Prolog
Izuku hatte in seinem gesamten Leben noch nie Hausarrest bekommen.
Nicht ein einziges Mal.
Jetzt traf es ihn gleich für ganze drei Tage. Es schmeckte ihm nicht, aber er hatte selber Schuld. Sich nach der Ausgangssperre mit Bakugō zu prügeln war eine dumme Idee gewesen, das hätte selbst ihm klar sein müssen. Dann wiederum war es OK gewesen. Sie hatten diese Auseinandersetzung gebraucht.
Es war sein zweiter Tag, übermorgen durfte er zurück zum Unterricht. Ihre tägliche Hausarbeit hatten er und Bakugō erledigt – dieses Mal hatte Izuku explizit darauf geachtet, wirkliches jedes verdammte Staubkorn aufzusaugen. Auf noch so einen dummen Spruch von Mineta und eine Gardinenpredigt von Bakugō, wie man denn richtig putzt, konnte Izuku tatsächlich verzichten.
Mit einer Hantel in der Hand, saß er auf seinem Bett und trainiere. Viel mehr konnte er auch gar nicht machen. Es war langweilig und eintönig und er fühlte sich total ausgeschlossen. Selbst All Might schien ihn zu strafen, denn er hatte bis jetzt nicht auf seine letzte Nachricht reagiert. Hausarrest bedeutete ja nicht, dass man prompt aufhörte zu existieren! Oder vielleicht doch, denn so fühlte es sich gerade an. Hausarrest war wirklich scheiße.
Mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck setzte er die Hantel neben seinem Bett auf den Boden ab und ließ sich dann nach hinten auf die Bettdecke fallen, rollte sich einmal zur Seite und starrte an die Wand. Wenn er schlief, ging die Zeit bestimmt schneller um.
Sein Smartphone vibrierte und mit freudiger Erwartung zog er es aus seiner Hosentasche. Izuku hoffte inständig ein paar tröstende Worte von All Might zu lesen. Nur ein paar Zeilen, die ihm sagten, dass selbst so etwas wie stinknormale Hausarbeit aus ihm einen guten Helden machen würde und er die Zeit nutzen könne, um sich neue Kampftechniken zu überlegen. Er hätte sich auch über eine Nachricht von Iida gefreut, auch wenn es wahrscheinlich nur Hausaufgaben sein würden. Das war ihm egal, jede Art von Kontakt war ihm gerade recht.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute Izuku auf die Nachricht. Es war ein simples »Hey«. Izuku stutzte. Die Nummer war Unbekannt. Wer schrieb ihm denn eine solche SMS? Schlimm genug, dass es offenbar überhaupt noch Leute gab, die SMS schrieben, statt auf Instant-Messenger zurückzugreifen. Selbst seine Mutter benutzte das. Und All Might.
Unbekannte Nummern ignorierte Izuku in der Regel – da war er vorsichtig. Allerdings weckte irgendetwas an dieser Nachricht sein Interesse. Er konnte es nicht genau beschreiben, möglich, dass es nur die Langweile war.
Dieses einfache Hey wirkte seltsam vertraut. Izuku konnte sich jedoch nicht daran erinnern seine Nummer jemandem gegeben zu haben, der nicht mit ihm auf diese Schule ging oder von dem er nicht auch die Nummer hatte.
Nach ein paar Minuten der Überlegung rollte er sich auf den Rücken und schrieb zurück.
14:23 »Hi.«
14:25 »Oh, du schreibst ja zurück!«
Abermals zogen sich Izukus Augenbrauen zusammen. Was war denn das bitte für eine seltsame Aussage? Gut, vielleicht war die Person nicht davon ausgegangen eine Antwort zu erhalten.
14:27 »Wer bist du?«
14:30 »Ein alter Freund. Wir sind uns schon ein paar Mal begegnet. Das weißt du sicherlich nicht mehr. Ist schon ein bisschen her.«
Izuku setzte sich auf, lehnte sich gegen das Kopfende seines Bettes.
14:34: »Wirklich? Hm. Woher hast du meine Nummer?«
14:36 »Von einem Bekannten. Wir sehen uns so selten, da dachte ich mir, ich frag' einfach ihn. Sorry, so etwas macht man eigentlich nicht.«
14:39 »Stimmt. Und wer ist dieser Bekannte von dir? Vielleicht kenne ich ihn. Oder sie.«
Izuku wurde aus diesen Nachrichten nicht schlau. Die Person schien seinen Fragen auszuweichen. Wenn sie wirklich alte Bekannte waren, gab es eigentlich keinen Grund nicht auf seine Fragen einzugehen oder doch?
