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Das Lied des Hundejungen

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Das Lied des Hundejungen

Inu no Taisho
 

Das Schloss lag in Trümmern, umgeben von beißenden Rauchschwaden und dem Gestank verschmorter Körper. An einer Stelle rührte sich das Gebälk und unter Schutt und Asche zog sich ein Mann hervor. Ein Mann mit silbernem Haar und Augen wie die Sonne. Er kniete am Boden, schwer atmend und stützte sich auf sein Schwert.

„Oyakata-sama…“

„Kein Leben währt ewig, mein alter Freund“, flüsterte der Yokai dem graubärtigen, kleinen Flohgeist mit rauer Stimme zu. Ein schweres Husten erschütterte seinen Körper und Blut tränkte seinen Kimono in tiefes Rot. „Mein letzter Wille, Myoga, gilt meinen Söhnen. Sesshomaru und Inuyasha. Ich will, dass sie über ihre Grenzen hinauswachsen und einen starken Geist entwickeln. Ich glaube daran, dass Dämonen und Menschen in Frieden miteinander leben können und meine Söhne zusammenhalten.“ Er machte eine lange Pause und zog mit zittrigen Händen zwei weitere Schwerter hervor.

„Sesshomaru soll Tenseiga erhalten, auf, dass er lerne, Güte zu zeigen und zu behüten. Er wird sehen, dass ihn das zu einem viel mächtigeren Mann machen wird, als reine körperliche Kraft.“ Also Sesshomaru, gibt es jemanden, den du beschützen willst? „Und Inuyasha“, er starrte auf das andere Schwert in seiner Hand, ehe er es vor sich niederlegte und die Augen schloss. In diesem Moment nutzte er seine letzten Kräfte um das Schwert zu versiegeln. Kein Dämon sollte je die Macht haben Tessaiga mit bösen Absichten zu führen. Es existierte zum Schutz der Menschen und zum Schutz seiner Lieben. Und so sollte Inuyasha, der aus der tiefen Liebe zu einer Menschenfrau geboren wurde, dieses Schwert erhalten. „Versiegle Tessaiga und meinen Leichnam in der Schwarzen Perle, sprich mit Housenki, er wird wissen was zu tun ist“, trug er dem alten Flohgeist mit schwacher Stimme auf und fügte hinzu: „Wache über meinen Jungen. Hilf ihm mein Vermächtnis zu finden und zu verstehen, wenn die Zeit gekommen ist.“

„Mein Herr...“ brachte Myoga heraus, doch seine Stimme brach, als sich sein Meister erneut beugte und Blut den Boden schwärzte. Izayoi, du musst Leben, was auch immer passiert... Das Schwert, auf das er sich stützte, begann mit einem Mal zu leuchten und aus dem Licht erschien ein weißer Geist, fast durchsichtig und mit spitzen Ohren und langem Bart.

„Meister...“ sagte der Geist und verbeugte sich vor dem Daiyokai. In seinem Blick lag tiefe Trauer.

„Saya. So’unga...“ keuchte er und starrte auf die Klinge des letzten Schwertes, das seine Faust fest umschlungen hielt. „Es wird diese Welt erst verlassen, sobald Tessaiga und Tenseiga Seite an Seite miteinander zu kämpfen vermögen.“ Schweigend sahen der Geist und der Floh zu dem Fürsten auf, doch es bedurfte keiner weiteren Worte. Seine Entscheidung war gefallen, auch wenn ihnen beiden in diesem Moment nicht klar wurde, wieso er die Aufteilung der Schwerter so gewählt hatte.

Meine Söhne... seid stark. Beschützt jene, die euch etwas bedeuten. Ich glaube daran, dass ihr lernt meine Reißzähne ehrenvoll zu führen und dass ihr ihre wahre Bedeutung erkennt.

