinn“, entgegnete Hiroto dieser seltsamen Logik. „Aber wenn es so ist, dann sind wir doch ganz nah an dem Verantwortlichen. Das wollten wir doch, oder?“

„Ja schon, aber...“ Anzu schien darauf nichts mehr entgegnen zu können.

„Lasst uns doch einfach zum Lokführer gehen“, schlug ich vor. Der müsste immerhin wissen, wenn hier etwas seltsames vor sich ging.

Anzu nickte nach kurzem Überlegen, als wir plötzlich einen Schrei hörten. Der Zug fuhr nach wie vor verdammt schnell, obwohl ich mir sicher war, dass wir gerade durch einen Bahnhof gefahren waren, an dem er hätte halten müssen.

„Was war das?“, fragte Anzu, die sich auf einmal wieder beruhigt hatte. Wir schauten uns nur ratlos an. Ohrenbetäubender, metallisch klingender Lärm durchzog, gepaart mit einem starken Zittern, den gesamten Zug.

„Und was war das?“, fragte ich mit so ruhiger Stimme, dass ich mich selbst überraschte. Ich war alles andere als ruhig. Ich wusste nicht was hier vor sich ging, niemand wusste das, und das war kein schönes Gefühl.
 

„Ihr bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck, ich schau kurz nach“, meinte Hiroto auf einmal und machte Anstalten, zu dem Abteil zu gehen, in dem wir eben noch gesessen hatten.

„Sollten wir uns wirklich aufteilen?“ Anzu schaute ihn unzufrieden an, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Fünf Sekunden, dann bin ich wieder da.“ Mit diesen Worten verschwand mein Kumpel schon durch die Tür. Ich war drauf und dran ihm hinterher zu laufen, doch meine Beine wollten nicht.

Es war seltsam in diesem Zug gefangen zu sein und nicht zu wissen, was gerade passierte. Nur zu wissen, dass vielleicht gerade Menschen verschwanden, dass wir so nahe daran waren, eine Antwort auf alles zu bekommen. Was, wenn Hiroto nun auch verschwand? Es war sicher keine gute Idee sich aufzuteilen.



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