Izuku bekam auf seine letzte Nachricht keine Antwort. Es war albern sich darüber Gedanken zu machen. Möglicherweise war die Person verhindert, hatte keinen Empfang oder der Akku war leer. Da Izuku ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, vertrieb er sich die Zeit mit seinen Social-Medien. Hier wurde etwas geliked, dort etwas geteilt. Woanders wurde kommentiert.
Dann vibrierte sein Handy abermals. Ununterbrochen. Er sah und hörte, dass es keine SMS war. Es war ein Anruf. Von der unbekannten Nummer.
Er sollte den Anruf wegdrücken. Sollte ihn ignorieren. Welcher Mensch rief schon jemanden an, der offenbar nicht wusste, wer man war? Kein normaler Mensch würde diesen Anruf annehmen. Izuku tat es auch nicht, nicht sofort. Er ließ das Handy in seiner Hand vibrieren. In der Hoffnung, dass diese unbekannte Person auflegen würde.
Tat sie jedoch nicht.
Und Izuku nahm den Anruf an.
„Hallo?“
»Oh, du bist ja doch noch ran gegangen.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung kam ihm tatsächlich bekannt vor. Izuku wühlte in seinen Erinnerungen nach einer passenden Person und als er sie gefunden zu haben schien... Nein, das konnte nicht sein!
„Wer bist du?“
»Rate doch mal, Midoriya Izuku.«
Die Bestätigung seiner Vermutung erfasste ihn wie einen Zug. Ihm wurde mit einem Schlag ganz anders. Seine Innereien schienen sich spontan zu einem großen Knoten zusammengeschnürt zu haben und sein Herz war ihm in die Hose gerutscht. Krampfhaft hielt er sein Smartphone fest.
„Shigaraki.“
Seine Kehle war staubtrocken, wie zugeschnürt, als er seinen Namen aussprach. Als läge Shigarakis Hand wieder an seinem Hals, raubte ihn sämtlichen Mut und alle Luft zum Atmen.
»Bingo. Level-Up für dich.«
„Was willst du? Woher hast du meine Nummer?“
»Ich habe dir schon gesagt, woher ich deine Nummer habe.«
Izuku versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen und die Anspannung in sich zu lösen. Es war alles gut. Er war nicht hier.
Dennoch ertappte sich Izuku dabei, wie er sich aufmerksam umsah. Als hätte sich Shigaraki innerhalb weniger Sekunden hier her teleportiert. Aber das war unmöglich, die U.A. hatte Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Hier kam keiner rein.
Die Erinnerungen an ihr letztes Treffen kamen prompt zurück. Seine Hand um seinen Hals geschlungen, die nette Unterhaltung die sie hatten. Nervös legte er eine Hand in seinen Nacken.
»Wenn du auflegst oder jemanden von dem Gespräch erzählst, wirst du es bereuen.«
Izuku lachte hol auf.
„Und was willst du machen? Wenn du hier herkommst, wird man dich verhaften. Dann kannst du All For One im Gefängnis wiedersehen.“
Es herrschte ein paar Augenblicke lang Schweigen an Shigarakis Ende. Dann hörte Izuku ein leises, kaum wahrnehmbares Lachen.
»Stimmt. Du sitzt sicher in der Schule. Dorthin zu gehen wäre wirklich dumm. Aber deine Mutter... Die sitzt ungeschützt zu Hause, oder nicht?«
Ihm wurde schlecht. Unglaublich schlecht. Panik überfuhr ihn, wie ein tonnenschwerer Truck. Er wollte sich nicht unterkriegen lassen. Wollte diese Drohung mit Fassung nehmen. Aber Shigaraki war kein Mensch, der einfach nur drohte und erst recht keiner, den man mit Fassung nehmen sollte.
„Was willst du?“ Seine Stimme klang so gar nicht nach sich. Wäre sie nicht aus seinem Mund gekommen, hätte Izuku sicherlich geglaubt sie gehörte jemand anderem. Gott, wie er sich gerade wünschte jemand anderes zu sein.