Ein träges Lächeln lag auf seinen Lippen und als er das letzte Mal die Augen schloss, umgab ihn dichter, weißer Nebel. Es schien als würde frischer Wind ihn mitnehmen und fortbringen in eine Welt, in der es endlich Frieden gab. „Izayoi, du musst leben! Was auch immer passiert. Zusammen mit Inuyasha.“
 


 

Izayoi
 

Inuyasha.

Ein Blick voller Sorge lag auf dem kleinen Bündel, das die Prinzessin liebevoll in ihrem Arm wog. Sie hielt das Fell der Feuerratte eng um sich geschlungen, während sich das lodernde Feuer, auf das sie herabblickte, in ihren großen, verzweifelten Augen widerspiegelte. Inuyasha… Ihr Herz war voll von Liebe und voll von unendlicher Trauer. Ihr geliebter Mann, ein Dämon, hatte also ihr gemeinsames Kind – das Kind eines Menschen - bedingungslos akzeptiert. Der Name, den es trug, war ein Beweis, wie sehr ihr Geliebter an sie und das Kind glaubte, und umso schmerzhafter wurde es für sie in jeder Sekunde, in der sie daran dachte, dass er vielleicht nie das Glück erfahren würde, ihren gemeinsamen Sohn in die Arme zu nehmen; seine goldenen Augen zu betrachten und zuzuschauen wie seine kleinen Hundeohren aufmerksam zuckten.

Eine Träne rann über ihre verrußte Wange und war wie ein Schrei, der sie aufweckte. Sie musste fort von hier. Ohne einen weiteren Blick auf das zusammenstürzende Schloss zu werfen – ihr Zuhause – drehte sie sich um und rannte weiter in den Wald hinein. Es war kalter Winter und doch konnte Izayoi die stechende Hitze des vernichtenden Feuers noch immer auf ihrer Haut spüren. Ihr Körper war kraftlos, die Entbindung und die plötzliche Flucht, das Feuer und die starken Gefühle, hatten ihre Kraft vollkommen aufgebraucht. Doch sie lief weiter, auf der Suche nach einem Leben für sie und ihren Sohn. Fast bewegte sich ihr Körper wie von alleine und trotz, dass sie all ihre Gefühle in ihrem Herzen zu verschließen suchte, rannen dicke Tränen unaufhörlich über ihr zartes Gesicht. Doch irgendwann erlosch auch der letzte Funken Kraft in ihrem Geist und voller Erschöpfung lehnte sie sich im hohen Schnee an eine große, alte Eiche. Der Mond schien in dieser Nacht nicht und das wenige Sternenlicht, das durch die Zweige auf den Waldboden traf und das Weiß nur schwach zum Leuchten brachte, schenkte ihr keinen Trost. Sie dachte nur an ihr Kind, wickelte es eng in die warme, kleine Wolldecke und drückte es an ihr Herz. Es hatte aufgehört zu weinen und in dem schlafenden, sorglosen Gesicht des Kindes, fand Izayoi schließlich Frieden.

Sie wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte, als ein unangenehmes Stechen in ihrer Wange sie zurückholte.

„Izayoi-sama!“ rief eine aufgeregte Stimme, direkt an ihrem Ohr. Was hatte das zu bedeuten? Benommen schlug die Frau ihre Augen auf, aber noch schaffte sie es nicht zu reagieren.
 

