Die Hölle beginnt
Kapitel 1: Die Hölle beginnt
Sakura’s Sicht:
Oh Gott, jetzt war es soweit. Sofort schlug ich meine Augen auf, feuerte die Decke nach hinten und klopfte auf den nervigen Wecker, der mich mit seinem Piepen erneut aus dem Schlaf gerissen hatte.
Murrend setzte ich mich auf die Bettkante und wartete einen Augenblick. Zum einen, um mein Schwindelgefühl, welches ich noch vom Liegen hatte, los zu werden und zum zweiten wollte ich den heutigen Tag einfach nur hinter mich bringen. Laut seufzend stand ich langsam auf und schlurfte mit schweren Schritten ins Badezimmer. Dort zog ich mir mein Schlaf-Shirt und meine kurze Hose aus, um in die Dusche zu steigen. Verschlafen wie ich war, vergaß ich einen Moment zu warten, somit prasselte eiskaltes Wasser auf mich nieder und mir entwich ein kurzer Schrei. Super, gut gemacht, lobte ich mich selbst. Es war verdammt kalt, also drückte ich den Wasserhahn ganz auf warm.
Nach einigen Sekunden, die wohl eine Ewigkeit gedauert hatten, wurde es wärmer und entspannte meine Muskeln. Ich liebte diese wohlige Prozedur, es machte wach, wärmte und beruhigte einen.
Zwanzig Minuten später war ich fertig und schnappte mir zuerst ein Handtuch, um mich abzutrocknen. Als ich fertig war, band ich mir das Tuch um meinen Körper und ging zurück in mein Zimmer. Dort angekommen schmiss ich es auf den Boden und ging zum Schrank, suchte dort das heraus, was ich benötigte. Schnell stand ich schon in Unterwäsche bekleidet da, nun wurde es etwas schwieriger. Was um Himmels Willen sollte ich anziehen? Nach einem kurzen Blick nach draußen, entschied ich mich schnell. Ich schnappte mir ein rosa T-Shirt, welches nur eine Schulter bedeckte.
Danach kramte ich noch meine enge Jeans heraus und zog beides schnell an. Soweit so gut, dachte ich, als ich mich im Spiegel betrachtete. Natürlich fehlten noch meine Haare, die gerade in einem Handtuch gewickelt waren. Nach einem kurzen Blick durch mein Zimmer, fand ich den benötigten Gegenstand – meinen Föhn. Es dauerte nicht lange und meine Haare waren trocken. Als ich an meinem Schreibtisch stand um den Föhn darauf zu legen, schnappte ich mir mein Schminkzeug und betonte etwas die Augen. Eigentlich war das auch schon alles, mehr Schminke wollte ich nicht benutzen. Ich mochte diese aufgebretzelten Mädels nicht so, ich war mehr der natürliche Typ.
Als ich fertig war, besah ich mir mein Werk nochmals im Spiegel. Ich war ziemlich selbstkritisch und voller Zweifel, was mein Aussehen betraf, daher zählte meine Meinung eh nicht so viel.
Das Gesicht mit den feinen Zügen lächelte mir entgegen, ihre langen rosa-Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Schulter, bis unter die viel zu kleine Brust. Die grünen Augen wurden mithilfe von einem Kajal und Mascara leicht betont, zum Glück hatte sie lange Wimpern. Das Shirt stand ihr relativ gut, obwohl sie sich definitiv zu dick darin fand. Ihre Mutter meinte zwar immer, sie spinne, doch sie empfand nun mal so. Ihre linke Schulter war etwas entblößt, gefiel ihr aber. Die ziemlich eng anliegende dunkelblaue Jeans, betonte ihre langen Beine und ihren kleinen Hintern. Alles in einem war es ganz okay, wie sie fand.
Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Schnell rannte ich in den Flur hinaus, die Treppen hinunter, während ich beinahe ausgerutscht wäre. Als ich endlich an der Kommode im unteren Flurbereich ankam und das Festnetztelefon in der Hand hielt, atmete ich hecktisch die Luft ein und aus.
„Haruno?“, begrüßte ich die Person in der anderen Leitung. Schnell war mir klar, wer am Telefon war.
„Sakura? Guten Morgen, ich wollte dir nur einen schönen Tag wünschen, tut mir Leid, dass ich nicht dabei sein kann.“, genervt verdrehte ich meine Augen.
„Ist schon okay, Mom.“, beruhigte ich meine Mutter, die danach das Gespräch beendete.
Es war ganz normal, dass sie so schnell auflegte, meine Mutter war nie sehr gesprächig. Mebuki Haruno war ständig auf Dienstreise mit meinem Vater, Kizashi Haruno, zusammen. Mich störte es wenig, umso mehr Freiheiten konnte ich damit genießen. Nur manchmal, da wünschte ich mir einen Ansprechpartner. Schnell verdrängte ich diesen Gedanke und schaute auf die Uhr. Kurz nach sieben. Okay, also dann musste ich wohl oder übel los. Ich nahm meine Tasche, hing sie mir um, und zog mir meine Nike Schuhe an. Als ich mir auch noch meine braune Lederjacke überwarf, war ich bereit.