»Ich will ein Treffen.«
„Damit du mich umbringen kannst?“
Er erinnerte sich daran, dass er bei ihrem letzten Treffen sagte, dass er ihn bei ihrem nächsten Zusammentreffen umbringen würde. Er war noch nicht bereit gegen ihn zu kämpfen. Izuku schaffte es kaum bei einem Telefonat mit ihm cool zu bleiben.
»Nein. Ich will nur reden.«
Was zum Donnerwetter hatte der Kerl andauernd mit ihm zu bequatschen?! Es gab Telefonnummern, die man anrufen konnte, wenn man reden wollte...
„Aber du hast-“
»Ich weiß, was ich gesagt habe,« unterbrach ihn Shigaraki forsch.
»Ich habe meine Meinung geändert. Ganz davon abgesehen, hast du Bakugō gerettet. Das zählt als Treffen.«
Izuku schwieg, immer noch angespannt und mit viel zu vielen kreisenden Gedanken im Kopf. Offenbar hatte Shigaraki keine Lust ewig darauf zu warten, dass Izuku eine Antwort gab, denn er durchbrach das Schweigen.
»Es ist nicht so, als hättest du eine Wahl. Ich melde mich bei dir.«
Shigaraki legte auf, noch bevor Izuku etwas sagen konnte. Der Schreck saß ihm tief in den Knochen. Shigaraki hatte seine Nummer herausbekommen. Er hatte ihn angerufen und bedrohte nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter. Das war-
Sein Smartphone vibrierte mehrfach. Ein Blick auf den Display verriet ihm, dass Shigaraki ihm gerade Bilddateien geschickt hatte. Fassungslos sah er die Bilder seiner Mutter. Es waren normale Bilder; sie stand in der Küche, war beim Einkaufen und unterhielt sich mit einer Nachbarin. Fotos, die aus einer sicheren Entfernung entstanden waren, aber dennoch Fotos seiner Mutter.
Er sollte es jemandem sagen. Aizawa-sensei oder All Might. Er wusste, dass es das Richtige war. Es jemandem sagen. Wenn man Hilfe brauchte, sollte man sich welche holen. Er wusste es, wusste, dass dies absolut logisch war.
Und trotzdem hielt ihn etwas davon ab, wie von der Tarantel gestochen loszurennen und jemandem davon zu erzählen. Wie versteinert saß er kerzengerade auf seinem Bett, das Smartphone noch immer fest umklammert.
Eine weitere SMS von Shigaraki ließ ihn schwer schlucken.
15:24 »Das bleibt unser kleines Geheimnis. Spiel einfach mit.«
Izuku war sich gar nicht bewusst, wie sehr seine Hand zitterte, als er die Antwort eingab.
15:24 »Okay.«
★
Izuku hatte den Rest des Tages damit verbracht sich seinen Kopf darüber zu zerbrechen, was genau Shigaraki mit dieser Aktion für einen Plan verfolgte. Das einzige, was er davon hatte, waren Kopfschmerzen und ein Gesichtsausdruck, als hätte Kaminari ihn mehrfach unter Strom gestellt.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Todoroki ihn, als sie beim gemeinsamen Abendessen saßen, „Du hast kaum etwas gegessen.“
Izuku nickte nur knapp, nahm die Reisschüssel vor ihm auf den Tisch in die Hand, nur um sie dann wieder zurückzustellen. Er brachte keinen Bissen hinunter. Einzig von dem Geruch des Essens protestierte sein Magen.
„Vielleicht ist das der Hausarrest? Das ist wirklich mies...“ Kirishima musterte ihn für einen Augenblick.
„Hey, wenn du magst, darfst du deinen Frust gerne an meinem Boxsack auslassen!“
„Danke,“ Izuku erhob sich, „aber ich denke, ich werde einfach früh schlafen gehen.“
★
Izuku lag in seinem Bett, starrte an die dunkle Zimmerdecke mit kreisenden Gedanken. Trotz der Klimaanlage hatte er das Gefühl, dass es in seinem Zimmer nicht wirklich abkühlen wollte. War es im Sommer schon immer so heiß gewesen? Seine Schlafklamotten klebten an ihm, wie eine zweite Haut.