„Izayoi-sama! Izayoi-sama! Ihr müsst weiter!“ Sie blinzelte einige Male und stellte fest, dass es immer noch Nacht war. Nicht bloß ein schrecklicher Albtraum und auch nicht der Himmel. Die beißende Kälte war ihr schlussendlich doch die Glieder hinaufgeschlichen und diese fühlten sich dadurch taub und müde an. Nun endlich erkannte sie, wer so aufgebracht auf sie einredete und starrte schweigend auf den kleinen Floh, der vor ihr auf und ab hüpfte. Was danach geschah, erlebte Izayoi nur wie in einem Traum. Ein kleines helles Licht erschien vor ihren Augen. Es verströmte eine vertraute Wärme in ihrem Herzen und ungläubig weiteten sich die Augen der Prinzessin. Wie von Geisterhand schien diese seltsame, helle Kugel ihrem Körper Kraft zu geben und sie schaffte es aufzustehen und weiter zu gehen. Wie viel Zeit tatsächlich verging, wusste Izayoi nicht – ihr Blick war stetig auf das helle Licht gerichtet und auch, dass Myoga sich mit erstaunter Miene auf ihre Schulter setzte, bekam sie nicht mit. Erst als sie den Hof eines fremden Schlosses betraten, kehrte ihr Bewusstsein zurück. Der helle Schein wurde für einen letzten Moment zu einem gleißenden Licht und ein allerletztes Mal sollte Izayoi die Stimme des Mannes hören, dem sie bedingungslos ihr Herz geschenkt hatte.

„Izayoi, du musst leben! Was auch immer passiert. Zusammen mit Inuyasha.“

Und mit dem hellen, wärmenden Licht verschwand auch die Kraft in ihren Gliedern und erschöpft sank ihr Körper zu Boden.

Zögerlich öffnete sie die Augen. Was war geschehen? Gedämmtes Licht. Wo war sie hier? Dann kam der Schmerz. Ihre Arme und Beine fühlten sich an wie Blei. Sie war noch immer müde, doch irgendetwas in ihrem Geist hinderte sie daran erneut einzuschlafen. Sie versuchte sich daran zu erinnern was geschehen war, doch in ihrem Kopf herrschte nichts als Nebel. Das letzte was sie wusste war ... Mein Kind! Ungezähmte Panik stieg in ihr auf und trotz des heftigen Protestes ihres Körpers erhob sie sich mit zuckendem Blick, der rastlos den Raum, in dem sie sich befand, durchstreifte. Übelkeit stieg in ihr auf, doch wurde von dem Gedanken an ihr Kind zurückgedrängt. Jede Bewegung schmerzte, als sie ihre Hände an dem Futon abstützte, um sich aufzurichten. Ein Schritt. Und noch einer. Sie stolperte und fing sich mühsam an der Wand ab. Mit einem erschöpften Stöhnen sank sie erneut zu Boden und in diesem Moment wurde der aus Bast geschickt geknotete Vorhang, der diesen Raum zur Außenwelt abschirmte, beiseitegeschoben. „Izayoi-sama!“ entfuhr es der jungen Dienerin entsetzt, als sie merkte, dass die Prinzessin nicht auf ihrem Futon, sondern an der kalten Wand lag.

„Was...?!“ flüsterte die junge Frau und hielt sich die kalten Finger ihrer Hand an die Stirn. Wo war sie? Woher kannte diese Frau ihren Namen? Wie war sie hierhergekommen? All diese Fragen verursachten ihr Kopfschmerzen, aber da war etwas in ihr, das sie antrieb.

Mittlerweile war das Mädchen längst zu ihr geeilt, stützte sie und half ihr sich aufzurichten. Doch statt sich zurück auf den Futon zu legen, steuerte Izayoi ehrgeizig den Ausgang an. „Izayoi-sama, Ihr müsst euch ausruhen...!“ versuchte die junge Dienerin sie bestimmt, aber auch etwas zaghaft sie dazu zu bringen sich wieder niederzulegen. Doch ihre Bemühungen schienen umsonst. Es gab nichts, was die Prinzessin nun noch aufhalten konnte. Nachdem sie so viel geopfert hatte, gekämpft hatte, ihren Geliebten-… Tränen stiegen ihr in die Augen und dieses Gefühl verwirrte sie. Warum war sie so traurig? Was war nur geschehen, das ihr eine solche Angst eingejagt hatte? Was war mit ihrem Geliebten passiert, dass ein schlichter Gedanke an ihn ihr Schwindel bereitete?

