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Seelensplitter

(Puppyshipping)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu meiner neuen Ff :)
Der Prolog ist etwas schnell, um die Ausgangsposition Katsuyas zu verdeutlichen. Ab nächstem Kapitel wird es etwas ruhiger ^.~
Das nächste Kapitel erscheint in 2 Wochen.

Viel Spaß! Komplett anzeigen

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Ein neues Leben

Soll ich Ihnen eine Geschichte erzählen? Ich empfinde sie als tief und liebevoll, als einen sanften Gutenachtkuss. Doch man könnte sie auch für verzerrt und zerstörerisch halten, sagte man mir. Deswegen werde ich sie nun berichten und Sie können es selbst entscheiden. Sagen Sie mir am Ende bescheid, weswegen die eine Träne Ihre Wange entlang läuft. Aus Glück oder Trauer?

 

 

Er erinnerte sich an Regen. An sehr viel Regen, der ihn klitschnass werden ließ. An Regen, der ihn als einziger aus der Wohnung verabschiedete, in der er so viele Jahre verbracht hatte. An Regen, der im Gegensatz zum abgestandenen Alkohol, frisch und klar roch. An Regen, der gleichzeitig tröstete und ihm die Augen öffnete. Es gab keinen Grund zum Zweifeln. Das wusste er und doch…

Die Nachricht kam überraschend. Deswegen fiel ihm die Antwort, die eigentlich so offensichtlich und leicht sein sollte, so schwer.  Dieser Mann, der vor ihm stand und mit ihm wie mit einem Erwachsenen – wie mit einem Menschen – redete, machte so vieles in seinem Leben verständlicher. Dieser Mann, dem sein Leid, seine Erleichterung, sein Flehen offen vom Gesicht abzulesen waren. Dieser Mann, der trotz des teuren Anzugs und der vielen Bodyguards liebevoll auf ihn wirkte. Fair. Er würde ihn richtig behandeln ­– das hatte er sofort gesehen. Wenn er eins in der Gosse gelernt hatte, dann war das Menschenkenntnis. Dieser Mann wollte ihm ein Leben geben. Der Mann, von dem er seine Gene hatte. Auf einmal hatte alles Sinn ergeben. Die Schläge, die Missachtung. Die Verachtung.

Es gab keinen Grund zum Zögern. Er besaß nichts und hatte alles angeboten bekommen.

Trotzdem bat er um Zeit.

Trotzdem lief er gedankenverloren durch die Stadt.

Trotzdem trugen seine Füße ihn zu dem Ort, wo ihn nur Ablehnung erwartete.

Er war sein Leben lang am Abgrund gewesen – konnte, nein, durfte er es einfach alles hinter sich lassen?

Eine Flasche zerbrach neben seinem Kopf.

Ja, er durfte. Er musste sogar, wenn er ein Leben wollte.

„Lebe wohl.“

Er war nicht der Mensch zum langen Nachdenken. Er war nicht der Mensch zum Zweifeln. Er war Katsuya - er handelte und gab nie auf.
 

                                                     ***

 

Katsuya stand am Fenster eines großen Zimmers – seines Schlafzimmers in der Stadtwohnung – und betrachtete die Aussicht. Die meisten Menschen würden den Ausblick auf die halbe Stadt aus dem dreißigsten Stock als atemberaubend empfinden, doch er inzwischen nicht mehr. Als er sie zum ersten Mal erblickt hatte, konnte er nicht anders als einen lauten Jubelschrei auszustoßen. Sein neuer Vater – nein, sein wirklicher Vater – hatte herzlich darüber gelacht. Viele weitere Male als er an dieses Fenster trat, klopfte Katsuyas Herz so wild, dass er Angst hatte es würde herausspringen. Er fühlte sich anfangs so frei hier oben. Doch nun, während sein Blick über Hochhäuser und Straßen, über Wolkenkratzer, die die Sonnenstrahlen reflektierten, und die Villen im Westen der Stadt, gefüllt mit winzigen Autos und Menschen, wanderte, fühlte er sich weder überwältigt noch frei. Er fühlte sich hier fehl am Platze. Dies hätte seine neue Heimat werden sollen. Ein Ort, an dem er sich sicher und wohl fühlte – denn schließlich würde er voraussichtlich einen sehr langen Teil seines Lebens hier verbringen. Zumindest war dies der Plan gewesen. Doch seine neue Heimat zu betrachten, erinnerte ihn jedes Mal daran, dass er die alte verlassen hatte. Er hatte so vieles hinter sich gelassen. Im Grunde sein ganzes Leben – nur um hier neu anzufangen. Katsuya schüttelte den Kopf und zog die Gardinen zu. Es klopfte an der Tür.