Sein Wecker zeigte kurz nach neun, als er wie vom Schlag getroffen im Bett saß. Er könnte seine Mutter anrufen! Er könnte sie fragen, ob alles bei ihr in Ordnung war, ob es ihr gut ginge. Entschlossen griff er zu seinem Smartphone und tippte bereits die Nummer seiner Mutter ein, als er innehielt.
Was, wenn sie hörte, dass etwas nicht stimmte? Izuku war schon immer ein schlechter Lügner gewesen und wenn er sie um diese Uhrzeit anrief, würde sie sich wahrscheinlich noch mehr Sorgen machen, als sie es ohnehin schon tat. Er presste die Lippen aufeinander, strich den Anruf und schrieb ihr stattdessen eine Nachricht.
21:13 »Hey Mom! Mir geht’s ganz gut. Das Leben hier ist schon sehr anders, als zu Hause. Aber es macht auch Spaß! Ich hoffe, dir geht es gut.«
Er las sich die getippten Zeilen mehrfach durch. Prüfte, ob sie wirklich passten und ob man daraus auch nur die Spur eines Verdachtes schöpfen konnte. Aber Izuku fand, dass es ziemlich normal klang. Er schickte die Nachricht ab.
Mit steigendem Herzrasen wartete er auf die Lesebestätigung. Es war spät, vielleicht schlief seine Mutter schon. Oder sie machte sich gerade etwas zu essen oder räumte auf. Sicherlich würde sie die Nachricht gleich lesen und dann antworten. Er sollte sich nicht allzu viele Sorgen machen. Wenn ihr wirklich etwas passiert wäre, dann hätte man ihn schon längst informiert.
Sein Kopf fühlte sich an, als sei er mit Steinen gefüllt. Ihm war schlecht und das leise Knurren seines Magens nahm Izuku gar nicht wahr. Er fühlte sich elend.
21:53 »Oh, Izuku! Ich freu' mich, dass es dir gut geht! Ich denke jeden Tag an dich. Mir geht es auch gut, obwohl es mich traurig macht, dich nicht mehr hier zu haben. Aber ich glaube an dich! Hab dich lieb - Mama«
Eine unglaubliche Last schien von seinen Schultern zu fallen, als seine Augen über den Display huschten. Izuku lächelte, als er ihr kurz antwortete und dann in einen tiefen und viel zu festen Schlaf fiel.
★
All seiner Erwartungen entgegen, meldete sich Shigaraki nicht am nächsten Tag. Und auch nicht am Tag danach oder am Tag darauf. Izuku hatte fest damit gerechnet, dass er sich ziemlich schnell wieder bei ihm melden würde. Insgeheim hoffte er, dass all dies nur ein böser Traum war, ein schlechter Scherz und Shigaraki ihm nur Angst machen wollte. Sicherlich würde er sich nie wieder bei ihm melden. Und dennoch, gerade die Tatsache, dass sich dieser Creep nicht bei ihm meldete bereitete ihm größere Bauchschmerzen als die Tatsache, dass er es vor wenigen Tagen getan hatte.
Unnötig viel Zeit an diesen Gedanken konnte Izuku zum Glück nicht verschwenden, denn er lernte die Big Three und All Mights früheren Sidekick Sir Nighteye kennen.
Er erfuhr eine Wahrheit, die ihn bis aufs Mark erschütterte und ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit krallte sich an ihn. Aller guten Worte und Versprechen zum Trotz.
Es wurde nicht besser.
Die Sache mit Eri machte ihm zusätzlich zu schaffen. Er hätte sie bei ihrem Treffen retten können. Hätte sie vor diesem Chisaki beschützen können. Sie hatte sich doch so sehr Hilfe suchend an ihm festgehalten. Doch stattdessen musste er tatenlos mit ansehen, wie man weiter an ihr herumexperimentierte.
Die Welle aus Schuldgefühlen, Frust und Verzweiflung brach beim Mittagessen über ihn zusammen, als Iida ihn mit seinen eigenen Worten versuchte irgendetwas aus ihm herauszukitzeln. Es war zu viel. Nur mit großer Mühe konnte er verhindern, dass er vor seinen Freunden anfing zusammenzubrechen.
Die Sorge um das kleine Mädchen ließ ihn tatsächlich seine eigene Situation vergessen.