„Mein Kind…“ flüsterte sie erneut und ihre Stimme brach, als eine einzelne Träne über ihre Wange rann. Schweigend führte die Bedienstete sie in einen Nebenraum, in dessen Mitte eine einzelne Wiege stand. Izayoi betrat den Raum alleine und nur spärliches Licht drang durch den Bastvorhang, der auch diesen Eingang abschottete. Mit einem Mal fühlte sie sich beflügelt und verschiedenste Emotionen durchfluteten sie, als sie an die Krippe trat und ihr Neugeborenes in die Arme schloss. Durch die plötzliche Bewegung wachte das Kind auf, begann zu schreien, und dieses Geräusch holte Izayoi endlich aus ihrer Trance. Sie starrte die kleinen, weißen Hundeöhrchen an, bis sie plötzlich selbst von heftigem Schluchzen erfasst wurde. Dicke Tränen fielen auf das helle Gesicht des Kindes und liebevoll wischte sie es mit dem Tuch, in das es gewickelt war, fort. Inuyasha. Die Stimme ihres Geliebten hallte deutlich in ihren Gedanken wider und wie ein Orkan stürmten auch alle anderen Erinnerungen an die vergangene Nacht auf sie ein. Diese unerträgliche Hitze, beißender Rauch, das Schreien ihres Kindes. Durch ihre verschwommene Sicht konnte sie das feuerrote Gewand erkennen, das sorgsam zusammengefaltet unter der Wiege lag. Und es erinnerte sie daran, was der wahre letzte Wille ihres Geliebten gewesen war: „Izayoi, du musst leben! Was auch immer passiert. Zusammen mit Inuyasha.“

„Sch,sch..“ machte sie und wog das kleine Bündel behutsam in ihren Armen. „Inuyasha“, flüsterte sie. Diesen Namen laut auszusprechen gab ihr Kraft. Was auch immer geschehen war; sie lebte, ebenso ihr Kind.
 

Am selben Tag noch stellte sich heraus, dass Izayoi bei Hofe ihres Onkels gelandet war und trotz des Hanyo’s den sie geboren hatte und der damit verbundenen Schande, genehmigte er hier ihren Aufenthalt. Die Leute behandelten sie respektvoll, schließlich war ihr Onkel der Hohe Herr des Hauses. Dies bedeutete allerdings nicht, dass jedermann gerne ihre Gesellschaft suchte. Somit zog sie ihr Kind alleine auf und versuchte ihm ein erträgliches Leben zu verschaffen. Ihre Momente der Trauer verbarg sie so oft es ging, obwohl es ihr jedes Mal das Herz brach, wenn sie mit ansehen musste, wie die Leute bei Hof mit ihrem Inuyasha umgingen. Es war nicht leicht und nicht einmal mehr in der Musik fand Izayoi ihren Trost, da diese sie an Zeiten erinnerte, von denen sie wusste, dass sie fortan vorbei waren. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie sehnsüchtig in die Ferne starrte und einen Funken Hoffnung hegte, ihr Geliebter hätte überlebt und würde kommen um sie zu holen. Doch diese Erwartungen blieben stets unerfüllt.

Bis an einem Tag schließlich ein alter Bekannter seinen Weg zu ihr suchte. Izayoi fiel aus allen Wolken als der kleine, greise Flohgeist plötzlich in ihrem Gemacht aufgetaucht war. Er erzählte ihr vom letzten Willen des Inu No Taishous und daraufhin erlaubte sie ihm, jene mysteriöse schwarze Perle in dem Auge ihres schlafenden Sohnes zu versiegeln. Was tatsächlich dahinter steckte, hatte Izayoi nie erfahren; sie empfand es stets als ein Teil seines Vaters, der nun mit ihm verbunden war und das beruhigte sie an manchen Tagen. Myoga kam von da an des Öfteren zu Besuch, sah, wie Inuyasha aufwuchs und diente ihm ab und an als jemand mit dem er reden konnte.