„Guten Morgen, Master Katsuya. Ihr Frühstück ist angerichtet. Sie haben noch eine Stunde bis zu Ihrem ersten Termin.“

„Danke, Johnson.“

 

Sein persönlicher Assistent nahm die silberne Kanne und goss in die schwarzrote Tasse Katsuyas zu Dreiviertel Kaffe. Danach tauschte er die Kanne gegen ein  kleineres Exemplar und füllte den Rest der Tasse mit Milch. Zum Schluss wurde das Getränk mit einem kleinen Löffel umgerührt – genau zwanzig Sekunden lang. Auch wenn Katsuya Johnson niemals Anweisungen gegeben hatte wie er seinen Kaffe am liebsten trank, so hatte Johnson in den letzte fünf Jahren, in denen er jeden Morgen dem Blonden das Frühstück aufdeckte, die Vorbereitung des perfekten Kaffees für Katsuyas Geschmack gemeistert.

Fünf Jahre. Ganze fünf Jahre, die Katsuya im weiten Amerika verbracht hatte. Fünf Jahre, seit er die richtige Entscheidung getroffen hatte, waren nun vergangen. Es hatte sich so vieles geändert. Vor fünf Jahren wusste er über Kaffee nur, dass er bitter schmeckte und viel zu teuer war. Nun genoss er jeden Morgen eine Tasse davon. Nicht nur sein Wissen hatte sich geweitet, auch sein Geschmack hatte sich radikal verändert. Manchmal fragte er sich, ob er überhaupt noch derselbe Hitzkopf von früher war?

Jedes Mal, wenn er in eines der Gesichter seiner Untergebenen blickte oder in das seines Vaters, wusste er, dass hier sein Platz war. Egal welche Zweifel ihn in seinem Schlafzimmer – während der Nächte oder wenn er aus dem Fenster blickte – heimsuchten, die Menschen um ihn herum gaben ihm jedes Mal aufs Neue das Gefühl der Zugehörigkeit.

Katsuya nahm seine persönliche Tasse und trank einen Schluck des besten Kaffees. So oft er auch in teuren und exklusiven Restaurants Kaffee bestellte, keins der Brühen, die man ihm dort servierte, kam an den Geschmack des Kaffees, den ihm Johnson zubereitete. Katsuya begann mit dem Frühstück – heute war wieder Spiegelei mit Schinken an der Reihe. In zwei kleinen Schälchen fand er noch frische Tomaten und Gurken. Inzwischen hatte er sich nicht nur an das westliche Essen gewöhnt, sondern auch einen großen Gefallen daran gefunden. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen schnitt sich Katsuya ein Stück des Spiegeleis ab. Seine Hauslehrer hatten sehr viel Wert auf Tischmanieren gelegt. Erst als sein wirklicher Vater ihn aufgenommen hatte, konnte der Blonde erst wirklich begreifen wie viel er in seinem alten Leben verpasst hatte. Von wie vielen Dingen er noch nie etwas gehört hatte, wie vieles er nicht verstanden hatte. Mit dem Ehrgeiz seine zweite Chance zu Leben zu meistern, hatte er unaufhörlich gelernt. Er hatte theoretischen Unterricht in vielen verschiedenen Künsten, von Betriebswirtschaft und Management bis hin zu Philosophie und Verhaltensformen. Gleichzeitig war er in die Firma seines Vaters – eine Marktleitende Flugzeugfirma -  eingebunden und sammelte Praxiserfahrung. Doch es hatte lange drei Jahre gebraucht bis er begriff, was das zu bedeuten hatte – er war seines Vaters Nachfolger.

Sein neues Leben – es war eine Zeit, in der er endlich einen richtigen Vater hatte. In der er neben der Strenge auch Lob und Liebe erfuhr. Eine Zeit, wo sein Vater Stolz auf ihn sein konnte. Auch wenn Leo Wood ein vielbeschäftigter Mann war und deswegen nur selten Zeit für seinen Sohn fand und oft etwas distanziert wirkte, so war er all das, was sich Katsuya im Geheimen immer gewünscht hatte. Auch wenn er hierfür mit dem Kontakt zu seinen alten Freunden, den er immer mehr verlor, bezahlen musste. Er hatte nicht mal mehr wirklich eine Ahnung darüber, was in dem kleinen Land, das er ganze siebzehn Jahre lang seins genannt hatte, passierte. Er hatte nur die Briefe seiner Schwester, die ihm trotz seines Verrats regelmäßig schrieb. Seine eigenen Antworten wurden immer seltener und fielen spärlich aus.

 

„Johnson. Bringen Sie mir bitte die japanische Times.“

Ab und zu sollte er sich vielleicht doch darüber informieren – dieser Gedanke kam oft.