★
Es war einen Tag nachdem er und die anderen auf Standby gesetzt wurden, an dem er eine Nachricht von Shigaraki erhielt. Es war nicht viel, nur eine Adresse und eine Uhrzeit. Izuku kannte die Adresse nicht, weshalb er die Anschrift bei im Internet suchte und fand. Er dachte, dass es vielleicht ein ähnlich belebter Ort war, wie die Mall. Doch das Gegenteil schien der Fall zu sein. Dort gab es nichts in der Nähe, was halbwegs interessant war.
07:23 »Komm allein.«
Mit aufeinander gepressten Lippen las er die zwei Worte. Es war ihm, als konnte er sie Shigaraki sagen hören.
Ausgerechnet jetzt.
Ein schlechteres Timing gab es wohl kaum. Was blieb ihm anderes übrig. Shigaraki hatte recht: er hatte keine Wahl. Als hätte Shigaraki seine Gedanken gehört, schickte er ihm noch zwei Bilder seiner Mutter.
Izuku war beim ersten Mal schockiert und panisch. Jetzt war er für einen Augenblick tatsächlich genervt.
07:36 »Okay.«
07:37 »Und hör auf mir Bilder von meiner Mutter zu schicken. Ich hab's kapiert!«
Izuku hatte noch ein wenig Zeit, bis der Unterricht losging. Er schrieb sich die Verbindungen, die er nehmen musste, fein-säuberlich auf einen Zettel und steckte diesen in die Hosentasche. Von der Uhrzeit her sollte es kein Problem sein dort pünktlich hinzukommen. Aufgrund der Umstände war sich Izuku nur nicht sicher, ob und wie lange er das Schulgelände verlassen durfte.
Ausgangsverbot hatte er offiziell nicht, allerdings hallten Aizawas Worte ihm noch immer im Gedächtnis wieder. Möglich, dass er selbst zu beschäftigt war, um ihn tatsächlich im Auge zu behalten. Abgesehen davon sollte es kein Problem sein, solange er die Ausgangssperre nicht überschritt. Andererseits konnte es sein, dass man jeden Augenblick Eris Aufenthaltsort ausmachen würde. Aber wenn er nicht hinging...
Ein mulmiges Gefühl begleitete ihn, Hand in Hand mit dem Gefühl der ständigen Bedrohung. Sein Verstand wusste, dass Shigaraki hier nicht auftauchen konnte, aber der Kerl ließ ganz offenbar seine Mutter beschatten. Wer gab ihm die Garantie, dass er ihn nicht ebenfalls im Blick hatte?
Während der gesamten Unterrichtszeit und auch nach Unterrichtsende schienen seine Paranoia nicht von ihm weichen zu wollen, blieben bei ihm, wie gute Freunde. Es erinnerte ihn wage an seine Mittelschulzeit, als Bakugō ihn noch regelmäßig schikaniert hatte. Nicht in einhundert Jahren hatte er damit gerechnet, sich diesem Gefühlscocktail noch einmal ausgesetzt zu sehen.
Izuku machte sich nicht die Mühe in sein Zimmer zurückzukehren und seine Schulsachen abzuladen. Er wollte nicht riskieren aufgehalten zu werden, um dann vielleicht noch zu spät zu kommen. Großartig herrichten wollte er sich auch nicht.
Shigaraki wollte nur mit ihm reden.
Worüber auch immer. Stain dürfte kaum ein Thema sein. Izuku schluckte schwer, als würde er damit versuchen wollen die aufsteigende Nervosität damit zurückzudrängen.
Shigaraki würde mit ihm nicht etwa über Chisaki oder Eri sprechen wollen, oder?
Es bestand der Verdacht, dass er und Chisaki zusammen arbeiteten, aber da sie ihre Namen aus der Presse heraushielten, wusste niemand, dass sie ihnen auf den Fersen waren. Izuku hatte sich zwar beim Zusammentreffen mit Chisaki ungeschickt angestellt und sie wären beinahe aufgeflogen, aber letzten Endes waren sie es nicht. Er bezweifelte, dass er einen bleibenden Eindruck bei Chisaki hinterlassen und dass er Shigaraki auf ihn angesetzt hatte.
Alleine schon der Gedanke an diese absurde Vorstellung ließ sein Herz beinahe aus der Brust springen. Er schloss die Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Er hätte doch jemanden einweihen sollen. Von Anfang an. Jetzt war es zu spät. Unpassender konnte der Augenblick der Reue nicht sein. Er hätte sich dafür selbst Ohrfeigen können.