Zwanzig lange Jahre gingen ins Land und Izayoi wurde trotz der Freude über ihren gesunden, wachsenden Sohn, schnell schwach und kränklich. Am Sterbebett übergab sie Inuyasha einen kleinen Zopf, aus zusammengebundenen, hellweißen Strähnen, die im Licht zu leuchten schienen. „Ich werde immer für dich da sein. Genau wie dein Vater.“ Als sie die Augen schloss, lag ein Lächeln auf ihren Lippen, sie drückte die Hand ihres Kindes, das ihr mehr als alles andere auf dieser Welt bedeutete. Inuyasha war der Beweis ihrer Lieber zu einem Dämon und sie bereute nichts.
 

Inuyasha
 

Später wurde sie etwas abseits vom Schloss begraben und jeden Tag sammelte der kleine Hanyo frische Blumen, die er an ihr Grab legte. Doch die Bewohner des Hofes wurden immer skeptischer und garstiger zu dem Halbmenschen und als sein alter Großonkel schließlich verstarb und ein entfernter Neffe den Hof übernahm, wurde er am Ende nicht mehr geduldet. Er rannte fort, ohne ein Wort des Abschiedes.

Das Leben, das folgte war für den Hanyo eine einzige Tortur. Dämonen, wie Menschen, stießen ihn gleichermaßen ab und er lebte anfangs in Angst und Unsicherheit. Schnell musste er lernen sich anzupassen, floh vor Dämonen, suchte Verstecke.

Ihm wurde klar, dass er im Leben keinen Beistand erhoffen konnte. Er musste selbst stark werden und die Strähnen seines Vaters würden ihm dabei nicht helfen können. Schon bald verlor der Hanyo keinen Gedanken mehr an die Überbleibsel dieser Person, die eigentlich sein Leben lang für ihn hätte da sein müssen. Myoga warf weiterhin ab und zu ein Auge auf ihn, doch schnell lernte Inuyasha sich selbst zu wehren. 130 Jahre vergingen, in denen er versuchte seinen Platz auf der Welt zu finden. Abgeschiedene Dörfer, in denen keiner Fragen stellte, waren oft seine Anlaufstelle, solange bis ihn auch dort die Bewohner fortjagten. Er begegnete seinem Halbbruder Sesshomaru, doch dass es dabei zu keinem Kampf auf Leben und Tod kam, war nur dem alten Myoga zu verdanken. Daraufhin erfuhr Inuyasha viel von ihm über seine Familie, seinen Bruder und seinen Vater. Bis er nichts weiter davon wissen wollte und den alten Floh im Regen stehen ließ. Er schwor sich, mit all dem nichts zu tun haben zu wollen und dass er selbst, auf eigene Faust, zu gänzlicher Stärker kommen würde. Ein richtiger, vollwertiger Dämon zu werden, um endlich die Akzeptanz und Anerkennung zu erlangen, die er sein Leben über missen musste. Nach diesem Prinzip begann er nur noch an sich selbst zu denken und sein Ziel nie aus den Augen zu verlieren.

Bis er sich in einer mondlosen Nacht auf einem Baum versteckte und eine Frau seinen Weg kreuzte. Eine Miko, die vor seinen Augen Dämonen mit nur einem einzigen Pfeil vernichtete. In dieser Nacht erfuhr Inuyasha zum ersten Mal von der heiligen Macht des Juwels der vier Seelen.
 

53 Jahre später:
 

Ich stehe auf einem großen Hügel, starre hinab in das Dorf. Meine Heimat. Eine junge Frau mit schwarzen Haaren sitzt am Fluss und sammelt Kräuter und unter dem traditionellen Gewand einer Miko erkenne ich eine leichte Wölbung ihres Bauches. Ich lächele. Noch vor einiger Zeit hätte ich es mir nicht träumen lassen, dieses Glück je mit Kagome teilen zu dürfen. Doch plötzlich macht sich ein seltsames Gefühl in mir breit. Wieso bin ich bedrückt? Ohne zu wissen woher dieser seltsame Wunsch in meinem Herzen kommt, ziehe ich die Strähnen meines Vaters hervor. Warum denke ich gerade jetzt an meinen alten Herrn?
 