„Jawohl, Sir.“

Doch nur selten konnte er sich davon überzeugen die Zeitung auch wirklich zu lesen. Denn jedes Mal fühlte er sich wie ein Verräter, der in der Verbannung sich nach der Wärme der fernen und unerreichbaren Heimat sehnte. Dabei war dieses Gefühl grundlos, das wusste er. Er konnte jederzeit zurückkehren. Sein Vater hatte ihn auch schon mehrmals auf einen Heimaturlaub angesprochen gehabt. Aber er hatte jedes Mal abgelehnt – er war hier glücklich. Zumindest in der Gegenwart anderer Menschen.

Johnson brachte die Zeitung und Katsuya überflog die Titelseite. Ein Erdbeben, neuer Premierminister… Die Tasse in Katsuyas Hand begann zu zittern. Die Augen vor Unglauben weit geöffnet las er noch einmal über eine der Überschriften. Das konnte doch nicht wahr sein, oder?

„Was zum… Johnson!“

Hastig erhob sich der neue Erbe des amerikanischen Konzerns Joawa, die Zeitung fest in den Händen umklammernd. Sein Assistent trat näher an seinen Vorgesetzten und leichte Besorgnis zeigte sich in seinem Blick.

„Ja, Sir?“

„Wir fahren sofort ins Büro. Beschaffen Sie mir bis zur Mittagspause alle Informationen dazu.“ Katsuya hielt dem Amerikaner die Zeitung hin und sein Daumen zeigte unmissverständlich auf einen Artikel mit der Überschrift: Sorgerechtsstreit um Mokuba Kaiba.

„Jawohl, Sir. Ich lasse den Wagen vorfahren und werde mich dann um die Recherchearbeit kümmern.“

 

 

„Sorgerechtsstreit um Mokuba Kaiba“ – damit hatte die Verflechtung ihrer beider Leben angefangen. Diese Schlagzeile brachte ihn dazu nachzuhaken was seinem alten Feind wiederfahren war. Bis zur Mittagspause erfuhr Katsuya, dass Seto Kaiba um seine Firma betrogen wurde und diese verloren hatte durch den Zusammenschluss vieler einflussreicher Menschen, die ihn wohl als zu gefährlich erachteten oder persönliche Motive hegten. Doch diese Menschen gaben sich nicht mit dem Rücktritt Seto Kaibas zufrieden – sie wollten ihn in Grund und Boden vernichten. Das zeigte die Furcht, die sie vor diesem Mann hatten. Seto war schon immer erstaunlich gewesen, was? Diese hohen Tiere erhoben eine Klage gegen Seto, die ihn der Misshandlung und Vernachlässigung seines Bruders Mokuba beschuldigte. Sie schienen – welch ein Wunder – auf der Erfolgsspur zu sein. Das Jugendgericht verbat jeglichen Umgang zwischen den Brüdern und nun entfachte ein Sorgerechtsstreit um Mokuba. Er erinnerte sich an den schwarzhaarigen Jungen, der mit Liebe zu seinem Bruder aufblickte. Der heiter lachte, solange Kaiba an dessen Seite war. Katsuya konnte sich nicht vorstellen, was der Verlust seiner einzigen Familie bei Mokuba ausgelöst hatte. Es erinnerte den Blonden zu sehr an seine eigene Jugend. Die Hilflosigkeit, die an ihm nagte, während er jeden Tag nach Hause kam… Ein felsenfester Entschluss wuchs in seiner Brust. Er musste etwas unternehmen. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Seelendieb
2015-10-17T21:29:27+00:00 17.10.2015 23:29
OMG!!!

ICh weine ja jetzt schon bei der Vorstellung, wie sehr Seto und Mokuba darunter leiden.. vor allem SEto... Der doch ALLES für Moki macht....

Bin total gefangen. Wow!
Von:  Onlyknow3
2015-10-17T18:35:26+00:00 17.10.2015 20:35
Das ist eine Grandioser einstieg in eine schon vielfach Beschriebene Story, über Seto und Mokuba.
Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel ich lass mich gerne von dir Überraschen.

LG
Onlyknow3
Von:  Roxi_13
2015-10-17T16:16:58+00:00 17.10.2015 18:16
Das hört sich wirklich sehr interesant an
Bin gespannt wie es weiter geht

Freu m ich auf das nächste Kapittel

LG
Roxi_13
Von:  Nephelin
2015-10-17T14:24:48+00:00 17.10.2015 16:24
ein gelungener Anfang :)
ich mags es, dass diese Story verspricht etwas anders zu werden als "die Üblichen"
freue mich auf eine neues Kapitel :)


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