Bereit für die Hölle, die sich Schule nannte.
Eigentlich müsste ich auf die Konoha High-School gehen, doch vor den Sommerferien hatten mich meine Eltern von der Schule genommen. Was sie für Gründe hatten, nun ja, darüber wollte ich gerade nicht wirklich nachdenken. Es war eine grauenvolle Zeit. Eine unangenehme Gänsehaut bildete sich unter meiner warmen Jacke. Diese Erinnerungen versuchte ich immer wieder zu verdrängen.
Auf jeden Fall, wurde ich nun an der ‚Elite-School of Konoha‘ angemeldet, dort herrscht ein ganz anderes Niveau, als auf der High-School für normale. Auf der Elite waren meist Kinder, deren Eltern ein Vermögen besaßen. Wie meine Mutter es schaffte, mich an dieser Schule anzumelden, wusste ich nicht und eigentlich wollte ich nicht weiter darüber nachdenken. Ich hoffte nur, dass dieses Jahr schnell verging, damit ich meinen Abschluss endlich in der Tasche hatte. Ich hasste es, zur Schule zu gehen. Leider waren meine Erfahrungen, die ich bis jetzt gesammelt hatte, nicht gerade positiv.
Gerade war ich an der U-Bahn Station angekommen, als mich ein Typ unsanft am Arm streifte und ich somit nach hinten auf den Boden fiel.
„Autsch.“, meckerte ich, während ich über die schmerzende Stelle strich.
„Bist du okay?“, fragte mich eine männliche Stimme und ich hob meinen Blick.
Ein, nicht gerade freundlich aussehender, Typ beugte sich zu mir herunter und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm seine Hilfe an und er zog mich wieder auf die Beine. Schnell klopfte ich mir den Dreck von der Hose, während ich ihn dankend anlächelte. „Ja, danke.“, sprach ich und er verzog keine Miene. Kurz musterte er mich, ehe er erneut fragte: „Wirklich? Der Typ hat dich ziemlich heftig gerammt.“, Etwas verwirrt legte ich meinen Kopf schief, ich dachte eigentlich, dass er der Kerl war, der mich geschubst hatte. Er hatte braune, längere Haare, die er zu einem Zopf zusammen gebunden hatte. Aber irgendwie hing sein Pferdeschwanz nicht einfach hinunter, nein die standen ihm regelrecht zu Berge. Wie schaffte er es, seine Haare so stachelig und steif nach oben zu drücken und vor allem, warum blieben sie in dieser Position? Er trug einen Ohrring auf der linken Seite und sein Blick war irgendwie… gelangweilt. Es sah aus, als würde ihn nichts auf dieser Welt interessieren.
Sein Gesicht war hübsch, jung war er auf jeden Fall. Er trug eine braune, dickere Jacke und einen schwarzen Schal um den Hals, obwohl es schon Frühling war. Seine schwarze Jeans rundete das Bild ab und an sich war er ein gutaussehender junger Mann.
„Hey.“, seine Stimme riss mich aus meiner Starre, „Wirklich alles gut?“, ich nickte nur und bedankte mich erneut. Danach ließ ich ihn einfach stehen und stieg in die U Bahn. An meiner gewollten Station stieg ich aus und lief die Treppen hinauf. Oben angekommen kramte ich die Karte heraus, die mir meine Mutter gegeben hatte und suchte nach der Schule. Nach einigen Minuten fand ich den richtigen Weg und stand jetzt vor dem Tor. Ich schaute mir die Schule nun etwas genauer an.
Das Hauptgebäude war aus roten Backsteinen gebaut, über dem Eingang ‚A‘ hing ein großes Schild mit der Aufschrift ‚Elite-School of Konoha – für unsere Kinder nur das Beste‘. Oh mein Gott, noch eingebildeter ging es wohl nicht? Das Wort, dezent, kannten sie anscheinend nicht. Leise kicherte ich bei diesem Gedanken und betrat den Schulhof. Natürlich durften die reichen Kinder schon früher den Führerschein machen, weshalb die Schule einen eigenen Parkplatz für ihre Schüler hatte. Genau diesen Parkplatz überquerte ich gerade und versuchte dabei nicht weiter auf die Blicke der anderen zu reagieren. Ich war gerade die Attraktion des Tages.
Schnell ging ich ins Gebäude und suchte nach dem Sekretariat. Als ich dort ankam, begrüßte mich eine schwarzhaarige Frau lächelnd.
„Sind sie Sakura?“, ich nickte, begrüßte sie, indem ich ihr die Hand reichte.
„Ja, Hallo.“, sagte ich kurz und sie fing danach sofort an, mir die Schulregeln zu erklären, mir den Stundenplan zu reichen und mich zu meiner Klasse zu begleiten.
Wir blieben im gleichen Treppenhaus, nur ein Stockwerk höher, vor einer Tür machten wir halt.
Sie drehte sich herum und fragte: „Bist du bereit?“, fragte sie und ich nickte.
Auf geht’s, dachte ich mir nur.