Etwas unsicher starre ich auf die dünnen Fäden in meiner Hand, die sich sachte im Zuge des Windes wiegen und spüre eine seltsame Wärme, die meine Hand umhüllt. Ein Gefühl, eine Woge der Geborgenheit und der Anerkennung durchströmt mich, ehe plötzlich auch die letzte Erinnerung an meinen Vater zu Staub zerfällt. Ich beobachte wie die feine Asche durch meine Finger rinnt und vom Wind verweht wird. Doch als ich mich umdrehe und hinab zum Dorf laufe, liegt ein Lächeln auf meinen Lippen. Denn es stimmt nicht ganz. Mein Vater ist noch immer bei mir. „Nicht wahr, Tessaiga?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-07-11T14:50:59+00:00 11.07.2016 16:50
Ich bin so stolz und ergriffen, dass du den Sprung ins kalte Wasser gewagt hast, und musste mehrfach schwermütig seufzen, weil mir einige Passagen sehr zu Herzen gingen. Das passiert nicht oft, daher danke ich dir für das Feingefühl, mit dem du den Charme und die wenigen Bruchstücken, die man zu Inu no Taishou und Izayoi kennenlernen durfte, eingefangen und ausgebaut hast. Es lag etwas in der Luft, das schwer in Worte zu fassen ist: Fest steht, dass ich vom ersten Satz an den Film weiter im Kopf hatte.
Dabei ist mir die Version, die du kreiiert hast, nie zuvor begegnet. Es war ganz neu und ganz anders - und genau deshalb perfekt, sowie in sich ruhend und abgeschlossen.
Am Anfang hat mich bereits der Satz "Wache über meinen Jungen" emotional ergriffen. Ich finde, damit hast du die Satzmelodie des alten Herrn der Hunde nahtlos eingefangen. Es spiegelt so viel wieder, was die Liebe zu einem Kind umfasst ... und ja, ich bedaure Myouga und Saya, die den letzten Wunsch hörten, ohne etwas für ihn tun zu können. Der Moment, in dem er sich auflöste, barg ganz viel Wärme. Ich hätte mir vorstellen können, dass es so ablief, und allein der Gedanke, dass er sich noch als helles Licht zu Izayoi begab und sie erneut rettete, war wunderschön. Damit hast du die Lücke des eiskalten Wetters glaubhaft geschlossen. Und die junge Fürstentochter hat viel Mut bewiesen, gekämpft wie eine Löwin und kaum einen Gedanken an sich vergeudet. Diese Selbstlosigkeit gefiel mir an ihrer Darstellung am besten, ganz abgesehen davon, dass mir ihre Trauer und die Gefühle, die über sie hereinbrachen, sehr nahe gingen. Man kann sich kaum vorstellen, was es in einer Mutter anrichtet, die mitansehen muss, wie schwer es in den Folgejahren ihrem Jungen ergeht - und wie es sein muss, dann vor ihm von der Welt zu verschwinden, ohne ihn mit den bescheidenen, eigenen Möglichkeiten schützen zu können.
Ich hätte sehr gern gewusst, woher Izayoi die Haarsträhne hatte. Die Idee war brillant, und so typisch für die alten Epochen, in denen man derlei in die Familiengräber bettete. Dass Inuyasha am Ende nach all seinen Schikanen und Schwierigkeiten Frieden findet, indem er erst Kikyo und dann Kagome begegnet, hat mich glücklich gestimmt. Chronologisch hat er Sesshoumaru hier vor Kikyo getroffen, was ich auch interessant fand.
Ach, einfach eine tolle Geschichte. Du musst unbedingt öfter schreiben!
 
Morgi
P.s. white_owlet, danke für die Glückwünsche!
Antwort von:  Arikayuki
14.07.2016 13:44
hach vielen Dank, dein Lob ist wirklich eine Ehre! -^-^-
Es ist total toll soviel positive Rückmeldung zu bekommen, das bestärkt wirklich darin, es weiter zu probieren! Ich bin froh, dass auch die Charaktere dir zusagen und ich sie originalgetreu gestalten konnte! (:
Von:  Kerstin-san
2016-07-07T17:06:49+00:00 07.07.2016 19:06
Hallo,
 
der One-Shot gefällt mir wirklich gut. Ich finde es klasse, dass man gleich mitten im brenzligen Geschehen rund um den Inu no Taishou ist. Da ist Spannung von Anfang an, garantiert. Außerdem fand ich diese kursiv eingestreuten Gedanken aus dem Kinofilm in den jeweiligen Momenten einfach nur unglaublich passend.
 
Jedenfalls wirkt der Herr der Hunde selbst im Sterben noch sehr würdevoll und vorausplanend. Ich finde es toll, dass seine letzten Gedanken und Handlungen dem Schutz seiner Familie gelten und er sich für sie ein friedliches Zusammenleben erhofft. Außerdem merkt man ihm seinen starken Willen an. Er kann nicht in Ruhe sterben, bis er Myouga und Saya gegenüber all das losgeworden ist, was er unbedingt noch aussprechen und ihnen mit auf den Weg geben will.

Izayois traumatische Erfahrung und die anschließenden Strapazen (Flucht durch den Wald; Zuflucht bei ihrem Onkel) fand ich glaubhaft rübergebracht. Auch, dass das Leben danach schwierig bleibt - sowohl für sie, als für Inu Yasha kam ist absolut nachvollziehbar.
 
Inu Yashas Suche nach einem Platz in der menschlichen Gesellschaft, hat mir richtig das Herz schwer werden gelassen. Egal, wo er versucht Anschluss zu finden, niemand will ihn in seiner Nähe dulden. Ich hab mich natürlich besonders gefreut, als er auf Kikyo getroffen ist und hätte mir da vielleicht einen größeren Part dazu gewünscht. (Ich bin nun einmal ein kleines Kikyo-Fangirl xD)
 
Den Wechsel in die Ich-Perspektive am Ende fand ich schlichtweg genial. Ich bin eh ein Fan davon ihr, weil sich Emotionen da so gebündelt und intensiv rüberbringen lassen. Es war jedenfalls schön zu lesen, dass Kagome ihm nach Izayois Tod (und sicher auch nach der Begegnung mit Kikyo) das Gefühl von Frieden und Zugehörigkeit vermitteln konnte. Der Schlusssatz war dann ganz stark. Nicht kitschig oder so, sondern einfach wunderbar zu lesen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Arikayuki
08.07.2016 20:21
Vielen lieben Dank für den Kommentar. Und natürlich auch für deine Unterstützung im Vorfeld!
Das freut mich sehr, dass dir die Story gut gefällt (:
und jaa, den Teil mit Kikyo und wie sie sich schließlich ineinander verliebten könnte man durchaus separat noch ausbauen, da gibt der Anime und einige Filler-Folgen ja auch schon gut Stoff dazu :p
Von:  CheyennesDream
2016-07-07T11:09:41+00:00 07.07.2016 13:09
Ist eine schöne Umsetzung des Themas. Die zeitliche Lücke hast du gut gefüllt und mir hat deine Schreibweise gefallen.
Deswegen freue ich mich, weil du dich getraut hast und evtl lesen wir in Zukunft mehr von dir.

Inuyashas Kindheit und Jugend könnten wesentlich mehr Autoren aufgreifen, denn da gibt es viele Möglichkeiten.

Chris



Antwort von:  Arikayuki
08.07.2016 20:19
vielen Dank (:
hm, könnte mir schon vorstellen eventuell in Zukunft noch mal etwas zu schreiben, aber für längere Geschichten fehlt mir oft die Geduld und die Liebe zum Detail. Trotzdem; hat mir sehr Spaß gemacht diesem OS zu schreiben und mal sehen was in Zukunft noch so passiert (:


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